Testbericht zum G-Sonique „Mid-Side: Creative Stereo-Phase filter+ (Mid-SideCSF+)“

G-Sonique zählt wohl mit zu denjenigen Dingen, die mir so ziemlich als Erstes zum kleinen EU-Staat Slowakei einfallen, denn genau dort residiert das kleine Entwicklerteam, das sich hinter diesem Firmennamen verbirgt. G-Sonique ging 2007 an den Start und hat uns seitdem mit einigen teils sehr interessanten Synthesizer- und Effekt-Plugins, aber auch mit selbst produziertem Sample-Content versorgt.

Der Schwerpunkt G-Soniques lag dabei in der Vergangenheit hauptsächlich in der Nachbildung analoger Regelverhalten und daraus resultierender gewünschter Artefakte, womit sich die (Effekt-)Plugins dieses Herstellers vor allem zur Klangfärbung „in Richtung analog“ und zur Belebung von zu steril klingenden Spuren empfehlen.

Heute stellen wir das neueste Erzeugnis aus der aktuellen „G-Mix series+“ G-Soniques vor, das auf den etwas umständlichen Namen “Mid-Side: Creative Stereo-Phase filter+“ hört. Wir wollen es dem Hersteller gleich tun und kürzen es daher im folgenden Testbericht ebenfalls mit „Mid-SideCSF+“ ab… 😉

Das Mid-SideCSF+ stellt im Prinzip einen kombinierten Filter-, Phaser- und Delay-Effekt dar, der allerdings nur auf den Seiten-Anteil (Side) eines Stereosignals wirkt, nicht jedoch auf den Mono-Anteil in der Stereomitte (Mid), welcher unangetastet bleibt. Somit ist dieses Plugin wohl am ehesten in die Kategorie der sogenannten Spatial-Effekte einzuordnen.

G-Sonique weist demzufolge auch ausdrücklich darauf hin, dass Mid-SideCSF+ nur für „echte“ Stereosignale geeignet ist, bei denen auch entsprechende Laufzeitunterschiede zwischen dem linken und dem rechten Kanal vorhanden sind. Mono-Signale sind somit ebenso wenig für Mid-SideCSF+ tauglich, wie Pseudo-Stereo-Spuren, die einfach nur aus einem verdoppelten, aber identischem Mono-Signal bestehen, es sei denn, man pimpt diese Signale jeweils erst noch mit einem adäquaten Effekt auf Stereo, wie beispielsweise einem Reverb oder einem Ping-Pong-Echo, bevor man sie zum Mid-SideCSF+ routet.

MID-SIDE-CSF+-1

Allgemeines (Installation, Optik, Bedienung etc.)

Mid-SideCSF+ ist nur für Windows (2000, XP, Vista und 7) erhältlich, womit die unverbesserlichen Apfelesser unter Euch hier also wieder einmal draußen angeleint bleiben müssen… 😉 Dies dürfte der verwendeten Entwicklungsplattform SynthMaker geschuldet sein, die bisher nur Windows-kompatible Plugins erzeugen kann, auch wenn der eigentliche Software-Code G-Soniques, der unter der Haube werkelt, ansonsten vielleicht auch auf einen Mac portierbar wäre.

Ansonsten möchte ich kein weiteres Benzin in die leidige (und recht langweilige) Pro- und Kontra-Diskussion um SynthMaker / SynthEdit-Plugins gießen, denn neben der zugegebenermaßen inflationären Anzahl an schlechten bis mittelmäßigen Plugins, die damit von irgendwelchen Laien zusammen geklickt worden sind, gibt es auch einige hervorragende Synthies und Effekte, die ich nicht missen möchte, zum Beispiel von Variety of Sound aka Bootsie, von TAL und eben auch von G-Sonique, um nur ein paar Entwickler zu nennen. Der Test fand übrigens unter Windows XP Professional x32 mit SP3 auf einem Athlon X2 4200+ mit etwas über 2 Gigabyte RAM statt. Als DAW habe ich wieder mal EnergyXT 2.6 verwendet.

