Testbericht: ESI AMBER i4 – Das Bernsteinzimmer zum Mitnehmen

Ein Testbericht von Perry Staltic,
veröffentlicht am 28.04.2025

Erst vor einigen Wochen hatten wir mit den nEar i8 neue Studiomonitore von ESI AUDIOTECHNIK GmbH zum Test hier, nun ist es ein ebenso neues Audiointerface, das AMBER i4.

Auch wenn ESI’s Produktsortiment breit gefächert ist, so zählen Audiointerfaces eigentlich schon seit Anfang an zum Kernbereich dieser Firma. Wer erinnert sich noch an die damals hochgelobte PCI-Karte namens JULI@, die einst auch in einem meiner Studiorechner für guten Sound sorgte, oder an die diversen MAYA-Reihen?

Die AMBER-Reihe hingegen wird, wie heutzutage meistens üblich, per USB angeschlossen und stellt ein Upgrade der älteren U-Reihe da, deren größten Vertreter U168XT Andreas vor einigen Jahren getestet hat (siehe hier).

Neben dem bereits seit einiger Zeit erhältlichem AMBER i1 gibt es seit Kurzem auch die beiden größeren Geschwister i2 und i4 im Portfolio, die sich von Erstgenanntem in einigen Punkten unterscheiden, sich beide aber so ähnlich sind, dass der vorliegende Testbericht im Prinzip auch das AMBER i4 gleich mit abdeckt.


Out of the box…

Wenn ich mich an anderer Stelle (siehe hier, ganz unten https://www.buenasideas.de/test/testbericht-arturia-drumbrute-impact-1984/) schon ausgiebig über einen gewissen Lieferdienst mokiert habe, ist es nur fair, wenn ich zum Ausgleich auch einmal ein positives Erlebnis mit diesem kundtue: UPS hat das Paket mit dem AMBER i4 in tatsächlich weniger als 24 Stunden von ESI in Baden-Württemberg quer durch Deutschland zu mir befördert, Respekt dafür!

ESI AMBER i4 - Lieferumfang
ESI AMBER i4 – Lieferumfang

In der kleinen Schachtel befinden sich neben dem eigentlichen Audiointerface gleich zwei USB-Kabel (USB-C auf USB-A und USB-C auf USB-C) sowie ein Plastiktütchen mit der Schnellstartanleitung auf Deutsch und Englisch (identisch zu den online verfügbaren PDFs) plus weiteren Goodies wie Gutscheincodes und Lizenzen für das zum AMBER i4 mitgelieferte Softwarepaket.

ESI AMBER i4 - Beigaben
ESI AMBER i4 – Beigaben

Letztgenanntes besteht derzeit aus BITWIG STUDIO 8-TRACK für WINDOWS, macOS und LINUX, STEINBERG CUBASIS LE 3 für iOS sowie STEINBERG WAVELAB LE 10 für WINDOWS und macOS. Damit hat man bei Bedarf für den ersten Start schon recht brauchbare Einsteigerversionen parat.

ESI AMBER i4
ESI AMBER i4

Das AMBER i4 weist mit seinen Maßen von rund 23 cm x 12,5 cm x 4,5 cm in etwa die Größe einer Zigarrenkiste oder eines dicken Romans auf. Die Verarbeitung ist trotz des relativ geringen Gewichts vernünftig, wirkt einigermaßen robust, und auch die Spaltmaße stimmen. Front und Oberseite bestehen aus einem einzigen Aluminiumblech, der restliche Korpus ist aus schwarzem Kunststoff gefertigt.

Wenngleich Drehregler und Anschlussbuchsen nicht mit dem Gehäuse verschraubt sind, machen sie einen hinreichend stabilen Eindruck und haben auch nicht unnötig viel Spiel.

Was beim AMBER i4 gleich ins Auge sticht, ist die Abwesenheit jeglicher LEDs, wie sie üblicherweise sonst zur Anzeige von Betriebsbereitschaft und Modi sowie zur Signalaussteuerung dienen, seien es nun einzelne Overload-LEDs oder gar vollständige LED-Ketten. Stattdessen kommt hier ein farbiges LC-Display zum Einsatz, das neben feinstufigen Pegelanzeigen am unteren Rand auch noch weitere Betriebsinformationen bereithält. Das ist auch einer der Unterschiede gegenüber dem kleineren AMBER i4, welches noch über herkömmliche LEDs verfügt.


Innere Werte

Die Wandler AMBER-Reihe arbeiten mit einer Auflösung von 24 Bit, das war ja auch bei den Vorgängern der U-Reihe bereits der Fall. Gegenüber diesen erlauben die AMBER-Interfaces jedoch eine Samplerate von bis zu 192 kHz, was einer exakten Verdoppelung entspricht.

