Ein Testbericht von Perry Staltic,
veröffentlicht am 30.06.2025
Und schon wieder gibt es eine neue Emulation von CHERRY AUDIO, dieses Mal ist der gute alte ARP ODYSSEY an der Reihe, und zwar in gleich drei verschiedenen Geschmacksrichtungen. Mal schauen, wie uns diese munden…
Proömium…
Der ODYSSEY wurde von ARP in bereits im Jahre 1972 eingeführt. Er war einerseits als vereinfachte Alternative zum ARP 2600 und anderseits als direkter Konkurrenten zum MINIMOOG gedacht, zu dem er sich dann auch recht schnell und erfolgreich entwickelte, denn sein Klangarchitektur war im Gegensatz zu der des MINIMOOG etwas flexibler aufgestellt und bot neben Oszillator-Sync, Sample & Hold, Ringmodulation sowie zusätzlichem Hochpassfilter auch eine duophone Spielmöglichkeit.
Im Laufe der keine zehn Jahre währenden Produktionsphase brachte ARP drei Revisionen des OSYSSEY heraus, die sich alle sowohl in ihrem Filterdesign als auch in der Farbgestaltung des Panels voneinander unterschieden.
2015 präsentierte die Firma KORG eine Neuauflage des ARP ODYSSEY, die alle drei Filterrevisionen beinhaltete, und auch BEHRINGER schickte einige Jahre einen entsprechenden Klonkrieger ins Rennen, der nach wie vor erhältlich ist.
Mit der Idee, nun eine virtuelle Variante des ODYSSEY zu veröffentlichen, avanciert CHERRY AUDIO nicht gerade zum Vorreiter, gibt es doch bereits längst adäquate Versuche von Seiten anderer Entwickler, etwa von GFORCE, WAYOUTWARE (nun unter den Fittichen von AIR) und wiederum KORG. Das nennt man Pluralismus…
Hades…
Der folgende Abschnitt behandelt zunächst wieder einmal nur die allgemeinen Merkmale des ODC 2800, die dieser mit allen Plugins von CHERRY AUDIO gemein hat, und richtet sich damit in erster Linie an Neueinsteiger.
ODC 2800 ist eine 64-Bit-Software für WINDOWS 7 bis 11 und macOS ab Version 10.13 aufwärts. Neben einer Standalone-Version und stehen die die Plugin-Formate VST2, VST3, AAX sowie AU zur Verfügung. Mein betagter Studiorechner (CPU i7-4790K mit 4 x 4,0 GHz, 16 GB RAM) muss Dank MICROSOFTS willkürlicher Zwangsvorgaben auf WINDOWS 11 verzichten, daher läuft darauf nach wie vor WINDOWS 10. In diesem Test habe ich wieder nur nur die VST-Varianten berücksichtigt.

Die Installation von OSC 2800 kann nur mit einer aktiven Internetverbindung abgeschlossen werden, denn bei diesem Vorgang werden zur Vervollständigung noch diverse Daten nachgeladen, etwa die Presets.
Für die anschließende Freischaltung des Plugins ist ebenfalls ein Online-Zugang vonnöten, eine Offline-Aktivierung bietet CHERRY AUDIO ja leider nicht an. Für die Aktivierung verwendet man die Anmeldedaten seines Accounts bei CHERRY AUDIO.
Nachdem ODC 2800 installiert und aktiviert wurde, kann man Host-Rechner zumindest bis zum nächsten Update wieder vollständig offline betreiben.

Optisch orientiert sich die (skalierbare) Bedienoberfläche erkennbar am ARP ODYSSEY, standardmäßig an dessen erster Revision mit dem weißen Frontpanel von 1972. Da CHERRY AUDIO aber alle drei (Filter-)Revisionen des Originals im ODC 2800 vereinigt hat, lässt sich auch die jeweils dazu passende Farbgestaltung auswählen, dazu gleich noch mehr.
Der Pseudo-3D-Look mit perspektivischer Verzerrung und (in meinen Augen albernen) virtuellen Schattenwürfen, unter welchem die Mehrzahl der Plugins von CHERRY AUDIO leidet, ist auch beim ODC 2800 vorhanden, hier aber zum Glück noch einigermaßen subtil ausgeführt.

Das virtuelle Keyboard im unteren Bereich des ODC 2800, das relativ viel wertvolle Fläche auf dem Bildschirm einnimmt, lässt sich erfreulicherweise auch komplett ausblenden. Im Gegensatz zu zu so manch anderem Plugin von CHERRY AUDIO gibt es beim ODC 2800 nur eine einzige Bildschirmseite, auch die integrierte Effektsektion und der Arpeggiator finden hier noch Platz.

