Testbericht: SPC PLUGINS ArcSyn 3.0.0 – Kein Brexit im Plugin-Ordner!

Ein Testbericht von Perry Staltic,
veröffentlicht am 06.05.2019

Wer von uns kennt wohl nicht das im Südwesten von England gelegene Hafenstädtchen Ilfracombe? Seitdem die dort ansässige Plugin-Manufaktur SPC PLUGINS nach einer Reihe interessanter Klangverbieger ihren ersten und bis dato einzigen Synthesizer namens ArcSyn der Welt vorgestellt hat, sind nun schon gut 3 Jahre ins Land gezogen. In der Zwischenzeit ist SPC PLUGINS aber nicht faul geblieben, sondern hat dem ArcSyn zahlreiche Updates verpasst, und mittlerweile ist das Plugin bereits bei der Versionsnummer v3.0.0 angelangt.

ArcSyn bedient sich grundsätzlich der subtraktiven Synthese, bringt dabei jedoch noch einige Extrafunktionen mit, die ihn deutlich von der Masse typischer virtuell-analoger Mitbewerber abheben und die sein Klangspektum enorm ausweiten. Ein Grund mehr, ihm hier endlich einmal einen Testbericht zu widmen!

Grundsatzfragen…

ArcSyn läuft auf dem PC ab Windows XP als VST 2.4-Plugin und auf dem Mac von OS X Version 10.06 (Snow Leopard) bis 10.11 (El Capitan) als VST 2.4- sowie als AU-Plugin, es existieren dabei jeweils Versionen für 32-bit- und für 64-bit-Hosts.

Wie immer habe ich mangels Apfelrechner nur die Windows-Plugins testen können, in meinem Falle unter Windows 7 auf meinem flotten Studiorechner mit Intel i7 und 16 GB RAM sowie unter Windows 10 auf einem durchschnittlichen Notebook mit i5 und 4 GB RAM. Auf beiden Rechnern lief ArcSyn dabei störungsfrei und ohne signifikant viele Hardware-Ressourcen zu verheizen. Selbst der Betrieb einer ganzen Reihe an parallel geladenen Plugin-Instanzen, beispielsweise 15 Stück für das obligatorische Klangbeispiel zum Testbericht, brachte meinen Rechner auch nicht nur annähernd zum Schwitzen.

SPC PLUGINS ArcSyn v3.0.0
SPC PLUGINS ArcSyn v3.0.0

Im Gegensatz zu vielen anderen Plugins, die ich in der jüngeren Vergangenheit testen durfte, verlangt ArcSyn zu seiner Aktivierung nach der Installation keinerlei Internetverbindung auf dem Studiorechner, sondern lässt sich sehr anwenderfreundlich ganz einfach mittels Benutzernamen und Lizenzcode freischalten, eine Praxis, die ich persönlich immer vorziehe und daher an dieser Stelle auch lobend hervorheben möchte!

Die verständlich verfasste Bedienungsanleitung zum ArcSyn, die stellenweise auch schon mal den Humor des Entwicklers durchscheinen lässt, liegt als HTML-Datei vor, die jeweils aktuellste Version davon findet sich für jedermann einsehbar auf der der SPC PLUGINS-Website. Darin wird das Plugin und seine Parameter sehr detailliert erklärt, selbst zu jeder der sechs Dutzend Wellenformen sowie zu den 37 Filtertypen findet sich eine eigene Erläuterung, man sollte allerdings des Englischen einigermaßen mächtig sein (oder notfalls einen automatischen Übersetzer bemühen und hoffen, dass dieser einen ob der vielen technischen Begriffe nicht auf den Holzweg führt…).

Ansichtssache…

Die Bedienoberfläche ist in drei Geschmacksrichtungen verfügbar, neben dem Original in der für SPC PLUGINS typischen Farbgebung, gibt es noch zwei weitere Variationen, die über den STYLE-Button umgeschaltet werden können, und zwar im laufenden Betrieb und ohne ein Neuladen, wie es bei manchen anderen Plugins notwendig ist.

ArcSyn v3.0.0 - GUI Styles
ArcSyn v3.0.0 – GUI Styles

Die virtuellen Parameter-Regler reagieren erfreulicherweise auf Mausradbetätigung, ebenso ist ein einfach zugängliches und gut funktionierendes MIDI-Learn-System vorhanden, mit dem die Bedienelemente recht schnell auf einen beliebigen Controller angelernt werden können.

