Antares AutoTune EFX+ – Testbericht

Testbericht vom 30.06.2019 von Andreas

Man nehme einen weltberühmten und gerne verwendeten Gesangseffekt und mische diesen mit einer ordentlichen Prise an Effekten, so ungefähr wird wohl die Idee für AutoTune EFX+ entstanden sein, vermute ich zumindest.

Über AutoTune von Antares muss ich wohl nicht mehr viel sagen, die einen lieben es, die anderen sehen den Einsatz der „Stay in Tune“ Zaubersoftware eher kritisch. Einige Künstler können gar nicht ohne und die meisten wollen wohl auch gar nicht mehr ohne AutoTune auskommen.

Richtig eingesetzt ist von dem Einsatz von AutoTune so gut wie gar nichts zu bemerken, nur in Extremeinstellungen oder bedingt durch falsch voreingestellte Skalen oder Notenwerte kommt der AutoTune Effekt zutage.

Nun dieser „Cher- oder T-Pain-Effekt“ erfreut sich aber schon seit sehr langer Zeit wachsender Beliebtheit und daher ist AutoTune aus der Musikproduktion kaum noch wegzudenken.

Ein gewaltiger Vorteil von AutoTune ist die quasi latenzfreie Audiobearbeitung, nicht nur die Tonhöhen Korrektur geschieht bei der neuen AutoTune EFX+ Version in Echtzeit, sondern auch die Effekte sind so programmiert, dass sie auch live eingesetzt werden können, ohne dass (bei einem zeitgemäßen Computer) Latenzeffekte auftreten.

Yesterday…..

Antares AutoTune EVO

Was Ihr da oben seht ist nicht die aktuelle neue Version AutoTune EFX+, sondern eine schon in die Jahre gekommene Version namens AutoTune EVO, welche ich noch immer im Gebrauch habe und auch weiterhin nutzen werde, warum? Nun, dazu erfahrt im Kapitel „Auto Motion“ weiter unten mehr.

Die AutoTune EVO Version, die ich nutze, ist allerdings nur in 32 bit verfügbar, die neue Version AutoTune EFX+ gibt es auch in 64 bit und als VST3. (für MAC und WINDOWS)

Nur kurz am Rande erwähnt, viele BuenasIdeas Leser wissen sicherlich, dass ich als Zweit DAW, (HauptDAW ist seit einiger Zeit Studio One Pro 3.5 von Presonus), Mixcraft 8 pro Studio von Acustica nutze, und einer der genialsten Vorteile von Mixcraft 8 Pro Studio ist, dass 32 bit und 64 bit Plugins hier gemeinsam genutzt werden können, ohne das dafür irgendetwas eingestellt werden müsste.

Jetzt aber …. Der Überblick AutoTune efx+

Antares AutoTune EFX+

Jepp, das ist die neue Version, es sieht alles etwas übersichtlicher und schicker aus, die Bedienung ist weitestgehend selbsterklärend, wer Autotune schon in einer früheren Version genutzt hat, der wird sich hier schnell zurechtfinden.

AutoTune Novizen sollten vielleicht doch einen Blick in das sehr informative Handbuch werfen, die könnte unter Umständen lohnenswert sein 😉

Ganz oben finden wir eine Auswahl des zu bearbeitenden Eingangssignals, dazu ist zu bemerken das AutoTune nur monophone Audiosignale bearbeiten kann, also kein Duett, Trio oder gar einen ganzen Chor, nur eine Stimme, sonst kommt es zu Fehlern in der Bearbeitung der Tonhöhenkorrektur.

Es muss dabei nicht unbedingt Gesang sein, der durch AutoTune geschickt wird auch andere monofone Audiosignale wie zum Beispiel ein Gitarrensolo können mit AutoTune bearbeitet werden.

Zurück zur Auswahl welche als „Input Type“ gekennzeichnet ist, angefangen von Soprano über Alto/Tenor bis zu Low male und Instrument kann hier eingestellt werden, wie AutoTune das Eingangssignal bearbeitet.

Daneben finden wir die Tonart („Key“) und die Skala (Scale) also D Minor oder C Major (Minor ist Moll und Major ist Dur, aber das muss ich hier ja niemanden erzählen).

Rechts neben dem sich in der Mitte befindlichen AutoTune-Logo können wir die Formanten-Korrektur und die AutoTune-Hauptfunktion ein- und ausschalten, daneben finden wir noch einen Mix-Regler, der zwischen dem bearbeiteten Signal und dem unbearbeitetem Signal stufenlos wählen lässt. Weiter geht es mit den „Preferences“, also den Programmoptionen und dem Aufruf der Hilfedatei.

