HY-SeqCollection Testbericht

Mit der HY-SeqCollection legt HY-Plugins eine Sammlung von fünf Step Sequencern unter einer Programmoberfläche vor, die sich bis auf einen an klassischen Hardware- Vorbildern orientieren.
Erweitert werden diese Sequencer aber durch eine Modulationsabteilung, die per LFO, kleinem Step Sequencer oder einem Grid Sequencer einige Parameter modulieren kann. HY-SeqCollection gibt einstimmige MIDI-Notenfolgen aus, mit der andere Instrumente in der DAW gesteuert werden können.

Ausser der Modulationsabteilung, dem Pattern-Chainer und den Globalen Einstellungen, die in der unteren Hälfte immer gleich bleiben wiederholen sich einige Symbole und Funktionsprinzipien in allen Sequencern, andere kommen jeweils hinzu.

Generell ist das Plugin in folgende Bereiche aufgeteilt, die auch farblich kodiert sind:

Der blaue Bereich ist der jeweilige Sequencer selbst.
Grün und Gelb sind die beiden Modulatoren.
In dem orangefarbenen Bereich werden in einer Modulations- Matrix mit Auswahlboxen die Ausgaben der Modulatoren auf die verschiedenen Parameter geroutet.
Die rosa Sektion stellt Speicherplätze für die Pattern und einen Pattern-Chainer bereit.
Der weisse Bereich enthält Einstellungen für die Tonart, den Grundton und die globale Oktavlage.

Die oberste Menü-Zeile der Oberfläche enthält einen Preset Browser, Undo/Redo -Pfeile, die Buttons für einen Step-Recorder, mit dem man einzelne Pitches im Sequencer über die Tastatur aufnehmen kann und einen MIDI -Learn Schalter, mit dem man viele Parameter des Programms auch über die DAW automatisieren kann.
Rechts ganz unten ist ein Anfasser, mit dem sich die Oberfläche des Plugins Stufenlos in der Größe verändern lässt.

Modulatoren

Die zwei Modulationsquellen in der linken unteren Hälfte der Programmoberfläche bringen zusätzlich Bewegung und Variation in den Ablauf hinein. Der LFO verfügt über die klassischen Wellenformen und eine Zufallsfunktion. Der kleine Step Sequencer verfügt über alle Grundeinstellungen, die auch der Acid Sequencer hat mit verschiedenen Vor/Zurück und Zufallsmodi. Die Höhe des Werts wird einfach über die Balkenhöhe eingestellt. Der Grid Sequencer gibt einfach nur abwechselnd zwei Werte aus, je nachdem welche Schritte gesetzt sind. Die Modulatoren können frei laufen oder zum Host synchronisiert werden.
Weiter gereicht wird das an die Modulationsmatrix, die in vier Slots, die entweder von Quelle A oder B beschickt werden und die Sequenz direkt, den Pitch, Velocity oder Gate beeinflusst. Die Modulationstiefe wird über den Kreisförmigen Regler rechts im positiven oder negativen Bereich eingestellt. Als Ziele stehen noch nach aussen MIDI mit Modwheel oder Pitchbender und CC Werte zur Verfügung. Allein da sich die Sequenzlänge des Modulationssequencers oder die Schwingungsrate des LFO von der Länge der Hauptsequenz unterscheiden können sind schon interessante Verschiebungen in der Modulation möglich wenn es mehrere Takte in der Daw sind und nicht nur ein Takt geloopt wird, denn dann wird am Anfang des Takts immer erneut synchron alles neu getriggert.

Selbst wenn man den Pitch aller Steps auf den Grundton stellt ist es allein mit der (Sample and Hold-) Zufallswellenform der LFO in beiden Modulatoren möglich den Pitch und die Velocity nur darüber zu steuern und wenn man eine Pentatonische Skala einstellt klingt auch diese rein zufällige Abfolge ganz passabel. Besser wird das noch wenn man in der Abfolge Steps heraus nimmt und z. B. im Acid Seq Slides und Accents hinein macht. Dann ist das Pattern strukturiert und dennoch wechseln die Notenhöhen zufällig. Automatisiert man noch die Modulationsintensität des Pitch-Modulators über die DAW, dann wird sogar noch eine grobe Richtung nach oben oder unten in der Tonhöhe möglich.

Gerade wenn man den Mod-Stepsequencer auf unregelmäßige Schrittlängen stellt gibt es in FL Studio Probleme mit verdoppelten Noten. In Mixcraft nicht.

