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Testbericht: ARTURIA REV LX-24 – Halleluja!

ARTURIA REV LX-24

ARTURIA REV LX-24

Ein Testbericht von Perry Staltic,
veröffentlicht am 12.04.2023

ARTURIA scheint offenbar schon neues Material für eine künftige vierte Auflage der FX COLLECTION vorzubereiten, nach dem Verzerrer DIST COLDFIRE und dem für kurze Zeit gratis erhältlichen FILTER MS-20 ist mit REV LX-24 nun bereits das dritte Plugin nach Veröffentlichung der FX COLLECTION 3 erschienen. Dieses Mal fügen die fleißigen Grenobler ihrem Effekt-Portfolio einen weiteren Reverb-Prozessor hinzu, der sich ganz offensichtlich von einem digitalen Klassiker der Studioszene inspiriert zeigt, nämlich dem legendären LEXICON 224.


Lexikologie…

Auch wenn das Ende der siebziger Jahre vorgestellte Modell 224 nicht das erste digitale Hallgerät der Welt darstellte, war es jedoch immerhin das Debut der 1971 gegründeten und mittlerweile längst zu HARMAN gehörenden amerikanischen Firma LEXICON in Sachen Digital-Reverb. Das Gerät kostete 16000,- Deutschmark und war ein ordentlicher Trumm, bestehend aus einem 19“-Rackgehäuse mit vier Höheneinheiten sowie einer kabelgebundenen Fernbedienung, die später die Bezeichnung LARC erhielt (das steht für LEXICON ALPHANUMERIC REMOTE CONTROL).

LEXICON 224 DIGITAL REVERBERATOR

In den darauffolgenden Jahren war das LEXICON 224 sowie seine direkten Nachfolger, die Modelle 224X, 224XL und 480L, nicht mehr aus der Tonstudiowelt wegzudenken und prägte auch maßgeblich die typische Klangästhetik der Achtziger mit. Wer jemals Musik oder Filme aus dieser Zeit gehört bzw. gesehen hat (und wer hat das nicht…?), dem ist auch der künstliche Hall des LEXICON 224 zu Ohren gekommen, auch wenn er sich dessen vermutlich gar nicht bewusst war.

Eine Liste der Nutzer dürfte wahrscheinlich das komplette Who’s Who der damaligen professionellen Musik- und Studioszene umfassen und unter anderem so illustre Namen wie Vangelis, Brian Eno, Prince oder Peter Gabriel beinhalten.


Globalisierung…

Zu Beginn handele ich wieder einmal die allgemeinen Merkmale ab, die unabhängig von der eigentlichen Effekt-Engine und vom Klang sind und die weitgehend bei allen Plugins von ARTURIA implementiert wurden.

REV LX-24 ist, wie heutzutage gewohnt, ein 64-Bit-Plugin, das in den Formaten VST2, VST3, AAX sowie AU (Letzteres natürlich nur für macOS) angeboten wird. Eine Kompatibilität zu NKS ist ebenfalls gegeben, ein passender Controller vorausgesetzt.

Offiziell werden die Betriebssysteme WINDOWS ab Version 8.1 und macOS ab Version 10.13 (inklusive APPLE SILICON-CPUs) unterstützt. Das bedeutet jedoch nicht, dass sich das Plugin nicht auch unter WINDOWS 7 nutzen lässt, man kann sich hierbei allerdings etwaige Anfragen an den Support sparen, falls doch etwas nicht wie gewünscht laufen sollte…

Meinen inzwischen auch schon in die Jahre gekommener Studiorechner (CPU i7-4790K mit 4 x 4,0 GHz und 16 GB RAM) stellte REV LX-24 im Test vor keinerlei Herausforderungen, der Ressourcenbedarf lag der DAW-internen Anzeige zufolge im unteren einstelligen Prozentbereich.

