Ein Testbericht von Perry Staltic,
veröffentlicht am 01.01.2025
Man kann Brian Clevinger wahrlich nicht vorwerfen, hektisch ein Plugin nach dem anderen zu veröffentlichen und den Markt damit zu überfluten. Er legt seinen Fokus vielmehr auf Klasse statt Masse. Und so sind auch nun schon wieder gut zwei Jahre vergangen, seit ich seinen letzten virtuellen Synthesizer PLASMONIC zum Test hier hatte. Heuer ist nun seine neueste Kreation bei mir angelangt, das Multi-Effekt-Plugin SYNESTIA, das im Prinzip die ausgekoppelte Effektsektion von PLASMONIC darstellt und damit auch eine gute Portion von dessen DNA abbekommen hat.
SYNESTIA zählt zu der Kategorie von Effekt-Plugins, die bei mir im Plugin-Ordner unter der Bezeichnung Mangler firmieren, weil man damit ein Audiosignal herrlich durch den Wolf drehen und etwas völlig anderes daraus machen kann, das häufig nicht mehr allzu viel mit dem Original zu tun hat. Der Name SYNESTIA, der übrigens ein hypothetisches, sich schnell drehendes astronomisches Objekt bezeichnet, das aus den vaporisierten Felsen zweier zusammengeprallter Planeten besteht, passt hier tatsächlich wie die Faust aufs Auge.
Grundgesetz…
SYNESTIA läuft als 64-Bit-Plugin unter WINDOWS (10 und neuer) und macOS (10.11 und neuer). War PLASMONIC damals nur in den Formaten VST3 und AU verfügbar, so bietet SYNESTIA von Anfang an zusätzlich auch ein AAX-Plugin für die PRO TOOLS-Anwender unter Euch. Letzteres lässt sich übrigens nicht im Setup-Programm abwählen und wird daher stets automatisch mitinstalliert. Wer es nicht benötigt und sein System gerne aufgeräumt halten will, kann es nachträglich von Hand wieder löschen.
Um SYNESTIA dauerhaft nutzen zu können, muss man es zuvor noch aktivieren. Das geschieht mithilfe der beim Kauf erhaltenen Seriennummer, die zusätzlich noch online abgeglichen wird. Daraus ergibt sich, dass auf dem Host-Rechner zwingend eine aktive Internetverbindung vorausgesetzt wird, zumindest einmalig für die Freischaltung des Plugins. Eine alternative Offline-Aktivierung ist hingegen nicht vorgesehen.
Die Bedienoberfläche weist erkennbar die Handschrift Brian Clevingers auf und erinnert durch ihre Optik zumindest in Teilbereichen an die von PLASMONIC und ABSYNTH. Sie ist skalierbar, zwar nicht frei durch Ziehen mit der Maus, aber immerhin in fünf festen Stufen, die sich aus dem Hamburger-Menü oben links auswählen lassen.
Über besagtes Menü lässt sich auch das mit 30 Seiten recht umfangreiche PDF-Manual in englischer Sprache öffnen, das bei der Installation gleich mit auf die Platte geschaufelt wurde. Außerdem kann man hier (bei aktiver Internetverbindung) nach möglichen Updates suchen oder die Produktwebseite von SYNESTIA aufrufen.
Der oberere Bereich des Plugins beherbergt darüber hinaus einige weitere globale Parameter. Neben der Preset-Auswahl und Reglern und Anzeigen für den Eingangspegel sowie für das trockene und das bearbeitete Signal (mit Lock-Funktion zum Schutz vor Veränderung bei einem Wechsel des Presets) gibt es hier ein zuschaltbares Hochpassfilter zur Ausgrenzung des Bassbereichs und einen Panic Button zum Rücksetzen.
