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Testbericht: ARTURIA FX COLLECTION 5 – Zwölfmonatspackung

ARTURIA FX Collection 5

ARTURIA FX Collection 5

Ein Testbericht von Perry Staltic,
veröffentlicht am 07.07.2024

Pünktlich zum Sommer hat ARTURIA seiner FX COLLECTION mal wieder ein Upgrade verpasst. Die FX COLLECTION 5 ist im Vergleich zur Vorgängerversion um vier Plugins angewachsen, zwei davon sind ganz neu und wurden vorher noch nicht einzeln veröffentlicht. Die haben wir uns natürlich mal angesehen.

Wer die FX COLLECTION noch gar nicht kennen sollte, dem empfehle ich außerdem die Lektüre unserer Testberichte zu den früheren Versionen, dort werden nämlich auch all die anderen in diesem Bundle enthaltenen Plugins abgehandelt:

FX COLLECTION 2
FX COLLECTION 3
FX COLLECTION 4


Basisdaten

Hinsichtlich der grundsätzlichen Merkmale, die für alle Plugins im Paket gelten, gibt es bei der FX COLLECTION 5 im Vergleich zur Vorgängerversion eigentlich keine wirklichen Veränderungen.

Die Plugins sind nur in 64-Bit verfügbar und werden in den Formaten VST, VST3, AAX und AU angeboten. Sie sind zudem kompatibel zu NKS.

Bei den Betriebssystemen wird macOS ab Version 10.13 (inklusive Support von APPLE SILICON-Prozessoren) sowie WINDOWS 10 oder neuer unterstützt. Gleichwohl kann es aber sein, dass die Plugins wie früher schon auch noch unter WINDOWS 7 laufen (habe ich nicht getestet), doch gibt es in einem solchen Fall keinen offiziellen Support von ARTURIA.

In meinem Test fanden wieder einmal nur die VST-Varianten Beachtung. Auf meinem Testrechner (i7-4790K mit 4 x 4,0 GHz und 16 GB RAM), Betriebssystem WINDOWS 10) liefen alle Plugins des Bundles hinsichtlich ihres Ressourcenbedarfs völlig unauffällig.

ARTURIA FX Collection 5

Wie immer bei ARTURIA wird das sogenannte ASC (ARTURIA SOFTWARE CENTER) benötigt, um die Plugins zu aktivieren (online oder offline möglich), das ist eine separate App. Wessen Studiorechner am Internet hängt, der kann darüber auch gleich den Download und die Installation sowie künftige Updates abwickeln. Die Installationsdateien der einzelnen Plugins sind aber auch auf der Website von ARTURIA erhältlich.

Wie bei ARTURIA üblich, lässt sich die FX COLLECTION 5 auf bis zu fünf Rechnern parallel aktivieren und einsetzen.

Die Bedienoberflächen aller Plugins lassen sich im Bereich Stufen von 50 Prozent bis 200 Prozent skalieren, dies geschieht wahlweise durch Ziehen mit der Maus oder über einen eigenen Menüpunkt.

ARTURIA FX COLLECTION 5 – obere Toolbar

Jedes Plugin besitzt eine obere und eine untere Toolbar, in der oberen sind globale Einstellungsmenüs, der Preset-Browser und A/B-Funktionen (Vergleich und Übertragung zweiter unterschiedlicher Parametereinstellungen) unterbracht. Bei vielen, aber nicht bei allen Plugins befindet sich hier zudem eine Schaltfläche namens ADVANCED, über die sich die Bedienoberfläche erweitern lässt und dann allerlei zusätzliche Parameter preisgibt (dies variiert von Plugin zu Plugin).

ARTURIA FX COLLECTION 5 – untere Toolbar

Die untere Toolbar bietet sowohl allgemeine Funktionen, beispielsweise Undo und Redo in mehreren Stufen, einen Bypass-Schalter und eine prozentuale Anzeige des Ressourcenverbrauchs, als auch plugin-spezifische Extras (einige der Effekte im Bundle etwa besitzen eine Einstellmöglichkeit für die Oversampling-Qualität).

