Ein Testbericht von Perry Staltic,
veröffentlicht am 19.03.2025
Wann immer ein neues Produkt der ESI AUDIOTECHNIK GmbH hier bei uns eintrifft, erfasst uns eine freudige Spannung, denn wir wissen aus Erfahrung längst, dass wir uns dabei regelmäßig auf ziemlich brauchbares Recording-Equipment zu Preisen, bei denen der Steuerberater freudig in die Hände klatscht, verlassen können.
In den vergangenen fünfzehn Jahren hatten wir bereits unterschiedlichste Produkte aus dem Portfolio der sympathischen Leonberger zum Test hier und bisher wurden unsere darin gesetzten Erwartungen auch noch nie enttäuscht. Darüber hinaus verrichtet bei mir auch so manches privat erworbene ESI-Gerät seit gefühlten Ewigkeiten zuverlässig seinen Dienst. Totalausfälle hatte ich dabei noch nie zu verzeichnen, trotz bisweilen unsanfter Behandlung.
Schon 2014 und auch 2015 hatte Kollege Andreas Studio-Monitore von ESI getestet und für gut befunden, und auch bei mir dienen gleich zwei Paare der schon lange nicht mehr produzierten nEar 05 eXperience als Hauptabhöre, einmal in meinem Studio und einmal an einem Laptop, der nicht nur zur Musikproduktion, sondern häufig auch zum einfachen Hören von Musik oder Hörspielen eingesetzt wird.
Nun schreiben wir das Jahr 2025 und ESI hat mit den nEar i eine neue Reihe an aktiven Monitoren am Start, bei denen nicht nur der Name an alte Zeiten anknüpfen soll. Sie ersetzt die AKTIV- und ergänzt die höherwertigere uniK plus-Reihe. Wir haben mit den nEar i8 mal direkt die größten Vertreter dieser Serie für Euch getestet.
Kaventsmänner…
Als der Paketbote vorfuhr und die beiden Kartons mit den Monitoren auslud, staunte ich nicht schlecht, denn die Originalverpackungen hatten beinahe die Ausmaße einer Minibar im Hotelzimmer. Noch überraschter war ich vom angesichts dieser Größe vergleichsweise geringen Gewicht, man hebt sich jedenfalls keinen Bruch daran.

Die Verpackungen sind zur Vermeidung von Transportschäden deutlich größer als die darin befindlichen Monitore dimensioniert, das rundum aufgedruckte Bild entspricht den tatsächlichen Ausmaßen der Lautsprecher.

Und auch diese fallen beim nEar i8 mit einer Breite von 25,5 cm, einer Höhe von 36,5 cm und einer Tiefe von 27,5 cm recht stattlich aus. Mit einem Gewicht von 7,4 Kilogramm pro Lautsprecher wiegt ein einzelner nEar i8 gerade mal 900 Gramm mehr als ein Exemplar meiner nEar 05 eXperience, ist dabei aber mehr als doppelt so groß.

Rein optisch wirkt die nEar i-Reihe wie ein gemeinsamer Sprössling von ESIs älterer und ebenfalls noch erhältlichen Serie uniK plus und dem Subwoofer AKTIV 10S. An Erstere erinnern die orangefarbenen Tieftönermembranen sowie die leicht abgeschrägten vorderen Seitenkanten der Monitore, von Letzterem haben sie die frontseitigen Bassreflexöffnungen geerbt. Ich persönlich finde die nEar i8 gleichermaßen schick, schnörkellos und modern, aber das ist natürlich eine reine Geschmackssache. Auch bei der Dame des Hauses konnte das Design übrigens punkten.

Die Verarbeitung erscheint wie von ESI gewohnt sauber und stabil, es gibt auch keine sichtbaren Ungenauigkeiten hinsichtlich der Spaltmaße. Fragwürdige Materialgerüche sind ebenfalls nicht wahrzunehmen
Da die leicht glänzende Oberfläche den Eindruck macht, als könnte sie etwas anfällig für Fingerabdrücke sein, habe ich zum Auspacken und Aufstellen vorsichtshalber mal meine dünnen antistatischen ESD-Schutzhandschuhe übergestreift.
