Testbericht LECTOR von Waldorf, mehr als nur ein Vocoder

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Dass aus Waldorf nicht nur der Salat, die Schulen und SAP (Siehe Kommentare) kommen, sondern auch echte Hardware Synthesizer mit Kultstatus zeigt die weltweit bekannte Firma die den gleichen Namen, wie der rührige Ort trägt.

Die Firma Waldorf feierte nicht nur mit der Weiterentwicklung der PPG Wavecomputer Synthesizer von Wolfgang Palm große Erfolge auch der Blofeld Synthesizer genießt weltweit großes Ansehen.

Im Bereich der VST-Programmierung wurden bei Waldorf Zeichen gesetzt, die Waldorf Technologie wird von großen Firmen wie Steinberg, Digidesign Inc., Terratec und TC Works genutzt. Nach dem Largo, ein weiteres interessantes Synthesizer Plugin aus dem Hause Waldorf, kam nun der Vocoder Lector auf den Markt, man darf gespannt sein was Waldorf hier gezaubert hat. So viel sei vorweggesagt: Der Lector Vocoder von Waldorf steckt voller Überraschungen.

Andreas und die Handbücher

Ich neige dazu das Handbuch erst einmal zu ignorieren, das ist nicht immer ganz optimal, wieich nun zum wiederholten mal feststellen musste, nun man könnte es so ausdrücken, wer das Handbuch liest, ist zu faul zum Suchen und fluchen. Schlussendlich habe ich mir, das neben der englischen Fassung sogar in deutscher Sprache vorliegende, Handbuch also doch zu Gemüte geführt und JA das macht unbedingt Sinn, zum einen ist das Handbuch äußerst informativ und gut geschrieben, zum anderen wusste ich endlich, wie der Lector zu bedienen ist. Heureka!

Was ist eigentlich ein Vocoder?

Bei einem Vocoder (die Wortschöpfung stammt aus der Aneinanderreihung der englischen Wörter „voice“ und „encoder“) handelt es sich um ein elektronisches Gerät, das aus der militärischen Forschung stammt und eigentlich für die Telefontechnik entwickelt wurde. Der Sinn des Ganzen war die natürliche Sprache in kodierter Form mittels elektrischer Leitung übertragen zu können, um sie am Zielort wieder zu reproduzieren bzw. zu synthetisieren. Zum einen wollte man damit eine Verschlüsselung der Stimme erreichen und zum anderen auch die Bandbreite verringern, um eine größere Anzahl von Gesprächen über eine einzelne Teilnehmeranschlussleitung zu übertragen. Das Ganze hat dann nicht so effektiv geklappt, daher findet der Vocoder heute vor allem in der Computertechnik, in der Sprachforschung und als Effektgerät in der populären und elektronischen Musik Verwendung.

Hier ist ein kleines und durchaus lustiges Video das erklärt was ein Vocoder ist 🙂 und was man damit anstellen kann:

Verwenden wir den Vocoder nun als ein Effektgerät, dann wird das Ausgangssignal nicht aus Rauschen synthetisiert, sondern ein zweites Eingangssignal wird der spektralen Zusammensetzung des ersten Signals entsprechend moduliert. So werden also zwei Eingangssignale verarbeitet, die dann vom Vocoder miteinander verknüpft werden. Dem Schwingen der Stimmbänder beim menschlichen Sprachorgan entspricht das zweite Eingangssignal, es liefert das Grundsignal, aus dem das Ausgangssignal erzeugt wird. Der Artikulation durch Zunge und Lippe entspricht das erste Eingangssignal, es dient als Steuersignal für das Klangspektrum und die Modulation, wobei das Spektrum des ersten Signals auf das Zweite formend wirkt. Mit einem Sprachsignal als Steuersignal und einem zu modulierenden Instrumentensignal ist es etwa möglich, ein Instrument „sprechen“ zu lassen.

