Testbericht: CHERRY AUDIO TRIDENT MK III – Der Dreimaster

Ein Testbericht von Perry Staltic,
veröffentlicht am 18.10.2025

Wann immer man meint, dass ja eigentlich keine Vintage-Synthesizer mehr übrig sein dürften, die es zu emulieren gilt, taucht doch wieder ein längst vergessen geglaubtes Exemplar aus der Versenkung auf, den keiner mehr auf dem Schirm hatte. Der KORG TRIDENT ist auch so ein Kandidat und CHERRY AUDIO bringt ihn in virtueller Form erneut ins Gedächtnis.


Dreizacksbeziehung

KORG veröffentlichte den TRIDENT im Jahre 1981, und wenn man sich das zugrunde liegende Konzept anschaut, kann aus heutiger Perspektive schon die Frage aufkommen, was das denn sollte. Ein rudimentär ausgestatteter Polysynth wurde hier zusammen mit einer String Machine, einer synthetischen Bläser-Sektion sowie einem Flanger-Effekt zu einer Schimäre verschmolzen, das alles in einem massigen Gehäuse mit Fünf-Oktaven Keyboard.

KORG TRIDENT
KORG TRIDENT

Was auf den ersten Blick ein wenig nach „nicht Fleisch, nicht Fisch“ aussieht, richtete sich wenige an den passionierten Klangtüftler als vielmehr an den praktisch denken Tastenspieler, der sich endlich seiner mehrteiligen Keyboardburg auf der Bühne oder im Studio entledigen wollte. Insofern ähnelt der TRIDENT ein wenig dem 1978 erschienenen ARP QUADRA.

KORG TRIDENT MK II
KORG TRIDENT MK II

Nur ein Jahr später, also 1982, brachte KORG bereits das Nachfolgemodell TRIDENT MK II heraus, dass einige Verbesserungen mit sich brachte, so etwa eine zweite Hüllkurve für den den Synthesizer-Teil, doppelt so viele Speicherplätze und erweitere Editiermöglichkeiten.

Wenngleich die einzelnen Sektionen des TRIDENT eher unspektakulär daherkommen, so vermögen sie sich gemeinsam doch zu einem durchaus voluminösen Gesamtklang zu summieren, unter anderem etwa bei OMD zu hören.

Der große Erfolg blieb dem TRIDENT allerdings versagt. Er war recht teuer, groß und schwer, zudem teilte er das Schicksal vieler seiner analogen Mitstreiter dieser Ära: Er wurde kurz darauf vom YAMAHA DX7, der damals als der letzte Schrei galt, mit Leichtigkeit vom Markt gekegelt.

In aktuellen Zeiten, in denen man Plugins nach Belieben kombinieren und übereinanderschichten kann, mag man sich natürlich die Frage nach der Notwendigkeit einer TRIDENT-Emulation stellen. Eine gehörige Portion Nostalgie war da bei CHERRY AUDIO sicherlich mit im Spiel. Und dass sie damit nicht so ganz falsch liegen können, beweist der schon vor ein paar Jahren als Freeware erschienene TRICENT MK III von FULL BUCKET MUSIC, der in dieselbe Kerbe haut, sich gegenüber dem CHERRY AUDIO TRIDENT aber in einigen Punkten geschlagen geben muss.


Play It Again, Sam…

Für alle neu Dazugekommenen gibt es zunächst mal wieder eine kurze Beschreibung der allgemeinen Funktionen des TRIDENT MK III, die sich aber im Prinzip bei allen Plugins von CHERRY AUDIO wiederfinden. Wer damit bereits vertraut ist, kann sich diesen Abschnitt daher auch gerne schenken und direkt beim nächsten Kapitel weiterlesen.

TRIDENT MK III wird als 64-Bit-Plugin für WINDOWS 7 oder neuer und für macOS (INTEL- und SILICON-CPUs) ab Version 10.13 aufwärts angeboten. Neben den Plugin-Formaten VST2, VST3, AAX und AU existiert auch eine eine Standalone-Version. In meinem Test habe ich aber nur die VST-Varianten für WINDOWS berücksichtigt.