Easter Egg…
Im Lieferumfang der nEar i-Monitore befinden sich neben einer knappen Anleitung in sowohl deutscher als auch englischer Sprache ein Kaltgerätekabel, ein Tütchen mit vier runden Klebepads, die man bei Bedarf an der Unterseite anbringen kann, sowie ein weiteres Tütchen mit zwei schlitzlosen Schrauben, deren Zweck sich mir zunächst nicht erschließen wollte und zu denen auch die Anleitung keine Auskunft gibt.

Eine Nachfrage bei ESI ergab, dass diese Schrauben für die passenden Gewinde an den beiden Seiten der Lautsprechern gedacht sind, ESI will künftig dazu passende Halterungen zur Wand- und Ständermontage als optionales Zubehör anbieten.
Da mir die Seitenwände der Monitore jedoch völlig glatt erschienen und ich auch sonst keinerlei Gewinde zu entdecken vermochte, kam ich mir schon wie jemand vor, bei dem der Lift nicht bis ganz nach oben fährt, so dass ich diesbezüglich erneut bei ESI nachfragen musste.
Dort ließ man mich zum Glück nicht dumm sterben und erklärte mir, dass sich besagte Gewinde aus ästhetischen Gründen unter der Folienbeschichtung finden und sich mit dem Finger ertasten lassen. Und genau so ist es, wer diese Gewinde nicht benötigt, der bekommt sie auch niemals zu sehen. Wenn man mit dem Finger über die Seitenwand fährt, kann man in der Mitte spüren (und sogar hören), wie die Folie dort minimal nachgibt.
Technologieoffenheit…
Die angebotenen Modelle der nEar i-Reihe unterscheiden sich nur durch ihre Gehäuse- und Tieftönergrößen und dem dadurch bedingten Bassfundament sowie in ihren Verstärkerleistungen und Schallpegeln.
Das Gehäuse der Zwei-Wege-Boxen besteht aus folienbeschichtetem MDF (mitteldichte Faserplatte auf Holzbasis), beim Hochtöner kommt eine 1 Zoll große Seidenkalotte zum Einsatz, während es beim Tieftöner eine Papierkalotte ist, die bei der nEar i8 einen Durchmesser von 8 Zoll hat (bei nEar i5 und I7 sind es 5 bzw. 6,5 Zoll).

Da ESI bei seinen bisherigen Monitor-Serien zunächst Polypropylen und später durchgängig Kevlar als Material für die Tieftöner verwendet hatte, stellte sich mir natürlich die Frage, warum man sich bei der nEar i-Reihe stattdessen nun für Papierfasern entschieden hat.
Auf meine diesbezügliche Rückfrage beim Hersteller erhielt ich die Ausführungen des verantwortlichen Produktmanagers zur Antwort, den ich der Einfachheit halber an dieser Stelle zitieren möchte: „Papier hat eine geringe Dichte und gute innere Dämpfung, was zu einem natürlichen und warmen Klangbild führt. Es minimiert unerwünschte Resonanzen und verleiht dem Klang eine angenehme Charakteristik. Papier ist sehr leicht, wodurch die Membran sich schnell bewegen kann. Das führt zu einer hohen Empfindlichkeit und Effizienz, was bedeutet, dass der Lautsprecher mit weniger Verstärkerleistung lauter spielen kann. Durch die natürliche Dämpfung von Papier entstehen weniger Verzerrungen als bei härteren Materialien wie Metall oder Kunststoff. Dadurch klingt der Lautsprecher oft weicher und angenehmer.“
Nun denn, ob sich diese erst einmal vernünftig klingenden theoretischen Erwägungen auch in der Praxis bewahrheiten, werden wir gleich noch sehen …ähh… hören.
