Testbericht: EAReckon EAReverb 2 – La réverbération, c’est moi!

Immer wenn wir hier bei BuenasIdeas Wind davon bekommen, dass EAReckon alias Philippe Decuyper ein neues Plugin veröffentlicht, dann spitzen wir sofort unsere Ohren, denn der gute Philippe hat unsere Erwartungen bisher noch niemals enttäuscht, sondern regelmäßig übertroffen.

Seit ich hier vor gut einem halben Jahrzehnt vom reinen Leser zum Testberichterstatter mutierte, begleiten mich Plugins von EAReckon, drehte sich doch mein allererster Testbericht überhaupt um die ANALOG87 SERIES, eine Suite praktischer und gut klingender Arbeitspferde, die seitdem nach wie vor meinen Plugin-Ordner bewohnen und auch keinen Rauswurf zu befürchten haben. Einige Jahre später gesellte sich noch das EARebound hinzu, welches ein sehr inspirierendes Multitap-Delay darstellt, das außergewöhnlicherweise mit mit einer raffinierten “TR-x0x-Programmierung” aufwarten kann.

Auch zwei weitere Produkte, die Kollege Andreas, dereinst auf dem Seziertisch begutachtete, nämlich TransReckon und EAReverb, erhielten von ihm höchstes Lob, insbesondere das Letztere, ein algorithmisches Hall-Plugin mit einem überzeugend dichten Klang, gilt bei ihm seitdem als Vergleichsreferenz in punkto Reverb, wenn er mal andere Vertreter dieser Gattung auf dem Prüfstand hat (aber treue BuenasIdeas-Leser wissen das natürlich schon längst…).

Gegen Ende vergangenen Jahres hat Philippe Decuyper eben diesen Software-Verhaller zum alten Eisen erklärt (die vereinfachte SE-Version ist bislang aber weiterhin im Angebot), jedoch lediglich, um mit dem EAReverb 2 einen Nachfolger zu präsentieren, der dem Erstgeborenen nun gerne den Rang ablaufen möchte und daher auch das dazu notwendige Plus an Ausstattung mitbringt.

Facelifting…

Rein äußerlich hat sich auf jeden Fall etwas getan, EAReverb 2 hebt sich optisch deutlich vom Vorgänger ab und präsentiert sich im Look jüngerer EAReckon-Kreationen, wie etwa dem TransReckon. Im Vergleich zum alten EAReverb wirkt das GUI dunkler, nüchterner und technischer, die schon vorher gegebene Übersichtlichkeit wurde dabei meiner Meinung nach noch verbessert. Insgesamt wirkt das EAReverb 2 rein optisch sehr ansehnlich und professionell, das Auge hört manchmal eben doch mit, n’est pas, Philippe…?! 😉

EAReverb vs. EAReverb 2
EAReverb vs. EAReverb 2

Und wie es sich für ein professionelles Plugin geziemt, ist es sowohl für Windows als auch für OSX in 32 Bit und in 64 Bit verfügbar, an Formaten stehen für Windows VST2, VST3 sowie AAX bereit, für OSX gibt es zusätzlich zu diesen auch noch das obligatorische AU.

Mit den Plugins von EAReckon hatte ich bisher noch nie irgendwelche Probleme bei der Installation und im Betrieb, und so ist es erfreulicherweise auch beim EAReverb 2 der Fall. Die benötigten Setup-Dateien kann man sich im EAReckon-Account ziehen, dort gibt es ebenfalls die zur Aktivierung notwendigen Authorisations-Mechanismen.

Die zuvor nach dem Kauf gelieferte Seriennummer muss zunächst im separat anzulegenden Account registriert werden. Anschließend kann man zwischen zwei Kopierschutzverfahren wählen: Entweder man benutzt ein mittels digitalem “Wasserzeichen” personalisertes Key File, welches nach dem ersten Start des EAReverb 2 einmalig zur Aktiverung geladen werden muss, oder man greift auf das bekannte Challenge/Response-Verfahren zurück, bei dem man hier die Hardware-IDs von bis zu vier verschiedenen Rechner freischalten kann.