Wenngleich man beim Homerecording in der Regel mit deutlich geringeren Raten arbeiten dürfte, so gibt es durchaus einige Anwendungsfälle, bei denen derart hohe Samplingraten von Vorteil sein können, etwa bei der Postproduktion im professionellen Bereich. Und wer weiß, was die Zukunft uns hinsichtlich neuer Standards noch so bringt…

Auch der Dynamikumfang der Wandler wurde bei der neuen Reihe verbessert. So arbeiten sowohl ADC als auch DAC nun mit 115 dB(a). Interessanterweise sind es beim AMBER i1 laut Produktwebseite genau ein dB weniger als bei den beiden größeren Geschwistern (sofern dies dort kein Typo ist).

Bei den Mikrofoneingängen kommen jeweils Class-A-Vorverstärker zum Einsatz.

Ansonsten sind die Audiointerfaces vollständig Class Compliant. Das bedeutet, sie kommen unter macOS und iOS, aber auch unter Linux und Android ohne spezielle Treiber aus, was nicht nur bequemer ist, sondern auch zukunftssicherer, da hier kein Support seitens des Herstellers notwendig wird. Von den vorgenannten Betriebssystemen kann aber lediglich bei macOS (10.x bis 13) auf das sogenannte Control Panel zurückgreifen, das auf der ESI-Website heruntergeladen werden kann.

Nur als Windows-User benötigt man nach wie vor einen Treiber, unter anderem auch für den ASIO-Betrieb, und einen solchen bietet ESI daher auch auf seiner Website zum Download an. Dieser kommt inklusive Control Panel und unterstützt WINDOWS 10 und 11 (32 Bit und 64 Bit), ältere OS-Versionen bleiben leider außen vor.

Neben der Schnellstartanleitung wird ESI übrigens demnächst auch noch ein umfangreicheres Benutzerhandbuch zum Download bereitstellen.


Anschlussleistung…

Das AMBER i4 verfügt über jeweils vier Eingänge und Ausgänge (je zwei beim AMBER i2), die einzeln oder paarweise verwendet werden können. Auf der Frontseite befinden sich Eingang 1 und 2, die beide als Combo-Buchsen ausgeführt sind, an welche sich sowohl XLR- als auch Klinkenstecker einstöpseln lassen.

Jeder dieser zwei Eingänge kann Mikrofon-, Line- und Instrumenten-Signale verarbeiten. Letztere, beispielsweise von elektrischer Gitarre und Bass, werden als Hi-Z bezeichnet, was eine hohe Eingangsempfindlichkeit, auch Impedanz genannt, kennzeichnet.

Für den Betrieb von Kondensator-Mikrofonen lässt sich pro Eingangskanal eine Phantomspeisung von +48 Volt zuschalten.

ESI AMBER i4 - Frontseite
ESI AMBER i4 – Frontseite

Sowohl die Wahl des Eingangssignals als auch die Aktivierung der Phantomspeisung erfolgen über die INPUT-Taster neben jedem der beiden Eingänge. Welche Option hier ausgewählt wurde, ist im Display unter der Pegelanzeige des jeweiligen Kanals ersichtlich, wobei zu beachten ist, dass Line und Hi-Z nur dann zur Auswahl stehen, wenn auch ein Klinkenkabel im entsprechenden Eingang eingesteckt ist.

Mit den ungerasterten GAIN-Potis lässt sich die Vorverstärkung des anliegenden Signals erhöhen, die dreifarbigen Pegelanzeigen (grün, orangefarben und rot), ermöglichen dabei eine optimale Anpassung, ohne das Signal zu übersteuern.

Rechts vom Display finden wir zwei Kopfhörerausgänge (nur einen beim AMBER i2) als große Klinkenbuchsen, jeweils mit eigenem Lautstärkeregler. Was dort ausgegeben werden soll, lässt sich vom Anwender definieren.

ESI AMBER i4 - Rückseite
ESI AMBER i4 – Rückseite

Rückseitig ist das AMBER i4 ebenfalls gut bestückt. Ganz rechts sind die Eingänge 3 und 4 in Form zweier vertikal angeordneter Klinkenbuchsen untergebracht. Sie verarbeiten ausschließlich Line-Signale und verfügen über keine Regler für den Eingangspegel, dieser muss also gegebenenfalls an der Quelle geändert werden.

