EasyToolz easy-muug – „Turn it up to 11“

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Minimoog – der Mythos aus seiner Reihe von legendären Synthesizern ist immer wieder ein gern gesehenes Ziel bei Entwicklern für VST-Plug-Ins. Ich kann durchaus verstehen, warum es die Enthusiasten immer wieder zum Minimoog zieht. Der brillante Sound, der voluminöse Bass, der bauchige Charakter und das unbestimmte Verhalten dieser Legende sind immer wieder Eigenschaften, die dieses Instrument so lebendig werden lassen.

Im Gegensatz zu dem Original klingen beliebig viele Kopien eines VST-Plug-Ins alle gleich. Hat man aber 2 verschiedene Minimoog auf dem Tisch zu stehen, dann wird man feststellen, dass selbst bei gleicher Einstellung der Parameter diese nicht identisch klingen.

Jeder hat seinen eigenen Sound

Wie auch schon George Duke in seinem Interview bei Native Instruments zu seinem neuen Produkt schon sagte: „ich habe mir alle Instrumente angehört und den Sound eines jeden einzelnen Instruments genau nach meinem Geschmack ausgesucht. Deshalb habe ich auch hier mein spezielles Rhodes und meinen eigenen Flügel, der genau den Sound ausmacht, der so typisch für Georg Duke ist.“

N-E-K easy-muug
N-E-K easy-muug

Mach mal leiser

Leider kann man das nicht vom easy-muug behaupten. Dem easy-muug fehlt es an Lebendigkeit im Sound. Es reicht eben nicht, wenn man Oszillatoren nur gegeneinander verstimmt, damit diese mit schwebenden Sounds eine Fülle vermitteln, die einem Minimoog gleichkommt. Mit der Überschrift: „Turn it up to 11“, will ich vorrangig auf eine weitere Eigenart des Easy-Moog hinweisen: „der ist einfach zu laut!“

Gleich beim ersten Test des ersten Sounds steuerte meine DAW auf dem Track mal eben auf +12dB aus. Der RMS-Wert im Master war überhaupt nicht unter die 0dB-Grenze zu bekommen. Das ist definitiv zu viel Druck für ein Plug-In. Wer sich diese Emulation in seine DAW lädt, kann gleich von vorn herein den Fader auf -9dB stellen. Zum Glück hatte ich einen Limiter im Master und auch das meine DAW in 24bit arbeitet, hat dafür gesorgt, dass nicht gleich eine volle Ladung Verzerrungen auf meine Boxen losgetreten wurde.

Mach mal schneller

Ich habe versucht den easy-muug so neutral, wie möglich zu betrachten, aber bei der Arbeit mit diesem Plug-In sind mir sofort einige Dinge negativ aufgefallen. Es fehlt dem Plug-In an Biss! Damit meine ich, dass die Hüllkurven des easy-muug zu langsam sind. Gleichzeitig vermisse ich die feine Auflösung der Sounds, wenn man z.B. mit dem „Contour“-Regler ein obertonreicheres Signal erzeugen lassen will und den Coutour weiter aufdreht. Es passiert einfach nicht das gleiche wie beim Original.

Sound

Der Easy-Moog ist kalt. Hier bekommt man auf jeden Fall ein Gefühl dafür, wie es sich anhört, wenn ein Programm die Wellenformen rein mathematisch erzeugt und keine Rücksicht auf Verfremdungen durch verfälschende Bauelemente nimmt, die in der Realität durchaus vorkommen.

Ein echter Minimoog erzeugt eben kein sauberen Sägezahn, Dreieck oder Rechteck. Gerade diese „Fehler“ in den Wellenformen machen den Sound so interessant. Hinzu kommt noch, dass der Minimoog gar nicht eine Wellenform besitzt, die wie ein Sägezahn aussieht. Der Minimoog arbeitete stattdessen mit einer inversen Wellenform dazu: genannt Rampe.

Wellenformen mal genauer betrachtet

Nimmt man die gleichen Einstellungen am Easy-Moog und dem Minimoog vor, erhält man dadurch schon allein vollkommen unterschiedliche Ergebnisse. Das Verhalten des easy-muug entspricht klanglich also in keinster Weise einem Minimoog. Hier einmal die Wellenformen im direkten Vergleich von easy-muug zu einem würdigem Vertreter des Minimoog: Arturia. Die Grafiken zeigen oben die Wellenform des easy-muug und unten die Wellenform des Arturia bei gleichen Einstellungen.

Ich hatte jetzt keine Lust den Minimoog aus meiner Kammer zu holen, damit ich wirklich authentische Aufnahmen der Wellenformen machen kann. Aber ich weiß aus Erfahrung, dass Arturia mit ihrem Plug-In wirklich gute Arbeit geleistet hat und daher nehme ich der Bequemlichkeit halber dieses Plug-In zum Vergleich.