Beides sind aktzeptable und flott händelbare Kopierschutzverfahren, welche die Nerven des ehrlichen Käufers nicht übermäßig belasten und die Letzeren auch nicht an irgendwelche lästigen Dongles ketten. Monsieur Decuyper kreiert seine Plugins sicherlich nicht, weil er unter zuviel Langeweile leidet, und er hat erkennbar eine ganze Menge Arbeit in seine Plugins investiert, da sei ihm auch gegönnt, dass er selbst etwas daran verdient und nicht bloß die Warez-Mafia.

Oder dachtet Ihr etwa, dass die Betreiber einschlägiger Audiowarez-Portale diesen technischen, finanziellen und zeitlichen Aufwand nur betreiben, weil sie als Robin Rood die mittellosen und die geizigen Computermusikanten aller Herren Länder in ihrer Kreaitvität unterstützen wollen…? Nee, da geht es doch auch bloß um die schnöde Kohle, die dann etwa in Form von kaufbarer Downloadratio oder von sogenannten “Premium”-Zugängen abgegriffen wird. Wenn so manch kleinere Entwicklerfirma dabei dann auch schon mal aus dem Geschäft gekickt wird, weil sie nicht mehr genügend Umsatz generieren kann, interessiert das diese Portal-Betreiber vermutlich herzlich wenig…

Zurück zum EAReverb 2: Wer darauf Wert legt, der kann die Parameter auch mit dem Mausrad bzw. seinem bevorzugten One-Knob-Controller einstellen. Auf eine MIDI-Learn muss man allerdings verzichten, laut EAReckon ist dies der Fall, um eine größtmögliche Kompatibilität zu allen unterstützen Plugin-Formaten zu gewährleisten, denn anscheinend bereiten AU und AAX in dieser Hinsicht gewisse Probleme. Wer einen Controller von NOVATION mit AUTOMAP-Funktion oder ein vergleichbares Produkt anderer Hersteller besitzt, bei dem die internen Automationsdaten von Plugins herangezogen werden, macht sich deswegen wohl eher keinen Kopf.

Raumkrümmung…

Nach dem Start präsentiert sich EAReverb 2 im sogenannten PRO MODE, welcher Zugriff auf alle verfügbaren Parameter und Displays bietet. Das umschaltbare Haupt-Display nimmt hierbei das obere Drittel der Bedienoberfläche ein, doch dazu gleich mehr.

EAReverb 2 - PRO-Modus - ER
EAReverb 2 – PRO-Modus – ER

Darunter finden wir auf der linken Seite die MIX-Sektion, in der unter anderem Ein- und Ausgangspegel sowie das Mischungsverhältnis zwischen trockenem Signal und Effektanteil eingestellt werden. Im Ausgang befindet sich sogar ein zuschaltber Brickwall-Limiter, damit es bei Bedarf niemals zu laut wird. Die Einstellungen dieser Sektion können übrigens per Schalter vor unbeabsichtigter Veränderung geschützt werden, etwa beim Wechsel von Presets.

Rechts daneben befindet sich die EARLY REFLECTIONS-Sektion. Damit sind die sogenannten “ersten” oder auch “frühen Reflexionen” gemeint, also die Hallanteile, welche dem originalen Audiosignal unmittelbar in den ersten Millisekunden folgen, bis hin zu einzeln erkennbaren Echos. Was anschließend folgt, wird als “diffuser Nachhall” bezeichnet, eben diese typische, undefinierbare Hallsuppe… 😉

Die EARLY REFLEXTIONS (ER) können umfassend bearbeitet werden (und auch wieder bei Bedarf von einer etwaigen Veränderung ausgenommern werden), es gexistiert sogar ein unabhängiges Preset-System nur für diese ER! Zu den einstellbaren Parametern gehören beispielsweise Level und Panorama sowie Hoch- und Tiefpassfilter, aber auch Dichte (COMPLEX), zeitlicher Abstand voneinander (WIDTH), Unterscheidbarkeit (DIFFUSION) und Stereoverteilung (SPREAD) der ER können detailliert bearbeitet werden. Ein kleines Display in dieser Sektion ermöglicht einen schnellen Überblick über die ER-Verteilung in einem Bereich von 400 Millisekunden.

