Arturia V Collection 4 – Testbericht – Teil 1: Casino Royale

Testbericht von Perry Staltic

ARTURIA hat ja zugegebenermaßen in den letzten Wochen und Monaten nicht unbeträchtlich dazu beigetragen, dass ich auch bloß nicht an zu viel ungenutzter Freizeit leide, sei es durch die Vielzahl an Pressemeldungen über neue Produkte, sei es durch die Testmuster des BeatStep und des MICROBRUTE SE und nun eben durch die V COLLECTION 4, der aktuellen Version des virtuell-analogen Rundumschlags aus dem Hause ARTURIA.

Da dieses Software-Paket allerdings mit nicht weniger als 13 Instrumenten-Plugins, wenn ich die V COLLECTION 4 also nun alle ganz alleine in Ruhe durchtesten und dann einen langen Testbericht dazu verfassen müsste, dann würde ich damit wohl erst kurz vor Weihnachten fertig werden, und Ihr könntet Euch dann auf eine abendfüllende Lektüre freuen… 😉 So wird das natürlich nix, und deshalb habe ich mir für die V COLLECTION 4 diesmal auch tatkräftige Hilfe mit ins Boot geholt.

Andreas, Klaus Feurich und ich werden unseren jeweiligen Fokus dabei auf unterschiedliche Schwerpunkte richten und unsere Eindrücke und Erfahrungen auch in separaten Testberichten veröffentlichen. So habe ich selbst beispielsweise nicht sonderlich viel mit E-Pianos und elektrischen Orgeln an der Brause (etwa genauso wenig wie mit Gitarren, Akkordeons oder Trompeten…), das ist nämlich nicht gerade die Art von Instrumentarium, das Klanggut absondert, welches meinen Ohren und Synapsen schmeichelt, ist eine reine Geschmackssache… 😉

Was sollte ich unter solchen Voraussetzungen aber wohl an Sinnvollem dazu schreiben können? Richtig, gar nix! Und darum macht das dann logischerweise auch ein Anderer, nämlich der werte Kollege Andreas, während der ebenso werte Klaus den neuen MATRIX-12 V einmal einem Einzelverhör unterziehen und dabei auf Herz und Nieren prüfen wird!

Deflektorschild

Da die Softwareprodukte (auch) von ARTURIA offenbar schon seit ihrem Anbeginn ein begehrtes Opfer von Crackern, Warezpiraten und Schwarzsaugern darstellten, wurde ARTURIA recht schnell zum Mitspielen bei dem nervigen Hase-und-Igel-Spiel um die vermeintlich sichersten Kopierschutzverfahren gezwungen (und damit natürlich auch die ehrlichen Kunden…).

Wie einige andere Softwarehersteller (etwa NATIVE INSTRUMENTS, FXPANSION oder ROB PAPEN) es schon länger tun, so setzt ARTURIA inzwischen für die neuen Produkte ebenfalls eine eigene Software zur Lizenzverwaltung in Verbindung mit einem Online-Account ein, ein Hardware-Dongle (eLicenser) ist nun also nicht mehr erforderlich (gleich der gesamte DAW-Rechner ist nun der „Dongle“…).

Dafür ist nun aber eben ein spezielles Programm vonnöten, welches sich ARTURIA SOFTWARE CENTER (kurz ASC) nennt, und das sowohl mit und ohne bestehender Internetverbindung der DAW funktioniert, mit einer (temporären) Internetverbindung spart man sich allerdings etwas Zeit und auch einen zweiten Rechner.

Das ASC ermöglicht neben der Verwaltung der Lizenzen auch den Download und die Installation der entsprechenden Software (sofern eine Internetverbindung besteht…) sowie deren Aktivierung und De-Aktivierung auf dem jeweiligen Rechner. Dabei erlaubt eine einzelne Lizenz die Aktivierung auf bis zu 5 verschiedenen Rechnern gleichzeitig (das kann ein Hardware-Dongle leider nicht…), das sollte wohl auch für professionelle Studios mehr als ausreichend sein und vermutlich auch noch etwas Luft nach oben lassen, falls mal ein bereits aktivierter Rechner unerwartet den virtuellen Löffel weglegt.

Arturia Software Center alias ASC
Arturia Software Center alias ASC

Während unseres Tests mit 3 aktivierten Rechnern (Herrn Eberhardts, Herrn Feurichs und meiner) lief das ASC weitgehend störungsfrei und unauffällig (siehe dazu auch Andreas Kommentar unten, welcher eine Ausnahme betrifft).

