Des Kaisers neue Kleider – Roland Boutique Series – Test Soundmodul JU-06 und Minikeyboard K-25m

Roland JU-06Titelbild


Testbericht von Klaus Feurich

Nein, wir werden uns jetzt nicht wie der Kaiser im Märchen für euch nackig machen. Aber Roland hat mit der Boutique Serie quasi einige alte Kaiser, also besser, einige ihrer alten analogen Ikonen, in neue Kleider gepackt. Und zwar mit der Boutique Serie.

Dabei ist Roland hingegangen und hat die bekannten Analogsynthis JX-3P, Jupiter-8 und Juno-106 neu aufgelegt. Nicht in analog, sondern digital und somit virtuell analog. Und in klein. Quasi zum Mitnehmen. Ich teste hier für Euch das Pendant zum Juno-106, den JU-06.

 

Gestatten, Kaiser.

Um den Sound der alten Maschinen möglichst originalgetreu emulieren zu können, bedient sich Roland derselben Technik, die man auch in der gesamten Aira Produktreihe wiederfindet. Dem „Analog Circuit Behavior“, kurz ACB. Dabei hat man sich an den Designspezifikationen der Schaltungen der Original gehalten, jede Schaltung genau untersucht und auch mit den ehemaligen technischen Produktdesignern Rücksprache gehalten. Somit wird beim ACB Modeling nicht ein Gesamtverhalten emuliert, sondern laut Roland wird jede einzelne Schaltung emuliert und dann erst zu einem Gesamtresultat kombiniert. Soviel zur Theorie.

Rausgekommen sind dabei dann im Bereich der Boutique Serie drei Geräte im Desktopformat, die allesamt die Bedienoberflächen der Originale darstellen, wobei das in Bezug auf den JX-3P bzw. JX-03 inklusive des PG-200 Programmers bedeutet. Allerdings eben alles etwas kleiner und gedrungener und mit nicht so viel Regelweg wie bei den Originalen. Und in einer limitierten Auflage.

Dazu kommen in allen Geräten natürlich noch einige Vorzüge der Digitaltechnik zur Geltung. Heißt, die Originale wurden noch um die ein oder andere Funktion ergänzt. Im Falle unseres JU-06 so zum Beispiel um ein Delay und einen Stepsequencer.

 

Fakten – Original und „Fälschung“

Schauen wir uns dann mal unseren eigentlichen Kandidaten ein wenig genauer an. Ich habe hier also einen JU-06. Dessen Ahnherr ist also der Juno-106 (http://www.vintagesynth.com/roland/juno106.php ). Das Original kam 1984 auf den Markt, hatte damals 6 Stimmen, einen DCO, einen Highpass und einen resonanten Lowpassfilter, eine Hüllkurve, einen zweistufigen Chorus und 128 Speicherplätze für Patches und Midi. Und kostet heutzutage in gutem Zustand ab 1200,- € aufwärts auf dem Gebrauchtmarkt.

Daran muss sich also unser Kandidat schon mal messen lassen.

 

Roland JU-06 standalone

 

Also kurzer Faktencheck:

  • 4-stimmiges Replica-Synthesizer-Modul des Juno-106
  • basierend auf ACB Technologie
  • integriertes USB Audiointerface 24-Bit / 44.1 kHz
  • Midi-In/Out
  • 16-Step Sequenzer
  • eingebaute 0,5 W Lautsprecher
  • 23 Parameter direkt steuerbar
  • Dual Ribbon Controller für Pitch Bend
  • Delay- und Chorus Effekt
  • Stromversorgung über 4 AA Batterien oder USB
  • Abmessungen (B x T x H): 300 x 128 x 45 mm

Das Erste, was einem dabei sicherlich auffällt: der JU-06 hat nur 4 Stimmen. Außerdem hat er auch nur 64 Speicherplätze für Patches. Dafür hat er andererseits aber auf der Habenseite einen Stepsequencer und ein zusätzliches, wenn auch ein wenig verstecktes, Delay. Und ein USB Audiointerface, sowie einen nicht durch das Filter geleiteten Audioeingang. Statt eines Pitchbenders stehen zwei Ribboncontroller zur Verfügung.