Über die FOCUS-Funktion wird ein wählbarer Ausschnitt der Bedienoberfläche vergrößert und fensterfüllend angezeigt, dies kann sowohl auf kleineren Bildschirmen als auch bei sehr hohen Auflösungen praktisch sein. Es gibt dazu auch einen Tastatur-Shortcut: Ein Klick ins GUI bei gedrückter STRG-Taste (WINDOWS) bzw. CMD-Taste (macOS) aktiviert FOCUS und setzt die Ansicht bei Bedarf auch wieder zurück

Die Einbindung von MIDI-Controllern sind bei CHERRY AUDIO typischerweise sehr umfangreich und komfortabel, so auch beim ODC 2800. Über die Integrierte MIDI-Lernfunktion lassen sich die Bedienelemente der Hardware den gewünschten Parametern des Plugins zuordnen.
Anschließend lassen sich alle Zuweisungen noch nachbearbeiten, etwa durch Definition minimaler und/oder maximaler Werte sowie durch Anpassung der Regelkurven. Zudem lässt sich einstellen, ob die jeweilige Zuweisung global oder nur für das aktuelle Preset gültig ist.
Eine weitere Möglichkeit der Parametersteuerung ist die Automation innerhalb der DAW und auch das Mausrad kann zur Bedienung der virtuellen Regler herhalten.
Mittels UNDO und REDO kann man irrtümlich vorgenommene Parameteränderungen rückgängig machen oder auch auf einfache Weise zwei verschiedene Einstelllungen miteinander vergleichen.

Natürlich besitzt auch der ODC 2800 ein sogenanntes QWERTY KEYBOARD, eine virtuelle Klaviatur, die sich wahlweise mit der Maus oder mit der alphanumerischen Tastatur des Rechners spielen lässt. Ein MIDI-Keyboard ist also nicht immer zwingend vonnöten.

Das Settings-Menü verfügt über drei Sektionen. Hier lassen sich beispielsweise diverse Optionen für die Bedienoberfläche einstellen oder die Account-Daten für die Aktivierung ändern. Außerdem kann man festlegen, wie mit eventuell verfügbaren Updates umgegangen werden soll, in welchem Verzeichnis man die Presets speichern möchte und noch einiges mehr.

Beim Preset-Browser verlässt CHERRY AUDIO sich ebenfalls auf Bewährtes. Der Browser verfügt über diverse Kategorien, bietet eine Suchfunktion und eine separate Favoritenliste zum Sammeln seiner persönlichen Lieblings-Presets. Über die Pin-Funktion kann man festlegen, dass der Browser nach der Anwahl eines Presets weiterhin geöffnet bleibt, anderenfalls schließt er sich unmittelbar danach wieder.

Auch beim ODC 2800 hat man die Auswahl zwischen vier verschiedenen Stufen für die Oversampling-Qualität. Standard bei einer neugeladenen Instanz ist dabei stets normale Qualität (1x). In den höchsten Einstellung (4x) ist die Klangqualität auf Kosten der CPU-Belastung am besten, dies ist teilweise auch sehr deutlich hörbar gegenüber 1x.
Sirenen…
Wer den originalen ARP ODYSSEY oder einen der modernen Nachbauten von KORG oder BEHRINGER kennt, dem werden beim Betrachten der Bedienoberfläche des ODC 2800 sofort einige Unterschiede zum Vorbild auffallen. Diese sorgen auch dafür, dass es hier etwas gedrängter zugeht als beim doch relativ übersichtlichen Hardware-Pendant.

Als erstes dürfte der geneigte Kenner feststellen, dass CHERRY AUDIO beim ODC 2800 noch einen (syncfähigen) dritten Oszillator hineingeschmuggelt hat (der ODYSSEY besitzt lediglich zwei). Offene Geister dürften dies im Sinne erweiterter Klangmöglichkeiten sehr begrüßen, traditionell orientierte Puristen hingegen könnten dies eher als Verwässerung des ursprünglichen Konzepts auffassen. Wie auch immer, niemand wird ja gezwungen ja den hinzugekommenen Oszillator auch tatsächlich zu benutzen… 😉

Eine weitere Änderung bei den Oszillatoren betrifft deren Frequenzeinstellung. Bei der Hardware erfolgt diese nur stufenlos, während sie beim ODC 2800 bei Bedarf auch in Oktav- oder in Halbtonschritten quantisiert vorgenommen werden kann, was in so manchem Fall sehr praktisch ist.
Die FM-Sektion wurden ebenfalls erweitert, so gibt es pro Oszillator jetzt noch eine frei zuweisbare Modulationsquelle, die via Pulldown-Menü ausgewählt wird. Gegenüber dem Original beherrscht der ODC 2800 auch Cross-Modulation.

