Ein Testbericht von Perry Staltic,
veröffentlicht am 26.06.2024
Es hat wohl niemand daran gezweifelt, dass D16 GROUP nach DRUMAZON 2 und NEPHETON 2 irgendwann auch noch NITHONAT 2 an den Start bringen würde. Es hat ein paar Monate länger gedauert als erwartet, aber nun ist das Upgrade der TR-606-Emulation endlich erschienen. Ehrensache, dass wir es sofort auf unseren Seziertisch gelegt und begutachtet haben.
Grundriss…
NITHONAT 2 benötigt zum Betrieb WINDOWS 7 oder neuer (32 Bit oder 64 Bit) bzw. macOS 10.13 bis 14 (nur 64 Bit, CPU Intel x86 oder APPLE SILICON) und wird in den Plugin-Formaten VST2, VST, AAX sowie AU angeboten. Ich habe einmal mehr nur die beiden VST-Varianten unter WINDOWS 10 getestet (Host-Rechner: CPU i7-4790K mit 4 x 4,0 GHz und 16 GB RAM).
D16 GROUP zählt zu den leider immer seltener werdenden Software-Firmen, die zur Aktivierung ihrer Produkte keine zwangsweise Internetverbindung auf dem Hostrechner voraussetzen, sondern auch eine benutzerfreundliche Alternative in Form einer separat herunterladbaren Autorisierungsdatei anbieten. Diese wird einfach auf den Host-Rechner kopiert und beim ersten Start von NITHONAT 2 in das Plugin geladen, um es endgültig freizuschalten. Zu beachten ist dabei nur, das letzter Vorgang innerhalb von 72 Stunden, ansonsten verfällt die Autorisierungsdatei und muss erneut aus dem Account heruntergeladen werden. Das Plugin erkennt übrigens, ob der Rechner online ist oder nicht und bietet dann automatisch die jeweils passende Aktivierungsform an.
Die Bedienoberfläche wurde bei NITHONAT 2 gegenüber der Vorgängerversion umfassend renoviert, lediglich die farbliche Gestaltung wurde beibehalten. Das GUI entspricht nun in funktioneller Hinsicht dem von DRUMAZON 2 und NEPHETON 2, ist somit skalierbar und bietet einen deutlich besseren Workflow als beim ersten, noch näher an dem Hardware-Vorbild angelehnten NITHONAT. Insbesondere der Sequencer und die Preset-Browser profitieren hiervon sehr.
Nicht nur Optik und Bedienkonzept, sondern auch einige interne Optionen wurden verbessert. Beispielsweise kann die Audioausgabe in vier Qualitätsstufen (DRAFT, NORMAL, HIGH und ULTRA) angepasst werden, und zwar separat für die Echtzeitausgabe sowie für das Offline-Rendering. Wie auch schon bei den anderen beiden Klopfgeistern von D16 GROUP, war für mich auch über guten Kopfhörern kein klanglicher Unterschied feststellbar, und die jeweilige CPU-Belastung unterschied sich auch in nur wenigen Prozenten.
Man kann NITHONAT 2 natürlich ganz normal mit der Maus bedienen, wobei die virtuellen Bedienelemente auch auf das Scroll-Rad reagieren. Wer möchte, kann dazu aber auch einen MIDI-Controller verwenden, ein Dialog für die Zuweisung öffnet sich jeweils bei Rechtsklick auf den gewünschten Regler. Hier lässt sich auch festlegen, ob eben jener Parameter auch für eine Automation innerhalb der DAW zur Verfügung stehen soll.
Der Grund für die letztgenannte Option ist schnell erklärt: Die Gesamtzahl der in einer DAW automatisierbaren Parameter ist auf 128 begrenzt. NITHONAT 2 überschreitet diese Limitierung aber deutlich, so dass nicht alle vorhandenen Parameter automatisiert werden können. D16 GROUP entschärft dieses Problem dadurch, dass man den Anwender selbst bestimmen lässt, welche 128 Parameter von NITHONAT 2 sich automatisieren lassen sollen.
Via Optionsmenü lässt sich ein Übersichtsfenster öffnen, in dem alle aktuell zugewiesenen Parameter nebst ihrer jeweiligen Automations-ID und/oder dem angelernten MIDI-CC aufgelistet werden. Man kann diese definierten Zuweisungen auch abspeichern und erneut laden, sogar separat für Automation und für MIDI-CCs.