Etwas Links davon befinden sich die beiden Ausgangspaare, ebenfalls als Klinkenbuchsen mit 6,3 Millimeter Durchmesser. Beim AMBER i2 gibt es auf der Rückseite lediglich ein Pärchen Klinkenbuchsen für den Line-Out, hier aber horizontal angeordnet.

Alle vier Ein- und Ausgänge des AMBER i4 sind übrigens symmetrisch ausgeführt.

Laut ESI sind die Ausgänge aber nicht gleichstromgekoppelt (DC coupled), eignen sich also nicht, um darüber softwaregenerierte CV/Gate-Signale aus der DAW an ein Modulsystem oder einen Analogsynthie zu schicken, dies nur am Rande erwähnt.

Die restliche Ausstattung ist bei AMBER i4 und i2 dann identisch. Es gibt zwei MIDI-Buchsen, was bei einem nur kleinen Set-up den Einsatz eines separaten MIDI-Interface überflüssig machen kann (und zudem einen USB-Port sparen hilft).

Die MIDI-Ports bei ESI weisen eine Besonderheit auf, die ich bisher bei noch keinem anderen Hersteller gesehen habe: Sie sind bidirektional, das bedeutet, sie können sowohl als Eingänge als auch als Ausgänge fungieren (natürlich nicht zur selben Zeit). Somit hat man also je nach Bedarf einen Ein- und einen Ausgang, zwei Eingänge oder zwei Ausgänge. Die gewünschte Zuweisung muss dabei nicht extra eingestellt werden, sondern wird anhand des jeweils angeschlossenen MIDI-Geräts automatisch festgelegt. Das erste Mal bin ich auf diese ebenso genialen wie flexiblen MIDI-Ports beim Test von ESI’s MIDI-Interface M8U eX gestoßen.

Der Anschluss des AMBER i4 an einen Host (Rechner, Tablet oder Smartphone) erfolgt über eine zeitgemäße USB-C-Buchse, hierüber findet auch die Spannungsversorgung statt.

Sollte der USB-Port des Hosts dafür zu schwachbrüstig sein, kann man über einen zweiten USB-C-Anschluss, der ausschließlich der Stromversorgung dient, mit einer zusätzlichen Stromquelle in Form eines optionalen Netzteils oder einer Powerbank nachhelfen. Letzteres ist insbesondere auch beim mobilen Einsatz des AMBER i4 von Nutzen, um den internen Akkus des Hosts zu schonen, und auch ein Standalone-Betrieb wird damit möglich.

In diesem Sinne ist auch der dedizierte Power-Schalter des AMBER i4 zu betrachten, erlaubt er doch, das Audiointerface bei Nichtbenutzung von der Spannungsversorgung zu trennen, ohne erst das USB-Kabel herausziehen zu müssen.

Im Test war übrigens ein Betrieb des AMBER i4 an einem älteren SAMSUNG GALAXY A5 (2017) problemlos auch ohne zusätzliche Stromversorgung möglich, während es beim SAMSUNG GALAXY A12 erst mit Unterstützung durch eine Powerbank lief.

Zu guter Letzt gibt es auch noch eine Buchse, an die ein sogenanntes Kensington-Lock befestigt werden kann, um zumindest einem durch durch Gelegenheitsdiebe ohne Bolzenschneider initiierten unfreiwilligen Besitzerwechsel vorzubeugen.


Routenplaner…

Kehren wir nun noch einmal zur Vorderseite des AMBER i4 zurück. Auf das LC-Display bin ich weiter oben ja schon kurz eingegangen. ESI gibt zwar nicht an, wie groß dieses genau ist, aber laut meines Metermaßes beträgt seine Diagonale rund viereinhalb Zentimeter, was etwa 1,8 Zoll entspricht.

Im normalen Betriebsmodus zeigt das Display die Pegel aller Ein- und Ausgänge gleichzeitig an. Links befinden sich die Anzeigen der vier Eingänge, rechts die der vier Ausgänge. Orangefarbene Segmente signalisieren dabei einen optimalen Signalpegel, rote eine Übersteuerung. Bei dem als Wiedergabekanal verwendeten Ausgangspaar (A oder B) wird die aktuell eingestellte Lautstärke mittels einer horizontalen weißen Linie dargestellt.

Die Lautstärke wird mit dem auffälligen orangeroten MASTER-Encoder (der aus mir unerfindlichen Gründen von ESI als bernsteinfarben beschrieben wird… ) eingestellt. Dieser ist gerastert und verfügt zudem über eine Druckfunktion, mit der man den Wiedergabekanal ratzfatz stumm schalten kann.

