Arturia BeatStep PRO – Das Bessere ist des Guten Feind – Testbericht

Testbericht von Perry Staltic

Als mir vor rund einem Jahr der BeatStep von ARTURIA in mein Testlabor gebeamt wurde, da war ich schon von Anfang an hellauf von diesem Gerätchen begeistert. Dabei waren es weniger die einzelnen Komponenten für sich, als vielmehr die Summe aller Ingredenzien, die hier zum Kampfpreis von 99,- Euronen feilgeboten wurden, und dies zudem in tadelloser Verarbeitung.

Ich verweise an dieser Stelle zur Einstimmung noch einmal auf den damaligen Testbericht: https://www.buenasideas.de/test/musikproduktion/hardware/test-arturia-beatstep-der-frische-franzose/

Zwar gab es auch vorher schon gute MIDI-Controller mit vernünftigen Drumpads, und auch der Step-Sequencer ist ja schließlich keine ursprüngliche Erfindung von ARTURIA, aber das Ganze in einem handlichen und derart erschwinglichen Gerät zu vereinen, war der Schritt in eine Nische, die andere Hersteller zuvor sträflich vernachlässigt hatten (Wieso gab es sowas beispielsweise nicht bereits von NOVATION, es hätte doch sicherlich kein größeres Problem dargestellt, etwa das LAUNCHPAD zu einem autarken Grid-Sequencer aufzupimpen, der auch ohne ABLETON LIVE Sinn macht…).

Dennoch, bei soviel Licht gibt es natürlich auch diverse Schattenseiten beim BeatStep. Diese liegen in erster Linie in der etwas, wohl durch den erforderlichen Rotstift bedingten, spartanisch gehaltenen Austattung der Step-Sequencers begründet. So gibt es beim BeatStep kein optisches Feedback zur Tonhöheneinstellung, Anschlagsdynamikwerte zur Kreation lebendigerer Muster kann er auch nicht ausgeben, und die lediglich global für alle Steps gleichzeitig einstellbare Gate-Zeit ist sicherlich ebenfalls nicht in jedermanns Sinne. Zudem eignet sich der BeatStep trotz seiner recht guten Drumpads nur bedingt zur Programmierung ganzer Rhythmen, da der Step-Sequencer ja monophon gehalten ist und somit nur einen Drumsound pro Step anzutriggern vermag. Hier kann man sich nur durch ein fortlaufendes Überspielen der jeweiligen Drumspur in die DAW behelfen, für Live-Auftritte ist das jedoch nix.

Als ich dann kurze Zeit später den ZAQUENCER von ZAQ AUDIO befummeln durfte (siehe hier: https://www.buenasideas.de/test/musikproduktion/hardware/zaq-audio-zaquencer-fuer-bcr2000-neuer-wein-in-alten-schlaeuchen/), der diese vermissten Features und noch einiges mehr mitbrachte und der einen Geniestreich für sich darstellte, da verwendete ich fortan beide Maschinen parallel, wobei ich mit dem BeatStep vorwiegend analoge, spannungsgesteuerte Synthesizer (ARTURIA MicroBrute und GAKKEN SX-150 MK II) über das CV/Gate-Interface sequenziert habe.

Schon ziemlich bald dachte ich mir, dass es eigentlich ausgesprochen praktisch wäre, wenn man diverse Funktionen beider Geräte in einer Maschine vereint hätte.
Nun denn, ARTURIA hat sich wirklich nicht lange bitten lassen, sondern offenbar den Wünschen der User gelauscht und vor kurzem den BeatStep PRO nachglegt. Ob dieser tatsächlich die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllt und ob er mich ebenso zu begeistern vermag, wie es bei seinem kleineren Bruder der Fall war, dass soll der folgende Testbericht ans Licht bringen…

ARTURIA BeatStep PRO
ARTURIA BeatStep PRO

Gleichungen und Ungleichungen:

Beginnen wir das Ganze doch einfach damit, dass wir uns zunächst einmal die Hauptunterschiede wie auch die Gemeinsamkeiten der beiden Geschwister ansehen.
Der augenfälligste Unterschied liegt sicherlich in den Dimensionen der beiden Geräte. Während der originale BeatStep noch bequem vor einen Laptop passt, so nimmt der BeatStep PRO schon eher die Stellfläche einer Computertastatur ein. Dies ist dem Platzbedarf der neu hinzu gekommenden Bedienelemente und Anzeigen geschuldet.

ARTURIA BeatStep und BeatStep PRO
ARTURIA BeatStep und BeatStep PRO

Gleich geblieben sind Form, Größe und Anordnung der Encoder sowie der Drumpads, letztere erscheinen mir im Vergleich beim BeatStep PRO einen Ticken nachgiebiger im Anschlag, das mag aber gewollt sein, da die Pads auch zum Einspielen von Sequenzen dienen können und zudem auch polyphonen Aftertouch (also nicht bloß Channel-Aftertouch) auszugeben vermögen. Die Pads haben auch wieder doppelte Funktionen per SHIFT-Taster, bis auf wenige Ausnahmen entsprechen diese der Belegung des BeatStep.

Die Encoder sind nun berührungsempfindlich, dass bedeutet, dass ihr aktueller Wert bereits beim Anfassen der Kappen (aber natürlich auch beim Drehen…) jeweils auf dem kleinen numerischen LED-Display ganz links angezeigt wird, welches sonst noch der Darstellung des Tempos in BPM dient. Um es hier schon mal vorwegzunehmen, auch die Tonhöhen der einzelnen Sequenzschritte werden darauf angezeigt und müssen nun nicht mehr rein nach Gehör (oder mit dem Blick auf eine VSTi-Klaviatur…) eingestellt werden. Sehr praktisch!

Zwischen den Endlosdrehreglern und den Drumpads wurde beim BeatStep PRO noch eine Extrareihe mit 16 mehrfarbig beleuchteten und nummerierten Tastern eingefügt, die nun die Funktionen Step- und Lauflichtdarstellung übernehmen (die Drumpads leuchten bei Betätigung nur noch weiss auf…), aber Dank sinnvoll ausgeführter Mehrfachbelegung auch zur schnellen Speicherplatz- und MIDI-Kanalauswahl dienen.