Auch NITHONAT 2 hat nun einen ein verbessertes Preset-Management erhalten, die schon von anderen neueren D16 GROUP-Plugins bekannten Preset-Browser finden sich auch hier wieder. In dem unteren Bereich der Bedienoberfläche, den normalerweise der Sequencer einnimmt, lässt sich ein Browser für verschiedene Preset-Typen einblenden.
Die oberste Hierarchie bilden hierbei die SCENE PRESETS, diese umfassen Einstellungen für einzelne Instrumente, komplette Drum Kits, integrierte Effekte und den Master Bus sowie Sequencer Patterns, also im Prinzip alles auf einmal. Jede dieser gerade aufgezählten Bereiche von NITHONAT 2 verfügt wiederum über seine eigenen Presets, die ebenfalls über den unteren Browser verwaltet werden.
Auch die Sequencer Patterns lassen sich separat verwalten, hierzu kommt dann allerdings ein Browser im oberen Bereich der Bedienoberfläche ins Spiel, damit der Sequencer bei der Auswahl von Patterns stets im Zugriff bleibt und nicht etwa durch den Browser verdeckt wird.
Egal welcher Browser für welchen Preset-Typ, alle verfügen über praktische Funktionen zum Suchen, Sortieren und Kennzeichnen von Presets. Des Weiteren gibt es zwei Arten, um seine persönlichen Lieblings-Presets zu markieren, nämlich die sogenannten Pinning Presets (Pin-Symbol) und die Favoriten (Herz-Symbol).
Diese sind grundsätzlich gleich unterscheiden sich aber in einer wesentlichen Hinsicht: Pinning Presets gelten lediglich für die jeweils aktuelle Plugin-Instanz (wenn man also mehrere Instanzen geladen hat, können diese alle ihre eigenen Pinning Presets haben), Favoriten hingegen fungieren global und sind damit sowohl instanz- als auch projektübergreifend verfügbar.
Auch für NITHONAT 2 gibt es wieder ein ausführliches Manual in PDF-Form, zwar nur auf Englisch, aber wenn die eigenen Kenntnisse hier ganz versagen, kann man es sich notfalls ja auch von einer KI seines Vertrauens in die gewünschte Sprache übersetzen lassen.
Synthetikgewebe…
Wie nicht anders zu erwarten, hat D16 GROUP bei NITHONAT 2 die grundsätzliche Struktur von DRUMAZON 2 und NEPHETON 2 übernommen, es lässt sich hier also ebenfalls zwischen den vier Ansichten SYNTH, STRIPS, MASTER BUS und TRIGGERS/MIDI umschalten.
Im neu geladenen Zustand zeigt das Plugin die sogenannte SYNTH VIEW, in der alle verfügbaren Drum-Instrumente gleichzeitig angezeigt werden und auch editiert werden können. Im Gegensatz zu seinen Geschwistern geht es NITHONAT 2 an dieser Stelle eher übersichtlich zu, denn wie auch schon bei der TR-606 gibt es lediglich sieben Drum-Instrumente: Bass Drum, Snare, Low Tom, High Tom, Closed Hihat, Open Hihat und Cymbal. Entsprechend dem Vorbild kommen hier keine Samples zum Einsatz, alle Klänge werden mittels Synthese erzeugt.
Während es bei der TR-606 keinerlei Möglichkeiten gab, die Drumsounds zu verändern (von Circuit Bending Mods mit dem Lötkolben einmal abgesehen), lässt sich bei NITHONAT 2 jedes Instrument in zwei bis drei Parametern verbiegen und auch separat in seiner Lautstärke einstellen (bei der TR-606 müssen sich die beiden Toms und auch die Hihats jeweils einen gemeinsamen Lautstärkeregler teilen).
Low Tom und High Tom haben gegenüber der Vorgängerversion noch einen zusätzlichen SNAPPY-Parameter erhalten, ansonsten wurde die Parametrisierung unverändert gelassen. Die Regler der Cymbal befinden sich nun ganz rechts. Klanglich gibt es zwischen erster und zweiter Version an einigen Stellen gewisse Unterschiede, doch dazu kommen wir noch weiter unten.