Synthesizer Modus

Waldorf Lector Synthesizer
Waldorf Lector Synthesizer

So gut jetzt mit der schnöden Theorie, was macht der Lector, richtig genau das was ich oben teilweise aus der Wikipedia entnommen habe. Der Waldorf Lector kann aber noch so einiges mehr, denn es handelt sich um einen Vocoder mit einem eingebauten Synthesizer, klar das der Synth so knackig und fett klingt, wie von Waldorf zu erwarten war. Der Lector ist also, wenn Ihr gerade keinen Vocoder braucht, auch bestens dazu geeignet fette Bässe, durchsetzungsfähige Streicher oder selbstgestrickte Synthy Sounds zu produzieren. Der Weg dahin ist allerdings etwas anders wie gewohnt, ich beschreibe das eimal für Cubase 6: Ihr legt eine Audio Spur an, der Waldorf Lector wird dort als Insert Effekt geladen, dann legt Ihr eine Midi Spur an und routet diese auf den Midi Eingang des Lectors. Nun ist wichtig das Ihr im Lector Bereich Amplifier den Trigger auf „Normal“ oder „Single“ stellt und oben im Bereich Output den Regler Carrier auf volle Pulle stellt. Schon habt Ihr einen waschechten Waldorf Synthesizer mit sehr viel Soundpotential. Der Synthesizer ist sowohl polyfon (16 Stimmen) wie auch monophon spielbar und bietet einige interessante Wellenformen, die unter anderem Chöre, Streicher u.a. nachahmen können.

Der Vocoder

Genau darum ging es ja eigentlich hauptsächlich, Waldorf spendierte dem Lector den inzwischen als legendär geltenden Multimode Filter dieser kann auf 12dB oder 24dB Flankensteilheit eingestellt werden und bietet zudem einen Whitening Filter, dieser, Achtung jetzt wird es lustig, das Klang-Signal zunächst „blondiert“, bevor es im Vocoder „coloriert“ wird (Häh??) Dieses soll besonders nützlich für die explizite Bearbeitung von Chor- oder Stimmensamples sein, Ok die Ergebnisse überzeugen denn das vocodierte Ausgangsignal ist verständlicher und klarer. Ich habe den Lector so ziemlich alles zu futtern gegeben und konnte Queen artige Chöre genauso gut erzeugen wie absolut abgefahrene Drumloops. Roboterstimmen stellen absolut kein Problem dar und ein anonymer Anruf zwecks Einschüchterung des Angerufenen, kann mit Lector enorm aufgewertet werden. Nein das dürft ihr natürlich nicht machen! War nur nen übler Scherz.

Waldorf Lector Vocoder  komplett
Waldorf Lector Vocoder komplett

Die Möglichkeiten seine Kreativität auszutoben sind hier schier endlos. Der Vocoder ist über die gleiche Konstellation wie oben im Abschnitt „Synthesizer Modus“ beschrieben mit einer kleinen Änderung auch über das Midi Keyboard spielbar, dazu stellt Ihr den Carrier Regler auf null und öffnet den Vocoder Regler auf Vollgas. Das Ganze könnt Ihr nun natürlich auch pegelmäßig anpassen, also mischen: ein wenig mehr Carrier, etwas weniger Vocoder und eine Prise Originalsignal, no Problem!

Der Carrier

Eine Besonderheit des Waldorf Lector ist sicherlich die Möglichkeit außer dem integrierten Synthesizer auch externe Klangerzeuger zu nutzen, gemeint sind hier sowohl Audio Spuren wie auch Audio Plugins, also Sampleplayer, Drumsynths, Synthesizer oder Loops. Dazu liefert Waldorf ein zweites Plugin mit welches in der Spur, die als Carrier genutzt werden, soll in den Inserteffekteingang aufgerufen wird. Im Lector stellt Ihr dann die Sidechain Funktion ein, nun wird die externe Klangquelle als Carrier genutzt. (Anmerkung: einige DAWs bringen eine Sidechain Funktion schon mit, so das heir auf das spezielle Carrier Plugin verzichte werden kann)

Effekte

Waldorf Lector Effekte
Waldorf Lector Effekte

Der Lector verfügt über eine vielfältige Effektsektion, ganz besonders hervorheben möchte ich hier den hervorragenden Hall, der auch für sich alleine genutzt eine Bereicherung im Effektrack darstellt, sehr dicht und sehr warm. Weiterhin finden wir ein gutes Delay und einen fetten Chorus sowie ein Overdrive. Bevor das Eingangsignal Zutritt in den Waldorf Lector bekommt, könnt Ihr einen Kompressor vorschalten.

Der Unvoiced Detector

Ganz besonders hilfreich ist der „Unvoiced Detector“ dieser mischt dem Vocoder-Signal bei Bedarf zusätzliche nichttonale Signalanteile wie Rauschen hinzu, um die Sprachverständlichkeit von Transienten zu erhöhen. Das funktioniert so richtig gut und bringt hervorragende Ergebnisse. Wir finden hier drei Regler, als Erstes haben wir den Regler Noise, mit dem Weißes Rauschen dem Originalsignal hinzugefügt werden kann. Das weiße Rauschen enthält alle Frequenzen mit dem gleichen Energiegehalt und eignet sich daher sehr gut zur Verbesserung der menschlichen Sprachverständlichkeit beim Einsatz der Stimme.