Auch auf den (Envelope) FOLLOWER/TRIGGER hat man hier Zugriff (dazu später mehr), ebenso wie auf die MIDI-Einstellungen, denn SYNESTIA kann auch MIDI-Signale empfangen, sofern die jeweilige DAW dies ebenfalls unterstützt (längst nicht jede erlaubt das Routing von MIDI-Befehlen auf Effekt-Plugins). Das Manual beschreibt die Vorgehensweise exemplarisch für LOGIC PRO X, ABLETON LIVE und CUBASE.
SYNESTIA kann sogar die Signale von MPE-Controllern auswerten und alternative Stimmungen verwenden. Letztere lassen sich auch als Dateien mit den Endungen .scl und .tun importieren. Für ein reines Effekt-Plugin ist dies schon ungewöhnlich.
Presets lassen sich nicht nur über das Menü ganz oben in der Mitte auswählen, sondern auch komfortabel über einen separaten Preset-Browser verwalten. Dieser bietet eigentlich alles, was man heutzutage so gewohnt ist, seien es Kategorien, Such- und Filterfunktionen oder Favoriten zum schnellen Wiederfinden der persönlichen Lieblings-Presets.
Sowohl im Preset-Browser als auch im oberen Teil der Bedienoberfläche hat man Zugriff auf acht Makro-Regler, die jeweils mehrere Parameter des Plugins gleichzeitig zu steuern, vermögen und ihrerseits wiederum auch durch einen externen MIDI-Controller bedient werden können. Mittels eines ausklappbaren Setup-Menüs lassen sich alle Makros individuell benennen, mit Funktionen belegen sowie via MIDI anlernen.
Auf meinem schon betagten Studiorechner mit i7-4790K-CPU (4 x 4,0 GHz) und 16 GB RAM (Betriebssystem: WINDOWS 10) verhielt SYNESTIA sich erfreulich unauffällig im Umgang mit den Rechner-Ressourcen. Selbst zwanzig geladenen Instanzen im Projekt blieb die Auslastung weiterhin gering.
Rangierbahnhof…
SYNESTIA kann als Multi-Effekt nicht nur verschiedenartige Audioeffekte erzeugen, sondern auch bis zu sechs davon gleichzeitig. Wie diese miteinander verknüpft werden bzw. in welcher Reihenfolge das Audiosignal sie durchlaufen soll, lässt sich vom Anwender selbst bestimmen.
Dazu finden wir linksseitig im mittleren Bereich des Plugins die Routing-Optionen. Sechs Slots warten hier auf das Befüllen mit allerlei Effektalgorithmen, von denen einige bereits aus PLASMONIC bekannt sind. Jeder Slot kann dabei sowohl das Eingangssignal als auch die Ausgangssignale der vorangestellten Slots verarbeiten. Die Reihenfolge der Slots lässt sich ganz einfach via Drag & Drop verändern. Sobald man einen Slot anklickt, wir dessen Inhalt in dem großen Bereich rechts davon dargestellt.
Jeder Slot verfügt darüber hinaus über eigene Hoch- und Tiefpassfilter in seinem Eingang sowie über einen Regler für die Ausgangslautstärke.
Am Ende landen alle Signale in einer Mixerstufe. Hier gibt es Regler für Pegel, Panorama und Stereobreite, zudem lässt ich auf die Summe ein Equalizer mit drei Bändern schalten, der bei Bedarf auch die Bearbeitung nur der Mid- oder der Side-Signale erlaubt.
Effektives Potential…
Welcher Effekt in welchem Slot zum Einsatz kommen soll, legt man über eine Dialog-Box fest, die sich durch Anklicken eines unbelegten Slots bzw. des gesonderten Auswahl-Buttons öffnen lässt. Acht verschiedene Algorithmen stehen hier jeweils zweimal zur Verfügung (A und B). Bereits anderweitig zugewiesene Effekte werden ausgegraut und können nicht mehr ausgewählt werden.