Mein Studiorechner ist schon älter und verfügt über folgende Hardware-Austattung: CPU i7-4790K mit 4 x 4,0 GHz und 16 GB Arbeitspeicher. Das Betriebssystem ist nach wie vor WINDOWS 10.

CHERRY AUDIO TRIDENT - Installation benötigt Internetzugriff
CHERRY AUDIO TRIDENT – Installation benötigt Internetzugriff

Um den TRIDENT MK III komplett installieren zu können, benötigt der Host-Rechner eine aktive Internetverbindung, da während des Installationsvorgangs bzw. beim ersten Start des Plugins noch diverse Daten nachgeladen und gegebenenfalls auch die Presets auf einen aktuellen Stand gebracht werden.

Für die anschließende Freischaltung des Plugins wird ebenfalls ein Internetzugang benötigt, denn es lässt sich leider nicht offline aktivieren. Freigeschaltet wird der TRIDENT MK III mittels derselben Zugangsdaten, die man auch für seinen Online-Account bei CHERRY AUDIO verwendet.

Wer bereits Plugins von CHERRY AUDIO installiert hat, bei dem erfolgt die Aktivierung unter Umständen auch automatisch ohne eine manuelle Eingabe, vermutlich durch Auslesen entsprechender Daten aus der Registry (zumindest bei mir unter WINDOWS ist dies regelmäßig der Fall).

Anschließend kann man den Host-Rechner übrigens wieder vom Netz nehmen, zum Betrieb des Plugins wird keine Online-Verbindung mehr benötigt.

CHERRY AUDIO TRIDENT
CHERRY AUDIO TRIDENT MK III

Wie sich anhand der oben abgebildeten Originale leicht erkennen lässt, gibt es bei Design und Layout der Bedienoberfläche deutliche Ähnlichkeiten, aber auch einige Unterschiede, die sich durch zusätzliche Funktionen beim Plugin erklären.

Den bei CHERRY AUDIO früher häufiger vorzufindenden Pseudo-3D-Look mit gewollten perspektivischen Verzerrungen und nachgeahmten Schattenwürfen hat man inzwischen auf ein sehr erträgliches Minimum reduziert, so dass die Bedienung dadurch nicht unnötig zu erschwert wird.

CHERRY AUDIO TRIDENT - Bedienoberfläche mit ausgeblendetem Keyboard
CHERRY AUDIO TRIDENT MK III – Bedienoberfläche mit ausgeblendetem Keyboard

Der Bereich der Bedienoberfläche, in dem die virtuelle Klaviatur, aber auch einige andere Funktionsgruppen dargestellt werden, lässt sich komplett ausblenden, um Platz auf dem Bildschirm zu sparen.

Seit dem ODC 2800 ist CHERRY AUDIO dazu übergegangen, die Funktionen bei seinen Synths nicht mehr auf verschiedene Bildschirmseiten zu verteilen, sondern auf einer einzigen zusammenzufassen, gegebenenfalls mit umschaltbaren Sektionen im Bereich der Keyboards. So hat man die Syntheseparameter stets im direkten Zugriff, auch wenn man gerade an den Effekten oder am Arpeggiator herumfummelt.

CHERRY AUDIO TRIDENT - Focus
CHERRY AUDIO TRIDENT MK III – Focus

Mit dem Schalter namens FOCUS lässt sich ein wählbarer Ausschnitt der Bedienoberfläche in vergrößerter und fensterfüllender Ansicht darstellen, damit kann man schnell einzelne Sektionen in den Vordergrund rücken, was insbesondere bei großen Bildschirmen mit sehr hohen Auflösungen von Vorteil sein kann.

Es gibt dafür auch einen Tastatur-Shortcut: Ein Klick auf die Bedienoberfläche mit gleichzeitig gedrückter STRG-Taste (WINDOWS) bzw. CMD-Taste (macOS) aktiviert FOCUS und führt ebenso auch wieder zurück zur normalen Ansicht.

