Ein Testbericht von Perry Staltic,
veröffentlicht am 01.08.2024
Rund zwei Jahre nach dem überaus handlichen wie robusten Pad-Controller XJAM hat ESI AUDIOTECHNIK nun eine ebenso platzsparende MIDI-Keyboard-Reihe namens XKEY ins Programm genommen, die im gleichen schicken Design daherkommt und die verschiedenen früheren KEYCONTROL-Modelle der Firma ablöst, die auch bei mir im Studio zum Einsatz kommen.
Wie schon beim XJAM ist ESI auch beim XKEY wieder eine Kollaboration mit ARTESIA PRO aus den USA eingegangen, daher steht auch der Name beider Firmen auf der Verpackung. Und um die Verwirrung komplett zu machen: Die schon seit mehr als einem Jahrzehnt bekannte XKEY-Reihe stammt ursprünglich von der Firma CME, von der ESI sie übernommen hat und nun unter eigener Flagge weiterentwickelt und vertreibt (Näheres dazu siehe hier). Die neuen Modelle von ESI lassen sich übrigens gut durch den XKEY-Schriftzug über dem linksseitigen Sustain-Button von den alten CME-Varianten unterscheiden
Das XKEY existiert in zwei Größen, nämlich als XKEY 25 und als XKEY 37, wobei die Zahl die jeweils verfügbaren Tasten angibt. Wir haben das größere Modell XKEY 37 getestet, das gegenüber dem XKEY 25 noch über einige zusätzliche Features verfügt. Da aber ansonsten die grundlegenden Merkmale bei beiden Keyboards identisch sind, deckt dieser Testbericht auch gleich das kleinere Modell mit ab.
Unboxing…
Wenngleich mir bereits vorher aufgrund der im Netz verfügbaren Produktfotos bewusst war, dass es sich beim XKEY 37 um einen sehr schlanken Vertreter seiner Gerätegattung handeln muss, war ich wie weiland schon beim XJAM beim Auspacken dann doch überrascht, welch geringe Abmessungen das XKEY 37 für ein Keyboard mit großen Tasten besitzt. Das Teil könnte locker als Designer-Keyboard aus dem APPLE Store durchgehen. Selbst bei der Dame des Hauses trifft das XKEY auf wohlwollende Akzeptanz und hat somit den Test auf Wohnzimmertauglichkeit bestanden.
Die Grundfläche des XKEY 37 beträgt 55,3 x 13,5 cm (beim XKEY 25 sind es 38,8 x 13,5 cm, das passt also genau vor einen Laptop), die Höhe wird mit 1,6 cm angegeben, wobei die die schwarzen Tasten den höchsten Punkt darstellen und der Rest des Keyboards sogar noch niedriger ist. Meine PC-Tastatur von CHERRY wirkt daneben jedenfalls wie ein klobiger Panzer.
Mit einem Gewicht von 880 Gramm ist das XKEY 37 auch alles andere als schwer, das kleinere XKEY 25 ist mit 610 Gramm nochmals leichter. Trotzdem macht das XKEY keineswegs einen zerbrechlichen Eindruck, der obere Teil des Korpus besteht nämlich wie beim XJAM aus einer Aluminiumlegierung, was dem Ganzen eine stabile und wertige Optik verleiht.
Wenn man sich also das XKEY mit der Kante voran vor den Kopf haut (wenngleich mir dafür wahrlich kein sinnvoller Grund einfällt…), dann dürfte wohl eher der Kopf einen Schaden davontragen als das XKEY. Wir haben dies aus reiner journalistischer Sorgfaltspflicht einmal in der Redaktion getestet, Kollege Andreas ist inzwischen wieder aus dem Koma aufgewacht und bekommt den Verband voraussichtlich in der nächsten Woche abgenommen…
Da die vordere Kante des Aluminiumgehäuses etwas übersteht und nach unten gebogen ist, kann man das XKEY bei Bedarf auch bündig über den Rand der Tischkante platzieren.
Dem XKEY liegt ein USB-Kabel (USB-C auf USB-A) zum Anschluss an PC, MAC oder Mobilgeräten bei, dieses dient gleichzeitig als (einzige) Stromversorgung. Sobald das XKEY über den USB-Port seine Versorgungsspannung erhält, wird dies durch eine rückseitige rote LED signalisiert. In meinem Fall lief das XKEY auch problemlos an einem einfachen USB-Hub ohne eigenes Netzteil.