Ausschließlich auf meinen beiden Maschinen tritt nach wie vor das merkwürdige Phänomen auf, dass SPARK 2 (und auch nur das) im ASC hartnäckig als „not installed“ präsentiert wird, obwohl ich es natürlich installiert habe und es ansonsten auch korrekt aktiviert und voll funktionsfähig erscheint. Da Andreas und Klaus dies auf ihren Maschinen jedoch nicht feststellen konnten, mag das Ganze eventuell an meinem System oder an meinen abweichenden Installationspfaden liegen. Und die Arbeit mit SPARK 2 wird dadurch ja erst einmal auch nicht beeinträchtigt.

Des Weiteren vermag ich noch zu vermelden, dass ein paar der Instrumente, etwa der MATRIX-12 V zunächst partout nicht in der Pluginliste meines CUBASE 5.5 auftauchen wollten (in der von EnergyXT hingegen sehr wohl), allerdings verschwand dieses Problem erfreulicherweise zusammen mit der aufgrund eines Rechnerwechsels sowieso anstehen Neuinstallation des gesamten Systems von selbst, auf dem neuen Wirt läuft alles rund (von der oben erwähnten Marotte des ASC bezüglich SPARK einmal abgesehen…), und auch CUBASE kann normal auf alle Plugins zugreifen.

Ach ja, bevor ich es noch vergesse: Das ASC wie auch die V COLLECTION 4 verlangen auf PC-Seite (OSX wird natürlich ebenfalls unterstützt) als Mindestvoraussetzung Windows 7, treuen XP-Veteranen sei nun also doch endlich mal ein Upgrade empfohlen… 😉

Hardwareseitig gibt sich die V COLLECTION 4 ebenfalls modern, will sagen, um damit sinnvoll und ohne größere Frustrationserlebnisse zu musizieren und zu arbeiten, bedarf es schon eines einigermaßen zeitgemäßen Rechners, zumindest was die jüngeren Plugins der Sammlung angeht.
In von mir verfassten Software-Testberichten hatte ich in der Vergangenheit ja regelmäßig mit meinem inzwischen betagten und dementsprechend langsamen DAW-Computer kokettiert, auf denen viele Plugins neueren Datums nicht so recht Freude bereiten wollten, da sie meinen alten AMD ATHLON 64 X2 zügig in den CPU-Infarkt zu treiben pflegten, auch die aktuelleren Plugins der V COLLECTION 4 machten da keine Ausnahme, der MATRIX-12 V beispielsweise ließ meinen Rechner sofort ins Koma fallen, als ich nur ein paar Noten anspielte.

Nun denn, so nahm ich also mal endlich wieder den lästigen und zeitraubenden Weg auf mich, mir die passenden Hardware-Komponenten für eine DAW auf der Höhe der Zeit zusammen zu suchen, zu bestellen und zusammen zu bauen. Danach folgte dann die unvermeidliche Neu-Installation (diesmal Win 7 statt XP…), zum Glück hatte ich alle meine Plugins samt eventuellem Content auf einer separaten SSD installiert, so brauchte ich nach dem Anhängen an den neuen Rechner nicht alle davon erneut installieren, lediglich eine Handvoll davon vermisste irgendwelche Dateien auf dem Systemlaufwerk (logisch…), einige andere verlangten bloß eine erneute Aktivierung, und der größte Rest lief einfach sofort ohne Mucken. Die V COLLECTION 4 gehörte übrigens zur ersten Gruppe, klar, denn auch das ASC musste ja ebenfalls neu installiert werden und fand nun erstmal auch nicht die bereits auf der SSD befindlichen ARTURIA-Plugins, die dorthin ja noch vom alten Rechner aus installiert worden waren.

Lange Rede, kurzer Sinn, auf meinem neuen I7 Haswell mit seinen 4 x 4.0 GHz und seinen 16 GB RAM laufen die Plugins der V-COLLECTION 4 nun alle (und nicht nur die, sondern auch N.I. MONARK, D16 LuSH-101 und diverse andere…), dass es eine Freude ist, teilweise ist die CPU-Auslastung nun sogar schon lächerlich gering, zumindest bei den älteren Gesellen à la MINIMOOG V und Konsorten.