Auf den Produktwebseiten zu seinen Effekt-Plugins wirbt ARTURIA seit Jahren beharrlich damit, dass sich jeder Parameter jedes einzelnen Plugins einem beliebigen MIDI-Controller zuweisen lassen soll. Dies stimmt schlichtweg einfach nicht, denn es gibt in keinem der Plugins ein entsprechendes Einstellmenü oder eine MIDI-Learn-Funktion, das trifft nur auf ARTURIA’s Instrumenten-Plugins zu.

Eine Echtzeitsteuerung gelingt höchstens über eventuell in der DAW integrierte Funktionen, wenn deren Hersteller es vorgesehen hat. ARTURIA zeigt sich in dieser Hinsicht leider äußerst merkbefreit und lernresistent! Warum eigentlich? Ich wäre schon zufrieden, wenn man diese eindeutige Irreführung von Kunden einfach unterließe. Aber das wird wohl in diesem Leben nichts mehr werden…

Die Regler der FX-Plugins reagieren übrigens auch auf das Drehen des Mausrads (was wiederum bei den Instrumenten-Plugins nicht der Fall ist, seltsame Inkonsistenz…).

ARTURIA FX Collection 5 – Preset-Browser

Alle Plugins besitzen einen gleichartigen Preset-Browser. Dieser kann mit diversen praktischen Funktionen aufwarten, sei es eine Suche nach Namen und Stichworten, die Eingrenzung der angezeigten Ergebnisse mit Hilfe zahlreicher Kategorien und Attribute und die Möglichkeit, seine persönlichen Favoriten zu markieren und diese in einer gesonderten Liste vorrätig zu halten.

ARTURIA FX Collection 5 – In-App-Tutorials

Schon vor mehreren Generation der FX COLLECTION hat ARTURIA den Plugins sogenannte In-App-Tutorials spendiert. Darunter sind kurze auf Englisch verfasste Hilfstexte zu verstehen, die unter grafischer Hervorhebung einzelner Funktionsbereiche den Umgang mit dem jeweiligen Plugin erklären und dazu noch mit praktischen Anwendungs-Tipps aufwarten können.

Für die Mehrheit der Plugins in der FX COLLECTION 5 sind auch deutsche Versionen der PDF-Manuale verfügbar, die natürlich ungleich ausführlicher ausfallen als die Tutorials, nur bei den brandneuen Effekten ist dies noch nicht der Fall, wird aber sicherlich in der näheren Zukunft nachgeholt werden.

ARTURIA FX Collection 5 Plugin-Übersicht

Die FX COLLECTION kann nun mit insgesamt 34 einzelnen Effekt-Plugins aufwarten, der Vollständigkeit halber seien sie hier in alphabetischer Reihenfolge aufgleistet, wobei ich die in neu dazugekommenen Plugins in Fettschrift markiert habe:

BUS EXCITER-104
– BUS FORCE
BUS PEAK
– CHORUS JUN-6
– CHORUS DIMENSION-D
– COMP DIODE-609
– COMP FET-76
– COMP TUBE-STA
– COMP VCA-65
– DELAY BRIGADE (ehemals DELAY MEMORY BRIGADE)
– DELAY ETERNITY
– DELAY TAPE-201
– DIST COLDFIRE– DIST OPAMP-21
– DIST TUBE-CULTURE
– EFX FRAGMENTS
EFX MOTIONS
EFX REFRACT
– EQ SITRAL-295
– FILTER M12
– FILTER MINI
– FILTER MS-20
– FILTER SEM
– FLANGER BL-20
– PHASER BI-TRON
– PRE 1973
– PRE TRIDA
– PRE V76
– REV INTENSITY
– REV LX-24
– REV PLATE-140
– REV SPRING-636
– ROTARY CLS-222
– TAPE MELLO-FI

ARTURIA EFX MOTIONS

Während wir EFX MOTIONS bereits im vergangenen Herbst einem kurzen Test unterzogen hatten (siehe hier), steht ein solcher für die drei verblieben Neuzugänge EFX REFRACT, BUS EXCITER-104 sowie BUS PEAK noch aus, daher folgt dieser nun.