Die Bedienoberfläche ist nahezu identisch. Jeden Regler, den es auf dem Original gab, gib es auch beim JU-06. Nur eben wesentlich kleiner und in Bezug auf die Schieberegler natürlich mit wesentlich weniger Regelweg.

Der JU-06 ist derzeit (April 2016) zu einem Straßenpreis von ca. 320,- € erhältlich. Zum Lieferumfang gehört der JU-06 selber, ein Satz von vier AA Batterien und ein Faltblatt als Bedienungsanleitung. Ein USB Netzteil muss separat erworben werden.

 

Der Draht zum Volk – Anschlüsse und Verbindungen

Auf der Rückseite des JU-06 finden sich der Micro-USB-Anschluß, der für Strom und/oder den Anschluß an den PC dient und je nach Betriebszustand als Audio-/Midi-Interface dient, oder als Wechseldatenträger erkannt wird. Dazu später mehr. Dazu haben wir einen Kopfhörerausgang, einen Stereoausgang und einen –eingang. Allesamt als Miniklinke ausgeführt. Der Eingang ist zum Anschluss weiterer Boutique Synthis* gedacht und läuft nicht über den Filter. Ergänzt wird das Ganze um ein Midi In und Out. Anschlüsse für Sustain- oder Expressionpedal gibt es nicht.

 

Roland JU-06 Rückseite

 

Eine Besonderheit stellt der USB Anschluss dar. Dieser dient nicht nur als Anschluss für die Stromversorgung und kann, man ahnte es schon, bei Anschluss an den PC auch als USB Midi Device verwendet werden. Nein, der USB Anschluss kann auch noch als Audiointerface dienen. Unter Windows 10 ist dafür nicht mal ein eigener Treiber nötig. Kleiner Haken an der Sache: das Audiointerface arbeitet nur mit 44,1kHz und 16-bit. Für das kurze Aufzeichnen von Soundskizzen damit sicher gut geeignet. Oder auch, wenn nur der JU-06 angeschlossen werden soll. Für die die Verwendung im Studio parallel zu anderen Audioquellen eher weniger. Aber da spielen dann auch noch andere Gründe eine Rolle. Klitzekleines Problem: bei reiner Verwendung des USB Anschlusses wird natürlich der integrierte Lautsprecher nicht abgeschaltet. Da muss man dann halt doch noch ein Kabel oder zumindest einen Stecker reinstecken.

Sehr schön auch: mittels Tastenkombination beim Einschalten lässt sich der JU-06 in ein USB Flashdrive „verwandeln“. Und damit kann man dann die internen Soundbänke einfach mal gerade auf dem PC speichern oder eben wieder an den JU-06 übertragen. Das geht mit ganzen Bänken, aber auch mit einzelnen Sounds.

*Anmerkung: über Midi Out und Stereo In ist der JU-06 kaskadierbar, um mittels eines zweiten Gerätes die Stimmenanzahl auf acht Stimmen zu erhöhen.

 

Erste Begegnung – Oberfläche und Bedienung

Hui. Der ist aber doch ganz schön klein. Damit ihr mal einen Eindruck habt, hab ich mal mein „Patschehändchen“ mit aufs Bild gepackt. Allerdings fühlt sich das trotz seiner „Größe“ alles richtig gut und stramm an. Und ist auch gut zu bedienen. Selbst für meine „Wurstfingerchen“.

 

Roland JU-06 Größenvergleich

 

Die Oberfläche ist natürlich nahezu identisch mit dem Vorbild und das heißt in erster Linie, dass man alle Regler direkt im Blick und vor allem, im Griff hat. Fasst sich auch alles gut und solide an und man hat nicht die Angst, da schnell etwas versehentlich kaputt machen zu können. Das Ding ist solide!

Allerdings hat der JU-06 natürlich noch einige Funktionen mehr als sein Vorbild. Und diese lassen sich jeweils durch einige wenige Tastenkombinationen erreichen und bearbeiten. Es handelt sich dabei meist um Tastenkombinationen aus dem Taster „Manual“ in Verbindung mit Bank, Patch oder Chorus Tastern. Auf die Art und Weise kommt man auch an den integrierten Stepsequencer und den zusätzliche Delayeffekt.

