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ESI eXtra 10 + dSONIQ, die optimale Abhöre immer dabei?

Ein Testbericht von Andreas,
veröffentlicht am 10.02.2021

Der Kopfhörer ESI eXtra 10 in Verbindung mit der Software dSONIQ ESI Collection soll es ermöglichen, überall einen akustisch angepassten Raum zum Mischen und Mastern dabei zu haben. Das Ganze dann auch noch zu einem Preis von aktuell unter 60,- Euro, das macht natürlich neugierig, daher haben wir uns dieses Set einmal angeschaut oder besser gesagt angehört.

Einen Raum akustisch so zu optimieren, dass er für das Abmischen und/oder das Mastern geeignet ist, kann sehr viel Geld kosten und nicht nur das, die Umbauarbeiten sind teilweise sehr zeitaufwendig und Dreck macht es auch noch…

Da viele Musiker und Musikproduzenten leider nicht so viel Geld mit Ihrer Musik verdienen, dass sie sich die akustische Optimierung eines Raumes leisten können (mal ganz davon abgesehen, was der Lebenspartner dazu sagen würde), ist es eine bezahlbare Lösung, mit Monitor Boxen und akustischen Raumelementen oder aber mit einem gutem Kopfhörer zu arbeiten.

Selbiger sollte möglichst eine offene Bauweise vorweisen, da sich diese nicht nur auf den Tragekomfort (es gibt nicht so schnell heiße Ohren), sondern auch auf die Transparenz und Räumlichkeit des Audiosignals auswirkt. Ein geschlossener Kopfhörer hat dafür den Vorteil, dass kein Audiosignal über den Kopfhörer wieder in die Aufnahme zurückgelangt, zum Beispiel beim Recorden von Vocals oder Gitarren.

Somit ist es eine gute Lösung, im Studio beide Varianten zur Verfügung zu haben, bisher waren dies bei mir ein AKG K99 in offener Bauweise und ein Teufel Areol Massive, sowie einige weitere Kopfhörer, wie mein AKG K141 u.a. Ich höre final halt mit allem ab, was mir in die Finger kommt, außer mit inEar Phones, die kommen mir nicht in die Ohren! 🙂

Der ESI eXtra 10 Kopfhörer

ESI eXtra 10 Kopfhörer

Beim eXtra 10 handelt es sich um einen halb-geschlossenen Studiokopfhörer, welcher mit zwei 50 mm Neodym-Schallwandlern ausgestattet ist. Der Tragekomfort ist gut, der eXtra 10 passt sich der Kopfgröße automatisch an und liegt angenehm auf den Ohrmuscheln, welche komplett bedeckt werden, (nein, ich weiß, nicht bei dir, Spock, das liegt aber nicht am eXtra 10, hör auf zu mosern und geh wieder meditieren….)

Auch die weiteren technischen Daten weisen auf ein gutes Produkt hin, der eXtra 10 verfügt über eine Empfindlichkeit von 94 dB (1 mW) bei einem Übertragungsbereich von 15 Hz – 29 kHz. Die Impedanz beträgt 32 Ohm, damit ist der eXtra 10 gut aufgestellt, er kann sowohl an mobilen Geräten, wie zum Beispiel einem Smartphone, als auch an professionellen Geräten (Audiointerfaces, Kopfhörerverstärker usw.) betrieben werden, ohne dabei zu leise zu sein.

Das (leider) fest verbundene Kabel weist eine ausreichende Länge von 2,5 Metern auf und verfügt über einen Stereo 3,5 mm Miniklinken Stecker, ein Adapter auf 6,35 mm Stecker wird mitgeliefert.

Der Klang gefällt mir sehr gut, im Vergleich zum AKG K99 weist der eXtra 10 eine noch bessere Basswiedergabe und eine höhere Auflösung im Klangbild auf, ist dabei allerdings etwas zurückhaltender in der Lautstärke.

Alles in allem bekommt man mit dem ESI eXtra 10 sehr viel Kopfhörer für einen überschaubaren finanziellen Einsatz, aber das ist ja noch lange nicht alles, denn es gibt ja auch noch eine Software dazu.

dSONIQ Realphones-Modeling ESI Edition

Die Software Realphones in der ESI Edition bekommt Ihr beim Kauf des ESI eXtra Kopfhörers dazu, ohne zusätzliche Kosten. Auch Besitzer eines eXtra 10, die vor dieser Aktion den Kauf getätigt haben, können noch nachträglich die Software gratis bei ESI bestellen. Dies gilt übrigens auch für Besitzer des U22 XT cosMik Sets.

dSONIQ Realphones-Modeling ESI Edition

Feel the difference

Die Realphones ESI Edition ist eine an den ESI eXtra 10 angepasste, aber auch recht abgespeckte Version der Original Software dSONIC Realphones, welche übrigens aus Russland kommt. Bei dem Raum, der uns hier in den Kopfhörer modelliert wird, handelt es sich um ein Moskauer Filmstudio. Anders als in der großen Version der Software, diese könnt Ihr für 89,- Euro in der Pro Version erwerben, steht in der ESI-Edition nur dieser eine akustisch optimierte Raum zu Verfügung.