Dass ESI die früher von CME im XKEY verbauten Mini- bzw. Micro-USB-Buchsen inzwischen durch eine zeitgemäße USB-C-Buchse ersetzt hat, stellt für mich eine gute Entscheidung dar, ist dieser Anschluss doch mechanisch deutlich stabiler, zudem muss man aufgrund der reversiblen Stecker beim Anschließen des Kabels auch nicht mehr auf die Steckerausrichtung achten.
Nur zum XKEY 37, nicht jedoch zum XKEY 25, das dafür keine Anschlussbuchse besitzt, wird eine zusätzliche kleine Kabelpeitsche mitgeliefert, das sogenannte XCABLE, welches neben einem MIDI-Ausgang in Form einer herkömmlichen 5-poligen DIN-Buchse auch je eine 6,3mm-Klinkenbuchse für Expression- und Sustain-Pedale bietet. Wer diese Anschlussmöglichkeiten benötigt, etwa für das vielbeschworene DAWless-Setup, der kommt also nicht um die größere Variante des XKEY herum.
Zum weiteren Lieferumfang gehören ein kleines, beidseitig bedrucktes Faltblatt sowohl in englischer als auch in deutscher Sprache, das den auch als separate PDFs herunterladbaren Schnellstartanleitungen entspricht. Hinzu gesellen sich drei Flyer im Postkartenformat, die Informationen und Codes für die inkludierte Software bereitstellen.
Käufer des XKEY erhalten kostenlos BITWIG STUDIO 8-TRACK, eine der wenigen populären DAWs, die nicht nur für WINDOWS und macOS, sondern mittlerweile auch für LINUX erhältlich sind. iOS-Nutzer hingegen können sich über STEINBERG CUBASIS LE 3 freuen, und auch die Audiobearbeitungssoftware STEINBERG WAVELAB LE 10 für WINDOWS und macOS dürfte ihre Freunde finden.
ESI weist übrigens auf seiner Produktwebseite daraufhin, dass sich das mitgelieferte Softwarepaket in der Zukunft auch verändern kann, das könnte etwa der Fall sein, wenn neuere Programmversionen erscheinen oder man auf gleichwertige Alternativen zurückgreift.
Tastsinn…
Das Wichtigste bei einem Keyboard sind natürlich die Tasten, und darum kümmern wir uns auch zuerst um diese. Beim XKEY sind sie sowohl anschlagdynamisch als auch mit der Fähigkeit zum Aftertouch (Druckempfindlichkeit) ausgestattet.
Letzteres steht sogar in der polyphonen Variante bereit, bei dem jede Taste individuelle Daten sendet, während in den meisten anderen Keyboards auf dem Markt lediglich der einfachere monophone Channel Aftertouch zu finden ist, bei dem stets alle gespielten Noten gleichermaßen beeinflusst werden.
ESI bezeichnet die Tasten des XKEY als „Full Size Keys“. Es sind zwar in der Tat keine Mini-Tasten, aber sie sind verglichen mit den anderen Keyboards, die ich hier habe, dennoch etwas kleiner als gewohnt, was allerdings auch dem Platzbedarf der kompletten Tastatur zugute kommt..
Laut meinem Maßband beträgt die Länge der weißen Tasten ca. 11,8 cm und ihre Breite 2 cm, die schwarzen Tasten sind 7 cm lang und 1 cm breit. Zum Vergleich: Bei meinen anderen Keyboards sind die weißen Tasten 14 cm lang und mit ca. 2,2 cm geringfügig breiter, während die Länge der schwarzen Tasten 9 cm beträgt, bei einer Breite von 1 cm.
Beim XKEY liegen zudem alle Tasten nicht ganz eng beieinander wie sonst üblich, zwischen ihnen besteht eine Lücke von etwa 3 mm.
Nach all dieser Erbsenzählerei sei aber angemerkt, dass die abweichenden Maße des XKEY keine signifikanten Einfluss auf das Spielgefühl haben und somit auch keinen Nachteil darstellen.