Bezüglich der Installation und Aktivierung des Plugins gab es ebenfalls keine Überraschungen. Wie gewohnt kann man sich entweder die Installationsdateien für sein bevorzugtes Betriebssystem von der ARTURIA-Website herunterladen und manuell ausführen oder dies über das sowieso notwendigerweise zu installierende ARTURIA SOFTWARE CENTER (ASC) erledigen, im letzteren Fall wird natürlich eine Internetverbindung auf dem Host-Rechner vorausgesetzt. Auch Updates können auf diese Weise durchgeführt werden.

Die Aktivierung des Plugins erfolgt gleichermaßen über das ASC, wobei ARTURIA hier sowohl eine Online- als auch eine Offline-Variante anbietet. REV LX-24 kann auf bis zu fünf verschiedenen Rechnern gleichzeitig aktiviert werden.

ARTURIA REV LX-24 – obere Toolbar

Das Plugin besitzt eine obere und eine untere Toolbar. In der oberen Leiste befindet sich unter anderem auch eine A/B-Funktion, mit der zwei verschiedene Parametereinstellungen mal eben schnell verglichen werden können. Zudem kann man hier gegebenenfalls Settings von A nach B oder auch von B nach A kopieren.

ARTURIA REV LX-24 – untere Toolbar

In der unteren Toolbar finden wir eine Bypass-Schalter, eine Anzeige des aktuellen Ressourcenverbrauchs in Prozentangaben und eine mehrstufige Undo/Redo-Funktion, die sogar über eine eigene Historie der vorgenommenen Veränderungen verfügt. Der Menüpunkt ROUTING bietet die zwei Auswahlmöglichkeiten MAIN und ALTERNATIVE, mit dem ARTURIA den beiden Ausgangspaaren des LEXICON 224 Rechnung trägt, mit denen beispielsweise eine Quadrophonie realisiert werden konnte.

Leider behauptet ARTURIA auch auf der Produktwebseite zum REV LX-24 wieder einmal, dass sich die Parameter des Plugins zur bequemen Steuerung ganz einfach den Reglern eines beliebigen MIDI-Controllers zuweisen lassen würden:

Real-time control – Every parameter in every FX Collection plugin can be mapped to your favorite MIDI controller for instant, hands-on control of your mix. Sweep a filter, crank a preamp, or warp your modulation on the fly.“

Das ist Unsinn, diese Möglichkeit besteht keinesfalls! Ich habe dies nun bereits in allen meinen Testberichten zu Effekt-Plugins von ARTURIA angemerkt (und ich werde sicherlich nicht der Einzige sein, dem dies aufgefallen ist…), aber die PR-Abteilung scheint in diesem Punkt völlig merkbefreit zu sein, da sie es mit ignoranter Regelmäßigkeit bei jedem neuen Effekt unveränderter Copy & Paste-Manier behauptet.

Also hier noch einmal zum Mitschreiben: ARTURIA’s FX-Plugins bieten im Gegensatz zu den virtuellen Instrumenten über keine MIDI-Learn-Funktionen und erlauben keine direkte Steuerung via MIDI! Einen unveränderten Minuspunkt von meiner Seite gibt’s gratis dazu, basta!

Seltsamerweise hat ARTURIA bei seinen Effekten die Möglichkeit zur Bedienung mit dem Mausrad implementiert, nicht jedoch seinen Instrumenten-Plugins, das muss man nicht verstehen…

ARTURIA REV LX-24 – Preset Browser

REV LX-24 bringt den für ARTURIA typischen Preset-Browser mit, dem sich vorgefertigte Effekteinstellungen verwalten lassen. Es existieren wie gewohnt diverse Kategorien und Eigenschaften, nach denen sich die Presets einsortieren und auch wiederfinden lassen, eine Suchfunktion und eine Favoritenliste dürfen natürlich ebenfalls nicht fehlen.

ARTURIA REV LX-24 – In-App-Tutorials Main Panel

Die von ARTURIA vor einigen Software-Generationen eingeführten In-App-Tutorials gibt es auch im REV LX-24. In Schriftform (Englisch) werden hier die verschiedenen Parameter des Plugins vorgestellt und kurz beschrieben, und zwar sowohl für das sogenannte HARDWARE PANEL (die Standard-Bedienoberfläche) als auch das ADVANCED PANEL.