Wie es um die Haltbarkeit und Langlebigkeit derartiger Papierkalotten bestellt ist, kann nur die Zukunft zeigen, jedoch möchte ich anmerken, dass man diese selbst in einigen Edel-Lautsprechern finden kann, die in der Preisregion eines Mittelklasse-Autos angesiedelt sind und die dem Verkaufswert von einigen Dutzend Paaren der nEar i8 entsprechen…
Hoch- und Tieftöner werden über separate Class D-Verstärker angesteuert, beim Tieftöner hat dieser eine Leistung von 65 Watt, beim Hochtöner sind es 55 Watt. Der Stromverbrauch einer einzelnen nEar i8 liegt bei maximal 98 Watt.
Der Frequenzgang der Achtzöller wird mit: 35 Hz bis 20 kHz angegeben, damit reichen sie deutlich tiefer in den Bassbereich hinein als ihre kleineren Geschwister. Der Schalldruck (SPL) beträgt 100 dB, der Peak-Level liegt bei 104 dB.
Hintenrum…
Die rückseitige Ausstattung der nEar i-Reihe ist bei allen Modellen identisch. Die Stromversorgung erfolgt über das mitgelieferte Kaltgerätekabel, ein Ein/Aus-Schalter sowie eine auswechselbare Sicherung (T2AL/250V) sind ebenfalls am Stromanschluss untergebracht.
Während ESI bei seinen letzten beiden Lautsprecher-Serien auf XLR/Klinke-Kombibuchsen für die Audioanschlüsse gesetzt hatte, wurden bei den nEar i-Boxen wieder getrennte Buchsen für beide Anschlussarten verbaut, genau wie bei meinen alten nEar 05 eXperience.
Das finde ich praktisch, weil man so auch mal eben schnell ein Klinkenkabel einstecken kann, ohne die bestehende XLR-Verkabelung zu ändern, etwa um einen Monosynth zu testen oder ähnliches.
Der XLR-Anschluss ist symmetrisch und auf einen Pegel von +4 dBu ausgelegt, die unsymmetrische Klinkenbuchse mit Durchmesser 6,3 mm auf einen Pegel von -10 dBv. Die XLR-Buchse verfügt übrigens über eine Verriegelung gegen ein unbeabsichtigtes Herausziehen des Steckers.
Einen Ground Lift zur Eliminierung etwaiger Brummschleifen, wie in die uniK plus-Reihe bietet, sucht man bei den nEar i-Boxen vergeblich (bei vielen anderen aber ebenso), ich persönlich hatte bisher allerdings auch noch niemals Verwendung dafür (klopf auf Holz…).

Der Lautstärkeregler der nEar i8 ist in zwanzig Stufen gerastert (wenn ich mich nicht verzählt habe). Mir persönlich gefällt das sehr viel besser als das stufenlose Potentiometer der nEar 05 eXperience, und zwar aus einem ganz einfachen Grund: Bei Letzterer ist es immer mit etwas Gefummel verbunden, die rechte und die linke Box exakt gleich einzustellen, zumal man beide dazu immer erst umdrehen muss, um die kleine, kaum unterteilte Poti-Skala überhaupt zu sehen.
Ganz ähnlich sieht es bei der AKTIV-Reihe aus, und die Regler der teureren uniK plus-Reihe sind zwar gerastert, jedoch benötigt man hier einen Schraubendreher, weil sie im Gehäuse versenkt sind. Man muss die Lautsprecher dazu also auch erst einmal umdrehen (oder hinter sie steigen, sofern möglich).
Bei der nEar i8 hingegen greift man ohne hinzusehen von vorne um die Box und zählt beim Drehen des Lautstärkereglers ausgehend von seiner Minimalstellung die jeweiligen Rasterstufen mit. Das wiederholt man dann einfach bei der zweiten Box, fertig! Auch nachträgliche Anpassungen kann man so identisch auf beide Boxen übertragen, ohne diese erst umdrehen zu müssen.
Das gilt auch für die unter TUNING zusammengefassten Klangeinstellungen zur Anpassung an die Gegebenheiten des Aufstellorts. Zwar gibt es hier im Gegensatz zu den (wiederum versenkten) Reglern der uniK plus-Reihe bloß Schalter mit wenigen Stufen, doch dürfte dies in vielen Fällen mehr als ausreichen. Zudem lassen sie sich auch wieder blind von vorne bedienen.