Auf der ganz linken Seite, auf der sich auch das oben bereits angesprochene LED-Display befindet (1 von insgesamt 5…), gibt es noch einige Drehregler, einen Touchstrip sowie diverse beleuchtete Taster, auf die noch bis gleich warten müssen, denn rechts davon fallen erstmal die farblich auffällig hinterlegten vier Sektionen auf, die alle jeweils über ein eigenes Display, LEDs und einen fast identischen Satz an Tastern verfügen.

Deren Sinn ist schnell erklärt: Während der BeatStep neben dem Controller-Modus nur über einen einzelnen Step-Sequencer verfügt, sind beim BeatStep PRO gleich drei separate Sequencer zusätzlich zum Controller-Modus vorhanden. Die ersten beiden davon sind monophon, stellen im Prinzip ordentlich aufgebohrte Versionen des alten BeatStep-Sequencers dar und können nun endlich auch schrittweise Anschlagsdynamik– und Notenhaltezeitwerte ausgeben.

Der dritte Sequencer hingegen ist polyphon, verfügt über eine eigene Spur für jedes der 16 Drumpads und erlaubt damit – ähnlich dem ZAQUENCER – eine Echtzeitprogrammierung von Drumpatterns u. ä. nach der altbewährten “TR-x0x-Methode”, wie sie auch bei den beliebten klassischen Drumcomputern von ROLAND vorkommt.

Jeder der drei Sequencer lässt sich übrigens via MUTE-Taster separat “stumm” schalten, besser gesagt lässt sich damit die jeweilige MIDI-Ausgabe unterdrücken.
Auch anschlussmäßig hat der BeatStep PRO gegenüber dem kleinen Bruder deutlich zugelegt. Während beim BeatStep alle Buchsen auf die linke Seite passen, wo sie unter einer “Minimalüberdachung” verweilen, müssen sie aufgrund ihrer gestiegenen Anzahl beim BeatStep PRO auf dessen Hinterseite ausweichen, die sie auch größtenteils belegen.

ARTURIA BeatSTep PRO - Rückseite mit den Anschlüssen
ARTURIA BeatSTep PRO – Rückseite mit den Anschlüssen

Folgende Anschlüsse bringt der BeatStep PRO mit: USB zur Stromversorgung und zum Anschluss an einen Rechner (der BeatStep PRO hat eine Mcro-USB-Buchse, im Unterschied zur Mini-USB-Buchse des BeatStep), MIDI-Out und MIDI-In (der BeatStep besitzt nur MIDI-Out) via Adapterkabel, DIN-Sync, ebenfalls mittels beiliegendem Adapter, acht GATE-Ausgänge zur Ansteuerung adäquater Drumcomputer oder Module sowie je zweimal CV-, GATE- und Velocity-Out.

Ach ja, beinahe hätte ich noch den winzigen Power-Switch unterschlagen, mit dem der BeatStep PRO auch ohne Gefummel am USB-Kabel ein- und ausgeschaltet werden kann. Ich hatte diesen nach dem Auspacken zunächst übersehen und wunderte mich anschließend darüber, dass keines meiner verwendeten Micro-USB-Kabel zu funktionieren schien, bis ich endlich diesen Schalter bemerkte… 😉

TIA BeatStep PRO - Zubehör
TIA BeatStep PRO – Zubehör

An Zubehör liegen in der Verpackungsschachtel neben zwei Quickstart-Guide (eine vollumfängliche Bedienungsanleitung gibt’s als PDF, ebenso wie diverse Anleitungen zur MIDI-Konfiguration verbreiteter DAW-Programme) und einer “Scheckkarte” mit den Registrierungsdaten je ein Adapterkabel für den MIDI-Eingang und den -Ausgang sowie für die DIN-Sync-Buchse, dazu kommen noch ein normales Micro-USB-Kabel und ein Micro-USB-Y-Adapter, das dazu dient, um den BeatStep PRO gebenenfalls mit einer zusätzlichen Stromquelle zu betreiben, falls ein einzelner USB-Port nicht genügend Saft liefern sollte, aber auch, um eventuell auftretende (je nach der Verkabelung mit dem anderen eigenen Equipment…) Brummschleifen zu beseitigen.

Kontrollaufsicht:

Wenden wir uns nun der MIDI-Controller-Sektion etwas näher zu. Grundsätzlich ähnelt diese dem entsprechenden Modus des BeatStep, wie oben erwähnt sind aber ein paar physische Bedienelemente und -anzeigen hinzugekommen. Neben der separaten Lauflicht-/Tasterreihe, die im Controller-Modus ebenfalls frei belegt werden kann, ermöglicht der auf der linken Seite untergebrachte berührungsempfindliche Streifen in Verbindung mit den Drumpads das Abfeuern von sogenannten Rolls, also Trommelwirbeln, je nach Fingerstellung langsamer oder schneller, aber immer temposynchron. Gute Sache, das!

Dass die Drehregler gleichfalls auf Berührung reagieren und ihre Werte auf dem linken LED-Display (TEMPO/VALUE) zur Schau stellen, hatte ich bereits angemerkt. Sie können, wie die Taster und Drumpads auch, wieder mittels der MIDI CONTROL CENTER-Software von ARTURIA umfangreich angepasst werden.

Alle Controllereinstellung können in sogenannten Projects, die darüber hinaus auch gleich die Daten aller 3 Sequencer beinhalten, auf einem der 16 internen Speicherplätzen abgelegt werden. Die nummerierten Step-Taster dienen hierbei als Auswahlelemente, und das eigene Display der CONTROL MODE-Sektion informiert über die aktuelle Project-Nummer.