Die Installation mittels einer Setup-Datei platziert das Plugin in einen beliebigen Ordner auf der Festplatte, logischerweise sollte dies der eigene Plugin-Ordner sein. Bei der mir zum Test vorliegenden Kopie war keine weitere Aktivierung notwendig, ich vermute jedoch, dass die käufliche Version eine Seriennummer beinhaltet (so wie die letztens erschienenen Plugins G-Soniques dies ebenfalls tun), die man dann beim ersten Start des Plugins eingibt.

Die Bedienoberfläche des Mid-SideCSF+ hat eine vernünftige Größe und mir persönlich gefällt auch die augenfreundlichere und kotrastreichere Farbgestaltung in Aluminium viel besser, als die komplett schwarze GUIs, welche die beiden letzten Plugins G-Soniques mitbrachten.

Die einzelnen Sektionen des Mid-SideCSF+ sind optisch gut voneinander abgesetzt, und auch die Parameterbeschriftungen geben keine Rätsel auf. Man kann im Prinzip sofort loslegen. Ich hätte mir allerdings zur besser reproduzierbaren Einstellung von Parametern noch zusätzlich Skalen um alle Drehregler gewünscht, gerne auch eine kleine Anzeige oder gar eine Eingabemöglichkeit für numerische Werte. So bleibt einem nichts übrig, als sich auf sein Gehör zu verlassen, was ja prinzipiell auch empfehlenswert ist, dennoch isst das Auge bekanntlich mit… 😉

Und wieder einmal muss ich auch über die fehlende Reaktion der virtuellen Regler auf Mausrad-Bewegungen meckern, so bleibt mein Griffin PowerMate hier leider ebenfalls arbeitslos (Auf diesem Thema reite ich aber mittlerweile auch ganz schön drauf rum, was…?!). @ G-Sonique: Könntet Ihr dies nicht auch mal endlich in Eure Plugins einbauen, bzw. Eure alten Produkte damit updaten?

Dafür gibt es aber einen globalen Bypass-Schalter für schnelle A/B-Vergleiche, was ich wiederum sehr schätze, da er unnötige Mauszeigerwege innerhalb der DAW erspart.

G-Sonique hat das Mid-SideCSF+ mit bereits einem ordentlichen Satz an Presets (über 60 an der Zahl sollen es laut G-Sonique sein, gezählt habe ich sie aber jetzt nicht…) ausgestattet, dennoch sollte man sich nicht auf diese verlassen, denn ohne adäquate Feineinstellungen an das eigene Soundmaterial wird man mit diesem Plugin vermutlich weitaus weniger Freude haben, auch wenn die Presets durchaus als gute Ausgangsbasis dienen können.

Die Systemanforderungen und der CPU-Hunger von Mid-SideCSF+ waren während meines Tests erfreulich gering und gaben daher keinen Anlass zur Sorge. Auch von Abstürzen und sonstigen Ungereimtheiten blieb ich verschont. Sehr löblich.

Die einzelnen Sektionen des Mid-SideCSF+ Plug-Ins sind eigentlich schnell erklärt: Auf der linken Seite finden wir zunächst die beiden Pegel-Regler für den Mid- und für den Side-Anteil, wobei sich Letztgenannter sogar auf den fünffachen Pegel anheben lässt. In der nachfolgenden Sektion finden wir die einzelnen Effekte, die auf eben diesen Side-Anteil einwirken, und auch nur auf diesen.

Da wäre erst einmal der Filter, der neben Reglern für Cutoff-Frequenz und Resonanz-Pegel auch über ein Pulldown-Menü verfügt, aus welchem sich aus insgesamt neun Filtertypen der jeweils Passende auswählen lässt. Mit einem zehnten Eintrag, „None“ genannt, kann man den Filter bei Bedarf auch komplett deaktivieren. Ein Schalter wie beim Phaser wäre hier vielleicht praktischer gewesen. G-Sonique gibt zu den Filtertypen an, dass sie anhand von Hardware-Vorbildern modelliert seien.

Der Filter wird noch durch einen freilaufenden LFO mit 4 Wellenformen und einstellbarer Geschwindigkeit sowie Modulationstiefe ergänzt, mit welchem sich die bekannten Filter-Sweeps erzeugen lassen, die dann nur im Side-Anteil hörbar werden. Ich hätte mir hier allerdings noch einen zusätzlichen Schalter für eine Synchronisation zum Host-Tempo gewünscht.