ESI AMBER i4 - Pegelanzeige
ESI AMBER i4 – Pegelanzeige

Unterhalb der Pegelanzeigen werden weitere Informationen dargestellt. So ist unter den ersten beiden Kanälen ersichtlich, ob bei diesen jeweils ein Mikrofon-, ein Line- oder ein Hi-Z-Signal anliegt. Bei einem Mikrofonsignal wird eine eventuell aktivierte Phantomspeisung durch einen rot hinterlegten Mic-Schriftzug gekennzeichnet.

Rechts daneben werden ein- und ausgehende MIDI-Signale an beiden MIDI-Ports signalisiert. Eine grüne blinkende Ziffer kennzeichnet dabei einen MIDI-Eingang, eine rot blinkende Ziffer einen MIDI-Ausgang.

Unter den Pegelanzeigen der zwei Ausgangspaare ist ersichtlich, welches dieser Paare auf welchen Kopfhörerausgang geleitet wird. Beide Kopfhörerausgänge können sowohl mit demselben als auch mit zwei unterschiedlichen Signalen ( Line Out A oder B) beschickt werden.

Die Auswahl erfolgt über den mit OUTPUT A/B beschrifteten Taster rechts unten neben dem Display. Betätigt man diesen nur kurz, schaltet man den Wiedergabekanal zwischen Line Out A und B um, hält man ihn etwa ein, zwei Sekunden gedrückt, dient er zur Zuweisung der Kopfhörersignale.

Während sich die Pegelanzeigen gut ablesen lassen, muss ich gestehen, dass für mich die Informationen darunter ohne Lesehilfe bisweilen etwas schwer zu erkennen sind, aber das dürfte wohl einfach meinen etwas in die Jahre gekommenen Augen geschuldet sein (Presbyopie). Man wird eben nicht jünger…

ESI AMBER i4 - Frontseite (Monitoring)
ESI AMBER i4 – Frontseite (Monitoring)

Doch das Display verfügt auch noch über weitere Funktionen. Wenn man den mit MONITORING gelabelten Taster links unten neben dem LCD betätigt, schaltet die Anzeige auf eine entsprechende Bildschirmseite um. Dasselbe passiert, wenn man den SELECT-Drehregler darüber verwendet, hierbei wird dann aber gleichzeitig auch schon durch die Anzeige gescrollt.

ESI AMBER i4 - Monitoring
ESI AMBER i4 – Monitoring

Auf der MONITORING-Page wird ein Mixer für die vier Eingangskanäle dargestellt. Dieser beeinflusst nicht etwa die Aufnahmepegel (das geschieht ja über die Gain-Regler bzw. bei Line-Signalen an der angeschlossenen Quelle), sondern arbeitet erst nach der A/D-Wandlung auf digitaler Ebene. Die Pegel, die hier eingestellt werden, sind ausschließlich für die Monitor-Mischung relevant.

Dabei lassen sich alle vier Kanäle separat voneinander einstellen, bei Bedarf können die beiden Eingangspärchen 1 und 2 sowie 3 und 4 jeweils aber auch zu einem Stereosignal zusammengefasst werden, deren Pegel sich dann gemeinsam einstellen lässt.

Mit dem gerasterten SELECT-Regler wählt man den gewünschten Kanal bzw. das Kanalpaar aus, nach einem Druck auf den roten MASTER-Regler kann man dann mit diesem den Pegel einstellen. Anschließend bestätigt man die Änderung entweder durch ein erneutes Drücken das MASTER-Reglers oder durch einen Wechsel des Kanals via SELECT-Taster.

Die Auswahl und die Aktivierung der Stereo-Optionen geschieht auf die gleiche Weise, ebenso wie Reset-Funktion, mit der sich alle im Mixer vorgenommenen Änderungen ungeschehen machen lassen.

Insbesondere für kleine Bands, die ihre Instrumente im gemeinsamen Spiel simultan aufnehmen wollen, oder auch für Musiker, die gleichzeitig singen und ein Instrument spielen wollen, sind diese flexiblen Monitoring-Optionen äußerst praktisch.

Da sich das AMBER i4 auch abseits eines Hosts als Standalone-Gerät betreiben lässt, hat man so einen rudimentären Digitalmixer gleich mit an Bord. Und durch die weiter oben aufgezählten Optionen des AMBER i4 erübrigt sich eigentlich auch die Anschaffung eines gesonderten Monitor-Controllers à la ESI MoCo.