Die rechte Hälfte des GUI wird von der Nachhall-Sektion (LATE REVERB) beansprucht. Hier existiert ebenfalls das kleine Lock-Symbol, mit dem sich Einstellungen vor einer Veränderung beim Preset-Wechsel bewahren lassen. Ansonsten gibt es die üblichen Parameter für die Vorverzögerung (sogar zur DAW synchronisierbar!) inklusive Hoch- und Tiefpassfiltern, für die Ausklingzeit und für die Dämpfung des Nachhalls. Zudem gibt es noch einige LFO-basierte Modulationsparameter, mit denen sich bei Extremeinstellungen auch völlig unnatürlich klingende Ergebnisse erzielen lassen.

Wer bisher einen globalen Bypass-Schalter im Plugin für schnelle A/B-Vergleiche vermisst haben sollte, der liegt richtig, auch dies ist durch den Umstand begründet, dass EAReckon Inkonsistenzen in Plugin-Formaten wie etwa VST3 und AAX vermeiden will. Jedoch wird bereits für das nächste Update 2.0.1, dass noch in diesem Monat erscheinen soll, ein solcher globaler Bypass-Schalter zumindest für die VST3-Version angekündigt.

Was allerdings noch interessanter erscheint: Dieses besagte Update wird das EAReverb 2 ebenfalls mit separaten Bypass-Funktionen für die EARLY REFLECTIONS- und für die LATE REVERB- Sektionen ausstatten. Ein Deaktivieren der jeweiligen Sektion schaltet dann auch nicht nur einfach auf Durchzug, sondern entlastet zudem auch die CPU. Wozu das Ganze gut sein soll? Nun, Philippe Decuyper berichtete mir von professionellen Anwendern aus dem Film- bzw. Orchestermusikbereich, die in ihren Projekten für jede Spur eine separate Instanz des EAReverb 2 als Insert-Effekt verwenden und dabei jeweils nur die ER-Sektion einsetzen, während eine weitere Instanz als Send-FX nur für das LATE REVERB aller dieser Einzelspuren zuständig ist. Ich staunte auch nicht schlecht, als ich erfuhr, dass manche Anwender teilweise über fünfzig (!) Instanzen in ihren Projekten einzusetzen gedenken, aber dann “schon” nach der fünfundvierzigsten geladenen Instanz ob der hohen Latenz das Ende der Fahnenstange erreichen… 😉 Diesen Nerds dürfte mit dem Update dann sicherlich geholfen sein.

Solch eine Gigantomanie ist hingegen beim üblichen Einsatz von Reverb-Effekten in der Produktion typischer Pop-, Rock- und Tanzmucke doch wohl eher nicht die Regel. Wer also nicht gerade einen völlig retardierten Rechner als DAW-Unterbau einsetzt, der sollte mit dem EAReverb 2 eigentlich keine CPU-Aussetzer erfahren.

Paradigmenwechsel…

Augenfälligstes Merkmal ist aber sicherlich der große virtuelle Drehschalter, der sich an zentraler Position des Plugins befindet. Er dient zur Auswahl der sechs implentierten Nachhall-Algorithmen des EAReverb 2.

Hinter den Schalterstellungen XXS bis XTREM verbirgt sich der Algorithmus NATURAL. Dieser basiert auf dem des ersten EAReverb und verspricht besonders natürlich klingende Resultate durch Vermeidung metallisch anmutender Artefakte und durch einen Hauch von Zufälligkeit im Klangbild. Mit anderen Worten, hier findet man all genau das wieder, was Kollege Andreas damals dazu bewogen hat, das alte EAReverb zu seiner persönlichen Referenz zu erheben.