Der Phaser (eigentlich ja „Phase-Shifter“, denn einen „Phaser“ findet man doch wohl eher auf der Enterprise…) verfügt neben den üblichen Einstellmöglichkeiten für Frequenz, Geschwindigkeit, Feedback, Modulationstiefe und Mischungsverhältnis auch noch über einen Schalter zur Invertierung des Effektsignals, also zur Phasenverschiebung um 180°. Zudem gibt es noch einen separaten Bypass-Schalter nur für den Phaser. Gut so.

In der Delay-Abteilung finden wir lediglich drei Regler. Mit dem Ersten davon lässt sich das SIDE-Signal zum MID-Signal verzögern, während sich mit dem Dritten das vorab durch den Filter geschickte Signal zum SIDE-Signal verzögern lässt. Der Regler in der Mitte schließlich ist für eine (laut G-Sonique) „schwebende“ Modulation des verzögerten SIDE-Signals durch einen LFO zuständig.

Letztendlich finden wir noch einen Regler, der das Mischungsverhältnis des bearbeiteten und des trockenen SIDE-Signals bestimmt, sowie einen virtuellen Fader für den Ausgangs-Pegel. Diesen musste ich übrigens während des Tests dann auch häufiger nach unten ziehen, um Übersteuerungen zu vermeiden.

Der Klang ist nun sicherlich mit das wichtigste Kriterium bei solch einem Effekt-Plugin, gleichwohl er sich leider nur unzureichend in Worte kleiden lässt. Subjektiv hatte ich an der Klangqualität des Mid-SideCSF+ nichts auszusetzen, so wie ich es auch von den meisten anderen Plugins G-Soniques gewohnt bin. Filter, Phaser und Delay klingen grundsätzlich gut, und auch die Regelmöglichkeiten sind weitreichend genug, um auf Wunsch von subtil über „spacig“ bis hin zu psychedelisch anmutende Sounds aus dem Ausgangssignal zu erzeugen.

Natürlich kann man es mit dem Mid-SideCSF+ auch übertreiben und den Sound damit total versauen, aber dazu bedarf es dann auch schon extremer Einstellungen.

Nicht aus den Augen lassen sollte man bei solchen Spatial -Effekten aber auf jeden Fall die Mono-Kompatibilität. Ich habe während des Tests ein Analyzer-Plugin mit eingebautem Korrelationsgrad-Meter direkt hinter dem Mid-SideCSF+ geladen. Sehr häufig wanderte dabei der Korrelationsgrad nach der Behandlung mit dem Mid-SideCSF+ in den negativen Bereich, das Signal wurde somit also zunehmend mono-inkompatibel. Meine kleine Monitormatrix, die zwischen Soundkartenausgang und Abhöre hängt, besitzt einen Knopf, mit dem man das anliegende Audiosignal zur Kontrolle auf mono schalten kann. Wenn ich diesen Knopf drückte, brach der Effekt des Mid-SideCSF+ völlig in sich zusammen.

Da ihr Euren Ohren mehr trauen solltet, als meinen geschriebenen Worten, habe ich für Euch einige Klangbeispiele mit dem Mid-SideCSF+ erstellt.

Eine höchst subtile Einstellung habe ich bei dem ersten Beispiel angewandt. Ihr hört einen Stereo-Loop mit übereinander geschichteten Synthesizer-Sounds, zunächst vier Takte lang ohne und anschließend vier Takte mit eingeschaltetem Mid-SideCSF+. Hier ist der Effekt wirklich nur mit sehr viel Aufmerksamkeit herauszuhören, am ehesten noch über einen guten Kopfhörer.

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Beim zweiten Klangbeispiel habe ich ein weitaus weniger subtiles Preset ausgewählt und an den hier verwendeten Loop angepasst. Wieder ertönen zuerst vier Takte ohne und dann vier Takte mit eingeschaltetem Mid-SideCSF+. Der Effekt ist nun deutlich wahrnehmbar, auch über Lautsprecher.

