Bisher war der bekannte Time-Stretching Effekt PaulStretch ein Stand-Alone Programm in das man Sounds laden und die bearbeiteten Ergebnisse dann wieder exportieren musste um sie in die DAW zu bekommen. Mit PaulXStretch ist das nun vorbei, denn Xenakios programmierte den Effekt neu als VST Plugin für PC und VST/AU für den Mac in 64-bit, eine 32-bit Version ist nicht vorgesehen.
An der Funktionalität des Effekts hat sich nichts geändert. PaulXStretch bietet die fortgeschittenste freie Time-Stretching Engine von einem Dritthersteller, die über das reine Dehnen des Sounds hinaus noch einige spektrale Effekte als Pitch- und Frequency-Shifting oder harmonische Verschiebungen anbietet. Viele weitere Parameter sind jedoch relativ kryptisch und nur etwas für Experimentierfreudige.
Sound bekommt man in das Plugin über einen Öffnen-Dialog oder besser noch mit dem Capture-Button, der das auf den Effekt geroutete Audio aufnimmt. Allerdings im Loop, man sollte also nicht vergessen den Capture-Button wieder zu deaktivieren, sonst wird das eben aufgenommene wieder überschrieben.
Die Start- und Endpunkte des aufgenommenen Loops können geändert werden, auch auf sehr kurze Loops, bei denen sich dann der Loop-X-Fade Regler auf das Verhalten auswirkt.
Generell arbeitet der Effekt, wenn der Playhead der DAW läuft. Die Effekt-Einheiten, die unten als eine Kette von Boxen abgebildet sind können aktiviert und deaktiviert werden. Die Latenz ist sehr hoch und wird auch nicht an die DAW zurück gemeldet. Ich sehe da keine Möglichkeit das auszugleichen, ein Echtzeiteffekt in dem Sinn ist das nicht.
Das Ergebnis des Effekts sind normalerweise sehr langgezogene, harmonisch reiche Pad-Sounds, die je nach Ausgangsmaterial sich sehr schön entwickelnde Flächen sein können. Abwechslungsreiche und klare Klänge bieten hierfür die besten Voraussetzungen. Doch auch aus anderem Material können überraschende, völlig Ausserweltliche Sounds entstehen, wenn man die richtige Parameterkombination erwischt.
Festgehalten wird dann das Klangwunder durch schnödes Rendern eines meist längeren Loops. Auch hier eigentlich vom Arbeitsablauf her kein wirklich wesentlicher Unterschied zur Stand-Alone Version.
Für die flexible Dehnung und Verfremdung auch langweiliger Sounds ist PaulXStretch unverzichtbar. Dabei entsteht völlig neues, extrem anderes Audiomaterial, für subtile Korrekturen des Timings ist der Effekt gewiss nicht geeignet.
PaulXStretch wird auf der Seite von Xenakios zum freien Download angeboten.
https://xenakios.wordpress.com/paulxstretch-plugin/
Den Infos auf der Seite kann man entnehmen, dass er die Arbeit an dem Node-gestützten Multi-Effekt-Environment lambda vorerst eingestellt hat, was sehr schade ist. Für einen Einzelnen aber sicher auch ein allzu gewaltiges Projekt. Das andere Programm von ihm, der Granular-Effekt Hourglass wäre da z. B. ein Node gewesen, neben unabhängig arbeitenden anderen, die dann ein Netz von steuerbaren Audioeffekten bilden. In ähnlicher Form heute mit SuperCollider, Pure Data oder MAX/MSP verwirklicht, die aber für Normalanwender nicht wirklich zugänglich sind.