MUTE- und SOLO-Schalter hat man ebenfalls vom Vorgänger übernommen, auf die Routing-Optionen für die Audioausgänge hingegen erhält man Zugriff über einen entsprechenden Punkt im Optionsmenü bzw. in der gesonderten STRIPS VIEW.
NITHONAT 2 verfügt über insgesamt sechzehn frei zuweisbare Audioausgänge, nicht nur für die sieben Instrumente, sondern auch für den Master Out, die beiden Effekt-Busse und die drei Trigger-Signale.
Wer gerade mitgezählt hat, dem wird aufgefallen sein, dass mehr Audioausgänge als Signalquellen existieren. Vermutlich hat D16 GROUP hier einfach die die Struktur der anderen beiden Klopfgeister unverändert übernommen, da NITHONAT 2 aber nur über sieben Drum-Instrumente verfügt, lassen sich so diese Vakanzen erklären.
Für jede Signalquelle besteht die Option, sie auch bei Verwendung eines Einzelausganges zusätzlich weiterhin dem Master-Ausgang zuzuführen oder sie komplett aus der gemeinsamen Stereosumme zu entfernen.
Striptease…
In der STRIPS VIEW von NITHONAT 2 kann man die einzelnen Drum-Instrumente klanglich weiter veredeln, indem man ihnen eine Behandlung mit Filtern, Equalizer und Compressor angedeihen lässt. Für jedes der Instrumente existiert dazu ein eigener Kanalzug, der mit einem Klick auf den jeweiligen linksseitigen Auswahlschalter in den Vordergrund gebracht wird..
Zunächst einmal gibt es hier noch einmal die Klangparameter des jeweiligen Instruments, so wie sie auch der SYNTH VIEW zu finden sind. Des Weiteren haben wir Zugriff auf ein Hoch- und ein Tiefpassfilter, beide zusammen ergeben ein Bandpassfilter. Die Grenzfrequenz (Cutoff) lässt sich je Filter getrennt regeln, die Resonanz hingegen nur für beide gemeinsam.
Anschließend lässt sich der Klang mit einem zweifachen parametrischen Equalizer verändern, der Frequenzanhebungen und -absenkungen von bis zu 24 dB erlaubt, sowie die Dynamik mit einem Compressor einschränken. Dieser bietet eine zuschaltbare Look Ahead-Funktion (1ms oder 5ms) und die üblichen Regler für Attack, Release, Threshold und Ratio. Bei Bedarf lässt sich der Compressor auch schon bereits vor dem Filter und dem Equalizer einsetzen.
Die Drum-Instrumente, die man auf diese Weise gepimpt hat, können als separates Preset verwaltet werden und auch mit anderen Sounds zu neuen Drum Kits zusammengestellt werden. Zudem lassen sie sich in Lautstärke und Panorama regeln und dann zum Master-Bus oder zu einem der beiden Effekt-Busse routen, Letzteres sogar mit Definition des gewünschten Effekt-Slots (1 bis 5).
Bus Stop…
In den vier Ansichten von NITHONAT 2 hat man permanenten Zugriff auf die beiden in der Mitte platzierten Effekt-Busse (solange man nicht gerade den Pattern-Browser geöffnet hat). Diese Busse fungieren als globale Send-Effekte mit jeweils fünf Slots.
Das Routing der Slots erfolgt dabei stets seriell von links nach rechts, allerdings lässt sich in jedem Bus die Reihenfolge der Slots per Drag & Drop beliebig verändern.
Es stehen insgesamt acht verschiedene Effekt-Algorithmen bereit, von denen jeweils einer in einen freien Slot geladen werden kann. Verfügbar sind BITCRUSHER, CHORUS, DELAY, DISTORTION, FILTER, REVERB, EQ und DYNAMICS. Die beiden Letztgenannten sind dabei doppelt vorhanden, was dann auch die Anzahl von insgesamt zehn vorhandenen Slots erklärt.
Während jeder Effekt-Algorithmus in der Normalansicht nur wenige Einstellmöglichkeiten Regler aufweist, erhält man durch Betätigung der MORE-Schalter bei beiden Bussen vollen Zugriff auf alle vorhandenen Parameter des jeweils selektierten Effekts.