Erregungspotential…

Von den vier Neuzugängen in der FX COLLECTION stellt BUS EXCITER-104 die einzige Nachahmung einer realen Hardware dar, und zwar eines Rackgeräts mit der etwas langen Bezeichnung APHEX 104 AURAL EXCITER TYPE C² With BIG BOTTOM.

Unter einem Exciter versteht man in der Audiotechnik ursprünglich ein Gerät, dass ein Signal mit synthetisch erzeugten Obertönen anreichert, um dadurch seinem Klang zu mehr Transparenz und Höhenreichtum zu verhelfen und damit Verluste etwa durch Tonbandaufnahmen zu kompensieren (die sehr ähnliche Gerätegruppe der Enhancer verstärkt im Gegensatz zum Exciter lediglich die bereits im Signal vorhandenen Obertöne).

Wie der Zusatz BIG BOTTOM bei obengenanntem Gerät der Firma APHEX schon andeutet, widmet sich dieses aber nicht nur den hohen Frequenzen, sondern auch der Verstärkung des Bassbereichs.

APHEX 104 AURAL EXCITER TYPE C² With BIG BOTTOM

ARTURIA hat bei sich seinem BUS EXCITER-104 einerseits an der Optik der Hardware orientiert, etwa hinsichtlich der Regler und des Nadelstreifenlooks, andererseits wurden einige Parameterbezeichnungen abgeändert. Zudem sind Und das große Display mit den zusätzlichen Parametern, das rund zwei Drittel der Bedienoberfläche einnimmt, sucht man beim Original ebenfalls vergeblich.

Das Vorbild von APHEX bot zwei Kanäle und somit waren dort alle Bedienelemente doppelt vorhanden. Bei ARTURIA’s Emulation sind alle Regler nur einmal vorhanden, nichtsdestotrotz kann das Plugin sowohl auf Mono- als auch auf Stereo-Kanälen eingesetzt werden

ARTURIA BUS EXCITER-104

Die Sektion auf der linken Seite nennt sich BIG BASS und umfasst die drei Parameter DRIVE, FREQ und MIX. Laut ARTURIA kommt hier wie beim Original eine Parallelkompression zum Einsatz, um die tiefen Frequenzen zu verstärken. DRIVE bestimmt die Intensität der Kompression, FREQ die Grenzfrequenz des Tiefpassfilters (nur darunterliegende Signalanteile werden bearbeitet) und MIX das Mischungsverhältnis der Parallelkompression. Laut ARTURIA soll man DRIVE am besten so weit aufdrehen, dass die simulierte LED nur bei den lautesten Pegelspitzen des Basses aufleuchtet.

Die mittig platzierte EXCITER-Sektion besteht aus den drei Parametern HARMONICS, FREQ und MIX. HARMONICS regelt den Umfang der hinzugefügten Obertöne hinsichtlich ihrer Amplitude und Frequenz (höhere Reglerwerte erzeugen also auch höhere Obertöne). Bei der Hardware gab es an dieser Stelle keinen stufenlosen Regler, sondern lediglich einen Umschalter mit zwei festen Werten. FREQ regelt diesmal die Grenzfrequenz des Hochpassfilters (nur darüberliegende Signalanteile werden bearbeitet). MIX schließlich ist wieder für Mischungsverhältnis zwischen dem prozessierten und dem trockenen Signal zuständig.

Die OUPUT-Sektion ist mit je einem Regler für WET MIX (Gesamtmischungsverhältnis, per Lock-Funktion fixierbar) und LEVEL (Ausgangslautstärke) ausgestattet.

