Der Letzte seiner Art – Test „Leonid Bass“ von Embertone

 

Und da ist er: der Leonid Bass. Der Letzte seiner Art. Na gut, sagen wir mal, das letzte Teilchen der „Intimate Strings“ Serie von Embertone. Schließlich fehlte nur noch der Kontrabass. Und genau den haben wir jetzt. Womit die Serie dann komplett ist.

Embertone Leonid Bass Library

Und das heißt nicht nur, dass wir jetzt auch noch einen Bass haben, sondern auch, dass alle Solo String Libraries jetzt auch als Gesamtpaket erhältlich sind. Und das natürlich günstiger, als wenn man sie alle einzeln kauft. Ihr habt schon einzelne Libraries und ärgert euch jetzt?! Nicht nötig, schreibt einfach Alex oder Jon von Embertone eine Mail und holt euch euren eigenen speziellen Preis für die Vervollständigung der Sammlung.

Gut. Aber zurück zum „Leonid Bass“, weil schließlich geht es in diesem Test hier um den. Vorab sei gesagt, dass der „Leonid Bass“ nicht zu der Gattung der bekannten Spezies der „Upright Bässe“ des Jazzbereichs zählt, die in erster Linie gezupft werden. Stattdessen fällt der „Leonid Bass“ in die Kategorie „gestrichen“. Also eben der orchestrale, mit Bogen gespielte Kontrabass.

Logischerweise ist der „Leonid Bass“ nahezu identisch mit den anderen Teilen der „Intimate Strings Series“, insbesondere der „Fischer Viola“, weswegen ich dieses Mal nur einen kurzen Test schreiben werde, und für den Rest auf die ausführlicheren Tests der anderen Teile verweisen möchte: Friedlander Violine, Blakus Cello und Fischer Viola.

 

Der „Leonid Bass“ in Fakten und Zahlen

Wie bei den anderen Teilen auch verfügt auch der Bass über die Artikulationen „Sustain“, „Staccato“ und „Tremolo“, in Kombination mit „Con Sordino“, „Pizzicato“ und neu: „Harmonics“. „Harmonics“ führt durch leichten Druck auf bestimmte Stellen der gespielten Saite zu einem leicht veränderten Obertonverhalten der Saite. Das alles weiterhin gekoppelt mit dem von den anderen Libraries gut bekannten „True Legato“ und natürlich auch dem „RoundRobin“, also der Nutzung unterschiedlicher Samples bei Wiederholung der gleichen Note. Außerdem bietet der „Leonid Bass“ auch wieder die Möglichkeit der stufenlosen Positionierung des Bogens und natürlich das geniale stufenlose Vibrato, das auch bei allen anderen Teilen der Serie zum Einsatz kommt.

Insgesamt haben wir auch hier wieder gut 6000 Samples in 16- und 24-bit, die gut 4,2GB auf der Festplatte belegen.

Embertone Leonid Bass Library

Aber halt: irgendwas ist anders. Ja, richtig. Zum Einen sind diesmal die 16- und die 24-bit Variante in einer Library zusammengefasst. Bisher waren das zwei verschiedene.

Und zum Zweiten: es gibt tatsächlich nur noch 4 NKIs! Nämlich nur noch eine Stereo- und eine Monovariante pro Bittiefe. Wie schon bei der „Fischer Viola“ gibt es auch hier keine Lo-RAM Varianten mehr, da dieses Verhalten seit der Viola ja über „Configure“ eingestellt werden kann. Hier fallen jetzt allerdings auch noch die verschiedenen NKIs für unterschiedlich voreingestellte Controllerbelegungen weg. Das tut der Sache aber keinen Abbruch, da ja auch hier bereits seit der Viola die Konfiguration für „TouchOSC“ über einen Button einfach aktiviert werden kann.

Weswegen wir an dieser Stelle einfach mal zu den möglichen Kontrollerbelegungen auf der „Control“-Seite wechseln, die aber im Vergleich zu den anderen Teilen der Library natürlich nichts wirklich Neues bieten. Zumindest im Vergleich zur „Fischer Viola“, bei der ja der OSC Button eingeführt wurde, mittels dessen man einfach, ohne Presetwechsel wie vorher, zu der auf „TouchOSC“ abgestimmte und nicht veränderbare Controllerbelegung wechseln kann. Beim Cello und der Violine musste man hier ja noch die NKIs wechseln.

 Embertone Leonid Bass Library

Der Rest der möglichen Controllereinstellungen erschließt sich sicher sehr gut aus der Abbildung.

