Softube Modular – ein Erfahrungsbericht

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Für den gewöhnlichen Synthesizer-Enthusiasten stellt ein Modularsynthesizer die Krone der Hardware-Schöpfung dar, gut einige mögen auch schon mit einem Dave Smith Prophet ’08 am Ende ihrer Wünsche angekommen sein. Aber das schöne, wie schreckliche an einem Modular-Synthesizer ist, dass es hier aufgrund seiner Baustein-Natur gar kein Wunsch-Ende bei aktuell über viertausend (zumindest theoretisch) verfügbaren Hardware-Modulen gibt. Es ist nahezu alles zu bekommen und alles kann miteinander verbunden, verschaltet verkettet, moduliert oder sonstwie in eine Beziehung gesetzt werden – von dem her, wie komplex das bei einem richtig großen Modularsynthesizer werden kann bewegt man sich hier weit ab von dem, was mit sonstigen Synthesizern ob Hard- oder Software möglich ist.

Modular_Patch_Kabel

Wohlgemerkt bei einem großen Modularsynthesizer im Gegenwert eines Kleinwagens oder schon eher eines Mittelklasseautos, denn kleinere werden von normalen Hardware-Kisten oder anspruchsvolleren Softsynths meist in Bezug darauf, wie anspruchsvoll Presets werden können übertroffen. Dabei bleibt das meistens monophon oder duo- oder höchstens quadrophon, denn jede Stimme setzt wiederum eine Kette von Modulen voraus (also doch lieber ein Prophet ’08?…)

Für den PC gibt es schön länger Freeware, die modular aufgebaut ist, Kamiooka und Sonigen Modular, womit ich auch schon rum gemacht habe, aber bald frustriert wieder aufgab, weil sich diese Module einfach nicht wie analoge Module verhalten und im Vergleich zu anderen, semimodularen Soft-Synths nicht besonders gut klingen. Ein kommerzielles Produkt ist der KarmaFX Synth Modular, der ziemlich ausgereift scheint, viele Möglichkeiten bietet, wohl auch gut klingt, aber eben eher Digital-Sound produziert und keine emulierte Hardware darstellt.
Und dann gibt es noch NI Reaktor, der bisher auch keine wirklich analog klingenden Module vorzuweisen hatte, was sich erst mit der neuen Version und Blocks geändert hat. Die Verkabelung wurde aber in meinen Augen nicht besser gelöst und ist nach wie vor etwas mühselig und abstrakt. Ausser den Blocks-Modulen, die aus Monark entnommen wurden gibt es auch keine echter Hardware nachempfundenen Bausteine. Wobei die Frage ist, ob es darauf ankommt, solange es gut klingt. Von den kreativen Möglichkeiten her, die Reaktor bietet, den in die tausende gehenden freien Ensembles, den herausragenden kommerziellen Instrumenten dafür und dem Preis/Leistungsverhältnis ist dieses Programm kaum zu schlagen.

Bei Softube Modular geht es aber genau darum, um die möglichst authentische Emulation existierender Eurorack Module. Dazu hat sich die schwedische Firma mit Dieter Doepfer, dem Pionier und Erfinder des Eurorack-Standards höchstpersönlich zusammen getan und die Basis-Module von Softube Modular seiner Sammlung entnommen und von ihm zertifizieren lassen. Um es vorwegzunehmen, da ich es ohnehin mangels eigener Hardware von Doepfer nicht nachprüfen kann scheint das Vorhaben erfolgreich gewesen zu sein, denn es gibt mittlerweile etliche Stimmen im Netz, die behaupten keinen Unterschied in Klang und Verhalten feststellen zu können.

Das glaube ich ja gern, denn auf mich wirken die Sounds, die aus diesem Synth-Plug-in kommen sehr authentisch und auf die letzten Feinheiten und Nuancen, die nur ein Nerd im Direktvergleich heraus hört kommt es in der Praxis nicht an (oder sehr selten, Aliasing soll in manchen Situationen ein Problem sein, aber ich hörte zu keinem Zeitpunkt während des Tests etwas in der Art).

Softube ist bisher für ihre Emulationen klassischer Hardware-Effekte bekannt und genießt einen guten Ruf und es ist ihnen durchaus zuzutrauen, dieser Aufgabe gewachsen zu sein. Die keine leichte ist, denn wenn man sich umschaut, wer auch Heute wirklich überzeugende Emulationen von Hardware zu liefern imstande ist, dünnt sich die Schar der Software-Schmieden sehr schnell aus.

 

Die Basis

Mit Softube Modular für 99 $ bekommt man ein Paket aus sechs emulierten Doepfer-Modulen und ca. 20 weiteren Modulen, die von Softube selbst stammen und Interface-, Steuer- und Logikaufgaben übernehmen. Damit lässt sich schon etwas anfangen. Erweitern kann man die Basisausstattung mit kostenpflichtigen Zusatzmodulen, in diesem Fall zunächst drei von Intellijel lizensierten Geräten, aber es sollen ganz im Geist der endlosen Erweiterbarkeit im Lauf der Zeit andere Module dazu kommen.

Alle Doepfer-Module im Basispaket
Alle Doepfer-Module im Basispaket

Die Doepfer Module sind an Klangerzeugern der VCO 110, der die klassischen Wellenformen bietet, Sinus, Dreieck, Sägezahn und eine in der Pulsweite variable Rechteckschwingung.