Delay?! Ja, Delay. Der JU-06 hat zusätzlich zu den Effekten des Vorbildes auch noch ein in wenigen Stufen regelbares Delay, was eine immense Räumlichkeit erzeugen kann.

Stepsequencer?! Ja, auch einen Stepsequencer bringt das Kistchen mit. Mit 16 Steps und 16 Pattern. Und per Midi Clock sogar synchronisierbar. Klingt erst mal schick. Ist auch recht gut zu programmieren. Aber – ja leider, hier kommt schon das erste „aber“ in diesem Test – aber, der Stepsequencer ist nicht transponierbar. Bzw. die Tonhöhe lässt sich nicht ändern. Weder per Tastatur, noch per Midi. Heißt, die Sequenz wird immer genau auf der Tonhöhe abgespielt, in der sie programmiert wurde. Das darf eigentlich echt nicht wahr sein. Damit nimmt man der ganzen Sache komplett den Sinn. Bedeutet dies doch, dass man für Tonhöhenänderungen jedes Mal ein weiteres Pattern für die benötigte Tonhöhe programmieren muss. Und dann sind 16 Pattern auf einmal gerade noch für vielleicht zwei bis drei Songs ausreichend. Also nix mit gerade mal ne schicke Bassline programmiert und dann per Keyboard die Keynote geändert. Läuft nicht. Schade.

An Bedienungsanleitung hat Roland übrigens nur ein mehrsprachiges Faltblatt dazugegeben. Aber das ist auch völlig ausreichend. Die wenigen Tastaturkombinationen, die man immer wieder mal braucht hat man sehr schnell im Kopf. Ansonsten halt kurz nachgeschaut. Viel einstellen muss man ja nicht. Und ein ausführliches Tutorial zur Klangerzeugung mittels subtraktiver Synthese muss man ja nun wirklich nicht bei jedem Synth dabei haben.

 

What it’s all about – Der Sound

Also erstmal einen Sound ausgewählt und ausprobiert. Erst Bank wählen, dann Patch und los geht’s. Die Regler arbeiten übrigens alle im „Jump“ Mode. D.h. sie ändern den jeweiligen Wert sofort auf die Stellung des Reglers und regeln nicht erst ab dem ursprünglichen Wert.

Soundtechnisch haben wir hier dann alles andere als „Spielzeug“. Das kleine Kistchen macht richtig ordentlich Druck. Und steht seinem großen Bruder nicht in viel nach. Sogar die Selbstoszillation des Filters ist möglich. Die Klangerzeugung des ACB zeigt sich also wie auch bei den Geräten der Aira Serie von seiner besten Seite. Gerade auch durch die integrierten Effekte lassen sich die Sounds noch weiter aufwerten. Trotz des Stereoausgangs ist die Klangerzeugung des JU-06 dabei übrigens mono. Erst durch Einsatz des Chorus erhält man ein Stereosignal.

Da der JU-06 der Synthie der Boutique Reihe mit dem „größten“ Regelweg der Schieberegler ist, kann man hier natürlich auch ein wenig besser bzw. nuancierter in die Klanggestaltung eingreifen, als bei den anderen Mitgliedern der Reihe.

Mir persönlich gefällt lediglich das Rauschen des Chorus nicht ganz so, aber das ist eben eine Anlehnung an das große Vorbild und lässt sich dankenswerterweise über das Optionsmenü in seiner Intensität in zwei Stufen regeln bzw. ganz abschalten.

Ich hab euch mal ein paar Klangbeispiele fertig gemacht. Abgesehen vom letzten Beispiel wurde direkt trocken in die DAW aufgenommen. Lediglich im letzten Beispiel sind zwei Spuren gemischt und mit FX versehen worden.


Klangbeispiel 1: Padsound 1

 

Klangbeispiel 2: Padsound 2

 

Klangbeispiel 3: Bass

 

Klangbeispiel 4: Plucksequenz

 

Klangbeispiel 5: Delay FX (stufenweise zugeschaltet)

 

Klangbeispiel 6: Selbstoszillation Filter

 

Klangbeispiel 7: 2 Spuren plus externe FX


Ich finde, dass klingt alles doch schon sehr amtlich und ordentlich. Und vor allem besser als all das, was ich bisher an VSTi zu dem Thema hab hören dürfen.