An neuen Algorithmen sind die Folgenden hinzu gekommen:

  • BRIGHT enthält deutlich mehr höhere Frequenzanteile, EAReckon beschreibt es bildlich mit dem Hinzufügen von Kohlensäure zum
  • NATURAL-Algorithmus, und dieser Vegleich ist auch durchaus treffend.
  • ALU BOX beschreibt das Klangbild ebenfalls schon recht gut. Hier wähnt man sich tatsächlich von Metallwännden umgeben, je nach den sonstigen Einstellungen befindet man sich klanglich in einem leeren Benzinkanister, in einer Rettungskapsel oder auch in der Garage des Todesterns. Sehr gelungen!
  • AUDITORIUM wird von EAReckon als die fortgeschrittenste Version des originalen EARreverb-Algorithmus bezeichnet. Dabei lassen sich die weitreichendsten Einstellungen vornehmen, und es gibt hier sogar einen Parameter für die wahrgenommene räumliche Distanz zum Audiosignal (inklusive einem niedlichen Extra-Display).
  • PLATE emuliert das Klangbild einer klassischen Hallplatte und macht sich nicht nur auf Drums und Vocals gut. Dieser Algorithmus ist als Mono-zu-Stereo-Effekt ausgelegt.
  • REVERSE schließlich ist ein Spezialeffekt, den man früher im Tonstudio aufwändig durch Kopieren, Rückwärtsabspielen und Verhallen sowie erneutem Rückwärtsabspielen der entsprechenden Tonspuren fabriziert hat. Heute genügen dafür ein paar Mausklicks, so auch beim EAReverb 2. Der Decay-Parameter kann hierbei sogar in Notenteilern zur DAW synchronisiert werden. Somit steht interessanten, exakt im Song sitzenden Risersounds ebensowenig entgegen, wie der nächsten stereotypen Geisterstimme aus dem Jenseits.

Dass die drei Algorithmen BRIGHT, AUDITORIUM und PLATE dabei jeweils über die Möglichkeit einer unendlichen Ausklingzeit verfügen, gefällt bestimmt nicht nur mir sehr gut. Neben verhallten Outros und Ambient-Geschichten lassen sich damit doch auch sehr interessante Sounddesign-Frickeleien realisieren, indem man das Ausgangssignal noch mal ordenlich durch die Mangel dreht, etwa filtert, moduliert und rhythmisiert etc.

Schirmherr…

Jetzt komme ich endlich zu dem großen Haupt-Display, dass im oberen Drittel des GUI fast die gesamte Breite einnimmt. Dieses ist mittels dreier Schalter auf der rechten Seite umschaltbar und nimmt dann je nach Bedarf völlig unterschiedliche Funktionen wahr, EAReckon nennt diese einzelnen Ansichten SCREEN MODULES.

Die erste davon (ER), die auch nach dem Start angezeigt wird, beschäftigt sich einmal mehr mit den EARLY REFLECTIONS.

EAReverb 2 - ER-Modul
EAReverb 2 – ER-Modul

Per Mausklick lassen sich hier einzelne ERs, die sich in zwei sogenannten ER-Netzwerken präsentieren, ganz nach Wunsch vorknöpfen und anpassen. Zur besseren Übersicht kann man in die Display-Ansicht auch rein und wieder raus zoomen.

Sounddesigner, Post-Produzenten und Klangbastel-Nerds dürften ob der detaillierten Eingriffsmöglichkeiten auf die Knie fallen, Otto-Normalverhaller dagegen dürfte sich eher wie bei seiner ersten Flugstunde mit dem neuen Raumschiff fühlen… 😉

Weichensteller…

Das nächste Screen Module ist mit MB abgekürzt, was für MULTI-BAND steht. Diese Sektion erinnert mich optsch stark an den PR-EQUA 87, einem sehr guten Equalizer/Analyzer aus der ANALOG87 SERIES. In der Tat ist auch hier ein zuschaltbarer Analyser mit an Board. Darüber hinaus existiert ein PRE- und ein POST-Modus.