Auch die Auswahl an Kopfhörern beschränkt sich auf zwei Standards, nämlich geschlossen und offen sowie die speziell auf den ESI eXtra 10 eingemessene Variante. Auch hier ist in der Pro Version mehr möglich, da sehr viele gängige Kopfhörer zur Verwendung mit Realphones eingemessen wurden. Wir haben die Software für den ESI eXtra 10 gratis dazu bekommen und damit wollen wir uns dann auch zufriedengeben.

Stellwerk die Erste

Oben links unter dem dSONIQ Schriftzug befindet sich eine kleine Lupe, wenn Ihr dort draufklickt, könnt Ihr die Größe der Bedienoberfläche der Software anpassen. Daneben befindet sich ein weiteres Symbol, das an ein Manometer oder an eine Zeitschaltuhr erinnert. Dessen Wirkung mir allerdings bisher verborgen blieb, auch ein Blick auf die Hilfe-Funktion unten links brachte mich hier nicht weiter, denn die Bedienungsanleitung ist für die Pro Version von Realphones verfasst. Also besser nicht aktivieren, wer weiß, was ich damit schlussendlich auslöse…

Neben der Kopfhörerauswahl oben befindet sich ein Regler für die Stärke der Korrektur, leider ist dieser ausgegraut, was bedeutet, dass wir auch hier keinen Einfluss nehmen können. Dafür stehen uns aber weiter rechts die zwei stilisierten Drehregler Presence und Pressure zur Verfügung.

Der Presence Regler soll die Anzahl der Details im Klang beeinflussen, ich finde das hier eher etwas mehr Höhen und Klarheit enstehen, wenn ich den Regler in die rechte Richtung drehe. Der Regler Pressure soll den Frequenzausgleich abhängig davon beeinflussen, wie stark die Kopfhörer gegen den Kopf drücken und/ oder wie abgenutzt die Ohrpolster des Kopfhörers sind, das kann ich nicht testen, denn mein ESI eXtra 10 ist nagelneu und drückt nicht gegen den Kopf……

Bis hier hin und nicht weiter!

Ganz oben rechts finden wir dann noch eine Limiter-Funktion, die dann einschreitet, wenn das Audiosignal eine festlegbare Schwelle überschreiten sollte. In diesem Fall erscheint ein kleiner nach unten zeigender Pfeil, mit dem sich der Pegel des Signals um den erkannten Peak-Wert absenken lässt. Der Limiter lässt sich auch ganz aus dem Signalweg nehmen.

Presets

Es stehen uns insgesamt 16 Preset Einstellungen zur Verfügung, wobei die ersten vier Voreinstellungen das Moskauer Filmstudio in unterschiedlichen Korrekturstärken klanglich modellieren, ich will damit sagen, diese vier Voreinstellungen sind für uns Musikproduzenten beim Mischen und Mastern am relevantesten.

Es folgen drei Presets, um Musik zu genießen, die sind für das Abmischen sicherlich eher nicht so geeignet. Interessant wird es mit den folgenden sechs Presets, diese emulieren Hörsituationen wie Hifi-Anlage, Sch… Anlage (Lo-Fi Set), Subwoofer-Liebhaber, Musik auf dem Handy-Hörer, Earbuds, also Ohrstöpsel-Kopfhörer, welche in naher Zukunft die Hörgeräte-Akustiker glücklich machen werden, und die Situation Eures geschätzten Nachbarn, wenn Ihr es mal richtig krachen lasst beim Musikhören :-), der soll ja schließlich auch etwas davon haben und es soll gut klingen, wenn ihm der Putz von der Wand fliegt und er bereits versucht ist, die Freunde und Helfer zu kontaktieren. Es folgen noch drei Frequence Responses, die auch zum Abmischen oder Mastern dienen können.

Wenn wir eine Raumsituation anpassen, dann können wir diese Anpassung leider nicht abspeichern, um sie in dem Bereich User-Presets anzeigen zu lassen, ich habe dann aber doch noch eine Möglichkeit gefunden, editierte Raummodelle abzuspeichern, dazu später mehr.

Weitere Einstellungsmöglichkeiten

Im unteren Bereich finden wir weitere Regler unter der Überschrift „Subwoofer Boost“, diese sind allerdings auch ausgegraut, ich denke das wir diese Funktion für das Abmischen oder Mastern auch nicht unbedingt benötigen werden.

Darunter befinden sich zwei editierbare Regler mit den Bezeichnungen Density und Warmth.

Mit dem Density Regler können wir eine Simulation niederfrequenter Körpervibrationen beeinflussen, die bei der Wiedergabe von Kopfhörern naturgemäß fehlen. Der Generator für psychoakustische Harmonische injiziert Bassvibrationen, die dazu beitragen sollen, das Gefühl, wenn der Bass im Bauchraum spürbar ist, zu emulieren. So soll eine genauere Wahrnehmung des Pegels und der Dynamik von Niederfrequenzkomponenten in der Mischung ermöglicht werden.