Die Mehrfachbelegung der Step-Taster verwirrt übrigens in keiner Weise, da sie so clever gelöst wurde, dass sich sich fast von selbst erklärt. Ein Beispiel: Wenn man den MIDI-Taster auf der linken Seite gedrückt hält, dann dienen die Step-Taster zur Anzeige der aktuell zugewiesenen MIDI-Kanäle für jede der vier MODI (Controller und die drei Sequencer). Dabei leuchten dann nur die Step-Taster mit den Nummern, die den MIDI-Kanalnummern entsprechen, und zwar jeder in einer anderen Farbe, die dem jeweiligen Modus entspricht. Sollte man mehreren Modi den selben MIDI-Kanal zuweisen, dann blinkt der dafür zuständige Step-Taster abwechselnd in den Farben der dazugehörigen Modi. Klingt jetzt vielleicht kompliziert, ist in der Praxis jedoch ein Kinderspiel!

ARTURIA BeatStep PRO - CONTROL MODE
ARTURIA BeatStep PRO – CONTROL MODE

Wer mit dem BeatStep PRO auch gerne seinen DAW-Mixer fernsteuern möchte, der kann die Encoderbelegung mit dem KNOBS-Schalter in der CONTROL MODE-Sektion von MIDI-CC auf MCU/HUI umschalten, der jeweilige Status wird mit Hilfe zweier LEDs signalisiert.

Im MCU/HUI-Modus funktionieren die Drehregler nach einem der beiden einst von der Firma MACKIE entwickelten Protokolle (Welches, lässt sich im Software-Editor festlegen, also MCU oder HUI), die mitterweile einen Industriestandard darstellen. Die oberste Encoderreihe übernimmt beim BeatStep PRO die Rolle der sogenannten V-Pots, die untere Reihe bildet die Fader 1-8 nach, und die Step-Taster darunter fungieren paarweise als Mute- und Solo-Schalter.

Um damit nicht nur die ersten 8 Kanäle der DAW steuern zu können, lassen sich die Bedienelemente mit zwei der Taster links unten (die mit den Doppelpfeilchen drauf) in 8er-Gruppen hin und her schalten, also zwischen den Kanalbänken 1-8, 9-16, 17-24, 25-32 usw. Schade, dass der vorhandene Touchstrip nicht als Jogwheel-Ersatz im MCU/HUI-Modus dienen kann…
Aufgefallen ist mir übrigens, dass die Berührungsempfindlichkeit der Encoder offenbar nur für interne Funktionen des BeatStep PRO verwendet, nicht jedoch über MIDI ausgegeben wird. Wenn man also einen der Encoder anfasst, dann wird in der DAW nicht etwa auch gleich der entsprechende Kanal angewählt, dies geschieht erst nach einer Reglerbewegung.

Die Werte, die das linke Display des BeatStep PRO im MCU/HUI-Modus anzeigt, sind zudem wenig hilfreich. In CUBASE 5.5 zeigten die Encoder, welche die Fader emulieren, auf dem Display lediglich statische Zahlenwerte zwischen 1 und 127 an, die weder den tatsächlichen dB-Werten des CUBASE-Mixers entsprachen, noch sich bei einer Reglerbetätigung veränderten. Die Encoder, welche die V-Pots nachbilden zeigten Panoramaeinstellungen auf dem Display an, die mit gerade mal elf verschiedenen Werten (L5, L4, L3, L2, L1, C, R1, R2, R3, R4 und R5) so grob aufgelöst sind, dass sie in der Praxis irrelevant sind. In MIXCRAFT 7 reagierte zwar die Fader-Anzeige auch auf Bewegungen (wiederum nur mit Werten von 1 – 127), das Display blieb bei Berührung der V-Pots jedoch komplett dunkel. Derlei unterschiedliches Verhalten kann natürlich durch die jeweilige Implementation des MCU-Protokolls in den angesprochenen DAWs begründet sein und nicht durch den BeatStep PRO selbst…

Dass man jederzeit zwischen CC-Modus und MCU/HUI-Modus direkt am BeatStep PRO umschalten kann, ohne zuvor den Software-Editor bemühen oder gar das Gerät à la BCF2000 umständlich neu booten zu müssen, ist eine sehr praktische Sache.

Ich muss allerdings gestehen, dass ich persönlich mich bisher noch nie so wirklich mit dem MCU-Protokoll anfreunden konnte, ich habe dieses zum Teil ja auch schon in einigen anderen meiner Kontroller implementiert und nutze es auch bei jenen nicht. Das hat damit zu tun, dass ich der Spurverwaltung in starren Achterbänken einfach nicht viel abzugewinnen vermag, denn ganz selten entspricht die Anzahl meiner verwendeten Spuren in der DAW tatsächlich dem Vielfachen von Acht, so dass ich dann ständig schauen muss, welcher Regler denn nun gerade für welchen Kanal zuständig ist. Rein subjektiv fand ich daher das 1-Kanal-Prinzip des FRONTIER DESIGN ALPHATRACK stets praktischer, allerdings gebe ich inzwischen Panorama, Volume und ähnliche Parameter am liebsten als konkrete Zahlenwerte über die PC-Tastatur ein, sofern die DAW dies erlaubt. Aber meine persönlichen Gewohnheiten sind ja schließlich kein allgemeiner Maßstab…

Dynamisches Duo:

Direkt unterhalb der CONTROL MODE-Sektion befinden sich SEQUENCER 1 (grün) und SEQUENCER 2 (gelb), beide bis auf die Farbgebung identisch ausgestattet und daher auch an dieser Stelle gemeinsam von mir abgehandelt.

Die nun schon mehrfach erwähnte Reihe mit den Step-Tastern dient dem Ein- und Auschalten der einzelnen Schritte einer Lauflicht-Sequenz, bei SEQUENCER 1 leuchten die aktiven Steps grün, bei SEQUENCER 2 leuchten sie gelb, so dass man immer genau im Bilde ist, woran man gerade herumfrickelt.

ARTURIA BeatStep PRO - SEQUENCER 1
ARTURIA BeatStep PRO – SEQUENCER 1

Über die im Zusammenhang mit dem MCU/HUI-Moudus ebenfalls bereits erwähnten Taster mit den Doppelpfeilchen kann eine Sequenz in 16er-Schritten auf bis zu 64 Steps erweitert werden, der unmittelbar rechts davon liegende L(A)ST STEP-Taster erlaubt hingegen das Setzen des letzten Schrittes auch vor den Steps 16/32/48 oder 64, womit man Sequenzen erzeugen kann, deren Länge weniger als sechzehn Steps oder das Vielfache davon umfasst.