EAReverb 2 - PRO-Modus - MB
EAReverb 2 – PRO-Modus – MB

Im POST MODE lässt sich das Ausgangssignal in vier frei bestimmbare Frequenzbänder aufsplitten, die dann jeweils in Lautstärke und Stereobreite angepasst werden können. Beispielsweise ließe sich hier der Bassbereich völlig auf mono regeln, während sich die mittleren und höheren Frequenzen weiterhin mehr oder minder im gesamten Stereofeld breit machen dürfen.

EAReverb 2 - Multiband-Modul POST
EAReverb 2 – Multiband-Modul POST

Der PRE MODE funktioniert hingegen ganz anders. Hier wird das trockene Eingangssignal bereits vor der Bearbeitung aufgeteilt (DRY/WET). Nachem man in den vier Frequenzbändern etwaige Lautstärkeänderungen vorgenommen hat, werden eben diese vier Bänder wieder zu einem Stereosignal zusammengefügt und dann erst durch das Reverb bearbeitet. Das Mischungsverhältnis zwischen dem trockenen und dem Multi-BAND-Signal kann hierbei angepasst werden. Alle Parameter lassen sich auch hier vor einer Änderung schützen.

EAReverb 2 - Multiband-Modul PRE
EAReverb 2 – Multiband-Modul PRE

Torwächter…

Das dritte Screen Module schließlich heißt GATE, und jawoll, dahinter verbirgt sich ein komplettes Noise Gate. In den 1980er Jahren, als die Digitalisierung auch in der Musikproduktion nach und Einzug hielt, etablierte sich sukzessive ein Klangbild in der damals kontemporären Popmusik, das wir heute hauptsdächlich nostalgisch gestimmt mit dem Begriff “80er-Sound” belegen. Ich meine jetzt insbesondere diese typisch donnernden Snares und Toms, die im Digitalhallhall fast absoffen.

EAReverb 2 - PRO-Modus - GATE
EAReverb 2 – PRO-Modus – GATE

Da die Toningenieure dieser Zeit irgendwann einen guten Kompromiss zwischen fetten Drums und einer alles zumatschendem Hallsoße suchten, kamen ein paar findige Menschen (soweit mir zugetragen wurde, geschah dies um rund Phils Collins von Genesis, bzw. seinem Tonmann) auf die Idee, die Hallfahne einfach mit einem Noise Gate so knapp abzuschneiden, dass der Drumsound selbst zwar nach wie vor kräftig mit Hall angedickt werden konnte, ohne einen langen Schweif hinter sich her zu ziehen, der den Mix zusuppt. In Hardware-Reverbs, etwa auch in meinem Budget-Gerät QUADRAVERB, fanden sich dann später häufig auch gleich entsprechende Presets namens Gated Reverb.

Beim EAReverb 2 ist, wie oben erwähnt, ebenfalls ein Noise Gate integriert, mit dem sich eben genau dieser Effekt nach Maß schneidern lässt. Genauer gesagt handelt es sich um eine spezielle Version des altbekannten SD-GATE87 aus eigenem Hause, und das ist ein gutes Teil!

EAReverb 2 - Gate-Modul Level
EAReverb 2 – Gate-Modul Level

Beim EAReverb 2 gibt es gleich zwei Gate-Modi: Ein sogenannter LEVEL MODE, der wie ein herkömmliches Gate auf den Eingangspegel reagiert, und ein TRANSIENTS MODE für perkussive Signale, bei dem das Gate die Transienten des Signals als Referenz benutzt. Die Hüllkurve des Gates kann sowohl mittels virtueller Drehregler als auch via Drag & Drop in der Grafik angepasst werden. Auch die GATE-Parameter lassen sich wiederum auf Wunsch sperren.