Ja, man könnte an dieser Stelle sicherlich über die Relativität des Universums philosophieren, aber wenden wir uns stattdessen lieber wieder dem zu, was ARTURIAS fette Sammlung zu bieten hat…

Prügelknabe

Eines der für mich mit am interessantesten Produkte in der V COLLECTION 4 ist sicherlich das ebenfalls enthaltene SPARK 2, welches sich als ein ebenso amltich klingender wie optisch ansprechender Klopfgeist mit allerlei professionellen Features entpuppt.

Mit einem zugegebenermaßen leicht neidischen Blick auf Kollege Klaus Feurich, der ja SPARK LE sein Eigen zu nennen vermag und damit nicht nur die Software, sondern auch gleich einen dazu passenden Hardware-Controller besitzt, verweise ich an dieser Stelle direkt einmal auf seinen Testbericht, der das Thema SPARK 2 bereits mehr als ausführlich abgehandelt hat: https://www.buenasideas.de/test/musikproduktion/hardware/arturia-sparkle-creative-drum-machine-hybrid-drumcomposer-testbericht/

Deshalb verzichte ich jetzt und hier auch gerne darauf, das Rad noch einmal neu zu erfinden… 😉

SPARK LE GUI
SPARK LE GUI

Soviel sei aber noch von mir zu SPARK 2 verlautet, diese Software hat tatsächlich das Potential, einige meiner bisherigen Drum-Plugins (und ich habe über die Jahre hinweg schon eine ganze Menge davon in meinen immer voller werdenden VST-Ordner gepumpt…) in den vorzeitigen Ruhestand zu schicken.

Das Teil klingt frisch, liefert wirklich einen ordentlichen Bumms an die Boxenmembranen, und die Bedienung geht mir bei SPARK 2 deutlich flotter von der Hand als beispielsweise beim etwas fummeligen PUNCH von ROB PAPEN.

SPARK CREATIVE GUI
SPARK CREATIVE GUI

Zu den optional erhältlichen Hardware-Controllern, namentlich SPARK CREATIVE und SPARK LE, vermag ich hingegen nichts zu sagen, da ich keinen davon habe. In der Software lässt sich die Bedienoberfläche übrigens passend zum Controller auswählen. Ich persönlich habe das SPARK LE-GUI vorgezogen, da es mir übersichtlicher erscheint und auch besser zu meinem BeatStep passt, der hier bei mir als Ersatz für die nicht vorhandene SPARK-Hardware dienen muss.

Wechselbalg

Wenden wir uns nun endlich dem Schwerpunkt dieses Testberichts zu, nämlich dem ANALOG LAB. Um es gleich zu Beginn klar zu stellen, es handelt sich dabei keineswegs um die schon ältere Software aus gleichem Hause, die den recht ähnlichen Namen ANALOG LABORATORY trug, sondern um ein eigenständiges Produkt, das allerdings auf die gleiche Zielgruppe schielt.

ANALOG LAB ist wie sein Vorgänger ebenfalls als vorrangige Preset-Abspielsoftware konzipiert (hier allerdings mit satten 5000 Presets) und ermöglicht daher auch nur rudimentäre Eingriffe in das Klanggeschehen, ganz im Gegensatz zu den vollwertigen Synthesizer-Emulationen, die ARTURIA noch feilbietet und die auch mit in der V COLLECTION 4 enthalten sind.

ARTURIA ANALOG LAB
ARTURIA ANALOG LAB

Die Sound-Engines eben dieser Emulationen, namentlich der Software-Synthesizer MINI V, MODULAR V, CS-80V, ARP 2600 V, JUPITER-8 V, PROPHET V/PROPHET VS, OBERHEIM SEM V und MATRIX-12 V sowie WURLITZER V, VOX CONTINENTAL V und SOLINA V sind allesamt unter der Haube des ANALOG LAB verborgen, womit dieses also Klanggut der Vorgenannten in gleicher Qualität zu reproduzieren vermag.