Ein ergänzender Klangerzeuger ist der A-118 Rausch- und Zufallsgenerator, der einerseits weisses oder farbiges Rauschen emittiert, wobei man hier rotes und blaues Rauschen (blau? nie gehört, ich kenne eigentlich sonst nur pinkes und braunes Rauschen…) mischen kann. Der Zufallsgenerator gibt Kontrollspannungen ab und komplettiert bei niedrigen Frequenzen den LFO. Wobei das kein Sample- and Hold-Generator ist, so etwas findet sich bei den Werkzeugen von Softube.

Das Doepfer A-108 VCF8 ist ein ein Low-Pass Transistor-Ladder-Filter, das vom Grundprinzip her einem klassischen Moog Tiefpass nachgebildet ist und Flankensteilheiten von 6-48 dB anbietet. Zusätzlich verfügt es noch über einen Feedback-Eingang.

Das A-132-3 DVCA, ein Dual Linear/Exponential Volt Controlled Amplifier übernimmt die Aufgabe der Signalverstärkung. Die zwei Verstärker sind identisch aufgebaut und verfügen neben einem Audio-Eingang über einen CV Eingang.

Die A-140 ADSR Hüllkurve formt den Lautstärkeverlauf, wie üblich. Sie verfügt neben zwei normalen Ausgängen auch über einen mit invertierten Werten.

Als weiteren Modulator findet sich der A-147 VCLFO, ein einfacher LFO mit den üblichen Wellenformen. Ein Sample and Hold Wellenform/Generator fehlt hier, der aber ungefähr durch den Zufallsgenerator, den es als Extra -Ausgang im Noise-Modul, dem A-118 von Doepfer gibt oder das Sample and Hold Utility-Modul von Softube selbst mit eingespeistem Rauschen ersetzt werden kann.

Das waren nun die den echten Eurorack-Modulen nachgebauten Komponenten im Basispaket. Softube ergänzt diese durch notwendige Bausteine, die die Funktionalität von Interfaces, Sequencern, Mixern und Logik-Modulen bereit stellen. Der einzige Effekt ist ein sehr simpel aussehendes Delay, das aber, wie sich herausstellte in vielen Patches eine sehr wichtige Rolle spielt. Des weiteren gibt es als virtuelle Besonderheit für Modular die Performance-Module, die Drehregler, Fader und Schalter anbieten, die man auf Einstellungen in den Modulen routen kann. Nur die Regler in den Performance-Modulen kann man vom Host aus per MIDI-CC erreichen und diese reichen die Steuerbefehle dann weiter.

 

Zusatzwürze

Das ganze erscheint bei den Hauptkomponenten Filter mit nur einem Low-Pass und einem klassischen Oszillator schon etwas dünn. Dafür ist das Basispaket relativ günstig, es hat aber schon seinen Grund, dass Softube zum Start gleich noch drei kostenpflichtige Extra-Module anbietet, weil diese bringen offenbar von der Ausstattung her erst so richtig Abwechslung bei Oszillatoren und Filtern hinein. Schlagen dann im Vergleich aber auch ordentlich zu Buche – wenn auch mit kaum mehr als einem Zehntel des Originalpreises der Hardware-Module.

Rubicon von Intellijel für 49 $ ist eine recht komplex aussehender Oszillator, der auch als LFO betrieben werden kann. Zunächst bietet er verschiedene Variationen der klassischen Wellenformen an, die aber durch eine sehr fortgeschrittene FM-Modulation noch vielfältig verbogen und multipliziert werden können.

Das Korgasmotron II emuliert die Multimode-Filter eines Korg MS-20 und zwar im Doppelpack. Die Originalfunktionalität wurde durch etliche Zusatzoptionen erweitert. Es kostet ebenfalls 49 $.

Bei dem nFold handelt es sich um einen Wave-Shaper, der Wellenformen staucht, faltet und umdreht und den üblichen dreckigen Output liefert. Dieses Zusatzmodul ist für 29 $ zu haben.

Besitzer der Softube Heartbeat Drum-Synthesizers kommen automatisch in den Genuss von Zusatzmodulen der Drum-Channels und der speziellen Drum-Equalizer.

Die Zusatzmodule von Intellijel
Die Zusatzmodule von Intellijel

 

Horror Vacui

Angesichts des leeren Racks kann einem schon anders werden. Vorher muss man sich aber entscheiden, ob man den Modular als Synth oder Effekt-Rack verwendet, dann kommt ein Audio-Eingang dazu. Hart verdrahtet nach Aussen zum Host sind ein Stereo- und vier Stereo AUX-Ausgänge. Platz gibt es in vier Reihen, die Module aufnehmen können erst mal genug. Aber was soll da hinein? Soviel Grundverständnis, dass die Grundkomponenten eines Synths vorhanden sein müssen habe ich schon noch. Oszillator, Filter, Hüllkurve und ein Verstärker sind Pflicht – aber all diese Logikbausteine mit Summierern, Mixern, Mergern (was sind NAND, NOR und XOR für Logikschaltungen?) erscheinen einem Modular-Neuling doch recht exotisch.

Erst mal ist das Rack ziemlich leer...
Erst mal ist das Rack ziemlich leer…

 

Alle bei der Veröffentlichung von Softube Modular erhältlichen Module
Alle bei der Veröffentlichung von Softube Modular erhältlichen Module

Aber es gibt ja noch Presets, die werden jedoch nicht im Plug-in selbst präsentiert, sondern über den Host (!? habe ich so auch schon lange nicht mehr ausserhalb von Freeware gesehen….) und es erwartet mich wie befürchtet Kabelverhau. Ahh… ja. Da ist erst mal Studium und Strippenverfolgung angesagt.
Oder auch nicht, in den zweihundert Patches – in dem Fall trifft der Begriff mal wirklich zu – kann man sich zunächst schon verlieren… Sehr interessant, klanglich sehr beeindruckend, aber dazu später mehr.
Bei komplexeren Patches wird schnell klar, dass man hier nicht nur ein Grundverständnis, sondern ein ziemlich ausgebautes Verständnis von Klang-Synthese und der speziellen auf Control Voltage basierenden Verschaltungslogik eines Modularen Synthesizers haben muss um diese ausufernden Patchkabel-Knäuel sinnvoll aufbauen zu können.

