ERA 2 Medieval Legends von Eduardo Tarilonte – Testbericht

Testbericht von Andreas, veröffentlicht am 08.05.2015

Nicht nur für die Fans mittelalterlicher Musik, die in letzter Zeit eine immer größere Anhängerschaft findet, dürfte die Library ERA 2 von Eduardo Tarilonte interessant sein, denn es lassen sich sowohl mit den enthaltenen Instrumenten wie auch mit den mitgelieferten Soundscapes interessante Akzente in POP/ Rock Produktionen aber auch in elektronische Musikproduktionen einsetzen.

Es sei vorab schon gesagt das es ERA 2 Medieval Legends bedingt durch die Einzigartigkeit der enthaltenen mittelalterlichen Musikinstrumente möglich macht, aktuellen Musikproduktionen einen sehr speziellen Wiedererkennungswert mitzugeben, da die hier vorhandenen Klänge zwar in Kindertagen (Filme, Hörbücher etc.) schon einmal gehört worden sind aber aktuell nicht sehr oft in Mainstream Produktionen eingesetzt werden.

Eduardo hat in der letzten Zeit einige Librarys für den NI KONTAKT Sampler / Player entwickelt, da ERA 1 aber schon für den BEST SERVICE ENGINE Player entwickelt wurde, liegt auch die neue Version ERA 2 wohl wieder für ENGINE vor. Ich bin ein großer KONTAKT Fan, da ich diesen Sampler von Native Instruments für sehr viel professioneller halte wie den ENGINE aber sei es drum auch der ENGINE kommt mit vielen Möglichkeiten und macht einen guten Job.

Darreichungsformen

ERA 2 kann als Download oder auf DVD`s in einer Box geordert werden, der Preis von 259,- Euro bleibt dabei der Gleiche, beim Download hat man die Installationsdateien schneller auf dem Rechner (ca. 13.48 GB) und spart sich zudem auch die Versandkosten. Das Upgrade von ERA 1 kostet 99,- Euro.

Die Installation

Ich habe den Download von ERA 2 gewählt und nachdem ich mit meiner 10Mbit ADSL Anbindung die Dateien auf dem Rechner hatte, musste ich erst die im RAR Format komprimierten Dateien mittels dem Freeware Tool Free RAR Extract Frog entpacken.

Dazu ist es ausreichend die erste Installationsdatei zu entpacken, die anderen Dateien werden dann automatisch mit ausgepackt. Sollte der Best Service ENGINE Player noch nicht auf Eurem Rechner sein, müsst Ihr diesen vorab installieren, ihr findet den kostenlosen ENGINE Player hier: www.bestservice.de/downloads.html

Um ERA 2 dem ENGINE Player hinzuzufügen, klickt Ihr im ENGINE auf „Preferences“ (rechts oben) und in dem sich nun öffnenden Bereich auf „add Library“. Ist dies geschehen, ist es wichtig das Ihr ENGINE schließt und dann erneut öffnet, nun findet Ihr ERA 2 in der LIBRARY Auswahl.

Engine-Add-Library
Engine-Add-Library

Wenn Ihr ERA 2 das erste mal ladet, wird der Aktivierungsdialog aufgerufen, dort tragt Ihr Euren Produktcode ein und darauf hin erhaltet Ihr einen Responsecode, mit welchem ERA 2 freigeschaltet wird. Das Prozedere ist einfach und schnell erledigt.

Was ist drin im Klangpaket?

Eduardo Tarilonte hat in ERA 2 mehr als 70 (davon 25 neue) Instrumente sowie Soundscapes integriert, die Soundscapes sind dann nicht mehr so unbedingt mittelalterlich, sondern passen sich auch ganz hervorragend in aktuelle moderne Musikproduktionen ein, hinzukommen auch noch die mystischen Atmosphären und Wooshes, welche sich sehr gut zum Beispiel in der Film- oder Computerspielevertonung nutzen lassen.

Folgende Instrumente sind in ERA 2 enthalten

  • 10 Flöten
  • 8 Holzbläser
  • 4 Jagdhörner
  • 3 Blechbläser
  • 9 Streicher
  • 13 Saiteninstrumente
  • 3 Keyboards
  • 20 Percussioninstrumente
  • 1 Gesangsstimme

OK, das hört sich jetzt alles nicht so besonders an, allerdings entsprechen weder die Flöten, wie auch alle anderen Instrumente nicht dem was wir heute normalerweise in Produktionen einsetzen, es handelt sich bei allen Instrumenten um seltene Exemplare aus einer längst vergangenen Epoche, die professionell gespielt und gesamplet wurden.