Angesichts dieser Ausstattung und der erwähnten 5 Kilo an mitgelieferten Presets ist dürfte dem geneigten Leser nun schon dämmern, welch immensen Klangvorrat es beim ANALOG LAB zu durchforsten gilt, was sich meiner Meinung aber auch für ein in erster Linie als Preset-Abfeuermaschine ausgelegtes Plugin ziemt. Der Name ist hier durchaus Programm, denn die akustische Reise geht vornehmlich durch quasi-analoge Gefilde, macht ab und an aber auch eine kleine Rast bei eher digital anmutenden Gebilden, je nach dem, was die gerade dahinter werkelnde Engine an Parametrisierung mitbringt. Doch mehr zum Klang des ANALOG LAB folgt noch weiter unten.

ARTURIA produziert ja seit einigen Jahren ebenfalls diverse musikalische Hardware, darunter auch eine MIDI-Keyboard-Reihe mit unterschiedlichen Tastaturlängen namens KEYLAB. Wer ein schon solches Keyboard besitzt oder sich anzuschaffen gedenkt, dem dürfte gefallen, dass sich das GUI im unteren Bereich per Auswahlmenü auf das jeweilige Modell anpassen lässt, so dass die Darstellung der virtuellen Regler auf der Bedienoberfläche der Anordnung der physischen Kontrollregler des Keyboards entspricht, was natürlich einen fließenderen Workflow ermöglicht. Dabei findet auch ein automatisches Parameter-Mapping statt, aber eben nur bei Anschluss eines ARTURIA-Keyboards.

ANALOG LAB: Controller-Auswahlmenü
ANALOG LAB: Controller-Auswahlmenü

Aber auch Besitzer nicht-arturianischer Keyboards oder MIDI-Controller müssen nicht ganz in die Röhre schauen, denn die virtuellen Regler lassen sich natürlich via MIDI-Learn auch an die Hardware anderer Hersteller koppeln, lediglich die optische Kongruenz ist hierbei nicht unbedingt gegeben, eben je nach Controller-Layout.

ANALOG LAB: MIDI-Learn
ANALOG LAB: MIDI-Learn

Die Regler auf der Bedienoberfläche entsprechen auch den wenigen vorhandenen Eingriffsmöglichkeiten in die Klangsynthese. Darunter fallen etwa Filter-Cutoff und -Resonanz, einige Hüllkurvenparameter sowie Modulations- und Pegeleinstellungen. Die Zuordnung ist hierbei aber nicht festgelegt und kann an eigene Gegebenheiten angepasst werden.

Während eingefleischten Synthesisten die Auswahl der Parameter vielleicht etwas zu eingeschränkt erscheinen mag, insbesondere wenn man die dahinterstehenden Instrumente kennt, dürfte es auch genügend Anwender geben, denen eben genau diese Auswahl mehr als ausreicht, da sie gar keine Klänge von Grundauf programmieren wollen oder können, sondern lediglich mal am Filter drehen oder die Hüllkurven anpassen möchten. Da das ANALOG LAB ja als Preset-Player ausgelegt ist, mag ich dies durchaus als angemessen betrachten.

Wer jedoch tiefgründiger an den Presets einer der enthaltenen Instrumente basteln möchte, der benötigt dazu die entsprechende Vollversion des jeweiligen Intrumentes, welches dann direkt aus dem ANALOG LAB heraus aufgerufen wird, um das aktuelle Preset damit zu editieren. Um wirklich jedes Preset des ANALOG LAB vollständig editieren zu können, bedarf es also auch der 11 dahinter stehenden Vollversionen. Besitzer der V COLLECTION 4 sind hier wiederum fein raus, denn sie haben ja schon alles was sie dazu brauchen mit im Paket.

ANALOG LAB: Optionen
ANALOG LAB: Optionen

Zentrales Element des ANALOG LAB ist aber zweifelsohne der tabellenartige SOUND-Browser im linken oberen Bereich, von dem aus der Zugriff auf die Legion der Presets erfolgt. Seine Bildschirmdarstellung lässt sich noch etwas vergrößern, indem man das virtuelle Keyboard des ANALOG LAB bei den Voreinstellungen einfach ausblendet.

ANALOG LAB: Preset-Browser
ANALOG LAB: Preset-Browser

Zudem kann man die Auflistung der Presets mittels verschiedener sogenannter DATA FILTERS eingrenzen, etwa nach der verwendeten Sound-Engine, nach dem Soundtyp und/oder auch nach der Klangcharakteristik. Ähnliches kennt man bereits von konkurrierenden Plugins und findet es auch hier praktisch.