High Shelf- und Low Shelf-Filter bieten jeweils eine Verstärkung von +2 dB und eine Absenkung von -1,5 dB oder -3 dB. Die Bedienungsanleitung erwähnt die beiden Schalter zwar, bleibt aber bezüglich detaillierten Anwendungshinweisen sehr vage.
Eine Absenkung der tiefen Frequenzen bietet sich etwa an, wenn die Lautsprecher sehr nah an den Wänden positioniert sind (auch wenn die nach vorne gerichteten Bassreflexöffnungen hier schon etwas Abhilfe verschaffen).
Der zweistufige CHARAKTER-Schalter erlaubt die Auswahl zwischen den beiden Einstellungen MIX & LISTEN sowie REFERENCE. Erstere Option bewirkt eine gleichzeitige leichte Anhebung der tiefen und der hohen Frequenzen und ist damit eher für das reine Hören von Musik prädestiniert, während die zweite einen weitgehend linearen Frequenzgang bietet, wie er für eine korrekte Beurteilung von Klang und Abmischungen eigentlich unabdingbar ist. Diese Schalterstellung stellt somit für mich dann auch die erste Wahl dar.
Dieser Schalter hat auch noch eine zweite Aufgabe: Die nEar i-Reihe besitzt nämlich eine Standby-Funktion, die die Lautsprecher nach einer Weile ohne anliegendem Audiosignal zwecks Stromsparens abschaltet und bei erneuter Signalzuführung mit einer kurzen Verzögerung wieder einschaltet. Die kleine zwischen Hoch- und Tieftöner platzierte LED leuchtet im normalen Betrieb orangefarben, beim Wechsel zum Standby-Betrieb blinkt sie kurz mehrere Male auf und ändert dann die Farbe auf rot. So weit, so gut.
Es gibt allerdings auch Fälle, wo dieses an sich vernünftige Verhalten eben genau nicht erwünscht ist und die Lautsprecher permanent aktiv bleiben sollen. Da die nEar i-Monitore aber nicht wie die AKTIV- und die uniK plus-Reihen über einen eigenen Schalter für die Standby-Funktion verfügen, muss hier halt der CHARAKTER-Schalter dafür herhalten. Wenn man diesen dreimal zwischen beiden Positionen hin und her bewegt, wird die Standby-Funktion deaktiviert. Ich gestehe, dass ich da einen dedizierten Schalter für ergonomischer gehalten hätte, aber so oft wird man diesen Modus vermutlich auch nicht wechseln.
Übrigens, der Wechsel zum oder vom Standby-Betrieb bzw. das Einschalten der Lautsprecher wird von einem leisen Knacksen der Audioschaltung begleitet, das aber zum Glück nicht sonderlich störend ausfällt.
Standhaftigkeit…
Für den Praxistest habe ich die beiden Exemplare der nEar i8 zunächst einmal an einen dafür geeigneten Aufstellplatz befördert, nämlich dorthin, wo sich normalerweise meine nEar 05 eXperience befinden, also links und rechts vom Bildschirm meines Studiorechners. Der Einfachheit halber habe ich auch gleich deren Kaltgerätekabel verwendet und die zu den nEar i8 mitgelieferten eingepackt gelassen.

Nur um mal ein Bild von den tatsächlichen Dimensionen dieser Lautsprecher zu bekommen: Der Bildschirm, den sie hier einrahmen, hat eine Diagonale von 42 Zoll. Die Boxen haben einen Abstand von etwa 120 cm zueinander und bilden mit meiner Abhörposition ein einigermaßen gleichseitiges Dreieck.
Übrigens, rein zufällig sind auf dem obigen Foto neben den Boxen auch noch vier weitere Produkte von ESI zu entdecken, eins davon ist jedoch derzeit nicht nicht im Einsatz. Wer findet sie auf Anhieb…?
Dass solche Brocken natürlich auch eine entsprechend stabile Unterlage benötigen, dürfte wohl auf der Hand liegen. Bei mir im Heimstudio kommt eine Selbstbaulösung zum Einsatz, die ich einst für die mit 6,5 Kilogramm ebenfalls recht massigen nEar 05 eXperience ersonnen hatte. Mein Studiotisch ist ein leider längst nicht mehr produziertes modulares Büromöbel von IKEA namens JERKER, das über mehrere Ebenen und zusätzliche schwenkbare Auflageflächen für Peripheriegeräte wie Drucker usw. verfügt.