EAReverb 2 - Gate-Modul Transients
EAReverb 2 – Gate-Modul Transients

Simplicissimus…

Bisher haben wir uns ja ausschließlich im PRO MODE, also der GUI-Ansicht, welche den Zugriff auf alle Parameter des EAReverb 2 erlaubt. Wer sich durch solche Vielfalt schon erschlagen fühlen sollte, weil er doch eigentlich bloß auf der schnellen Suche nach einem gut klingenden Halleffekt war und nun den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen kann, der kann sich auch mit dem SE MODE des EAReverb 2 begnügen.

EAReverb 2 - SE-Modus
EAReverb 2 – SE-Modus

Hier findet er dann die wichtigsten Parameter für eine flotte Anpassung in Macros zusammengefasst, alles was nach Raketenwissenschaft aussehen könnte, wird dezent ausgeblendet. Aber selbst hier besteht noch ausreichend Variationsreichtum, manch andere Reverb-Prozessoren bieten da insgesamt nicht mehr oder sogar noch weniger Einstellmöglichkeiten.

Stage Diving…

Es existiert noch ein weiterer Modus, nämlich der POS MODE. POS steht hierbei ganz augenscheinlich für “Position” oder “Positioning”, denn in dieser Ansicht lassen sich die Eingangssignale exakt im Stereofeld sowie in ihrer scheinbaren Distanz vom Hörer positionieren, sozusagen in einem simuliertem Raum.

EAReverb 2 - POS-Modus GENERIC
EAReverb 2 – POS-Modus GENERIC

Im Mittelpunkt der Ansicht steht eine virtuelle Bühne, umrandet von diversen Parametern. Das Aussehen dieser Bühne lässt sich sogar bezüglich des eigenen Geschmacks oder spezifischer Anwendungsvorgaben anpassen. Denn so gibt es alternativ zur Radar-Ansicht auch eine klassische Orchesterbühne in Holzoptik mit den markierten Positionen der einzelnen Instrumentensektionen einen gekachelten Boden oder auch einen stilisierten Kopf in Draufsicht.

EAReverb 2 - diverse POS-Ansichten
EAReverb 2 – diverse POS-Ansichten

Mancher mag darin vielleicht nur eine nette visuelle Spielerei sehen, aber diese ist durchaus für manche Aufgaben sehr hilfreich, beispielsweise bei der Post-Production von Filmen oder Videospielen oder bei der realistischen Positionierung orchestraler Sample-Instrumente.

Während die Parameter PAN L/R und WET stets aktiv sind und durch Umpositionierung des Punktes, welcher das Signal repräsentiert, somit auch immer beeinflusst werden (das ist ja auch der Sinn…), kann man für die anderen Parameter mittels der Drehregler und Labels am linken und rechten Rand einstellen, in welchem Umfang – falls denn überhaupt – diese ebenfalls mitverändert werden sollen.

EAReverb 2 - POS-Modus mit multiplen Plugin-Instanzen
EAReverb 2 – POS-Modus mit multiplen Plugin-Instanzen

Ganz raffiniert wird es übrigens beim paralllelen Einsatz mehrerer Instanzen des EAReverb 2 in einem DAW-Projekt, denn dann zeigt der POS MODE jeder einzelnen Instanz auch noch die Positionspunkte der jeweils anderen Instanzen an. Diese zusätzlich eingeblendeten Punkte werden dabei übersichtlich durchnummeriert und lassen sich nur im jeweiligen POS MODE der entsprechenden Instanz verschieben (oder mit anderen Worten: nur der eigene Positionspunkt der aktuell aufgerufenen Instanz lässt sich editieren…).Wer mehrere Spuren/Instrumente aufeinander abzustimmen gedenkt, dürfte dieses Feature sehr zu schätzen wissen (etwa die oben genannten Anwender mit ihren 50+ Instanzen…), eine recht pfiffige Idee!