So kann ein Patch in Softube Modular aussehen...
So kann ein Patch in Softube Modular aussehen…

Nicht, dass die gezielte Preset-Erstellung bei anspruchsvolleren virtuellen Synths nicht auch schwierig wäre und viel Auseinandersetzung und Übung braucht – aber das scheint mir denn doch einen Zacken schärfer zu sein. Dadurch dass man eben JEDEN Signalweg selbst verbinden muss, der sonst einfach im Hintergrund schon mal hart verdrahtet ist wird das Ganze schnell unübersichtlich. Das gilt besonders für die bis zu vierfach polyphonen Patches, meist sind die einfach parallel identisch aufgebaut, manchmal aber nicht so wirklich…

Also gut, zurück auf Los und das nun um so mehr Ehrfurcht einflößende leere Rack aufgemacht.

 

Selbstgestrickt

Das allereinfachste mögliche Patch selbst zusammenzustöpseln müsste doch auch spontan gehen dachte ich mir so. Als erstes um die Verbindung nach aussen herzustellen braucht es ein MIDI to CV Interface, dann den Oszillator, das Filter, die Hüllkurve und den Verstärker. Doch welche Kabel kommen jetzt wohin? Selbst bei so wenigen Bausteinen gibt es schon einige Möglichkeiten. Da es sich mit der Hüllkurve um eine Kettenschaltung handelt wäre es vermutlich ein Fehler das Gate, dass den Note on/off Befehl wiederspiegelt gleich auf den Amplifier zu legen. Zumal die ADSR Hüllkurve über einen auch so benannten Gate-Eingang verfügt, die anderen drei aber über CV-Eingänge und welche, die entweder einfach „In“ genannt sind, wie beim Verstärker oder genauer „Audio In“ beim Filter. Der Witz bei Modularem Equipment ist, dass gar nicht grundsätzlich zwischen Audio- und Kontrollsignalen unterschieden wird, elektrisch ist das dasselbe, nur die maximale Signalstärke und die Polung kann eine andere sein.

Die virtuellen Patch-Kabel werden aus den Ausgängen heraus gezogen, praktischerweise werden dann alle Eingänge, in die es hineingesteckt werden kann grün eingefärbt, da kann man schon mal nichts grundsätzlich falsch machen. Umgekehrt, wenn man von einem Eingang aus klickt und zieht werden alle Ausgänge rot. Softube verzichtet darauf, die Kabel physikalisch korrekt durchhängen zu lassen, sondern die Verbindungen sind immer direkt mit dem Lineal gezogen. Zum Nachverfolgen ist das eindeutig meistens besser, wenn auch die beim Stecken baumelnden und durchhängenden Kabel von Beatzille schicker aussehen. Nur manchmal, wenn die Kabel genau auf gleicher Höhe zwischen Ein- und Ausgängen in einer Reihe gezogen werden wird es schwierig, herauszufinden wo was anfängt und endet. Auch sehr gut für die Übersicht sind die deckend dargestellten Kabel des Moduls, über dessen Buchsen man den Mauszeiger platziert hat und alle anderen erscheinen halbtransparent.

Also, das Note-Signal aus dem MIDI-CV Konverter kommt in den Frequenz-Eingang des Oszillators, die Sägezahn-Wellenform oder eine der drei anderen wird unten abgegriffen und kommt in den Audio-Eingang des Filters. Das Signal aus einem der Ausgänge des Filters wird in den normalen Eingang des Verstärkers geführt und auf seinen CV-Eingang das Output-Signal aus der Hüllkurve. Eigentlich logisch. Im Nachhinein, denn erst mal steckte ich die Kabel nicht ganz richtig und es tat sich gar nichts, bzw. als Variation war mal ein Knacksen zu hören. Aber man kann auch z. B. das Audiosignal aus dem Filter in den CV-Eingang des Verstärkers stecken und den Ausgang der Hüllkurve auf den Audio-In des Verstärkers, das funktioniert auch, vorausgesetzt man hat den CV-Regler ganz aufgedreht. Ansonsten, wenn man es richtig macht, muss er ganz zu, weil das Kontrollsignal aus der Hüllkurve öffnet sozusagen den CV-Regler und der wiederum steuert den Gain des Verstärkerausgangs. Und natürlich darf man nicht vergessen den Ausgang des Verstärkers mit dem Ausgang von Modular zum Host hin zu verbinden, das macht man am besten gleich…

Schon die allereinfachste Bausteinkombination ist für den Neuling selbst bei noch sehr überschaubaren möglichen Steckverbindungen nicht eindeutig.