Während der Rauschgenerator des ODYSYSSEY nur weißes und rosa Rauschen erzeugt, kommen beim ODC 2800 noch die beiden etwas exotischeren Formen braunes und violettes Rauschen hinzu, sei’s drum.
Skylla und Charybdis…
Der ODYSSEY hat einen LFO, der ODC 2800 hat davon gleich zwei. Hinzu gesellt sich bei beiden eine Sample & Hold Einheit für zufallsbasierte Modulationen. Da die Regler der beiden LFOs sich den selben Platz auf der Bedienoberfläche teilen, muss man zwischen beiden Einheiten umschalten, um sie zu erreichen.

Wo das Original nur die beiden Schwingungsformen Sinus und Rechteck bietet, kann der ODC 2800 mit Sinus, Dreieck, variabler Pulswelle, ab- und aufsteigendem Sägezahn aufwarten. Zudem gibt es einen Delay-Parameter, der den LFO erst verzögert einsetzen lässt. Darüber hinaus sind die LFOs sowohl mono- als auch polyphon nutzbar (beim ODYSSEY nur monophon) und lassen sich zum Host-Tempo synchronisieren.
Die Sample & Hold Sektion ist genauso wie beim Original ausgeführt, mit der einzigen Ausnahme, dass sich hier noch eine zusätzliche, aus einem Popup-Menü frei zuweisbare Modulationsquelle existiert.
Lotophagen…
Auch dem Filter hat CHERRY AUDIO einige signifikante Erweiterungen spendiert. Wir erinnern uns, dass das Original im Laufe seiner Produktionsphase hier mehrere Änderungen erfahren hatte, die sich in drei verschiedenen Revisionsnummern sowie unterschiedlichen Farbgestaltungen des Bedienpanels äußerten.

Beim ODC 2800 finden wir alle drei Revisionen unter einer Haube vor, diese lassen sich mittels eines kleinen Schalters auswählen (das ist übrigens bei den Nachbauten von KORG und BEHRINGER ebenfalls so). Dabei wird dann auch gleich das Farbschema passend mitgewechselt (das ist bei den Nachbauten von KORG und BEHRINGER natürlich nicht der Fall…). Wer Letzteres nicht möchte, kann dies mittels UI LOCK deaktivieren, dann bleibt das zuletzt ausgewählte Farbschema bestehen, auch wenn man die Filter-Revision wechselt.

Revision 1 arbeitet mit einer Flankensteilheit von 12 dB pro Oktave (2-Pol-Filter), die Revisionen 2 und 3 jeweils mit 24 dB pro Oktave (4-Pol-Filter), wobei Revision 2 eine Nachbildung des Kaskadenfilters (Ladder Filter) ist, wie man es auch im MINIMOOG vorfindet (ARP hatte damals damit eine Patenrechtsverletzung gegenüber MOOG begangen…).
Für die beiden 4-Pol-filter bietet der ODC 2800 eine zuschaltbare GAIN COMP-Funktion, die das typische Ausdünnen der Bassfrequenzen bei höheren Resonanzwerten ausgleicht (ähnlich wie beim neuen MOOG MESSENGER). Die Resonanz reicht übrigens bis in die Selbstoszillation hinein.
Jede der drei Revisionen klingt deutlich anders als die jeweils anderen beiden, wie man anhand des folgenden Klangbeispiel gut hören kann (Sweep-Sound mit Tiefpassfilter, 4x Oversampling):
Des Weiteren bietet CHERRY AUDIO’s Filterdesign nicht nur einen Tiefpass, sondern auch noch einen Bandpass und einen Hochpass für mehr Klangvielfalt.
Das zusätzliche Hochpassfilter des ODYSSEY ist natürlich ebenfalls an Bord. Es dient zum gezielten Zähmen des Bassbereichs, arbeitet als 1-Pol-Filter mit lediglich 6 dB pro Oktave, verfügt über keine Resonanz und lässt sich nicht modulieren.
Kirke…
Die Mixerabteilung führt nicht nur die Audiosignale der drei Oszillatoren, sondern auch das des Ringmodulators zusammen. Als die beiden Quellsignale für die Ringmodulation dienen hierbei Oszillator 1 und 2.