Es wurde nur ein Oszillator benutzt. Der Filter ist komplett offen und es wurden keine weiteren Parameter wie Emphasis, oder Contour verwendet. Die Ergebnisse sprechen für sich.

Man kann klar erkennen, dass die Wellenformen von Arturia absolut nicht einem idealen Verlauf entsprechen und gerade diese Verformung lässt im Eindruck mehr Wärme entstehen. Im Grunde genommen gibt es heutzutage viele Möglichkeiten mathematische Sounds zu verfremden. Waveshaping ist da eine Variante.Es würde dem easy-muug bestimmt gut tun, wenn hinter den Oszillatoren noch Waveshaper zum Einsatz kämen.

Genug gemeckert

Auch wenn man immer bedenken muss, dass die Entwicklung eines VST kein Zuckerschlecken ist, sollte man beim Entwurf schon überlegen, was man am Ende erreichen will. Offensichtlich wurde das Ziel nicht erreicht, aber dennoch bietet der easy-muug seine ganz individuellen Eigenarten.

Mach mal Feineinstellungen

Die Oszillatoren des easy-muug können über zwei separate Regler „Fine 2 & 3“ noch einmal fein verstimmt werden. Damit werden Schwebungen erzeugt, die den Klang fetter machen. Zusätzlich wurde dem 1. Oszillator „Drift“ spendiert, der im Laufe der Betriebszeit ganz leichte Verstimmungen des 1. Oszillators verpasst.

Modulationen machen den Sound lebendig

Die Kontrolle der Klangerzeugen gleicht dem Original in Punkto Mixer, Hüllkurve und Modulation bis auf die folgenden Erweiterungen: es gibt zwei weitere Hüllkurven, die auf verschiedene Ziele gelegt werden können. Beide Hüllkurven können unabhängig mit Attaxk, Decay und Level eingestellt werden. Die Ziele der Hüllkurven lauten dabei wie folgt: OFF, Vol 1, Vol 2, Vol 3, Vol 1-3, LFO Level, LFO Freq, Detune, Cutoff, Emphasis, Noise und Ext/Drive.

Der eingebaute LFO bietet über eine Auswahl folgende Wellenformen zur Modulation an: RAMP, TRI, PULS, S&H, SINE und SAW. Als Ziele für den LFO gibt es: OFF, CUT, RES, Pitch, PW 1, PW 2, PW 3, PW all, PM 1, PM 2, PM 3, PM all und Detune.

Auch mit all diesen Möglichkeiten der Modulation lebt der Synth doch mit einer Filtersektion, die auch immer darauf reagiert, was man mit den Reglern dort einstellt ich hatte dabei aber immer meine Probleme, weil sich die Filtersektion eben nicht so verhielt, wie ich es gewohnt war. Die Regelbereiche haben teilweise zu geringe Auswirkungen auf das Signal. Man muss schon ganz schon experimentieren, wenn man einen Klang erzeugen will, der auch dem Klang im Kopf entspricht.

Unison

Der easy-muug verfügt über einen Unison-Schalter, mit dem alle Stimmen zusammengelegt werden. Sicherlich wird dadurch der gesamte Sound fetter, aber aus den oben genannten Gründen wird er nicht wärmer.

Effekte

Der easy-muug kommt noch mit einem Delay mit sehr langen Laufzeiten und einem Reverb daher. Der Klang des Reverb ist eher metallisch und dient wirklich nur dazu als Effekt betrachtet zu werden. Richtige Räumlichkeiten werden da eher von anderen Plug-Ins erzeugt, die man dafür auch nutzen sollte.

Fazit:

Der easy-muug ist ein VST-Synth mit einer eigenen Architektur, die aber nicht Vorbild gerecht wird. Würde man dieses Plug-In als VST-Synth verkaufen, dann kann man behaupten, dass der Sound dafür schon In Ordnung ist und der Preis für die Vollversion mit 7,50 Euro auch mehr als Fair ist, vor allem weil jeweils 1 Euro davon noch an eine humanitäre Organisation gespendet wird.

In meinen Augen ist aber der easy-muug nur vom Namen nach interessant, da das Ziel der Emulation eines Klassikers hier total verfehlt wird. Als Synth ist der easy-muug in Ordnung. Als Emulation nicht.

Zusatz von Andreas: Mehr Infos, ein Video mit Klangbeispielen, eine Demoversion und die Kaufmöglichkeit, dieses zwar als Moog Emulation geplanten aber doch absolut eigenständigen Synthesizers, der durchaus das Zeug dazu hat ausgetrampelte Pfade zu verlassen und mit seinem zwar eigenwilligem aber gerade deshalb auch interessanten Sound aufwartet, findet Ihr bei: http://www.easytoolz.de/news.html

EasyToolz bietet neben dem easy-muug auch weitere Synthesizer an, insbesondere die Freeware Sektion hält einige Schätze bereit, auch Effekt Plugins sind dort zu finden:

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