 

Steuerfäden

Die Regler von Softube Modular kennen kein direktes MIDI-Learn. Hier müssen Performance-Module dazwischen geschaltet werden. Die gibt es in zwei verschiedenen Styles mit Drehreglern oder Fadern und Kippschaltern. Im Performance-Modus wird der Regler seinem Ziel zugewiesen, er übernimmt automatisch den Namen des Ziels und publiziert diesen nach aussen, so dass man ihn im Host als CC-Wert automatisieren kann. Der Original-Regler auf dem Modul färbt sich rot und kann nicht mehr direkt bedient werden, sondern nur noch über den Performance-Knopf, es handelt sich also eher um eine wenig intuitive Einbahnstaße. Für jeden Regler lässt sich noch einen Wertebereich festlegen in dem er wirken soll. Ein Regler-Modul verfügt über einen CV-Eingang, der aber lediglich die LED mit Signalen versorgt. Das heisst weiter gehende Automationen der Regler müssen aus Host heraus erfolgen, was schade ist. Aus den verschiedenen vorgefertigten Performance-Modulen kann man sich eine Bedienoberfläche zusammenstellen, die die wichtigsten Parameter an einem Ort zusammenfasst. Vor allem bei großen Patches kann das Übersicht schaffen und die Einstellung eines Gesamtklangs nicht nur in einer Live-Situation erleichtern. (Obwohl Live-Situation bedeuten würde, dass man auf einem Rechner auf der Bühne nur Modular laufen lassen könnte, weil zumindest bei großen rechenintensiven Patches geht sonst nichts mehr…)

 

Fertige Flicken

Die über zweihundert Presets zeigen recht gut, wo klanglich gesehen der Hammer hängt. Das hört sich für mich doch sehr analog an im Vergleich zu dem, was ich üblicherweise auf dem Rechner habe. NI Monark kommt da noch mit, UHe Diva habe ich nicht und Bazille light in Form von Beatzille ist von den digitalen Oszillatoren und der FM-Synthese her schwer zu vergleichen. Dass man auch da Kabel stecken kann und einen semi-modularen Aufbau hat ist auch schon alles. Normale Synths klingen gut und druckvoll, manches mal raffinierter bewegt, aber nicht auf diese spezifische Weise roh. „Warm“ als Begriff, wie er so oft für analoge Hardware verwendet wird finde ich schwierig, weil auch digitale Synths können warm klingen, nur etwas anders. Wobei ich nicht behaupten will, dass ich das in einem Blindtest zuverlässig unterscheiden könnte… aber Leute mit viel Erfahrung und einem trainierten Ohr sind vermutlich dazu in der Lage.

Alle Factory-Presets sind nicht Velocity-sensitiv, was auch bei echten Modular-Klängen der Fall ist, das heisst nur der Verlauf der Hüllkurve bestimmt die Lautstärke. Wie stark die Hüllkurve generell öffnet wird nicht gesteuert. Die Velocity wird zwar im MIDI-Interface zur Verfügung gestellt, aber nur in seltenen Fällen mal auf den Filter-Cutoff gelegt. Es gibt in der Facebook-Usergroup zu Modular ein Patch bzw. einen Screenshot davon, wie man die Velocity verwenden kann um mit einem Verstärker über den Umweg über eine Hüllkurve einen zweiten zu steuern und man damit den Klang über die Anschlagsstärke auf dem Keyboard laut und leise bekommt. Es funktioniert, wenn auch die Ansprache meinem Eindruck nach nicht ganz linear ist. Der Zusatzaufwand den das aber bedeutet zeigt deutlich auf welchem Terrain man sich hier bewegt – in den meisten Soft-Synths ist Velocity einfach eingebaut und man macht sich nie einen Kopf darüber.

Interessant sind zunächst die Bässe, von denen einige sehr voll und rund klingen. Die Variationsbreite bewegt sich dabei im üblichen Rahmen, subtraktive Synthese eben. Dass auch Flöten- und Brass-Sounds gehen zeigen einige wenige Patches, aber die Stärke scheint es nicht zu sein. Bei manchen Presets schien es mir manchmal so, als gäbe es da eine minimale Latenz, die dazu führt, dass getrennt gespielte Noten als zusammen gespielt interpretiert werden. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich selten strikt monophone Stimmen spiele.

Was mich an Modular Synths fasziniert ist die freie und potentiell auch unkonventionelle Verbindung der Grundelemente, was gerade bei Effekt-Klängen zum tragen kommen müsste. Und tatsächlich bietet die FX Abteilung der Presets einiges, was normalerweise nicht so geht z. B. die Freerun-Patches, die ohne Hüllkurve auskommen und also auch nicht über den Stop-Button der DAW zu unterbrechen sind oder Sequencer-getriggerte Klangkaskaden und wilde Verwüstungen, die man kaum mit einem und wahrscheinlich auch nicht mit mehreren festverdrahteten Synthesizern und Effektketten hin bekommmt. Massive oder MPowersynth können ja einiges, das dann aber doch nicht.

Die anderen EFX Tuned und Gated bewegen sich eher im gewöhnlichen Bereich, den man mit anderen Programmen auch hin bekommt, wenn auch der hervorragende Grundklang der Komponenten das Ganze veredelt.

Die Leads sind einfach Klassiker, wie man sie von einem subtraktiven Analogsynth erwarten würde, durchsetzungsfähig und bei Bedarf wohlklingend oder agressiv. Wobei auch hier, wie bei den Bässen ein richtig böser Filter, mit dem auch Acid-Klänge möglich sind fehlt. Ein Moog-Ladderfilter bleibt letztendlich immer etwas zahm und im Verbund mit dem Korgasmatron war jetzt auch kein Beispiel dabei, das wirklich in die Richtung ging.

In einem interessanten Pad-Preset braucht es meist schon etwas Bewegung und Mehrstimmigkeit schadet auch nicht. Und es gibt tatsächlich einige vierstimmige Pads, die dann aber den Prozessor ordentlich fordern. Bei diesem Genre sei wiederum die ketzerische Frage erlaubt, ob man nicht ein sehr ähnliches Ergebnis auch aus einem wesentlich Ressourcen-sparenderen Programm heraus holen könnte. Doch hübsch sind sie so an sich, die Pads.