ARTURIA REV LX-24 – In-App-Tutorials Advanced Panel

Neben einigen wissenswerten Daten zum originalen LEXICON 224 finden wir auch wieder zahlreiche praktische Tipps für den Einsatz des Plugins. Eine ausführliche Bedienungsanleitung im PDF-Format hat ARTURIA ebenfalls anzubieten, diese liegt zwar derzeit nur auf Englisch vor, eine deutsche Übersetzung wird jedoch vermutlich in absehbarer Zeit folgen.


Halluzination…

Wenn man das REV LX-24 in der DAW öffnet, dann erscheint es standardmäßig mit einer fotorealistischen Bedienoberfläche, die von ARTURIA auch als MAIN PANEL bezeichnet wird (im In-App-Tutorial ist dabei hingegen vom HARDWARE PANEL die Rede).

Dargestellt wird die virtuelle Nachahmung der LARC-Fernbedienung des LEXICON 224 mit einer etwas abgeänderten Ausstattung. Das ist bei den meisten Mitbewerbern zwar auch der Fall, diese sparen sich jedoch allesamt die Abbildung eines hölzernen Studiotisches nebst einigen Utensilien aus vergangenen Zeiten darauf.

Auf eine solche zweckfreie Deco könnte ich ebenfalls gerne zugunsten einer schlankeren Bedienoberfläche verzichten, allerdings dient diese vermeintliche Verschwendung kostbarer Bildschirmfläche lediglich als Platzhalter für das ungleich größere ADVANCED PANEL. Beide Ansichten sind übrigens skalierbar.

Die Bedienung erfolgt in dieser Ansicht über sieben Schieberegler, sechs Buttons (sieben, wenn man den kleinen Lock-Button für den Dry/Wet-Mix mitrechnet) sowie ein virtuelles LED-Display. Die Funktionen dieser Bedienelemente weichen in einigen Bereichen von ihrem Vorbild ab.

Das Display zeigt den Eingangspegel via simulierter LED-Kette an, daneben werden auch diverse Parameterwerte und der ausgewählte Algorithmus in alphanumerischer Form dargestellt.

ARTURIA REV LX-24 – Hardware Panel

Die schwarzen Buttons dienen folgenden Funktionen: LOCK bewirkt, dass ALLE Fader in ihrer jeweils aktuellen Position verharren, auch wenn man den Algorithmus wechselt. MODE ENH(ancement) soll zu einem natürlicheren Hallklang verhelfen, indem die Verzögerungszeiten der Algorithmen fortlaufend moduliert werden und zudem eine wärmere Färbung im Ausklang erzeugt wird. DECAY OPTIM(ization) soll ebenfalls die Natürlichkeit des Ausklangs verbessern und seine Färbung zugunsten einer verbesserten Klarheit reduzieren.

Zwischen den drei Buttons VINTAGE 12, VINTAGE 24 und MODERN lässt sich nur alternativ umschalten. VINTAGE 12 bildet die Eingangstransformer, die 12-Bit-Wandler, die mit 20480 Hz eher geringe Sample-Rate und die Höhenbeschneidung bei 8 kHz des Originals nach, was natürlich eine gewisse LoFi-Akustik mit diversen Artefakten und etwas Rauschen nach sich zieht (man könnte es auch „Edeldreck“ nennen…).

VINTAGE 24 unterscheidet sich nur durch die etwas sanftere 24-Bit-Wandlung vom erstgenannten Modus, zudem ist hierbei im Gegensatz zu VINTAGE 12 kein permanenter, auch ohne anliegendes Eingangssignal vorhandener Rauschteppich hörbar.

Und MODERN schließlich verwendet die durch die DAW vorgegebene Sample-Rate und verzichtet auf die Filter, die emulierte Wandlung und einige andere Vintage-Attribute, was wiederum in einem saubereren und höhenreicheren Klang resultiert.

