Ein (kurzer) Testbericht von Perry Staltic,
veröffentlicht am 19.12.2024
Da bin ich gerade erst mit meinem Testbericht zum P-10 fertig geworden und schon legt CHERRY AUDIO ganz ohne Teaser oder sonstige Vorabinfos noch schnell ein weiteres neues Plugin aufs Parkett. Es handelt sich dieses Mal um einen Effekt und der Name FILTOMIKA lässt schon erahnen, dass es sich dabei um die ausgekoppelte Filtersektion des ATOMIKA handelt.
Weile mit Eile…
Da ich derzeit zeitlich ziemlich ausgelastet bin, kann ich hier leider nicht mit einem ausführlichen Testbericht dienen (ich sitze nämlich gerade eigentlich an einem völlig anderen…), sondern lediglich mit einer sehr knappen Kurzvorstellung.

Auf der anderen Seite finden sich die Ingredienzien von FILTOMIKA größtenteils auch in ATOMIKA wieder, ebenso entsprechen Installation, Aktivierung und die Mehrzahl der allgemeinen Merkmale denen andere Plugins von CHERRY AUDIO, so dass ich mir an dieser Stelle eine Wiederholung schenke und keck auf meinen Testbericht zu ATOMIKA verweise, in dem das ja alles schon geschireben steht.
Erwähnt sei hier nur, dass FILTOMIKA im Gegensatz zu ATOMIKA über keine Option zur Einstellung der Oversampling-Qualität verfügt.
Filtertüte…
FILTOMIKA’s Kern besteht aus der gleichen von Mark Barton entwickelten Emulation eines POLIVOKS-Filters, die sich auch schon in ATOMIKA wiederfindet. Neben der Filterfrequenz (CUTOFF) und der Resonanz (diese reicht bis zur Selbstoszillation) gibt es auch hier einige zusätzliche Parameter, die man beim echten POLIVOKS vergeblich sucht.

Das wären zum einen weitere Filter-Typen, außer Tiefpass und Bandpass wie beim Original finden sich hier nämlich auch Hochpass, Notch und Peak.
FILTER DRIVE und der ominöse Parameter STARVE sind ebenfalls eine Ergänzung von Mark Barton, beide eigenen sich insbesondere zum Experimentieren bei hohen Resonanzwerten, wobei FILTER DRIVE dann gerade auch mit minimalen Werten schöne Obertöne ins Spiel bringt.
Einflussnahme…
Damit man das Filter nicht nur statisch betreiben oder via MIDI und Automation steuern kann, gibt es auf der linken Seite zwei interne Modulationsmöglichkeiten.

Die Erste davon nennt sich auch schlicht MODULATOR, ist aber nichts anderes als ein herkömmlicher LFO, der übrigens sehr seinem Pendant in ATOMIKA ähnelt, abgesehen davon, dass ihm ein paar Parameter fehlen, die für den Einsatz in einem reinen Effekt auch völlig unnütz sind.
Die Geschwindigkeit lässt sich frei im Bereich von 0,01 Hertz bis 20 Hertz oder aber synchronisiert zum Host-Tempo von 8 Taktschlägen bis zu einer 64tel Triole regeln. An Schwingungsformen stehen aufsteigender (RAMP) und absteigender Sägezahn, Dreieck, Rechteck, Noise und Random zur Verfügung. Die Modulationsintensität kann ebenfalls eingestellt werden

Direkt darunter befindet sich ein ENVELOPE FOLLOWER, im Deutschen als Hüllkurvenverfolger bekannt, der die Amplitude des eingehenden Audiosignals als Modulationsquelle verwendet. Neben einstellbaren Ein- und Ausklingszeiten (ATTACK und DECAY) gibt es auch hier wieder einen Regler für die Modulationsintensität.
Zu guter Letzt lässt sich das Signal nochmals herzhaft anrösten, bevor es das Plugin wieder verlässt. Dazu dient AMP DRIVE, der die Verzerungen des POLIVOKS-VCA nachahmt.