String Sounds sind meist etwas komplexere Patches, einige klingen erstaunlich gut.


Ich muss zugeben, dass mir einige Percussion-Patches ein Mysterium sind. Ich finde es ziemlich schwierig nachzuvollziehen, was hier was bewirkt. Wie kommt man da drauf? Die Percussion-Sounds an sich sind meist nicht so dolle, die Kick und die Snare sind nicht schlecht, das Kokiriko für einen subtraktiven Synth-Sound mindestens exotisch und mit einem Patchaufbau, den ich zumindest auf Anhieb nicht verstehe. Spektakulär finde ich Tuned Metallic, wie man es schafft mit diesem relativ zahmen Filter metallische Obertöne rauszufiltern ist bemerkenswert. Heartbeat klingt mit seinen spezialisierten Modulen im Vergleich richtig gehend „natürlich“ – soweit man den Sound antiker japanischer Drum-Machines als natürlich bezeichnen kann…

Die Sequenzen teilen sich in melodische und perkussive Schrittfolgen auf. Hier spielt fast immer der Summing-Logikbaustein eine Rolle um die Sequenzen zusammenzufassen oder abzuwandeln, die Trigger-Signale kommen aus dem Sync-Modul, das Clock-Signale aus dem Host weiter reicht. Mit klassischen Hardware-Vorbildern nachempfundenen 8-
oder 16 Steps umfassenden Noten-Sequencern arbeitet es sich schon etwas anders, als mit einem modernen Software-Sequencer/Arpeggiator. Mit weitergereichten Link-Out Impulsen lassen sich Sequencer verketten, mit dem Einsatz der verschiedenen Logikbausteine und Modulatoren können auch komplexere Abfolgen erzeugt werden. Ob letztendlich die Ergebnisse andere sind, lässt sich schwer sagen. In der Praxis scheint es schon etwas flexibler Modular über die Pianorolle oder z. B. mit Kirnu Cream fernzusteuern. Andererseits sind mit mehreren Sequencern auch polyrhythmische Tracks in einem Patch möglich.

Der Penta-Sequenza mit seinen im Kreis angeordneten fünf Schritten ist für sehr einfache Sequenzen oder als Modulations-Sequencer gedacht, was mit den anderen Noten-Sequencern auch funktioniert, da sie letztlich ja CV-Werte neben Gate- und Trigger-Signalen ausgeben.
Der Beat Sequencer ist ein vierkanaliger Trigger-Sequencer, der z. B. auch die Heatbeat-Module steuern kann. Akzente lassen sich setzen, indem man mit einem Kanal eine Hüllkurve und einen Verstärker ansteuert und die Signale des zu modulierenden Instruments darüber laufen lässt.


Da ich schon ahnte, dass es mit „Speichern unter“ bei Presets, die über den Host verwaltet werden Probleme geben kann baute ich ein einfaches perkussives Patch, dass über einen Sequencer gesteuert wird nach. Modul für Modul, Verbindung für Verbindung, Einstellung nach Einstellung – schon mühsam. Ich war zwar froh, dass dann überhaupt ein Ton raus kam, aber es klang dennoch anders als das Original. Keine Ahnung warum, wahrscheinlich muss man die Einstellungen noch genauer übertragen, obwohl wenn ich bei dem Original an den Knöpfen herum drehe kommt etwas anderes dabei heraus… Also speicherte ich das Original doch unter anderem Namen ab und tauschte den Sequencer gegen ein MIDI-Interface aus. Nun war aber tatsächlich das Original-Preset überschrieben! Zumindest in diesem FL-Studio-Projekt, dafür aber hartnäckig, auch ein kompletter Reload des Plug-ins brachte das Original nicht zurück. Erst ein Neustart des Programms stellte die alte Ordnung wieder her. Modular braucht dringend eine eigene Preset-Verwaltung, die laut Aussage des Supports schon in Arbeit ist.

Die Arbeitsweise in der Pianorolle oder mit einem Arpeggiator ist in meiner Wahrnehmung eine andere, als mit den virtuellen Hardware-Kisten. Letztendlich eine Geschmacksfage und womit man persönlich besser arbeiten kann, aber immerhin hat man die Möglichkeit auch hier mit totalem Old-School Sequencing zu arbeiten.

Über die gewohnte Piano-Rolle oder einen externen Arpeggiator geht es aber prima.

 

Bestrickender Herzschlag

Das Drum-Programm Heartbeat ist kein reguläres Zusatzmodul, sondern wenn man es besitzt stehen auch die Einzelteile als Module zur Verfügung. Das sind die Drum-Kanäle der einzelnen Instrumente und die dahinter geschalteten speziellen Equalizer als ein Doppelmodul, bei dem man zwischen den optimalen EQ-Charakteristika für die jeweiligen Drum-Typen umschalten kann. Die Qualität der Drum-Sounds von Heartbeat ist sehr gut und sie sind mit den vorhandenen Parametern auch deutlich abwandelbar. Das klingt zwar ähnlich wie die allzu bekannten Drum-Machines von Roland, hat aber dennoch etwas Eigenständiges. Und wie ich in der Percussion-Abteilung der Presets schon feststellen konnte gehen solche Sounds mit den Bordmitteln von Modular nicht – dafür andere. Im Zusammenhang mit dem schon vorhandenen Trigger-Sequencer und den anderen auf normale Oszillatoren gerouteten Sequencern ist es durchaus möglich ein paar Takte eines minimalen House- oder Electro-Tracks aufzubauen.

