Wallander WIVI professional Edition Testbericht

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Testbericht von Andreas, veröffentlicht am 13.04.2015

Manche Produkte für die Musikproduktion gelten als Geheimtipp, so auch WIVI der große Bruder von WIVI Band (Testbericht WIVI BAND hier), bei beiden Produkten handelt es sich um Emulationen von Blasinstrumenten, WIVI Band ist eine kleine aber durchaus brauchbare authentische Emulation von verschiedenen Instrumenten aus dem Wind und Brass Bereich. Wir wollen uns aber hier der großen Version WIVI widmen. Nur selten habe ich so ein Plugin, das bis in die kleinsten Details durchdacht ist, hier auf dem Tisch, WIVI ist nicht nur ein Sampleplayer von Blasinstrumenten, WIVI ist ein ganzes Blasorchester mit verschiedenen Räumen sowie unterschiedlichen Intonationen und Stimmungen und noch vielen Möglichkeiten mehr.

Wallander WIVI setzt sich aus drei Produkten zusammen die jeweils einzeln gekauft werden können, dabei handelt es sich um zwei Soundbibliotheken und eine professionelle Player Software, beide Soundbibliotheken werden dabei mit der Standardversion der Player Software geliefert, die ganz großen Möglichkeiten tun sich allerdings erst mit dem professional Player auf.

WIVI Orchestral und Band Brass

In diesem Blasinstrumentenpaket finden wir French Horns, Vienna Horns, Wagner Tubas, Piccolo Trumpets, D-Trumpets, C-Trumpets, Bb-Trumpets , Bass Trumpets, Contrabass Trumpets, Alto Trombones, Tenor Trombones, Bass Trombones, Cimbassos, F-Tubas, Contrabass Tubas, Soprano Cornets, Cornets, Flugelhorns, Alto Horns, Baritone- Horns und Euphoniums. Alles in allem schon mal eine ganze Menge an Einzelinstrumenten, die dazu auch noch in verschiedenen Spielweisen vorliegen. Dazu kommt dann noch der Standard Player (SE PLAYER), der für viele Bereiche in der Produktion sicherlich schon vollkommen ausreichend sein wird.

Wem diese Auswahl noch nicht ausreicht oder wer andere Blasinstrumente benötigt der kann zum zweiten Wallander WIVI Paket greifen.

WIVI-visual-Stage

WIVI Woodwinds und Saxophones

Genau hier haben wir es nicht mit Blech, sondern mit Holzblasinstrumenten zu tun, wer da nun sagt aber das Saxophon ist doch kein Holzblasinstrument der liegt da leider falsch da das tonerzeugende Rohrblatt (genauso wie bei der Klarinette), aus Holz besteht.

Aber genug mit der Klugscheißerei 🙂 Enthalten in diesem Paket sind Piccolo Flutes, Concert Flutes, Alto Flutes, Bass Flutes, Modern Oboes, Baroque Oboes, Oboe d’Amore, English Horns, Eb-Clarinets, Bb-Clarinets, A-Clarinets, Basset Horns, Bass Clarinets, Contrabass Clarinets, Modern Bassoons, Classical Bassoons, Baroque Bassoons, Contrabassoons, Sopranino Saxophones, Soprano Saxophones, Alto Saxophones, Tenor Saxophones, Baritone Saxophones, Bass Saxophones, C Soprano Saxophones, Mezzo-soprano Saxophones, C Melody Saxophones, Garklein Recorders, Sopranino, Recorders, Soprano Recorders, Alto Recorders, Tenor Recorders, Bass Recorders, Great Bass Recorders sowie Contrabass Recorders. Auch hier wird wieder der SE PLAYER mitgeliefert.

Jedes dieser Pakete ist ein eigenständiges Produkt und der zugrunde liegende SE Player wird in den Plugin Formaten VST (32 und 64bit), AU und RTAS bereitgestellt, die Pakete kosten aktuell 399,- Euro (Blechblasinstrumente) und 329,- Euro (Holzblasinstrumente).

Der professional Player

Hier ist die Bezeichnung „professionell“ Programm, es gibt kaum etwas das nicht editierbar wäre, die Bedienoberfläche ist sehr gut durchdacht und sehr intuitiv bedienbar, allerdings ist die Schriftgröße zumindest für meine Augen hier und da etwas zu klein geraten. Die GUI (Bedienoberfläche = GraficalUserInterface) lässt sich in verschieden Größen über das Menue „Global Settings von „very small“ bis zu „very lage“ einstellen, die Schrift bleibt dabei allerdings recht klein aber OK ich bin Brillenträger und vielleicht sollte ich mal langsam auf neue Gläser sparen.

