Beschallung und Videotechnik der Fraport Arena

Umfangreiche Sicherheitsauflagen und höchste technische Ansprüche waren bei der Erneuerung der Tribünen- und Spielfeldbeschallung sowie der Erweiterung und Modernisierung der Videotechnik der Fraport Arena in Frankfurt zu berücksichtigen – ein komplexes Projekt, dass dank umsichtiger Planung und hervorragendem Zusammenspiel aller Beteiligten perfekt umgesetzt werden konnte.

Der Auftrag, eine an die aktuellen Ballsport- und weitere Eventveranstaltungen angepasste Beschallungs- und Notfall-Alarmierungsanlage sowie Erweiterung der Medientechnik für die Frankfurter Fraport Arena zu realisieren, stellte die Beteiligten vor eine Vielzahl technischer Herausforderungen.

Der Auftragnehmer der Stadt für die Planung war das Planungsbüro IFBcon aus Bischofsheim, der Gesamtauftrag für die Errichtung, Lieferung und Installation der Audio- und Medientechnik-Einrichtungen unterlag der Firma Göbel Systemtechnik. Mit der Lieferung der Line-Arrays und der DSP-Verstärker wurde die Firma KS Beschallungstechnik GmbH beauftragt.

Die Aufgabenstellung in Sachen Beschallung verfolgte gleich mehrere Zielsetzungen: Bei der Verlegung des neuen Leitungsnetzes für die zehn Line-Arrays und vier koaxialen Spielfeldlautsprecher im Bereich der Catwalks und über neue Trassen sollte die Installation redundant in A/B-Linienaufteilung erfolgen.

Fraport-Arena-Dach
Fraport-Arena-Dach

Aus Sicherheitsgründen war dabei die getrennte Leitungsführung der A/B-Linien mit maximaler Entfernung voneinander gefordert. Zusätzlich sollten die Line-Arrays über eine getrennte Verkabelung für jeweils die Hälfte der Einzelelemente verfügen. So wird sichergestellt, dass bei Ausfall eines Leitungswegs noch das halbe Array in Funktion bleibt.

Außerdem sollte eine permanente elektronische Überwachung des Beschallungssystems auf interne Störungen und Ausfall des Leitungsnetzes und der Lautsprecher (Bass und Hochton) ermöglicht werden. Eine digitale DSP-Matrix sollte darüber hinaus die Optimierung der Sprachverständlichkeit, die Einstellung von notwendigen Delays, freiprogrammierbare Signalzuordnung von spezifischen Ballspielsirenen im Spielfeldbereich und richtungsbezogene Beschallung gewährleisten. Für Eingangsquellen wie drahtlose Mikrofone, eine digitale Streaming-Einheit oder BlueRay/DVD/CD war außerdem die Möglichkeit der Einstellung über ein vorgeschaltetes und leicht zu bedienendes analoges Mischpult gefordert.

Umsetzung in mehreren Schritten

Fraport-Arena-SteuerschrankNach der umfassenden Planung erfolgte die Realisierung der Arbeiten in der Fraport Arena in mehreren Schritten: Zunächst war dafür die Demontage vorhandener Einrichtungen erforderlich, darunter die vorhandenen 19“-Racks, das ursprüngliche Mischpult und die Zuspieler im Regieraum, außerdem die Breitband- und Tieftonsysteme der bauseitigen Zentralampel. Weitere Arbeitsschritte erforderten unter anderem die Aufhängung von Traversensystemen für die Line-Arrays in der Dachkonstruktion, außerdem Stahlseile in vorkalkulierten Längen für die Traversenabhängung sowie die Montage und Ausrichtung der Line-Arrays durch den Hersteller KS. Zusätzlich wurden insgesamt 2400 Meter Lautsprecherkabel in 250 Meter neuen Kabelkanälen in A/B verlegt. Die langen Seiten wurden mit jeweils drei, die schmalen mit je zwei Line-Arrays ausgestattet, jedes einzelne bestehend aus insgesamt sechs Elementen KS C LINE mit 2 x 8“-Tief-/Mitteltöner und 1“-Treiber auf Linear Waveguide.