Unmittelbar darüber befindet sich der OUTPUT EQ mit zwei Filtern (High Shelf und Low Shelf, jeweils mit +/- 12dB Anhebung/Absenkung), der nach dem WET MIX angeordnet ist und somit trockenes und bearbeitetes Signal gleichermaßen beeinflusst. Die Frequenzen beider Filter werden durch die FREQ-Parameter in den Sektionen BIG BASS und EXCITER kontrolliert.

Das große Display, VISUALIZER genannt, nimmt den größten Platz in Anspruch. Hier wird zum einen das Frequenzspektrum des Signals dargestellt, zum anderen gibt es noch einige zusätzliche Parameter für die beiden Bereiche BIG BASS und EXCITER (die sich hier zudem unabhängig voneinander ein- und ausschalten sowie solo abhören lassen).

Die Grenzfrequenzen beider Sektionen lassen sich hier alternativ zu den entsprechenden Drehreglern grafisch editieren, außerdem gibt es hier jeweils noch einen Resonanz-Parameter.

Beim BIG BASS kann die Signal-Polarität invertiert und eine Sättigung hinzugefügt werden, des Weiteren lassen sich die Bassfrequenzen monoisieren, also in Stereozentrum verfrachten (diese Option steht logischerweise nur beim Einsatz des Plugins auf Stereokanälen zur Verfügung).

Beim EXCITER lässt sich via SLOPE das Verhalten des emulierten Gleichrichters verändern, welcher die zusätzlichen Harmonischen generiert. Mittels STEREO lässt sich die Stereobreite des prozessierten Signals anpassen, der Wertebereich reicht von 0 Prozent (= mono) bis hin zu 200 Prozent.

Wie bei allen psychoakustischen Prozessoren empfiehlt sich auch beim BUS EXCITER-104 ein eher maßvoller Einsatz, denn sonst kann das Klangbild sehr schnell anstrengend und ermüdend für die Ohren werden. Das ist jetzt keineswegs ein spezielles Manko von ARTURIA’s Plugin, sondern ein generelles Phänomen dieser Effekt-Gattung.

Für das Klangbeispiel zum BUS EXCITER-104 habe ich ein paar Takte aus einem eigentlich schon fertigen Mix genommen und diese mehrfach wiederholt, wobei der erste Durchlauf unbearbeitet ist, während bei den folgenden Wiederholungen jeweils unterschiedliche Einstellungen zum Einsatz kommen, die wiederum unterschiedliche Frequenzanteile bzw. Instrumente im Mix betonen:

https://www.buenasideas.de/wp-content/uploads/2024/07/Klangbeispiel-ARTURIA-BUS-EXCITER-104.mp3
Klangbeispiel ARTURIA BUS EXCITER-104

Mal bekommt der Bass dickere Testikel, mal wird eher die Snare hervorgehoben und mal eher die Bassline, und ein anderes Mal werden die Höhen deutlich verstärkt. An einigen Stellen habe ich natürlich hemmungslos übertriebene Einstellungen verwendet, einfach deshalb, weil dadurch die Klangveränderungen besser hörbar werden

Insgesamt hat mir BUS EXCITER-104 sehr gut gefallen und wird mir künftig sicherlich noch öfters gute Dienste leisten. Also Daumen hoch!


Gipfelstürmer…

Mit BUS PEAK hat ARTURIA der FX COLLECTION nun auch einen Loudness-Prozessor spendiert. Dieser ist keine Emulation, sondern auf eigenem Mist gewachsen und stellt eine Kombination aus Clipper, Limiter und Metering-Tools dar.

Da man hier alles unter einer Haube vorfindet, erspart einem das zumindest schon einmal die Verwendung entsprechender einzelner Plugins und das Hin- und Herschalten zwischen diesen. Clipper und Limiter lassen sich aber unabhängig voneinander aktivieren und somit bei Bedarf auch einzeln verwenden.