Über die Qualität der integrierten Effekte musste man sich bei D16 GROUP bisher ja eigentlich nie Sorgen machen, auch hier bewegt sie sich auf gewohnt hohem Niveau und kann sich durchaus mit besseren externen Plugins messen.
Meisterschale…
Im MASTER BUS werden alle Signale, seien es die trockenen Instrumenten-Kanäle oder die Effekt-Busse, zusammengeführt und für die Stereo-Summe aufbereitet. Hierzu stehen ein Multiband-Compressor sowie ein Limiter bereit.
Beim Multiband-Compressor lassen sich drei Frequenzbänder definieren, für die dann jeweils separate Einstellmöglichkeiten für ATTACK, RELEASE, THRESHOLD, RATIO, und MAKE UP verfügbar sind. Zudem existiert eine zuschaltbare Look Ahead-Funktion mit zwischen 1ms oder 5ms wählbarer Vorlaufzeit.
Der nachfolgende Limiter verfügt über die Parameter THRESHOLD, ATTACK und RELEASE, darüber hinaus lässt sich ein Soft Clipper zuschalten, der alle Pegelspitzen über 0 dB gnadenlos wegrasiert.
Per Default wird der Master Out auf den ersten Stereo-Ausgang geroutet, während alle anderen Ausgänge erst einmal ausgeschaltet sind. Wer es gerne anders haben möchte, etwa, weil er einzelne oder auch alle Instrumente in der DAW auf getrennte Kanäle legen möchte, um sie individuell nachbearbeiten zu können, der kann bei NITHONAT 2 das Ausgangsrouting nach seinem Gusto einstellen.
Sogar die Effekt-Busse können auf eigenen Ausgängen aus dem Plugin geführt werden und auch für den Master Out lässt sich der gewünschte Stereo-Ausgang festlegen.
Trigger Finger…
Wie schon bei DRUMAZON 2 und NEPHETON 2 gibt es auch bei NITHONAT 2 eine eigene Ansicht namens TRIGGERS / MIDI, in der zwei verschiedene Funktionen zusammengefasst werden.
Auf der linken Seite lassen sich Drum Maps für die sieben Instrumente definieren. Diese benötigt man ausschließlich dann, wenn man nicht den internen Sequencer von NITHONAT 2 benutzt, sondern die Drums von außerhalb via MIDI-Noten steuern möchte, etwa über einen Controller oder durch den MIDI-Sequencer der DAW.
Die Zuweisung geht dabei flott von der Hand. Entweder erledigt man die manuell über das virtuelle Keyboard, das auch die aktuelle Belegung über simulierte LEDs nebst Kürzel anzeigt, oder man benutzt die eingebaute Lernfunktion, die auf eingehende MIDI-Noten lauscht (dann muss man nur die gewünschte Taste oder das Pad eines angeschlossenen MIDI-Controllers betätigen).
Dabei ist es übrigens auch möglich, einem Instrument gleich mehrere Noten zuzuweisen, etwa um auf diese Weise einfacher Trommelwirbel einspielen zu können.
Drum Maps lassen sich separat abspeichern und laden, und über einen eigens dafür vorgesehehen Menüpunkt im Optionsmenü lässt sich bei Bedarf auch ganz fix die Standard-Belegung wiederherstellen.
Auf der rechten Seite befinden sich die sogenannten TRIGGER OUTS, von denen es drei gibt. Wer will kann diese als zusätzliche Drumsounds verwenden, das impulshafte Knacksen lässt sich durch die diversen Effekte von NITHONAT 2 ja noch in verschiedene Richtungen verbiegen.
Für viele Anwender noch interessanter dürfte allerdings die Möglichkeit sein, über besagte Trigger-Signale externe Geräte ansteuern zu können, etwa Drum-Computer oder Modularsysteme. Dazu muss man sie lediglich über Einzelausgänge an einen freien Ausgang seines möglichst mehrkanaligen Audiointerfaces routen.
Wie ich schon in meinem Testbericht zum DRUMAZON 2 angemerkt hatte, war es kein Problem, meinen (übrigens vielfach unterschätzen) AKAI RHYTHMWOLF anzusteuern, indem ich dessen Gate In-Buchse mit einem Trigger-Signal fütterte.
