Testbericht: TEGELER AUDIO MANUFAKTUR CRÈME – Hardware aus deutschen Landen

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Ein Testbericht von Andreas,
veröffentlicht am 21.09.2016

Tegeler Audio Manufaktur Crème Compressor Sektion
Tegeler Audio Manufaktur Crème Compressor Sektion

Auch wenn ich hauptsächlich, schon seit vielen Jahren, mit Audio-Plugins arbeite, wage ich immer mal wieder gerne einen Blick in die Welt der Hardware, dort, wo die Geräte noch Knöpfe und Schalter haben, dort, wo aufgrund elektrischer Schaltungen legendärerer Klang geschaffen wird und dort, wo es wieder Kabel braucht, um die Signalkette aufzubauen.

Durch eine Sonderaktion der in Berlin ansässigen Firma Tegeler Audio Manufaktur bin auf den Crème Bus-Kompressor und Mastering-Equalizer aufmerksam geworden. Im Rahmen dieser Aktion versendet die Tegeler Audio Manufaktur an interessierte Tonschaffende ein Exemplar des Crème zum Antesten, und zwar kostenfrei für 2 Wochen. Wer danach nicht mehr vom Crème lassen kann, der kann selbigen, selbstverständlich nach Begleichen der Rechnung, welche vorsichtshalber direkt mitgeschickt wird, behalten. Da habe ich dann auch zugegriffen und nun steht der Crème in meinem Studio.

Wenn eine renommierte Firma eine solche Aktion startet, dann darf man davon ausgehen, dass in das Produkt, welches zum Antesten an Musikschaffende verschickt wird, ein enormes Vertrauen gebracht wird, ich schätze, dass die Tegeler Audio Manufaktur davon ausgeht, das viele der Geräte nicht mehr zurückgesandt werden (aber dafür dann halt eine gewisse Summe für den Kauf desselben den Besitzer wechselt), bedingt durch die Leistung des Crème.

Was ist der Crème?

Der Crème setzt sich zusammen aus einem analogen BUS-Kompressor und einem passiven Equalizer im PULTEC Style, diese Verbindung erlaubt es sowohl klangliche Beeinflussung durch die beiden EQ Bänder vorzunehmen als auch etwas Kompression einzusetzen, um den Klang druckvoller und wärmer zu gestalten. Die Idee dahinter ist sicherlich ein Tool zu bereitzustellen, dass es erlaubt, ohne große Geräteparks erwerben zu müssen, ein sehr gutes Mastering-Resultat zu liefern.

Tegeler Audio Manufaktur -Crème
Tegeler Audio Manufaktur Crème

Die Verpackung

Edel, edel, das war zumindest mein Eindruck, als ich den Karton öffnete, eine feine Holzkiste a là edler Weine umgibt den Crème, nicht nur der wertige Aspekt spielt hier eine Rolle, sondern auch die Sicherheit für den Versand, denn der Crème ist so gut in der Holzkiste verstaut, dass auf dem Transportweg eigentlich nichts passieren kann. Mitgeliefert wird ein Netzkabel sowie eine englischsprachige Bedienungsanleitung, welche nicht unbedingt notwendig ist, da Audioprofis die Schalter und Regler sofort verstehen werden.

Anschlüsse

Neben dem Netzanschluss verfügt der Crème über vier symmetrische XLR-Buchsen, richtig geraten, zwei für den Stereo-Eingang und zwei für den Stereo-Ausgang. Es empfiehlt sich, passende XLR zu symmetrischer Klinke-Adapter zu erwerben, falls (wie in meinem Fall) das Audiointerface nicht über XLR-Buchsen für die zusätzlich benötigten Ein- und Ausgänge verfügt.