Einige Mitbewerber setzen auf Automatik- und KI-Funktionen, die dem unbedarften Anwender nach der Angabe des Musikgenres und einer kurzen Analyse des Audiomaterials die wichtigsten Einstellungen abnehmen wollen. So etwas bietet BUS PEAK zwar nicht, dennoch ist das Plugin auf eine möglichst schnelle und einfache Bedienung hin ausgelegt, die auch Anfänger nicht überfordern sollte.

ARTURIA BUS PEAK – dunkles GUI-Thema

BUS PEAK bringt übrigens zwei GUI-Themen mit, ein dunkles (siehe oben) und ein helles (siehe unten), so dass sich jeder die für seine Augen angenehmere Variante auswählen kann.

Auf der linken Seite finden wir die Eingangssektion mit einem großen Slider für die Eingangsverstärkung. Seine Einstellung kann mittels Lock-Funktion auch fixiert werden und bleibt dann selbst bei einem Preset-Wechsel bestehen.

Die beiden darunterliegenden Schalter, LINK TONE und LINK CLIPPER, sorgen bei ihrer Aktivierung dafür, dass das eingestellte Verhältnis zwischen der Eingangsverstärkung und der optionalen Klangkontrolle bzw. dem Clipper gewahrt bleiben.

Besagte Klangkontrolle, TONE CONTROL genannt, lässt sich ein- und ausblenden und ist nicht etwa nur ein einfacher Zweiband-Equalizer, vielmehr handelt es sich dabei um einen dynamischen EQ mit unabhängigen Limitern für den Bass- und für den Höhenbereich. Diese sind identisch aufgebaut und verfügen jeweils über einen Slider für den Threshold (Einsatzschwelle), einen Solo-Schalter sowie Gain- und Frequenz-Regler. Eine Delta-Monitor-Funktion ermöglicht das Abhören nur des durch die Limiter entfernten Audiomaterials.

ARTURIA BUS PEAK – helles GUI-Thema

In der Mitte befinden sich CLIPPER und LIMITER. Der Clipper dient dabei dem rigorosen Wegschneiden von unerwünschten Pegelspitzen und Transienten, während der Limiter das davon befreite Audiomaterial bezüglich seiner Lautheit verdichten soll.

Damit man sieht, was beide Tools bewirken, wird das eingehende Audiosignal und die Folgen seiner Bearbeitung in Echtzeit visualisiert. Die durch den Clipper abrasierten Pegelspitzen bzw. die durch den Limiter erzeugte Gain Reduction werden dabei separat dargestellt. Auch hier existiert ein Delta-Monitoring für beide Sektionen.

Die Einstellmöglichkeiten sind relativ übersichtlich. Neben den Threshold-Sliders verfügt jede Sektion über einen CHARACTER-Parameter. Beim Clipper regelt dieser sowohl die Look-Ahead- als auch die Release-Zeiten, beim Limiter kommt dagegen ein mehrstufiger Algorithmus zum Einsatz und je nach CHARACTER-Einstellung wirkt sich das auf Look-Ahead-, Attack- und Release-Zeiten aus, wobei der Limiter noch über eine gesonderte Release-Einstellung verfügt.

Beim Clipper lässt sich die KNEE-Einstellung manuell verändern oder automatisch regeln, bei Letzterem entspricht KNEE dann stets dem zweifachen der Eingangsverstärkung.

Für Clipper und Limiter gemeinsam lässt sich zudem eine True Peak-Funktion aktivieren, die dann durch Interpolation auch sogenannte Intersample Peaks abzufangen vermag.

Auf der rechten Seite schließlich, in der MASTER-Sektion, sind die Metering-Funktionen (und mehr) untergebracht. Zum einen gibt es hier eine herkömmliche Stereo-dB-Anzeige für den RMS-Pegel inklusive Haltefunktion für den Spitzenpegel, zum anderen eine LUFS-Anzeige. Die MASTER-Sektion verfügt ebenfalls über ein Delta Monitoring, damit hört man dann die Summe aller durch BUS PEAK entfernten Signalanteile ab.