Nachhalllllll….

Wobei ich aber auch schon bei einem Kritikpunkt bin, denn der Hallanteil ist bei allen Instrumenten extrem hoch eingestellt, das Gute ist der Hall lässt sich abschalten oder herunterregeln und schon klingt es viel authentischer, Eduardo muss ein großer Fan von ganz viel Nachhall sein, ich werde ihn im Juni besuchen, wenn alles klappt und dann mal schauen ob er vielleicht in einer Kathedrale wohnt, dies würde die Affinität zu soviel Hall sicherlich erklären 🙂

Wie gesagt Ihr tut gut daran den Hall runterzuregeln oder gänzlich abzuschalten, denn ich kann mir kaum vorstellen das im Mittelalter gespielte Instrumente mit diesen Hallräumen aufwarten konnten, außerdem ist es viel sinnvoller ein Reverb auf eine Sendspur zu legen, um so den Hallanteil aller Instrumente global regeln zu können.

Es kann andererseits aber auch Sinn machen den integrierten Nachhall abzuschalten um im ENGINE Player einen anderen Halleffekt einzusetzen, nach meinem Geschmack kann so oftmals ein besseres klangliches und räumliches Ergebnis erzielt werden. (Oben links auf „Pro Edit“ klicken und dann „add Insert fx“, dort könnt Ihr zwischen drei Reverb Modulen wählen, zum Einen die algorithmischen Halleffekte „Reverb“ und Reverb Two“ und zum Anderen „Origami“ – zu finden unter „Special“ – welches einen Faltungshall also gesampelte echte Räume als Quelle für die Rauminformation nutzt.)

Die Bedienoberfläche:

ERA-2-Instrumente
ERA-2-Instrumente

Bei den Instrumenten finden wir auf der Bedienoberfläche unterschiedliche Einstellungsmöglichkeiten, neben den obligatorischen Attack, Decay, Sustain und Release (ADSR) Reglern ist ein Volume-Regler, welcher für die Lautstärkeeinstellung zuständig ist, oben links zu finden, darunter befindet sich ein Panorama Regler, der das Instrument im Stereofeld verteilen kann. Im rechten Bereich können wir mittels des Pitch Reglers die Tonhöhe der jeweiligen Instrumente anpassen und unter diesem Regler befindet sich der wohl wichtigste virtuelle Poti und Schalter, welcher zur Regelung oder zur Deaktivierung des Nachhallanteils dient.

Klar dient der Schalter hier auch zur Aktivierung des Nachhalls, da dieser aber als Vorgabe immer aktiviert ist (was ich nicht unbedingt gut finde), gehe ich hier primär auf die Deaktivierung ein.

Abhängig davon ob oder aber auch welches Instrument oder eine Klanglandschaft (Soundscapes, Athmosperes, Whooshes) gewählt wurde, erscheint der Button „Controls“ unten im mittleren Bereich der Bedienoberfläche.

ERA-2-Controls
ERA-2-Controls

Im Bereich Controls finden wir Acht Drehregler, wobei bei den meisten Instrumenten nur zwei oder vier davon mit einer Funktion belegt sind, dies ändert sich je nachdem, welches Instrument geladen wird.

Es kann das Vibrato in der Lautstärke und in der Geschwindigkeit geregelt werden und die Expression sowie die Ausklangslautstärke (Release Volume), diese Funktion ist mittels eines Buttons genau wie das Reverb abschaltbar.

Unten rechts findet sich dann noch etwas versteckt, ein meiner Ansicht nach recht wichtiger Button, dieser aktiviert die Tonhöhen Humanize Funktion (Pitch Humanizer) und dient dazu das Gespielte etwas lebendiger klingen zu lassen, gerade bei den Blasinstrumenten macht diese Funktion ausdrücklich Sinn.

ERA-2-Instrumente-Info
ERA-2-Instrumente-Info

Neben dem „Controlls“ Button befindet sich rechts ein Button mit der Aufschrift „Info“, hier kann nichts mehr am Klangverhalten der Instrumente beeinflusst werden, dafür erhält man aber jeweils eine gute Kurzinfo dazu, um was für ein Instrument es sich bei dem gerade aktuell geladenen handelt, außerdem werden hier die Tastenbelegungen der Hilfstasten auf dem Keyboard angezeigt. Mit diesen Hilfstasten kann zum Beispiel zwischen „Legato“ oder „Staccato“ sowie weiteren Spielformen umgeschaltet werden.