WIVI-visual-Räume

Feineinstellungen

Links in der GUI finden wir fünf Menüs, angefangen von den „Room Settings“ die, wie sollte es wohl anders sein, für die Berechnung der virtuellen Räume stehen über die Einstellungen für den „Direct Sound“ also das trockene Signal so wie dieses ohne Raumteile das Instrument verlässt zu den „Early Reflexion Settings“ welche die ersten Echos die der Schall erzeugt editierbar machen bis hin zu den „late Reverb Settings“ die dann die Nachhallanteile beeinflussen finden wir zunächst vier Menüs, die allesamt recht viele Parameter aufweisen und sehr umfangreich einstellbar sind.

Schon im ersten Menü den „Room Settings“ finden wir insgesamt fünf verschiedene Raumtypen, wie zu erwarten ist eine Konzerthalle ebenso vertreten wie ein Theater aber auch eine typische Tonstudio Umgebung und eine Kirche werden hier angeboten schlussendlich gibt es noch für den Klangpuristen eine schalltote Kammer, welche natürlich dann Sinn macht, wenn lieber auf externe Reverb Plugins oder Hallgeräte in Form von Hardware zurückgegriffen werden soll. Zudem sind die Dimensionen der Räume einstellbar, über drei Regler kann die Raumhöhe, Breite und die Tiefe eingestellt werden, schön wäre hier, wenn auch die grafische Darstellung sich daran angelehnt verändern würde, denn in dieser grafischen Darstellung lassen sich ja die Instrumene / Instrumentengruppen platzieren aber dazu später noch mehr.

Dafür lässt sich aber sogar die Wand einstellen, welche den Schall als Erste reflektiert, auf so etwas muss man erst mal kommen! Wer es dann noch authentischer haben mag, der kann dem Klangsignal Mikrofonrauschen und tieffrequente Störanteile über zwei virtuelle Drehregler hinzufügen, nun ja, wer das braucht, ich bin immer ganz glücklich, wenn es weder rauscht noch brummt ….

Die nächsten drei Menüs, also Room, Early Reflexions und Late Reverb haben alle einen nahezu identischen Aufbau, das ausgehende Signal lässt sich über einen Mixer auf die zur Verfügung stehenden Ausgänge routen, das Stereo Panorama und auch die Stereo Breite lassen sich ebenso einstellen wie der Pegel des jeweiligen Signals.

Ihr merkt schon hier wird es heftig, denn wir reden hier nur von den raumbeeinflussenden Klangsignalen! Weiter geht es mit einem vierbandigen parametrischen Equalizer und den Reverb Settings, diese sind abhängig vom gewählten Raum die Nachhallzeit, die Dämpfung (LOW & High) und das Predelay lassen sich aber beeinflussen.

Als weitere Einstellungen dienen vier virtuelle Kunstköpfe, mit denen das Klanggeschehen im Verhältnis zum Einstrahlwinkel auf die Ohren editierbar ist, zudem lassen sich die Tiefe dieses Winkels, sowie die Klangbreite wie sie von einem Kunstkopf wahrgenommen würde und in der Abklingzeit anpassen.

Wie bereits erwähnt alle diese Parameter stehen jeweils für den Raum, die Early Reflexions und für den Nachhall zur Verfügung, wer hier also richtig tief in das Klanggeschehen eingreifen möchte, der findet mehr als ausreichend Editiermöglichkeiten.

Das letzte Menü im linken Bereich widmet sich den Programmeinstellungen, die Größe der GUI kann hier, wie bereits erwähnt, genauso eingestellt werden wie der Modus in dem die GUI arbeitet also „professional“, „easy“ und „standard“ auch die Farbgebung und das Aussehen der Bedienelemente in der GUI ist hier veränderbar.

Schlussendlich finden wir noch die „Sound Operations“ hier wird es krass denn neben den Einstellungen Mono, Mono kompatibel und Stereo können wir hier auch die Samplerate regulieren und die geht über die Standardwerte hinaus hinauf bis zu 384 khz! Allerdings ist die genutzte Samplerate in WIVI natürlich abhängig von der in der jeweiligen DAW angewendeten Samplerate, soll heißen das WIVI nicht mit 384 khz arbeitet, wenn die DAW auf 44.1 khz eingestellt ist.