Wer bisher nur mit einem normalen Keyboard (so wie ich) oder gar einer Piano-Tastatur mit Hammermechanik gearbeitet hat, der wird sich ein wenig umgewöhnen müssen, denn beim XKEY neigen sich die einzelnen Tasten beim Anschlag nicht hebelartig nach vorn, sondern senken sich über ihre gesamte Länge senkrecht nach unten, in etwa vergleichbar mit der Leertaste einer Laptop-Tastatur.
Das mag sich in der Theorie vielleicht schwierig spielbar anhören, in der Praxis hingegen gelingt die Adaption an diese Tastenmechanik eigentlich relativ schnell und das Spielgefühl erscheint einem dann keineswegs mehr seltsam. Ich bin ja nun alles andere als ein begnadeter Keyboarder, dennoch (oder vielleicht auch gerade deswegen…) kam ich innerhalb weniger Minuten mit dem XKEY klar.
Obwohl der Tastenhub nur wenige Millimeter umfasst, ist ein anschlagdynamisches Spiel problemlos damit möglich. Gleiches gilt für den polyphonen Aftertouch, der sich schon nach einer kurzen Eingewöhnungsphase feinfühlig dosiert einsetzen lässt. Im Gegensatz zu so manch anderem Keyboard muss man hier auch kein Sumo-Ringer sein, um den Aftertouch auslösen zu können. Für Glissandi ist die Tastatur des XKEY ebenfalls durchaus geeignet.
Insgesamt war ich doch sehr überrascht, wie gut sich das XKEY trotz seiner etwas unorthodoxen Bauweise spielen lässt.
Was übrigens die mechanischen Geräusche bei der Betätigung der Tasten angeht, diese ist beim XKEY ähnlich wie bei einer PC- oder Laptop-Tastatur, meine anderen Keyboards mit herkömmlicher Federmechanik verhalten sich hier allerdings auch nicht wirklich leiser, sondern je nach Anschlag bisweilen sogar noch lauter. Alles in allem halte ich die Geräuschentwicklung beim XKEY also für akzeptabel und empfand sie subjektiv keineswegs als störend.
Sechserreihe…
Auch in puncto Spielhilfen geht das XKEY seine eigenen Wege. Man findet hier weder die üblichen Räder für Pitch Bend und Modulation noch Touch Strips oder Schieberegler. Stattdessen ist die die linke obere Seite mit sechs vertikal angeordneten Gummiknöpfen belegt.
Die nachfolgend beschriebenen Belegungen dieser Knöpfe im Auslieferungszustand des XKEY lassen sich übrigens mit Hilfe der Editor-Software zum XKEY auch abändern und dem eigenen Bedarf anpassen, doch dazu kommen wir gleich noch.
Die zwei obersten Taster dienen dem Umschalten der Oktavlage. Ausgehend von der Grundeinstellung, bei der die unterste Keyboardtaste je nach DAW der Note C2 oder C3 entspricht (manche DAWs scheinen die MIDI-Notennummern hinsichtlich ihrer Oktavlage tatsächlich unterschiedlich zu interpretieren), lässt sich die gesamte Klaviatur um bis zu vier Oktaven nach oben oder nach unten verschieben, so dass man mit dem XKEY den gesamten Notenbereich abzudecken vermag. Drückt man beide OCTAVE-Taster gleichzeitig, wird wieder zurück auf die Grundeinstellung geschaltet.
Bei MODULATION handelt es sich ebenso wie bei PITCH BEND +/- um sogenannte Smart Buttons. Diese sind druckempfindlich und reagieren ähnlich wie die Aftertouch-Funktion der Keyboardtasten. Je fester man sie drückt, um so stärker fällt die Modulation bzw. die Tonhöhenbeugung aus.
Ich muss gestehen, dass ich anfänglich etwas skeptisch war, ob sich damit wirklich adäquate Ergebnisse erzielen lassen. So steuere ich beispielsweise gerne die Filterfrequenz meiner 303-Emulation mittels Zeigefinger auf dem Modulationsrad, weil ich auf diese Weise weitaus schneller und feinfühliger arbeiten kann als mit Drehknöpfen o.ä. Einmal mehr wurde ich im Test positiv überrascht, denn die die Smart Buttons arbeiten in dieser Hinsicht sehr gut und auch ausreichend sensibel. Das hätte ich vorher tatsächlich nicht gedacht.