Auch in der Regiekabine waren umfassende Arbeiten notwendig: Dort erfolgte zum einen die Aufstellung der neuen Verstärkerzentralen mit 12 KS 4-Kanal Controller-Verstärkern vom Typ CA4D mit Controller-Steckkarte FIRMOD2. Weiterhin mussten sämtliche Lautsprecherkabel in den Raum gezogen werden. Pro Lautsprecher-Linie enthält das Control-Interface niederohmige Messwiderstände getrennt für Tief- und Hochton-Kanal, sowie jeweils einen eigenen Messwandler, dessen Istwert von einem µC im Multiplexbetrieb abgefragt wird.

Fraport-Arena-Halle
Fraport-Arena-Halle

Diese programmierbare Lösung überwacht den Strom jeder der 48 Lautsprecher-Linien und führt bei Abweichungen vom Sollwert zur Störmeldung. Als Testsignal wird ein 22-kHz-Pilotton verwendet, der bereits in der Audio-Matrix zugemischt wird. Eine besondere Herausforderung stellt die Erkennung dieses hochfrequenten Signals im Tief-/Mittelton-Weg der Lautsprecher dar. Ein eigens entwickeltes DSP-Programm für die FIRMOD2 und eine spektrale Analyse in der Control-Unit machten diese präzise Überwachung erst möglich.

In den Regietisch selbst wurden das GB2-24K-Mischpult von Soundcraft sowie die Dosen für die Anschaltung von externen Quellen integriert. Ein 19“-Tischrack beinhaltet zwei Denon CD-MP3-Player und die Digital Media Matrix. Durch die DSP-Matrix kann über acht festgelegte Presets die Beschallung an die Veranstaltungsart angepasst werden – optimale Voraussetzungen also für die Fraport Arena, in der neben Ballsportveranstaltungen auch Show-Events mit variablem Bühnenaufbau stattfinden. Als Notfallebene sowie zur Fernbedienung der DSP-Matrix wurde ein Laptop-Computer geliefert, der die freie Konfiguration der Nexia-Matrix über die daVinci-Oberfläche zulässt, ohne die gespeicherten Presets zu ändern.

Grundriss der Fraport Arena
Grundriss der Fraport Arena

Einmessung bestätigt erfolgreiche Planung

Bei der abschließenden Einmessung der Beschallungsanlage bestätigte sich der volle Erfolg von Planung und Umsetzung des Projekts: Die Ergebnisse belegten neben der gleichmäßigen Pegelverteilung von der untersten bis zur obersten Sitzreihe auch einen maximalen Schalldruckpegel von 111 dB auf den Zuschauerplätzen bei überall guten STI-Werten. Auch die Spielfeldlautsprecher erfüllten ihre Funktion der Spielsteuerung mit Hilfe von speziellen Sirenen-Signalen, ausgelöst durch die Schiedsrichter.

Erweiterung durch Crestron-Mediensteuerung

Neben der Erneuerung der Beschallung bestand eine weitere, wichtige Aufgabenstellung des Projekts darin, die in den vier Ecken der Arena montierten Beamer, die in Rückprojektionstechnik arbeiten, mit digitalen (HDMI) und analogen (FBAS) Signalen anzusteuern. Wegen der erheblichen Leitungslängen von der Regie zu den Beamern von bis zu 300 Metern wurde dafür von der Medientechnik das modulare Digital Matrix System von Crestron gewählt, mit Ausgangsmodulen direkt für die Multimode-Installation. Die Room Solution Boxen dienen dabei als Glasfaser-Empfänger, übergeben das eingespeiste HDMI-Signal an den Beamer und steuern diesen auch über das serielle RS232-Signal. Als Eingangssignale stehen HDMI, FBAS und SDI/HD-SDI (über Konverter) zur Verfügung. Die Auswahl erfolgt für jeden Beamer über das Touchpanel.

Im Februar 2012 wurde dieses System noch einmal um 4 HDMI-Eingänge erweitert: Auf dem Dach des Regieraumes waren für eine gebuchte Veranstaltung PC-Signaleinspielungen gefordert, frei in der Zuordnung auf die Beamer. Dafür ergänzte Göbel Systemtechnik die Bedienebene auf dem Touchpanel durch zusätzliche Menüs und Seiten.

Weitere Informationen unter www.ks-audio.de

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