Zufallsfunktionen

Jede Lane in den Sequencern verfügt am Kopfende über Buttons, die Zufallswerte für diese Parameter-Lane erzeugen. Damit lassen sich im Handumdrehen Sequenzen variiieren oder mit Random: ALL völlig neue generieren.

Pattern

Die Pattern Abteilung bietet zwölf Speicherplätze für Pattern an, die man in einen anderen Speicherplatz kopieren und variieren kann.
Der Pattern Chainer erlaubt die Verkettung von bis zu 16 dieser Pattern. Dabei sorgt der Parameter Every (…4/8/16) dafür, dass das Pattern nach der entsprechenden Anzahl Steps im Hauptsequencer gewechselt wird.

Über den Button MIDI wechselt man in diesem Panel zu einer Tastatur und kann nun per Noteneingabe vom Keyboard oder aus der Pianoroll heraus die Pattern direkt wechseln oder auch transponieren.

Auch hier wieder funktioniert die gesamte MIDI Sektion in FL Studio nicht, in Mixcraft jedoch schon. Ich vermute, dass das mit der sehr schlampigen MIDI-Implementation in FL Studio zusammenhängt.

Miteinander verkettete Pattern zusammen mit Hintergrundsounds:

Globale Einstellungen

Unter der Pattern-Abteilung befindet sich das Panel für die Festlegung der globalen Parameter wie dem Grundton und der Skala, der globalen Oktavlage und der Clock, die die Geschwindigkeit des Sequencers vorgibt.

Die Skalen in der HY-SeqCollection in Aktion:

Der Acid Sequencer

Dieser Sequencer ist dem einer TB 303 nachempfunden – also nur im Prinzip, er ist wesentlich einfacher zu bedienen. Typisch dabei sind die Sequencer Lanes für Slide und Accent die für den Stil prägenden Acid -Bass-Sound sorgten. Slide bindet zwei Noten zusammen und hat einen Portamento-Effekt. Das Direction Panel ganz links gibt Richtungswerte für die Abspielmethode der Steps vor. Beim Acid Seq sind das einige im Vergleich zu den anderen, neben vorwärts und rückwärts Forward/Reverse 1 und 2, die zweite Variante wiederholt beim Umkehren den jeweiligen Schritt.
Random 1 und 2 sind zwei unterschiedliche Zufallsfunktionen. Des weiteren grundsätzliche Einstellungen wie Step-Anzahl, mit welchem Step gestartet wird, Grund-Velocity und Gatelänge relativ zur Steplänge. Das Accent Level wird immer mit einer relativen Prozentzahl zum Grundlevel berechnet, also immer passend lauter.

Am Anfang jeder Lane befinden sich Random- Buttons, mit C wie clear lassen sich die Werte wieder auf den Standard zurücksetzen. Unter jedem Step ist ein Schloss-Symbol, das aktiviert vor der Randomfunktion schützt.

Mit Acid Seq gelingen im Handumdrehen diese typischen TB 303 Bassverläufe, was auch bei andern Sounds, als denen des Klassikers gut funktioniert.

Dark Seq

Diese Sequencer Mode folgt der Doepfer Dark Time -Hardware. Die 16 Schritte sind in die ersten und zweiten acht Schritte aufgeteilt und können unabhängig voneinander in der Oktavlage eingestellt werden. Für jeden Step gibt es einen Schalter, der ihn ein- oder ausschaltet oder überspringt. Der zweite Schalter ist ungewöhnlicher, mit ihm läuft der Sequencer bei Continuous normal weiter zum nächsten Step, bei Stop hört er ganz auf, aber bei Jump springt er bei einem gesetzten Jump an den Anfang zurück oder bei zwei dienen diese als Begrenzung der Sequenz. Neben der Pitch-Einstellung die zwischen einer und fünf Oktaven betragen kann ist diese ganz eigene Begrenzung der Sequenzlänge das einzige ungewöhnliche.

M5816 Seq

Dieser Sequencer ist von dem M185 mk2 Sequencer von ryktnk inspiriert. Neben der Ausstattung mit Lanes für Velocity und Slide kommt noch eine für Skip dazu, die den Playhead gleich zum nächsten Step schickt. M5816 hat aber seine Besonderheiten bei der Repetition und der Schrittlänge. Dabei wirkt die global festgelegte Repeat Division, der Repeat Count und der Division Mode pro Step zusammen. Je nach Kombination ergibt das eine lange Note, deren Länge sich nach der Zahl der eingestellten Wiederholungen für diesen Schritt richtet. Oder eben Wiederholungen derselben Note, oder Wiederholungen in unterschiedlichen Abständen. In diesem Sequencer sind damit in Grenzen auch unterschiedliche Notenlängen oder schnelle Wiederholungen möglich.

