Warum man IRIS 2 kaufen sollte

IRIS 2 von iZotope ist wieder im Angebot, das ist jetzt nicht so ungewöhnlich, weil das mindestens ein oder zwei Mal im Jahr der Fall ist. Letztes Jahr gab es IRIS 2 sogar als kostenlose Zugabe bei Plugin Boutique und das Programm gehört zu den alten Plugins von iZotope, wie Stutter Edit oder Trash, die regelmäßig sehr weit unter dem dazwischen gültigen Originalpreis angeboten werden. Bei anderen Programmen wie dem VocalSynth oder den Mix- und Mastering Suiten, mit denen iZotope wohl hauptsächlich sein Geld verdient, gehen die Preise nicht so weit herunter. Wobei der VocalSynth 2 im Moment auch für seinen niedrigsten Preis von ca. 50 € zu bekommen ist und von Stutter Edit gibt es nach langen Jahren eine sehr interessant aussehende Version 2, dessen Update allerdings bei rund 80 € liegt. Zehn Euro für IRIS 2 sind jedoch eine andere Kategorie, die in fast jedem Budget noch möglich sein sollten. 

Im Grunde, nach all den Aktionen in den letzten Jahren, dürfte jeder, der sich für IRIS 2 interessiert, das Ding auch schon in seinem Arsenal haben und mehr oder weniger glücklich damit sein. Dieser Hinweis ist also fast überflüssig und nur für diejenigen, an denen dieser Synth seltsamerweise bisher vorüber gegangen ist, und für Neulinge in der Musikproduktion relevant. 

Warum sollte man sich IRIS 2 kaufen? Für mich gab es heute Mittag einen weiteren Grund, einen Aha-Effekt, weil ich mit diesem Synth ein Problem lösen konnte, an dem ich schon länger und aktuell wieder herum mache, und es im Nachhinein völlig unverständlich war, warum ich da nicht schon längst drauf kam. Gut – ich hatte IRIS einige Zeit nicht installiert, weil ich meine Bibliothek umgeschichtet hatte, und erst vor ein paar Monaten wieder auf den knappen Plattenplatz gewuchtet, denn mit fast allen zusätzlichen Soundpacks von Izotope und denen von Patchpool ist das dann schon ein ziemlicher Brummer. Bei dieser Grundversion nur mit der Factory Library sind das zwar auch vier GB, aber das ist für die meisten Rechner noch verkraftbar. Zu der Spezial-Anwendung, die meine Aufmerksamkeit erneut auf IRIS richtete, komme ich gleich, jedoch zunächst allgemein für diejenigen für die IRIS und dessen Grundprinzip neu sind: 

IRIS 2 ist ein Spektral-Synthesizer, der auf Samples beruht. Ein Zwischending zwischen einem Sampler und einem Synth. Bis zu vier Samples können geladen werden und dienen als Soundquellen, ähnlich wie Oszillatoren, dahinter hängt dann eine konventionelle Synth-Engine mit Filtern und Effekten. Das Besondere ist, dass die Samples als Spektrogramm dargestellt werden, also als ein Bild, mit der X-Achse als Zeitverlauf und der Frequenz als Y-Achse. Man kann mit einem Pinsel in den Bildern herum malen und damit Frequenzbereiche der Samples auswählen und nur diese werden wiedergegeben. Man kann also auf diese Weise die niedrigen Frequenzbereiche eines Samples mit den hohen eines anderen zu einem neuen Sound kombinieren. Oder abwechselnde Frequenzbänder oder ein wildes Durcheinander, schon hier gibt es einige Möglichkeiten.

IRIS 2 iZotope
IRIS 2 von iZotope

Das eröffnet Möglichkeiten Samples stark zu verfremden und auf ungewöhnliche Weise zu mischen, wie es nur mit Filtern nicht geht. Die Abspielgeschwindigkeit und Richtung kann geändert, Effekte und Modulationen hinzugefügt werden. Heraus kommen hauptsächlich ungewöhnliche Pads, rhythmische Passagen und Soundeffekte. Die Anwendungen sind recht vielseitig, jedoch prinzipbedingt ist das nicht von Natur aus ein Lead-Synthesizer. 

Das Ganze ist relativ rechenintensiv, auf sehr alten Computern läuft IRIS nicht. 

Schon allein das ist ein ausreichender Grund sich IRIS zuzulegen, denn man kann damit aus seiner Sample-Sammlung völlig neue Sounds schaffen oder sich die Soundbibliotheken von iZotope oder Patchpool zulegen, die einige ungewöhnliche Ideen enthalten. 

Neu hinzugekommen ist für mich als Grund, dass IRIS 2 ein super-steiles Bandpass-Filter ist, das keine Artefakte und Störungen verursacht. Genau das war gestern der Fall, als ich versuchte einzelne Noten durch ein gewöhnliches Bandpass-Filter zu isolieren, sobald sich die Filterfrequenz änderte um der Tonhöhe zu folgen, gab es Verstärkungen und Resonanzen. Damit versuchte ich ein Verfahren zu vereinfachen, das ich bisher mit Photosounder erledigte und das sehr umständlich ist. Soweit ich das überblicke, geht eine so scharfe Isolation von Frequenzbereichen einer Audiodatei ausser mit Photosounder nur mit RX Advanced von iZotope oder den entsprechenden Programmen von Sony und Steinberg, die auch nicht billiger sind. 

Manchmal kommt man nicht auf das naheliegende, obwohl ich IRIS damals gleich kaufte, als es herauskam, für hundert Euro seinerzeit und noch mal für das Update zahlte und damit auch eine Menge herumgemacht habe, aber das war für mich immer ein ganz spezieller Synth, kein Effekt. So bekomme ich jedoch den Grundton einer Aufnahme von Pfeiffen oder Gesang sauber isoliert und kann darauf neu aufbauen. Zu dieser Technik mache ich mache ich noch ein Tutorial, es wird aber eher noch Monate dauern, bis ich da soweit alles durchprobiert habe. Neue Voraussetzung, um dieses Tutorial in vollem Umfang nachzuvollziehen, scheint nun IRIS 2 zu sein… 

Als Teaser eine winzige Demo, einmal das Original-Pfeiffen, schon mit Brusfri entrauscht, dann nach der Isolation mit IRIS, der Unterschied mag gering erscheinen, ist aber entscheidend, denn die leisen Obertöne und das breitbandige Rauschen bauen sich sonst fatal in den nachfolgenden Schritten auf. Dann in einem dritten Beispiel Effekte drauf gelegt, die das ursprüngliche Pfeiffen oder auch Gesang in eine instrumentale Richtung bringen. Das unterscheidet sich von dem, was Vocoder machen, mit denen ich lange experimentierte und immer unzufrieden war. Dazu, wie das isolierte Material weiterverarbeitet werden kann, gibt es wohl einige Möglichkeiten, die es zu erforschen gilt. 

Zu Iris und seinen Fähigkeiten gibt es ein paar wenige Videos. Eines von Cameron von Venus Theory, der mit seiner beruhigenden, wohlklingenden Bass-Stimme für mich der Bob Ross der Musikproduktions-YouTuber ist, aber nicht, dass seine Musik kitschig wäre wie seinerzeit die Bilder von Bob Ross – das nicht. 

Produktseite von IRIS 2 bei Plugin Boutique, das Angebot gilt bis zum 31. Juli: 

https://www.pluginboutique.com/product/1-Instruments/4-Synth/1303-Iris-2

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