CHERRY AUDIO TRIDENT - MIDI Learn
CHERRY AUDIO TRIDENT MK III – MIDI Learn

Auch die MIDI-Funktionen sind beim TRIDENT MK III gewohnt umfangreich und schnell zu bedienen. Externe MIDI-Controller können mit Hilfe der Lernfunktion ganz einfach mit beliebigen Parametern des Plugins verknüpft werden.

Darüber hinaus kann man derartige MIDI-Mappings auch nachträglich noch anpassen, beispielsweise lassen sich minimale und/oder maximale Werte für jeden zugewiesenen Parameter definieren oder die Regelkurven können bei Bedarf auch nichtlineare Verläufe annehmen. Jede einzelne Zuweisung kann entweder global oder nur für das jeweilige Preset vorgenommen werden.

Der TRIDENT MK III lässt sich zudem mittels Parameterautomation steuern und auch das Mausrad kann zur manuellen Bedienung der virtuellen Regler herhalten.

Die UNDO- und REDO-Funktionen sind ebenfalls praktisch, sei es, um irrtümliche vorgenommene Parametereinstellungen wieder rückgängig zu machen oder um zwei unterschiedliche Einstellungen abwechselnd miteinander zu vergleichen.

CHERRY AUDIO TRIDENT - QWERTY Keyboard
CHERRY AUDIO TRIDENT MK III – QWERTY Keyboard

Mit dem sogenannten QWERTY KEYBOARD hat der TRIDENT MK III eine kleine Eingabehilfe für Noten und diverse Spielhilfen an Bord. Diese lässt sich zwar auch mit der Maus bedienen, aber sehr viel interessanter ist die Möglichkeit, dazu die alphanumerische Tastatur des Computer zu verwenden, recht praktisch in Situationen, in denen gerade kein externes MIDI-Keyboard zur Verfügung steht.

CHERRY AUDIO TRIDENT - Settings
CHERRY AUDIO TRIDENT MK III – Settings

Settings bietet ein Menü mit drei Seiten, in dem sich die wichtigsten Grundeinstellungen für das Plugin vornehmen lassen. Man kann hier unter anderem allerlei Optionen für die Bedienoberfläche festlegen, den Speicherort für die Presets bestimmen, die für die Aktivierung notwendigen Account-Daten ändern oder festlegen, wie mit eventuellen Updates verfahren werden soll.

CHERRY AUDIO TRIDENT - Preset-Browser
CHERRY AUDIO TRIDENT MK III – Preset-Browser

Der Preset-Browser dient der Verwaltung und Auswahl von…? Richtig geraten, von Presets natürlich! Neben diversen Klangkategorien und einer Suchfunktion gibt es hier auch eine Favoritenliste, welche alle bevorzugten Presets aufnimmt, die man zuvor als solche markiert hat. Mit der Pin-Funktion lässt sich der Browser geöffnet halten, während man durch die ganzen Presets stöbert, ansonsten schließt er sich unmittelbar nach der Auswahl eines Presets wieder.

CHERRY AUDIO TRIDENT - Oversampling Quality
CHERRY AUDIO TRIDENT MK III – Oversampling Quality

Die Schaltfläche mit dem Q öffnet das Menü für die Oversampling-Einstellung. Man hat hier die Wahl zwischen vier Stufen (1x bis 4x), bei denen die erste der Standardeinstellung entspricht und die vierte die höchste Qualität bietet, aber auch die meisten CPU-Ressourcen beansprucht.



Tripode

Wie eingangs erwähnt, setzt sich die Klangerzeugung des TRIDENT MK III aus drei Sektionen zusammen, die jede für sich eher simpel aufgebaut sind: Synthesizer, Brass und Strings. Beginnen wir mit dem umfangreichsten Part, dem Synthesizer.

