Testbericht XILS-lab XILS V+ Emulation des ROLAND VP-330

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Testbericht von Perry Staltic

Grenoble ist eine hübsche Universitätsstadt in Frankreich, umrahmt von schneebedeckten Alpen, aber im Sommer gleichwohl bereits ein mediterranes Ambiente bietend. Als ich in den 1990er Jahren ein paar Mal auf dem Weg in den Süden dort Rast machte und die Gelegenheit jeweils zu einem kleinen Stadtbummel nutzte, da existierten in meinem Gehirn noch keine neuronalen Verknüpfungen zu virtuellen Instrumenten und dergleichen, ganz einfach deshalb, weil es so etwas damals noch gar nicht gab, bzw. gerade erst in den Kinderschuhen steckte… 😉

Heutzutage verbinde ich mit Grenoble aber auch den Firmensitz zweier Plugin-Hersteller. Während der Erste davon ARTURIA ist und sich zu einem der Platzhirsche unter den Anbietern virtueller Nachbildungen berühmter analoger Synthesizer von gestern gemausert hat, scheint der Zweite, nämlich XILS-lab, sich immer noch nicht ganz aus dem Schatten des Erstgenannten befreit zu haben.

Dabei sind die Kreationen aus dem Hause XILS-lab mindestens ebenso gut, wie die ARTURIAS, und eingeweihte Kenner geben diesen häufig sogar den Vorzug gegenüber den bekannten ARTURIA-Synthies. Das ist natürlich auch Geschmackssache, und nur weil zwei Hersteller in derselben Stadt hocken, ist das noch lange kein Grund, gerade diese Zwei miteinander zu vergleichen.

Abgesehen davon überschneiden sich die Portfolios der beiden Grenobler Firmen auch gar nicht, sie ergänzen sich vielmehr. Nun ja, zumindest aber eine Sache verbindet diese beiden Firmen trotzdem: Xavier Oudin, der Kopf von XILS-lab, war früher selbst als Programmierer (auch) bei ARTURIA tätig, was einen professionellen Background und Erfahrung im Bereich des DSP-Modelling belegt.

Nachdem XILS-lab ebenfalls einige hochgelobte Emulationen bekannter Synthie-Klassiker veröffentlicht hatte (PolyKB II, Synthix), folgten mit dem Oxium sowie diversen Effekt-Plugins einige Eigenkreationen, die keine Nachbildungen alter Hardware-Vorbilder darstellten. Inzwischen scheint man sich bei XILS-lab aber wieder auf alte Werte besonnen zu haben und mit dem aktuellen, ganz simpel „XILS V+“ benannten Plugin einen weiteren Klassiker ins virtuelle Zeitalter hinüber gerettet, nämlich den ROLAND VP-330 aus dem Jahre 1979, auch als „VOCODER PLUS“ bekannt.

ROLAND-Vocoder-Plus
ROLAND-VP-330

Wer nun den VP-330 überhaupt nicht kennt, der findet hier ein paar Informationen dazu: www.roland-museum.de

Dabei handelte es sich um ein elektronisches Instrument mit analoger Klangerzeugung, das neben einer Vocoder-Funktion (daher ja auch der Name…) auch noch sowohl auf die Erzeugung von Streicherklängen (String-Ensemble) als auch von synthetischen Chören und Stimmen spezialisiert war. Der mit 49 Tasten ausgestattete VP-330 war vollpolyfon ausgelegt, was man allerdings aus Kostengründen nicht mittels 49 separater Oszillatoren realisiert hatte, sondern über eine sogenannte „Top Octave Divider“-Schaltung, bei der der alle Stimmen durch Frequenzteilung aus einem sehr schnell (und damit hoch) schwingenden Rechteck-Oszillator gewonnen wurden. Als Nachteil resultierte daraus die Abhängigkeit dieser Stimmen voneinander, beispielsweise erlaubte der VP-330 keine polyfonen Einschwingphasen der einzelnen Noten, denn es gab ja keine separaten Hüllkurven für jede Stimme.

Dennoch war VP-330 seinerzeit (und auch darüber hinaus) recht beliebt und sein prägnanter Klang ziert unzählige musikalische Veröffentlichungen aus dieser Ära. Exemplarisch sei hier nur der Soundtrack von BLADE RUNNER genannt, der aus der Feder von Vangelis stammt und bei dem neben dem imposant klingenden YAMAHA CS-80 ebenfalls reger Gebrauch vom VP-330 gemacht wurde.

