Testbericht: SCALER 3 von SCALER MUSIC

Ein Testbericht von Stefan Federspiel,
veröffentlicht am 17.05.2025

In diesem Testbericht beschäftige ich mich vor allem mit den Neuerungen in Scaler 3. Zu den Grundfunktionen von Scaler und die Erkennung von MIDI und Audiodateien, um auf dieser Basis Vorschläge zu passenden Tonarten zu bekommen, verweise ich auf meinen Testbericht zu Scaler 2.

Scaler 3 Browse Page
Scaler 3 Browse Page

Scaler 3 wartet mit einer überarbeiteten Oberfläche auf, die die vielen Features zugänglicher macht und neuen Funktionen, die die Möglichkeiten dieses ohnehin schon sehr vielfältigen Programms deutlich erweitern. Die Funktionen sind auf drei Seiten verteilt: Browser, Create und Arrange.
Es gibt nun auch eine Stand Alone Version neben dem Plugin.

Scaler kann selbst als VST Host fungieren und Plugins laden.

In dem neuen Arranger kann man Phrasen, Melodien und Basslinien aus der Motion-Bibliothek in Tracks einbinden.

Die Akkordprogressionen sind jetzt unabhängig von einer bestimmten Tonleiter. Sie basieren zwar, wie bisher, auf einer bestimmten Tonleiter, wenn man aber eine andere Tonleiter festlegt, diese mit dem Schloss-Symbol fixiert und erneut eine Progression aufruft, ist sie nun in der neu festgelegten Tonart.
Das gilt nur für die eingebauten Progressionen, stellt man in Sektion C unten selbst eine zusammen, bleibt man an eine bestimmte Tonart gebunden, eine Änderung hat hier keinen Einfluss, nur die Einfärbung der Akkorde ändert sich, wie bisher auch.
Es ist jedenfalls sehr interessant, eine Progression in verschiedenen Tonarten zu vergleichen, was ansonsten mit viel Handarbeit verbunden war. Meistens klingen sie in der ursprünglich festgelegten Tonart am besten, was sehr für die Erfahrung der Ersteller der Progressionen spricht. 

Keys Lock Modes

Hier wird unten in der Global Section über der Keyboard -Darstellung eingestellt, wie Scaler auf Noten vom Keyboard oder aus der Piano Roll reagiert. Z. B. kann man die Noten der aktuellen Tonleiter auf die weißen Tasten legen, oder die Noten des aktuellen Akkords. Besonders interessant finde ich die Keys Lock Modes Chord Notes und Chord Extensions. 

Chord Notes mappt die sieben Noten auf den weißen Tasten auf die Noten des aktuell getriggerten Akkords. Hat der Akkord weniger Noten, als sieben – was generell bei den meisten Akkorden der Fall ist, die weniger als ein 13er Akkord (z. B. C13) sind, sondern z. B. nur drei, wird ab der vierten Note eine Oktave höher erneut von der Root-Note des Akkords begonnen. Will man das verhindern, muss man bei diesem Mode 13er-Akkorde verwenden und kann dann ohne Unterbrechung alle weißen Tasten einer Oktave verwenden. 

Bei dem Mode Chord Extensions werden die Noten der Erweiterung des Grundakkords mit dazu genommen, bis zu einem 13er Akkord.

Scaler 3 Keyboard
Scaler 3 Keyboard

Neu ist auch der Chord Scale Mode, der aus dem Root des aktuellen Akkords eine dazugehörige Tonleiter extrahiert und die weißen Tasten nun in dieser Tonleiter spielen. Also ein F-Dur Akkord legt auf die weißen Tasten jeweils ab C eine F-Dur-Tonleiter. Das bringt interessante, andere Ergebnisse, bei denen dann Noten auch mal außerhalb der gültigen Tonleiter liegen, jedoch zum Akkord passen. 

Es ist über die globalen Keyboard-Optionen möglich, Motion-Phrasen anzupassen und über die Main Progression mit dem Keyboard direkt zu spielen. Man triggert mit den schwarzen Tasten dann ganze Phrasen statt des Akkords.

Neuerdings werden die Trigger-Keys für die Akkorde bei aktiviertem Keybinding und einem Key Lock Mode auf die schwarzen Tasten gelegt. Das ist eine ausgezeichnete Lösung, weil jetzt im Vergleich zu Scaler 2 der gesamte Keyboard-Bereich bespielbar wird und man die Lage wechseln kann. 

Wenn man unter Settings rechts oben im Interface ganz herunterscrollt, findet man einen Schalter, mit dem sich die Ausgabe der Akkord-Spur unterdrücken lässt und nur die Melodie-Noten ausgegeben werden. Um tatsächlich mit den schwarzen Tasten die Akkorde zu triggern, muss man in Settings noch Sync To DAW deaktivieren, denn sonst werden bei einer laufenden Aufnahme lediglich die Akkorde im Main Track nacheinander abgespielt. 