Sofern man die Dialog-Box für einen noch unbelegten Slot öffnet, erscheint an ihrem oberen Rand der noch eine zusätzliche Leiste mit den Auto-Patch-Optionen. Damit kann man den jeweiligen Slot automatisch seriell oder parallel ins bereits bestehende Routing einfügen. Dies lässt sich nachträglich noch abändern.
Folgende Effekt-Algorithmen stehen in doppelter Ausführung und aufgeteilt in drei Kategorien bereit: DIFFUSE DELAY, ECHOES, SYMPATHETIC, DUAL LADDER, FORMANTS, DISTORTION, FLANGER sowie SIDEBANDS.
Das DIFFUSE DELAY besteht aus einem Verbund von modulierbaren Verzögerungseinheiten und erzeugt Effekte, die irgendwo zwischen Delay und Reverb angesiedelt sind. Die Verzögerungszeit reicht von 0,1 Millisekunden bis 1 Sekunde. Mit kurzen Zeiten erzielt man dichte flanger- oder ensembleartige Effekte, mit längeren Zeiten hingegen große Räume und Halleffekte. Für weitere Klangfärbungen lässt sich eine Fomantfilterbank in den Eingang der Delays hinzuschalten, die für vokalartige Klänge sorgt.
ECHOES stellt wahlweise ein oder zwei Delays bereit, die jeweils über ein resonanzfähiges Filter im Rückkopplungsweg verfügen können. Beide Delay können hinsichtlich ihrer Zeit- und Filterparameter miteinander gekoppelt werden. Eine Synchronisation zum Host-Tempo ist ebenfalls möglich. An Filtertypen hat man die Auswahl zwischen Tiefpass und Hochpass mit ein bis vier Polen sowie Bandpass mit zwei oder vier Polen.
SYMPATHETIC stellt den wohl exotischsten Effekt in SYNESTIA dar und sorgte auch schon in PLASMONIC für allerlei interessantes Klanggut. Er besteht aus sechs per Physical Modelling erzeugten Resonatoren, die alle unterschiedlich gestimmt werden können und die dann entsprechend dem jeweiligen Eingangssignal mitschwingen.
Die Stimmung jedes einzelnen Resonator kann entweder manuell oder via eingehender MIDI-Noten definiert werden. Im letzteren Fall lässt sich SYMPATHETIC wie ein Instrument spielen. Das virtuelle Keyboard in der Mitte zeigt die aktuellen Notenwerte der sechs Resonatoren an. Zahlreiche Tonleitern stehen zur Verfügung und wie oben bereits angemerkt auch ist auch eine mikrotonale Stimmung möglich.
DUAL LADDER bietet zwei separat aktivierbare Kaskadenfilter an, die sich entweder parallel oder seriell miteinander verknüpfen lassen. Sie lassen sich auch zum gemeinsamen Editieren miteinander verkoppeln. Frequenz und Resonanz können durch Ziehen mit der Maus in den jeweiligen Zonen oder durch numerische Tastatureingabe eingestellt werden. Die Filterfrequenz lässt sich zudem durch das eingehende Audiosignal modulieren. An Filtertypen finden wir hier ebenfalls wieder ein- bis vierpolige Tiefpässe und Hochpässe sowie zwei und vierpolige Bandpässe.
FORMANTS ähnelt dem beim DIFFUSE DELAY vorhandenen Zusatz, stellt hier jedoch zwei separate Parameter (SHAPE X und Y) für das Durchfahren der Vokale bereit. Bei niedrigen Resonanzeinstelllungen fungieren diese auch als Regler zum eher subtilen Färben des Klangs.
DISTORTION bietet die beiden alternativen Verzerrer-Modi SATURATION und WAVEFOLD mit jeweils leicht voneinander abweichenden Parametern sowie diversen Waveshape-Mustern, die inklusive der daran vorgenommenen Änderungen auf einem kleinen Display angezeigt werden.