Hallenbad…

Nun denn, bisher habe ich viel geschrieben, aber noch nichts zu Gehör gebracht, darum folgen nun ein paar Klangbeispiele (die zugegebenermaßen aufgrund der notwendigen mp3-Komprimierung wieder mal nur eine Annäherung an den tatsächlichen Klang bieten können…).

Zu Anfang machen wir einen kleinen Rundgang durch die diversen Presets, von denen eine ganze Menge zum EAReverb 2 mitgeliefert werden (Ja, es gibt natürlich ein auch vernünftiges Preset-System!). Eine freundliche Dame führt uns dabei durch unterschiedliche Räume und wiederholt sich dabei immer wieder den selben Satz, damit die Klangunterschiede zwischen den einzelnen Presets deutlicher wahrnehmbar werden.

Inwieweit allein die schon die verschiedenen Algorithmen den Klang bestimmen, wird hörbar, wenn man nacheinander durch diese zapped:

Als nächstes folgt eine tickende Zeitbombe, die via POS-Panel einen Rundflug durch eine große Halle macht und sich dabei vom Zuhörer entfernt und sich ihm wieder nähert.

Das Ticken von gerade schicken wir nun durch einen Plattenhall mit unendlicher Ausklingzeit (Okay, am Ende musste ich doch irgendwann von Hand ausblenden, sonst wäre die Hallfahne ja solange weitergelaufen, bis der Strom ausfällt, das hätte dann wohl ein etwas langes Audiofile ergeben…):

Nachfolgend paar Spielrereien mit dem Noise Gate. Hier habe ich die Nachbildung einer elektronischen Simmons-Snare mit Hall versehen und dabei lediglich den Threshold-Wert verändert, am Anfang noch mit etwas weniger Hallanteil, später mit deutlich mehr.

Und zum Abschluss noch ein Klangbeispiel, das Andreas Eberhardt beigesteuert hat und das anhand einer kurzen weiblichen Gesangphrase einen direkten Vergleich zwischen dem ersten EAReverb und dem EAReverb 2 bietet:

Fazit:

buenasideas-Tipp
Um es direkt vorwegzunehmen: Auch beim EAReverb 2 komme ich mal wieder nicht um einen BuenasIdeas-Tipp herum. Und zwar nicht, weil ich so ungemein nett und großzügig bin, sondern ganz einfach, weil das EAReverb 2 ein durch und durch professioneller Reverb-Prozessor der Oberklasse ist!

Der Klang ist wirklich klasse, ausgesprochen natürlich, dicht und bei Bedarf sehr warm, wie auch schon beim Vorgänger, doch den neuen Algorithmen ebenso wie den weitreichenden Einstellmöglichkeiten sei Dank, gelingen auch höchst surreale Raumgebilde mit Leichtigkeit, Stichwort „Alu Box“…

Wer sich insbesondere intensiv mit der Bearbeitung von Erstreflexionen beschäftigt, der findet hier ein Werkzeug, dass wohl kaum Wünsche offen lassen dürfte. Aber auch das Noise Gate und das Multi-Band-Modul unterstreichen die professionellen Attribute des EAReverb 2.

Bezüglich der algorithmischen Hallerzeugung möchte ich anmerken, dass ich persönlich darin keine wirklichen Nachteile gegenüber solchen Reverb-Plugins entdecken kann, die mit Faltungshalltechnik arbeiten, also sogenannten Convolution-Reverbs. Kann vielleicht sein, dass die Letzteren in ganz bestimmten Anwendungsgebieten noch authentischer zu klingen vermögen, aber in den meisten Fällen bezweifle ich doch schon sehr, dass dies von den Ohren der späteren Rezipienten tatsächlich auch genauso wahrgenommen wird, etwa beim Konsum von Musik, Games oder Filmen.