Man kann nun also frei die Akkorde über die schwarzen Tasten wechseln und über die weißen Tasten in jeder Oktave die zu dem getriggerten Akkord gehörenden Noten bis zur höchsten Erweiterung spielen oder in Chord Notes die Noten des Akkords. 

Spielt man nicht über das Keyboard ein, sondern setzt Noten in der Piano Roll, kann man diese Modes dazu nutzen, den fehlenden Import eigener MIDI-Phrasen halbwegs zu kompensieren. Dabei muss man darauf achten, dass die Noten nach dem Taktwechsel mindestens eine 1/64-Note nach dem Taktanfang gesetzt werden, genau auf den Takt-Anfang wirkt noch der vorausgehende Akkord. Oder man setzt die Trigger-Note, die den neuen Akkord auslöst, mindestens eine 1/32 Note vor dem Taktwechsel, was manchmal mit kürzeren Noten kollidiert. 

Man muss die Akkorde aus der Piano Roll heraus triggern, denn wenn man Sync To DAW in den Settings aktiviert hat und die Akkorde der Progression in Abschnitt C abgespielt werden, gibt es ein massives Timing-Problem und die erste Note im Takt wird meistens noch von dem vorhergehenden Akkord getriggert.


Man nimmt also die sich nun nach den Akkorden der Progression richtenden Noten am besten auf und quantisiert nachträglich in der Piano-Roll. Oder man hat vor jedem Takt einen Taktvorlauf, in dem der neue Akkord getriggert wird und kopiert längere Passagen aus diesen Takten zusammen.

Chord Notes Mode
Chord Notes Mode
Chord Extension Mode
Chord Extension Mode
Chord Extension Mode mit einem Akkordwechsel
Chord Extension Mode mit einem Akkordwechsel
Chord Notes Mode mit mehreren Akkordwechseln
Chord Notes Mode mit mehreren Akkordwechseln

Aufgenommene oder aus Scaler exportierte Motion-Phrasen haben dieses Timing-Problem nicht. Deshalb wäre es noch ein wichtiges Feature, den Import eigener Phrasen und Passagen zu ermöglichen, sodass man sie im Arranger zur Verfügung hat. Dann hätte man einen wichtigen Teil der Funktionalität von PhraseBox oder RapidComposer ohne diesen Workaround in Scaler integriert und könnte die Phrasen vor dem Import in der Piano Roll aufnehmen und nachbearbeiten und wäre die Fummelei und das rigide Raster in PhraseBox los. Mit den mächtigen Akkord-Werkzeugen von Scaler 3 im Hintergrund wäre das aus meiner Sicht ein optimaler Workflow. Laut Auskunft von Scaler Music ist das ein oft nachgefragtes Feature und wird dann vielleicht in Zukunft implementiert.

Create Page

Der Kern von Scaler, die Erstellung und Anpassung von Akkord-Progressionen, ist in der Create-Seite zusammengefasst. Dieser Bereich ist in Unterseiten gegliedert und bei der Modulation-Unterseite noch einmal in Tabs.

Circle of Fifth

Die Circle of Fifth -Unterseite macht Vorschläge für verwandte alternative Akkorde, wenn man auf einen Akkord in der zusammengestellten Progression unten klickt. Dieser Akkord unten wird direkt ersetzt, wenn man oben einen auswählt. Wählt man eine Tonleiter im Quintenzirkel links aus, dann bekommt man Akkordvorschläge aus dieser Tonleiter. Mit der Suche bekommt man ähnliche Akkorde zu dem Suchbegriff. 

Circle of Fifth
Circle of Fifth

Modulation

Die Modulation-Unterseite ist die umfangreichste, hier geht es um den Übergang von einer Tonart in eine andere mit einer ähnlichen Funktionalität, wie in Scaler 2, man wählt eine Ziel-Tonart und es werden Übergangs-Akkorde erzeugt, die die Modulation harmonischer gestalten.

Modulation
Modulation

Der Tab Secondary Scale erzeugt Übergänge auf der Basis sekundärer dominanter Akkorde.

Secondary Scale
Secondary Scale

Modal Interchange zeigt Akkorde aus parallelen Kirchentonarten an, die dann auch Noten außerhalb der Tonart enthalten können und sich als ein interessanter Austausch anbieten.

Modal Interchange
Modal Interchange

Mediants bietet für jeden Akkord der aktuellen Tonleiter, auf den man klickt, Mediante Akkorde an, die in einer Terz-Beziehung zu diesem Akkord stehen. Eine andere Methode, um zu gut zusammen klingenden Akkorden zu kommen.