Wie schon beim BeatStep dienen die sechzehn Encoder zur Einstellung der Tonhöhe der einzelnen Steps, beim BeatStep PRO wird der entsprechende Notenwert aber nun auf dem ersten Display angezeigt, was den Workflow deutlich vereinfacht. Über den in jeder Sektion vorhandenen KNOBS-Schalter können die Encoder darüber hinaus auch noch andere Aufgaben übernehmen: VELO(city) etwa ermöglicht das Setzen von Anschlagsdynamikwerten für jeden einzelnen Step, eine Funktion, die ich zuvor beim BeatStep schmerzlich vermisst hatte, da man damit bei entsprechenden Klangerzeugern weitaus weniger statische Sequenzen programmieren kann. Sehr gut!

Im GATE-Modus lässt sich mit den Encodern des BeatStep PRO zudem die Haltedauer der einzelnen Steps separat einstellen, beim BeatStep ist diese ja nur global für alle Steps gleichzeitig regelbar. Dreht man den GATE-Wert übrigens ganz nach oben, aktiviert man mit dem vorletzten und dem letzten Wert die Funktionen TIE bzw. SLIDE. Diese haben natürlich weder etwas mit kleinen imperialen Kampfraumschiffen, noch mit transdimensionalen Wurmlochreisen zu tun, sondern erlauben die Verbindung eines Steps mit dem nachfolgenden zur Erzeugung längerer Noten und/oder Portamentoeffekte à la TB-303. Alternativ lassen sich über die Step-Taster auch erster und letzter Step einer TIE/SLIDE-Passage auswählen, und alle Steps dazwischen werden dann gleich mit einbezogen, das spart Zeit.

ARTURIA BeatStep PRO - SEQUENCER 2
ARTURIA BeatStep PRO – SEQUENCER 2

Auch die Drumpads liegen bei den beiden Sequencern nicht brach. Mal abgesehen davon, dass über sie, wie schon beim BeatStep, via SHIFT-Taster weitere Funktionen erreichbar werden, beispielsweise Abspielrichtung, Notenteiler und alternative Tonleitern, dienen sie als Einspielhilfe für Sequenzen, indem sie eine stilisierte, chromatische Klaviatur mit einer Oktave Umfang (nach oben und unten verschiebbar) nachahmen.

Dabei leuchten auch nur die Pads weiß auf, die tatsächlich als Keyboardtaste dienen. Das Pad, das der Note des aktuellen Steps entspricht, blinkt dabei fortwährend. Da der BeatStep PRO im Gegensatz zum BeatStep über eine RECORD-Funktion verfügt, kann man mit diesem rudimentären Keyboard seine Sequenzen auch direkt einspielen, anstatt die Step-Taster zu bemühen. Auch die Tonhöhe der einzelnen Steps kann alternativ hierüber definiert werden. Eine schöne Idee!

Neben dem Einspielen von Sequenzen kann man mit dem Keyboard auch die kompletten Sequenzen transponieren, dies geht darüber hinaus auch via MIDI.

Insgesamt sind diese beiden Step-Sequencer ziemlich gelungen, intuitiv bedienbar und ihrem Vorgänger aufgrund ihrer höheren Flexibilität inzwischen deutlich voraus. Mit dem BeatStep PRO sind nun endlich auch Sequenzen jenseits statischer “Black & Decker”-Ästhetik möglich. Wenn den eher Jüngeren oder den Amnesischen unter Euch dies jetzt gar nichts sagen sollte, dann sucht doch einfach mal nach alten TV-Werbespots eben jener Firma aus den späten 1970ern und den frühen 1980ern… 😉

Herzschrittmacher:

Der vierte Modus nennt sich schlicht DRUM und bietet einen Sequencer, der mit seinen 16 Einzelspuren auf die Programmierung kompletter Rhythmusschleifen ausgelegt ist. Die Länge kann auch hierbei wieder auf bis zu 64 Schritte ausgedehnt oder per LAST STEP auf Zwischenwerte verkürzt werden. Jedes Drumpad verfügt dabei über eine eigene Spur zur Aufzeichnung der Steps.
Dies kann wie gewohnt über die Step-Taster erfolgen (vorher das jeweilige Drumpad anschlagen, damit die Step-Tasterreihe auch die dazu gehörende Spur anzeigt…), alternativ lassen sich Drumloops bei aktivierter RECORD-Funktion auch live über verschiedene Spuren hinweg mit den Pads eintrommeln (und natürlich später noch nachbearbeiten). Die Wiedergabe einzelner Drumspuren kann zudem “stumm” geschaltet werden.

Die Art der Drum-Programmierung ist natürlich nicht auf ARTURIAs Mist gewachsen (aber geschickt adaptiert worden…), sie entspricht so ziemlich genau der Weise, in der man schon in dern 1980ern ROLANDS TR-606, TR-808, TR-909 und ähnliche Maschinen bedient hat. Auch der ZAQUENCER bietet einen ähnlichen Modus, der kleine, monophon ausgelegte BeatStep hingegen nicht.

ARTURIA BeatSTep PRO - DRUM-Modus
ARTURIA BeatSTep PRO – DRUM-Modus

Selbstverständlich kann man sich solchermaßen entstandene Drumloops – genauso wie die Erzeugnisse der anderen beiden Sequencer – auch ohne BeatStep PRO identisch mit der Maus im Drum-Grid bzw. im Pianoroll-Editor üblicher DAWs zusammenklicken, aber mit dem BeatStep PRO macht es erstens mehr Spaß, geht es zweitens flotter und spielerischer von der Hand und drittens hat man einen viel intuitiveren Zugang zu Experimenten und Variationen. Man wird dazu eingeladen, auch mal Dinge auszuprobieren, auf die man vielleicht sonst nicht gekommen wäre. Der BeatStep PRO wird dadurch schon fast zu einem Instrument.