Allgemeines

Zurück in die Gegenwart… Bei XILS-lab hat man offensichtlich kein Interesse an lizenzrechtlichen Auseinandersetzungen mit ROLAND, daher hat man sowohl darauf verzichtet, die Bezeichnung „VP-330“ im Namen des neuen Plugins zu verwenden, als auch auf eine allzu akkurate Kopie des optischen Layouts des Hardware-Vorbilds zu präsentieren.

XILS-LAB-Vocoder-Plus
XILS-LAB-Vocoder-Plus

Die Bedienoberfläche ist für die Benutzung auf aktuellen Monitorgrößen mit hohen Auflösungen ausgelegt, auf meinen betagten 19“-Monitoren erstreckt sich das GUI mal wieder über beide Bildschirme und gemahnt mich, hier vielleicht doch endlich einmal aufzurüsten… 😉 Nachtrag: Die GUI-Auflösung lässt sich in den Optionen jedoch noch in drei Stufen anpassen. Nach einer Änderung ist jeweils ein Reload des XILS V+ notwendig.

Die Regler reagieren übrigens zu meiner Freude auf Mausradbewegungen und damit auch auf meinen GRIFFIN PowerMate sowie auf AI-Knobs und dergleichen. Das OPTIONS-Menü rechts oben in der Leiste bietet zudem Zugriff auf eine MIDI-Learn-Funktion.

Was die Installation betrifft, so ist es notwendig zu erwähnen, dass der XILS V+ einen Dongle-basierten Kopierschutz verwendet. Das mag für den Einen oder Anderen schon gleich mal ein Ausschlusskriterium darstellen, denn es gibt genügend Musikanten, die solchen elektronischen Fußfesseln skeptisch gegenüberstehen, weil sie deren Zuverlässigkeit nicht trauen oder weil sie keine Lust haben, alle ihre USB-Ports damit zuzustecken. Wie auch immer, ein USB-Dongle ist beim XILS V+ notwendig, man kann seine Lizenz entweder für den eLicenser (auch als „Steinberg-Key“ bekannt) oder aber für den iLok erwerben. Bei der Version für diesen Test hatte ich mich für die erste Alternative entschieden, da ich für Cubase sowieso einen solchen Dongle verwende, während mein iLok ungenutzt im Schrank liegt…

Die eigentliche Installation des XILS V+ verlief ohne Zwischenfälle, bei anschließendem Aufruf des Plugins in Cubase trat ebenfalls kein unerwartetes Verhalten auf. Die erwähnte Lizenz hatte ich natürlich bereits VOR der Installation auf meinen eLicenser übertragen.

Getestet habe ich übrigens wieder mal auf meinem immer mehr vergreisenden Athlon64 X2 4400+, und hierbei erzeugte der XILS V+ je nach Preset und der Anzahl gehaltener Noten für ordentliche Hitzewallungen der CPU. Damit zählt dieses Plugin also eher zu den hungrigeren Vertretern. Ich hatte bei mir die VST-Version für Windows x86 installiert, der XILS V+ ist jedoch auch für 64bit-Systeme erhältlich, und zwar sowohl für Mac (in den Formaten VST, AU, RTAS und AAX) als auch für Windows (VST, RTAS und AAX).

Ein ausführliches, bebildertes Manual ist bei XILS-lab als PDF erhältich: www.xils-lab.com/download_files/XILSVP/XILS_VP_user_manual.pdf

Für unterschiedliche Anwendungszwecke steht jeweils eine Instrument- und eine Effekt-Version des XILS V+ zur Verfügung.

Klangbildung

Wie bereits erwähnt, nutzte der VP-330 ja eine Oktavteiler-Schaltung zur Stimmerzeugung. Genau eine solche hat XILS-lab zur Klangerzeugung auch im XILS V+ nachgebildet, im Gegensatz zum Original ist hier aber via Schalter auch polyfoner Attack realisierbar, das ist bei Software ja schließlich alles nur eine Frage der Programmierung. Übrigens lassen sich auch beim XILS V+ getrennte Sounds für die obere und die untere Hälfte des Keyboards bzw. Schichtungen einstellen.

Beginnen wir mit der STRINGS-Sektion, denn beim Laden einer neuen Instanz wird auch gleich schon mal ein Streicherklang vorgeladen. Neben einstellbaren ATTACK- und RELEASE-Phasen (gemäß dem Top Octave Divider-Konzept normalerweise für alle Stimmen identisch, auf Knopfdruck allerdings hier auch polyfon), gibt es noch einen Tone-Regler sowie Schalter für die Zuweisung zu den Keyboardhälften. Gegenüber dem VP-330 macht der XILS V+ zudem noch zwei weitere Parameter verfügbar. FILTER macht genau das, was man dahinter vermutet (Tiefpassfilter), und ENS DRY/WET lässt bei Minimierung aus dem ganzen Streicherensemble einen einzelnen synthetischen Roßhaarquäler werden.