Es gibt zwei Oszillatoren, von denen der erste dem Original nachempfunden wurde und somit die Schwingungsformen Sägezahn und variable Pulswelle bietet, Letztere auch mit der Option der Pulsweitenmodulation. Der Fußlagenbereich ist von 16‘ bis 4‘ einstellbar.

Wo der zweite Oszillator beim Original nur eine Einstellung von Fußlage und Verstimmung erlaubt, lässt sich beim Plugin auch noch die Wellenform auswählen und die Pulswellenweite verändern.

CHERRY AUDIO hat beiden Oszillatoren darüber hinaus auch noch separate Regler für die Lautstärke und das Panorama spendiert.

CHERRY AUDIO TRIDENT - Synthesizer-Sektion
CHERRY AUDIO TRIDENT MK III – Synthesizer-Sektion

Das Filter besitzt Regler für Frequenz, Resonanz und Hüllkurvenintensität (normal und invertiert), außerdem ist das Keyboard-Tracking regelbar, und zwar stufenlos und nicht bloß in fünf Stufen wie beim KORG TRIDENT. Zudem wird hier nicht nur ein Tiefpass geboten, das Filter lässt sich auch in den Modi Hochpass, Bandpass und Notch betreiben, das gab es beim Original nicht.

Wie schon der KORG TRIDENT MK II bietet auch CHERRY AUDIO’s Emulation gleich zwei ADSR-Hüllkurven, eine für das Filter und eine für den Lautstärkeverlauf.

Während man sich beim Vorbild mit einem einfachen globalen Vibratoeffekt begnügen musste, verfügt der Synthesizer beim Plugin zusätzlich über einen vollständigen LFO, hier in Anlehnung an der KORGschen Nomenklatur MG genannt, was nicht etwa für Mönchengladbach sondern für „Modulation Generator“ steht. Dieser LFO bietet fünf Schwingungsformen, einen Delay-Parameter und bei Bedarf Host-Synchronisation. Tonhöhe, Filterfrequenz und Lautstärke sind die möglichen Zielparameter, auch gleichzeitig mit separat einstellbaren Intensitäten.

Der Synthesizer-Part lässt sich sowohl monophon als auch polyphon spielen, auch ein UNISONO-Modus existiert. Die Stimmenzahl ist dabei variabel einstellbar (zwei, vier, sechs oder acht).

CHERRY AUDIO TRIDENT - Brass-Sektion
CHERRY AUDIO TRIDENT MK III – Brass-Sektion

Das virtuelle Gebläse kommt mit deutlich weniger Parametern aus. An Fußlagen stehen 16‘ und 8‘ zur Verfügung, die für oktavierte Klänge auch beide gleichzeitig ausgewählt werden können.

Es gibt ein Tiefpassfilter mit einstellbarer Frequenz, Resonanz und Hüllkurvenintensität. Letztere ist wieder als bipolarer Regler für normale und invertierte Verläufe ausgeführt.

Die ADSR-Hüllkurve verfügt noch über einen zusätzlichen Regler für den Einfluss der Anschlagsdynamik.

Einen gesonderten LFO nur für Vibratoeffekte gibt es beim Original nicht, hier schon.

CHERRY AUDIO TRIDENT - String-Sektion
CHERRY AUDIO TRIDENT MK III – String-Sektion

Die Streichersektion ist naturbelassen, will sagen, sie wurde nahezu unverändert von der Hardware übernommen. Zumindest stehen hier alle Parameter bereit, die man auch beim Original vorfindet, weitere Zusätze scheint es hier nicht zu geben.

So finden wir hier eine einfache AR-Hüllkurve, eine ebenso einfach Klangregelung mit zwei Bändern, eine Emulation des Bogenanstrichs (BOWING), einen Vibrato-LFO und einen zuschaltbaren Ensemble-Effekt. Die drei Fußlagen 16‘, 8‘ und 4‘ lassen sich auch bei den Strings wieder gleichzeitig aktivieren.