Der Parameter Warmth also Wärme steuert die Tonschwankungen des Lautsprechersounds, die aufgrund der Auswirkungen von Raumreflexionen und des außeraxialen Frequenzgangs auftreten.

Unter realen Raumbedingungen verschiebt sich das Frequenzgleichgewicht von Lautsprechersystemen in Richtung niedriger und mittlerer Reichweite, daher nehmen die hohen Frequenzen ab. Dies tritt in allen Räumen auf und wird vom Ohr als natürlicher Effekt auf den Klang wahrgenommen, der ihn subjektiv wärmer, weicher und tiefer macht.

Die Frequenzfärbung der Wärme hängt von der Raumauswahl ab. Wenn dieser Regler auf den Wert 100% eingestellt wird, entspricht dies dem tatsächlich gemessenen Einfluss von Raumreflexionen, während 0% diese verhindern und zu einem flachen Frequenzgang führen. Der für einen ausgeglichenen Klang empfohlene Standardwert beträgt hier 50%.

Weiter rechts finden wir die Tone Control Regler mit dem wir Bass, Mitten und Höhen reduzieren oder anheben können.

dSONIQ Realphones ESI Edition Moskauer Filmstudio

Oberhalb sehen wir ein Bild des Moskauer Filmstudios, in dem die anhand einer Voreinstellung (Presets) modellierten Lautsprechersysteme hervorgehoben werden, daneben sehen wir eine Grafik des Abstrahl-Winkels der Monitor Boxen, leider können wir diesen selbst nicht verändern. Darunter ist ein Schieberegler für den HRTF Focus.

Die HRTF-Funktion bietet eine genauere Entsprechung zur räumlichen und timbralen Wahrnehmung, die beim Hören von Schallquellen vor dem Hörer auftritt. Wir erhalten einen diffusen Schallfeldausgleich bei 0%, während 100% einem freien Schallfeldausgleich entspricht.

Der diffuse Feldausgleich von Kopfhörern sorgt zwar für einen neutraleren und entspannteren Klang, kann jedoch zu einer weniger genauen Lokalisierung und Timbralempfindung führen, die für präzise Misch- und Mastering-Entscheidungen unerlässlich sind. Der HRTF-Wert ist standardmäßig auf 75% eingestellt, was für die meisten Benutzer geeignet ist.

Plugin oder Standalone

dSONIQ kann sowohl als Plugin in den Formaten VST, AU oder AAX ausgeführt werden oder als Standalone zum Abhören bereits gespeicherter Musik dienen. Dafür finden wir einen integrierten Media Player, der folgende Formate wiedergeben kann:

Da wir in der App aber keine Veränderungen an der Audiodatei vornehmen können, dient selbige wohl eher nur zum Musikhören. Wenn wir Mischen oder Mastern möchten, müssen wir die Realphone Software als Plugin in die Summe als letztes Plugin einsetzen. Achtung ganz wichtiger Hinweis: Vergesst nicht das Plugin beim Rendern Eures finalen Mixes oder Masters auf Bypass zu stellen oder abzuschalten, sonst habt Ihr die Raumsimulation mit in Eurer Audiodatei!

Und wir speichern unsere Einstellungen doch ab

Wie bereits erwähnt können wir keine Presets im Userbereich abspeichern, allerdings ist mir aufgefallen, dass die Snapshoots zur Zwischenspeicherung und zum Vergleich mehrerer Einstellungen, die oben rechts mit 5 Buchstaben-Schaltern festgehalten werden können, beim nächsten Programmstart erhalten bleiben.

Zudem könnt Ihr auch unten rechts auf das kleine Zahnrad klicken und dort bietet sich Euch dann die Möglichkeit, eine aktuellen Zustand zu sichern. „Safe the actual state“ lässt Euch speichern und „Load actual State“ ruft das gespeicherte dann wieder auf. Jetzt kommt aber der Wermutstropfen, dies funktioniert nur im Standalone-Modus, im Plugin-Mode fehlt uns diese Möglichkeit, hier ist einzig die Snapshoot-Funktion in der Lage, die Einstellungen festzuhalten, da dies vom Hersteller aber nicht dokumentiert ist, würde ich mich darauf auch nicht 100% verlassen.

Fazit

Der Kopfhörer ESI eXtra 10 gefällt mir richtig gut, zu einem guten, ausgewogenem Klang gesellt sich ein sehr angenehmer Tragekomfort. Die kostenlose Beigabe der dSONIQ Realphones ESI Edition ermöglicht es, tatsächlich über den ESI eXtra 10 abzumischen und zu mastern.

Allerdings sind die Möglichkeiten der Software recht eingeschränkt, viele Optionen sind nicht nutzbar und die Funktion, User-Presets abzuspeichern, fehlt schmerzlich.

Zum Vergleich habe ich hier einen Screenshoot der Pro-Version erstellt, die ich mir als Probierversion für 41 Tage kostenfrei heruntergeladen habe.

dSONIQ Realphones Pro Version

Für den ESI eXtra 10 vergebe ich einen wohlverdienten BuenasIdeas-Tipp.

Weitere Informationen findet Ihr bei: https://www.esi-audio.de/produkte/extra10/

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