Weitaus interessanter fand ich da schon die HUMAN VOICE-Abteilung, zuständig für die Erzeugung von Chor- und Solostimmenklängen. Selbstverständlich sollte man die Bezeichnung HUMAN hier nicht allzu wörtlich nehmen… 😉 Die generierten Stimmen klingen erkennbar synthetisch und lassen sich keinesfalls mit modernen Sampler-Libraries vergleichen, und auch ein Mellotron-Chor klingt völlig anders. Das ist allerdings auch nicht ihr Sinn, denn diese künstlichen Stimmen haben durchaus ihre eigene Qualität und zugegebenermaßen stehe ich auf derartige Chorklänge, die nicht Fleisch und nicht Fisch sind, und bei denen man bisweilen schon überlegen muss, wie sie wohl erzeugt wurden.

Für die untere Keyboardhälfte lassen sich verschiedene Oktavlagen „männlicher“ Stimmnachbildungen zuschalten, während die obere Hälfte der Wiedergabe auch „weiblicher“ Vokale erlaubt. ATTACK lässt sich auf die gleiche Weise wie bei den STRINGS regeln, und den RELEASE-Regler teilen sich beide Sektionen sogar. Darüber finden sich zwei Schieberegler zum Pegeln verschiedener Stimmlagen. Darüber hinaus bringt der XILS V+ noch drei weitere Regler mit, die dem VP-330 abgingen: DRY/WET lässt den Chor zur Solostimme mutieren, FRMT/RES und FRMT/SHIFT beeinflussen Resonanz und Frequenz der Formanten, Letzteres erlaubt auch eine Änderung des erzeugten Vokals (klingt in etwa so, als würde man mit dem Regler von A nach O überblenden, das Ganze hört sich dabei recht „analog“ an).

Neben dieser doch eher einfachen Tonerzeugung dürfte bei Vielen sicherlich die VOCODER-Sektion des XILS V+ das größte Interesse erwecken, stellte sie doch auch schon bei seinem Vorbild VP-330 das auffälligste Merkmal dar.

Man kann den XILS V+ zum Live-Spiel nutzen, indem man ihn als Instrumenten-Plugin lädt, zur Verwendung der Vocoderfunktion als Insert-Effekt dient das entsprechende Effekt-Plugin, abhängig von den Routingmöglichkeiten der benutzten DAW ist hierbei auch ein Betrieb als MIDI-steuerbarer Effekt möglich. Der Vocoder verfügt übrigens über 10 Filterbänder.

Ein Klick auf den orangen VOCO-Schalter oben rechts bei den SETTINGS bringt dabei einmal mehr einen erweiterten Parameterzugriff zutage. Neben dem PITCH TRACKING und der Eingangzuordnung für das Modulator- und das Carrier-Signal gibt es hier unter anderem auch einen FREEZE-Schalter, mit dem sich das Spektrum des gerade anliegenden Modulator-Signals (zum Beispiel die eigene Stimme) „einfrieren“ und spielen lässt. Das Ganze wird dann sogar zusammen mit dem DAW-Projekt abgespeichert. Daneben gibt es einen mit WATER betitelten Schalter, den das Manual nur sehr vage zur Nachbildung von „gesprochenen Stimmen im Wasser“ empfiehlt. Bei meinen Testsignalen klang es aber eher nach „unter Wasser“ und erinnerte mich entfernt an die Artefakte bei schlechten digitalen Mobilfunkverbindungen… 😉

XILS-LAB-Vocoder-Plus
XILS-LAB-Vocoder-Plus

Normalerweise verwendet die Vocoderfunktion des XILS V+ die interne Tonerzeugung als Carrier. Allerdings sich auch ein externes Signal anstelle des T.O.D.-Oszillators (Hehe, eine lustige Abkürzung übrigens, ob man das in Grenoble wohl wusste…?) einspeisen und als Carrier nutzen, etwa ein anderer Synthesizer oder ein Sample. Diese Anwendungsmöglichkeit des XILS V+ variiert jedoch wiederum mit den Routingmöglichkeiten der jeweiligen DAW und erfordert teilweise etwas Rumgefummel. Zu beachten ist dabei, dass der EXT SYNTH-Regler auf der linken Seite nicht auf Minimalstellung steht, denn sonst hört man nix vom Carrier!