VELO und GATE lassen sich ebenfalls wieder über die Encoder einstellen, selbstverständlich für jeden Step eines jeden Drumpads separat. Anstatt PITCH gibt es im DRUM-Modus den Parameter SHIFT, da eine Änderung der ausgegebenen Notennummer sonst ja in der Regel zur Folge hätte, dass das angesteuerte Drum-Modul oder das Sampler-Mapping nun völlig andere Drumsounds wiedergibt als vorgesehen.

Die SHIFT-Funktion der Encoder im DRUM-Modus (jetzt nicht zu verwechseln mit dem globalen SHIFT-Taster ganz links!) dient dem Verschieben der jeweiligen Steps nach vorne oder nach hinten auf dem Zeitraster. Damit lassen sich etwa “Laid Back Grooves” erzeugen oder die angetriggerten Drumsounds exakt auf den Punkt setzen (zum Beispiel rückwärts abgespielte Samples). Praktisch!

Globalisierung:

Kehren wir noch einmal zurück auf die linke, weiß unterlegte Sektion des BeatStep PRO, zu der wir ja bereits kurze Abstecher unternommen hatten.

Dort sind zunächst einmal die Synchronisationsmöglichkeiten zu nennen, zur Verfügung stehen hier INT, USB, MIDI und CLK. INT(ERNAL) lässt den BeatStep PRO seiner inneren Uhr folgen, er kann hiermit auch als herrschender Zeitgeber für andere Sequencer arbeiten, die sich dann zu ihm synchronisieren müssen. Bei den drei anderen Optionen arbeitet der BeatStep PRO hingegen als Slave. USB und MIDI empfangen jeweils MIDI-Clock-Signale auf ihrer Schnittstelle und CL(OC)K dient dem Empfang von Synchronisationsdaten über das DYN-Sync-Interface.
Direkt neben dem ersten Display, das Wiedergabetempi in BPM sowie Encoderwerte anzeigt, gibt es einen Drehregler und einen TAP-Taster zur Tempo-Definition. Der Drehregler erlaubt zusammen mit dem SHIFT-Taster auch Feineinstellungen mit Nachkommawerten.

Unterhalb dieser Reihe gibt es drei weitere Drehregler (SWING, RANDOMNESS und PROBABILITY) sowie zwei Knöpfe, die die Bezeichnung CURRENT TRACK tragen. SWING enpricht der gleichnamigen Funktion vieler Drumcomputer und Sequencer und kann sowohl global auf alle Spuren oder aber mittels CURRENT TRACK-Taster nur auf den Sequencer einwirken, der aktuell angewählt ist.

Das gilt ebenso für die anderen zwei Drehregler, hier aber für beide gemeinsam. Sie dienen der Regelung einer Zufallsfunktion des BeatStep PRO. Mit RANDOMNESS stellt man ein, wie stark eben dieser Zufall eingreift, während PROBABILITY bestimmt, wie häufig dies geschehen soll.

Bei vorsichtigen bis moderaten Einstellungen kann man damit allzu monotonen Sequenzen ein wenig mehr Variationswilligkeit beibringen. Sehr hohe Werte hingegen lassen die Ausgangsrhytmik der Sequenzen kaum noch wiedererkennen, wirken recht experimentell, jedoch zumindest für meinen Geschmack auch wenig gewinnbringend einsetzbar. Das mag jedoch auch abhängig vom angesteuerten Klangmaterial sein, denn bei entsprechend programmierten Samplern und Synthesizern kann die Sache wieder ganz anders klingen, als bei herkömmlichen “Four on the Flour”-Sequenzen…

Der schon erwähnte Touchstrip, der im CONTROL MODE ja zur Erzeugung temposynchroner Rolls dient, funktioniert in allen anderen Modi als sogenannter LOOPER. Damit lassen sich, wiederum temposynchron, je nach Fingerposition mehr oder minder kurze Abschnitte der laufenden Sequenzen wiederholen, und zwar immer nur global für alle drei Sequencer parallel (eine entsprechende CURRENT TRACK-Taste fehlt hier leider…). Somit eignet sich dieser LOOPER hauptsächlich zur Erzeugung von Stotter-Effekten des gesamten Outputs.

Unterhalb des Touchstrips finden sich die bereits oben beschriebenen Funktionen zur Einstellung der Sequenz-Länge und der MIDI-Kanäle, darüber hinaus gibt es noch zwei Schalter namens PRST LNK und TRNS LNK. Aktiviert man PR(E)S(E)T L(I)NK, dann folgen bei einem Presetwechsel eines der drei Sequencer die beiden anderen brav mit. TR(A)NS(POSE) L(I)NK bezieht sich nur auf SEQUENCER 1 und SEQUENCER 2. Bei Aktivierung werden die Beiden immer zusammen transponiert (über das Pad-Keyboard oder über MIDI), dies verhindert bei tonalen Sequenzen ungewollte Harmoniesprünge und Verstimmungen.

Schließlich folgt neben dem unverzichtbaren SHIFT-Taster noch die Transportsektion, die sich übrigens auch zur Steuerung einer DAW eignet. Eher live-orientierte Musiker mögen nun noch so etwas wie ein übergeordnerter Chain-Modus vermissen, im welchem sich die bis zu sechzehn Patterns pro Sequencer, die wiederum mitsamt einer Controller-Zuordnung in einem von sechzehn PROJECTS-Speichern Platz finden, miteinander zu ganzen Tracks verketten lassen. Darauf muss der geneigte Nutzer beim BeatStep PRO jedoch leider verzichten.

Beim manuellen Umschalten der Sequenzen ist zu beachten, dass das neue Pattern dann unmittelbar mit dem nächsten Step startet, auch wenn das aktuelle Pattern dann noch nicht vollständig durchgelaufen ist. Hier würde sich wohl so mancher Anwender eine Funktion wünschen, die das nächste angewählte Pattern erst dann beginnen lässt, wenn das vorherige Pattern einen kompletten Durchlauf hingelegt hat. Andererseits ist das aktuelle Verhalten des BeatStep PRO sehr gut für spontane Fill-Ins geeignet, die so mal schnell in die laufende Sequenz eingefügt werden können.