FLANGER erzeugt zahlreiche Modulationseffekte wie Chorus, Phaser oder eben Flanger. Man hat die Auswahl zwischen zwei, vier, sechs oder acht Filterstufen (STAGES). Das Feedback geht bei Bedarf bis zur Selbstoszillation und der LFO reicht mit bis zu 1000 Hz sogar bis in den Audiobereich.
SIDEBANDS schließlich bezeichnet zwei unabhängige Frequency Shifter (nicht zu verwechseln mit einem Pitch Shifter!), die – grob vereinfacht ausgedrückt – ringmodulatorähnliche Klänge erzeugen. Jede Einheit verfügt über ihre eigene delaybasierte Rückkopplungsschleife. Die Verzögerungszeit kann dabei in Millisekunden oder in BPM eingestellt werden Je nach Modulationsgeschwindigkeit erreicht man kontinuierlich aufsteigende oder abfallende Phaser- und Echoeffekte oder metallisch klingende Spektren.
Bewegungsablauf…
Der untere Bereich der Bedienoberfläche ist in mehrere Tabs und Sub-Tabs aufgeteilt und beherbergt die zahlreichen Modulatoren von SYNESTIA. Dies erinnert mich entfernt an das ADVANCED PANEL in ARTURIA’s EFX MOTIONS, hier ist diese Sektion aber immer sichtbar und befindet sich so im direkten Zugriff.
Der erste Modulator nennt sich MSEG, was die Kurzform von Multi-Segment Envelope Generator ist, also eine komplexe Hüllkurve darstellt. Eigentlich sind es sogar drei Hüllkurven (A, B und C), die aus Platzgründen durch Sub-Tabs voneinander getrennt sind.
Sie lassen sich durch beliebige Triggerquellen auslösen oder können frei als Loop ablaufen, was dann in Prinzip einem LFO mit individuellen Schwingungsformen entspricht. Es gibt auch einen Step-Modus, in dem sich die MSEG wie ein Modulations-Sequencer verhält
Neue Segmente könnten einfach via Mausklick hinzugefügt und auch wieder entfernt werden. Steigung und Gefälle (SLOPE) der jeweiligen Segmente können durch Ziehen mit der Maus verändert werden, ebenso die zeitliche Position und die Amplitude der einzelnen Ankerpunkte. Zeitwerte können in Sekunden oder BPM (Host-Synchronisation) definiert werden. Allerlei weitere Funktionen, wie Zoom oder Lock helfen beim Editieren.
Der Tab LFO bietet drei LFOs (quelle surprise…) mit den klassischen Schwingungsformen Sinus, Dreieck, Sägezahn und Rechteck sowie Sample & Hold. Auch sie können frei oder synchron zum Host-Tempo laufen, im letzteren Fall auch quantisiert, mit diversen Notenlängen inklusive Triolen. Durch eine optionale Triggerquelle kann jeder LFO auch auf seine Anfangsphase zurückgesetzt werden. Eine CHAOS-Funktion sorgt im frei laufenden Modus für mehr oder minder starke Variationen der Geschwindigkeit.
ADRS stellt drei herkömmliche Hüllkurven zur Verfügung, die sich ebenfalls durch allerlei Triggerquellen auslösen lassen (müssen) und deren Parameter wiederum selbst moduliert werden können. Jedes Segment kann eine abweichende Steigung bzw. ein Gefälle (SLOPE) aufweisen.
Unter RANDOM finden wir drei Zufallsgeneratoren. Auch diese arbeiten nur, wenn sie durch eine Triggerquelle ausgelöst werden. Ein Glide-Parameter glättet bei Bedarf mit einstellbarer Intensität die Sprünge zwischen den einzelnen Werten.
Die drei PULSE TRIGGER A, B und C stellen selbst keine Modulatoren dar, sondern eine der möglichen Triggerquellen für die vorgenannten Modulationsgeneratoren. Sie senden jeweils kurze Impulse zum Auslösen der Hüllkurven, Zufallsgeneratoren usw. Die Geschwindigkeit ist entweder frei in Sekunden oder synchron zum Host-Tempo einstellbar, bei Letzterem wieder mit diversen geraden und/oder triolischen Notenlängen.