Jeder Trigger besitzt eigene Regler für Lautstärke und Panorama, und auch hier erlaubt NITHONAT 2 wieder ein flexibles Routing, indem man festlegen kann, ob ein Trigger zum Master-Bus, zum Effekt-Bus 1 oder Effekt-Bus 2 gehen soll, in den beiden letzteren Fällen lässt sich ebenfalls wieder der gewünschte Effekt-Slot bestimmen.
Zwar stehen für die drei Triggers leider keine separate Sequencer-Spuren bereit (das wäre vielleicht mal eine sinnvolle Idee für ein künftiges Update), aber zumindest kann man ihnen jeweils ein Drum-Instrument zuweisen, über dessen Sequencer-Spur sie dann mitgesteuert werden.
Patterns of Force…
Wurde der Lauflicht-Sequencer in der ersten Version von NITHONAT noch nach dem Vorbild der TR-606 programmiert und konnte somit immer nur den Rhythmus eines Drum-Instruments gleichzeitig darstellen, so folgt NITHONAT 2 dem Weg seiner Geschwister in der zweiten Generation und präsentiert einen Grid-Sequencer, der sieben Spuren für die Instrumente und eine für die Accent-Funktion übersichtlich präsentiert. Die Reihenfolge der Instrumente lässt sich via Optionsmenü auch umkehren.
Jede Instrumenten-Spur verfügt dabei über MUTE- und SOLO-Funktionen, Rhythmusmuster lassen sich bei Bedarf auch via Copy & Paste einfügen und ebenso schnell auch wieder löschen. Sowohl einzelne Spuren als auch ganze Patterns mit allen Instrumenten können schrittweise nach vorne oder nach hinten verschoben werden.
Der Sequencer von NITHONAT 2 kann übrigens nicht nur für die interne Klangerzeugung verwendet werden., sondern via MIDI auch problemlos externe Plugins oder sogar Hardware ansteuern.
Via Mausklick lassen sich Steps in das Grid einfügen (und natürlich auch wieder löschen). Rote Rechtecke symbolisieren eine normale Note, während braune Rechtecke für eine akzentuierte Note stehen. STEP TYPE legt dabei fest, welcher dieser beiden Modi beim Setzen von Steps aktiv ist, mittels gedrückter STRG-Taste kann man dann temporär zum jeweils anderen Modus wechseln.
In den sogenannten PATTERN PROPERTIES rechts vom Grid wird auch festgelegt, welche Werte der Anschlagsdynamik eingehender Noten normale oder akzentuierte Steps bewirken oder einen globalen Accent auslösen.
Die Artikulation kann pro Schritt eingestellt, ebenso einfach können Flams (Doppelschläge) und zwei, drei oder vier Noten umfassende Subdivisionen einzelner Schritte (aka „Ratchet“) eingefügt werden.
Jedes Pattern kann aus bis zu 64 Schritten (plus eventuellen Subdivisionen) bestehen, der Grid-Sequencer kann jedoch lediglich 16 Schritte gleichzeitig darstellen. Eine SHUFFLE-Funktion dient zur Einstellung des Swing-Faktors in einem Bereich von 0 bis 100 Prozent.
Nur einen Tab weiter befindet sich die durch kleine Würfel symbolisierte RANDOMIZE-Funktion. Hier lassen sich zufällige Rhythmusmuster für einzelne Spuren oder komplette Patterns generieren. Für jedes Instrument und auch für die globale Accent-Spur lässt sich die Ereignisdichte separat einstellen, die bestimmt, wie häufig das jeweilige Element im erzeugten Muster auftaucht. Akzentuierungen und Artikulationen lassen sich ebenfalls per Randomizer erzeugen.
Das kleine Drumsticks-Symbol führt in den Tab mit dem sogenannten Tap-Modus. Dieser dient der Echtzeit-Eingabe von Patterns bei laufenden Sequencer à la AKAI MPC. Am besten geht dies natürlich unter Verwendung eines MIDI-Controllers, vorzugsweise mit Pads. Zur Not lassen sich die kleinen Schaltflächen für die einzelnen Instrumente aber auch mit der Maus bedienen.
Selbstverständlich hat D16 GROUP auch bei NITHONAT 2 die überaus praktische Exportfunktion mittels Drag & Drop integriert. Damit lassen sich Patterns einerseits als MIDI-Clip in die DAW kopieren, anderseits aber auch als Preset auf der Platte abspeichern oder auf eine andere Plugin-Instanz übertragen. Ein solches Preset lässt sich übrigens auch von der Platte wieder in den Sequencer von NITHONAT 2 ziehen und in diesen laden.