Da ich persönlich meine Tracks auch weiterhin in einer DAW ausarbeite und die mit dem BeatStep PRO erzeugten Ergüsse anschließend sowieso auf verschiedene MIDI-Spuren dumpe, fehlt mir selbst ein solcher Chain-Modus überhaupt nicht, denn ich bräuchte ihn sicherlich so gut wie nie. Allerdings bin ich nicht der Nabel der Welt, und daher möchte ich dies auch nicht unerwähnt lassen.

Noch etwas zum Thema DAW: Als ich in CUBASE die drei Sequencer des BeatStep PRO drei verschiedenen MIDI-Spuren mit jeweils einem anderen VSTi zuzuweisen versuchte, da musste ich zu meiner Verwirrung feststellen, dass alle drei VSTi-Spuren auch die Noten aller drei BeatStep PRO-Sequencer gleichzeitig wiedergaben, obwohl ich jeweils unterschiedliche MIDI-Kanäle vergeben hatte. Es dauerte etwas, bis ich schließlich darauf kam: Das war nicht etwa der Fehler des BeatStep PRO, sondern ein Missing Feature von CUBASE. Dort kann man zwar den Ausgangskanal für jede MIDI-Spur via Menü direkt einstellen, nicht jedoch den Eingangskanal. Dazu muss man erst umständlich den sogenannten MIDI-Eingangsumwandler für jede einzelne Spur bemühen und dort alle MIDI-Kanäle außer dem jeweils gewünschten Kanal herausfiltern (Nicht vergessen, das entsprechende Eingangsumwandlermodul auch aktiv zu schalten!). Zum Glück bietet CUBASE dazu wenigstens vorgefertigte Presets, aber lästig ist das Gefummel schon. Definitiv aber nicht durch den BeatStep PRO verursacht!

Cubase MIDI Input Transformer
Cubase MIDI Input Transformer

In anderen DAWs wird es ähnliche Phänomene, aber möglicherweise unterschiedliche Umgehensweisen damit geben, ARTURIA hat deshalb für die wichtigesten DAWs auch separate PDF-Turorials zur Einrichtung veröffentlicht.

Mixcraft 7 MIDI Inputs
Mixcraft 7 MIDI Inputs

In ACOUSTICA MIXCRAFT 7 geht die Konfiguration übrigens ganz fix und ohne die oben genannten Fummeleien: Man kann dort nämlich bequem die Eingangsports und -kanäle direkt bei den Spurparametern auswählen und fertig! Diese DAW wird mir auch zunehmend sympathischer!

Kabelbinder:

An dieser Stelle möchte ich auf zwei zwangsweise Lücken im vorliegenden Testbericht hinweisen: Ich verfüge in meinem Testlabor weder über Equipment mit DIN-Sync-Interface (jetzt einmal abgesehen vom BeatStep PRO selbst…), noch über Gerätschaften mit Trigger-Eingängen, welche sich zum Anschluss an die acht DRUM GATE-Ausgänge eignen, sorry! Bezüglich der DIN-Sync-Funktion möchte ich lediglich anmerken, dass einzelne Anwender im ARTURIA-Forum verschiedene Unstimmigkeiten bei Benutzung der DIN-Sync- Schnittstelle kundgetan haben, da dies jedoch nur Erfahrungen aus zweiter Hand sind, die ich hier nicht praktisch nazuvollziehen vermag, kann ich dazu keine Bewertung abgeben.

Die restlichen Anschlüsse vermochte ich jedoch Sinn stiftend zu bestücken. USB- und MIDI-Interface funktionieren wie beim BeatStep auch, der zusätzliche MIDI-Eingang gestattet nun auch die Synchronisation und die Sequenztransponierung ohne den notwendigen Einsatz eines am USB-Port angeschlossenen Rechners. Das ist gut. CV/GATE-technisch ist der BeatStep PRO ebenfalls gut bestückt. SEQUENCER 2 und SEQUENCER 2 verfügen über jeder über eigene CV- und GATE-Ausgänge, hinzu kommt jeweils noch ein zusätzlicher CV-Ausgang, der die Velocity-Daten in Steuerspannungen übersetzt. Dies dürfte bestimmt alle Besitzer von modularem und semi-modularem Equipment erfreuen.

ARTURIA BeatStep PRO und MicroBrute
ARTURIA BeatStep PRO und MicroBrute

In meinem Fall habe ich einen MicroBrute SE dort angestöpselt. Selbst wenn ich diesen ja vorwiegend über MIDI ansteuere, so wird es dadurch möglich, die verschiedenen Steuerspannungsausgänge des BeatStep PRO diversen Modulationszielen des MicroBrute zuzuordnen und so rhytmisch quantisierte Klangveränderungen zu erzeugen, die mit dem MicroBrute allein gar nicht machbar sind. Dazui kann man übrigens durchaus auch beide monophonen Sequencer des BeatStep PRO parallel für unterschiedliche Modulationsziele einsetzen. Dazu kommen dann noch die acht GATE-Ausgänge, die den ersten acht Drumpads des BeatStep PRO fest zugeordnet sind, wie schon erklärt, habe ich derzeit hier nichts verfügbar, um es auch daran anzuschließen…

Ach ja, die Charakteristik der CV/GATE-Ausgänge lässt sich zur Anpassung an das eigene Equipment per Software-Editor umstellen (Volt/Octave und Hz/Volt). Im Netz fand ich zudem eine bebilderte Anleitung zur manuellen CV-Kalibrierung, dazu muss der BeatStep PRO allerdings auseinander gebaut werden, um an die entsprechenden Trimmer zu kommen, natürlich fraglich, ob eine solche Gehäuseöffnung nicht eventuell die Gewährleistung beeinträchtigt…

Weichspüler:

Für das Setup der hauseigenen MIDI-Controller bietet ARTURIA eine spezielle Software namens MIDI CONTROL CENTER an, die auch mit dem BeatStep PRO kompatibel ist. Hiermit lassen sich neben zahlreichen globalen Einstellmöglichkeiten sowohl die Bedienelemente des CONTROL MODE mit entsprechenden Befehlen belegen, als auch die sogenannten PROJECTS des BeatStep PRO sichern, verwalten und editieren.