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Ganz nett macht sich Mid-SideCSF+ auch auf diversen Drum-Loops. Das kann sich dann zum Beispiel so anhören (wiederum vier Takte „dry“ und vier Takte „wet“):

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Nur so zum Spaß und auch aus Neugier habe ich dann noch mal gleich einen kompletten Jingle durch den Mid-SideCSF+ gejagt. Zunächst trocken, dann mit Mid-SideCSF+ zu hören. Der trockene Mix ist übrigens weitgehend Momo-kompatibel, während er es nach der Behandlung mit dem Mid-SideCSF+ längst nicht mehr so ist…

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Fazit
Der Test des Mid-SideCSF+ hat mich zugegebenermaßen mit etwas ambivalenten Gefühlen zurückgelassen. Zwar wissen die einzelnen Effekte klangmäßig durchaus zu gefallen, und auch Optik und Bedienung gehen grundsätzlich in Ordnung, mal abgesehen von einigen G-Sonique-typischen Inkonsistenzen, jedoch ist der Einsatz prinzipbedingt nur für Musikspuren oder für Soundeffekte empfehlenswert, bei denen die Mono-Kompatibilität keine so große Rolle spielt und die man vorwiegend über Stereo-Lautsprecher oder Kopfhörer rezipiert.

G-Sonique betont zwar, dass der Einsatz Mid-SideCSF+ für alle Musikstile geeignet sei und nur von der eigenen Kreativität begrenzt werde, nennt aber selbst als Zielgruppe Produzenten von „psychedelic trance and chill out, liquid funk / drum and bass, deep house, euro/progressive trance as well as pop, funk, disco, nu-jazz“. Zumindest ein guter Teil eben dieser Musikstile wird aber für die Wiedergabe in Clubs produziert, und meine Vermutung, dass dort von den spacy und spooky Effekten des Mid-SideCSF+ nicht mehr ganz so viel übrigbleiben dürfte, ist daher wohl auch nicht unbedingt an den Haaren herbeigezogen … 😉

Ein unbedingtes „Must Have“ ist das Mid-SideCSF+ somit beileibe nicht, stellt insgesamt aber schon ein einigermaßen interessantes Nischen-Produkt dar, und – richtig verwendet – kann es auch gewinnbringend für das Klangdesign eingesetzt werden. Der versierte Klangbastler mag einwerfen, dass sich solche Spatial-Effekte auch mit Hilfe einer flexiblen DAW oder eines Plugin-Chainers aus anderen Einzel-Plugins zusammen stricken lassen (wobei dann natürlich auch noch weitgehendere Effekte möglich sind, als mit dem Mid-SideCSF+…), allerdings ist dies dann auch mit weitaus mehr Gefummel und Prozessorlast verbunden, während sich das Mid-SideCSF+ mal einfach schnell in einen Insert werfen und sofort damit arbeiten lässt.

Der Preis des Mid-SideCSF+ hingegen ( 16,90 Euro – die ersten 100 Käufer erhalten das Plugin zum Vorzugspreis von sogar nur 10,90 Euro) ist erfreulich gering und dürfte vermutlich nur bei eingefleischten Schotten Anlass zur Sorge bereiten. Andererseits, wenn das Mid-SideCSF+ hinterher dann bloß untätig im eigenen Plugin-Ordner herumhocken und dort vergammeln sollte, dann wäre das Geld eventuell wohl doch sinnvoller in eine Bestellung beim Pizzataxi investiert gewesen… 😉 daher also: Demoversion herunter laden und selbst testen! Ich persönlich werde auf jeden Fall auch noch ein wenig weiter mit dem Mid-SideCSF+ herumexperimentieren.

Was mir besonders gut gefiel:

  • Innovatives Konzept
  • Optisches Design
  • Klangqualität der einzelnen Effekt-Sektionen
  • Der Preis

Was mir weniger gut gefiel:

  • Mono-Inkompatibilität aufgrund von Phasenauslöschungen (prinzipbedingt)
  • Teils fehlende Skalierung der Regler
  • Keine numerische Anzeige von Parametern
  • Keine Bedienung der Regler via Mausrad möglich

Mein subjektives Testurteil nach Schulnoten:

befriedigend (3)

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