ALTUS die Stimme der Renaissance – Testbericht

Eine recht spezielle Gesangsart hat sich der Sampling Spezialist Eduardo Tarilonte diesesmal vorgenommen, die vorige Library Cantus konnte sicherlich einen großen Kreis an Musikproduzenten begeistern, da die Mönchschoräle ja schon seit langem (spätestens seit dem Enigma Projekt von Michael Cretu) ein fester Bestandteil der populären Musik sind. Bei Altus dürfte der Kreis der Begeisterten aber ein wenig kleiner werden, da ein Countertenor bisher nur selten in aktuellen Musikproduktionen anzutreffen war. Wobei ich mir hier auch direkt widersprechen muss, wer kennt noch die Band Bronski Beat aus den Achtzigern? Der Sänger, der vor allem mit dem Song „It Ain’t Necessarily So“ das im Original übrigens von George Gershwin stammt, reichlich abräumte ist ein Countertenor und eben bedingt durch die nicht in jedem Song stattfindende Sangeskunst wurde Bronski Beat damals sehr erfolgreich.

Der Countertenor oder auch Altus, ist ein männlicher Sänger welcher mit einer Brustresonanz verstärkten Kopfstimme und Falsett in der Tonlage Alt bis in die Sopranlage singt. Da stellt sich die Frage wie kommt denn der so hoch? Alt und Sopran ist doch Frauensache! Der wird doch wohl nicht Schnippi Schnappi …. und das alles nur für die Karriere? Nein das geht zu weit, auch wenn das früher einmal recht beliebt war (schätzungsweise nicht bei den auserkorenen Sängern) und ein Kastrat tatsächlich eine sehr spezielle Stimmlage hat deckt sich diese aber nicht mit der Stimmlage und Technik eines Countertenors, also alles ist gut, und alles bleibt, dran, ufff.

 

Die Installation

Best Service liefert Eduardo Tarilontes Altus in einer boxed Version auf DVD oder in einer Downloadversion aus. Um Altus „singen“ zu lassen ist entweder Native Instruments KONTAKT 5 oder der kostenlose KONTAKT 5 Player notwendig, letzterer wird direkt mitgeliefert und sollte, in dem Fall das noch keine KONTAKT 5 / oder KONTAKT 5 Player Version auf dem Rechner installiert ist als Erstes installiert werden. Sobald dies abgeschlossen ist, muss der Inhalt des Ordners Altus Library auf die Festplatte kopiert werden.

Danach wird KONTAKT 5 oder die KONTAKT 5 Player Version gestartet und über „Add Library“ das Verzeichnis, in welches die Altus Library kopiert wurde, ausgewählt und die Library hinzugefügt. Leider hatte ich hierbei ein kleines Problem, KONTAKT quittierte den Versuch die Library hinzuzufügen mit einem trockenem „Library not found“, ich habe es dann auf meinem Musikrechner Nr. 2 ausprobiert und dort klappte es ohne Probleme und komischerweise klappte die Installation danach auf dem Musikrechner Nr. 1, wobei ich hergegangen bin und den Inhalt des Altus Ordners von Musikrechner 2 via Netzwerk auf Musikrechner 1 kopiert habe. Seltsame Sache vielleicht hatte mein DVD Laufwerk von Musikrechner 1 einen Lesefehler verursacht?

Im nächsten Schritt muss die Altus Library noch via NI Service Center aktiviert werden, die passende Seriennummer steht auf der DVD Hülle oder wird bei der Downloadversion elektronisch übermittelt.

Der erste Eindruck:

Altus-Pad
Altus-Pad Soundscapes

Altus bietet drei Instrumente, zum einen unter der Bezeichnung „The Voice“ das Hauptinstrument mit integriertem Wordbuilder und zum anderen 130 schon fertige gesungene Phrasen, bei denen es nicht schadet etwas Latein zu verstehen, denn nur so hat man eine ungefähre Ahnung, was denn da gerade gesungen wird. Komplettiert wird Altus dann noch wie von Eduardo Tarilonte zu erwarten mit 15 beeindruckenden Soundscapes also Klanglandschaften, die sich aus bis zu vier Layern zusammensetzen. Meine Erwartungshaltung an Eduardo wurde auch bei dem mal wieder gewaltigem Hallanteil nicht enttäuscht, das ist halt Geschmacksache und mit dem „Reverb“ Regler lässt sich dies ja bis auf Null zurückschrauben, um zum Beispiel einen eigenen Hall in der DAW einzusetzen.

Die Soundscapes sind durch die Reihe gut und absolut brauchbar, besonders die Glocken haben mir sehr gefallen. Die 130 fertigen gesungenen Phrasen sind für den schnellen Einsatz bestens geeignet und zeigen, was mit Altus und dem integrierten Wordbuilder möglich ist.