WIVI-visual

Spielwiese

Im mittleren Bereich des WIVI professional Player finden wir nun unsere Bühne (ich nenne es mal so, auch wenn es abhängig von den getätigten Raumeinstellungen neben einer Bühne auch eine Kirche, ein Studio oder ein schalltoter Raum sein könnte, ich denke bei den Raumtypen Theater und Konzertsaal stimmt der Begriff „Bühne“) diese muss aber bevor wir eines der zahlreichen Instrumente spielen können erst mit virtuellen Musikern bestückt werden.

Hierzu dient der PLUS Button unten rechts, je nachdem welche WIVI-Klangpakete wir installiert haben, wird uns nach Betätigung dieses PLUS Buttons eine mehr oder weniger gefüllte Auswahlliste angezeigt, mit der wir nun ein Instrument wählen können, eine Gruppe aus gleichen Instrumenten erstellen können oder eine Gruppe aus verschiedenen Blas-Instrumenten kreieren können.

Um dabei die Übersicht zu behalten, hat Wallander oben über der „Bühne“ einen Satz von acht Layern eingebaut, jedem Layer können nun verschiedene Instrumente oder Instrumentengruppen zugewiesen werden, die dann wieder ein oder ausgeblendet werden können. So sind auch bei umfangreicher Orchestrierung einzelne Instrumente jederzeit wieder auffindbar um diese zu editieren.

Jedes der Instrumente kann auf der Bühne frei platziert werden und damit nicht genug auch die Richtung, in die das jeweilige Instrument den Schall abgibt, kann über die Maus eingestellt werden, es ist möglich das jeweilige Instrument oder eine Instrumenten-Gruppe in einem 360° Grad Bereich zu drehen.

Selbst der Platz des Zuhörers ist frei einstellbar, also ob sich dieser nun hinten rechts im Saal befindet oder auf der Bühne, alles ist machbar. Insgesamt hat Wallander eine maximale Instrumentierung von 500 Instrumenten vorgesehen, dies ist natürlich abhängig von der Leistungsfähigkeit des eingesetzten Rechners, bei Bedarf teilt Wallander mit, kann die 500er Marke auch überschritten werden, mannomann das wäre doch mal ein Orchester!

Die Soundengine

Es handelt sich bei der Klangerzeugung nicht wie vielleicht vermutet um gesampelte Blasinstrumente, nein Wallander geht einen ganz anderen Weg und setzt die additive Synthese ein, hier wird mittels Überlagerungen von Sinuswellen das Klang- und Spielverhalten der Blasinstrumente nachempfunden.

Dies gelingt verdammt gut und ist zudem auch noch extrem ressourcenschonend, stellt Euch vor Ihr würdet mit auf Sampling basierenden BRASS und WOODWIND Librarys 500 Instrumente gleichzeitig spielen wollen, ich schätze das dürfte schon alleine aus Speicher (RAM) Gründen sehr schwierig werden, mit WIVI ist das tatsächlich machbar, auch wenn mir eine Instrumentierung von 500 Blasinstrumenten recht heftig erscheint.

Die Instrumente klingen sowohl im Solo Betrieb wie auch in Gruppen oder kompletten Orchestrierungen sehr authentisch und überzeugend.

Die Anblasstärke (hehe ich habe aufgepasst:-) , hmm wie wird das wohl im Englischen geschrieben Blow Velocity etwa???? ) kann über das Modulationsrad am Masterkeyboard oder über die Anschlagsdynamik der Tastatur geregelt werden, zudem wird auch der Einsatz eines Blaswandlers unterstützt, was natürlich sehr viel Sinn macht, ich hatte mal vor recht langer Zeit so ein Casio Midi Horn das alles andere als professionell war aber die Bläsersätze, die ich damit eingespielt habe, klangen weitaus authentischer, wie alles was mit der Tastatur möglich gewesen wäre.

Die Klangbearbeitung

WIVI-visual-Instrumentenbearbeitung

Am rechten Rand befindet sich die Klangbearbeitung welche unterteilt ist in fünf Register hier können die Sounds bis ins allerfeinste angepasst und nachbearbeitet werden, beginnen wir mit den „General Settings“, in denen ganz oben die Spielweise des Instruments oder der Instrumentengruppe festgelegt werden kann, es sind Dämpfungen ein und abschaltbar oder Harmonische Spielweisen aktivierbar bei einigen Spielarten kann zudem auch noch Midi CC für das Timbre zugewiesen werden.