ESI AMBER i4 - Mix
ESI AMBER i4 – Mix

Zu einer dritten Bildschirmseite führt uns der ebenfalls gerasterte MIX-Regler. Hier stellt man das Mischungsverhältnis zwischen dem von der DAW bzw. dem Host kommenden Audiosignal und dem Direct Monitoring der Eingänge ein. Der MIX-Regler arbeitet bipolar, gegen den Uhrzeigersinn gedreht verringert er den Pegel, des DAW-Signals und erhöht in gleichem Maße das Monitoring-Signal, mit dem Uhrzeigersinn ist es genau andersherum.

In den jeweiligen Maximalstellungen hört man dann entweder nur noch die DAW oder das Eingangssignal. Wenn das Mischungsverhältnis beider Signale beim Drehen des Reglers den exakten Gleichstand erreicht, wird dies durch ein kurzes Aufleuchten des dünnen Rahmens um die weiße Pegelanzeige signalisiert.


Control-Freak

Die vorgenannten Einstellungen und noch eine Reihe mehr, die am Gerät selbst nicht möglich sind, lassen sich auch über das Control Panel erledigen, das ESI für WINDOWS und macOS anbietet. Unter WINDOWS wird dieses zusammen mit dem Treiber installiert, unter macOS ist es eine eigenständige Anwendung.

ESI AMBER i4 - Firmware Update
ESI AMBER i4 – Firmware Update

In meinem Fall habe ich das AMBER i4 zum Test in erster Linie unter WINDOWS 10 betrieben, und nach der Installation von Treiber und Control Panel meldete sich die Software sogleich, um mir ein Firmware-Update anzubieten, was auch flugs vonstattenging.

ESI AMBER i4 - Control Panel
ESI AMBER i4 – Control Panel

Das eigentliche Control Panel bietet alle verfügbaren Ein- und Ausgänge zur Ansicht. Es mag jetzt vielleicht keinen Schönheitspreis gewinnen, ist aber funktionell und toppt das Gegenstück meines BEHRINGER UMC1820 (nicht nur) in puncto Optik um Längen. Lediglich einige der recht winzig geratenen Schaltflächen könnten für meinen Geschmack (und meine Augen…) etwas großzügiger dimensioniert sein. Das Control Panel lässt sich übrigens mit der Maus frei skalieren.

Natürlich ist die Einstellung des AMBER i4 hiermit größtenteils schneller erledigt, als am Gerät selbst (obgleich das auch dort schon relativ zügig funktioniert). Einige der gebotenen Optionen gibt es auch nur hier und nicht an der Hardware, etwa die Panoramaeinstellungen und die Snapshots.

Das bedeutet aber auch, dass diese zusätzlichen Einstellmöglichkeiten nur für WINDOWS und macOS verfügbar sind, da für andere Betriebssysteme ja gar kein Control Panel angeboten wird.

ESI AMBER i4 - Snapshot
ESI AMBER i4 – Snapshot

Die gerade erwähnten Snapshots, von denen es acht Stück gibt, erlauben es, verschiedene am Control Panel vorgenommene Einstellungen abzuspeichern und später mit einem Mausklick wieder herzustellen. Wer etwa häufig die Routing-Konfiguration ändern muss, wird dies sehr zu schätzen wissen. Dabei kann dann praktischerweise auch ein aussagekräftiger Name vergeben werden.

ESI AMBER i4 - Settings
ESI AMBER i4 – Settings

Wenn man das Zahnradsymbol rechts oben anklickt, öffnet sich ein gesondertes Fenster für die Grundeinstellungen des AMBER i4. Hier wird auch die aktuelle Firmware-Version angezeigt, und der oben beschriebene Update-Vorgang lässt sich manuell auslösen.

Wenn man übrigens das Häkchen bei „Allow control when the device is controlled by software“ entfernt, dann funktionieren die Regler SELECT und MIX sowie die Taster MONITORING und OUTPUT A/B am Gerät nicht mehr, bei Betätigung dieser zeigt das Display stattdessen dann nur „Locked! Function is Software controlled!“ an. Ich selbst hatte beim ersten Ausprobieren wohl versehentlich diese Option deaktiviert und mich anschließend eine ganze Weile gewundert, warum ich ständig diese Meldung auf dem Display erhielt… 😉

Wenn man das AMBER i4 aber zusammen mit mehreren Musikern nutzt, kann man damit wirkungsvoll verhindern, dass ein Bandkollege durch unbedarftes Herumfummeln wichtige Einstellungen verändert.

ESI AMBER i4 - Einstellmöglichkeiten
ESI AMBER i4 – Einstellmöglichkeiten

Weitere wichtige Einstellmöglichkeiten in den Settings betreffen die gewünschte Samplerate, die in mehreren Schritten von 44.1 bis 192 kHz reicht, die Größe des ASIO-Puffers (32 bis 2048 Samples) sowie die Größe des USB-Puffers (2 bis 7). Was letztere Option exakt bewirkt, vermag ich nicht zu sagen, ich habe es daher einfach bei der Voreinstellung von 4 belassen.