Bei den Fadern finden wir ganz links zunächst den Parameter DECAY (660 Millisekunden bis 70 Sekunden). Im Gegensatz zum Original werden damit die Abklingzeiten der tiefen und mittleren Frequenzen gleichzeitig geregelt, beim LEXICON 224 gab es dafür noch getrennte Regelungmöglichkeiten.

BASS OFFSET regelt die Hallzeit jener Frequenzanteile, die unterhalb der mit dem benachbarten CROSSOVER-Faders eingestellten Trennfrequenz liegen (zwischen 100 Hz und 10,9 kHz) und beeinflusst seinerseits wiederum auch die gesamte Abklingzeit. Je nach Faderstellung des BASS OFFSET sind somit Abklingzeiten möglich, die deutlich über den oben genannten 70 Sekunden liegen und sogar mehrere Minuten betragen können. Leider zeigt das Display aber dann keine genauen Zeitwerte an, sondern bleibt einfach auf den nun ja nicht mehr korrekten 70 Sekunden stehen.

DAMPING bewirkt eine Höhendämpfung des Hallsignals mittels Tiefpassfilter (ebenfalls zwischen 100 Hz und 10,9 kHz einstellbar) und entspricht dem Regler TREBLE DECAY des Originals.

PRE-DELAY ist für die Vorverzögerungszeit zuständig, also der Phase, die zwischen dem trockenen Eingangssignal und dem Einsetzen des Halls vergeht. Der Regelbereich ist abhängig vom gewähltem Reverb-Algorithmus, bei den Plattenhallsimulationen etwa reicht er von 0 Millisekunden bis 107 Millisekunden, bei ROOM sind es 24 Millisekunden bis 255 Millisekunden.

DISTANCE entspricht dem DEPTH-Regler des LEXICON 224 und definiert die wahrgenommene Entfernung zwischen der Schallquelle und dem Hallsignal. Der Regelbereich von 0 bis 71 ist eine willkürliche Einteilung und nicht etwa eine konkrete Entfernungsangabe wie beispielsweise Meter.

DRY/WET war beim Original nicht zu finden, stellt aber eine sinnvolle Ergänzung von ARTURIA dar. Damit kann das Mischungsverhältnis zwischen trockenem und verhalltem Signal eingestellt werden, was insbesondere bei Einsatz des REV LX-24 als Insert-Effekt praktisch ist. Der kleine Lock-Button unter dem Fader hält bei Aktivierung das eingestellte Mischungsverhältnis auch bei einem Wechsel des Algorithmus bzw. des Presets konstant.

ARTURIA REV LX-24 – Algorithmen-Auswahl

Zwischen den insgesamt acht zur Verfügung stehenden Algorithmen kann man einerseits mittels der kleinen Pfeiltaster im Display seriell umschalten, andererseits kann man aber auch mit einem Mausklick auf den angezeigten Algorithmusnamen ein Menü zur Direktauswahl aufrufen.

Bei einem Wechsel des Algorithmus verändert sich auch die jeweilige Stellung der Fader, um einen (zumindest nach Auffassung von ARTURIA) dazu passenden Ausgangspunkt zu bieten. Wer dies unterbinden möchte, der aktiviert einfach den weiter oben beschriebenen schwarzen LOCK-Button.

Folgende, dem Original nachempfundene Algorithmen stehen zur Verfügung: SMALL CONCERT HALL B, VOCAL PLATE, LARGE CONCERT HALL B, ACOUSTIC CHAMBER, PERCUSSION PLATE A, SMALL CONCERT HALL A, ROOM A sowie CONSTANT DENSITY PLATE. Sie unterscheiden sich bezüglich ihre Klangcharakters zum Teil sehr stark, was somit eine große Bandbreite an simulierten Räumen ermöglicht.


Neuregelung…

Wenn man das ADVANCED PANEL öffnet, könnte man glauben, man habe es mit einem völlig anderem Plugin zu tun, so sehr unterscheiden sich die beiden Bedienoberflächen. Von angestaubter Retro-Optik ist hier tatsächlich keine Spur mehr zu sehen, der Fotorealismus ist einer zeitgemäßen Darstellung gewichen.