Der Wordbuilder:

Altus-The-Voice-Wordbuilder
Altus-The-Voice-Wordbuilder

Altus setzt mit dem Wordbuilder auf die gleiche Technik, wie sie auch schon bei Cantus Verwendung fand (einen Testbericht zu Cantus findet Ihr hier), es werden die fünf Vokallaute A, E, I, O und U sowie vorgefertigte Wörter oder Wortbestandteile zur Auswahl bereitgestellt, die dann im Wordbuilder zusammengesetzt und mit Legato gespielt werden können.

Ehrlich gesagt ist das zwar keine schlechte Lösung aber es schränkt die Möglichkeiten eigene Wörter oder Phrasen zu formen doch etwas ein, ich hoffe das Eduardo, da in nächster Zeit noch etwas daran arbeitet, um den Wordbuilder flexibler zu machen. Ok es geht hier um die Stimme der Renaissance und da passen Wörter wie „Christo“, „Confundo“, „Halleluja“ ja ganz gut aber „buenas ideas“ oder sonstige eigene Wortschöpfungen gehen zum Beispiel nicht.

Der Wordbuilder baut insgesamt auf 26 Wörtern in 2 verschiedenen Artikulationen auf, bedingt durch die fünf verschiedenen echten Legati und Portamenti lassen sich so schon beeindruckende Gesangseinlagen formen. Die Stimmlage dürfte allerdings nicht unbedingt jedermanns Sache sein dafür ist eben noch recht einzigartig, was einer Produktion das nötige Maß an Eigenständigkeit verleihen kann.

Die Tastenbelegung:

Altus-The-Voice-Tastenbelegung
Altus-The-Voice-Tastenbelegung

Bei den Soundscapes und den Phrasen haben wir eine „normale“ Tastenbelegung, alle Tasten sind spielbar und starten entweder einen neuen Ton oder eine andere Phrase, anders sieht dies beim Hauptinstrument von Altus aus, hier dienen die Tasten der linken Keyboardseite der Steuerung und die der rechten Keyboardseite dem Spiel und dem Starten von Atemgeräuschen und Schmatzern usw. die der Authentizität der Gesangsdarbietung dienen sollen.

Ganz links finden wir die fünf Vokallaute, welche während des Spiels aufrufbar sind und daneben können wir die Resultate unserer Arbeit mittels dem Wordbuilder aufrufen. Wenn wir also eine Phrase oder ein Wort mit dem Wordbuilder erstellt haben, können selbige auf eine der gelb hinterlegten Tasten gespeichert werden. Auch hier können wir während des Spiels zwischen den unterschiedlichen Phrasen durch Betätigung der Tasten wählen.

Der Klang:

Was Eduardo Tarilonte hier mal wieder geleistet hat, ist spektakulär, die Stimme ist klar und durchsetzungsfähig, die Auto Vowell Funktion und die Legati Modi lassen den Gesang sehr authentisch erklingen. Denn Hall würde ich in den meisten Fällen etwas zurückschrauben aber das ist halt Geschmacksache. Wie sich das Ganze im Zusammenspiel anhören kann, habe ich in einem kleinen Klangbeispiel zusammengefasst. Ich habe ausschließlich Instrumente aus der Altus Library eingesetzt und den Hall auf Null geschraubt um stattdessen das von mir sehr geschätzte EaReverb von EaReckon auf einem Send Channel eingesetzt.

FAZIT:

Altus von Eduardo Tarilonte ist etwas Besonderes, sowohl der Gesangsstil wie auch die Stimmlage hört man so oft nicht, ich könnte mir vorstellen, dass Altus ganz wunderbar in Musikproduktionen eingesetzt werden kann, die sich vom Mainstream etwas abheben wollen. Ein interessantes Projekt, welches auch in diese Richtung geht, ist zum Beispiel Diskelion, in dem die Sopranistin Gaby Koss zu rockigen Gitarrenklängen singt und in einem anderen Projekt wirkt sogar ein echter Countertenor mit; www.cantuslunaris.com, aber dies nur am Rande.

Ich bin überzeugt davon das Altus seine Fan-Gemeinde finden wird, neben der Solo-Stimme ist insofern auf den Einsatz des Wordbuilders verzichtet wird auch ein polyphoner Modus möglich, allerdings ist hier, meiner Ansicht nach, der Stimmumfang welcher geboten wird (14 Töne inklusive Halbtöne) etwas zu knapp bemessen um echte Chorsätze zu erstellen.

Preis und Vertrieb:

Altus wird von Best Service in Deutschland vertrieben und kostet aktuell 149,- Euro, meiner Ansicht nach ein recht fairer Preis für das Gebotene.

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