Alle Parameter des ArcSyn sind auf einer einzigen Seite versammelt und daher auch stets im direkten Zugriff. Winzige Ausnahmen von dieser Regel: Die Modulationsmatrix kann nur acht von insgesamt sechzehn Slots auf einmal anzeigen, also entweder 1-8 oder 9-16, und die vier Hüllkurven sowie die acht LFO müssen sich die jeweils nur einmal vorhandenen Bedienelemente teilen.

In der Praxis bedeutet dies aber eigentlich keine nennenswerte Einschränkung für den Workflow, ganz im Gegenteil, denn anderenfalls müsste die Bedienoberfläche wohl auf die doppelte Größe aufgepumpt werden, und als Folge würde es dann dort sicherlich viel zu voll und unübersichtlich zugehen. Ich finde das Bedienkonzept beim ArcSyn daher gut gelöst.

Ansonsten gibt es aber keine versteckten Unterseiten, GUI-Tabs oder dergleichen, lässt man jetzt einmal das separat aufzurufende Fenster des Preset-Browsers außer Acht.

ArcSyn v.3.0.0 - Parameter-Display
ArcSyn v.3.0.0 – Parameter-Display

Kleines, aber praktisches Detail: Das zentral positionierte Display zeigt automatisch die Werte der aktuell angewählten Parameter an.

Triebfeder…

Wie eingangs schon erwähnt, handelt es sich bei ArcSyn um einen subtraktiven Synthesizer, vereinfacht gesagt, er erzeugt seine Klänge dadurch, dass er aus einem Vorrat an mehr oder minder obertonreichen Wellenformen schöpft und diese anschließend mittels Filter in Form bringt.

ArcSyn bietet drei identisch aufgebaute virtuelle Oszillatoren, die jeweils eine von insgesamt 71 Wellenformen wiederzugeben vermögen. Dabei werden übrigens alle seine Wellenformen in Echtzeit erzeugt, und ArcSyn kommt somit auch ohne Samples aus. Daher benötigt er als Nebeneffekt auch nur sehr wenig Platz auf der Festplatte und muss zudem nicht erst den RAM-Speicher mit irgendwelchen Wellenform-Dateien vollpumpen.

Neben den bekannten Standards und diversen Variationen davon findet sich hier auch allerlei ungewöhnliches Ausgangsmaterial, darunter etwa durch Frequenz- oder Ringmodulation erzeugte Spektren, (u.a. vokale) Formanten, ein 64teiliges Wavetable oder rund ein Dutzend verschiedene Arten von Rauschen (schon einmal „violet noise“ gehört…?) uvm.

ArcSyn v3.0.0 - Wellenform-Auswahl
ArcSyn v3.0.0 – Wellenform-Auswahl

Ist diese Auswahl bereits an sich schon sehr üppig, so potenziert sie sich noch einmal deutlich durch den SHAPE-Parameter, mit dem sich die meisten der Wellenformen (Sägezahn, Dreieck oder Sinus beispielsweise bilden hier eine Ausnahme) variieren lassen, ob dies jeweils stufenlos oder aber in festgelegten Schritten geschieht, ist dann wiederum von der gewählten Wellenform abhängig. Neben einem Drehregler gibt es auch zwei Buttons für eine schrittweise Änderung dieses Waveshaping-Parameters.

Die drei Oszillatoren können wie üblich in ihrem Pegel, in ihrer Oktavlage und in ihrem Verstimmungsgrad geregelt werden, Letzteres sowohl grob in Halbtonschritten als auch fein mittels exponentiellem und linearem Detuning. Zudem lässt sich für jeden Oszillator durch kleine Crossfader stufenlos einstellen, wie viel von seinem Ausgangssignal jeweils in die beiden vorhandenen Filtersektionen gelangen soll.

ArcSyn verfügt über verschiedene poly- und monophone Abspielmodi und kann bis zu 32 Stimmen wiedergeben. Des Weiteren hat er einen flexiblen Arpeggiator an Bord, was immer gerne gesehen ist. In der v3.0.0 neu hinzugekommen ist eine Unisono-Funktion, mit welcher die drei Oszillatoren zwei-, vier-, acht- oder gar sechzehnfach übereinander geschichtet und gegeneinander verstimmt werden können. Damit lassen sich dann geradezu massive Klangwände erschaffen.