Ein PROJECTS beinhaltet eine einzelne Controller-Map sowie die jeweils bis zu sechzehn Patterns der drei Sequencer. Wiederum sechzehn dieser PROJECTS finden im internen Speicher des BeatStep PRO Platz.

MIDI CONTROL CENTER - Controller Mapping
MIDI CONTROL CENTER – Controller Mapping

Die Zuweisung der Controller-Map lässt sich im Hauptfenster durchführen und gibt keine Rästsel auf, so war es ja auch schon beim BeatStep. Die Sequenzen lassen sich jeweils in einem eigenen Editor bearbeiten oder dort auch komplett neu für den späteren Transfer zum BeatStep PRO erstellen, wenngleich ich letztere Option ja eigentlich als einen Rückschritt ansehe, gegenüber dem manuellen Erstellen direkt am BeatStep PRO selbst… Die Editor-Fenster der beiden monophonen Step-Sequencer entsprechen dabei so ziemlich dem, was man von gängigen DAWs her auch als “Piano-Roll” kennt.

MIDI CONTROL CENTER - Piano Roll
MIDI CONTROL CENTER – Piano Roll

Die sechzehn Einzelspuren eines Patterns des Drum-Sequencers hingegen lassen sich gemeinsam in einem übersichtlichen Drum-Grid editieren, wie man es ebenfalls schon lange bei so manchen Software-Sequencern findet. Ich finde es sehr sinnvoll, dass man in diesem Punkt von der traditionellen Notationsdarstellung des kleinen BeatStep abgewichen ist, ist diese doch meiner Meinung nach einem typischen Step-Sequencer eher wenig angemessen.

MIDI CONTROL CENTER - Drum Grid
MIDI CONTROL CENTER – Drum Grid

Auf der rechten Seite hat man unter anderem noch Zugriff auf auf die Einstellungen der einzelnen CV/GATE-Ausgänge und des DIN-Sync-Interfaces, kann die MIDI-Kanäle sogar separat für die Ein- und Ausgänge der drei Sequencer einstellen, MCU- oder HUI-Protokoll auswählen und noch allerlei mehr. Im Test gab es keine Auffälligkeiten beim MIDI CONTROL CENTER zu vermelden, es lief bei mir stabil (Windows 7 x64). Noch während des Testzeitraums erschien bereits ein neues Update, ebenso wie eine neue Firmwareversion für den BeatStep PRO selbst, welche ebenfalls mit Hilfe des MIDI CONTROL CENTERS in die Hardware geflasht werden kann.

Gegenspieler:

Der aktuelle Markt der Hardware-Step-Sequencer ist noch vergleichsweise überschaubar. In der unmittelbaren Preisklasse des BeatStep PRO, wir sprechen hier von rund 250,- Euronen, sind allenfalls noch der TRIGGER FINGER PRO von M-AUDIO (zumindest nachdem dieser inzwischen eine deutliche Preisreduktion im dreistelligen Bereich erfahren hat…) und der MFB STEP64 verfügbar, meinetwegen auch noch derneue MPD232, der zumindest über einen eher einfachen Drum-Sequencer verfügt. Alle drei kenne ich zwar nicht persönlich, doch scheinen sie mir zumindest ihrer Beschreibung nach jeweils andere Schwerpunkte und Ausstattungsmerkmale zu haben als der BeatStep PRO und auch anschlussmäßig weniger flexibel zu sein.

Wenn der Preis keine große Rolle spielt, dann findet man in Preisregionen sehr weit darüber verschiedene Geräte, beispielsweise SQUARP INSTRUMETS PYRAMID, DOEPFER DARK TIME und MAQ16/3 sowie MANIKIN SCHRITTMACHER, um nur eininge zu nennen. Diese sind teils noch etwas robuster aufgebaut oder bieten spezielle Funktionen (aber auch nicht immer…), doch was das Preis-Leistungs-Verhältnis angeht, so zeigt ARTURIA mit dem BeatStep PRO den meisten dieser Mitbewerber eine ganz lange Nase.

Bleibt noch die Konkurrenz in der unteren Preisklasse, also etwa der BeatStep aus eigenem Hause, der ZAQ AUDIO ZAQUENCER sowie der KORG SQ-1. Letzteren hatte ich bisher noch nicht in den Fingern, seine Featureliste wirkt allerdings übersichtlicher, als die des BeatStep PRO (der SQ-1 kostet ja auch weniger als die Hälfte…). Dem kleineren Bruder ist der BeatStep PRO eigentlich in allen Punkten überlegen (einzige Ausnahme: der BeatStep passt zum Transport in eine etwas kleinere Tasche…).

Wer hauptsächlich mit einem Musikrechner arbeitet und einen Step-Sequencer nur als zusätzliches, improvisationsförderndes Eingabeinstrument und als DAW-Zuspieler benötigt, dem könnte ein BeatStep für 99,- im Prinzip schon ausreichen. Wer sich aber auch nur ein wenig über dessen Horizont hinaus zu bewegen beabsichtigt, der dürfte relativ bald mit dem einen oder anderen zusätzlichen Feature des BeatStep PRO liebäugeln, beispielsweise dem Drum-Sequencer oder den variableren Step-Optionen. Analogfetischisten finden weitaus mehr Möglichkeiten zum Anschluss ihres Equipments und Computerhasser kommen weitgehend ohne einen Rechner aus, den brauchen sie dann wirklich nur noch für das MIDI CONTROL CENTER.