Ältere Audiointerfaces von ESI inklusive des AMBER i1 verfügen über die sogenannte DirectWire-Funktion im Control Panel. Das ist eine Art virtuelle Patchbay auf digitaler Ebene, mit der man Audioströme mittels emulierter Patchcords von einer Anwendung auf eine andere umleiten kann. Ich fand das für bestimmte Zwecke auch immer praktisch.

Beim AMBER i4 (und auch beim i2) hat ESI auf diese Funktion jedoch verzichtet (man überlegt dort aber noch, sie eventuell mit einem Treiber-Update nachzureichen). Der Grund: Die beiden Neuen verfügen über virtuelle Audiokanäle sowie Loopback-Devices, die zusammen die Aufgaben des früheren DirectWire komplett übernehmen können.

Zunächst stand ich allerdings wie der Ochse vom Berg, da ich diese Loopback-Funktion partout nicht finden konnte. Eine Nachfrage bei ESI ergab dann, dass der WINDOWS-Treiber offenbar einen Bug enthielt. Ein Update mit Fehlerbereinigung ließ nicht lange auf sich warten und wurde nur eine Woche später veröffentlicht (und das trotz eines langen Osterwochenendes dazwischen!), das nenne ich flott.

Und ein noch umfangreicheres Update hat ESI bereits ebenfalls angekündigt. Sollte dieses wesentliche Änderungen beinhalten, so werde ich diesen Testbericht entsprechend ergänzen.

ESI AMBER i4 - Loopback in WAVOSAUR
ESI AMBER i4 – Loopback in WAVOSAUR


Ein Loopback wird nun nicht mehr wie bei DirectWire im Control Panel erzeugt, sondern ganz einfach als virtuelles Device in der Audioanwendung ausgewählt. Im oben stehenden Screenshot sehr Ihr das am Beispiel des Audio-Editors WAVOSAUR, bei dem zusätzlich zu den physischen Audiokanälen des AMBER i4 auch besagte Loopback-Kanäle zur Auswahl erscheinen.

Wozu ist das Ganze nun überhaupt gut? Ich persönlich nutze dies beispielsweise, um Sprachsamples oder Geräusche aus im Mediaplayer abgespielten Filmen direkt mit WAVOSAUR aufzunehmen, dort zu bearbeiten und dann später in meiner Musik verwursten zu können. Man könnte damit aber auch live in der DAW gespielte Plugins im Audio-Editor recorden, Internetradio oder andere Streams mitschneiden und allerlei mehr.

Und dies alles, ohne dabei die digitale Ebene zu verlassen! Meinem BEHRINGER UMC1820 geht eine solche Funktionalität leider völlig ab, und auch bei einem alten treiberlosen USB-Audiointerface von ROLAND, das sonst am Laptop zum Einsatz kam, musste ich mich immer damit behelfen, dass ich dort ein Toslink-Kabel vom optischen Digitalausgang zurück zum Eingang gelegt habe. Bei ESI ist dies deutlich eleganter gelöst.


Praxisgemeinschaft…

Wie weiter oben schon erwähnt, hatte ich das AMBER i4 zum Test an einem älteren Laptop mit WINDOWS 10 drauf (LENOVO G510, CPU i5-4200m mit 2 x 2,50 GHz und 8 GB RAM) angeschlossen.

Ich habe dort zunächst die verschiedenen Optionen bezüglich des ASIO-Puffers ausprobiert und kann vermelden, dass eine Einstellung von weniger als 128 Samples keinen sinnvollen Betrieb von CUBASE auf diesem Rechner mehr ermöglichte, zumindest wenn man im Projekt mehr als nur eine Handvoll Plugins geladen hatte. Spätestens bei der geringstmöglichen Puffergröße von 32 Samples poppten dann permanent nur noch Warnmeldungen hinsichtlich einer überlasteten CPU auf. Das mag bei einem aktuellen Rechner mit mehr Power aber vermutlich ganz anders aussehen.

Nun gut, auch die Standardeinstellung von 256 Samples ermöglicht auf oben genanntem Rechner ein hinreichend latenzfreies Spielen von Instrumenten via MIDI-Keyboard, zum reinen Aufnehmen von Audiosignalen kann man auch mal runter auf 128 oder 64 Samples gehen. Und wenn das Projekt sehr viele bzw. ressourcenhungrige Plugins verwendet, muss man halt entsprechend hochgehen mit der Puffergröße. Das Abmischen erfolgt bei mir dann ohnehin auf meinem leistungsstärkeren Hauptrechner.