Weiter unten finden wir de Instrumenten Mixer, in welchem wir die Position im Stereo Panorama festlegen können und den Pegel also die Lautstärke sowie die Stereobreite des Klangsignals. Im nächsten Bereich direkt darunter ist das „Input Device“ selektierbar, hierbei geht es um die Klangsteuerung, ob wir dies via Modulationsrad, Velocity, einer Mischung aus beidem, einem Fußpedal oder via einem Blaswandler ansprechen ist hier definierbar, zudem können die angesprochenen Midi Controller sowie der jeweilige Midi Kanal hier noch eingestellt werden.

Nun kommen wir zum Einstellungsbereich der ADSR-Hüllkurve, wobei ich hier rummeckern muss, es ist wenig komfortabel gelöst, denn es wird zwar eine grafische Anzeige der Hüllkurve dargestellt in selbiger können wir aber nichts verändern, um die Werte anzupassen, muss in einem Auswahlmenü der jeweilige Parameter ausgesucht werden um diesen dann mittels Plus und Minus Buttons oder einem virtuellem Drehregler zu verändern.

Als Nächstes kommen wir zum Polyphonic Mode, der die Spielweise beeinflusst, es kann hier geregelt werden, wie sich WIVI beim Spiel von Akkorden verhält. Ein parametrischer Equalizer ist ebenso in den General-Settings enthalten wie die Einstellungsmöglichkeiten für die „Dynamic Range“ und die Tastatur sowie das Verhalten des Pitch Bend Rades.

WIVI-Midi Editor Sequenzer
WIVI-Midi Editor Sequenzer

Ganz unten verbirgt sich dann noch unter einem kleinen Auswahlfeld ein Button, der es wahrlich in sich hat der es wahrlich in sich hat, denn hier verbirgt sich ein Sequenzer, der einzelnen Instrumenten oder Instrumentengruppen rhythmisches Spiel zuweisen kann, ein zugehöriger grafischer Editor dient dazu, auch komplexe Spielabläufe komfortabel einzutragen.

Über das Auswahlfeld kann geregelt werden, ob die Sequenz einmal gespielt werden soll oder ständig wiederholend wiedergegeben wird, die dritte Option ist das Abschalten der Sequenz.

Die nächsten beiden Registerkarten dienen der Steuerung der Instrumentenstimmung sowie der Kontrolle des Vibrato auch hier sind wieder MIDI CC Kontroller zuweisbar. Eine Flut an Parametern erwartet uns in der vierten Registerkarte denn hier geht es um die Klangerzeugung, welche bis in die kleinste Feinheit angepasst werden kann, ich will da jetzt nicht noch weiter in die Tiefe gehen und verweise auf das kostenfreie PDF Manual von WIVI.

Als letzte Registerkarte im rechten Bereich von WIVI finden wir die Midi Controll Parameter, auch hier geht es wieder sehr tief, da hier so ziemlich alles einstellbar ist, was dienlich sein könnte, um authentisches Spiel eines Blasinstruments nachzuahmen, erfreulicherweise können einigen Parametern auch Zufallswerte zugewiesen werden, dies ermöglicht bei gemäßigtem Einsatz die Natürlichkeit des Klangverhaltens zu erhöhen.

FAZIT

buenasideas-Tipp

Abschließend kann ich es mir nicht verkneifen der Firma Wallander für dieses Produkt ein Riesenlob auszusprechen, nur selten hat man ein so durchdachtes und bis in das kleinste Detail ausgereifte Plugin Instrument für einen Test auf dem Rechner.

Mich hat es begeistert, alleine die Visualisierung der Bühne und der virtuellen Blasmusikanten ist beachtenswert.

Der Klang ist wirklich gut, es ist eben kein Sampling kann aber durchaus überzeugen, insbesondere deshalb, da hier jeder Ton bei jedem Anschlag neu berechnet wird und dadurch jeder Ton ein individuelles Klangverhalten aufweist, das geht mit Sampling selbst beim Einsatz von Round Robin Funktionen nicht.

Ich beende diesen Test mit einem lauten TÄTÄRÄ und vergebe sehr gerne unseren buenasideas Tipp.

Weitergehende Infos, eine kostenfreie TRIAL (Probier) – Version von WIVI sowie die Bestellmöglichkeit findet Ihr auf der Wallander Webseite.

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