Rechts davon finden wir die Modulationsquellen für Filter und Verstärker, die beide einmal mehr um eine frei zuweisbare Quelle ergänzt wurden. Wie man hier bei näherem Hinsehen erkennen kann, hat man hier auch die Wahl zwischen zwei vollständigen ADSR-Hüllkurven als Modulatoren.
Kalypso…
Denn CHERRY AUDIO hat ganz einfach auf die etwas halbherzige AR-Hüllkurve des ODYSSEY verzichtet und dem ODC 2800 stattdessen eine zweite gleichwertige ADSR- Hüllkurve spendiert. Auch hier könnten sich eingefleischte Traditionalisten wieder ob der Abweichung vom ursprünglichen Konzept beschweren, alle anderen werden sich darüber freuen.

Vom Vorbild übernommen wurde die Repeat-Funktion, mit der sich beide Hüllkurven durch den ersten LFO in einer Dauerschleife abfeuern lassen. Dabei kann man entscheiden, ob dies nur bei einem Tastenanschlag oder unabhängig von diesem geschehen soll.
Über kleine virtuelle Stellschrauben lässt sich den Hüllkurven wie auch den Oszillatoren und dem Filter ein Drift-Verhalten beibringen, bei dem es zu mehr oder minder starken Abweichungen kommt, ähnlich wie bei alten analogen Gerätschaften.
Polyphemos…
Während der ODYSSEY nur monophon oder duophon spielbar ist, erlaubt der ODC 2800 auch ein vier-, acht- oder gar sechzehnstimmig polyphones Spiel. Außerdem verfügt er über eine Unisono-Funktion zum Schichten von Stimmen.

Wer sich fragen sollte, was der genaue Unterschied zwischen den beiden Modi DUO und POLY ist (abgesehen von der maximalen Stimmenzahl), hier ist die Antwort: Bei duophonem Spiel hat man zwar zwei Stimmen zur Verfügung, allerdings bedient sich jede davon nur einem der beiden Oszillatoren, zudem teilen sich sie sich ein gemeinsames Filter sowie Hüllkurven, VCA, LFO usw.
Bei polyphonem Spiel hingegen erhält jede einzelne Stimme eine gesamte Oszillatorsektion, Filter, Hüllkurven, VCA (und wenn der LFO auf POLY steht, auch diesen) für sich allein.
Aiolos…
Sofern das virtuelle Keyboard des ODC 2800 eingeblendet ist, hat man auch Zugriff auf den dort linksseitig platzierten Arpeggiator. Dieser entspricht von seiner Ausstattung her denen in früheren Plugins von CHERRY AUDIO, er enthält aber einige Zusätze, die erst kürzlich mit dem YELLOWJACKET eingeführt wurden.

Dazu gehören neben einer Swing-Funktion auch die Parameter CHANCE und FEEL (Letzerer heißt beim YELLOWJACKET übrigens HUMANISE). Während sich mit CHANCE die Wahrscheinlichkeit für das Abspielen einer Note oder einer Pause variieren lässt, kann man mit FEEL zufällige Abweichungen vom Zeitraster einstellen, und zwar sowohl positive als auch negative.
Phaiaken…
Egal, ob das virtuelle Keyboard ein- oder ausgeblendet ist, am unteren Rand der Bedienoberfläche sind stets die integrierten Effekte des ODC 2800 sichtbar. Diese lassen sich global als auch individuell ein- und ausschalten. Global meint hier allerdings nur auf das aktuelle Preset bezogen.
Daher an dieser Stelle ein kleiner Vorschlag meinerseits, den ich nicht nur beim ODC 2800, sondern auch bei den anderen Synths von CHERRY AUDIO gerne sehen würde: Eine Lock-Funktion für den globalen Ein/Ausschalter, der dafür sorgt, dass sich die Effektsektion dauerhaft deaktivieren lässt, auch bei einem Wechsel des Presets. Das wäre insbesondere dann von Interesse, wenn man bereits externe Effekte benutzt und nicht bei jedem Preset erneut die interne Effektsektion ausschalten möchte.

Wer sich ob der nur geringen Eingriffsmöglichkeiten bei den Effekten des ODC 2800 wundern sollte (nur MOD und MIX), den kann ich beruhigen, ein Klick auf den Button EFFECTS oder auf eine der fünf Effektbezeichnungen bringt die vollständige Effektsektion zutage.