Wenn ihr mehr hören möchtet, weitere Klangbeispiele und Videodemos findet ihr auf YouTube zur Genüge.

 

Der große Schwachpunkt: Midi

Bei der Midi-Implementation treffen wir auf die zweite und in meinen Augen als Studiomusiker entscheidendere Schwachstelle des JU-06.

Warum? Natürlich hat der JU-06 MIDI und natürlich funktioniert das auch. Aber eben nur in den leider nur in den unbedingt notwendigen Grundzügen.

Im Detail: Leider kommt es meist unweigerlich zu Problemen, wenn man im Zusammenspiel mit der K-25m Tastatur den JU-06 als „Masterkeyboard“ für die Aufnahme verwendet. D.h., dass es gerne zu Schleifen bei aktivierter Monitorfunktion der DAW kommt, die der JU-06 dann mit absoluter Gehorsamsverweigerung quittiert. Das ist nicht wirklich schön.

Grund hierfür ist in erster Linie die nicht abschaltbare interne Midi Clock des JU-06. Diese kennt nämlich leider nur Master und Slave, nicht aber off. Heißt: wenn man nicht über die DAW Midi Clock Daten an den JU-06 sendet, erzeugt der JU-06 seine eigene Midi Clock und vor allem: sendet diese auch! Immer! Hat man jetzt sowohl MIDI In als auch Out des JU-06 aktiviert, führt dies unweigerlich zu einem Überlauf an Mididaten am Eingang des JU-06, so dass dieser dann auf nichts mehr reagiert bzw. reagieren kann.

Der viel größere Schwachpunkt ist aber die, abgesehen von den Grundfunktionen, völlig fehlende Verarbeitung von Midi Controllerdaten (CC). Selbst einen Programchange kann der JU-06 nur empfangen, nicht aber senden. Auch das wäre noch verschmerzbar. Aber, und dafür habe ich kein Verständnis, es wird nicht ein einziger Regler des JU-06 übertragen oder empfangen. Und kann damit auch nicht aufgezeichnet werden. Und das bei einem rein digitalen Gerät. Ich verstehs nicht. Bedeutet das doch, dass der JU-06 in einer Arbeitsumgebung mit DAW eigentlich nur für statische Sounds verwendet werden kann, da eine reproduzierbare Aufzeichnung von Klangänderungen über die Bedienoberfläche nicht aufzuzeichnen ist. Vor allem ginge es dabei ja nur um eine Realisation per Software. Da wäre keine weitere Hardware für notwendig gewesen. Im Livebetrieb einer Performance ist das sicherlich unerheblich, im Studiobetrieb hingegen nicht.

 

Sinnvolles Zubehör – das Minikeyboard K-25m

Als praktisches Zubehör für den JU-06 und natürlich auch die anderen Mitglieder der Boutique Serie bietet Roland das K-25m Minikeyboard an.

Wie der Name impliziert, handelt es sich um ein Keyboard mit insgesamt 25 Minitasten , also gut zwei Oktaven. Das Keyboard ist in der Lage Velocitydaten zu erzeugen, nicht aber Aftertouch. Das ist für die Verwendung mit den Boutique Synthies allerdings auch nicht nötig. Die Velocity hingegen kann bei den Modulen aktiviert werden. Allerdings ist die Auflösung der Velocity schon ein wenig, sagen wir mal, gewöhnungsbedürftig. Der Druckpunkt der Tasten hingegen ist ordentlich und bietet gutes Feedback.

 

Roland K-25m

 

Die Verarbeitung des K-25m ist mehr als ordentlich. Die Seitenteile bestehen dabei nicht aus Plastik, sondern aus Alu. Die Module selber werden einfach an zwei Nasen seitlich „eingehängt“ und per Flachkabel mit der Tastatur verbunden. Mittels eines Aufstellers lässt sich das Soundmodul dann auch zur einfacheren Bedienbarkeit aufstellen. Möchte man dies nicht, arretiert sich das Modul in der horizontalen Stellung und fällt somit z.B. beim Transport auch nicht versehentlich aus dem K-25m.