Ins Auge fällt das große zentrale Display, in welchem sich auch alle Parameter der sieben Fader vom MAIN PANEL wiederfinden, hier lediglich in modernerer Darreichungsform. DECAY und CROSSOVER-Frequenz können hier nicht nur separat voneinander, sondern mittels des kleinen rautenförmigen Symbols auch gemeinsam geregelt werden werden. Es wird sowohl die Frequenzkurve des Eingangssignals angezeigt als auch der Bereich, in dem das Reverb tätig ist (als gelber „Nebel“).

ARTURIA REV LX-24 – Advanced Panel

In der grauen Leiste darüber haben wir Zugriff auf die Algorithmus-Auswahl, die Lock-Funktion sowie die drei bereits beschriebenen Konverter-Modi (VINTAGE 12, VINTAGE 24 und MODERN).

In dem schwarzen Bereich direkt unterhalb des Displays befinden sich die beiden schon vom MAIN PANEL bekannten Funktionen MODE ENH(ancement) und DECAY OPTIM(ization). Diese lassen sich hier jedoch nicht nur einfach ein- oder auschalten, auch die gewünschte Intensität kann in sechzehn Stufen eingestellt werden.

Darüber hinaus lässt sich mithilfe von PITCH SHIFT eine mehr oder minder starke Tonhöhenverschiebung bewirken, die in ebenfalls sechzehn Stufen von einem leichten Choruseffekt bis hin zu einer deutlichen Verstimmung reichen. Mit DIFFUSION wird die gewünschte Echodichte des Reverbs eingestellt, hier existieren dreiundsechzig Wertestufen.

ARTURIA REV LX-24 – zusätzliche Parameter

Im unteren grauen Bereich hat ARTURIA weitere nützliche Funktionen untergebracht. Links finden wir die Eingangssektion mit den beiden Reglern für die Übersteuerung (DRIVE) und das Hochpassfilter (mit einer Flankensteilheit von wahlweise 12 dB oder 24 dB pro Oktave). Letzteres ist dazu gedacht, tieffrequente Signalanteile vorab herauszufischen, praktisch etwa, wenn man einen kompletten Drum Loop verhallen, jedoch die Bassdrum aus naheliegenden Gründen davon ausschließen möchte.

Auf der rechten Seite ist die Ausgangssektion, die mit Reglern für die Höhenanhebung (BRIGHTNESS), die Stereoweite sowie den Ausgangspegel des Reverb-Effekts ausgestattet ist.

ARTURIA REV LX-24 – Ducker

In der Mitte befindet sich die Dynamik-Sektion mit drei Effekten zur Auswahl, die jeweils auf den zuvor verhallten Signalanteil einwirken: DUCKER, TREMOLO und GATE. Der DUCKER ist nichts anderes als ein Kompressor, der entweder auf das eigentliche Eingangssignal oder ein via Sidechain-Eingang zugeführtes externes Steuersignal reagiert und den Hallpegel dementsprechend herunterregelt. TRESHOLD, RATIO und RELEASE sind die einstellbaren Parameter.

Damit kann man beispielsweise dafür sorgen, dass eine Stimme trotz eines starken Hallanteils während des Sprechens oder Singens verständlich bleibt und nicht in einer diffusen Hallsuppe versinkt.

ARTURIA REV LX-24 – Tremolo

TREMOLO besteht aus einem LFO mit regelbarer Intensität und Geschwindigkeit. Letztere kann entweder frei in Hz eingestellt oder mit verschiedenen Notenlängen (inklusiver punktierter Noten und Triolen) zum Host-Tempo synchronisiert werden.

ARTURIA REV LX-24 – Tremolo Shape

Es stehen insgesamt zehn verschiedene Verlaufsformen zur Auswahl, nämlich Sidechain (das nennt sich nur so, wird aber nicht tatsächlich durch den Sidechain-Input getriggert!), Rampe, Rechteck, Dreieck und Sinus sowie ihre jeweils invertieren Varianten.