Pro Edit

BestService-Engine-ProEdit
BestService-Engine-ProEdit

Wem die bisher vorgestellten Parameter zur Klanganpassung noch nicht ausreichen der kann in den „Pro Edit“ Modus von ENGINE wechseln und hier bis in die kleinsten Feinheiten an den Klängen schrauben.

Ehrlich gesagt, finde ich das wirklich sehr gut und man kann auch sehr viel anpassen aber ich tue mich mit meiner Sehkraft hier recht schwer, denn der ENGINE Player ist leider nicht skalierbar und alles ist trotz Brille für mich irgendwie viel zu klein und daher recht unkomfortabel. Ich muss hier zudem noch anmerken, dass dieses Problem auch bei KONTAKT gegeben ist, die Bedienoberflächen lassen sich nicht skalieren oder auf Bildschirmgröße aufzoomen, was die Bearbeitung der Instrumente nicht unbedingt komfortabel gestaltet.

Wie hört es sich an ???

Die Instrumente klingen durch die Reihe gut und authentisch, einige Perlen, die ich gar nicht in ERA 2 vermutet hätte, machen dann mal so richtig Spaß, zum Beispiel die Kirchenglocken haben mir dabei geholfen in meinem Dorf ein wenig Verwirrung zu stiften, denn einer der drei Kirchenglocken Klänge kam unserer echten in der Dorfkirche beheimateten Glocke vom Klang so nah das einige Nachbarn fast zur vermeintlichen Messe aufgebrochen sind, ja ja das war mal wieder der verrückte Deutsche „o Aleman esta raro… 😉

Auch ein Dudelsack befindet sich im Klangarsenal von ERA 2 und dieses Instrument ist sehr schwer elektronisch reproduzierbar aber Eduardo hat dies verdammt gut hinbekommen, und schon wieder kann ich meine Nachbarn verwirren, der Dudelsack, hier als Gaita bezeichnet, ist das meistgespielte Instrument in Galicia der Provinz in Spanien in der ich lebe.

Neben einer sehr gut klingenden Trompete finden wir auch eine Posaune aber das sind alles eben halt Versionen dieser Instrumente aus der Renaissance oder aus dem Mittelalter und daher recht speziell. Die Tasteninstrumente sind auch alle sehr brauchbar und klingen sehr gut, die Spielweise muss man halt ein wenig anpassen, wenn es denn auch nach Mittelalter klingen soll.

Bei den Perkussionsinstrumenten befinden sich, neben den bereits erwähnten sehr guten Kirchenglocken, auch Tambourines, Trommeln, Kesselpauken und noch weitere spezielle Schlaginstrumente.

Schön ist das auf den Snares zum Beispiel auch schon fertige Wirbel spielbar sind. Bei den Saiteninstrumenten finden wir die Rubriken „bowed“ (gestrichen) und „plucked“ (gezupft), sehr interessant sind hier unter anderem die keltisch angehauchten Violinen Grooves, diese sind schon fertig spielbar und bringen sofort gute Laune (wenn man das mag).

Hier macht dann auch der „Pitch“ (Tonhöhe) Regler mal unbedingt Sinn, denn die Grooves sind über die Tastatur nur in einer festgelegten Tonhöhe abrufbar, es sei denn, die Tonhöhe wird mittels „Pitch“ angepasst.

Bei den gezupften Instrumenten finden wir eine Gitarre, die einen sehr schönen und durchsetzungsfähigen Klang aufweist. Insgesamt ist die Rubrik der Saiteninstrumente sehr gut gefüllt mit vielen interessanten und selten gehörten Instrumenten.

Die nächste Rubrik heißt „Voices“ und beinhaltet zwei Instrumente namens „Tavern Singers“, ja OK ich will mich nicht unbedingt unbeliebt machen aber Eduardo das kannst du viel viel besser, ich weiß das denn ich habe sowohl Shevannai wie auch Altus getestet, alles Librarys von dir…

Kurzum es haut mich nicht vom Stuhl, insbesondere deshalb da ich weiß das es von ERA 2 noch eine limitierte Sonderauflage gibt, die noch weitere Stimmen beinhaltet und was ich da bereits in einigen Klangbeispielen gehört habe, zeigt mir das diese „Voice“ Instrumente weitaus besser sind als die „Tavern Singers“.