Hier erhalten wir Zugriff auf alle verfügbaren Effekt-Parameter von DISTORTION, DUAL PHASER, FLANGER & CHORUS, ECHO und REVERB. Diese Module entsprechen hinsichtlich Umfang und Qualität den Effekten vergangener Erzeugnisse von CHERRY AUDIO.
Eine kleine Neuerung gibt es aber bei FLANGER & CHORUS, in früheren Synthesizern waren diese zwei Effekte häufig in einem einzigen Modul vereinigt und dann jeweils nur alternativ zueinander nutzbar. Beim ODC 2800 hingegen lassen sich beide auch gleichzeitig verwenden.
Auf der linken Seite der Effektsektion finden wir noch den EFFECT MODULATOR, ein separater LFO mit sechs Schwingungsformen, einstellbarer Verzögerung und Synchronisationsmöglichkeit, der ausschließlich jeweils einen definierten Parameter pro Effekt modulieren kann, beispielsweise Mischungsverhältnisse oder Delay- und Reverbzeiten.
Mnesterophonia…
Einen ARP ODYSSEY habe ich leider nicht zum Vergleich hier, ebenso wenig einen der Nachbauten oder die Emulation eines Mitbewerbers. Daher erspare ich mir an dieser Stelle zusammenhalluzinierte Aussagen hinsichtlich der Authentizität. Wen so etwas bis ins kleinste Detail interessiert, der muss halt selbst einen Direktvergleich vornehmen.
Unabhängig davon kann ich aber durchaus bewerten, ob mir der Klang des ODC 2800 zusagt, und das tut er sehr wohl. Typische Brot-und-Butter-Sounds und quasianaloge Klischees werden hier ebenso geboten, wie schrägere Klänge etwas abseits der üblichen Pfade.
Beim Erstkontakt mit dem ODC 2800 hatte ich mir gleich einige einfache musikalische Skizzen gemacht, die ich später an einem freien Nachmittag zu einem kurzen Track verwurstet habe. Insgesamt 19 Instanzen des ODC 2800 kommen hierbei zum Einsatz:
Auf meinem alten Computer ließ sich übrigens nicht mehr als etwa die Hälfte der geladenen Instanzen mit vierfachem Oversampling betreiben, danach verschluckte sich der Rechner gehörig. Daher besteht der Track auch aus einer Mischung verschiedener Qualitätstufen.
Nachfolgend habe ich auch noch mal mit einigen der mitgelieferten Factory Presets herumgeklimpert und dabei das Ganze direkt aufgenommen:
Da mir darüber hinaus noch das optional angebotene CENTENNIAL SOUNDS Preset Pack von James Dyson zur Verfügung stand, gibt es hier ebenfalls eine kleine Auswahl aus den darin enthaltenen Presets:
Fazit:
Mit dem ODC 2800 hat CHERRY AUDIO wieder mal ein solides Plugin mit gutem Klang und einfacher Bedienung am Start, das Spaß macht und zum Musikmachen motiviert. Das originale Konzept des ARP ODYSSEY wurde sinnvoll zugunsten einer höheren Klangvielfalt erweitert (etwa durch die Polyphonie, den dritten Oszillator oder zwei vollständigen Hüllkurven) und man hat die Auswahl zwischen allen drei Filterrevisionen der Hardware.
Der ODC 2800 muss sich allerdings auch gegen gleich mehrere Mitbewerber behaupten, die teils eine vergleichbare Ausstattung besitzen und die zumindest derzeit zu ähnlichen Preisen oder sogar darunter angeboten werden. Wer es aber bevorzugt, im Ökosystem von CHERRY AUDIO zu bleiben, der ist mit dem ODC 2800 durchaus gut bedient.
CHERRY AUDIO bietet den ODC 2800 zu einem regulären Preis von 59,- US-Dollar an und das CENTENNIAL SOUNDS Preset Pack von James Dyson mit weiteren einhundert Presets gibt es für 9,99 USD. Eine kostenlose Demoversion steht ebenfalls bereit.
Positives:
+ guter Grundklang
+ einfache Bedienung
+ drei Filterrevisionen
+ Arpeggiator
+ brauchbare Effekt-Sektion
+ umfangreiche MIDI-Learn-Sektion
+ moderate CPU-Anforderungen
+ fairer Preis
Negatives:
– keine Offline-Aktivierung bzw. -Installation möglich
Produktwebseiten:
https://cherryaudio.com/products/odc-2800-synthesizer
https://store.cherryaudio.com/presets/centennial-sounds-for-odc-2800