 

Die Konfigurationsseite

Wobei wir damit eigentlich auch schon bei der Konfiguration des „Leonid Bass“ angekommen sind.

Embertone Leonid Bass Library

Und auch hier bietet sich im Vergleich zu den vorherigen Libraries ein gewohntes Bild. Warum auch sollte man das in sich stimmige Layout und die sehr gut ausgewählten Möglichkeiten großartig ändern.

Natürlich sind auch hier die Einstellungsmöglichkeiten wieder näher an der „Fischer Viola“, mit der ja eine Änderung des Skripts einherging, die auch beim „Leonid Bass“ wieder dafür sorgt, dass RAM und CPU Last deutlich geringer sind, als bei „Friedlander Violine“ und „Blakus Cello“. Dazu gehört eben unter anderem das bereits erwähnte Lo-RAM Verhalten, was hier jetzt über Deaktivieren der Option „Release Samples“  erreicht werden kann.

Auch hier erschließen sich die meisten Einstellmöglichkeiten sicherlich aus der Abbildung.

Ein für mich dabei  erwähnenswertes Feature ist allerdings „Intonation Randomize“, welches dafür sorgt, dass die Intonation des Bassspielers eben nicht 100% auf den Punkt ist, sondern innerhalb des vorgegebenen Centbereiches ein wenig variiert. Dadurch wirkt die Intonation wesentlich unperfekter und eben menschlicher, als bei anderen Libraries.

 

Das Ensemble

Ihr habt es sicher schon geahnt. Auch wenn er der Letzte seiner Art ist, so kommt auch der „Leonid Bass“ natürlich nicht ganz alleine daher. Sondern auch ihn gibt es, wie die anderen Teile, auch als Ensemble. Und wie auch bei den anderen Libraries lässt sich auch hier wieder ein bis zu 8-köpfiges Ensemble abbilden, wobei man die jeweiligen Instrumentalisten im Stereo Panorama aktivieren oder deaktivieren kann. Und dabei natürlich auch die Positionierung im Stereobild frei bestimmen sowie Timing und Intonation der einzelnen Spieler mittels „Humanization“ beeinflussen kann.

Embertone Leonid Bass Library

Zur Erläuterung: im Gegensatz zu Ensemble- oder Orchesterlibraries erzeugen die „Intimate Strings“ Libraries ihre Ensembles nicht durch Samples eines Ensembles, sondern durch die Erzeugung mehrerer Instanzen des  Soloinstruments. Dadurch erhält man  die Möglichkeit, den „menschlichen“ Faktor des Ensembles mit den drei Drehreglern für „Intonation“, „Zufall“ und „Zusammenspiel“ selbst zu regeln.

 

TouchOSC Preset

Natürlich ist auch für den „Leonid Bass“ wieder ein Preset für „TouchOSC“ mit im Paket. Wie bei den anderen Libraries der „Intimate Strings Series“ auch. Immerhin ist das für mich DAS Alleinstellungsmerkmal der Embertone String Libraries. Weil die Möglichkeiten, die sich hierüber im Spielen ergeben, erhält man bei keiner anderen Library. Egal, wie gut diese mit Controllern und Keyswitches programmiert wurden. Für das „live“ spielen gibt es in meinen Augen nichts Besseres.

Embertone Leonid Bass Library

 „TouchOSC“ ist eine sowohl für iPad als auch Android erhältliche Software, mit der sich über ein Tablet MidiControllerdaten erzeugen und steuern lassen.

 

Klang und Handling

Wie auch bei den anderen String Libriaries von Embertone fällt mir hier sofort wieder der raue und holzige Klang des Instruments bzw. der verwendeten Samples auf. Und das finde ich gut so. Bei vielen anderen Libraries aus diesem Bereich klingen die Instrumente wesentlich gefälliger, geschönter, leichter verdaulich. Das kommt durch in der Regel durch massive Nachbearbeitung der Samples mittels Equalizer. Und genau darauf verzichtet Embertone. Und das finde ich gut. Weil genau das mache ich lieber selbst. Und genau dadurch bleibt eben auch der eigentliche Klang, der Charme des Instrumentes wesentlich besser erhalten. Weil nachher am Mischpult „schönen“ ist einfach. Aber etwas dazu zu mischen, was bereits raus geschönt wurde, geht nun mal nicht. Somit habe ich die Durchsetzungsfähigkeit des Instruments in einem Mix selbst in der Hand. Also nicht vom ersten Höreindruck irritieren lassen. Diese Library klingt eben einfach authentisch.