Auch das Pitchbending gelingt vergleichbar gut, allerdings muss man hier im Gegensatz zu einem herkömmlichen Rad mit Federzentrierung natürlich mit zwei Fingern arbeiten, wenn man in einem Rutsch zwischen positiven und negativen Werten wechseln möchte. Alles jedoch nur eine Frage der Gewohnheit…
Zu guter Letzt finden wir auch noch einen SUSTAIN-Button vor, der, solange er gedrückt wird, eine Haltefunktion für die aktuell gespielten Noten auslöst (sofern es sich dabei nicht um perkussive Klänge handelt).
Exklusivrechte…
Wie oben schon erwähnt, lässt sich diese Sustain-Funktion beim XKEY 37, und auch nur dort, alternativ durch einen externen Fußschalter auslösen. Dieser wird ebenso wie ein mögliches Expression-Pedal an eine der beiden 6,3 mm Klinkebuchsen angeschlossen, die das zum XKEY 37 mitgelieferte XCABLE bereitstellt.
Statt eines Expression-Pedals, das ja letztendlich nur ein Potentiometer (veränderlicher Widerstand) in Form eines Fußschwellers darstellt, könnte man, ein wenig bastlerisches Geschick vorausgesetzt, auch ein an einen Klinkestecker gelötetes und in ein kleines Gehäuse verfrachtetes Poti anschließen und hätte dann einen Drehregler zur Steuerung diverser Parameter. Die Editor-Software bietet übrigens eine Funktion zur Kalibrierung des Epression-Pedals und zur Festlegung eines Offset-Werts.
Alle Anschlüsse am XCABLE sind übrigens entsprechend beschriftet, was insbesondere bei den beiden gerade erwähnten Klinkebuchsen Sinn macht, denn ein Fußschweller bzw. Potentiometer funktioniert ebenso wenig an der Sustain-Buchse wie ein Fußschalter an der Expression-Buchse.
Der Anschluss für das XCABLE, passenderweise XPORT genannt, befindet sich auf der linken Seite des XKEY 37. Stecker und Buchse könnten eine exotische USB-Mini-Variante, möglicherweise aber auch ein proprietäres Format sein. Auf jeden Fall sitzt das angeschlossene XCABLE fest und sicher in der Buchse. Eine Gefahr, das das Kabel wackelt oder gar versehentlich aus dem Anschluss rutscht besteht nicht, das ist nicht zuletzt auch für Anwendungen auf der Bühne von Wichtigkeit.
Der MIDI-Out am XCABLE funktioniert ebenfalls wie erwartet (warum sollte er das auch nicht…?). Wer mit dem XKEY 37 MIDI-Hardware direkt ansteuern möchte, ohne erst den Umweg über den Computer sowie ein daran angeschlossenes zusätzliches MIDI-Interface gehen zu müssen, der wird diesen Ausgang ohne Frage sehr begrüßen.
Eine kleine Anmerkung jedoch noch hierzu: Da das XKEY 37 seine Stromversorgung ausschließlich über den USB-Port bezieht, benötigt man bei einer computerlosen Nutzung natürlich eine andere Stromquelle, sei es ein externes Ladegerät oder sei es eine Powerbank, mit der das XKEY 37 dann endgültig mobil wird.
Aber auch bei einer Verwendung des XKEY 37 am Computer, Tablet oder Mobilgerät lässt sich der MIDI-Out am XCABLE nutzen. Dabei lässt sich per Editor-Software definieren, welche Daten am MIDI-Out anliegen sollen: die des Keyboards selbst und/oder die via USB eingehenden MIDI-Signale. Im zweiten Fall hat man so die Funktion eines einfachen MIDI-Interfaces im XKEY integriert (natürlich ohne Eingang).
Das XKEY ist übrigens USB Class Compliant, benötigt also eigentlich keinen gesonderten Treiber. Dennoch stellt ESI auf seiner Website einen zusätzlichen universellen MIDI-Port Treiber für WINDOWS 10 und 11 bereit. Dieser ist zwar nicht unbedingt notwendig, erleichtert allerdings durch seine Multiclient-Funktionalität die Verwendung mehrerer gleichzeitig angeschlossener ESI-Geräte und ermöglicht vor allem den parallelen Zugriff von Anwendungen auf das XKEY, beispielsweise einer DAW und der Editor-Software. Die Betriebssysteme von APPLE bieten bereits von Haus aus eine derartige Funktionalität
Tieftaucher…
In den vorangegangenen Abschnitten hatte ich nun bereits mehrfach den Software-Editor erwähnt. Dieser nennt sich XKEY PLUS und ist auf ESI’s Produktwebseite für WINDOWS 10 und 11 (32-Bit und 64-Bit) sowie für macOS 11 bis 14 verfügbar. Zudem ist in APPLE’s APP STORE eine Version für iPadOS erhältlich. Der Editor lässt sich übrigens auch problemlos unter WINDOWS 7 installieren und dort verwenden.