Tegeler Audio Manufaktur Crème Rückseite
Tegeler Audio Manufaktur Crème Rückseite

Einbinden in das Audiosystem

In meinem rein auf Audio-Plugins ausgerichteten Musikproduktionssystem musste ich erst einmal schauen, wie ich ein reines Hardware-Gerät so einschleife, dass ich es über die DAW wie einen virtuellen Effekt ansprechen kann. Also war ein Blick in das Handbuch meiner Lieblings-DAW CUBASE 8 nicht zu umgehen. Mein Audiointerface, ein KOMPLETE AUDIO 6 von Native Instruments, verfügt über ausreichend Eingänge, um zumindest ein Hardware-Gerät einzubinden. Ich beschreibe einmal, wie ich das bewerkstelligt habe, wer sich damit bereits auskennt, kann ja unten weiterlesen.

Externe Audio Hardware in CUBASE einrichten

Also… Die XLR-Kabel (2 x XLR Männchen auf Klinke und 2 x XLR Weibchen auf Klinke) verbinde ich an den XLR-Buchsen mit dem Crème, die beiden Ausgänge des Crème gehen in die Eingänge 3 und 4 des Audiointerfaces, die beiden Eingänge des Creme beziehen ihr Signal aus den Ausgängen 3 und 4 des Audiointerfaces. Vorab müssen diese Aus- und Eingänge des Audiointerfaces erst in CUBASE aktiviert sein, dazu wird in CUBASE unter dem Menüpunkt „Geräte“ – „VST Verbindungen“ ausgewählt, dort kann dann ein BUS hinzugefügt werden in dem die Eingänge 3 und 4 aktiviert werden. Das Gleiche muss in den VST-Verbindungen dann für die Ausgänge 3 und 4 angewendet werden.

Cubase externe Hardware Effekte einrichten
Cubase externe Hardware Effekte einrichten

Erfreulicherweise finden wir in den Einstellungen „VST-Verbindungen“ auch einen Reiter mit der Beschriftung „Externe-Effekte“ hier richten wir nun einen Send Bus für die Ausgänge 3 und 4 und einen Return Bus für die Eingänge 3 und 4 ein. Dann geben wir dieser Einstellung noch den Namen „Crème“ und alles ist gut. Nun kann der Crème als Externe-Hardware in Cubase genutzt werden, dazu ist es nur notwendig auf der gewählten Spur unter „Insert Effekte“ den Menüpunkt „Externe-Plugins“ zu wählen und dort den Crème auszuwählen. Der Output Regler am Crème muss nun noch angepasst werden so das die Eingänge 3 und 4 des Audiointerfaces nicht ins Clipping fahren.

Cubase externe Hardware Effekte im Insert verwenden
Cubase externe Hardware Effekte im Insert verwenden

Der Aufbau des Crème

Schaltsektion

Tegeler Audio Manufaktur Crème Schalter
Tegeler Audio Manufaktur Crème Schalter

Links finden wir den Bypass-Schalter der es uns ermöglicht, einen Vergleich vom bearbeiteten Signal (WET) zum Originalsignal (DRY) auszuführen, unter diesem Schalter finden wir einen weiteren Dreiwege-Kippschalter, welcher die im Crème bereits integrierte frequenzabhängige Sidechain-Funktion über zwei Low Cut Filter steuert. Hier können wir einstellen, ob der Bus-Kompressor ab 60 Hz oder ab 120 Hz arbeitet, die dritte Möglichkeit ist, dass der Compressor ohne Low Cut seinen Dienst versieht, dies trägt die Bezeichnung Full.

Eine weitere sehr geniale Möglichkeit ist dass wir entscheiden können ob das Audiosignal zuerst durch den Bus-Kompressor und danach durch den passiven Pultec Style Equalizer gesendet wird oder eben umgekehrt also erst durch den passiven Pultec Style Equalizer und danach durch den Bus-Kompressor. Diese Schaltung erfolgt über den dritten Schalter und kann enormen Einfluss auf das resultierende Audiosignal haben.

Alle drei Schalter haben eine sehr gute Haptik und machen einen sehr stabilen Eindruck, was heißen soll, dass auch nach Tausenden von Schaltvorgängen hier nichts hakt.