ARTURIA REV LX-24 – Gate

Den dritten im Bunde der Dynamik-Effekte stellt das GATE dar. Auch dieses kann wahlweise vom Eingangssignal oder via Sidechain ausgelöst werden. Es bietet die dreiParameter TRESHOLD, ATTENUATION (Abschwächungsbereich) und RELEASE.

Dank dieses Moduls kann man ohne weitere Hilfsmittel das insbesondere in den 1980ern sehr verbreitete Gated Reverb erzeugen, bei dem die Hallfahne bei einem stark verhallten Drumsound, etwa Snare oder Toms, mittels Noise Gate abrupt abgeschnitten wurde und dadurch einen klareren und knackigeren Mix ohne übermäßigen Nachhall erlaubte. Im Prinzip ist dies der gegenteilige Effekt des oben beschriebenen Duckings.


Hallenbad…

Wie die meisten unserer geschätzten Leser vermutlich auch, besitze ich kein LEXICON 224 (wen wundert’s…) und hatte auch niemals Zugriff auf ein solches (bei mir hatte es damals budgetmäßig nur zu einem ALESIS QUADRAVERB gereicht…). Nichtsdestotrotz haben wir aber wohl alle schon mal den legendär dichten LEXICON-Hall zumindest in fertigen Produktionen zu hören bekommen, sei es in der Pop-Musik oder in alten Blockbustern à la „Blade Runner“.

Ich vermag nicht zu sagen, ob das REV LX-24 das LEXICON 224 in allen Nuancen originalgetreu nachzubilden vermag, allein die etwas abweichende Parametrisierung bezüglich DECAY und BASS OFFSET lässt mich vermuten, dass sich wohl nicht jede bei der Hardware mögliche Einstellung exakt reproduzieren lässt (über entsprechendes Finetuning mag man ihnen eventuell dennoch nahekommen).

Wer jetzt aus irgendwelchen Gründen aber genau diese Reproduzierbarkeit benötigt, der dürfte beim (wesentlich teureren) Mitbewerber UAD LEXICON 224 besser aufgehoben sein, da dieses strukturell näher an seinem Vorbild ausgerichtet ist. Im Netz finden sich auch einige Stimmen, die dem Pendant von UAD einen weicheren Klang bescheinigen. Inwieweit dies durch die erwähnten Unterschiede in der Parametrisierung bedingt sein mag und durch eine entsprechende Anpassung kompensiert werden kann, entzieht sich meiner Kenntnis, ebenso wie sich die beiden Plugins klanglich gegenüber dem Original verhalten.

Was ich aber sagen kann, ist, dass das REV LX-24 einen schönen und dichten Hall zu erzeugen vermag, der wirklich sehr an das angestrebte Vorbild erinnert. Der Sound ist alles andere als billig und frei von unschönen blechernen Klangkomponenten oder nicht erwünschten Shatter-Echos.

Seine Charakteristik ist übrigens auch völlig anders als beim ebenfalls sehr hochwertigen STRYMON BIGSKY, das derzeit meine Referenz in Sachen Reverb darstellt. Dieses klingt im Vergleich zum eher dunklen Sound des REV LX-24 klarer, heller und luftiger, mal abgesehen davon, dass es auch noch einige modernere Typen von Algorithmen an Bord hat.

Für die Klangbeispiele habe ich zwecks besserer Vergleichbarkeit die selben Ausgangssignale verwendet wie beim Testbericht zum STRYMON BIGSKY, nämlich eine weibliche Gesangsstimme und eine simple E-Piano-Melodie, die beide KONTAKT-Libraries entstammen, sowie eine aufsteigende Notenfolge aus meinem BEHRINGER MS-101. Zu Beginn ist immer das trockene Signal zu hören, dann folgen jeweils fünf bis sechs Beispiele mit unterschiedlichen Presets des REV LX-24:

https://www.buenasideas.de/wp-content/uploads/2023/04/Klangbeispiel-ARTURIA-REV-LX-24-Vox.mp3
Klangbeispiel ARTURIA REV LX-24 – Vox
https://www.buenasideas.de/wp-content/uploads/2023/04/Klangbeispiel-ARTURIA-REV-LX-24-E-Piano.mp3
Klangbeispiel ARTURIA REV LX-24 – E-Piano
https://www.buenasideas.de/wp-content/uploads/2023/04/Klangbeispiel-ARTURIA-REV-LX-24-MS-101.mp3
Klangbeispiel ARTURIA REV LX-24 – MS-101