Während ich diesen Testbericht schrieb, erschien die Programmversion 3.51, die nur wenige Tage zuvor von mir erstellten Screenshots stammen jedoch mehrheitlich noch von Version 3.50. Da mir weder optische noch funktionelle Unterschiede aufgefallen sind, habe ich auf neue Screenshots verzichtet.
Im Gegensatz zum XJAM EDITOR existiert für XKEY PLUS bisher noch keine separate Bedienungsanleitung, diese ist jedoch in der Software selbst integriert, allerdings nur auf Englisch.
Nach dem Aufruf des Editors finden wir uns zunächst auf dessen Startseite wieder, dem sogenannten XKEY PANEL. Hier lässt sich bei bestehender Internetverbindung nach Firmware-Updates für das XKEY suchen und auch die bisherigen Änderungen derselben anzeigen. Mein Exemplar befand sich bereits auf dem bei Redaktionsschluss neuesten Stand 2.5.
Weiterhin können mit dem Editor vorgenommene Konfigurationen als Preset abgespeichert und wieder geladen werden. Zudem lässt sich das XKEY auch zurück in den Werkszustand bei Auslieferung versetzen.
Die Schaltfläche REGISTER YOUR XKEY neben der angezeigten Seriennummer hingegen führte lediglich auf den HELP-Tab mit der integrierten Anleitung. Auf Nachfrage bei ESI wurde mir dies als Bug bestätigt, der den Entwicklern bereits bekannt ist und in einem kommenden Update behoben werden soll.
Die weiteren Optioen des Editors verteilen sich in verschiedenen Funktionsgruppen über mehrere Tabs, die in der Anleitung ebenfalls als PANELS bezeichnet werden.
Im VELOCITY CURVES PANEL lassen sich die Verlaufskurven sowohl der Anschlagdynamik als auch der Aftertouch-Funktion auswählen und editieren. Neben einem unveränderlichen linearen Verlauf sowie einer nicht-dynamischen ON/Off-Funktion mit frei wählbarem Zielwert stehen noch vier durch den Anwender frei editierbare Kurven bereit, deren Verlauf sich jeweils mit der Maus einzeichnen lässt. Damit lassen sich logarithmische, exponentielle oder invertierte, bei Bedarf aber auch völlig wilde Kurven erstellen.
Wie schon beim XJAM Editor, gelingt das Malen von Dynamikkurven mit der Maus oder dem Trackball längst nicht so präzise wie mit einem Stift auf dem Grafiktablett oder auf dem iPAD, aber das liegt nun mal in der Natur der Sache.
Das ASSIGNMENTS PANEL bietet Konfigurationsmöglichkeiten für jedes Bedienelement des XKEY, also für jede einzelne Taste und jeden Knopf. Jedem Element lässt sich dabei eine andere Funktion als die ursprüngliche zuweisen.
Welche das genau sind differiert je nach Element. So können beispielsweise die OCTAVE und der SUSTAIN-Button keine Pitch-Daten senden, dafür aber entweder als Schalter oder als Taster fungieren, die Smart Buttons wiederum können einzelne Werte oder kontinuierliche Daten ausgeben.
Wer möchte, der kann die Notennummern der Keyboardtasten nach eigenem Gusto verändern, und etwa auch mehreren Tasten die selbe Nummer zuweisen, um so besser Trommelwirbel spielen zu können. Auch kann jede Taste mit einer der verfügbaren Velocity Curve belegt werden, ebenso lässt sich für jede Taste separat der Wertebereich der Anschlagdynamik definieren, was zum Beispiel viel Sinn machen kann, wenn man mit dem XKEY ein Drumset spielen oder Multisamples abfeuern möchte. Die Kick könnte sich dann immer mit voller Lautstärke triggern lassen, während Snare und Hihats sich mit individueller Dynamik spielen ließen.