Wobei besagtes Flachkabel die einzige Schwachstelle des Ganzen darstellen dürfte. Einmal ins Modul eingesteckt, sollte man dieses nicht zu oft entfernen, weil der Anschluss im Modul versenkt montiert ist und sich das Kabel dort nur schwer fassen lässt. Man zieht also immer eher am Kabel als am Stecker und das macht leider kein Flachkabel lange mit.

 

Gesamteindruck – Wo Licht ist, ist auch Schatten

Ich werde heute mal zusätzlich zum eigentlichen Fazit noch ein wenig ausführlicher Resümee ziehen, da ich meine doch zum Teil leider ein wenig zwiespältigen Eindrücke nicht nur in einigen wenigen Sätzen eines Fazits zusammenfassen kann. Dabei fange ich mit dem an, was mir am JU-06 nicht gefallen hat.

Nicht gefallen haben mir direkt als Allererstes die Anschlüsse selber. Wir haben es zwar mit einem kleinen Gerät zu tun, aber müssen deswegen wirklich alle Anschlüsse außer den MIDI-Buchsen in „Mini“ ausgeführt werden?! Ich weiß, ich mecker normalerweise ja sogar schon bei Mini-USB Anschlüssen aufgrund der Haltbarkeit und Befestigungssicherheit, aber hier werden von Roland sogar Micro-USB verwendet. Das muss, denk ich, nicht wirklich sein. Sowas hat man zwar heute, wenn man ein Smartphone besitzt, zuhause und kann somit ohne weiteres Kabel den JU-06 problemlos an den PC anschließen, aber mehr auch nicht. Gerade diese Micro-USB-Buchsen reagieren extrem empfindlich auf Zug und Stoß.

Ebenso die als Miniklinke ausgeführten Audioanschlüsse. Platz für normale 6,3mm-Buchsen wäre sicher dagewesen. So benötigt man im Studio entweder Adapter oder ein entsprechendes Kabel, was eben nicht immer direkt zur Verfügung steht. Aber gut. Das scheint bei Geräten dieser Klasse so mittlerweile üblich zu sein.

Gefreut hätte ich mich auf alle Fälle aber darüber, wenn bei dem Preis des JU-06 wenigstens ein Netzteil, wenn nicht auch noch eben ein entsprechendes Audiokabel oder wenigstens –adapter dabei gewesen wäre. Beides leider Fehlanzeige. Auch gut.

Was mich aber wirklich richtig stört sind zwei andere Tatsachen:
Das ist zum einen, dass es nicht möglich ist, irgendwelche Midicontrollerdaten (CC) außer Programchange mit dem  JU-06 verwenden zu können. Dadurch hat man somit keine Möglichkeiten, Klangänderungen via DAW aufzuzeichnen und wieder abzurufen. Okay, das konnte das Original auch nicht. Zumindest nicht per Midicontroller (CC). Aber immerhin doch als Realtime SysEx. Immerhin. Genau so wie komplette Patchdaten. (Danke an den Kollegen Perry Staltic für den freundlichen Hinweis.) Aber hier beim JU-06 wäre es möglich und warum sollte man es dann nicht nutzen? Vor allem, da es ja nur einer Implementation in der Software bedürfte. Das ist nicht gut.

Und zum anderen, dass der integrierte Stepsequenzer nicht per Tastatur transponierbar ist. Damit ist der, so leid es mir tut, eigentlich nicht wirklich brauchbar. Außer, man programmiert ihn für jede benötigte Tonhöhe innerhalb eines Arrangements einzeln. Aber das steht dem eigentlichen Zweck, hier kurz und intuitiv innerhalb einer Livesession auf Sequenzen zugreifen zu können leider entgegen. Schließlich müsste ich so für jedes Arrangement/Song den JU-06 neu mit Daten füttern. Das ist nicht nur nicht gut, sondern mehr als Schade!

 

Roland JU-06

 

Aber lieber zu dem, was mir gefallen hat.

Und da kommt natürlich an allererster Stelle sofort der Sound! Ich habe zwar keinen Juno-106 zum direkten Vergleich hier, aber das tut der Sache keinen Abbruch.