Andererseits knabbern Convolution-Reverbs auch deutlich heftiger an den den Rechner-Ressourcen rum, dazu kommt, dass die benötigten Impulsantworten prinzipiell ja nichts anderes als Samples sind, und diese wollen erstmal von der Festplatte in den RAM geladen werden, mal davon abgesehen, dass eine solche IR-Bibliothek – wie jeder andere Sample-Content auch – ordentlich verwaltet, sortiert und gepflegt sein will, damit sie sinnvoll einsetzbar wird (Schon mal ein DAW-Projekt geladen, bei dem der benutzte Faltungshall dann herummeckerte, weil er die benötigte Impulsantwort gesucht hat…?). Ich selbst habe solche Convolution-Prozessoren bisher nur für ganz andere Zwecke als die Hallerzeugung eingesetzt, etwa indem ich statt üblicher Impulsantworten völlig andere Samples verwendet habe. Für Halleffekte hingegen setze ich nach wie vor lieber auf algorithmische Prozessoren, und in dieser Beziehung darf das EAReverb 2 auch bei mir künftig den Ton angeben. Aber das ist bloß meine Meinung…

Auch wenn EAReverb 2 sich in einer professionellen Studioumgebung sehr wohl fühlt und sich dort als Arbeitspferd austoben kann, so ist es auch im Hobbystudio keinesfalls fehl am Platze, denn hier vermag es den eigenen Produktionen zu mehr Glanz und „Amtlichkeit“ zu verhelfen, ohne dabei das Budget zu ruinieren. Hier kann man mal den Spatz in der Hand ruhig fliegen lassen, weil man dafür die Taube auf dem Dach bekommt. Die typischen Onboard-Reverbs der meisten Instrumente haben absolut keine Chance gegen das EAReverb 2. Selbst besseren DAW-Zugaben und Freeware-Reverbs sowieso ist das EAReverb 2 um Längen voraus, und auch nicht wenige kommerzielle Plugins können sich schon mal warm anziehen.

Die 129,- Euro, für die das EAReverb 2 feilgeboten wird, sind angesichts der Klangqualität und der ausgefuchsten Möglichkeiten mehr als fair, in Relation zu den Preisen, welche die bekannten Platzhirsche so verlangen, kann man EAReckons Angebot sogar als vergleichsweise günstig bezeichnen, denn qualitativ steht er diesen Hochpreisprozessoren nicht im Geringsten nach und bietet teilweise Features, die man auch bei deutlich teureren Exemplaren vergeblich sucht. Wozu also in die Ferne schweifen…?

Und das meint Andreas zum EAReverb 2:

„Das EAReverb ist seit langem schon der von mir favorisierte Raumeffekt, mit der neuen Version EAReverb 2 hat die Firma EAReckon das Gute nochmals besser gemacht. Die Bedienoberfläche ist übersichtlicher und nicht mehr so verspielt, es sind weitere Algorithmen für die Hallsimulation hinzugekommen, und das EAReverb 2 gibt es nun auch als VST3. Ich bin so begeistert vom EAReverb2, dass ich das WAVES Trueverb, welches ich vor kurzem „günstig“ [BuenasIdeas-Leser wissen mehr… :-)] erstanden habe, nach Erscheinen des EAReverb 2 wieder deinstalliert habe. Somit ist und bleibt das EAReverb nun auch in der Version 2.0 meine Referenz für die Raumgestaltung im Mix.“

Positives:

+ hervorragender und dichter Hallklang

+ enorme Flexibilität

+ vielseitige Reverb-Algorithmen

+ funktionelle Bedienoberfläche

+ integriertes Noise-Gate und Multi-Band-Modul

+ diverse Algorithmen mit unendlicher Ausklingzeit

+ POS-Modus

+ relativ geringe Rechnerbelastung

+ Parameteränderungen per Scroll-Wheel möglich

+ Fairer Preis

Negatives:

– Keine MIDI-Learn-Funktion

Produktwebseite:

http://www.eareckon.com/en/products/eareverb2-reverb-plug-in.html

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