 

Echte Rückfütterung

Die Königskategorie der Programmierung von Audio-Algorithmen ist echtes Feedback, weil man dabei im Prinzip schon das Ergebnis der Operation berechnet haben muss, sobald die Ausgangsvoraussetzungen mitsamt ihrer Abhängigkeiten, was mit dem Signal geschieht vorliegen. Auf der Musikmesse wurde dafür ein Beispiel in Modular präsentiert, das mich ziemlich beeindruckte. Ja es gibt Feedback-Schleifen auch in anderen Soft-Synths, aber die sind bis auf wenige Ausnahmen vorgefertigt, hier funktioniert das auf einer grundsätzlicheren Ebene, eben “ True Feedback“. Ich experimentierte etwas damit herum und es lässt sich tatsächlich eine Mixer-Feedback-Schleife bauen. Wobei eine Schleife mit dazwischen geschaltetem Delay flexibler ist. Ich bekam dann von Softube den Original-Patch von der Messe und technisch gesehen ist das Ding wirklich der Hammer.

 

Effektversion

Die Presets der Modular FX -Version bieten eigentlich im wesentlichen konventionelle Kost, Filter, Flanger, Verzerrer, Delays usw. Das aber vom typisch analogen Grundsound her in bester Qualität.

Was mich interessierte war die Frage, was geschieht, wenn man Audio-Eingänge direkt mit einem Oszillator verbindet. Heraus kamen nach einigem herumprobieren zwei Variationen, eine mit einem Hüllkurvenverfolger und eine mit zwei ADSR-Envelopes. Ich versuchte auch Sample and Hold Zwischenstufen oder den Skew-Limiter hineinzubauen, was aber entweder den Signalfluss unterbrach oder keinen sinnvollen Effekt hatte. Letztendlich kennt diese doch noch sehr primitive Schaltung nur zwei Zustände, entweder man hat das Oszillatorsignal konstant dudelnd mit der gleichen Lautstärke aber einer relativ extremen Dynamik bei der Frequenz, die das Ausgangssignal nur sehr ungefähr wiederspiegelt oder man regelt die Lautstärke über das Audiosignal auf dem Gate der Hüllkurve oder direkt auf den CV -Eingang des Verstärkers und ist damit wieder zu nah beim Original-Signal, nur schlechter.

 

Den Rubicon überschreiten

In diesem Modul ist ein ziemliches Biest von einem Oszillator verbaut. Der OSC gibt zunächst mal die Standard-Wellenformen aus, wobei er sich hier nicht groß von dem Doepfer-Modul unterscheidet. Zusätzlich gibt es noch einen Doppel-Sägezahn und eine, die sich Zig-Zag nennt und ein Zwischending zwischen einem Up- und Down Sägezahn darstellt. Die Pulse-Wellenform kennt verschiedene Modi, aber das sind schon wirklich feine Unterschiede und kann natürlich im Gegensatz zu der normalen Rechteck-Wellenform, die separat ausgegeben wird in der Pulsbreite moduliert werden.

Rubicon

Bei Rubicon wird die Grenze weg von einem herkömmlichen simplen subtraktiven Oszillator bei seinen eingebauten FM-Synthese-Wegen überschritten. Davon gibt es zwei, ein mal eine exponentielle FM-Synthese, auf deren Eingang man ganz traditionell einfach ein Sinus-Signal gibt, dafür gibt es dankenswerterweise ein eigenes kleines Modul. Dreht man diesen Regler auf bekommt der Klang langsam die Obertonreiche FM-Einfärbung, dann kommt ein Bereich, in dem alles sehr verstimmt wird und erst bei völligem Rechtsanschlag ist die Stimmung wieder hergestellt. Allerdings wirkt hier die Modulation des Oszillators durch das FM-Signal schon sehr stark und in höheren Bereichen des Keyboards, so ab D#5 bricht die Welle zusammen und es gibt nur noch ein völlig verzerrtes Signal. Das gilt für eine Modulation mit A4, mit tieferen Tönen als FM-Modulator verhält sich das anders, dann wird es aber weiter unten instabil. Das ist eher mal eine sehr rohe FM-Synthese, von Engelsgleichen DX7 -Klängen ist man da noch weit entfernt.

Der andere FM-Weg führt über eine komplexere Verschaltung, einen Index-Regler, der den Offset-Gain der Through-Zero FM regelt, dieser Index-Regler besitzt einen extra kleinen Regler in dem Signalweg seiner Modulationsquelle, der die Amplitude der Modulation bestimmt, dann läuft das durch einen internen Verstärker um dann auf den Symmetry-Regler zu treffen. Der verändert das Tempo der Wellenformen bis zu einem Stillstand in der 12-Uhr-Position, nach links wird das dann umgekehrt. Nur bei Rechtsanschlag bleibt die Stimmung erhalten, alles dazwischen klingt wie bei dem exponentiellen FM Regler stark verstimmt. Dieser Modulations-Modus wirkt deutlich sanfter als der andere, man kann allerdings hier auch von linear auf exponentiell umschalten, dann klingt es ohne Index-Modulation gleich wie die normale exponentielle FM-Synthese. Interessant ist auch beide FM-Modulationsstränge gleichzeitig zu verwenden, dabei kommen noch mal andere und teils recht heftige Ergebnisse heraus.