Um das REV LX-24 auch einmal mit seinen drei Geschwistern aus der FX COLLECTION vergleichen zu können, nachfolgend noch der seinerzeit im Test benutzte vier Takte lange Drum Loop mit Samples aus der TR-808, zunächst wieder trocken, dann in acht verhallten Variationen:

https://www.buenasideas.de/wp-content/uploads/2023/04/Klangbeispiel-ARTURIA-REV-LX-24-Drum-Loop.mp3
Klangbeispiel ARTURIA REV LX-24 – Drum Loop

Wie man hören kann, habe ich bei einigen der Beispiele den Bassbereich mittels des Hochpassfilters stark reduziert und damit die Bassdrum von der Bearbeitung weitgehend ausgeklammert, während ich ihn den anderen Takes ebenfalls verhallt habe.


Fazit:

Mir persönlich gefällt das REV LX-24, es ergänzt die bisherigen Reverb-Plugins von ARTURIA recht gut und toppt diese sogar noch in mancher Hinsicht. Lange und dichte Hallfahnen, die das Audiosignal umschmiegen, gelingen damit mühelos. Dank der sinnvollen Zusätze, die ARTURIA seinem Schützling mit auf den Weg gegeben hat, sind aber auch Reverb-Klänge jenseits des emulierten Vorbilds möglich.

Es ist jetzt sicher nicht so, dass das REV LX-224 alle meine anderen zu Reverb-Plugins ersetzen vermag (dazu sind die Anwendungsgebiete viel zu unterschiedlich und andere Mütter haben auch schöne Töchter…), aber in dem einen oder anderen Fall macht es durchaus eine bessere Figur als meine bisherigen Referenzen, weil es ihm dort gelingt, noch mehr mit dem Originalsignal zu verschmelzen und dieses schön abzurunden. Das hängt halt immer von der jeweiligen Signalquelle ab.

Zum gefühlt drölfzigsten Male habe ich allerdings auszusetzen, dass ARTURIA auch auf seiner Produktwebseite zum REV LX-24 nach wie vor an der unrichtigen Behauptung festhält, dass alle Plugins der FX COLLECTION sich von Haus aus problemlos an jeden MIDI-Controller anbinden lassen würden – tun sie eben nicht! Streicht diese Aussage doch einfach von Eurer Website und gut ist! Oder noch besser: Baut tatsächlich eine solche Funktion in Eure FX-Plugins ein!

Der reguläre Verkaufspreis des REV LX-24 beträgt 99,- Euro, bis zum 23.04.2023 gilt jedoch noch der verbilligte Einführungspreis von 69,- Euro. Wer in diesem Zeitraum die komplette FX COLLECTION 3 erwirbt, der zahlt 299,- Euro und erhält dann REV LX-24 gratis dazu.

Und wie immer gilt: Wer bereits ein oder mehrere Produkte von ARTURIA besitzt, der erhält je nach deren Anzahl deutlich vergünstigte individuelle Preise nach dem Einloggen in seinem Account angezeigt. So kann es dann sein, dass man das REV LX-24 bereits für 49,- Euro oder sogar für überaus schlanke 29,- Euro angeboten bekommt. Letzteres geht dann eigentlich schon in Richtung No-Brainer.


Positives:
+ guter Grundklang
+ dichte Hallfahnen
+ nützliche Extra-Features
+ einfache Bedienung
+ praktische In-App-Tutorials
+ Offline-Aktivierung möglich
+ relativ CPU-freundlich

Negatives:
– keine MIDI-Controller-Anbindung, trotz gegenteiliger Angaben auf der Produktwebseite


Produktwebseite: https://www.arturia.com/products/software-effects/rev-lx-24/overview

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