Der Vergleich BeatStep PRO vs. ZAQUENCER hingegen fällt nicht ganz so leicht. Beide verfügen über eine gemeinsame Schnittmenge an Features, zum Beispiel diverse schrittbezogene Sequenzparameter sowie den Drum-Modus. Der BeatStep PRO beinhaltet noch Controller-Funktionen sowie Drumpads, darüber hinaus auch CV/GATE- Schnittstellen, der ZAQUENCER verfügt dafür über eine Sequencerspur mehr sowie über variablere Einstellmöglichkeiten, und er kann er sogar ganze Akkorde wiedergeben. Dafür ist er auf MIDI beschränkt, es sei denn, man investiert in ein zusätzliches MIDI-CV/GATE-Interface, das sicherlich teurer ist, als die ZAQUENCER-Firmware selbst. Wo wir bei den Preisen sind, für einen wirklich fairen Vergleich muss man ja auch noch den Kaufpreis von derzeit rund 140,- Euro für einen neuen BEHRINGER BCR2000, der dem ZAQUENCER als Wirtskörper dient, hinzurechnen. Und dann befinden wir uns schon wieder in der gleichen Preisregion wie der BeatStep PRO. Dessen Bedienung geht übrigens noch einen Ticken intuitiver von der Hand, da das Design der Hardware hier ja an den Sequencer-Betrieb angepasst wurde und eben nicht umgekehrt. Verschiedene Farben und adäquate Bedienelemente verhelfen beim BeatStep PRO auf einfache Weise zu etwas mehr Übersicht.

Zum Glück muss ich mich selbst aber nicht zwischen diesen beiden Geräten entscheiden, sie laufen bei mir ganz in Eintracht nebeneinander. Der BeatStep PRO wird allerdings in meinem Setup künftig die Rolle der ersten Geige übernehmen.

Fazit:

buenasideas-TippSo langsam wird mir das inflationäre Vergeben des BuenasIdeas-Tipps selbst schon etwas peinlich, schließlich soll dieser ja eine Auszeichnung für besonders gelungene Produkte darstellen, die aus der Masse herausragen. Aber was soll ich denn machen? Mir extra irgendwelche Kackprodukte zum Testen bestellen, nur damit ich diese dann mal gehörig durch den Kakao ziehen und verreissen kann? Nee, wir sind hier ja schließlich nicht bei MierdaIdeas! Da picke ich mir doch lieber direkt die potentiellen Rosinen aus dem Kuchen, siebe also vorab schon aus und beschränke mich auf Testkandidaten, die einen vielversprechenden Eindruck auf mich machen, in der Hoffnung, dass die Realität mich dann nicht doch wieder eines Besseren belehrt…
Nun denn, Ihr habt es vermutlich schon erraten, auch dem BeatStep PRO stecke ich den BuenasIdeas-Tipp ans Revers!

Um die in der Einleitung gestellte Frage zu beantworten: Ja, das Gerät hat mich von Anfang an genauso begeistert, wie es sein kleiner Bruder schon im vergangenen Jahr getan hatte. Die meisten Funktionen konnte ich sofort einsetzen, ohne auch nur einen Blick ins Manual geworfen zu haben. Wie auch beim BeatStep sind es hier wieder nicht nur einzelne Features, die mich überzeugen, sondern die Summe der einzelnen Teile und das Preis-Leistungs-Verhältnis.

Der kleine, günstige BeatStep hatte ja schon von allem etwas, wenn auch nur in spartanischer Ausstattung, und der BeatStep PRO hat erwartungsgemäß einfach noch mehr von allem!
Zwar hat der eine oder andere User im ARTURIA-Forum noch etwas zu bemäkeln (beispielsweise die mangelnde Verkettungsautomatik oder auch Inkompatibilitäten mit dem eigenen Hardware-Setup, die wiederum andere User mit den gleichen Gerätschaften nicht haben…) oder man fordert dort schon diverse weitere Features, aber bekanntlich ist das Gras auf der anderen Seite des Zaunes ja sowieso immer grüner… 😉

Der Große kostet etwa das Zweieinhalbfache des Kleinen, er bietet allerdings weit mehr als einfach nur zweieinhalbmal so viele Features und ist daher meiner Meinung nach mit seinen 250,- Euro recht preisgünstig, auch wenn die Hemmschwelle zu einem Spontankauf bei einem solchen Betrag etwas höher sein dürfte, als bei den 99 Kamfpreis-Euronen des BeatStep. Aber Weihnachten naht ja auch schon wieder, wenn man den schon seit einigen Wochen aufgebauten Lebkuchenständen beim Discounter seiner Wahl glauben darf… 😉

Aber ARTURIA hat die Nummer schon einigermaßen geschickt eingefädelt, das muss man ihnen einfach lassen! Zuerst wird die Kundschaft mit dem BeatStep als Einstiegsdroge angefixt, anschließend verpasst man den Junkies dann die volle Dröhnung mit dem BeatStep PRO. Das wird sicher noch ein schlimmes Ende nehmen! Ich sehe schon bislang harmonische Ehen zerbrechen, weil einer der Partner nur noch über dem Step-Sequencer hängt, neue Selbsthilfegruppen (“Arturians Anonymous”) und Therapiezentren aus dem Boden sprießen, und nichts wird mehr so sein, wie es einmal war… Arrgh, jetzt habe ich doch diesen unsäglich stereotypen Katastrophenreporterspruch, der beliebig austauschbar nach jedem Erdbeben, nach jeder Überschwemmung und nach jeder Primark-Eröffnung abgesondert wird, egal auch, welchen Sender man gerade eingeschaltet hat, tatsächlich selbst verwendet! Ich schäme mich ja auch schon…
Lange Rede, kurzer Sinn: Eine gute und preiswürdige Spaßmaschine mit hohem Funktionswert!

Positives:

+ einfache und schnelle Bedienung
+ macht Spaß!
+ 3 unabhängige Sequencer
+ Drum-Modus
+ Velocity und Gate als schrittbezogene Parameter verfügbar
+ TIE- und SLIDE-Funktionen
+ viele CV/GATE-Ausgänge
+ Synchronisations-Möglichkeiten
+ MIDI-Eingang (somit ohne Computer nutzbar)
+ MCU/HUI-Modus zu DAW-Steuerung

Negatives:

gewisse Inkonsistenzen im MCU/HUI-Modus
keine automatische Sequenz-Verkettung
verschickt keine Faxe… 😉

Produktwebseite:

http://www.arturia.com/beatstep-pro/overview

Promotion-Video mit diversen Künstlern:

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