Die Factory-Presets zu Rubicon:

Gefilterter Höhepunkt

Die Wortschöpfung Korgasmatron finde ich wirklich geil und gibt diesen Höhepunkt des Filter-Designs ganz gut wieder. In den Grundzügen entspricht er dem Filter des Korg MS 20 mit dem Unterschied, dass es zwei davon gibt, die man separat einstellen und zwischen denen man überblenden kann. Darüber hinaus verfügt er nicht nur über Low- und Hi-Pass Modi in 6 Db und 12 Db -Abstufungen, sondern auch noch über Band Pass und Notch. Wie spitz die Anhebung um den Cutoff ausfällt lässt sich flexibel mit Q und Q-Drive einstellen. Die Filter-Kombination kann seriell oder parallel betrieben werden. Pro Filter gibt es zwei Modulationseingänge für den Cutoff, deren Auswirkung durch Regler bestimmt wird, wobei der zweite in positive und negative Richtung moduliert. An Outputs werden separate für jedes Filter oder eben der Mix aus der Überblendung angeboten.

Korgasmatron

Der Klang des Filters ist zunächst mal etwas dünner und harscher, als der Transistor-Ladder-Filter in dem Doepfer-Modul. Nun gut, es handelt sich um einen Nachbau des berühmt-berüchtigten Filters im MS 20, der nicht unbedingt für Schönfärbung bekannt ist. Die Modulationsmöglichkeiten gehen aber weit über die des Doepfers hinaus, man bekommt einiges an Verzerrung geboten und die Überblendung zwischen den verschiedenen Filter-Strängen bringt noch mehr Abwechslung hinein.

Mich interessierte vor allem auch, wie es mit der Selbstoszillation im Vergleich zum Filter von Doepfer aussieht, weil es hier etwas detailliertere Optionen gibt, als beim Doepfer. Es pfeift zwar ziemlich heftig und das Filter ist begrenzt auch als Sinus-Oszillator spielbar, aber so richtig musikalisch ist das nicht. Auch mit der Addition des Korgasmatrons fehlt in dem Ensemble noch ein klassisches wunderbar zwitscherndes Acid-Filter wie in der TB 303.

Gefaltete Wellen

Der nFold II von Intellijel ist ein einfacher Wave-Shaper, der Wellenformen aufrauht und ein deutlich anderes Timbre aufprägt, als alles, was man sonst noch mit den anderen Modulen erreichen kann. Er macht zwar nur eine Sache ohne viele Variationsmöglichkeiten, die aber effektiv und gut. Aggressive Klänge ohne allzu viele Obertöne sind eine willkommene Ergänzung und runden die Palette sinnvoll ab.

nFold

Zu den Modulen von Intellijel gibt es einige Factory-Presets, die alle drei zusammen in Aktion zeigen.

Mögliche Zusätze

Mit den Zusatzmodulen von Intellijel kommt Softube Modular zwar auf mehr als eine Grundausstattung, aber es besteht noch viel Potential für Erweiterungen. Wenn man auf die Liste der verfügbaren Hardware-Module bei Schneiders Laden schaut gibt es dermaßen viele Möglichkeiten, dass einem schwindelig werden könnte. Die Klangpalette am deutlichsten erweitern würde aus meiner Sicht ein Acid-Filter, der eine musikalisch besser nutzbare Selbstoszillation bietet, z. B. ein Doepfer A-103 18dB LP Filter (303) oder ein Doepfer A-124 Wasp Filter, das dann eher auf der verzerrten Seite liegt, ein Formant-Filter wie das Doepfer A-127 VC triple resonator + Doepfer A-127 breakout Expander brächte viel Abwechslung hinein. Ein ungewöhnlicher Rauschgenerator/Oszillator wie Hexinverter – Jupiter Storm könnte eine interessante Ergänzung sein und ein ausgebauter Equalizer/Filter, wie Mutable Instruments – Shelves Mk2 wäre praktisch und ein Röhrenverstärker, z. B. Erica Synths – Fusion VCA könnte die Sache schön gesättigt abrunden. Und natürlich muss es nicht bei zwei Effekten bleiben, da gibt es auch eine Menge Luft nach oben.
Es existieren etliche recht exotische, interessant aussehende Module da draußen – wobei natürlich immer im Hintergrund erfolgreich über Lizenzfragen verhandelt werden muss, wenn die Entwickler von Softube ein bestimmtes Modul für ihre Adaption ausgespäht haben sollten. – Man kann eigentlich davon ausgehen, dass sie die interessanteren, die das Gesamt-Ensemble deutlich voran bringen im Auge haben werden. Schon vergleichbar mit der schwierigen Frage, die sich ein Hardware-Modular-Besitzer vermutlich immer wieder stellen muss: auf welches Modul spare ich denn jetzt? Denn der Entwicklungsaufwand für die Emulation eines Hardware-Moduls stellt ja auch eine Investition dar.

 

Fazit

Sehr positiv fällt auf, dass das Programm immer solide lief, ohne einen Absturz und die Presets schnell laden. Der Ressourcenverbrauch ist so eine Sache, auch auf meinem verhältnismäßig schnellen Rechner war ich mit einigen Patches bei 60% Prozessorauslastung, das ist knapp vor Zusammenbruch und nicht zu behebenden Knacksern und Audiorucklern. Es läuft mit knapper Not eine Instanz mit einem mittelgroßen Patch und eine weitere mit einem kleinen. Ich vermute, dass der Code schon recht gut optimiert ist und nicht viel mehr geht und da ein System, das nicht in weiten Teilen hartverdrahtet ist immer mehr Ressourcen verbraucht und vor allem Angesichts der Qualität der erstaunlich akkurat nachmodellierten Komponenten stellt das Ganze eher ein Programmier-Wunder dar, mit dessen Leistung man zufrieden sein kann. Laut einer Äusserung von Urs Heckmann, als Spezialist für Optimierungsfragen im KVRaudio-Forum zu Modular glaubt er nicht, dass dieser Aufbau Multiprozessorfähig ist, womit die effektivste Beschleunigungsmöglichkeit weg fällt. Es gibt auch noch andere Methoden, die aber nicht so viel mehr bringen. Ein Vorschlag aus der Community ist, dass Softube noch verschiedene Qualitätsstufen einbaut, so könnte man auch große Patches in einem schlechteren und nicht ganz so „echten“ Modus aufbauen und dann in höchster Qualität rendern lassen.