Darüber hinaus kann man auf dem ASSIGNMENTS PANEL neben einigen globalen Parametern auch den Aftertouch anpassen. Er lässt sich zwischen monophonem Channel pressure und Poly key pressure umschalten oder auch komplett deaktivieren.
Im SENSITIVITY & GAIN PANEL wird die Empfindlichkeit und die Signalverstärkung aller Tasten und Knöpfe in Prozent eingestellt, entweder für einzelne Elemente oder für ausgewählte Gruppen gemeinsam. Bei mir betrug die Grundeinstellung für die Tasten übrigens 110 Prozent, nicht 100 Prozent, so wie in der integrierten Anleitung des Editors erwähnt.
Wenn man auf dem Panel nach ganz rechts scrollt, taucht dort die weiter oben schon erwähnte Kalibrierungsmöglichkeit für das optionale Expression-Pedal (betrifft nur das XKEY 37).
Auf globaler Ebene lässt sich der Wert für das Grundrauschen sowie Filtertyp und Geschwindigkeit des Analog-zu-digital-Wandlers verändern.
Wer sich nun ob dieser ganzen Begriffe wundert, die man eigentlich aus dem Audiobereich kennt, ganz einfach: Die Tasten und Knöpfe des XKEY erzeugen bei mechanischer Betätigung ein analoges Spannungssignal, das ja zunächst einmal digital abgetastet werden muss, und dies geschieht eben über einen Wandler. Wenn die Empfindlichkeit beispielsweise der Tastatur zu hoch ist, dann werden bereits Signale generiert, obwohl noch gar keine Taste gedrückt wurde (vielleicht aufgrund von Vibrationen auf einem wabbeligen Holzboden o.ä.). Wenn man nun den Wert des Grundrauschens erhöht und damit die Empfindlichkeit der Tasten einschränken kann man solche Fehlauslösungen vermeiden.
Ein Änderung der genannten Parameter empfiehlt sich nur für erfahrene Nutzer, insbesondere ADC Speed sollte nur verändert werden, wenn der ESI-Support einen bei bestimmten Problemen dazu auffordern sollte.
Auch das Verstellen von Parametern im benachbarten TIMINGS PANEL sollte Leuten vorbehalten bleiben, die genau wissen, was sie da tun, normalerweise sind hier keine Änderungen notwendig.
Für Notenbefehle, Aftertouch, Modulation und Pitch Bend lassen sich Intervall- und Verzögerungszeiten im Millisekundenbereich anpassen. Derart minutiöse Einstellmöglichkeiten findet man sicherlich in den wenigsten Editoren vor.
Das MISC(allanous) PANEL bietet Optionen bezüglich des MIDI-Ausgangs und ist somit nur für das XCABLE relevant. Daher bekommt man diesen Tab auch nur dann in der Editor-Software zu sehen, wenn diese tatsächlich ein angeschlossenes XKEY 37 identifiziert hat.
Wie weiter oben bereits angemerkt, kann man hier festlegen, was der MIDI-Port am XCABLE ausgeben soll. Das können die vom Keyboard selbst erzeugten MIDI-Daten sein oder diejenigen, die über die USB-Verbindung etwa von der DAW zum XKEY 37 gelangen.
Beide Optionen lassen sich auch gleichzeitig nutzen, in diesem Falle erfolgt ein internes Merging der MIDI-Daten vom XKEY 37 und vom Rechner.
Die Anleitung empfiehlt, eine oder beide Optionen zu deaktivieren, wenn man sie nicht benötigt, um so etwas Strom zu sparen, beispielsweise, wenn das XKEY 37 vom Akku eines Laptops oder eines iPADs versorgt wird.
Das nächste Panel beherbergt die XKEY PLUS ONLINE HELP (die auch offline funktioniert…), das erwähnte Onboard-Manual zur Editor-Software. Hier werden alle verfügbaren Parameter der verschiedenen Sektionen aufgelistet und mehr oder minder ausführlich beschrieben.
Eine separate Version dieser Anleitung im PDF-Format, so wie es auch beim XJAM der Fall ist, existiert zumindest derzeit noch nicht.
Wenn man übrigens mit dem Mauszeiger über einen der Parameter im Editor verweilt, öffnen sich kleine Infofenster mit Erklärungen dazu.