Auf der rechten Seite befindet sich der PATTERN SELECTOR, der über zwei per Tab erreichbare Modi verfügt, LIVE und HOST NOTE. In beiden Modi sind vier Bänke (A bis D bzw. 0 bis 4) à zwölf Patterns (= 48 Patterns) verfügbar.
Der LIVE-Modus ist beim Laden des Plugins per Default aktiv. Hier wird das abzuspielende Pattern mit Hilfe des virtuellen Tastenblocks ausgewählt, beispielsweise „A3“, „C7“ oder oder “C12“. Gestartet und angehalten wird der Sequencer dann mit dem roten Schalter darüber. Über das kleine Zahnradsymbol ist die HOST LINK-Funktion erreichbar, mit dieser lässt sich der Sequencer taktgenau zur Abspielposition der DAW synchronisieren.
Der HOST NOTE-Modus ist dazu da, das jeweilige Pattern via MIDI von außerhalb zu triggern, zum Beispiel über die Piano Roll der DAW oder natürlich über einen MIDI-Controller. Jedem der 48 Patterns ist dabei eine andere Notennummer zugeordnet, die Notenlänge bestimmt, wie lange das Pattern abgespielt wird.
Neben dem gerade schon erwähnten Pattern-Import via Drag & Drop lassen sich über das Optionsmenü auch die Rhythmen der Geschwister DRUMAZON 2 und NEPHETON 2 laden. Umgekehrt können diese beiden auch die Patterns von NITHONAT 2 importieren, es ist ja dasselbe Preset-Format.
Wer überhaupt nicht mit dem internen Sequencer von NITHONAT 2 zu arbeiten gedenkt, der deaktiviert diesen einfach und setzt das Plugin ausschließlich als Klangerzeuger ein. Der Sequencer wird in diesem Fall komplett aus der Bedienoberfläche ausgeblendet. Solange kein Preset-Browser geöffnet ist, nimmt das Plugin dann auch deutlich weniger Platz auf dem Bildschirm ein.
Poltergeist…
Die TR-606 gehört zu der kleinen Gruppe von Vintage-Geräten, die ich persönlich kennengelernt habe. Ich selbst hatte zwar nie eine, aber Bekannte von mir benutzten sie ausgiebig in den Anfangszeiten von Techno und Acid, vorwiegend im Zusammenspiel mit der TB-303. Wenn man einmal überlegt, dass diese Kombination von ROLAND ursprünglich als Begleitung für allein auftretende Gitarristen angedacht war… 😉
Wenn man die ganzen eingebauten Effekte in NITHONAT 2 ganz außen vor lässt und die Drumsounds in ihrer Init-Einstellung verwendet, dann hört man, dass D16 GROUP hier in puncto Authentizität sehr gute Arbeit geleistet hat.
Der klangliche Unterschied zwischen NITHONAT 2 und seiner Vorgängerversion tritt abhängig vom Instrument mal mehr, mal weniger stark zutage, aber er ist auf jeden Fall hörbar. NITHONAT 2 gefällt mir persönlich dabei besser, doch hört selbst (immer jeweils vier Schläge zuerst von NITHONAT 2 und dann vom alten NITHONAT):
Alle Aufnahmen wurden dabei auf denselben Spitzenpegel normalisiert, um etwaige Lautstärkeunterschiede auszugleichen.
Wie eben erwähnt, besitze ich zwar keine TR-606, jedoch einen modernen Klon in Form der BEHRINGER RD-6 (der allerdings nicht zu 100 Prozent identisch zur TR-606 klingt). Auch hier habe ich mal einen Klangvergleich aufgenommen, der die Unterschiede deutlich macht (den zusätzlichen Clap-Sound der RD-6 habe ich dabei natürlich weggelassen). Zuerst hört Ihr von jedem Instrument jeweils vier Schläge von NITHONAT 2, dann vier von der RD-6:
Auch hierbei fand wieder eine nachträgliche Normalisierung zur Angleichung der Lautstärke statt.