Der Sound des JU-06 bringt genau das, was ich mir von der Replika eines Juno erwartet habe. Von knackigen brachialen Bässen, über typische Juno Pads bis hin zu schicken Leadsounds, alles da. Selbst das Filter lässt sich bis zur Selbstoszillation treiben. Und das alles kräftiger und besser, als es mit einem VSTi je machbar wäre. Abgesehen natürlich davon, dass es viel schöner ist, an einem Gerät zu schrauben, als mit der Maus Bits zu schubsen. Und, genau wie beim Original: es ist eigentlich nicht möglich, einen Sound zu schrauben der NICHT klingt!

Dann ist hier natürlich die Verarbeitung zu erwähnen. Die ist sowohl bei JU-06 als auch bei K-25m hervorragend. Alle Regler fassen sich gut an und vermitteln einen sehr robusten Eindruck. Da wackelt nichts. Auch der Widerstand der Schieberegler verspricht einerseits, so schnell nicht auszuleiern und ist andererseits genauso, dass man mit viel Feingefühl regeln kann. Trotz des geringen Regelweges. Insgesamt ist das schon ein schickes und hochwertiges Stück Hardware. Da macht das Schrauben am Gerät auf alle Fälle jede Menge Spaß. Und rechtfertigt damit auch sicher schon mal den doch nicht ganz so geringen Preis.

Auch sehr schick sicher die Anbindung an den PC per USB. Einerseits als Midi- bzw. Audiointerface, wenn auch mit Einschränkungen, und andererseits zur Sicherung der Patches.

 

Fazit

Der Sound eines Klassikers zu bezahlbaren Preisen. Ja, den gibt es hier. Der Sound stimmt, das Feeling und die Haptik auf alle Fälle auch. Ein wenig schwächeln tut der JU-06 im Detail. Und zwar  bei der fehlenden Midi Implementierung und dem nicht ganz praxistauglichen internen Stepsequenzer.

Dennoch ist der JU-06 mehr als ein als Hardware ausgeführtes VSTi. Insbesondere der Sound und die Bedienbarkeit machen den JU-06 zu einer lohnenden Investition. Mit den nur 4 Stimmen kann man sich dabei sicher arrangieren.

Für den ernsthaften Studioeinsatz fehlen sicher einige Features, aber in dem Marktsegment, in dem der JU-06 meines Erachtens eigentlich beheimatet sein dürfte, und da sehe ich die vielen Liveperformer mit ihren vielen kleinen unterschiedlichen Kistchen dieser Größe vor mir, ist das sicher nicht das Problem. Und er ist trotz seiner Größe definitiv mehr als nur ein „Spielzeug“!

Ob das ebenfalls sehr robuste Minikeyboard K-25m notwendig ist, ist in erster Linie sicher eine Frage des persönlichen Geschmacks. Für das kurze Austesten von Sounds und jenseits des Einsatzes eines (Hardware-)Sequenzers oder eines ausgesuchten Masterkeyboards ist es auf alle Fälle als Zubehör zu empfehlen.

 

Roland JU-06

 

Plus

+ authentischer Sound

+ hochwertige Verarbeitung

+ USB Audio Interface mit zusätzlichem Input

 

Minus

– nur 4-stimmig

– Stepsequencer nicht über Tastatur in Tonhöhe transponierbar

– keine Implementation von Midicontrollern (CC)

– Miniklinkenanschlüsse / Micro USB Anschluss

– kein Netzteil im Lieferumfang

 

Preis und Bezugsquellen

Sowohl das Soundmodul JU-06 als auch das Minikeyboard K-25m sind im Musikfachhandel erhältlich. Aber Achtung, die Soundmodule der Boutique Reihe sind nur in limitierter Stückzahl erhätlich.

Soundmodul JU-06
Straßenpreis um 319,- €
Minikeyboard K-25m
Straßenpreis um 99,-

Link zur Herstellerseite:

http://www.roland.com/products/ju-06/


Klaus Feurich
Über Klaus:
Musiker und Techniker: Keyboards, Gitarre, Sounddesign, Ton- und Studiotechnik, Computertechnik
http://lunymarmusic.com

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