ANALOG LAB: Studio View
ANALOG LAB: Studio View

Mehr als nette, aber meinetwegen durchaus verzichtbare Spielerei betrachte ich hingegen die STUDIO VIEW, bei der auf der rechten oberen Seite eine fotorealistische Darstellung der originalen Hardware-Vorbilder eingeblendet wird. Das Ganze ist interaktiv angelegt, wenn man auf eines der Instrumente im Bild klickt, dann werden auch nur die Presets der entsprechenden Emulation aufgelistet. Interessant dürfte dies wohl vornehmlich für Menschen sein, die keine Alphabetisierung genießen durften oder die aus einem Kulturkreis stammen, in denen lateinische Schriftzeichen nicht zur Anwendung kommen, wie bereits gesagt, ich halte das für eine reine Spielerei, die allerdings auch niemandem weh tut… 😉

Neben der Wiedergabe einzelner Presets kann das ANALOG LAB auch mit einem MULTI-Modus aufwarten. In eben diesem lassen sich sich zwei beliebige Presets (hier als PARTS bezeichnet) aus dem Vorrat miteinander verknüpfen sowie mit einem Paar an zusätzlichen Onboard-Effekten aufpimpen. Es lassen sich dabei sowohl Layer- als auch Split-Sounds erzeugen, will sagen, die beiden ausgewählten Parts lassen sich zu einem Schichtklang auftürmen oder auch auf separate Keyboard-Zonen eingrenzen, beispielweise unten ein Bass- und oben ein Lead-Sound. Dazu definiert man einfach durch Eingabe der tiefsten und der höchsten Note den jeweiligen Tastaturbereich. Zur besseren Anpassung aneinander können die beiden Parts zudem oktav- und notenweise transponiert werden. Auch der MIDI-Empfangskanal kann bei Bedarf für jeden der beiden Parts getrennt eingestellt werden. Das Ganze ist natürlich speicherbar, und über den eigenen Browser lassen sich diese Multis auch recht zügig verwalten.

ANALOG LAB: MULTI-Modus
ANALOG LAB: MULTI-Modus

Ich frage mich nur, warum man es bei maximal zwei Parts belassen hat, auf flotten Rechnern könnte man sich sonst nämlich noch fettere Schichttorten zusammen stricken.

Darunter finden wir dann die schon beiden erwähnten Onboard-Effekte des MULTI-Modus. genauer gesagt handelt es sich dabei um zwei komplette Multieffektprozessoren, die jeweils die Algorithmen Analog Chorus, Analog Delay, Phaser, Overdrive, Vocal Filter, Pitch-Shift Chorus, Leslie, Flanger, Reverb, Digital Delay, Compressor, Sub-Generator, Bit Crusher, Parametric EQ, Destroy, sowie Limiter zur Auswahl anbieten.

ANALOG LAB: MULTI-FX
ANALOG LAB: MULTI-FX

Diese beiden Effekteinheiten stehen den zwei Parts eines Multis gleichermaßen zur Verfügung und können diesen wahlweise als Aux-Effekte separat zugemischt werden. Die Qualität der Effekte bewegt sich auf einem erfreulich hohen Niveau, und auch wenn ich persönlich nun mal eher zum Einsatz externer Effekte neige, so macht diese Effektsektion in Doppelausführung im MULTI-Mode des ANALOG LAB sehr viel Sinn, geht es hier doch insbesondere darum, sich aus der Unmenge an zur Verfügung stehenden Presets individuelle, spielfertige Kombinationen zu erstellen, und dabei stellen solche einfach zusammen mit einem solchen Multi-Preset abspeicherbaren Effekteinstellungen sozusagen das I-Tüpfelchen dar, das insbesondere den live auf der Bühne agierenden Tastenspielern unter Euch zusagen dürfte.

Da das ANALOG LAB ja auch eine Stand Alone-Version anbietet, könnte man es bei Bedarf dann auch ohne zusätzlichen Host direkt anspielen, etwa auf einem ausreichend flotten und bühnentauglichen Laptop.

Ausgang…

Das der Grundklang und die Presets bis auf eine kleine Kolonie aus Digitopia weitgehend im Lande Analogien beheimatet zu sein scheinen, hatte ich ja bereits erwähnt. Solches Schubladendenken ist natürlich nicht sonderlich aussagekräftig.