Beim dB-Meter lässt sich die Anzeige zwischen FS (Fulls Scale) und TP (True Peak) umschalten, beim LUFS-Meter zwischen M (momentary, aktueller Wert), ST (short-term, durchschnittlicher Wert über eine Länge von drei Sekunden) und INT (integrated, durchschnittlicher Wert über die Länge der gesamten Messung des Audiomaterials).

ARTURIA BUS PEAK – Loudness Target

Über dem LUFS-Meter befindet sich ein Pulldown-Menü, in dem das Loudness Target definiert werden kann, je nachdem für welches Audiomedium man mastert. Es besteht die Auswahl zwischen den Presets CD (-9 LUFS), STREAMING (-14 LUFS, entspricht den Anforderungen etwa von SPOTIFY), EBU R128 (-23 LUFS, Standard der Europäischen Rundfunkunion), ATSC A/85, TRB32 (-24 LUFS, amerikanischer bzw. japanischer Rundfunk/TV-Standard) sowie einer benutzerdefinierten Einstellung.

ARTURIA BUS PEAK – Engine Settings

Über das Zahnradsymbol ganz unten erhält man Zugriff auf die sogenannten ENGINE SETINGS. Hier lässt sich ein DC FILTER aktivieren, das einen möglichen Gleichspannungsversatz (DC-Offset) entfernt.

STEREO LINK erlaubt eine stufenlose Einstellung von -100 Prozent (Dual Mono) bis +100 Prozent (Stereo Linked), bei 0 Prozent arbeitet die Automatik, bei welcher der Bass-Limiter der TONE CONTROL-Sektion, sofern aktiviert, stets stereoverlinkt ist (das ist er übrigens auch bei -50 und +50 Prozent).

Zu guter Letzt gibt es noch ein DITHER-Modul, das Quantisierungsfehler in einem digitalen Audiosignal durch Hinzufügen eines gleichmäßigen minimalen Rauschens abmildert. Dies ist dann von Relevanz, wenn man eine Reduktion der Bittiefe vornehmen muss, etwa um um hochaufgelöstes Audiomaterial auf den niedrigeren CD-Standard von 16-Bit zu bringen. Zur Auswahl stehen hier 24-Bit TPDF und 16-Bit TPDF (Triangular Probability Density Function = Dreiecksverteilung).

Im praktischen Einsatz vermochte mich BUS PEAK durchaus zu überzeugen. So war es kein Problem, die Lautheit eines vorher relativ leisen Stereo-Mixes deutlich zu erhöhen, ohne dass der Mix intransparent wurde oder es dabei zu hörbaren Verzerrungen kam.

Letzteres lässt sich bei völlig maßlosem Gebrauch natürlich ebenfalls provozieren und das Audiosignal in einen von allen Transienten befreiten Backstein verwandeln, denn auch BUS PEAK kann keine Wunder bewirken und stößt irgendwann an seine Grenzen. Das nennt man Physik… 😉

Im nachfolgenden Klangbeispiel habe ich einen kleinen Ausschnitt aus meinem ungemasterten Demotrack für den MINIBRUTE V (erster Durchlauf) entnommen und diesen zunächst nur mit dem Limiter behandelt, wobei ich den Eingangspegel um satte 10dB angehoben habe (zweiter Durchlauf). Anschließend habe ich den Eingangspegel sehr viel weniger hochgezogen, dafür aber unter Verwendung aller Sektionen eine noch stärkere Verdichtung inklusive einer deutlichen Bassanhebung erzielt (dritter Durchlauf):

https://www.buenasideas.de/wp-content/uploads/2024/07/Klangbeispiel-ARTURIA-BUS-PEAK.mp3
Klangbeispiel ARTURIA BUS PEAK

Sofern man also noch nicht über einen hochwertigen Limiter (genannt sei hier beispielsweise der FABFILTER PRO-L) verfügt und die Anschaffung eines solchen plant, kann man BUS PEAK bedenkenlos in die engere Wahl miteinbeziehen.