Von Letzteren habe ich mir die sehr stabilen Metallwinkel genommen und darauf statt der ursprünglichen großen Platten kleinere runde Holzteller geschraubt. Auf diesen befinden sich gleich große Drehscheiben, auf denen wiederum zur Schwingungsdämpfung der Boxen passend geschnittene Stücke von einem Kniekissen aus Schaumstoff liegen. Diese Sachen habe ich alle günstig bei einem Non-Food-Discounter bekommen. Die Lautsprecher stehen sicher darauf und lassen sich einfach in die gewünschte Position schwenken und drehen.
Bedingt durch ihre Größe stehen die nEar i8 nun natürlich näher an der rückwärtigen Wand als zuvor die sehr viel kleineren nEar 05 eXperience. Während Letztere darauf typischerweise mit einer etwas überhöhten Basswiedergabe reagieren (meine zweites Paar am Laptop steht platzbedingt in unmittelbarer Wandnähe auf einem Regal und klingt daher auch tatsächlich etwas bassiger als die Monitore im Studio), konnte ich bei den nEar i8 keine derartigen Auswirkungen feststellen, was sicher nicht zuletzt auch den frontseitigen Bassreflexöffnungen zu verdanken ist. Und zur Not hat man ja immer noch die schon beschriebenen Anpassungsmöglichkeiten mittels der TUNING-Schalter.
Lautschrift…
Und nun endlich zu dem eigentlichen Hörtest. Mir ist klar (und Euch sollte das auch sein), dass die nun folgenden Aussagen alle höchst subjektiv sind und dass meine Klangeindrücke sich nur sehr unzureichend in Worte kleiden lassen. Dies vorweg angemerkt.
Begonnen habe ich den Hörtest zunächst mit einer Reihe meiner eigenen Stücke, deren Abmischungen allesamt mit Hilfe meiner nEar 05 eXperience sowie Kopfhörern erfolgten. Dies einfach deshalb, weil ich mich im Laufe vieler Jahre auf diese Monitore eingehört habe und ich so besser abzuschätzen vermochte, ob und inwieweit sich der Grundklang beider Lautsprecher-Serien unterscheidet.
Überraschenderweise (?) zeigte sich hier durchaus eine erkennbare charakterliche Verwandschaft (sind ja schließlich auch beide von ESI…). Die Neuen gehen also nicht in eine völlig andere Richtung, was ich an dieser Stelle positiv verstanden wissen will, aber natürlich klingen sie auch nicht einfach gleich, was ja nun auch nicht zu erwarten war.
Denn mal ganz abgesehen davon, dass die nEar i8 allein schon aufgrund ihrer physikalischen Eigenschaften (Gehäuseausmaße und Tieftönerdurchmesser) der deutlich kleineren nEar 05 eXperience in Sachen Basswiedergabe locker die Show stiehlt und einen den Wunsch nach einem zusätzlichen Subwoofer schnell vergessen lässt (bei den kleineren Modellen der Reihe etwa dürfte dies vermutlich anders sein), erscheinen mir auch restlichen Frequenzbereiche der nEar i8 etwas offener und weiter auseinandergezogen.
Bei einem aktuellen Mix, den ich noch auf den nEar 05 eXperience begonnen hatte und der mir dort noch ganz gut gefiel, offenbarten die nEar i8 diverse Schwächen im Mittenbereich die mir vorher nicht aufgefallen waren und die ich nun zu korrigieren vermochte. Ähnlich war es bei einigen anderen Abmischungen, die nEar i8 wirkten hier sozusagen wie eine akustische Lupe.