Mediants
Mediants

Neo-Riemannian ist ein Tab, in dem nach den Prinzipien der Neo-Riemannischen Theorie, die unabhängig von der Tonart, mit Ähnlichkeiten von Akkorden arbeitet, anbietet etwas anderes, als die konventionellen Lösungen zu finden.

Neo-Riemannian
Neo-Riemannian

Ein Video der Create Unterseiten, bis auf die Explore-Seite, die ein eigenes Video hat.

Insgesamt stellt die Modulation-Unterseite viele Werkzeuge bereit, mit denen man Übergänge zwischen Tonarten oder Modulationen von Tonarten erzeugen kann.

Die Explore Unterseite

Die zwei konzentrischen Kreise mit runden Akkord-Buttons stellen eine nicht lineare Umgebung dar, bei der man sich einen Weg durch mehr oder weniger verwandte Akkorde suchen kann, die nach den Kriterien von Genres und Stimmungen zusammengestellt sind.
Das ist neu und wirklich interessant, denn je nachdem, welchen Button man klickt, ändern sich die farblich angezeigten Beziehungen zu diesem Akkord dynamisch und man sieht, welche harmonisch näher oder entfernter sind. Es öffnet sich ein spielerischer Pfad durch die Akkorde, der sich je nach Genre wieder völlig anders anhört. 

Auch für die Akkord-Buttons in Explore kann man ein Key-Binding aktivieren, das sie auf die schwarzen Tasten legt. Hier ein Beispiel in Kombination mit verschiedenen Key Lock Modes. 

Colors

In fünf Reihen werden zu einer ausgewählten Variationsmöglichkeit, wie bestimmte Akkorderweiterungen, Inversionen oder Voicings Akkordvorschläge generiert. Auch mit diesem Werkzeug kann man schnell abwechslungsreiche Progressionen zusammenstellen.

Colors
Colors

Sketch

Auf der Sketch-Seite kann man schließlich schnelle Entwürfe von Progressionen zusammenstellen und miteinander vergleichen oder für ein ganzes Arrangement ausarbeiten. Aus jeder anderen Seite in Scaler 3, auf der man Progressionen zusammenstellen kann, gibt es mit Rechtsklick die Möglichkeit, einzelne Akkorde oder ganze Progressionen in eine Reihe in Sketch zu transferieren.

Sketch
Sketch

Arranger

Ganz neu und spektakulär ist der Arranger, der auf einer eigenen Seite untergebracht ist und eine Art Mini-DAW darstellt. Konnte man bisher eine Phrase oder Sequenz auswählen und diese dann exportieren oder über Keybindings triggern und das einige Male wiederholen und die Akkorde und die MIDI-Clips in der DAW arrangieren, hat man nun intern in Scaler 3 Tracks, in denen man die Motion-Phrasen arrangieren kann.

Scaler 3 Arranger
Scaler 3 Arranger

Die zusammengestellte Akkordprogression in Abschnitt C auf der Hauptseite stellt den Main Track ganz oben dar. Er entspricht dem Chord Guide Track in Cubase, Studio One oder RapidComposer. Auf die Noten dieser Akkorde werden die Abschnitte der Sequenzen gemappt. Ändert man die Akkorde in der Progression, richten sich die Noten in den Motion-Phrasen automatisch danach aus. 

Die Motion Tracks unter dem Main Track sucht man sich aus der Motion-Bibliothek zusammen, die man entweder bei der Erstellung eines neuen Motion-Tracks mit dem Plus-Zeichen über dem Main Track öffnet oder mit einem Plus-Symbol in einem bestehenden Track. Links im Track-Header kann man ebenfalls neue Phrasen heraussuchen. Diese Phrasen/Sequenzen-Blöcke kann man jetzt ähnlich wie in einer DAW in dem Track verschieben, aufteilen und damit kürzen oder wieder löschen. Auf diese Weise kann man schon verschiedene Phrasen abwechseln. 

Das Arranger-Fenster ist horizontal zweigeteilt, im unteren Teil kann man zwischen einem MIDI-Noteneditor und einer Mixer-Ansicht der Tracks hin und her schalten. In dem Mixer kann man die Lautstärke des jeweiligen Tracks anpassen und das Instrument wechseln. Bei den Instrumenten hat sich die Auswahl erweitert.