Schnittmenge…

Dort angekommen hat man die Auswahl zwischen ganzen 37 Filtertypen. Die Palette umfasst Tiefpass-, Hochpass-, Bandpass- und Notchfilter mit unterschiedlicher Flankensteilheit, die laut SPC PLUGINS allesamt nach dem Vorbild der Filter im MATRIX 12 bzw. im XPANDER von OBERHEIM modelliert wurden.

Dazu kommen noch vom ARP ODYSSEY inspirierte State Variable Filter, aber auch einige Kamm- und Vokal-/-Formantfilter, verschiedene Phaser-Modelle sowie ein paar eher unkonventionellere Typen wie Ringmodulator, Sample Rate-Reduzierer oder Frequency Shifter etc.

ArcSyn v3.0.0 - Filter-Typen
ArcSyn v3.0.0 – Filter-Typen

Ein Cutoff-Regler existiert natürlich ebenfalls, genauso wie ein Resonanzparameter, Letzterer ist aber bei einigen der vorgenannten Filtertypen ohne Funktion. Dem Filter ist mit DRIVE eine Verzerrereinheit mit acht Typen nachgeschaltet, über die sich das Signal mit leckeren Röstaromen würzen lässt.

ArcSyn v3.0.0 - Drive-Modi
ArcSyn v3.0.0 – Drive-Modi

Dies alles steht, wie bereits erwähnt, in doppelter Ausführung (Filter 1 und Filter 2) bereit und bietet somit enorme Klangformungsmöglichkeiten.

Die erste der insgesamt vier vorhandenen Hüllkurven ist der Filterfrequenz zugeordnet (die Stärke ihrer Einwirkung ist regelbar), via Modulationsmatrix lassen sich jedoch auch die anderen Hülkurven auf das Filter legen. Auf diese Weise kann man auch beide Filtersektionen mit verschiedenen Hüllkurven getrennt ansprechen.

Hüllkurve Nummer 4 ist übrigens per Voreinstellung auf die Lautstärke geroutet.

ArcSyn v3.0.0 - Hüllkurven-Sektion
ArcSyn v3.0.0 – Hüllkurven-Sektion

Bei den Hüllkurven handelt es sich um AHDSR-Modelle (nicht zu verwechseln mit ADHS, der ArcSyn kommt ohne Ritalin aus…), das H steht hier für HOLD, womit die Haltezeit des Spitzenpegels zwischen der ATTACK- und der DECAY-Phase gemeint ist.

Für die Zeitwerte ATTACK, DECAY und RELEASE kann separat die Kurve der Steigung bzw. des Abfalls eingestellt werden, die Mittelstellung der Regler bedingt dabei jeweils einen linearen Verlauf.

Interessanterweise und im Gegensatz zu den meisten anderen Synthesizern gibt es bei den Hüllkurven des ArcSyn sowohl Dreh- als auch Schieberegler, eben je nach Abschnitt, nach einer kurzen Eingewöhnungszeit kommt einem dies aber durchaus recht logisch und übersichtlich vor.

Motivationsforschung…

Die LFO-Abteilung ist beim ArcSyn so umfangreich ausgefallen, dass sie ein gesondertes Kapitel in diesem Testbericht verdient. Zunächst einmal gibt es insgesamt acht identische LFOs.

Diese können aber nicht nur, wie anderweitig ja meist üblich, einfache Schwingungsmuster erzeugen, sondern auch komplexe Sequenzen mit jeweils bis zu sechzehn Schritten. Für jeden Schritt kann dabei eine eigene LFO-Wellenform definiert werden, die wiederum mittels eigenem SHAPE-Regler noch weiter verformbar ist.

ArcSyn v.3.0.0 - LFO und Step-Sequencer
ArcSyn v.3.0.0 – LFO und Step-Sequencer

Diese können aber nicht nur, wie anderweitig ja meist üblich, einfache Schwingungsmuster erzeugen, sondern auch komplexe Sequenzen mit jeweils bis zu sechzehn Schritten. Für jeden Schritt kann dabei eine eigene LFO-Wellenform definiert werden, die wiederum mittels eigenem SHAPE-Regler noch weiter verformbar ist.

Da dabei schon ein einzelner Schritt nicht nur statische Wellenformen wiederzugeben vermag, sondern auch stetig variierende Zufallsmuster sowie kleine Random-Step-Sequenzen, kann man sich gerne vorzustellen versuchen, welche bewegungsfreudigen Modulationen einem Klang hier bei Verwendung aller sechzehn Schritte mit solch dynamischen Mustern durch nur einen einzigen LFO aufgedrückt werden kann, ganz zu schweigen von einem Einsatz aller acht LFOs gleichzeitig!

