Ja ist denn scho Weihnachten?! – Testbericht „Organum Venezia“ von Best Service

Testbericht von Klaus Feurich

Nein, noch nicht ganz. Aber  schon fast. Aber zugegeben, Kirchenorgel erinnert mich halt in erster Linie an Weihnachten. Und Kirche. Und da kommt mir dann spontan der Spruch vom „Kaiser“ zu in den Sinn.

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Kirchenorgel ist ja nun schon ein wenig speziell, was die Einsatzmöglichkeiten betrifft. Zugegebenermaßen in der Klassik und vielleicht auch noch im Soundtrackbereich. Aber darüber hinaus eher weniger. Vielleicht noch Sachen wie Alan Parsons Project mit „Tales of mystery and imagination“. Und Johann Sebastian. Und eben: Weihnachten.

Aber ihr merkt schon, ich schwafel. Darf ich aber auch mal. Sieht nämlich so aus, als würde das hier tatsächlich mal ein „Kurztest“ von mir werden. Ja, das kann ich auch. Glaubt man kaum, wenn man meine anderen Tests so kennt. Aber viel gibt es hier halt gleich nicht zu sagen. Also texte ich euch lieber ein wenig in der Einleitung voll, denn schließlich werde ich nach Worten „bezahlt“ 😉

Nur werd ich damit dieser kleinen, feinen Library nicht gerecht. Also lieber mal voran jetzt.

 

„Organum Venezia“

Wir haben  hier eine Library, die aus den Aufnahmen einer echten Orgel aus der Region Venedig in Italien herrührt. Das Original steht  in der Nähe von Venedig und bringt das typische Klangbild einer Orgel aus französicher Cavaillé-Coll und Puget Manufaktur mit. 1999 wurde sie von dem Orgelbauer Andrea Zeni Tesero anlässlich des hundertjährigen Todestages von Cavaillé-Coll erbaut.

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Die Orgel wurde aufwändig mikrofoniert und aufgenommen. Dabei wurde auch auf ein authentischer „Ambiente“ geachtet, heißt, der Raum wurde mit aufgenommen, was in einem sehr authentischen Raumgefühl und –anteil resultiert.

Die Library kommt wieder für den Best Service eigenen „Engine 2“ Sampler, der auf dem „Independence“ Sampler von Magix basiert. Die Library besitzt nur ein knapp 320 MB großes Image für die Samples und ist damit eher klein geraten.

 

Der Spieltisch des Organisten

Der Spieltisch des Organisten, so nennt sich der „Arbeitsplatz“ des Musikers, gibt sich eher aufgeräumt. Es stehen insgesamt aber doch 18 Register zur Verfügung, davon 5 Kombinationen und 1 Tutti Register, das die anderen Registraturen überschreibt. Heißt, drückt man (…nein, Entschuldigung, bei einer Orgel zieht man…), also zieht man Tutti, wird die gerade aktuelle Registerauswahl deaktiviert, nach Beendigung des Tutti, steht die vorherige Auswahl jedoch wieder zur Verfügung. Sehr praktisch.

Dabei sind alle Register frei kombinierbar, allerdings gibt es keine Möglichkeit, eigene Kombinationen zu erstellen oder als Preset abzuspeichern. Auch sind leider keine Keyswitches vorhanden, um die Register zu schalten. Und leider erzeugen die verschiedenen Register auch keine Midi Controller Daten, so dass Registerwechsel in einer DAW leider nicht aufzeichenbar sind.

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An Registern bzw. Kombinationen stehen zur Verfügung:

Combinations:

  • Tutti (combination)
  • Combi Funds 8 (combination)
  • Combi Flutes 4 (combination)
  • Combi Ripieno (combination)
  • Combi Reeds (combination)
  • Old Chappel (special “old style? stop)

Grand Organ (GOR) manual stops:

  • Basson 16
  • Trumpet 8
  • Flute 16
  • Montre 8
  • Prestant 4
  • Plein

Positive (POS) manual stops:

  • Oboe 8
  • Flute 8
  • Octave
  • Nazard
  • Celeste

Pedal (PED) board stop:

  • Flute 16

 

Abgerundet wird das Ganze durch einen wirklich hervorragend klingenden Hall. Dieser ist per Schieberegler frei zumischbar. Wobei es sich hier tatsächlich um einen „echten“, also aufgenommenen Hall handelt und nicht um einen Effektalgoritmus.

 

Vibrierende Luft

Lassen wir doch mal den alten Johann Sebastian himself den Klang vorführen. Und ihr Puristen da draußen möget mir verzeihen, dass ich einfach ein Midifile genommen habe. Ich habe mir statt selbst zu spielen lieber mal erlaubt, ein wenig an den Registern zu ziehen, während J.S. gespielt hat. Hat mit einiger Sicherheit natürlich nicht viel mit der originalen Registratur zu tun. Aber ich will ja auch nur ein wenig den Klang zu Gehör bringen.

 

 

Ich finde, die Orgel klingt superb. Insbesondere der räumliche Eindruck ist hervorragend und sorgt für ein extrem authentisches Klangerleben. Die verschiedenen Register lassen sich deutlich unterscheiden und decken die wichtigsten Klangspektren einer Kirchenorgel ab. Das Ganze kommt richtig wuchtig und voluminös und ja, man hat den Eindruck zu spüren, wie die Luft vibriert. Mehr kann und braucht man dazu eigentlich nicht sagen.

 

Fazit

Wer eine hervorragend klingende Orgel sucht, deren einzelne Register frei kombinierbar sind und die noch dazu mit einem erstklassigen Raumklang versehen sein soll, der MUSS hier zugreifen. Der Klang ist voluminös und kräftig und man hat den Eindruck sogar den Druck, den eine große Orgel erzeugt, wirklich spüren zu können. Und das mit einer äußerst geringen Speicher- und CPU-Last. und eben diesem absolut authentischen Hall einer Kirche,

Einzige Wermutstropfen: Registerwechsel sind nicht aufzuzeichnen und der Preis, der meiner Meinung nach für eine solche „kleine“ Library durchaus ein wenig niedriger hätte sein dürfen, aber immer noch als angemessen gelten darf.

 

Plus

+ frei kombinierbare Register

+ voluminöser, kräftiger Klang

+ echter Hall / Kirchenatmosphäre

 

Minus

– Preis

– keine Möglichkeit Registerwechsel aufzuzeichnen

 

Bezugsquellen

„Organum Venezia“ ist als DVD oder Download direkt über Best Service erhältlich: http://www.bestservice.de//organum_venezia.html

UVP   89,- €

 

Klaus Feurich
Über Klaus:
Musiker und Techniker: Keyboards, Gitarre, Sounddesign, Ton- und Studiotechnik, Computertechnik
http://lunymarmusic.com

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