Ging es bis hierhin nur um den Vergleich des unmodifizierten Grundklangs, so packen wir jetzt mal das große Besteck der NITHONAT 2 aus, die jedes Sample-Set von der TR-606 (und auch das Original selbst) in Sachen Flexibilität in den Schatten stellt. Im Unterschied zu DRUMAZON 2 und NEPHETON 2 ist NITHONAT 2 nämlich der Hardware auf jeden Fall darin überlegen, dass Letztere erst gar keine anpassbaren Klänge besitzt.
Nachfolgend hört Ihr stet ein und dasselbe Rhythmus-Pattern, bei dem ich nach jeweils vier Takten das Drum Kit und damit auch den Klang manuell wechsle. Die ersten vier Takte
sind dabei trockene, unbearbeitete Init-Sounds zu hören:
Die Glitches, die bei einigen Übergängen hörbar werden, kommen übrigens daher, dass die Klang- und Effektparameter beim Wechsel von ihren vorhergehenden Einstellungen fließend in die neuen übergehen.
Zum Abschluss noch eine Auswahl an mitgelieferten Scene Presets, die neben Klang- und Effekteinstellungen auch Patterns beinhalten. Hier wechsle ich ebenfalls nach jeweils vier Takten das Preset:
Viele der Patterns kennt man bereits aus DRUMAZON 2 und NEPHETON 2 (bei beiden klingen sie allerdings anders), andere wiederum gibt es nur bei NITHONAT 2.
Fazit:
Mit NITHONAT 2 ist die zweite Generation des Drum-Trios von D16 GROUP endlich vollständig. Auch hier wurde aus einem einstmals schon recht gutem Plugin nun ein hervorragendes.
Wer bereits die Vorgängerversion sein Eigen nennt, dem sei das Upgrade dringend empfohlen. Und auch alle anderen sollten ruhig mal einen Blick auf NITHONAT 2 werfen, sofern sie sich auch nur im Geringsten für elektronische Drumsounds interessieren.
Gegenüber dem ersten NITHONAT punktet der Nachfolger mit einer verbesserten Bedienoberfläche und einem ebenso verbesserten Sequencer-Part, der einen deutlich schnelleren Workflow inklusive Pattern-Export via Drag & Drop bietet.
Durch die in NITHONAT 2 integrierten Effekte gelangen amtliche Sounds in die DAW, die dort in der Regel eigentlich keiner weiteren Nachbearbeitung mehr bedürfen und die neben einer authentischen TR-606-Reproduktion auch völlig andere Klänge in petto haben.
Da lasse ich mich hier gewiss nicht lumpen und vergeben gerne unseren BuenasIdeas-Tipp!
NITHONAT 2 kostet regulär 119,- Euro (also ähnlich viel wie eine RD-6), momentan gilt aber immer doch der Einführungspreis von 69,- Euro, und wenn man bereits registrierter Kunde bei D16 GROUP, wird es nochmals günstiger, so zahlen Besitzer der Vorgängerversion derzeit gerade mal schlappe 29,- Euro für das Upgrade, das man in jedem Fall mitnehmen sollte. Wer sich vor dem Kauf erst ein eigenes Bild machen möchte, dem steht eine 30 Tage lang uneingeschränkt funktionierende Demoversion bereit.
Zum Abschluss noch ein kleiner Fun Fact: Ich habe bei D16 GROUP mal aus reiner Neugier nachgefragt, was denn der Name NITHONAT eigentlich bedeute, ob dies eventuell ein Begriff aus der polnischen Sprache sei. Die leicht belustigte Antwort war: Nein, das ist nicht Polnisch, sondern lediglich ein Phantasiewort. Bei D16 GROUP hatte man damals für viele Produktnamen einfach einen RPG-Namens-Generator benutzt und dabei auf zwei Kriterien geachtet: Nur acht Buchstaben und noch keinerlei Treffer bei Google… 😉
Positives:
+ sehr guter Grundklang
+ flexible Klanganpassung
+ einfache Bedienung
+ umfangreiche FX-Sektion(en)
+ sehr zugänglicher Sequencer
+ Ansteuerung externer Plugins und Geräte möglich
+ Drag & Drop-Export von Patterns
+ einfache Offline-Aktivierung möglich
+ CPU-freundlich
Negatives:
– kocht keinen Kaffee
Produktwebseite: https://d16.pl/nithonat