Factory von Sugar Bytes im Angebot

Factory ist einer der ungewöhnlicheren Synths und insofern ist es einen Blick wert, wenn er außergewöhnlich günstig zu erwerben ist. Ich habe zufällig seit kurzer Zeit Factory auf dem iPad, weil er da unabhängig von der Version für den PC im Angebot war. Die Funktionalität ist identisch und ich muss sagen, ich war überrascht, als ich die Presets anspielte, da sind doch einige kräftige und interessante Sounds dabei.

Eigentlich war ich ja noch eher scharf auf Aparillo, den ich gleich erstand, als ich den Sale mit bekam und das ist mal ein wirklich einzigartiger FM-Synth – aber eben gerade nicht im Angebot für den PC und Factory ist auf jeden Fall vielseitiger und einfacher zu bedienen.

Zwei Punkte stechen bei Factory besonders hervor: die Vielzahl der unterschiedlichen Oszillator-Modelle und vor allem die unglaubliche Mod-Matrix.

Zehn verschiedene Modelle stehen zu Auswahl und können in einen der zwei identischen Oszillator-Slots geladen werden. Das reicht von modulierten Pulswellen über Phase Modulation zu verschiedenen Varianten von Wavetable-Oszillatoren. Ein Modell “Transformer” genannt ermöglicht es eigene Samples zu laden, die dann in einer granularen Engine landen und vor- und rückwärts durchfahren werden können. Allerdings fehlen die typischen tiefer gehenden Parameter eines granularen Oszillators wie Grain Size und Density, es gibt nur einen Position- und einen Formant-Regler. Die resultierenden Sounds entsprechen auch nicht so ganz dem, was sonst aus solchen Oszillatoren kommt, auch ganz verschiedene Samples klingen vom Timbre her relativ ähnlich. Auch bei anderen Oszillatortypen gibt es meist nur zwei, höchstens bis zu vier Parameter, sie sind also für sich gesehen eher einfach gestrickt. Insgesamt ist die Klangpalette jedoch sehr vielfältig, von der Tendenz her eher digital, es sind die typischen Wavetable-Growls zu finden oder FM-Obertöne und auch klassische Supersaw-ähnliche Sounds.

Sein wahres Potential entfaltet Factory aber mit seiner Mod-Matrix, bei der acht Modulations-Slots auf zehn Parameter-Ziele geroutet werden können. Wobei diese Matrix nicht fest ist, sondern in jedem Slot können die jeweiligen Modulatoren und Ziele frei aus einer Liste von zwei Envelopes, zwei LFOs, einem ausgefuchsten S&H Generator, dem Audio-Output der Oszillatoren, dem Mix, Noise, Sub-Oszillator und den Klassikern wie MOD- und Pitchwheel gewählt und ausgetauscht werden. Was in Extremfällen natürlich keinen Sinn macht, wenn man jetzt acht Mal den gleichen Modulator auf dasselbe Ziel routen würde… aber flexibel ist das allemal. Man kann die Modulatoren und die Ziele zufällig austauschen, was zu unerwarteten oder gar keinen Ergebnissen führen kann. Jede Verbindung zwischen Modulator und Ziel ist über einen mehr oder weniger großen Kreis in der Stärke einstellbar. Der (Aber-)Witz ist nun, dass selbst die Stärke der Modulation noch über einen dritten Modulator verändert werden kann – auch hier steht wieder die gesamte Liste der Modulatoren zur Auswahl. Dies setzt dann das gesamte klangliche Gesamtbild zusätzlich in Bewegung und bringt ungemein lebendige und sich beständig ändernde Klänge hervor.

Allerdings wie es Sugar Bytes es macht von einem modularen Synth zu sprechen halte ich nicht für zutreffend, man kann viele Modulatoren auf viele Ziele routen und die Zuordnungen leicht ändern, aber das macht das Instrument nicht modular, denn eine Mod-Matrix oder variable Zuordnungen haben grundsätzlich ja die meisten Synths zumindest in einer rudimentären Form. Ein wirklich modularer Synth setzt eine Ebene tiefer an mit frei austauschbaren und kombinierbaren und miteinander frei verbundenen Einzelkomponenten eines Synthesizers. In dem Sinn ist Factory höchstens semi-modular, denn man kann in den zwei Oszillatoren die Modelle austauschen, bei den Modulatoren aber nicht. Einige Elemente eines Modularsynths finden sich aber, wie z. B. dass man den Audio-Output eines Oszillators als Modulationsquelle verwenden kann.

Ergänzend zu dem ganzen Modulationswahnsinn kommt noch ein vierfacher Modulations-Step-Sequencer, der mit Kurvensegmenten ähnlich denen in Massive gestaltet werden kann und ebenfalls als Quelle dienen kann. Ein Arpeggiator und eine FX-Abteilung auf deren Parameter ebenfalls geroutet werden kann bieten noch den Abschluss.

Gerade bei der Flut an verschiedensten Wavetable-Synthesizern in letzter Zeit kann man sich fragen, ob man noch ein Instrument braucht, das klanglich in diese Richtung geht, auf der Oszillatorseite aber bei den Wavetables nur fest eingebaute Wavetables bietet, wenn sich die verschiedenen Modi der Wavetable-Oszillatoren auch etwas unterscheiden. Der Sample-Import bei der Granular-Engine ist da nur ein halber Lichtblick, denn die Ergebnisse bei eigenen Wavetables wären wahrscheinlich interessanter. Serum oder der neue Phaseplant sind da natürlich in einer ganz anderen Liga, aber auch um ein vielfaches teurer. Ich persönlich finde die Sounds so quirlig und vielfältig, dass ich mir tatsächlich überlege den Synth auch noch für den PC anzuschaffen, auch wenn ich ihn auf dem iPad schon habe. Die Aktion bei Audio Plugin Deals ist insofern ziemlich einmalig günstig, da Sugar Bytes soweit ich es überblicke in den letzten Jahren bei keinem Sale unter 40% Nachlass gegangen ist, da ist 57% schon nicht schlecht.

Angebotsseite bei Audio Plugin Deals, das Angebot ist noch bis zum 20 Juli gültig:

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