Damit das Audiosignal aber nicht aufgrund zu hoher Pegel ins unschöne digitale Clipping abrutscht, gibtlässt es sich noch mittels eines VOLUME-Reglers nebst virtueller LED-Kette anpassen.
Vielleicht wäre der in vielen Plugins von CHERRY AUDIO vorhandene zuschaltbare Limiter hier ebenfalls sinnvoll gewesen, in FILTOMIKA existiert er nicht, ebenso wenig wie ein Dry/Wet-Regler zur Einstellung des Mischuungsverhältnisses zwischen trockenem und gefiltertem Signal.
Lauschangriff…
Der reine Filterklang entspicht wie zu erwarten dem des ATOMIKA, nur dass hier eben frei wählbare externe Signalquellen verarbeitet werden und der Gesamtklang somit natürlich auch durch diese mitbestimmt wird.
Zu Demonstration habe ich mal wieder auf meinen virtuellen 808-Loop zurückgegriffen, der ja schon öfters für so etwas herhalten musste (und zukünftig sicherlich auch immer wieder mal wird…). Ihr hört zunächst vier unebarbeitete Takte, anschließlich zehn unterschiedliche Bearbeitungen mit FILTOMIKA, die ebenfalls jeweils vier Takte dauern:
Als weitere Klangquelle ertönt im Folgenden ein Sound aus meinem BEHRINGER MS-101, wieder erst trocken, dann in zehn Variationen durch FILTOMIKA gejagt:
Eine Kleinigkeit ist zu vermerken: Je nach Filtereinstellung erzeugt FILTOMIKA bereits ein leise vernehmbares Audiosignal, auch wenn gar keine Klangquellen zugeführt werden, dies geschieht aufgrund von Selbstoszillation bei hohen Resonanzwerten.
Da es in den meisten Fällen nicht unbedingt wünschenswert ist, dass FILTOMIKA permanent zu hören ist, empfiehlt es sich die Automationsmöglichkeiten der DAW zu verwenden, um die jeweiligen Spuren geziehlt stumm zu schalten, wenn sie nicht zu hören sein sollen. Alternativ könnte man auch mit einem Noise Gate oder einem Expander arbeiten, um FILTOMIKA in den Pausen ruhigzustellen.
Da ich ja auch noch eine ACIDBOX II von ERICA SYNTHS mein Eigen nenne, die einem vergleichbaren Einsatzzweck dient und ihrerseits ebenfalls auf der Filterschaltung des POLIVOKS basiert, hat mich natürlich interessiert, inwieweit FILTOMIKA hier eine günstige virtuelle Alternative darstellen könnte.
Also habe ich beide mit dem selben Technoloop gefüttert und versucht, möglichst ähnliche Einstellungen vorzunehmen, soweit dies nach Gehör möglich war, denn aufgrund unterschiedlicher Wertebereiche der Regler konnte ich hierbei nicht rein auf Sicht fahren. Zu hören ist ein moduliertes Bandpassfilter, erst der von FILTOMIKA, dann der der ACIDBOX II:
Das Ergebnis ist natürlich nicht identisch, allein schon wegen der auf die Schnelle nicht zu einhundert Prozent getroffenen Parametereintellungen, aber auch wegen der unterschiedlichen Phasenlage der LFO-Modulation, die dadurch jeweils unterschiedliche Stellen im Loop betont. Dennoch war ich sehr überrascht, wie nahe sich die beiden kommen, eine klangliche Verwandschaft ist unüberhörbar.
Selbstverständlich hat die ACIDBOX auch noch paar andere Tricks auf Lager, bei denen FILTOMIKA passen muss, ihr LFO etwa reicht bis in den Audiobereich hinein und erlaubt damit auch Filter-FM.
Fazit:
FILTOMIKA klingt in meinen Ohren ebenso überzeugend wie sein Organspender ATOMIKA, der oben präsentierte Vergleich mit der ACIDBOX II war dann für mich das letzte Zünglein auf der WAAGE, auch FILTOMIKA mit dem BuenasIdeas-Tipp auszuzeichnen!

Es mag Filter-Plugins geben, zum Beispiel die von ARTURIA, die mit noch mehr Optionen aufwarten können, seien es zusätzliche Modulationsmöglichkeiten oder ein Step-Sequencer. FILTOMIKA macht dies dafür durch seinen Klang und seinen günstigen Preis wieder wett (abgesehen davon kann man mittels MIDI und Parameter-Automation ebenfalls flexible Modulationen erzielen).
CHERRY AUDIO verlangt für FILTOMIKA gerade mal 19,- US-Dollar, die hier sicherlich gut angelegt sind. Wer bereits ATOMIKA besitzt, der erhält FILTOMIKA sogar mit einem Rabatt von 20 Prozent, der sprichwörtliche No-Brainer. Auch wer ATOMIKA und FILTOMIKA zusammen im Bundle erwirbt, profitiert von diesem Preisnachlass.
Darüber hinaus können Anwender von VOLTAGE MODULAR ebenfalls in den Genuss dieses Filterklangs kommen, denn CHERRY AUDIO bietet dazu für 14,99 USD die aus einem monophonen und einem polyphonen Modul bestehende FILTOMIKA MODULE COLLECTION an.
Positives:
+ sehr guter Grundklang
+ interessante Erweiterung des Filters
+ einfache Bedienung
+ umfangreiche MIDI-Learn-Sektion
+ günstiger Preis
Negatives:
– keine Offline-Aktivierung bzw. -Installation möglich
Produktwebseite: https://cherryaudio.com/products/filtomika-filter
ATOMIKA-FILTOMIKA-Bundle: https://store.cherryaudio.com/bundles/atomika-filtomika-bundle
FILTOMIKA MODULE COLLECTION für VOLTAGE MODULAR: https://store.cherryaudio.com/bundles/filtomika-module-collection