ArcSyn v3.0.0 - LFO-Muster
ArcSyn v3.0.0 – LFO-Muster

Wie heutzutage üblich, können die LFOs sowohl frei schwingen als auch zum Host-Tempo synchronisiert werden, OFFSET- und DELAY-Parameter bieten weitergehende Möglichkeiten an, die man leider noch lange nicht bei jedem Synthesizer vorfindet. Zudem kann via SEQ MODE die Abspielrichtung der LFO-Schritte ähnlich wie bei einem Arpeggiator definiert werden, außerdem lassen sich bei Bedarf die Einstellungen von einem Schritt auf einen oder mehrere andere kopieren.

Die LFOs eignen sich aber nicht bloß zur Modulation diverser Klangparameter, sondern lassen sich auch als Step-Sequencer für komplexe Melodien verwenden, inklusive Slides und anderer Spielereien. Das sich dieses Anwendungsgebiet vielleicht nicht auf dern ersten Blick erschließen mag, empfiehlt sich hier einmal mehr der Blick in die Bedienungsanleitung, die genau erklärt, wie dies vonstatten geht (wenn man den Vorgang jedoch erst einmal verinnerlicht hat, sind solche Sequenzen nahezu ein Kinderspiel mit dem ArcSyn!). Durch die frei wählbare Schrittzahl sind auch polyrhytmische Experimente überhaupt kein Problem.

ArcSyn v3.0.0 - Modulationsmatrix
ArcSyn v3.0.0 – Modulationsmatrix

Ein enger Verbündeter der LFO-Sektion stellt die MOD MATRIX dar, hier können in maximal sechzehn Slots die Quellen und Ziele für eine Modulation definiert werden. Zwei Quellen (SOURCE-A und SOURCE-B) können pro Slot ausgewählt und gegebenenfalls über einen sogenannten MODIFIER miteinander verknüpft werden, worunter etwa verschiedene mathematische Operatoren oder auch diverse Tonleiterskalen fallen. Die Modulationstiefe (LEVEL) lässt sich stufenlos sowohl positiv als auch negativ einstellen.

ArcSyn v3.0.0 - Modulationsquellen, -modifizierer und -ziele
ArcSyn v3.0.0 – Modulationsquellen, -modifizierer und -ziele

Selbstverständlich steht diese Modulationsmatrix nicht nur den LFOs zur Verfügung, auch die vier Hülkurven, verschiedene MIDI-CC-Parameter und sogar die Ausgänge der SLOTS selbst können u.a. als Quellen herangezogen werden. Die ansteuerbaren Ziele sind ebenso vielfältig und umfassen neben den Oszillatoren und Filtern auch allerlei Parameter der Onboard-Efffekte.

Effekthandlung…

Über integrierte Effekteinheiten verfügt der ArcSyn also ebenfalls, und zwar derer gleich drei. Diese können sowohl seriell als auch parallel miteinander verknüpft werden, wobei im letzteren Fall der zweite Effektblock durch das Ausgangssignal des ersten und des dritten Blocks gefüttert wird.

Sehr praktisch sind auch die beiden SWAP-Schalter, mit dem die Reihenfolge von Effekt 1 und 2 bzw. von Effekt 2 und 3 vertauscht werden können, denn es macht ja beispielsweise einen großen Unterschied, ob man einen Hall durch ein Echo schickt oder aber ein Echo verhallt.

Seit der Vorgängerversion 2.0.0 bringt die Effektabteilung des ArcSyn auch ein Paar Stereoeingänge mit, wodurch er sich auch als Effektplugin für andere Klangerzeuger und Audiospuren einsetzen lässt, natürlich vorausgesetzt, dass die verwendete DAW hier ebenfalls in puncto Routing-Optionen bei Instrumenten-Plugins mitspielt. Die Effektsektionen sind dabei stets aktiv, womit die Notwendigkeit entfällt, den ArcSyn zu diesem Verwendungszweck zusätzlich noch mit Notenbefehlen anzusteuern. Besonders cool ist hierbei, dass sich über die Modulationsmatrix dann u.a. auch die Möglichkeiten der LFOs auf solche externen Audiosignale anwenden lassen, indem man damit diverse Effektparameter moduliert.