Dazu kommt gerade im Handling des Instruments der einzigartige Vorteil der Verwendung von TouchOSC zum Tragen. Gerade in der „Live“-Performance. Das Arbeiten auf diese Art und Weise ist eben etwas ganz anderes, als das extrem kompositionslastige Arbeiten mit mehreren Presets auf verschiedenen Spuren für verschiedene Artikulationen, wie das bei einigen anderen Libraries der Fall ist. Sicher geht das auch hier. Aber es geht eben beim „Leonid Bass“, so wie bei den anderen Libraries der Solo String Serie, auch anders, nämlich intuitiv. Auch das etwas, was meiner Arbeitsweise wesentlich näher kommt. Aber das bleibt halt jedem selbst überlassen, nur, hier mit der Embertone Libary geht halt beides. Für mich ein klarer Pluspunkt.

 

Klangbeispiele

Wie sonst auch möchte ich auch hier wieder auf die exzellenten Performance- und Kompositionsfähigkeiten von Alex von Embertone zurückgreifen. Da komm ich einfach nicht ran, aber nur so erschließt sich das volle Potential der Libraries der „Intimate Strings Series“, finde ich.

Wobei wir hier eigentlich nur eine Komposition haben. Allerdings eben im ersten Klangbeispiel den „Leonid Bass“ als Solospur und im zweiten Beispiel dann ein echtes „Schmankerl“, nämlich ein Streicherensemble komplett und ausschließlich mit den „Intimate Strings“ eingespielt.

 

Klangbeispiel 1  – „The valley of unrest“ – Leonid Bass solo

https://soundcloud.com/embertone/the-valley-of-unrest-featured-bass-solo

 

Klangbeispiel 2 – “The valley of unrest” – Intimate Strings Ensemble

https://soundcloud.com/embertone/the-valley-of-unrest

(leider lassen sich die Klangbeispiele nicht einbetten, ihr müsstet also zum Hören bitte einmal auf Soundcloud gehen)

 

Und (wie immer) zeigt uns Alex auch noch in einem Video, wie sich der „Leonid Bass“ gerade im Zusammenspiel mit dem TouchOSC Preset spielen lässt:

 

Fazit

Auch mit dem letzten Instrument der „Intimate Strings Series“, dem „Leonid Bass“ macht Embertone wieder alles richtig. Man setzt auf die mittlerweile beinahe perfektionierten Scripts der Serie, die durch „True Legato“ und die wichtigsten Artikulationen und Spielweisen ein authentisches Klangerlebnis ermöglichen, wie es kaum eine andere Library hinbekommt. Nicht unerheblich daran beteiligt ist sicher wieder der Einsatz von „TouchOSC“, welches wie bei den anderen Teilen ein extrem Feinfühliges Verwenden von Modulationscontrollern ermöglicht. Das Ganze kombiniert mit einer ausgeklügelten RAM und CPU Nutzung funktioniert hervorragend.

Klanglich bekommt man wieder eine Library auf genau dem hohen Standard, den man mittlerweile von Embertone gewohnt ist. Und das eben zu einem mehr als vernünftigen Preis. Da gibt es nichts dran auszusetzen.

 

Plus

+ lizensierte Kontaktlibrary, läuft uneingeschränkt im Kontakt Player

+ Klang

+ stufenloses Vibrato (Geschwindigkeit und Intensität)

+ TouchOSC Integration für nuanciertes Vibrato und stufenlose Bogenposition
(inklusive entsprechendem Layoutpreset für die TouchOSC Software)

 

Bezugsquellen

Der „Leonid  Bass“ ist wie auch alle anderen Libraries der „Intimate Strings Series“ einerseits direkt über die Webseite von Embertone erhältlich.

http://www.embertone.com

Und zum anderen natürlich auch über den Webshop von Bestservice, bei denen die Libraries von Embertone seit Kurzem ja auch erhältlich sind.

http://www.bestservice.de/embertone.html

Der Preis der „Leonid Bass“ Library liegt bei 129,- € inkl. MWSt.

Wie erwähnt ist seit Veröffentlichung des „Leonid Bass“ auch die komplette Solo String Serie als Bundle erhältlich. Der Preis für das gesamte Bundle liegt bei 399,- € inkl. MWSt. Spezielle Upgradepreise bei bereits vorhandenen Libraries der Serie müssen allerdings direkt bei Embertone per Mail angefragt werden.

 

Klaus Feurich Über Klaus:
Musiker und Techniker: Keyboards, Gitarre, Sounddesign, Ton- und Studiotechnik, Computertechnik

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