Step16 Seq

Dieser Sequencer basiert auf einem Analog Solutions EKG. Er verfügt nur über die grundlegenden Lanes Pitch und Oktavlage und einige Schalter pro Step, die angeben ob er stummgeschalten oder übersprungen wird, ab diesem Step das Lauflicht rückwärts läuft oder zum Anfang zurück gesprungen wird. Der Clou sind sie Schalter für die Wiederholungen pro Step, die zwei bis viermal betragen können. Ob sie überhaupt stattfinden hängt von dem Repeat Probabitity-Regler links ab. Steht er beispielsweise auf 50% finden die Wiederholungen generell statistisch nur in der Hälfte der getriggerten Wiederholungen statt.

Hexa Seq

Sind bisher alle Sequencer Hardware-Vorbildern nachempfunden ist der Hexa Sequencer eine Neuentwicklung. Hexa verteilt die sieben Töne einer gewählten Tonart auf ein kreisförmiges Muster mit dem Grundton 0 in der Mitte. Die anderen Töne werden bis Nr. 6 durchnummeriert. Wie diese Töne jetzt gespielt werden ist rein Zufallsabhängig – man kann den Zufall aber gewichten.

Das Basisverhalten der Steps gibt die Wahrscheinlichkeit an mit der die Steps vorwärts oder rückwärts laufen, sich wiederholen, zufällig springen oder ob Step 0 getriggert wird. Step 0 ist der zentrale Ausgangstrigger, weshalb es ein eigenes Reglerpanel gibt, das die Wahrscheinlichkeit festlegt mit der eine der anderen Noten statt dessen getriggert wird. Andere Schieberegler bestimmen zwischen welchen Werten die Velocity und Gatelänge liegen können oder wie wahrscheinlich beim aktuellen Schritt überhaupt eine Note ausgelöst wird.

Wie ich bei dem viel einfacher gestrickten MIDIBot, den ich letzens ausprobiert hatte sehen konnte kann entsprechend gesteuerter Zufall durchaus mitunter brauchbare Notenfolgen erzeugen. So ist es auch hier, vor allem eine pentatonische Skala bringt Ergebnisse, die sich je nach Kontext gut verwenden lassen. Dank der vielen Parameter, die hier Einfluss nehmen lässt sich der Charakter der Sequenzen in einem weiten Rahmen verändern und anpassen.

Der Hexa-Sequencer mit einer Marimba als Zielinstrument:

Fazit

Wer grundsätzlich Gefallen an den Prinzipien und der Bedienung von Hardware Step Sequencern findet hat mit der Sequencer Collection von HY-Plugins einige Nachbildungen zur Verfügung, die alle ihre Besonderheiten aufweisen, deren Bedienung aber so weit verallgemeinert wurde, dass es keinen größeren Bruch zwischen den einzelnen Exemplaren gibt. Mit Ausnahme des Hexa Sequencer, der schon stark abweicht, sowohl in der Anordnung der Elemente, als auch beim zugrunde liegenden Funktionsprinzip mit dem auf allen Parametern wirkenden Zufall.

Während man sich je nach Einsatzzweck den einen oder anderen klassischen Sequencer heraussuchen und damit intuitiv arbeiten kann, bietet der Hexa Sequencer eine sehr viel spezielleres Feld an Möglichkeiten und eine interessante Spielwiese für Experimente.

Eine Ergänzung mit großem Mehrwert stellt die Modulationsabteilung dar, stellt sie doch sehr effektive Möglichkeiten der weiteren Beeinflussung des Geschehens dar, ohne dass man gleich eine exzessive Automation der Parameter in der DAW beginnen muss. Was aber bei vielen Parametern bei Bedarf auch über MIDI – Learn möglich ist und wie schon HY-RPE publiziert SeqCollection vorbildlich alle CC-Werte der Parameter nach aussen.

Insgesamt stellt die HY-SeqCollection eine Sammlung von MIDI Step Sequencern zur Verfügung, wie man sie vor allem auf der PC-Plattform kaum findet und mit denen die Arbeit wirklich Spaß macht.

Produktseite der HY-SeqCollection bei HY-Plugins:
https://hy-plugins.com/product/hy-seqcollectionwinmac/

Ein Testbericht von Stefan Federspiel

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