Waldorf Lector Unvoiced Detector
Waldorf Lector Unvoiced Detector

Als nächsten Regler haben wir Speech, dieser wählt das Speech-Signal selbst als Signalquelle für den UV-Detector aus. Stark transientenbehaftetes Audiomaterial wie Drumsloops profitieren davon, da die eigenen Elemente zur Verbesserung der Sibilanten verwendet werden.

Der letzte der drei Regler hört auf den Namen Noise Mix hier wird ebenfalls weißes Rauschen ausgewählt allerdings wird im Gegensatz zu Noise das Rauschen dem Carrier Signal hinzugemischt, anstatt es zu ersetzen. Dieser Modus ist hilfreich, wenn der tonale Cahrakter des Carrier Signals erhalten werden soll. Der erste Mode „Weißes Rauschen“ bringt ganz tolle Vocoder Sounds für Chöre zu standen, es haucht sozusagen aus den Monitoren, herrlich! Der zweite Modus ist klasse für Sprach- bzw. Textverständlichkeit im Vocodersignal.

FAZIT:

buenasideas-tippDer Lector bietet mehr als man es auf den ersten Anschein vermuten würde, die Vocoder Funktionen sind hervorragend und der Klang ist klasse, der eingebaute Synthesizer ist schon eine Nummer für sich, von sanften Streichern bis hin zu bösen Industry Sounds ist hier alles machbar. Die Carrier Funktion brezelt das Ganze dann noch einmal gehörig auf, da die Möglichkeiten hier schier endlos werden. Der Test hat Spaß gemacht und Abstürze oder Ähnliches gab es nicht.

Das Einzige was ich anmeckern darf ist das dass Waldorf Lector Plugin im Cubase nicht wie erwartet im VST Haupt-Menü auftauchte, sondern sich im VST-Unterordner „Other“ verbirgt, im Hauptordner zu finden war allerdings das Carrier Plugin, was bei mir für reichliche Verwirrung gesorgt hat. Ein kleiner Mailwechsel mit einem Freundlichem und kompetenten Waldorf Mitarbeiter hat aber schnell zur Lösung des Problems geführt.

Als Kopierschutz setzt Waldorf den eLicenser Stick ein der auch für viele Steinberg Produkte wie zb. Cubase Einsatz findet. Das Freischalten und die Lizensierung ist hier absolut einfach und schnell erledigt. Wer keinen eLicenser Stick besitzt, kann auch den Software eLicenser nutzen. Wer Lector selbst testen will, der bekommt von Waldorf eine 100 Stunden Lizenz die nach 100 Tagen abläuft absolut kostenlos gestellt.

Hier gibt es mal wieder einen buenasideas.de Tipp, soviel Leistung und soviel Mehrwert muss belohnt werden.

Waldorf Lector kostet aktuell 169,- Euro, der Preis ist für das Gebotene fair.

Die Ergebnisse des Tests im Überblick:

  • Ergonomie: Gut
  • Klang: Sehr gut
  • Synthesizer: Spektakulär
  • Möglichkeiten: Enorm
  • Preis Leistungsverhältnis: Gut
  • Gesamtwertung: Sehr gut

Mehr Informationen, die kostenlose Demoversion und einige Klangbeispiele findet Ihr beim: Hersteller
Zusatz:
Heute am 21. September wurde ein neues Update für Waldorf Lector veröffentlicht das einige kleine Bugs behebt, unter anderem auch das hier angesprochene seltsame Verhalten bei der Installation, so muss das sein 😉

Change Log V1.0.1

  • 64 bit compatible.
  • Added VST3 Presets of all Factory Sounds.
  • [Mac Audio Unit] Added Audio Unit Settings of all Factory Sounds.
  • [Mac Audio Unit] Fixed possible crashes in Logic and possibly other Audio Unit hosts.
  • [Mac Audio Unit] Fixed non-working automation recording.
  • [Mac] Added „Save Program as Audio Unit Setting…“ to VST2 variant.
  • [Win] Installer now places all files into their default locations. You can move the plug-ins  to different directories after successful installation.”

QUELLE: Abschnitt „Was ist eigentlich ein Vocoder?“ WIKIPEDIA

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