Update von Ultra Analog veröffentlicht

Die Aufmerksamkeit war hoch, als letzte Woche ein Update meines alten Brot- und Butter Synths, nun mit dem Namen Ultra Analog VA-2 herauskam. Die Vorgehensweise von Applied Acoustic Systems scheint dieselbe zu sein, wie bei dem Update von Lounge Lizard, der physikalisch modellierten E-Piano-Emulation vor einigen Monaten, die Kernbereiche wurden nicht verändert, aber die Oberfläche umgestaltet und neue Effekte hinzugefügt.

Vom Aufbau her erscheint Ultra Analog auf den ersten Blick nichts besonderes zu sein, zwei Oszillatoren mit je einem Suboszillator, die üblichen Wellenformen, zwei anschließende Synthesestränge mit klassischen Filtern, Filterhüllkurven und Amplifiern, am Ende noch eine Effektkette.

Die Unterschiede stecken im Detail, nicht ganz gewöhnlich ist, dass man den Output der Oszillatoren anteilig auf beide Filter verteilen kann. Die LFOs und Hüllkurven von einem Synthesestrang können aber keine Ziele auf dem anderen modulieren. Dafür gibt es solche Feinheiten, wie ein extra Keytracking des Filters oder einen sehr guten Arpeggiator. Insgesamt ergibt sich eine für einen Zwei-Oszillator-Synth erstaunlich flexible Engine mit der Möglichkeit eine breite Palette von Sounds zu erzeugen.

Die Klangqualität der Oszillatoren und Filter ist dabei sehr gut und war bei der Erstveröffentlichung des Synthesizers in 2006 sicher mit ganz vorne dabei. Mittlerweile kann man den Klang von der Authentizität her eher in der oberen Mittelklasse ansiedeln, wenn auch kein spezieller Vintage-Synth emuliert wird.

Das Besondere für mich war an Ultra Analog immer die Übersichtlichkeit, alles war auf einer Seite, die verschiedenen Bereiche farbkodiert und alle Einstellungen für einen Patch mit einem Blick zu erfassen. Die Bedienelemente wurden dadurch zwar etwas klein, was mich aber eigentlich nur beim Arpeggiator störte. Dieser Aufbau wurde nun gründlich geändert, die Oberfläche teilt sich in drei Seiten auf, wobei der Bereich mit dem Preset-Browser und einigen globalen Grundeinstellungen immer oben stehen bleibt. Der Preset-Browser wurde modernisiert und komfortabler gemacht, wobei er auch schon vorher ganz gut war. Als erstes kommt nun eine Play-Seite, die für den Live-Betrieb gedacht ist und schnellen Zugriff auf die wichtigsten Parameter der Effekte und auf den ganzen Patch wirkenden Einstellungen, wie Glide, Unison und Vibrato gestattet. Auch der nun richtig große Arpeggiator ist hier untergebracht, was wirklich einen Fortschritt darstellt.

Ultraanalogv2_play

An die Oszillatoren und Filter kommt man aber nur auf der zweiten Edit-Seite heran. Wobei immer nur ein Filtermodul zu sehen ist und in einem Tab umgeschaltet werden muss. Das wird, wenn man Einstellungen vergleichen will zwar etwas wett gemacht, indem es rechts noch einen Stapel von Tabs gibt, die alle Elemente noch mal, teilweise mit tiefer gehenden Einstellungsmöglichkeiten zugänglich machen, aber an die Übersichtlichkeit der Vorgängerversion kommt das bei weitem nicht heran. In dem Zusammenhang stört mich auch die schlechte Erkennbarkeit der Stellung der kleinen metallisch glänzenden Drehregler. Sicher musste AAS die Oberfläche modernisieren und aufhübschen, die alte war schon etwas antik mittlerweile. Aber man konnte auch bei kleinen Elementen sofort erkennen, was eingestellt war – hier nicht mehr. Auch die kleinen Leuchtanzeigen im Kopf der Module, die anzeigen, ob es aktiv geschaltet ist sind viel zu fein und haben einen zu geringen Kontrast.

Ultraanalogv2_edit

Neu hinzugekommen sind bei den Effekten ein Vier-Band-Equalizer und ein Kompressor, der schon noch ein mal gehörig Punch rein bringen kann. Die anderen Effekte Delay, Chorus, Flanger, Reverb usw.wurden überarbeitet und klingen wohl besser.

Ultraanalogv2_fx

Die Presets der factory library wurden komplett überarbeitet und hinzu kam eine Signature Bank des bekannten Sound-Designers Richard Devine, die tatsächlich sehr gut klingt.
Ansonsten hat eine Zeitgemäße Unterstützung von 64 Bit-Versionen und AAX Einzug gehalten, was auf jeden Fall ein Argument für ein Update sein kann.

Fazit: Dieses Update bringt Sonnen- und Schattenseiten, einige Bereiche der Oberfläche haben sich verbessert, Ultra Analog VA-2 sieht viel schicker und edler aus, die Elemente sind meist größer, als vorher und nicht mehr so fummelig zu bedienen, mit dem Nachteil, dass manches schlechter erkennbar ist und die herausragende Übersichtlichkeit des Synthesizers verloren ging. Die hinzugekommenen Effekte, Equalizer und Compressor erhöhen die Durchsetzungsfähigkeit, der größere Arpeggiator gefällt mir gut. Nach wie vor ist Ultra Analog ein Synth mit dem man weite Bereiche abdecken kann. Ein Brot- und Butter-Synthesizer, der sich vor vielen Synthese-Monstern nicht zu verstecken braucht.

Preis-Leistungsverhältnis: Hier wird es schwierig. Das Update ist im Preis noch verhältnismäßig moderat. Im Moment gilt noch einen Einführungspreis der neuen Vollversion von 149,- $. Der reguläre Preis lag und liegt dann bei 200 $, was ich sehr hoch finde, was aber auch für die anderen Produkte von Applied Acoustic Systems gilt. Schaut man sich um, was es auch für 150 $ heutzutage gibt, stößt man zum Beispiel auf den Sylenth1 von LennarDigital, der vier Oszillatoren und ansonsten eine grob vergleichbare Synthesearchitektur bietet – bei einem deutlich knackigeren Grundsound, doppelt so vielen ausgezeichneten Factory-Presets und eine Unzahl von Drittherstellern von Preset-Bibliotheken. Oder zu etwas mehr als dem Normalpreis bekommt man schon DIVA von U-HE, der, was die authentische Emulation von Vintage-Synths betrifft in einer ganz anderen Liga spielt – vorausgesetzt, man verfügt über einen ausreichend schnellen Rechner.

Link: Ultra Analog VA-2

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

4 Gedanken zu “Update von Ultra Analog veröffentlicht”