Wollte man mit den bisherigen Modulen ein richtig großes System Marke „Wandfüllend“ zusammenstellen, bis zu hundert (sehr schmale) Module sind theoretisch möglich oder mit mehreren Instanzen des Plugins mit großen Patches gleichzeitig arbeiten würde jeder erhältliche Rechner daran scheitern. Was schade ist, denn beim gegenwärtigen Stillstand bei der Steigerung der Prozessorleistung muss man wohl oder übel auf einen grundsätzlichen technologischen Durchbruch warten und das kann dauern.

Also ist, wie bei den meisten Hardware-Modellen das Abspeichern als Audio-Datei angesagt, wenn man Modular auf mehreren Spuren gleichzeitig einsetzen will, Sequenz per Sequenz, Stimme für Stimme, dort, weil die Patches so aufwendig umzustecken sind und hier in der Software-Version, weil nicht mehrere Instanzen gleichzeitig laufen. Es sei denn, man hat einen Host, der per Track Multiprozessor-fähig ist.
Diese Arbeitsweise kann ganz schön umständlich und aufwendig werden. Aber die Auseinandersetzung mit einem modularen Synthesizer ist ohnehin eher ein Langzeitprojekt, so eben auch hier. Es fordert einiges an vertieftem Studium der möglichen Signalwege in einer solchen offenen Umgebung, bis man dann vielleicht irgendwann so weit kommt wirklich raffiniertere Patches auszuknobeln. Zum Ausgleich fordert auch kaum etwas so zum experimentieren heraus und der „glückliche Unfall“, der zu ungeahnten Ergebnissen führt wartet hinter jeder unbelegten Buchse. Und ich muss sagen, die Auseinandersetzung mit und der Test von Softube Modular erweiterten in einem Crash-Kurs noch mal mein Verständnis von Klangsynthese ganz grundlegend.
Die Stärke eines Modularsystems stellt neben der genau so brachialen wie analog-musikalischen Qualität, die normale subtraktive Brot- und -Butter-Sounds, wie Bässe, Leads usw. entwickeln können die Erzeugung von FX-Klängen/Geräuschen/Desastern dar, die mit keinem normalen, beschränkten Synth zu machen sind.

Eine Demo nur mit Lead- und Pad-Sounds in unterschiedlichen Zusammenstellungen kombiniert:

 

Zwar bleibt Softube Modular auf dem aktuellen Stand letztlich ein subtraktiver Synth mit FM-Fähigkeiten, dennoch ist es möglich gerade bei Effekt-Klängen die Grenzen dieser Syntheseform in einer Weise auszuloten, die mit keinem Soft-Synth und vermutlich auch mit keinem nicht-modularen Hardware-Synth so möglich ist. Was hier an klassischem Gefiepe, moduliertem Rauschen, Rumpeln, verzerrten Orgelsounds und zumindest für mich musikalisch klingendem Krach möglich ist, hat mich wirklich begeistert. Für diese FX-Geräusche-Demo kamen zum größten Teil Patches aus der ersten kommerziellen Preset-Bibliothek für Modular von Steven “Wags” Wagenheim http://www.wagsrfm.com/softube/ zum Einsatz.

 

Die Zusatzmodule von Intellijel sind auf jeden Fall empfehlenswert, ohne sie ist der Synth allzu „basic“ und ich erwarte, dass das mit jedem weiteren neuen Modul so sein wird, denn der eigentliche Reiz liegt neben den völlig flexiblen Verbindungsmöglichkeiten in den zusätzlichen Klangfarben und der Multiplikation der Möglichkeiten, die jedes neue Modul in das Gesamtsystem hinein bringt. Im Vergleich zu den Preisen von Hardware bewegt man sich hier in weitaus günstigeren Regionen, Modular ist tatsächlich Modular-Synthese für’s Volk zu einem Bruchteil des Preises, man bekommt den Sound zu annähernd 100%, man bekommt das flexible Organisationsprizip – aber nichts zum anfassen. Ich glaube schon, dass mit der Haptik und auch der Ästhetik der realen Hardware ein spezielles Gefühl verbunden ist und aus diesem Erlebnis heraus ein anderes Arbeiten möglich wird. So ist zu vermuten, dass dieses Programm einige Musiker dazu bringen wird, sich ein echtes Modular-System zuzulegen, Stück für Stück, wenn es irgendwie geht.

Auf einen virtuellen Synthesizer wie Softube Modular habe ich schon lange gewartet und meine Erwartungen sind übertroffen worden, die Soundqualität wirkt authentisch, der Klang ist überragend und das Verhalten entspricht, soweit ich das nachvollziehen kann dem des realen Hardware-Vorbilds. Wer sich für Klang-Synthese auf einer ganz grundlegenden Ebene interessiert und keinen Einschränkungen ausser der der Leistungsfähigkeit seines Rechners unterliegen will findet hier die passende Spielwiese.

+ Klang hervorragend
+ authentische Emulation der Hardware
+ unendliche Möglichkeiten
+ erweiterbar
– Performance-System noch entwicklungsfähig

Softube Modular erhält den BuenasIdeas Tipp!

Buenasideas_Tipp

Produktseite von Softube Modular: http://www.softube.com/index.php?id=modular

Ein Testbericht von Stefan Federspiel

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