Der im oberen Bereich der Bedienoberfläche erreichbare FOLLOWER/TRIGGER ist ein Hüllkurvenverfolger mit einstellbaren Attack- und Release-Zeiten, der aus dem Amplitudenverlauf des eingehenden Audiosignals sowohl eine Modulations- als auch eine Triggerquelle generiert. Letztere wird durch Überschreiten eines einstellbaren Schwellwerts erzeugt und kann zudem auch über eine via Sidechain-Eingang zugeführte externe Audioquelle ausgelöst werden. Der aktive Modulationsbereich kann durch frei definierbare Minimal- und Maximalwerte eingeschränkt werden.
Diese Triggerquellen sowie darüber hinaus noch ein via MIDI eingehender Notenbefehl lassen sich den gewünschten Zielen zuweisen, indem man bei ihnen jeweils die Schaltfläche mit dem großen T betätigt, woraufhin sich eine Auswahl-Box öffnet. Die eben erwähnte Einstellmöglichkeiten der drei PULSE TRIGGER stehen hier ebenfalls noch einmal zur Verfügung (doppelt gemoppelt hält besser…).
Nur bei den ADSR-Hüllkurven erscheint unten eine zusätzliche Schaltfläche, mit der sich zwischen den beiden Optionen FULL RETRIGGER und LEGATO auswählen und somit auf das jeweilige Verhalten der Hüllkurven bei neu eintreffenden Triggersignalen Einfluss nehmen lässt.
Die Zuweisung der vorgenannten Modulationsquellen. Aber auch der weiter oben beschriebenen Makros erfolgt jeweils durch einen Rechtsklick auf den gewünschten Parameter (oder einen Linksklick darauf und dann einen weiteren auf das kleine MOD-Symbol). Sofern dem jeweiligen Parameter bisher noch nichts zugewiesen wurde, öffnet sich eine Box, die alle zur Verfügung stehenden Quellen zur Auswahl bietet.
Direkt bei dem zu modulierenden Parameter erscheint ein Display für die Modulationszuweisung, in welchem sowohl am Parameter selbst als auch an dem ihm zugewiesenen Modulator oder Makro die gewünschten Änderungen vorgenommen werden können. Die Modulation kann in ihrer Intensität sowie Polarität eingestellt werden, sie lässt sich auch invertieren und die Phase der drei LFOs kann mittels OFFSET ebenfalls verändert werden. Darüber hinaus kann man hier auch für jeden der angesteuerten Parameter separat individuelle Steigungen/Gefälle (UP AND DOWN SLOPE) der ADSR-Hüllkurven definieren. Über eine gesonderte Schaltfläche lassen sich weitere Modulationsquellen und/oder Makros zuweisen und das kleine X oben rechts dient zum Entfernen.
Es existiert auch eine globale Auflistung aller verwendeten Modulatoren und Makros innerhalb des aktuellen Presets. Diese lässt sich entweder mit der unscheinbaren MOD-Schaltfläche rechts oben (direkt unter dem MACRO-Schalter) oder direkt von einem Modulator/Makro aufrufen. In letztgenannten Fall springt die Liste dann automatisch zu eben diesem Modulator oder Makro. Auch hier lassen sich die eben schon genannten Einstellungen vornehmen.
Klangschale…
SYNESTIA bietet zunächst einmal allerlei typische Modulations-, Verzögerungs-, Distortion- und Filtereffekte sowie Mischformen davon in sehr guter Qualität. Das wäre jetzt nicht so ungewöhnlich. Dank der Resonatoren in den SYMPAETHETIC-Modulen und deren Zusammenspiel mit den anderen Effekten und den Modulatoren punktet SYNESTIA aber vor allem bei den exotischeren Klängen, die man so mit den üblichen Mitbewerbern nur schwerlich bis überhaupt nicht hinbekommen dürfte. Interessante metallische Färbungen aller Art stellen damit überhaupt kein Problem für SYNESTIA dar.