Die letzte Rubrik „Wind“ widmet sich den Holzblasinstrumenten, neben den schon erwähnten hervorragenden Dudelsäcken finden wir hier auch einige sehr schöne Flöten, Kriegshörner und weitere Blasinstrumente.

Außerdem ist noch ein mit dem Begriff „Breathing“ getauftes Instrument hier zu finden, welches schlichtweg weibliche Atemgeräusche beinhaltet, die kommen so authentisch rüber das einem eine Gänsehaut über den Rücken wandert.

Die Soundscapes sind, mal abgesehen davon das auch hier der Hallanteil viel zu hoch eingestellt ist, allesamt sehr brauchbar und machen sehr viel Spaß, gerade für die Untermalung von Film- oder Game- Szenen sind diese Klanglandschaften bestens geeignet aber auch als Intro für eine aktuelle Produktion können die Soundscapes sinnvoll sein, mein Tipp dazu ist das Preset „Underworld“. Auch die „Mystheric Athmosperes“ und die „Whooshes“ finden sicherlich schnell Freunde im Bereich der Filmvertonung.

Alle enthaltenen Instrumente in ERA 2 im Überblick:

WindsReeds
  • Renaissance Soprano Recorder
  • Renaissance Alto Recorder
  • Renaissance Tenor Recorder
  • Renaissance Bass Recorder
  • Traditional Soprano Recorder
  • Traditional Wooden Flute
  • Gemshorn
  • 2 holed flute
  • Tin Whistle
  • Wooden Transverse Flute
  • Crumhorn Soprano
  • Crumhorn Alto
  • Crumhorn Tenor
  • Crumhorn Bass
  • Bagpipe A
  • Bagpipe D
  • Chirimia
  • Bombarde
War HornsBrass
  • Anyafil
  • Shofar
  • Celtiberic War Horn
  • War Horn
  • Natural Trumpet
  • Sackbut
  • Cornetto
Bowed StringsPlucked Strings
  • Bass Viola da Gamba
  • Fidule
  • Hurdy Gurdy
  • Viola de Roda
  • Bowed Psaltery
  • Tromba Marina
  • Nyckelharpa
  • Fiddle Grooves
  • Tenor viola da gamba
  • Baroque Guitar
  • Renaissance Lute
  • Renaissance Small Harp
  • Renaissance Small Bray Harp
  • Zither
  • Psaltery (Beaten)
  • Medieval Psaltery
  • Gittern
  • Bass Citole
  • Medieval Lute
  • Small Psaltery
  • Gothic Harp
  • Langeleik
KeysVoices
  • Organetto
  • Spinet
  • Virginal
  • Tavern Singers
PercussionPercussion
  • Army Piccolo Snare
  • Barbarian Frame Drum I
  • Barbarian Frame Drum II
  • Frame Drum (stick)
  • Bombo Leguero
  • Bumbac High
  • Bumbac Mid
  • Bumbac Low
  • Distant Drums
  • Execution Snare I
  • Execution Snare II
  • Juglar Snare
  • Tambourine I
  • Tambourine II
  • Tambourine III
  • Church Bells
  • Napoleonic Snare
  • Field Drum
  • Kettle Drums
  • Claps

Fazit:

Eduardo Tarilonte hat mit ERA 2 Medieval Legends eine hochinteressante und einzigartige Klangbibliothek mit vielen sehr gut gesampelten Instrumenten, die nicht tagtäglich zu hören sind, geschaffen.

Es macht Spaß mit ERA 2 zu arbeiten und manche Instrumente inspirieren förmlich dazu, eine neue Melodie zu komponieren.

Mich hat der zu starke Hallanteil, welcher leider immer so voreingestellt ist, ein wenig gestört, dieser ist aber regelbar oder abschaltbar.

Ein dickes Lob gebührt der Idee eine Information zu allen enthaltenen Instrumenten zu spendieren, dies hilft auch die Spielweise, des jeweiligen Instrumentes, zu verstehen.

Alles in allem ist ERA 2 Medieval Legends eine innovative, leicht bedienbare und sehr gut klingende musikalische Zauberbox, die uns den Klang des Mittelalters verfügbar macht.

Interessant ist ERA 2 sicherlich für Film Vertoner oder Spiele Designer aber auch für Musikproduktionen ist dieses herausragende Library sehr gut nutzbar.

Wenn Ihr also Eure Produktion deutlich vom Mainstream abheben wollt, habt Ihr mit ERA 2 damit eine gute Möglichkeit.

Weitere Informationen findet Ihr bei Best Service

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