 

 

 

 Der passive Equalizer im PULTEC Style

Tegeler Audio Manufaktur Crème EQ Sektion
Tegeler Audio Manufaktur Crème EQ Sektion

Der passive Equalizer wurde anhand einer PULTEC Schaltung entworfen mit komplexen Schaltungen, welche wie auch das hoch geschätzte Original auf Spulen und Kondensatoren basieren. Der PULTEC Equalizer ist nicht ohne Grund seit Jahrzehnten legendär, er gibt dem Audiosignal die nötige Straffheit und den seidigen Glanz, den kaum ein anderer Equalizer so bieten kann.

Die Tegeler Audio Manufaktur hat im Crème die aufwendige Schaltung an die Anforderungen, die der Crème erfüllen soll, angepasst. Wir finden einen Drehschalter für den Low Boost der auf fünf Werte begrenzt ist, was absolut ausreicht, der Low Frequenz Schalter kann insgesamt sechs Frequenzbereiche auswählen, als da wären 20 Hz, 30 Hz, 60 Hz, 100 Hz, 140 Hz und 200 Hz. Bei dem High Boost Regler finden wir wieder 5 Schaltstufen und der High-Frequenz-Regler lässt folgende Frequenzen bearbeiten: 10 kHz, 12 kHz, 16 kHz, 18 kHz, 20 kHz und 24 kHz.

Die Festlegung der Frequenzen wie auch der Verstärkung hat den immensen Vorteil, dass wir einen Total-Recall durchführen können, zumindest dann, wenn wir die Boost- und Frequenzwerte beim Mastern notieren und möglichst auch abheften.

Die Kompressor Sektion

Tegeler Audio Manufaktur Crème Compressor Sektion
Tegeler Audio Manufaktur Crème Compressor Sektion

Auch in der Kompressor-Sektion wurden hauptsächlich feste Werte in die Schaltung implementiert, die Ausnahme ist der Treshold-Regler welche eine feine Rasterung aufweißt, der Attack-Schalter kann mit den Werten 0,1, 0,3, 1, 3, 10 und 30 belegt werden, der Release Regler lässt sich auf 0,1, 0,3, 0,8, 1,2 und Auto, also automatisches Ausschwingen des Kompressionsvorgangs, schalten.

Der Bus-Kompressor des Crème basiert auf einer VCA-Schaltung und kann ordentlich in das Klanggeschehen eingreifen oder nur das letzte Quäntchen an Druck für das Mastering verleihen, das ist Einstellungssache.

Anzeigeinstrument und Netzschalter

Tegeler Audio Manufaktur Crème VU Meter
Tegeler Audio Manufaktur
Crème VU Meter

Ein edles VU-Meter das den Grad der Kompression in Dezibel angibt prangt leicht erhaben auf der rechten Seite des Crème, es ist mit weißem Licht illuminiert und zeigt einen Wertebereich von 0 dB bis 20 dB an.

Neben dem VU-Meter finden wir die Aktivitätsanzeige in Form einer gelb leuchtenden Anzeige und den Kippschalter, der für das Einschalten der Netzspannung notwendig ist.

Wie klingt der Crème?

Der Crème klingt „Erste Sahne“ wenn ich das einmal so ausdrücken darf, er ist weder aufdringlich noch mulmig, die Höhen bleiben erhalten und bekommen durch Einsatz des Crème einen seidigen Glanz, die unteren Frequenzbereiche profitieren durch den Crème mit einem viel kräftigeren Fundament. Ich habe einige Klangbeispiele erstellt, erst ist jeweils das unbearbeitete Signal zu hören und darunter das mit dem Crème veredelte Audiosignal.