ArcSyn v3.0.0 - Effekt-Auswahl
ArcSyn v3.0.0 – Effekt-Auswahl

Insgesamt 32 Effekt-Algorithmen stehen den drei Effekteinheiten zur Verfügung. Neben den üblichen Verdächtigen wie etwa Chorus, Flanger, Phaser, Delay und Reverb finden sich darunter auch Equalizer, Bitcrusher, Frequency Shifter, verschiedene statische Filtertypen, Distortion, Autopan und sogar ein Slew Limiter, den man sonst eher in Modularsystemen antrifft.

Qualitativ habe ich an den einzelnen Effekten nichts auszusetzen, und da ja viele der Effekt-Parameter auch als Ziele in der Modulationsmatrix anwählbar sind, stellt die Effektsektion beim ArcSyn nicht einfach nur eine kosmetische Beigabe wie bei vielen anderen Synthesizer-Plugins dar, sondern kann auch als aktiver Bestandteil in die eigentliche Klangsynthese eingebunden werden.

Zufallsbekanntschaften…

Wer gerne eigenene Klänge von Grund auf erstellt, der wird sich über den INIT-Button freuen (es gibt darüber hinaus in der Factory-Library auch noch ein paar Init-Presets für verschiedene Einsatzzwecke), mit dem alle Parameter in einem Rutsch auf ihre Grundeinstellungen zurückgesetzt werden können. Und wer sich im Eifer des Gefechts dann doch mal verklickt oder es zu weit getrieben hat, der mag den UNDO-Button zu schätzen wissen, der alle getätigten Änderungen rückgängig macht, und dies sogar mit unbegrenzter Schrittzahl.

ArcSyn v3.0.0 - Funktions-Buttons
ArcSyn v3.0.0 – Funktions-Buttons

Einen besonderen Augenmerk beim ArcSyn verdient jedoch der RANDOM-Button (RND), der per Mausklick eine Zufallspreset inklusive Phantasienamen erstellt. Dabei werden die Parameter des jeweils zuletzt aktiven Presets randomisiert, weshalb diese Funktion prinzipiell auch die besten Ergebnisse mit komplexeren Presets als Grundlage produziert. Jeder Klick auf diesen Schalter variiert übrigens immer wieder erneut das Ursprungspreset und nicht etwa das letzte Zufallsergebnis. Hält man zusätzlich auch noch die SHIFT-Taste der Computertastatur gedrückt, dann erfolgt ein nahezu vollständiges Durcheinanderwürfeln aller Parameter.

Dem in der Bedienungsanleitung erwähnten Ratschlag, das Master-Volumen des ArcSyn, welches von der Randomisierung stets ausgenommen ist, herunter zu regeln, kann ich mich nur anschließen, denn Ohren und Lautsprecher werden es einem danken. Denn häufig genug ist ein solch zufallsmäßig erzeugtes Preset nicht unbedingt ein akustischer Schöngeist mit musikalischem Nutzwert, dafür aber gerne schon mal ein rüpelhafter Poltergeist oder eine leicht verstörende Klanglandschaft, die dann oft zumindest eine lohnende Grundlage für eine weitergehende Nachbearbeitung darstellt.

Mit der Zufallsfunktion erzeugt man also weniger EDM-taugliche Presets, als mehrheitlich interessante Effektklänge und spacige Atmosphären. Wer also Soundtracks für Filme, Serien oder Videospiele erstellt, der sollte sich unbedingt einmal mit dem ArcSyn und seinem RANDOM-Button auseinandersetzen, er dürfte hier nämlich sehr schnell fündig werden! Mir persönlich gefällt dieser Zufallsgenerator als Inspirationsquelle jedenfalls gut.

Hörvermögen…

Liest sich bisher ja alles ganz nett, aber was nützen einem die tollsten Möglichkeiten bei einem Synthesizer, wenn sein Grundklang am Ende einfach nicht stimmt? Richtig, gar nix! Beim ArcSyn gibt es in diesem Punkt aber zum Glück nicht das Geringste zu bemängeln, ganz im Gegenteil, mir sagt sein Klang rein subjektiv sehr zu!

Ich mag längst nicht jeden VA-Synth, und nicht wenige davon klingen für meinen auch Geschmack recht beliebig und kaum voneinander unterscheidbar, aber der ArcSyn sticht hier meiner Meinung nach positiv aus der Masse heraus.