Deutlich mehr Platz beanspruchen die beiden Regler „Retune“ und „Humanize“, der Retune-Regler stellt die Stärke der AutoTune Bearbeitung ein, der Humanize-Regler verhindert ein allzu maschinenhaftes Ergebnis der Pitch-Correction (Tonhöhenkorrektur). In der Mitte dieser beiden Regler ist eine Anzeige beheimatet, welche uns die aktuelle AutoTune-Bearbeitung mittels Tonhöhenwerten anzeigt, ein kleiner Taster namens „Hold“ friert die Tonhöhenbearbeitung auf den aktuellen Wert ein.

Klangbeispiel AutoTune Funktion

Antares-Autotune-EFX-+-AutoTune-RetuneSpeed + Humanize
Antares-Autotune-EFX-+-AutoTune-RetuneSpeed-Humanize

Der hier eingesetzte Vocal Loop stammt von freevocals.com, hier werden für nicht kommerzielle Produktionen Gesangsparts zur Verfügung gestellt, die eine sehr gute Qualität bieten.

Ihr hört erst den Original-Gesang, dann habe ich den Retune und Humanize- Regler jeweils auf 50% gestellt um dann den Retune Regler volle Pulle (100%) aufzuziehen und den Humanize- Regler wieder auf Linksanschlag zu drehen. Der typisch Cher-Effekt stellt sich somit zum Ende des Antares Autotune EFX+ Klangbeispiels ein.

Das gewisse ETWAS an AutoTune EFX+

EFX+ steht ja für eine bestimmte Funktion in dieser Autotune Version, gemeint sind hier die integrierten Effekte, die den monophonen Vocal- oder Instrumenten Part die gewisse Würze verleihen können.

Die Effekte basieren bei AutoTune EFX+ auf Presets, hier Patches genannt. Es werden zahlreiche Patches mitgeliefert, neben den von Antares selbst erstellten Patches sind auch Patches von Jeff Rona, Mike Dean und Richard Devine enthalten. Alle Patches können über den „Patches“ Browser nach Ersteller und Kategorien sortiert ausgewählt werden.

Folgende Effekte sind in AutoTune EFX+ enthalten:

  • Pitch und Throat, Echtzeit-Tonhöhen- und Formant-Bearbeitung 
  • Duet, realistisches Doppeln des Eingangssignals, inkl. einstellbaren Tonhöhen- und Timing-Variationen
  • Vocode, Vintage Analog Vocoder-Nachbildungen
  • Tube Amp, analoge Röhrenamp-Emulationen 
  • Mutate, Ring-Modulation – Audio-Mutation 
  • Filter, High Pass-Filter für EQ und Spezial-Effekte 

Insgesamt können jeweils vier dieser Effekte in einem Patch vertreten sein, jeder dieser Effekte ist über ein X/Y Pad steuerbar, dies funktioniert sehr gut und hilft Änderungen sehr schnell durchzuführen. Jeder der vier Effekte ist zudem ein- und ausschaltbar.

Der Effektanteil an dem von AutoTune bearbeiteten Audiosignal lässt sich stufenlos mittels des EFX-GAIN Reglers einstellen. Die gesamte Effekt-Kette eines Patches kann über den Schalter EFX auch abgeschaltet werden. Auch die AutoTune-Funktionen Retune und Humanize sind von den jeweiligen Patches abhängig, wer nicht möchte, das einmal eingestellte AutoTune-Parameter durch einen Wechsel des Patches verändert werden, der kann dies in den Preference über „Patches configure Effects only“ festlegen.

Einige Klangbeispiele:

Hier sind einige Klangbeispiele, so könnt Ihr Euch selbst einen Eindruck verschaffen.

Zuerst der Classic Vocoder der sich aus den Effekten Tube Amp, HP-Filter und Vocode zusammensetzt. Ich habe die Standard-Einstellung dieses Patches des EFX Gain von -2 db belassen. Der Mix steht auf 100% Effekt, hier könnte weniger auch mehr sein… ich dachte mir, dass Ihr Euch für das 100 prozentige Effektsignal interessieren könntet.

Antares AutoTune EFX+ Classic Vocoder
Antares AutoTune EFX+ Classic Vocoder

Der Duet-Effekt macht aus einer einstimmigen Aufnahme eine zweistimmige, dazu sind die Parameter „Pitch Variation“ also Tonhöhen-Variation und „Time Variation“, übersetzt Zeit-Variation, im X/Y Bedienfeld einstellbar. Auch hier ist wieder der Einsatz des MIX-Reglers und des EFX Gain-Reglers sinnvoll.