Klangbeispiel Vocals ohne Crème (Quelle: http://freevocals.com/)


Klangbeispiel Vocals mit Crème


Klangbeispiel Piano ohne Crème (Der Piano Sound basiert auf einer Mischung aus:NI The Giant, Toontrack EZKeys – The Grand, XLN-Audio Addictive Keys – Studio Grand)


Klangbeispiel Piano mit Crème


Klangbeispiel Drums ohne Crème (die Drums stammen aus Toontracks EZDrummer 2)


Klangbeispiel Drums mit Crème

Einsatzbereiche

Der Crème eignet sich vor allem für das Mastering, dabei macht er einen so guten Job, dass die Frage aufkommt „Was habe ich eigentlich vorher ohne den Crème gemacht?“, glaubt Ihr nicht? Nun aktuell besteht die Möglichkeit den Crème für 2 Wochen kostenlos zum Antesten zu ordern, schaut mal auf die Tegeler Audio Manufaktur Webseite (Link weiter unten), so könnt Ihr selbst nachvollziehen, was ich hier als extrem „suchtgefährdend“ (im absolut positiven Sinne) beschreibe.

Neben dem Einsatzbereich im Mastering Prozess macht der Crème aber auch eine sehr gute Figur im Stereo-Bus für Instrumentengruppen und natürlich auch auf Stereospuren für einzelne Instrumente.

Technische Daten

  • Stereogerät
  • EQ und Kompressor in der Reihenfolge umschaltbar
  • Lowcut-Filter im Side-Chain

Equalizer

  • Passiver EQ nach dem Pultec-Prinzip
  • Bass-Anhebung Frequenzen: 20-30-60-100-140-200Hz
  • Bass-Anhebung Pegel: 0-5dB schaltbar
  • Höhen-Anhebung Frequenzen: 10-12-16-18-20-24kHz
  • Höhen-Anhebung Pegel: 0-5dB schaltbar

Buskompressor

  • Lowcut-Filter: 60-120Hz
  • Attack: 0,1-0,3-1-3-10-30ms
  • Release: 100-300-600ms-1,2s-Auto
  • Ratio: 1,5-2-4-10
  • gerasterte Potis
  • Frequenzgang: 20 – 40.000 Hz +/- 1,5dB
  • Symmetrischer Ein- und Ausgang
  • interne Stromversorgung mit hochwertigem Ringkerntransformator
  • Höhe: 88,4mm (2HE), Breite: 483mm, Tiefe: 250mm

Fazit

Ich kann mir den Spruch „Crème de la Crème“ nicht verkneifen, das ist aller feinste Sahne, was der Crème von der Tegeler Audio Manufaktur zu leisten vermag, fast hat man das Gefühl, es wäre ein Exiter im Einsatz, aber eben ohne dessen Nachteile, wie zu spitze Höhen oder zu aufgeblasene Bässe.

Der Crème verbessert den Klang, ohne dabei aufdringlich zu klingen, es klingt einfach so, wie es klingen sollte, denn schalte ich den Crème in den Bypass-Modus, dann fehlt sofort das gewisse Etwas.

Ich bin ja eigentlich mehr im Plugin Lager unterwegs und arbeite mit vielen wirklich sehr guten hochwertigen Plug-Ins von Eventide, iZotope, Waves, Melda Production, Toontrack, SPL, Elysia und vielen mehr, dass mich der Ausflug in das Hardware-Lager jetzt so beeindruckt hat, habe ich eigentlich nicht erwartet. Ich bin jetzt schon traurig, dass ich den Crème leider wieder zurückschicken muss.

Hier gibt es noch etwas auf die Ohren, und zwar einen Song von mir, den ich mit dem Crème gemastert habe, viel Spaß beim Hören:

Preis und Verfügbarkeit

Der Crème kostet der derzeit 1.699,00 Euro (Preise inkl. 19% Mwst. zzgl. Versand) und ist bei der Tegeler Audio Manufaktur sofort lieferbar.

www.tegeler-audio-manufaktur.de/creme_bus_kompressor_mastering_equalizer
Buenasideas_Tipp

Plus

+ Sehr gutes Klangverhalten

+ Einfache Bedienbarkeit, schnelle Ergebnisse

+ Selbsterklärend

+ Für das Gebotetene sehr preiswert

+ Vielseitig einsetzbar

Minus

– Nichts was mir aufgefallen wäre, nun gut…. außer das ich den Crème leider wieder zurücksenden muss 🙂

Und hier gibt es für ein außergewöhnlich gutes und absolut edles Produkt den verdienten BuenasIdeas Tipp!

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