CHERRY AUDIO TRIDENT - Spielhilfen
CHERRY AUDIO TRIDENT MK III – Spielhilfen

Neben den LFO- bzw. Vibratoeinheiten jeder einzelnen Sektion existiert auch noch ein globaler Vibratoeffekt, ganz wie bei der Hardware. Dieser ist bei den Spielhilfen links neben der Klaviatur untergebracht und per default dem Modulationsrad zugewiesen. Er beeinflusst stets alle drei Sektionen gleichzeitig und wird deren eigenen Vibratoeffekten hinzuaddiert. Je nach Einstellung erinnert das Vibrato dann bisweilen ein wenig an Pferdegewieher erinnert (nur von der Artikulation her, nicht vom Klang).

Was der TRIDENT MK III gegenüber seinem Vorbild leider nicht vorweisen kann, sind Einzelausgänge für jede der drei Sektionen. Es ist also nicht möglich, diese in der DAW mit separaten Effekten zu behandeln.


Beauty Case

Wer den KORG TRIDENT kennt oder wer zumindest die obenstehenden Abbildungen von ihm aufmerksam betrachtet hat, dem wird aufgefallen sein, dass dem virtuellen Pendant von CHERRY AUDIO offenbar der eingebaute Flanger der Originals zu fehlen scheint.

Dieser Schein trügt jedoch, der TRIDENT MK III verfügt sehr wohl über einen Flanger, und darüber hinaus auch noch über jede Menge andere Effekte, die man beim Original vergeblich sucht.

CHERRY AUDIO TRIDENT - minimierte Effektsektion
CHERRY AUDIO TRIDENT MK III – minimierte Effektsektion

Wie bei den neueren Synth-Plugins von CHERRY AUDIO üblich, befindet sich die Effektsektion am unteren Rand im permanenten Zugriff, bietet dabei aber nur rudimentäre Regelmöglichkeiten. Erst wenn man die vollständige Sektion per EFFECTS-Button in dem Bereich einblendet, der sonst von der Klaviatur belegt wird, erhält man die komplette Kontrolle über die Effekte.

CHERRY AUDIO TRIDENT - vollständige Effektsektion
CHERRY AUDIO TRIDENT MK III – vollständige Effektsektion

Man kann sich hier eine Kette aus bis zu fünf einzelnen Effekten zusammenstellen, wobei man in jedem Slot die freie Auswahl aus insgesamt siebzehn Algorithmen hat. Darunter befindet sich auch eine Nachahmung des vermeintlich fehlenden Flangers. Ansonsten gibt es diverse weitere Modulationseffekte, Delays,, Reverbs, Filter, Ringmodulator, Equalizer, Kompressor, Lo-Fi und Verzerrer.

Der Clou bei der Sache: Jede der drei klangerzeugenden Sektionen Synthesizer, Brass und String verfügt über ihre eigene, individuell zusammenstellbare Effektkette, hinzu kommt noch eine vierte, globale Effektsektion, die auf alle drei Sektionen gemeinsam wirkt.

Um ähnliche Möglichkeiten beim Original zu erhalten, bräuchte man dort laut Adam Riese also 340 einzelne Effektgeräte (siebzehn verschiedene Effekte in jeweils zwanzigfacher Anzahl) und einen Wust an Kabelverbindungen…

Die getrennten Effektketten für jeden Klangerzeugungsbereich sind auch insofern sinnvoll, als der TRIDENT MK III ja über keine Einzelausgänge für diese drei Sektionen verfügt, so dass man diese in der DAW gar nicht individuell mit externen FX-Plugins nachbearbeiten kann.

Jede Effektsektion besitzt zudem ihren eigenen EFFECTS MODULATOR, das ist ein LFO mit mehreren Schwingungsformen, der verschiedene Effektparameter beeinflussen kann.

Eine Neuerung stellt die von mir in der Vergangenheit immer wieder vermisste Lock-Funktion dar, mit der sich der gesamte Effektbereich vor Veränderungen beim Wechsel von Presets schützen lässt, endlich!

Qualitativ bewegen sich die Effekte, wie von CHERRY AUDIO gewohnt, auf einem für Onboard-FX ausreichend hohen Niveau, mit dem sich gut arbeiten lässt.