Brechungsindex…

Es ist nicht ganz unwahrscheinlich, das viele von Euch EFX REFRACT bereits kennen oder gar ihr Eigen nennen, denn ARTURIA hat dieses Plugin zum Jahreswechsel 2023/24 in einer befristeten Aktion verschenkt, und wer schnell genug war, hat es sich damals abgegriffen.

Wie auch schon EFX FRAGMENTS und EFX MOTIONS zählt EFX REFRACT zu den sogenannten Kreativ-Effekten, mit denen man beliebiges Audiomaterial nach eigenem Gusto durch die Mangel drehen und zu etwas völlig Neuem umformen kann.

ARTURIA EFX REFRACT – Refraction-Sektion

Als Basis dient die REFRACTION-Sektion, der das Plugin auch seinen Namen zu verdanken hat. Das eingehende Audiosignal wird hier in Analogie zu einem optischen Prisma in bis zu acht identische Stereo-Kopien aufgebrochen. Diese lassen sich dann gegeneinander verstimmen und modulieren.

Das allein schon erzeugt Ergebnisse, die Chorus- und Ensemble-Effekten ähneln und die das Audiomaterial ordentlich anzudicken und in die Breite zu ziehen vermögen. Und wenn man einen popeligen Sägezahn als Quelle nimmt, kann man damit auch auf einfache Weise die sattsam bekannten Supersaw-Klänge nachahmen oder fette Unisono-Sounds erzeugen.

VOICES bestimmt, wie viele zusätzliche Stimmen durch den Refraktor erzeugt werden (1 bis 8). Der AMOUNT-Regler beeinflusst die Spreizung und die Streuung dieser Stimmen und erhöht zugleich auch die Stereobreite.

ARTURIA EFX REFRACT – Mode FX

Die Refraction-Sektion ist aber erst die halbe Miete, denn im Anschluss an diese wartet noch eine weitere Sektion mit den sogenannten MODE FX. Dabei handelt es sich um fünf verschiedene Effekt-Algorithmen, von denen jeweils einer zum Einsatz kommen kann, um die durch den Refraktor generierten Stimmen zu bearbeiten. Zur Verfügung stehen hier BANDPASS, COMB FILTER, BITCRUSHER, DISTORTION und HARMONIZER.

Jeder dieser MODE FX bringt nur rudimentäre Einstellmöglichkeiten mit, etwa Grenzfrequenz und Resonanz bei den Filtern, Samplerate- und Bittiefen-Reduktion beim Bitcrusher, DRIVE und ALGORITHM beim Distortion-Modul (zur Auswahl stehen hier die vier Typen TAPE, GERMANIUM, SOFT BOUNCE und SINE FOLDER) sowie SPRAY (erzeugt bei höheren Werten auch einen Shimmer-Effekt) und CHORD (erzeugt diverse Akkorde und andere Intervalle) beim Harmonizer.

Alle Module besitzen darüber hinaus einen eigenen MOD-Parameter, mit dem die Intensität der Modulation des primären Parameters durch den LFO eingestellt wird.

ARTURIA EFX REFRACT

Besagter LFO befindet sich im unteren Bereich der Bedienoberfläche und kann nicht nur den jeweiligen MODE FX beeinflussen, sondern auch gleichzeitig auch den Refraktor. Er verfügt über sechs Schwingungsformen inklusive zufälligen Mustern, lässt sich frei schwingend (0,025 bis 50 Hertz) oder synchronisiert zum Host-Tempo (mit verschiedenen Subdivisionen einschließlich Triolen und punktierter Noten) betreiben.

Als Bonus gibt es noch ein Hochpassfilter für das Eingangssignal, mit dem sich tiefe Frequenzanteile von der Bearbeitung ausschließen lassen, sowie ein Tiefpassfilter für das Ausgangssignal, welches gegebenenfalls dabei hilft, das bearbeitete Signal noch hinsichtlich eines zu scharfen Klanges zu zähmen, insbesondere bei Verwendung von Distortion oder Bitcrusher.