Bezüglich des schon erwähnten Bassbereichs ist anzumerken, dass diese sauber und ohne unangenehmes Wummern und Dröhnen wiedergegeben wird, wie man es einem etwa bei billigen Subwoofern und Angeber-Lautsprechern häufig begegnet. Der Bass ist immer präsent, sofern auch im Audiosignal vorhanden, aber niemals unnötig übertrieben. Beim Abmischen mit der nEar i8 gerät man so weder in Versuchung, Kick und Bass viel zu laut zu drehen, noch, aufgrund einer Überbetonung beide zu verhalten einzupegeln.
Sofort aufgefallen war mir auch die sehr gute Stereoauflösung der nEar i8, die mir besser erschien als bei den alten Lautsprechern (Zur Erinnerung: Der Abstand der Monitore zueinander ist ja unverändert geblieben). Das Klangbild wirkte hier wie ein aufgespreizter Fächer und getätigte Panoramaeinstellungen einzelner Elemente im Mix kamen deutlich besser zu Geltung.
In der zweiten Phase des Hörtest einen CD-Player an meinem den Lautsprechern vorgeschalteten ESI MoCo angeschlossen und mir anschließend einen Stapel CDs geschnappt. Darunter befand sich nicht nur von mir bevorzugte elektronische Musik, sondern auch ein bunter Strauß aus anderen Stilrichtungen, etwa Klassik, Jazz, Pop, Reggae, Hip-Hop, ja selbst von mir meist verschmähte Rockmusik (Gitarren!) kam zum Einsatz. Ziel war es dabei, mich absichtlich nicht durch meinen persönlichen Musikgeschmack beeinflussen zu lassen, sondern die Wiedergabequalitäten der Lautsprecher unabhängig von diesem beurteilen.
Auch diese Aufgabe meisterten die nEar i8 mit Bravour, insbesondere für einen Monitor in dieser Preisklasse. Eine präzise Ortung der einzelnen Instrumente war einfach, ebenso wirkte die Wiedergabe über den gesamten Frequenzbereich homogen und konsistent. Die verschiedenen Nuancen in der Stimme einer Cecilia Bartoli (Opernsängerin) etwa wurden sehr gut abgebildet, in einer Kirche aufgenommener Chorgesang ebenso plastisch und detailreich wiedergegeben wie das Mandolinenspiel des Mülheimer Zupforchesters oder das gemeinsame Jammen einer Jazz-Combo, um hier nur wenige Beispiele zu nennen. Wenngleich sich die nEar i8 somit für alle Arten von Musik eignet, scheint elektronische Musik sich besonders wohl darauf zu fühlen, eine Eigenschaft, die diese Lautsprecher mit meinen nEar 05 eXperience teilen. Aber wie eingangs erwähnt, das ist nur meine rein subjektive Einschätzung.
Am Ende habe ich sogar noch eine alte CD mit Buckelwalgesängen herausgekramt, und zwar deshalb, weil diese Aufnahmen einige Unzulänglichkeiten beinhalten, etwa das sehr leise Geräusch der Schiffsschraube eines in der Ferne vorbeifahrenden Frachters. Auch dieses legten die nEar i8 unverhohlen offen, während man es auf so manchen HiFi-Boxen gar nicht wirklich wahrnimmt.
Bisher noch nicht erwähnt: Das Grundrauschen der nEar i8 fällt sehr gering aus, ist tatsächlich nur leise zu hören, wenn kein Audiosignal anliegt und man das Ohr direkt an die Box hält. Im normalen Betrieb ist es absolut vernachlässigbar.
Bezüglich der Verstärkerleistung haben diese Lautsprecher zumindest bei mir im Studio noch reichlich Reserven. Ich habe die Level-Regler gerade Mal zu etwa zwei Drittel aufgedreht (Rasterstufe 13 von 20), was bei mir schon sehr laut ausfällt und auch nur den maximal hier verfügbaren Pegel darstellen soll, den ich mittels Monitor-Controller dann wieder auf moderate Arbeitslautstärke runteregele.