Laufrad

Ein weiterer Bereich, den man beim originalen TRIDENT sicherlich ebenfalls gerne gesehen hätte, ist die sogenannte MOTION-Sektion, die sich an der anstelle der Klaviatur (oder der Effektsektion) einblenden lässt.

Sie beinhaltet einen polyphonen Step-Sequencer sowie zwei Arpeggiatoren, die alle jeweils einer der drei klangerzeugenden Sektionen zugewiesen werden können. Natürlich lassen sie sich bei Bedarf auch zum Host-Tempo synchronisieren.

CHERRY AUDIO TRIDENT - Motion-Sektion
CHERRY AUDIO TRIDENT MK III – Motion-Sektion

In dieser Sektion lassen sich außerdem die Keyboard-Bereiche definieren, in denen Synthesizer, Brass und Strings aktiv sind. Auf diese Weise sind Splits und Layers in beliebiger Kombination möglich, der KORG TRIDENT war in dieser Hinsicht deutlich eingeschränkter. Neben einer freien Aufteilung stehen auf der rechten Seite auch einige Presets zur schnellen Auswahl bereit.

CHERRY AUDIO TRIDENT - Step Sequencer
CHERRY AUDIO TRIDENT MK III – Step Sequencer

Der Sequencer umfasst bis zu sechzehn Schritte und kann sich pro Preset gleich zwei unterschiedliche Patterns (A und B) merken und diese in verschiedenen Modi wiedergeben (einzeln oder alternierend).

Neben einer Swing-Funktion gibt es auch wieder Regler für Chance und Feel. womit sich die Wahrscheinlichkeit zur Wiedergabe eines Schrittes sowie kleine Variationen im Zeitraster einstellen lassen.

CHERRY AUDIO TRIDENT - Arpeggiatoren
CHERRY AUDIO TRIDENT MK III – Arpeggiatoren

Auch die beiden Arpeggiatoren verfügen über diese drei Einstellmöglichkeiten und darüber hinaus über diverse Abspielmodi und Oktavbereiche.

Die Bezeichnung MOTION für diese Sektion trifft den Nagel schon ganz gut auf den Kopf, denn hiermit lassen sich überaus bewegte Muster erzeugen, für die man beim Original schon mehr als zwei Hände und zudem übermenschliche Fingerfertigkeit benötigt hätte.

Unter den mitgelieferten Presets finden sich einige eindrucksvolle Anwendungsbeispiele, bei denen sich mit einem Fingerdruck mehrstimmige Muster auslösen lassen, die fast schon kleine Musikstücke darstellen.


Triple Cheese…

Auch bei mir rangierte der KORG TRIDENT bisher nur unter ferner liefen (völlig zu Unrecht!), ich hatte den Namen zwar schon immer wieder mal gelesen, aber noch nie einen in natura zu Gesicht bekommen. Insofern vermag ich die klangliche Authentizität des Plugins wieder einmal lediglich anhand von Klangdemos des Originals aus dem Netz zu beurteilen, dies nur vorab zur Information.

Meiner Meinung nach hat CHERRY AUDIO den Charakter des Vorbilds recht gut eingefangen, inklusive des bisweilen leicht näselnden Klangbilds, das vielen der alten KORG-Synthies anhaftet. Vintage klingen kann der TRIDENT MK III also, aber durch die vielen integrierten Effekte eben auch ganz anders und bei Bedarf sogar ausgesprochen modern.