Die erste von mir getestete Treiberversion 1.1 enthielt übrigens einen Bug, der zu einer fehlerhaften Berechnung der ASIO-Latenz führte. Daher hatte ich mich anfänglich noch über die sensationell niedrigen Latenzangaben in CUBASE gefreut (etwa unter einer Millisekunde bei einer Puffergröße von 32 Samples!). Ein zwischenzeitlich erfolgtes Treiberupdate auf Version 1.2 holte mich dann aber auf den Boden der Tatsachen zurück und die korrigierten Werte liegen in Wirklichkeit etwas höher (bewegen sich aber immer noch in einem mehr als akzeptablen Bereich).

Treiberabstürze und ähnliche Unerfreulichkeiten waren im Test nicht zu vermelden, was für eine robuste Programmierung spricht (bin ich in dieser Hinsicht aber auch von ESI gewohnt…).

Ich habe der Reihe nach Aufnahmen über Line-, Mikrofon- und Hi-Z-Eingang durchgeführt, jeweils direkt in den Audio-Editor WAVOSAUR. Die Aufnahme eines analogen Synthesizers mit Line-Pegel gelang sauber und ohne jegliche ungewollte Klangfärbung durch die AD-Wandler. Das Ergebnis war somit quasi eine Eins-zu-Eins-Kopie.

Für den Test des Mikrofoneingangs habe ich mein nicht mehr ganz taufrisches SAMSON CO1 Kondensatormikrofon herausgekramt. Dieses benötigt eine Phantomspeisung und auch ein wenig Vorverstärkung vom AMBER i4. Gut eingepegelt, was angesichts des LC-Displays sehr einfach vonstattenging, waren damit ebenfalls sehr saubere Aufnahmen möglich.

Das Grundrauschen lag dabei in einem vernachlässigbaren Bereich und wurde vom Nutzsignal völlig überdeckt (ich hatte mich dazu extra mit einem langen XLR-Kabel in den Nebenraum begeben, um eine versehentliche Aufnahme des sich drehenden Laptop-Lüfters auszuschließen…).

Erst als ich den Vorverstärker des AMBER i4 volle Kanne aufgedreht hatte, trat auch ein deutlich vernehmbares Rauschen auf, das dann einen Pegel bis etwa -80 dB erreichte. Eine brauchbare Mikrotonaufnahme wäre dann aber wegen völliger Übersteuerung ohnehin nicht mehr möglich gewesen. Das gleiche Ergebnis erhielt bei einer Aufnahme ohne angeschlossenes Mikrofon, aber maximaler Vorverstärkung. In der Praxis kommt man mit einer sehr viel geringeren Vorverstärkung aus, in welcher das Rauschen keine Rolle spielt. Aber es ist dennoch schön, diese Reserve für spezielle Fälle zu haben.

Für einen Test des Hi-Z-Eingangs habe ich die Dame des Hauses mit ihrem E-Bass zu einer Session gebeten. Auch hier gelang ein sauberes Einpegeln mühelos, und die nachfolgende Aufnahme war ohne Fehl und Tadel. Ein latenzfreies Spielen des Basses durch diverse FX-Plugins stellte ebenfalls kein Problem dar.

Die beiden Kopfhörer-Ausgänge der AMBER i4 liefern erfreulicherweise genügend Saft und haben einen weiten Regelweg, um Kopfhörer mit verschiedenen Impedanzen daran zu betreiben und diese gegebenenfalls auch mal mit höheren Lautstärken abhören zu können. Im Test hatte ich die Lautstärkeregler gerade halb aufgedreht, danach wurde es schon sehr laut, und ich will mir damit ja schließlich nicht die Trommelfelle schreddern…

Insgesamt würde ich die Audioqualität des AMBER i4 nicht nur rein anhand der technischen Daten, sondern auch subjektiv über der meines BEHRINGER UMC1820 und dem via ADAT-Port damit verbundenen ADA8200 einordnen, und dem alten ROLAND UA-30 rennt das AMBER i4 sowieso mit Siebenmeilenstiefeln davon.