Antares-Autotune-EFX-+-Duet-LooseDouble

Der Extreme Welten Jäger (siehe Preset Bezeichnung), naja, das hört sich schon sehr nach „Ich bin dein Vater“ also Darth Vader an 🙂 Eingesetzt wurden hier im Verbund der Tube Amp + Vocoder und der High Pass-Filter.

Für den Einsatz in Intros für EDM oder in Hörspielen oder Game-Vertonung bestens geeignet, für Schmuse-Songs wohl eher nicht, obwohl, wenn die Angebetete ein Gothic Girl ist, könnte das funken….

Antares-Autotune-EFX-+-ExtremeFX-WorldSlayer

Es ist mit dem Einsatz der Effekte also so einiges machbar in AutoTune EFX+, wobei ich hier nur am Rande der Möglichkeiten gekratzt habe.

Ich bin mir fast sicher, dass hier bewusst eine einfache Bedienbarkeit (X/Y Pad zum Einstellen der einzelnen Effekte) gewählt wurde, was allerdings den Zugang zu vielleicht interessanten Parametern versperrt, da diese eben einfach nicht sichtbar sind.

Zudem ist mir aufgefallen, dass es wohl nicht vorgesehen ist, Patches selbst zu erstellen oder bereits bearbeitete Patches abzuspeichern.

Die einzige Möglichkeit ist aktuell das gesamte DAW-Projekt abzuspeichern, so bleiben die getätigten Einstellungen in AutoTune EFX+ erhalten. Ich hoffe, dass Antares die Möglichkeit, Patches zu speichern, in einem kommenden Update noch einbringen wird.

Auto Motion

Mit AutoTune EVO konnte ich noch die AutoTune-Funktion via Midi-Tastatur beeinflussen, soll heißen, dass ich direkten Zugang auf die Tonhöhenanpassung hatte.

Ein Beispiel (das seinerzeit sehr oft genutzt wurde): ein Nachrichtensprecher, der eher monoton und gefühlsneutral seinen Text abliest, kann so auf einmal eine Melodie singen, eben einfach, wenn ich auf dem Keyboard die Noten meiner Wahl spiele, welche AutoTune dann auf die Aufnahme des Nachrichtensprechers einsetzt.

Dies geht leider mit AutoTune EFX+ nicht. Ich gehe davon aus, dass die Midibearbeitung mit AutoTune Pro funktionieren wird. Wir dürfen hier aber A) den Preis von AutoTune EFX+ nicht vergessen und B) die Auto Motion-Funktion, zu der wir nun kommen.

Mittels Auto Motion ist es möglich, dem Audiosignal eine feste Tonhöhen-Sequenz aufzudrücken, soll heißen, dass wir hier vorgefertigte Pattern nutzen können um tonale Bewegung in die Gesangs- oder Instrumentenspur zu bringen. Das hört sich dann so an:

Antares-Autotune-EFX-+-Throat-Duet-Tube-Vocoder-Play-Pattern
Antares-Autotune-EFX-+-Throat-Duet-Tube-Vocoder-Play-Pattern
Antares-Autotune-EFX-+-Jeff-Rona-Box-Lead-Play-Pattern-Arpeggio-Up
Antares- Autotune-EFX-+-Jeff-Rona-Box-Lead-Play-Pattern-Arpeggio-Up

Im Gegensatz zu den Patches in der Effekt Sektion (EFX) haben wir es in der Auto Motion Sektion mit Pattern zu tun, zur Auswahl dient auch hier wieder ein kleines als Browser bezeichnetes Fenster.

Der Pattern Browser beinhaltet eine recht großen Auswahl an Pattern (ich habe über 60 gezählt), zudem zeigt der Browser auch an, was einen melodisch ungefähr erwartet, zumindest dann, wenn man den Step-Edit-Modus in seiner DAW kennt 🙂

Um eines der Pattern auszuwählen, kann zum einen die Drop down Menü-Funktion genutzt werden, zum anderen genügt auch das Betätigen der beiden Pfeiltasten, welche sich rechts und links vom Pattern Browser befinden.

Um das Pattern dann auch abzuspielen, ist die Betätigung des Play Pattern Buttons notwendig, allerdings ist hierzu auch ein Blick auf die Trigger Mode Einstellung erforderlich, denn hier wird festgelegt, wie und wann das Abspielen des Patterns stattfindet.

