Damals (nee, ich fange jetzt nicht an, wie’n alter Opa, der seinen Enkeln eine Geschichte erzählt…), in den achtziger Jahren, als Bundfaltenhosen noch schick waren, suchte ich nach vernünftigen Klavierklängen, Steinberg hatte zu der Zeit sein CUBASE noch für den ATARI ST 1024 am Start und von VST-Plugins haben wir nicht mal träumen können.
So war ich also immer auf der Suche nach einem elektronischen Instrument, welches dem Klang eines Klaviers (Piano) ziemlich nahe kam, deshalb dann auch der Wechsel vom Casio CZ-5000 zum Ensoniq ESQ1, denn der ESQ1 hatte eine Wellenform, die einem Klavier Klang entnommen wurde, und klang damit mit ein bisschen Fantasie und gutem Willen schon so ein wenig wie ein Klavier.

Irgendwann habe ich mir dann ein Yamaha EMT-10 gegönnt, das hatte schon neben zwei wirklich (für die Zeit) guten Klavierklängen noch einen Chor, Strings, Brass, Hapsichord, E-Piano sowie eine Gitarre und drei Bässe an Bord. Die Pianos, so wie die meisten anderen Sounds waren polyphon spielbar, nachdem ich dann für mein erstes Tonstudio einen EMU Proteus gekauft hatte, war das Thema Klavier erst einmal erledigt, der Proteus hatte mehrere Pianosounds sogar in Stereo. Weshalb jetzt diese Einleitung? Ganz einfach, so komme ich vom EMT-10 auf das Roland Soundmodul MKS20, und darum geht es unter anderem jetzt.
Die italienische Software-Schmiede Giulioz bringt mit dem RdPiano ein digitales Plugin für Windows und macOS auf den Markt, das die bekannten Sounds von akustischen und E-Pianos aus den 1980er-Jahren sehr detailgetreu nachbildet. Dabei orientiert sich das Plugin an seltenen Modellen wie dem Roland MKS-20, dem RD-1000 und dem Roland Rhodes MK-80. Ihr habt richtig gelesen, zwischen Roland und Rhodes gab es einmal eine Zusammenarbeit.
Die Instrumente, welche auf der sogenannten SA-Synthese (Structured Adaptive Synthesis) basieren, waren in zahlreichen Hits der 80er Jahre zu hören. Sie fanden jedoch weit weniger Beachtung als andere Kultgeräte dieser Zeit wie zum Beispiel der Yamaha DX7 oder der TR-808 Drumcomputer. Der Entwickler setzt genau hier an und macht mit dem RdPiano diese doch irgendwie bekannten Klänge für die modernen Musikproduktionen für jeden zugänglich.
Eine Hommage an die Klassiker
In den späten 80ern übernahm Roland vorübergehend die Marke Rhodes und veröffentlichte 1989 die Modelle MK-80 und MK-60. Obwohl Roland das Namensrecht später wieder an Harold Rhodes zurückgab, gelten diese Instrumente bis heute als Meilensteine. Das RdPiano greift die Technik der damaligen Zeit auf und emuliert sogar die spezifischen Chips und den Prozessor, die in den Originalgeräten verbaut waren. Giulioz nutzte dazu unter anderem den Arcade-Emulator MAME, um die technischen Details exakt nachzubilden.
Retro und zeitlos
Das Plugin liefert die markanten, perkussiven Sounds, die in vielen Pop-Songs und TV-Soundtracks der 80er eine zentrale Rolle spielten. Ob knackige Akkorde oder sanft gehaltene Töne – die Klangqualität überzeugt mit Authentizität und Tiefe. Besonders beeindruckend ist die Kombination aus druckvollen Attack-Phasen und einem weichen Ausklang, wie man es von den Originalen kennt.
Kleine Makel, große Wirkung
Obwohl dem Software-Entwickler Giulioz die Präzision der Emulation wirklich gut gelungen ist, sind kleinere Software-Bugs (noch?) nicht ausgeschlossen. Es kann unter anderem vorkommen, dass ein Patch zunächst stumm bleibt – ein Wechsel zwischen den Einstellungen löst dieses Problem jedoch in der Regel schnell. (Auweia, die Nummer kommt live beim Auftritt aber mal so richtig gut an….). Aber gut, dass wir davon wissen, ich schätze, dass dieses Projekt noch weitergeführt wird, bis alle Fehlerchen raus sind.
Mit dem RdPiano setzt der Hersteller einem nicht so sehr im Vordergrund gestandenen Kapitel der Musikgeschichte ein Denkmal und liefert ein Werkzeug, das sowohl Nostalgie als auch kreative Möglichkeiten für moderne Produktionen bietet. Das Plugin ist im AU- und VST-Format erhältlich und läuft sowohl auf Apple-Silicon- als auch auf Intel-Macs sowie Windows-Rechnern. Auch ein StandAlone Version ist zu haben, diese kommt ohne Einsatz einer DAW aus.
Ein weiterer kleiner Makel ist die Lautstärke des Plugins, auch wenn die im Plugin schon auf volle Pulle aufgedreht ist, kommt da immer noch recht wenig rüber, im Vergleich zu anderen Instrumenten gilt es also hier den Fader hochzuziehen oder ein Verstärker-Plugin einzusetzen.
Und das Beste kommt mal wieder zum Schluss, das Plugin ist so wie in der Überschrift schon erwähnt gratis, ihr bekommt es hier: https://github.com/giulioz/rdpiano?tab=readme-ov-file

Keine Angst, es handelt sich hier um eine Seite des Online-Dienstes GITHUB, der Programmierern eine Plattform bietet. Scrollt einfach runter bis zum Video, unter dem Video findet ihr die Downloadlinks.