Zu guter Letzt hat ESI dem Editor noch ein Panel spendiert, das nichts anderes macht, als die firmeneigene Website aufzurufen, vorausgesetzt, auf dem Rechner besteht eine aktive Internetverbindung. Das mag in erster Linie der Eigenwerbung dienen, allerdings kann man dort auch nach Updates für Treiber oder Editor-Software Ausschau halten und diese gegebenenfalls herunterladen, ohne dazu erst einen externen Browser zu bemühen.
Fazit:
In Bezug auf die Produkte von ESI habe ich in der Vergangenheit ja bereits mehr als einmal hervorgehoben, dass bei allen mir bekannten Studiogerätschaften dieser Firma die oftmals praktischen Details und vor allem ihre Langlebigkeit aufgefallen ist, die manchmal so gar nicht zu den relativ günstigen Preisen passen will. Ich verwende nun schon seit fast zwei Jahrzehnten verschiedenes Equipment von ESI, und der einzige Defekt, der mir bisher dabei untergekommen ist, war der Ausfall der kleinen blauen Power-LED an einem meiner vier NEAR 05 EXPERIENCE Nahfeldmonitore vor wenigen Monaten. Damit kann ich gut leben.
Auch das XKEY 37 konnte mich im Test mühelos überzeugen. Es macht einen schlanken Fuß auf dem Studio-Desktop, wiegt nicht viel und wirkt dabei dennoch robust genug, um es auch zu Live-Auftritten mitzunehmen. Tastatur und Spielhilfen benötigen aufgrund ihres vom Üblichen abweichenden Aufbaus zwar eine gewisse Eingewöhnungszeit, doch fällt diese erstaunlich kurz aus. Die umfangreichen Konfigurationsmöglichkeiten durch die Editor-Software sind ebenfalls beispiellos und werten das Keyboard noch weiter auf.
Wem zwei Oktaven zu wenig sind und wer auf DIN-MIDI-Out und die zusätzlichen Pedal-Anschlüsse Wert legt, der wird zum hier getesteten XKEY 37 greifen. Wer auf die dritte Oktave und das XCABLE verzichten kann, den lockt das XKEY 25, das mit seiner nochmals besseren Portabilität in jeden Rucksack passt.
Und zusammen mit dem XJAM erhält man ein dynamisches Duo, das sich sowohl optisch als auch funktional sehr gut ergänzt.
Kommen wir nun zur einzigen möglichen Schattenseite, die den einen oder anderen eventuell von einem Spontankauf abhalten könnte, und das ist der Verkaufspreis, der sich für ein MIDI-Keyboard dieser Größe in einem relativ gehobenen Segment befindet. Das XKEY 37 wird mit einer UVP von 249,- Euro angeboten, beim XKEY 25 sind es immerhin noch 149,- Euro. Bei einigen Händlern sind die beiden aber auch schon zum „Straßenpreis“ von 207,- Euro bzw. 135,- Euro zu haben, was schon deutlich attraktiver wirkt.
Nicht, dass wir uns hier etwa falsch verstehen: Ich halte die XKEYs keineswegs für überteuert, denn das sind keine popeligen und im wahrsten Sinne billigen Klapperkisten aus dem Action-Markt oder dem Temu-Obsoleszenz-Versand! Sie machen einen sehr wertigen Eindruck und werden einem für das in sie investierte Geld sicherlich viele Jahre gute Dienste leisten. Ansonsten hätten ihre Vorgänger von CME sich garantiert nicht so lange auf dem Markt halten könnten (diese bilden übrigens bei so manchen Musikern die Zentrale ihres Setups).
Alles in allem präsentiert sich mir hier ein stimmiges Gesamtpaket, das mir wieder einmal einen BuenasIdeas-Tipp wert ist.
Positives:
+ handliches Format
+ Verarbeitungsqualität
+ gut spielbare Tasten
+ einfache Einrichtung
+ umfangreiche Konfigurationsmöglichkeiten
+ polyphoner Aftertouch
+ benötigt keine Treiber
+ XCABLE mit zusätzlichen Anschlüssen (nur XKEY 37)
+ XKEY 37 funktioniert auch als MIDI-Out-Interface am Rechner
Negatives:
– gehobenes Preissegment
Produktwebseiten:
https://www.esi-audio.de/produkte/xkey37
https://www.esi-audio.de/produkte/xkey25