Im Momentary-Modus fungiert die Play-Pattern-Taste als momentaner Trigger.

Das melodische Pattern wird hier bei jedem Tastendruck neu erzeugt, sofern Audio mit einer klaren Tonhöhe erkannt wird.

Im Latch-Modus arbeitet die Play Pattern-Taste als Ein-/Aus-Schalter. Im „Ein-Modus“ wird ein neues Muster gestartet, sobald ein gestimmter Ton erkannt wird.

Dieses Muster wird dann kontinuierlich wiederholt, bis die Taste wieder gelöst wird, obwohl sie nur dann hörbar ist, wenn Audio vorhanden ist. Somit ist es möglich, dass der Start des Pattern in der Mitte beginnt, anstatt immer am Anfang.

Im Auto-Modus ist die Play-Pattern-Schaltfläche automatisch aktiviert und muss daher nicht manuell aktiviert werden, um die Pattern-Wiedergabe auszulösen.

Die Pattern werden ausgelöst, sobald eine Tonhöhe erkannt wird. Im Gegensatz zu den anderen Trigger-Modi wird hier, insofern eine Lücke in der Audio-Spur erkannt wird, das Pattern zurückgesetzt und neu gestartet, sobald wieder ein Audiosignal erkannt wird.

Dies garantiert, dass das Pattern immer mit der ersten Note beginnt, wenn es ein neues Audiosegment erkennt.

Mittels des Pattern-Style-Reglers wird die Geschwindigkeit der Tonhöhenänderung während der Übergänge zwischen einzelnen Noten in der Melodie geregelt.

In der Einstellung Hard EFX wechselt die Tonhöhe von einer Note zur nächsten augenblicklich. Dies erzeugt den bekannten ausgeprägten Auto-Tune-Effekt.

Wird die Einstellung Soft EFX gewählt, kommt es etwas häufiger zu langsamen Tonhöhenverschiebungen zwischen den Noten im Pattern, wodurch ein etwas weicherer Stil für den Notenübergang entsteht.

Die Legato-Einstellung verlangsamt die Übergangsgeschwindigkeit um noch einiges mehr und sorgt für eine noch gleichmäßigere Wiedergabe.

Der Regler für das Pattern-Tempo stellt, wie erwartet, die Abspielgeschwindigkeit des Patterns ein. Hier kann auch eine Synchronisation mit der Geschwindigkeit hergestellt werden, die in der DAW (Digital Audio Workstation, also eurer Audio/MIDI-Sequenzer-Software) eingestellt ist, mittels der Funktion „Host Sync“.

Hier noch ein Video von Antares

FAZIT

AutoTune EFX+ ist ein sehr interessantes und nützliches Plugin, sowohl für den Einsatz im Studio, wie auch live auf der Bühne, die Bedienung gestaltet sich sehr übersichtlich und einfach, was natürlich dafür sorgt, dass schnell ansprechende Ergebnisse gefunden werden.

Dass weder die Effekte noch die Pattern selbst erstellbar bzw. im Falle der Pattern editierbar sind, muss nicht unbedingt ein Nachteil sein, denn so konzentriert man sich doch eher auf das musikalische Geschehen, als sich in endlosen Parametern zu verlieren.

Die Effektauswahl ist reichhaltig und gut zusammengestellt, als Manko sehe ich das Fehlen der Möglichkeit des Abspeicherns von selbst editierten Effekten an.

Ich schätze jedoch, dass Antares diese Funktion in einem kommenden AutoTune EFX+ Update noch nachpflegen wird.

AutoTune EFX+ ist kompatibel zu Auto-Key, einer weiteren nützlichen Software von Antares, welche automatisch den passenden Grundton und die darauf basierende Skala ermittelt, um diese dann an AutoTune weiterzuleiten.

AutoTune EFX+ ist nicht nur für Gesang und Solo Instrumente nutzbar, sondern macht auch bei der Produktion von Hörspielen, Game-Vertonung oder der Filmnachvertonung eine sehr gute Figur.

Ein iLok ist für AutoTune EFX+ nicht mehr notwendig, Antares setzt bei dieser Software auf eine softwarebasierte Kopierschutzlösung.

Preis und Verfügbarkeit

AutoTune EFX+ kostet aktuell 199,- US-Dollar, hierzulande dürfte sich der Preis zwischen 190,- Euro und 199,- Euro einpendeln. Verfügbar ist AutoTune EFX+ im Musik-Fachhandel und bei Antares: https://www.antarestech.com/product/auto-tune-efx-plus/