Ein kompletter Track nur mit dem TRIDENT MK III musste aus Zeitgründen entfallen, dafür stattdessen ich mir willkürlich zwanzig Exemplare aus den zahlreichen mitgelieferten Presets ausgewählt und damit kurze Beispiel aufgenommen:

Klangbeispiel CHERRY AUDIO TRIDENT – Factory Presets

Außerdem hatte ich noch das gesondert zu erwerbende MOMENTUM Preset Pack von James Dyson zum Test erhalten, daraus habe ich fünfzehn Presets gewählt:

Klangbeispiel CHERRY AUDIO TRIDENT – MOMENTUM Preset Pack

Aus reiner Neugier habe ich den TRIDENT MK III auch mal kurz mit dem puristischeren TRICENT MK III von Björn Arlt alias FULL BUCKET MUSIC verglichen, allerdings nur unter Verwendung recht einfacher Init-Sounds, da es mir in erster Linie um Ähnlichkeiten im Grundcharakter der Emulationen ging. Darüber hinaus weisen beide Plugins unterschiedliche Reglerskalierungen auf, etwa beim Filter, was einen direkten Vergleich etwas erschwert.

Den Grundklang der Brass-Sektion mit vollständig geöffnetem Filter fand ich bei den zwei Plugins überraschend ähnlich, im Blindtest nahezu nicht unterscheidbar. Auch die Strings lagen nicht so weit auseinander, ebenso wie Synth-Klänge mit nur einem Oszillator.

Sobald man aber den zweiten Oszillator dazu nimmt, klingt der TRICENT deutlich statischer als der Kandidat von CHERRY AUDIO, welcher dann stets eine leichten Schwebung im Klang aufweist, vermutlich aufgrund von Auslöschungen durch die nicht phasenstarren Oszillatoren, was den TRIDENT MK III hier etwas organischer erscheinen lässt und bei wiederholten Tastenanschlägen eine Art Round-Robin-Effekt erzeugt..

Meiner Meinung nach können sich beide Emulationen hören lassen, CHERRY AUDIO hat hierbei jedoch zumindest in Teilbereichen die Nase etwas vorn und punktet zudem mit einem sehr viel umfangreicheren Featureset, von denen die vielen guten Onboard-FX (TRICENT hat dafür aber wie das Original auch Einzelausgänge), die ausgefuchste MOTION-Sektion und die komfortablere MIDI-Learn-Funktion nur einen Teil darstellen.


Fazit:


Der TRIDENT MK III von CHERRY AUDIO bedient als Emulation des KORG TRIDENT Synth-Nostalgiker ebenso wie Produzenten aktueller Musikstile. Sein Spektrum reicht von vintage bis modern, je nachdem, wie intensiv man Gebrauch von den zusätzlichen Klangformungsmöglichkeiten macht, die dem Original fehlen.

Die MOTiON-Sektion mit ihrem Step-Sequencer und gleich zwei Arpeggiatoren bringt Leben in die Bude und erlaubt das Spielen von komplexen Mustern, die so klingen, als seien dort mehrere Synthesizer gleichzeitig am Werk, sehr gut auch für Live-Anwendungen geeignet.

Der eine oder andere Anwender mag vielleicht noch die bei der der Hardware vorhandenen Einzelausgänge vermissen, die sehr umfangreiche Effektsektion macht dies jedoch in den meisten Anwendungsfällen wieder wett.

CHERRY AUDIO bietet den TRIDENT MK III zum regulären Preis von 59,- US-Dollar an und das separate MOMENTUM Preset Pack von James Dyson mit weiteren einhundert Presets kostet 9,99 USD. Mit der kostenlosen Demoversion, die 30 Tage lang voll funktionsfähig ist und in dieser Zeitphase bloß ab und zu ein Störsignal einblendet, kann man sich vor dem Kauf des Plugins selbst ein Urteil bilden.


Positives:
+ guter Grundklang
+ einfache Bedienung
+ Step-Sequencer und 2 Arpeggiatoren
+ sehr brauchbare Effekt-Sektion
+ umfangreiche MIDI-Learn-Sektion
+ moderate CPU-Anforderungen
+ fairer Preis

Negatives:
– keine Offline-Aktivierung bzw. -Installation möglich
– keine Einzelausgänge für die drei Klangerzeugungsbereiche


Produktwebseiten:
https://cherryaudio.com/products/trident-synthesizer
https://store.cherryaudio.com/presets/momentum-for-trident

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