Natürlich hängt es in vielen Fällen auch vom zugeführten Signal ab und SYNESTIA spielt auch nicht immer den edlen Schöngeist, denn ebenso, wie man einen Klang mit SYNESTIA aufzuwerten vermag, kann man ihn je nach Einstellungen auch auf recht schrille Weise zerstören (aber manchmal will man ja vielleicht genau das…).
Bevor ich mich aber in weiteren Wortspielen verstricke, könnt Ihr Euch anhand der folgenden Klangbeispiele lieber selbst ein Bild machen. Den Anfang macht wieder mal ein virtueller 808-Loop, den ich vor längerem mal mit irgendeiner Freeware erstellt hatte und der hier schon öfter als Klangquelle herhalten musste. Die ersten vier Takte sind trocken, dann folgen zwanzig Bearbeitungen mit SYNESTIA:
Als Zweites gibt es noch eine Art eintaktigen „Braaam“ aus meinem MS-101, jeweils zweimal angespielt. Die ersten beiden Takte sind dabei wieder unbearbeitet, dann folgen wiederum zwanzig bearbeitete Durchläufe:
Da einige der Presets in beiden Klangbeispielen einen deutlich längeren Nachklang als nur zwei oder vier Takte aufweisen und somit in die jeweils nachfolgende Bearbeitung hineingeklungen und diese verfälscht hätten, habe ich an den entsprechenden Stellen mit Mute-Automation gearbeitet und den Nachklang so abrupt abgeschnitten. Dies nur zur Info.
Fazit:
Wer schon den Grundklang von PLASMONIC mochte, der wird auch SYNESTIA lieben, mit dem man so ziemlich jedem Sound diesen sehr eigenwilligen Charakter aufzuprägen und ihn in etwas völlig Neues zu verwandeln vermag. Insbesondere die Resonatoren sorgen hier für frischen Wind. Einfach irgendetwas vorne hineinschicken und sich wundern, was hinten raus kommt! Das Ganze ist dabei nicht nur in musikalischen Kontexten einsetzbar, sondern macht auch beim Sounddesign für Film und Game eine sehr gute Figur.
Natürlich erfordert ein derart komplexes Plugin wie SYNESTIA eine gewisse Einarbeitungszeit, die höher ist als etwa die beim nächsten Delay-Plugin, doch wird man dafür mit allerlei interessantem Klanggut belohnt. Und wer nun so überhaupt keine Lust auf nerdige Frickelei hat, der findet in den zahlreichen tollen Presets bestimmt so manche Überraschung.
SYNESTIA ist direkt bei RHIZOMATIC erhältlich. Mit einem regulären Verkaufspreis von 119,- Euro bewegen wir uns zwar schon in einem gehobeneren Preissegment, man dürfte mit SYNESTIA allerdings auch über Jahre hinweg seine Freude bzw. ein produktives Arbeitspferd haben. Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses galt übrigens immer doch der vergünstigte Einführungspreis von 79,- Euro (laut Brian Clevinger noch bis zum 07.01.2025). Eine Demo-Version mit diversen Einschränkungen (etwa keine Speichermöglichkeit, eine auf 30 Minuten beschränkte Laufzeit sowie deutlich weniger Presets) lädt zum Testen vorab ein.
Positives:
+ sehr guter Grundklang
+ frische Sounds abseits des Gewohnten
+ umfangreiche Modulationsmöglichkeiten
+ viele gute Presets
+ MIDI-Steuerung
+ geringe CPU-Anforderungen
Negatives:
– keine Offline-Aktivierung möglich
Produktwebseite: https://rhizomatic.fr/