Beiwerk

Neben einem globalen LFO zur Erzeugung von Vibratoeffekten für alle drei Klangerzeugungs-Sektionen des XILS V+ gleichzeitig, sind auch die eben schon bemerkten orangen SETTINGS-Schalter eine Erwähnung wert, die den oberen Teil der Bedienoberfläche umschalten und dabei die jeweils entsprechenden Parameter zum Vorschein bringen.

Der Erste davon ist mit MIXER ARP. Beschriftet und ermöglicht den Zugriff zu einigen der vorhin schon erwähnten Regler der HUMAN VOICE und STRINGS-Sektionen. Darüber hinaus ist hier auch der integrierte ARPEGGIATOR erreichbar.

XILS-LAB-Vocoder-Plus
XILS-LAB-Vocoder-Plus

Auf VOCO bin ich ja gerade schon eingegangen, daher gehe ich direkt zu FX über, hinter dem sich wie zu erwarten die eingebaute Effekt-Sektion des XILS V+ verbirgt. Zur Verfügung stehen PHASER, REVERB, STEREO SPACE, wobei der Letztgenannte auf einem eigenen Display die Positionierungen der drei Ausgangssignale (STRINGS, HUMAN VOICE und VOCODER) jeweils vor und nach der Bearbeitung durch den ENSEMBLE-Effekt darstellt. Auch wenn ich persönlich auf eingebaute Effekte eigentlich verzichten kann, so erfüllt diese Sektion doch ihren Zweck und fällt klanglich nicht ab.

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MOD schließlich bietet Zugriff auf erweiterte Modulationsmöglichkeiten wie etwa einen separaten LFO mit 6 Wellenformen und eine 5-stufige Hüllkurve (ADSR mit einem zusätzlichen Delay-Parameter vorneweg, der sich auch via MIDI synchronisieren lässt). Nebenan befinden sich 6 sogenannte „Modulations-Knoten“, die der Zuweisung von ebenso vielen Modulationsquellen zu -zielen ermöglicht. Hierbei wird übrigens zwischen monofonen und polyfonen Quellen und Zielen unterschieden. Monofone Modulationsquellen (etwa Modulationsrad oder Pitch Bender) können sowohl monofone Ziele als auch polyfone Ziele ansteuern, polyfone Quellen (z.B. Keyboard) hingegen auch nur polyfone Ziele. Dementsprechend stehen deshalb dann auch nur die jeweils relevanten Punkte im Menü zur Verfügung.

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Natürlich bringt der XILS V+ auch sein eigenes Preset-Management inklusive diverser Auswahlfilter mit. Dieses gleicht im Prinzip denen vorangegangener XILS-lab-Erzeugnisse und weist auch eine gewisse Ähnlichkeit zu dem Preset-Management der ARTURIA-Plugins auf. Bestimmt reiner Zufall…

XILS-LAB-Vocoder-Plus
XILS-LAB-Vocoder-Plus Preset Verwaltung

Klang

Einmal mehr teste ich hier eine Emulation, deren Vorbild ich nie persönlich in den Händen hielt und das ich nur aus Beschreibungen sowie aus diversen Musikstücken kenne (ich selbst hatte lediglich mal ein paar Jahre lang einen KORG VC-10 Vocoder, aber das ist ja ein völlig anderes Ding…). Über die Authentizität dieser Nachahmung vermag ich daher wiederum auch keine verlässliche Aussage aus erster Hand zu treffen. Zumindest jedoch die Klangbeispiele, die XILS-lab auf seiner Webseite zur Blindverkostung anbietet, und bei denen der XILS V+ gegen einen (ungenannten) ROLAND VP-330 antritt, bieten genügend Anlass dazu, in diesem Punkt wohl nicht vom XILS V+ enttäuscht zu werden:

www.xils-lab.com/pages/XILS-VPLUS_Contest.html

Ich habe anlässlich dieses Testberichts auch noch ein paar einfache Klangbeispiele mit dem XILS V+ erstellt. Den Anfang machen ein paar simple Akkorde (ich bin eben kein Keyboarder…) mit den Streichern sowie den männlichen und den weiblichen Chorstimmen:

Klangbeispiel-XILS-Vocoder-Plus-strings:

Klangbeispiel-XILS-Vocoder-Plus-male:

Klangbeispiel-XILS-Vocoder-Plus-female:

Als Nächstes kommen zwei der mitgelieferten Presets, die den integrierten Arpeggiator nutzen, zum Einsatz, eines mit STRINGS- und eines mit HUMAN VOICE-Flavour:

Klangbeispiel-XILS-Vocoder-Plus-ARP1:

Klangbeispiel-XILS-Vocoder-Plus-ARP2:

Zu guter Letzt habe ich auch noch mal was durch den Vocoder gejagt und dabei die interne Tonerzeugung als Carrier verwendet. Im ersten Beispiel handelt es sich um ein paar Sprachsamples, die Ihr zunächst trocken hört und anschließend vocodiert, beim Zweiten habe ich dieses Spielchen mit einem Drumloop als Modulatorsignal wiederholt:

Klangbeispiel-XILS-Vocoder-Plus-vox:

Klangbeispiel-XILS-Vocoder-Plus-drum:

Fazit:

Wer schon immer gerne einen ROLAND VP-330 besitzen wollte, dies aus Gründen der Finanzen, des zur Verfügung stehenden Platzes oder einfach der mangelnden Verfügbarkeit dieser Geräte aber bisher nicht vermochte, dem bietet sich mit dem XILS V+ jetzt zumindest die virtuelle Variante fürs Computerstudio an. Eine ausreichende Authentizität scheint gegeben zu sein, der Grundklang ist wie zu erwarten ziemlich „analog“ und „vintage“, zudem bietet der XILS V+ noch diverse weitere Parameter an, die beim Vorbild fehlten.

Der XILS V+ ist direkt bei XILS-lab erhältlich (siehe unten) und kostet 149,- Euro. Das ist zwar kein No-Brainer, aber immer noch deutlich günstiger als ein gebrauchter Roland VP-330. Dazu kommen dann natürlich auch noch die Kosten für einen eLicenser- oder einen iLOK-Dongle, sofern man einen solchen noch nicht besitzt.

Wer eine vollwertige VP-330-Emulation wünscht, dem bietet sich zum XILS V+ derzeit wohl keine direkte Alternative, zumindest ist mir keine bekannt. XILS-lab bietet dem geneigten Interessenten auch eine Demoversion zum „try-before-buy“ an.

Wer hingegen hauptsächlich Gefallen an den klassischen STRINGS- und HUMAN VOICE-Presets finden sollte, und diese spielbereit zur Verfügung haben möchte, dem könnte möglicherweise auch die VP330-Sample-Library für NI KONTAKT von HOLLOW SUN das bieten, was er sucht. Aber dafür eben wieder keine Vocoderfunktion.

Wer nun in erster Linie an eben genau einer solchen interessiert sein sollte, sich dafür aber eher weniger etwas aus den Klängen der STRINGS- und HUMAN VOICE-Sektionen macht, dem bietet der Plugin-Markt zahlreiche Alternativen, beispielsweise von TUBE OHM, WALDORF oder IMAGE LINE. Interessant finde ich auch den CLONE BOY von ELEVAYTA, der mit mehreren Instanzen arbeitet (einfach als Insert in die gewünschten Spuren für Modulator und Carrier-Signal laden). Auch auf dem Freeware-Markt finden wir mit dem TAL-VOCODER von TOGU AUDIO LINE ein brauchbares Exemplar (das bei mir allerdings gerne für zu hohe Systemauslastung sorgt, vor allem wenn das GUI aktiv ist). Aber von den Vorgenannten sind dafür längst nicht alle für MacOS verfügbar.

Natürlich klingen unterschiedliche Vocoder-Plugins auch verschieden, und der XILS V+ bringt ebenfalls seinen eigenen Klang mit, der durchaus gut ist. Aber um damit bloß mal ein paar Roboterstimmen zu erzeugen oder einen Drumloop umzukrempeln, würde ich mir den XILS-lab wohl nicht unbedingt anschaffen (auf diese funky singenden Vocoder-Melodien und kompletten Akkorde stand ich übrigens noch nie so wirklich, ich mag lieber diese bösen Zylonenstimmen…).

Die Nostalgiker unter Euch sollten vom XILS V+ wohl sicher nicht enttäuscht werden, aber das Teil macht auch in moderner Musik keine schlechte Figur.

Was mir besonders gut gefiel:

+ authentischer Klang (soweit ich das beurteilen kann…)

+ u.a schöne synthetische Chöre

+ in vielen Plugin-Formaten verfügbar

+ durchschaubares Bedienkonzept

+ Reglerbedienung via Mausrad möglich

Was mir weniger gut gefiel:

relativ hohe CPU-Belastung

Kopierschutz-Dongle notwendig (muss separat erworben werden)

Produktseite: www.xils-lab.com/pages/XILS-V%252b.html

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