Insbesondere die mit diesem Synthesizer erzielbare Bandbreite an Klängen und ihre dynamische Spielbarkeit hat mich beeindruckt. Neben Klanggut mit leicht analoghaftem Touch (auch wenn dies sicher nicht seine hauptsächliche Domäne ist), erzeugt er auch FM- oder PD-artiges und sogar teilweise west-coast-mäßig anmutende Klänge. Die typischen VA-Standardsounds für EDM, Techno und Co. bekommt er sowieso mit Leichtigkeit hin und wirkt hierbei schon eher unterfordert. Frische Sounds abseits völlig ausgetretener Pfade scheinen ihm dafür noch umso mehr zu liegen.

SPC PLUGINS liefert zum ArcSyn v3.0.0 mehrere hundert Presets mit, die entweder mittels Schaltern auf der Bedienoberfläche durchgesteppt oder aber direkt in einem eigenem Browserfenster ausgewählt werden können. Bei Bedarf lassen sich übrigens auch noch zwei Presetpacks des Musikers und Sound-Designers Richard DeHove erwerben.

ArcSyn v3.0.0 - Preset-Browser
ArcSyn v3.0.0 – Preset-Browser

Leads und Pads klingen gut und im Mix durchsetzungsfähig, und die Bässe reichen wahlweise von knochentrocken bis schön saftig, selbst eine gelungene Hommage an an den berühmten „Lateley Bass“ des FM-Klassikers YAMAHA TX81Z findet sich unter den Presets. Gefallen haben mir auch allerlei gelungene Glockenklänge von schräg verstimmt bis glasklar (manche davon erinnern mich frappierend an 80er-Jahre-Synthies wie etwa den ENSONIQ ESQ-1).

Vor allem aber die zahlreichen Drones, Atmosphären und Space-Sounds haben es mir angetan (einige dieser Klänge könnten durchaus dem Soundtrack einer alten Sci-Fi-Serie wie Captain Future entsprungen sein). Dank der vielseitigen LFO-Sektion finden sich hier tolle Presets, die ständig in Bewegung bleiben und sich fortlaufend verändern. Vieles davon hat mich dann auch schon eher an den klanglichen Output eines Modularsystems erinnert.

Ich hatte noch einen Nachmittag frei für einen kleinen Demotrack zum ArcSyn. Dieser verwendet insgesamt 15 Instanzen des Synthesizers und sonst nichts, keine externen Effekte und kein Mastering, sondern eben nur den ArcSyn.

Klangbeispiel SPC PLUGINS ArcSyn v3.0.0

Einige der dabei benutzten Sounds stammen aus dem Fundus an mitgelieferten Presets, so etwa auch die Drumsounds, andere habe ich auf die Schnelle selbst zusammengeschraubt, beispielsweise den mittels LFO dynamisierten Bass.

Fazit:

Mal ein endlich wieder ein Softwaresynthesizer, der in meinen Ohren wirklich sehr erfrischend aus dem Sammelsurium der üblichen VA-Gleichtönigkeit heraussticht!

Der ArcSyn v.3.0.0 ist direkt bei SPC PLUGINS für 79,-Euro erhältlich und bewegt sich damit preislich im Mittelfeld, klanglich kann er aber problemlos auch mit einigen der zum etwa doppelten bis dreifachen Preis feilgebotenen Konkurrenten mithalten.

Insbesondere die üppig ausgestattete LFO-Abteilung hebt ihn dabei von vielen anderen VA-Synths ab, und das „teurer“ Klang nicht zwangsweise die Rechner-CPU zum Überkochen bringen muss, beweist der ArcSyn ebenfalls.

Und da die Geschmäcker ja bekanntlich verschieden sind: Wer sich klugerweise nicht einfach nur auf meine Worte hier verlassen möchte, dem sei das Antesten der bei SPC PLUGINS erhältlichen Demoversion angeraten (und allen anderen ebenfalls!). Bei Kaufinteresse kann diese auch nachträglich ohne Neuinstallation zur Vollversion aufgewertet werden.

Von meiner Seite jedenfalls gibt es gerne einen BuenasIdeas-Tipp für den ArcSyn v3.0.0!

BuenasIdeas-Tipp
BuenasIdeas-Tipp

Positives:

+ sehr guter Grundklang

+ breit gefächertes Klangspektrum

+ eingängiges Bedienkonzept

+ viele gute und brauchbare Presets

+ opulente und vielseitige LFO-Sektion

+ Zufallsgenerator für Presets

+ geringer Ressourcenbedarf

+ Offline-Aktivierung ohne Internetverbindung

+ faires Preis/Leistungs-Verhältnis

Negatives:

– kann keinen Kaffee kochen und die Steuererklärung erledigen… 😉

Produktwebseite:

https://www.spcplugins.com/arcsyn