KVR Audio Developer Challenge 2018

Das Voting für die diesjährige Developer Challenge endete nun eigentlich und damit auch die Zeit, die die Entwickler hatten, um noch Updates ihrer Schöpfungen nachzuliefern. Im Oktober erfolgt dann die Bekanntgabe der Gewinner. Tatsächlich ist die Abstimmung immer noch offen. Dennoch ist klar, was es für Einreichungen gab und wie sie sich noch entwickelt haben.

Insgesamt gab es aus meiner Sicht schon spektakulärere Challenges, dennoch sind einige interessante Programme dabei. Die für mich natürlich nur sehr subjektiv bemerkenswertesten möchte ich hier kurz vorstellen.

An erster Stelle der Synthesizer MPS von Full Bucket Music, die für etliche sehr detaillierte und gut gemachte Emulationen klassischer Hardware stehen. Diesmal allerdings mit einem „Musical Parameter Synthesizer“ eine Neuschöpfung, die der Entwickler Björn Arlt zusammen mit Wolfgang Kraus, der die ursprüngliche Idee hatte, verwirklicht hat.
An sich ist MPS ein sehr einfacher und tonal eingeschränkter Synthesizer mit vier Klangfarben, zwischen denen man allerdings mithilfe eines kreisförmigen XY-Pads übergangslos morphen kann. Die restlichen Regler bestimmen ganz grob ohne weitere Einstellmöglichkeiten eine Volumen-Hüllkurve und ansonsten leichte Gewichtungen in der Klangfarbe und einen separaten Decay-Regler gibt es doch noch. Für einen Synthesizer-Frickler so an sich ein Ärgernis, für alle anderen ein kinderleicht in engen Grenzen einstellbarer Synth, der dennoch interessante Übergänge und lebendige Klänge zu bieten hat, die sich zwischen Strings und metallischen oder Glasharmonika-ähnlichen Farben wechseln.

Ich hätte dafür eher selten eine Einsatzmöglichkeit, aber die Morph-Funktion macht das Ganze schon sehr viel interessanter. MPS fehlt eine Effekt-Sektion, obwohl es teilweise bei hoher Soft-Einstellung der Hüllkurve so klingt, als wäre da noch ein Hall dahinter. Hängt man aber einen ausgewachsenen rhythmischen Multi-Effekt wie Tantra dahinter, bieten die reichen metallischen Töne eine gute Grundlage für tonal etwas anspruchsvollere Phrasen.

Flutterbird von tesselode ist ein Audioeffekt, der per LFOs Pitch und Volumen moduliert. Das ist nichts wirklich Neues, aber sind vier LFOs mit den klassischen Wellenformen plus einer Zufalls-Wellenform, die Drift, die das Driften analoger Oszillatoren nachbildet. Zusammen kombiniert ergänzen sich die einfachen Wellenformen zu sehr viel komplexeren und können schon recht wilde rhythmische Gebilde entstehen lassen, die sich zur Automation anbieten. Das hört sich zunächst sehr wild und schief an, subtil eingesetzt sind das dann leichte Tremolos und Vibratos, die viele Sounds aufwerten können. Das User-Interface ist vorbildlich einfach gestaltet. Was hier noch fehlt, ist ein Host-synchroner Modus mit Notenwerten, um es ganz perfekt zu machen.

Ambiguous Guitar Duo ist ein ambitioniertes Sample-Instrument, wie ich es verstehe aus Quellen zusammengestellt, die frei zugänglich sind. Gitarren-, Bass- und Klavier-Samples wurden in der Phase angeglichen und überblendet. Das ergibt dann einen interessant klingenden Hybriden. Von Ambiguous Guitar Duo gibt es Variationen mit verschiedenen Schwerpunkten, mal Gitarre mit Piano, mal Bass mit Piano, mal ein Instrument mit vollem Tonumfang mit beiden Instrumenten in einem Patch. Gitarre/Bass alleine gibt es auch noch. Technisch handelt es sich hier um SFZ-Bibliotheken für Plogues sforzando SFZ-Player.

Sounds Of Life ist eine Sample-Sammlung von Alltagsgeräuschen von Kinderstimmen über Fahrradklingeln zu Autohupen. Diese wurden in weiteren Unter-Packs durch die Effekt-Mangel gedreht und dabei entstanden etliche ganz interessante Loops.

Der Spectrum-Analyzer The Seeker bietet eine ungewöhnliche Darstellung der Frequenzbänder mit unterschiedlich gefärbten und hellen Balken, je nachdem, wie viel Energie in diesem Frequenzband im Moment ist. Die Auflösung bewegt sich zwischen Bändern, die eine Oktave breit sind oder bis zu einem 192tel einer Oktave, was sehr fein ist. Allerdings geht dabei die Prozessorlast durch die Decke und macht diese Auflösung in der Praxis unbrauchbar. Jedoch reicht auch schon eine Auflösung von 1/24 oder 1/48 Oktave aus, um das wesentliche darzustellen. Die Belastung des Prozessors ist für einen Analyzer dabei immer noch recht hoch, ist aber je nach Zusammenhang machbar.

Was The Seeker nicht bietet, ist eine Möglichkeit im Spektrum die Peaks mit einer Anzeige der Notenwerte auszumessen, man kann also damit nicht die genaue Tonhöhe eines Klangs bestimmen und der Analyzer taugt damit nur für Mix-Aufgaben. So hübsch die Anzeige mit farbigen Balken auch ist, die schwächeren Anteile des Signals sind sehr grob dargestellt und auch falsch, wie man es an dem Spektrum eines Sinus-Signals sehen kann, was ich etwas ablenkend finde.

Beat DRMR ist ein Drum-Rompler des deutschen Musik-Produktions Magazins Beat und sollte meiner Meinung nach eigentlich außer Konkurrenz laufen, denn kleine Entwickler können da nicht mit halten. Der Umfang des Instruments ist mit 178 Drum Kits und 2.136 Sounds entsprechend eindrucksvoll. Natürlich, wie immer bei einfachen Romplern wünscht man sich als Anwender eigene Sounds in die Kits einbauen oder Sounds aus verschiedenen Kits zusammenstellen zu können. Aber auch so ist hier für jeden etwas dabei und zwar reichlich. Schade ist, dass vieles schon deutlich zu viel Hall oder Decay drauf hat, trockene Sounds wären oft eine wünschenswerte Alternative. Schon ein Durchlauf durch einen Teil der Kits geriet bereits recht lang.

Erwähnenswert ist noch der Granulare Resampler GranuLab, der sich allerdings noch in einem frühen Betastadium befindet und dann (hoffentlich) auch nach der Developer Challenge fertiggestellt wird.

Die Seite der KVR Audio Developer Challenge 2018, auf der sich noch eine Menge anderer interessanter Programme finden lässt: https://www.kvraudio.com/kvr-developer-challenge/2018/

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