Übrigens, während man unter macOS problemlos mehrere Audiointerfaces als sogenanntes „Aggregate Device“ zusammenfassen und dann gemeinsam verwenden kann, bleibt einem dieser Weg unter WINDOWS ja bekanntlich verwehrt, zumindest mit den dort vorhandenen Bordmitteln. Es gibt allerdings eine Drittanbieter-Anwendung (Donationware), die Derartiges auch unter WINDOWS erlaubt. Sie stammt von VB-AUDIO und nennt sich MATRIX (bzw. MATRIX COCONUT in ihrer größeren Ausführung). Wäre wohl auch mal einen Test wert…

Nur um die Kompatibilität zu überprüfen, habe ich auf dem Laptop auch noch einmal diverse LINUX-Distributionen (als Live-ISOs, die vom USB-Stick gebootet werden) laufen lassen, darunter etwa UBUNTU, Q4OS, ELEMANTARY OS und ZORIN OS. In allen diesen Distributionen wurde das AMBER i4 wurde vom Start weg erkannt und als Audiointerface ausgewählt.

Auf das Control Panel und die Loopback-Kanäle muss man hier allerdings verzichten, auch stand hier ohne zusätzliche Konfiguration nur Zugriff bloß das erste Stereo-Paar zur Auswahl bereit (am Gerät selbst lässt sich der Wiedergabekanal natürlich, weiterhin manuell umschalten). Hier muss man also noch selbst etwas Hand anlegen, um das AMBER i4 vollständig ausnutzen zu können, für LINUX-Kenner aber sicherlich kein größeres Problem.

Unter dem ebenfalls gestarteten UBUNTU STUDIO hingegen hatte ich ohne weiteres Zutun von Beginn an vollen Zugriff auf alle Aufnahme- und Wiedergabekanäle und in der bei dieser Distribution mitgelieferten DAW ARDOUR standen auch die beiden MIDI-Ports des AMBER i4 (ebenso wie das am selben Laptop angeschlossene ESI XKEY 37) zur Verfügung.

Der Vollständigkeit halber habe ich das AMBER i4 schließlich auch noch mal kurz unter ANDROID getestet (macOS und iOS mussten mangels entsprechender Apfel-Geräte leider außen vor bleiben…), auch hier wurde das Audiointerface sofort erkannt und automatisch als Aufnahme- und Wiedergabegerät eingebunden. Wie weiter oben schon erwähnt, hängt es hier vom jeweiligen Gerät ab, ob das AMBER i4 komplett durch das Smartphone oder Tablet mit Strom versorgt wird oder noch eine zusätzliche Energiequelle über den zweiten USB-C-Port benötigt.

In einer flugs mal installierten App namens MIDISTRUM erhielt ich auch Zugriff auf den ersten MIDI-Port des AMBER i4, und das Senden von Daten darüber funktionierte ebenfalls einwandfrei.


Fazit:

Mit dem AMBER i4 hat ESI ein USB-Audiointerface am Start, das nicht nur mit cleveren Monitoring-Fähigkeiten punktet, sondern auch über eine Audioqualität verfügt, die es in die gehobene Mittelklasse jenseits eines reinen Einsteigergeräts hebt. Die weitreichende Kompatibilität, die Standalone-Fähigkeiten und nicht zuletzt die beiden bidirektionalen MIDI-Ports runden das Ganze ab.

Der eine oder andere könnte höchstens noch digitale Anschlüsse vermissen, sei es SPDIF- und/oder ADAT. Doch nicht jeder braucht so etwas.

Die Treiber (unter WINDOWS) arbeiten stabil und erlauben auch hinreichend niedrige ASIO-Latenzen. Die virtuellen Kanäle samt Loopback-Funktion sind ein weiteres sehr praktisches Merkmal.

Bezüglich der Audio Ein- und Ausgänge kann das AMBER i4 gegenüber dem kleineren AMBER i2 mit einer mit doppelt so gut Ausstattung aufwarten, was je nach den persönlichen Anforderungen den Ausschlag für das größere Modell geben dürfte, wem allerdings je ein Eingangs- und ein Ausgangspaar, der spart mit dem AMBER i2 bei identischer Audioqualität ein paar Euronen. Dafür bietet das AMBER i4 etwas mehr Reserven.

Die unverbindliche Preisempfehlung für das AMBER i4 beträgt 249,- Euro (AMBER i2: 189,- Euro), was ich angesichts der gebotenen Qualität als fair bewerte.


Positives:
+ sehr gute Audioqualität
+ gute Verarbeitung
+ Anschlussvielfalt
+ bidirektionele MIDI-Ports
+ flexible Monitoring-Optionen
+ virtuelle Kanäle mit Loopback-Funktion
+ gutes Preis-Leistungs-Verhältnis

Negatives:
– keine digitalen Anschlüsse


Produktwebseite ESI AMBER i4: https://www.esi-audio.de/produkte/amberi4

Produktwebseite ESI AMBER i2: https://www.esi-audio.de/produkte/amberi2

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