Ich besitze weder eines der emulierten Originalinstrumente, noch hatte ich – bis auf eine einzige Ausnahme – jemals die Gelegenheit, irgendwo mal an ihnen herum zu spielen. Die gerade erwähnte Ausnahme betrifft den ROLAND JUPITER-8, den mal ein Bekannter von mir in den frühen 1990ern für kurze Zeit besaß, so dass ich ihn bei einem Besuch auch mal befummeln durfte.

Dieser besagte Bekannte war damals allerdings mehr damit beschäftigt, den ultimativen Synthesizer zu finden (den es gar nicht gibt), in dem Irrglauben, dass das Musikmachen allein vom Equipment abhängig sei und man nur erst die passenden Geräte finden müsse, damit es endlich richtig losgehen kann.

Mit einer derartigen Einstellung war er natürlich selbst von seinem JUPITER-8 bereits nach kurzer Zeit enttäuscht und gelangweilt und verkaufte ihn daher auch nach ein paar Wochen wieder, um sich dafür dann irgendein anderes elektronisches Instrument anzuschaffen, und so weiter und so fort. Ich habe ihn längst aus den Augen verloren, aber ich vermute, er hat niemals wirklich mit dem Musikmachen angefangen, sondern dieses Hobby nach einer Weile wieder aufgegeben und sich einfach irgendeinem anderen zugewendet, vielleicht Sport oder sowas… 😉

Da ich offenbar gerade den Faden zu verlieren drohe, schnell wieder zurück zum Thema! Nun, was ich eigentlich sagen möchte ist, dass ich die tatsächliche Authentizität der Klänge nur bedingt zu beurteilen vermag, in erster Linie durch mir bekannte musikalische Aufnahmen der originalen Hardware, aber selbst hierbei dürfte der Grundsound kaum unbearbeitet gewesen sein, also was soll’s?!

ANALOG LAB liefert in weiten Strecken genau das, was der Name impliziert, nämlich analogartige Klänge aller Couleur, wobei sowohl typische Vintage-Standards als auch modernes EDM-Klanggut breit gefächert abgedeckt wird. Wie wirklichkeitsgetreu sich diese algorithmisch errechneten Annäherungen nun tatsächlich gegenüber den Originalen verhalten, mögen lieber die Besitzer der Letzeren entscheiden, damit kann ich mich hier vermutlich nur in die Nesseln setzen.

Ich muss zudem auch gestehen, dass ich bei einem Blindtest bisweilen kaum herauszuhören vermochte, welche der integrierten Sound-Engines denn nun gerade den aktuellen Klang produzierte, von den Orgeln, E-Pianos und Strings natürlich einmal abgesehen, obwohl ich zu meiner großen Überraschung auch von diesen allerlei deutlich verfremdete Sounds vorfand, welche ich ihnen niemals zugetraut hätte und welche so klingen, als stammten sie eigentlich aus völlig anderer Quelle. Insbesondere die SOLINA V-Engine bietet hier einige positive Beispiele.

Völlig unabhängig von den vorgenannten Apekten hingegen steht die praktische Tauglichkeit des ANALOG LAB als eigenständiger Klangerzeuger bei der Musikproduktion, denn hier interessiert eigentlich weniger die Herkunft eines Klanges (die Leute im Club bleiben wohl kaum voller Irritation stehen und verlasssen enttäuscht die Tanzfläche, weil sie gerade ganz genau heraushören, dass der wummernde Moogbass in Wirklichkeit ja gar nicht von einem echten Moog stammt, sondern nur von einem Plugin…), als vielmehr seine Einsetzbarkeit in einem musikalischen Zusammenhang.

Und eben genau dabei spielt ANALOG LAB seine Stärken aus. Man kann damit allein prinzipiell durchaus schon komplette Tracks erstellen, wenngleich man sich dazu die rhytmische Verstärkung vermutlich eher aus anderer Quelle besorgen wird, obwohl ANALOG LAB durchaus auch hier brauchbare synthetische Sounds anbietet.

Natürlich bleibt man hierbei insgesamt mehr oder weniger auf das Klangspektrum der subtraktiven Synthese beschränkt (die Orgelemulationen nehme ich hiervon einmal aus, die sind ja eigentlich additiver Natur…), somit braucht man im ANALOG LAB konzeptbedingt etwa auch gar nicht erst nach brettharten und knochentrockenen FM-Sounds à la DX7 oder nach aufwendigen Multisamples zu suchen, damit konnten die emulierten Originale schließlich ebenfalls nicht aufwarten. Dank der PROPHET VS-Engine finden sich aber dennoch allerei Klangkreationen, die deutlich an die typischen Digitalsynthesizersounds der 1980er Jahre erinnern.