Scaler 3 Arranger Mixer
Scaler 3 Arranger Mixer

Wenn man den Output der Tracks jeweils auf eigene Instrumenten-Plugins in der DAW routen will, kann man in jedem Track-Header über das 3-Punktemenü einen MIDI-Output-Kanal zuweisen. Das Routing des Outputs von Scaler auf einen Instrumenten-Track in der DAW richtet sich nach dem jeweiligen MIDI-Routing-Verfahren dieser DAW zwischen Tracks. Das wird wahrscheinlich nicht in jeder DAW gehen. In Bitwig stellt man im Track-Header den passenden MIDI-Channel ein. In FL Studio funktioniert das nur im Patcher mit dem FXColorMapper.
Bindet man im Arranger-Mixer VST-Instrumente direkt mit Scaler 3 als VST-Host ein, dann muss man sich nicht mit dem Routing in der DAW herumschlagen. Allerdings wurden bei mir einige VSTs nicht erkannt und standen nicht zur Verfügung. Das ist aber ein allgemeines Phänomen, Reaper, Waveform, Bitwig nehmen auch nicht alle VSTs, einzig FL Studio erkennt alle VSTs.

Scaler 3 MIDI Channels

In der Editor-Ansicht sieht man die einzelnen Noten in einer Piano-Roll. Auf der linken Seite befindet sich der MIDI Modifier Sidebar. Hier gibt es viele Parameter, auf die der MIDI Motion Clip reagiert und mit denen man ihn verändern kann.

Scaler 3 Arranger Editor
Scaler 3 Arranger Editor

Das umfasst Werte wie Range, der den Pitch-Umfang des Clips erweitert, hohe Noten werden höher, tiefe tiefer gesetzt. Bei einer Stufe 1 kann das dissonant werden, bei Stufe 3 aber pendelt sich das meist wieder ein. Rotation verschiebt die Noten horizontal in einem Takt, ähnlich wie in einem Step Sequencer erscheinen die hinteren Noten wieder am Anfang. Inversion macht Akkord-Umkehrungen, Density fügt neue Noten hinzu oder nimmt bestehende heraus. Voicing wendet Voicing-Regeln auf die Clips an, Sprünge in der Tonhöhe verringern sich, bei Drop-Voicings werden einzelne Noten eine Oktave tiefer gesetzt, Guitar passt die Voicings an die auf einer Gitarre logischen Möglichkeiten an. 

Kombiniert man diese Modifier-Parameter miteinander, kann man damit eine Phrase leicht oder auch sehr stark verändern und an das Arrangement anpassen. Da ist schon einiges möglich, aber eben immer pauschal und nicht gezielt, wie wenn man in die Noten einer Phrase direkt eingreift. 

Sobald man einzelne Noten bearbeitet oder welche hinzufügt, was mit den Werkzeugen im Arranger möglich ist, verlieren die Clips die Verbindung zu dem Main Track, folgen also bei Veränderungen der Progression dieser nicht mehr, sind nun also statisch. Wenn man sich an diesem Punkt sicher ist, dass die Progression so bleiben soll, wirkt sich das nicht aus. Falls nicht, und man doch etwas an der Progression ändert oder umstellt, wird es mit den statischen Clips schwierig, weil sie von Hand an einen neuen Akkord anzupassen ist in dieser eher rudimentären Umgebung schwierig. 

Hier wäre es natürlich gut, wenn die veränderten Clips nicht die Verbindung zum Chord-Track verlieren würden. 

Man hat einige Möglichkeiten mit den eingebauten Motion-Phrasen und den Modifiern und wenn es doch etwas ganz Bestimmtes sein muss, dann kann man das MIDI mit Akkord-Triggern in der Piano Roll der DAW aufnehmen und muss dann eben etwas nachkorrigieren.

Fazit

Die Version 3 von Scaler ist mit der überarbeiteten und deutlich verbesserten Oberfläche und den neuen Funktionen, hier vor allem der Explore -Unterseite und dem Arranger einen großen Schritt vorangekommen. Es gibt einige kleinere Punkte, die bisher nicht ganz rund laufen, die wahrscheinlich mit den nächsten Updates verbessert werden. 

Eine deutliche Erweiterung der Möglichkeiten wäre noch der Import eigener Phrasen und wenn es eine Möglichkeit gäbe, selbst zusammengestellte Progressionen mit der Fixierung einer anderen Tonart an diese neue, fixierte Tonart automatisch anzupassen. 

Das Update lohnt sich auf jeden Fall für alle bisherigen Anwender, und ich kann Schaler 3 als den definitiven Marktführer und Industrie-Standard für die Zusammenstellung und Bearbeitung von Akkord-Progressionen nur jedem empfehlen. 

Deshalb verdient Scaler 3 den BuenasIdeas Tipp!

BuenasIdeas-Tipp

Produktseite Scaler 3 bei Scaler Music 

https://scalermusic.com/products/scaler-3

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