Würde ich die nEar i8 tatsächlich volle Kanne aufdrehen (Stufe 20), dürfte ich mir wohl dauerhafte Konflikte mit den Bewohnern der umliegenden Häuser einhandeln und mein Ohrenarzt würde sich künftig in Gebärdensprache mit mir unterhalten müssen…
Abschließend auch noch ein paar Worte zu den Optionen des CHARAKTER-Schalters. Der Unterschied zwischen beiden fällt eher subtil als drastisch aus. Der Frequenzgang wird dadurch etwas mehr in Richtung HiFi-Boxen verbogen, das grundsätzliche Klangbild der Lautsprecher verändert sich dadurch aber nicht wirklich, was ja auch nicht der Sinn wäre. Wer die nEar i8 nicht bloß zum Produzieren von Musik, sondern auch zum Konsumieren derselben einzusetzen gedenkt, dem kommt diese Einstellmöglichkeit zu Gute. Aber auch zum schnellen Check der eigenen Mixe lässt sie sich gewinnbringend verwenden.
Fazit:
Die nEar i8 vermochte mich von Anfang an zu überzeugen. ESI hat hier einen aktiven Monitor zu einem äußerst attraktiven Preis herausgebracht, der sogar noch unterhalb der auch schon günstigen uniK plus-Serie angesiedelt ist.
ESI hat die Lautsprecher der nEar i-Reihe zwar als Einsteiger-Modelle konzipiert, doch das bedeutet keinesfalls, dass wir es hier mit Monitoren zu tun haben, die bloß für Anfänger und unbedarfte Hobbyisten brauchbar sind, ganz im Gegenteil! Meiner Meinung nach eignen sich diese Lautsprecher sehr gut zum Abmischen sowie für weitere Aufgabenstellungen im Studio, machen aber auch jenseits davon eine gute Figur, etwa zum reinen Hören von Musik. Selbstverständlich können und wollen diese Monitore jetzt nicht gerade gegen irgendwelche High-End-Boliden antreten, die ein Vielfaches der nEar i8 kosten, aber das stand hier ja auch eigentlich nie zur Debatte.
Diese Lautsprecher haben ordentlich Dampf im Kessel, der Klang ist recht ausgewogen und detailliert, wirkt dabei aber deutlich teurer, als die günstige UVP von 229,- Euro pro Monitor vermuten lässt, und auch die Verarbeitung gibt keinerlei Anlass zur Kritik. Wer also neue, bezahlbare Monitore sucht und eine Gelegenheit findet, die nEar i-Serie einmal vor Ort anhören zu können, sollte davon unbedingt Gebrauch machen, ansonsten sind hier aber auch einschlägig bekannte Händler mit einer großzügigen Rücknahmepraxis hilfreich.
Sofern Budget und Platz es zulassen, würde ich die nEar i8 den kleineren Modellen der Reihe auf jeden Fall vorziehen (auch wenn ich Letztere ja gar nicht getestet habe), die bei den Achtzöllern verbesserte Bassabbildung stellt (nicht nur) beim Abmischen eine große Hilfe dar. Aber sicherlich wird man auch mit nEar i5 und nEar i7 mehr als nur zufriedenstellende Mixe hinbekommen (mit den nEar 05 eXperience gelingt dies ja schließlich auch). ESI hat übrigens auch schon das noch kleinere Modell nEar i4 angekündigt, und ein passender Subwoofer für die Reihe, der den kleineren Monitoren untenrum zu mehr Schub verhilft, soll in diesem Jahr ebenfalls noch kommen.
Hmm, jetzt habe ich doch noch irgendwas vergessen, Mensch, was war denn das bloß…? Ach ja, genau, nun hab ich’s wieder: den BuenasIdeas-Tipp für die ESI nEar i8, klare Kaufempfehlung meinerseits! 😉

Positives:
+ sehr guter und ausgewogener Klang
+ gute Basswiedergabe
+ gute Verarbeitung
+ Raumanpassungsmöglichkeiten
+ abschaltbare Standby-Funktion
+ sehr gutes Preis/Leistungs-Verhältnis
Negatives:
– kein separater Schalter für die Standby-Funktion
Produktwebseite ESI nEar i8:
https://www.esi-audio.de/produkte/neari8
Produktwebseiten der beiden kleineren Geschwister:
https://www.esi-audio.de/produkte/neari5
https://www.esi-audio.de/produkte/neari7