Mich persönlich überzeugt der Klangvorrat des ANALOG LAB über weite Strecken (ich habe dabei natürlich auch noch nicht alle 5000 Presets komplett durchgehört, habe dazu leider keinen Urlaub bekommen…), innerhalb seine gesteckten Grenzen recht vielfältig und sehr gut verwendbar!
So, genug herumgeschwafelt, hier gibts ein noch ein kleines Klangbeispiel vom ANALOG LAB, mit freundlicher Trommel-Unterstützung durch SPARK 2:

[ca_audio url_mp3=“https://www.buenasideas.de/wp-content/uploads/2015/05/ARTURIA-Analog-Lab.mp3″ url_ogg=““ width=“600″ height=“50″ skin=“regular“ align=“none“]

Ich muss noch dazu sagen, dass ich in diesem einzelnen kleinen Track das tatsächlich zur Verfügung stehende Klangspektrum des ANALOG LAB kaum umfassend abzubilden vermag, dazu ist dessen Variationsvielfalt einfach viel zu groß!

Fazit zum ANALOG LAB:

An dieser Stelle wird es nun Zeit für ein erstes Zwischenfazit (Nur zur Erinnerung: Wir beäugen derzeit ja in mehreren Testberichten die kompletten Ingredenzien der V COLLECTION 4, daher wird es also nicht bei einem einzelnen Fazit bleiben!), und dieses Fazit hier ist erst einmal dem gerade begutachteten ANALOG LAB gewidmet.

Perry Staltic meint: Ich muss zugeben, dass ich das ANALOG LAB zu Beginn des Testzeitraums noch für das uninteressanteste Plugin (mal abgesehen von den ebenfalls enthaltenen Orgel-, E-Piano und String Machine-Emulationen natürlich…) der Kollektion gehalten hatte, und zwar ganz einfach deshalb, weil die Instrumente, die unter seiner Haube Platz finden bis auf SPARK 2 ja sowieso alle in der V COLLEKTION 4 enthalten sind, alle zudem voll editierbar, so dass mir das ANALOG LAB zunächst eher als eine etwas redundante Beigabe für schraubfaule Preset-Daddler erschien.
Nun, während des praktischen Tests hat sich mein erster Eindruck grundlegend gewandelt, habe ich doch die Vorzüge der klanglichen Darreichungsform, wie sie das ANALOG LAB bietet, durchaus zu schätzen gelernt.

Klar, das ANALOG LAB stellt in erster Linie eine Preset-Schleuder dar, gar keine Frage, dafür aber eine klanglich potente und zugleich recht praktische, bei der ein schneller Workflow im Vordergrund steht.

Als Zielgruppe kommen meiner Ansicht nach nicht etwa nur die Einsteiger in Frage, die nicht sonderlich viel am Sound frickeln wollen oder können (die werden mit dem ANALOG LAB für sehr lange Zeit von der Straße weg geholt…), auch professionelle Anwender, die eventuell sogar schon die anderen ARTURIA-Instrumente besitzen, dürften den zeitsparenden Zugriff auf Tausende an Presets zu schätzen wissen, die sich gegebenenfalls in den entsprechenden Einzelinstrumenten auch noch nachträglich editieren lassen.

Insbesondere im zeitarmen, weil kostenintensiven Studioalltag mag man ja meist nicht erst lange alle einzelnen Instrumente laden und nach dem passenden Klang durchforsten, bis man endlich den optimalen Bass-, Lead, Pad- oder Sonstwas-Sound gefunden hat. Hier bietet das ANALOG LAB mit seinem aufgeräumten und kategorisierten Browser ganz klare Vorteile. Das Gleiche gilt auch für den Live-Einsatz als Klangerzeuger auf der Bühne, wo schnelle Ladezeiten erforderlich sind.

