Testbericht: BLUE CAT AUDIO AXIOM

Late Replies

Eine besondere Zugabe zu Axiom ist eine interne Version von Late Replies, das man wie die anderen internen Effekte von Axiom pre oder post einbinden kann. Ein mächtiges Delay wie Late Replies ist im Zusammenhang mit einer Gitarre immer eines der kreativsten Werkzeuge und dieses Delay hat einige in meinen Augen revolutionäre Besonderheiten zu bieten.
Man kann auch Late Replies in einen Slot von Axiom laden und alles andere, den Verstärker und die Post- Effekte (oder die Pre-Effekte, wenn es in einen Post-Slot geladen ist) aus schalten und hat dann nur Late Replies allein. Ob Axiom als Host für den Effekt wahrnehmbar Prozessorlast dazu addiert kann ich nicht genau sagen. Aber da Axiom mit aktivem Late Replies mit einem einfachen Preset, mit nur einem kleinen internen Effekt nur zwei Prozent Prozessorlast mehr aus machte, kann das nicht viel sein.

Late Replies wiederholt den generellen Aufbau von Destructor und Axiom mit einem Input mit Effekt-Slots und einem entsprechenden Mastering-Output. Dazwischen sind ein Pattern-Teil mit einem Multi-Tap Delay und nachfolgend einem Doppel aus zwei Feedback-Schleifen, die es in sich haben.

Es können bis zu acht Taps erzeugt werden, die man in einem Raster oder auch frei auf der Zeitleiste platzieren kann. Jeder Tap hat einen eigenen Mixer, in den man neben dem Level- und Pan Regler für diesen Reply bis zu vier Effekt-Slots zur Verfügung hat, man kann also auf jedes Echo einen eigenen Effekt bzw. Effekt-Kette legen…

Deutlichere Auswirkungen haben aber die Effekte in den Feedback Loops, hier ebenfalls vier Effekt-Slots pro Loop. Die Feedback Loops sind deutlich komplexer, als normale mit Feedback- und Mix-Regler ausgestattete Delays. Hier gibt es mit der Crossfeed-Sektion zwei Regler pro Loop, die das Übersprechen zwischen den Loops bestimmen, ein Teil des Loops wird im anderen wiederholt. Das verändert auch das Verhalten der im Feedback wiederholten Echos im Stereobild, wie weit sie nach den Seiten wandern und ob sie untereinander in Phase sind oder sich eventuell abschwächen. Wobei es hier kompliziert wird, denn das Panning der Taps oben im Pattern-Mixer hat auch seine Auswirkungen.

Das Output Display zeigt die Abfolge, das Panning und die Phase der einzelnen Echos und ist eine wertvolle Unterstützung bei der Beurteilung, was eine Reglerbewegung oder das Verschieben der Loops auf der Timeline (auch das geht) bringt.

Beispielhaft eine simple Harfe, die zu einer exotisch klingenden Elektroharfe mutiert:

Man fragt sich, warum sonst noch niemand auf die Idee kam so konsequent Effekte in den Feedback-Weg und auf Taps zu legen, im Nachhinein erscheint es so naheliegend. Jedoch war für Blue Cat Audio wohl ein Ausschlaggebender Auslöser für diese Entwicklung, dass sie mit Patchwork schon einen eigenständigen Plugin-Chainer als Plugin entwarfen.

Nach der Output-Sektion liegt noch ein Ducker im Signalweg, der durch das Input-Signal selbst oder ein externes Sidechain-Signal getriggert wird. Es unterdrückt bei Bedarf allzu ausufernde sich aufbauende Echokaskaden. Das ist auch bei den eingebauten Zufallsfunktionen für die Parameter öfters das Problem, denn ein überschießendes Feedback kann dann dazu führen, dass überhaupt kein Laut mehr zu hören ist und gar nichts mehr geht.

Insgesamt erstaunten mich die Presets von Late Replies des öfteren, denn hier wird so ziemlich alles zwischen klassischen Spielarten von Brot- und Butter- Delays, abgefahrenen, verwaschenen Echokammern, schimmernden Pitcheffekten bis hin zu sanften Reverbs geboten. Kaum zu glauben, was mit einem Delay so alles geht. Gerade die Kombination einer sehr weit anpassbaren und vielfältigen Ampsimulation mit einem ebenso flexiblen Delay bringt ungewöhnliche und sehr interessant klingende Effekte hervor, da gelingen Sounds, an die man noch nicht gedacht hat.

Fazit:

Und natürlich Gitarren… Ein E-Gitarrist kann sich hier vollkommen verlieren, da gibt es kaum Grenzen den Klang noch etwas mehr zu optimieren oder noch etwas anderes auszuprobieren. Jedoch auch die ganz normalen Verstärker-Jobs klingen zuverlässig authentisch und hochwertig, die internen Effekpedale erfüllen ihren Zweck so gut, dass man kaum einen Grund hat, auf die Plugins von Drittherstellern auszuweichen. Aber das Gute ist: wenn man es will, kann man es tun und seinen Lieblingseffekt dem Preset hinzufügen oder das allerneueste exotische Hastdunichtgesehen-Teil vor oder nach dem Verstärker einklinken und hören, was es in der Verbindung bewirkt.

Ich bin mir sicher, dass es für Axiom eine unfassbar große Anzahl an Anwendungsszenarien gibt, die zukünftigen Nutzer dieses Programms können hier Tiefen ausloten, die bisher mit ähnlichen Programmen kaum möglich sind.
Axiom hat den BuenasIdeas Tipp wohlverdient!

Axiom in der Praxis (Andreas)

Ich möchte hier gerne auch noch meinen Senf dazugeben, dazu bemühte ich meine E-Gitarre und habe Axiom mit GTR3 von Waves und diversen anderen virtuellen Gitarren Amp Plugins verglichen. Alle virtuellen Gitarren Amps haben ihre Stärken, manche wie zum Beispiel die BIAS Amps von Positive Grid oder der Vandall von MAGIX packen richtig böse zu, andere wie eben der GTR 3 von Waves bieten ein großes Spektrum an amtlichen Sounds. Allerdings habe ich bisher noch nie dieses Gänsehautgefühl gehabt wie es eben beim Spielen mit AXIOM auftritt, allerfeinste Sahneweiche Sounds oder auch Brettharte Metallic Riffs, es ist fast unglaublich was hier mit Waveshaping machbar ist.

Als alter Path Metheny Group Liebhaber warte ich eigentlich nur darauf das Blue Cat die Waveshaping Möglichkeiten soweit ausbaut das auch Gitarrensynthesizer Sounds möglich werden.

Nebenbei kann ich auch auf das geniale Late Replies Delay Plugin zurückgreifen und externe Effekte einbinden, für mich ist Axiom ab sofort meine Amp Referenz.

Auch mir ist der virtuelle Superamp Axiom von Blue Cat Audio unbedingt einen buenasideas.de Tipp wert!

Produkt-Seite von Axiom: https://www.bluecataudio.com/Products/Product_Axiom/