Ein bei Bedarf dauerhaft (also auch bei einem Preset-Wechsel) fixierbarer Mix-Regler, mit dem das Verhältnis von trockenem und effektiertem Signal eingestellt wird, rundet EFX REFRACT ab.

Das erste Klangbeispiel benutzt unser allseits beliebtes BuenasIdeas-Sprachsample aus der Retorte und schickt dieses nacheinander durch eine Auswahl diverser Presets des EFX REFRACT, der erste Durchlauf bleibt dabei zum Vergleich unbearbeitet:

https://www.buenasideas.de/wp-content/uploads/2024/07/Klangbeispiel-ARTURIA-EFX-REFRACT-Vox.mp3
Klangbeispiel ARTURIA EFX REFRACT – Vox

Gleiches Spielchen, anderer Sound. Hier ertönt ein viertaktiger Drum Loop, bei dem nach jeweils vier Takten ein anderes Preset zum Einsatz kommt, auch hier wird das Signal am Anfang zunächst trocken abgespielt:

https://www.buenasideas.de/wp-content/uploads/2024/07/Klangbeispiel-ARTURIA-EFX-REFRACT-Drum-Loop.mp3
Klangbeispiel ARTURIA EFX REFRACT – Drum Loop

Die klanglichen Ergebnisse fallen hier aufgrund des Ausgangsmaterials sogar noch etwas prägnanter aus als beim ersten Klangbeispiel.


Fazit:

Im Prinzip könnte ich an dieser Stelle einfach mein Fazit vom letzten Jahr wiederholen. Das Upgrade bietet gerade mal vier neue Plugins, von denen zwei bereits im letzten Jahr einzeln erschienen und eines sogar anfänglich gratis zu bekommen war.

Auf der anderen Seite sind diese vier Plugins jedoch auch durchweg gelungen, nicht unverzichtbar, aber durchaus eine Bereicherung für das virtuelle Studio, sofern man noch nicht mit vergleichbaren Mitbewerbern ausgestattet ist..

Der von mir alljährlich vergebene Minuspunkt,bezüglich des nicht eingehaltenen Werbeversprechens, dass die Plugins der FX COLLECTION eine Echtzeitsteuerung via MIDI-Controller und eine Parameterzuweisung an einen solchen ermöglichen würden, besteht leider weiterhin, denn diese fehlerhafte Aussage wurde von ARTURIA immer noch nicht korrigiert.

Ansonsten gibt es aber nicht allzu viel zu meckern, die Plugins in der FX COLLECTION 5 machen ihre Arbeit gut und decken zusammen eine große Bandbreite ab.

Das Einführungsangebot für 399,- Euro sowie diversen zusätzlichen Rabatten für registrierte Bestandskunden (manch einer konnte das Upgrade für gerade mal 49,- Euro ergattern) stand bei Redaktionsschluss kurz vor seinem Ablaufdatum (Last-Minute-Käufer aufgepasst!) und danach gilt bis zum nächsten Sale irgendwann erst einmal der reguläre Verkaufspreis von 499,- Euro. Bei einigen Online-Händlern (etwa dem, dessen Name mit „T“ anfängt…) wird man das Bundle aber möglicherweise noch weiterhin vergünstigt erhalten können.

Einzelne Plugins aus der FX COLLECTION lassen sich auch für 99,- Euro das Stück erwerben, doch ist hierbei das Preis-Leistungs-Verhältnis im Vergleich zum Bundle ungleich schlechter


Positives:
+ sehr brauchbare Neuzugänge
+ guter Grundklang der einzelnen Effekte
+ große Bandbreite an verschiedenen Effekten
+ gelungener Mix aus retro und modern
+ zahlreiche Extra-Funktionen integriert
+ leicht erlernbare Bedienung
+ praktische In-App-Tutorials
+ Offline-Aktivierung möglich
+ CPU-freundlich

Negatives:
– nach wie vor keine direkte MIDI-Controller-Anbindung


Produktwebseite: https://www.arturia.com/products/software-effects/fx-collection/overview#de

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