Das ANALOG LAB wird von ARTURIA als Einzelprodukt für 89,- Euro feilgeboten, was angesichts des Gelieferten gewiss nicht zu teuer ist. Wer erwägt, sich auch noch weitere Plugins von ARTURIA zuzulegen, der möge sich einmal anhand der Einzelpreise der Instrumente, mit denen er liebäugelt, ausrechnen, ob er möglicherweise nicht doch besser gleich zur Familienpackung in Form der V COLLECTION 4 für 399,- EURO greifen sollte und damit dann mehr für weniger bekommt…

Andreas meint: ANALOG LAB ist eine wirklich gute Zusammenstellung von legendären synthetischen Klangerzeugern, die Presetverwaltung ist recht komfortabel, insofern der Button „Filter View“ auf der rechten Seite genutzt wird. Sehr gut hat mir auch die MIDI-Zuweisung der Hardware-Controller-Elemente gefallen, dies ging einfach und schnell, allerdings gehe ich sehr stark davon aus, dass Besitzer eines ARTURIA-Keyboards, welches speziell auf ANALOG LAB zugeschnitten wurde, eindeutig im Vorteil sein werden.

Ich kann allen in ANALOG LAB enthaltenen Instrumenten einen sehr authentischen Klang bescheinigen, teils fangen meine NS10M Studio-Monitore an zu flattern, und ich muss schleunigst den Pegel verringern, so viel brachiale Soundgewalt wird von Analog Lab erzeugt.

Es ist zwar ein Limiter „Soft Clip Funktion oben rechts“ in ANALOG LAB integriert, es schadet aber keinesfalls, zur Sicherheit noch einen externen Limiter einzusetzen.

ANALOG LAB: ASIO-Treiber-Meldung
ANALOG LAB: ASIO-Treiber-Meldung

Beim Start von ANALOG LAB erscheint, zumindest bei meiner Installation, ein Warnfenster, das mir sagt, dass für den ASIO4ALL-Treiber keine Audioeingänge verfügbar seien, allerdings nutze ich diesen Treiber gar nicht, sondern den Treiber des NI KOMPLETE AUDIO 6, und dieser wird in den Settings von ANALOG LAB dann auch als aktiv angezeigt, seltsame Geschichte. Zudem meinte ANALOG LAB beim letzten Start, es wäre nicht mehr aktiviert, nach einer Lizenz Synchronisation war dann allerdings alles wieder in Butter. Einen faden Beigeschmack hat die Sache allerdings.

ANALOG LAB: Aktivierung im Nirwana
ANALOG LAB: Aktivierung im Nirwana

Klaus Feurich meint: Mit ANALOG LAB erhält man die bekanntesten Sounds aller großen Klassiker in nur einem Instrument. Die Sounds sind zwar vorgegeben, aber über die gebotenen Regler erhält man ausreichend Möglichkeit, die Sounds den eigenen Bedürfnissen anzupassen. Lediglich komplett neue Eigenkreationen sind nicht möglich.
Die Sounds sind, typisch für Arturia, mit die besten Emulationen, die ich auf dem Markt kenne.
Richtig Spaß macht das Ganze dann sicherlich mit einem der Arturia Keyboardcontroller, auf die das ANALOG LAB ausgelegt ist und durch die das direkte Schrauben an den Sounds möglich wird. Typisch Arturia-hybrid eben.

Mir persönlich gefällt insbesondere die grafische Aufmachung, die einen sofort zum Ausprobieren der verschiedenen Klassiker animiert.

Wobei mir in Sachen ASIO auch noch was aufgefallen war: bei mir hängt sich ANALOG LAB komplett auf, wenn es zwei ASIO-Treiber im System findet. Hatte von einem Systemtest bei mir neben meinem M-Audio Treiber auch noch ASIO4ALL installiert, und in dem Moment, wenn man in den Audio Einstellungen von Windows Audio auf ASIO schalten will, isses vorbei. Bleibt komplett stehen. Erst nach Deinstallation des ASIO4ALL ließ sich das umstellen.

Positives:

+ guter und variabler Grundklang
+ sehr einfache und schnelle Bedienung
+ Sofortzugriff auf Tausende von Presets
+ Möglichkeit der Editierung via optionaler Instrumente
+ Unterstützung von MIDI-Controllern
+ Parameteränderungen auch per Scroll-Wheel möglich
+ MULTI-Modus

Negatives:

Nur zwei Parts pro Multi möglich
Anscheinend gewisse Probleme mit ASIO4ALL

Produktwebseiten:

http://www.arturia.com/products/analog-classics/v-collection/overview

http://www.arturia.com/products/analog-classics/analoglab/overview

FORTSETZUNG FOLGT…

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