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Testbericht: ACOUSTICA MIXCRAFT 9 PRO STUDIO

Ein Testbericht von Perry Staltic,
veröffentlicht am 30.12.2019

Alle (gut zwei) Jahre wieder lässt ACOUSTICA seinem Ziehkind MIXCRAFT ein Major-Update auf die nächste volle Versionsnummer angedeihen, mit dem zumeist sehr umfangreiche Neuerungen einhergehen. In diesem Jahr sind wir bereits bei Version 9 der DAW angelangt, und auch heuer gibt es wieder zahlreiche interessante Fortschritte zu vermelden.

Den vorliegenden Testbericht habe ich anhand der „großen“ Version MIXCRAFT 9 PRO STUDIO erstellt, aber er deckt natürlich auch wieder einmal die günstigere Variante MIXCRAFT 9 RECORDING STUDIO, die sich von der PRO-Version ja in erster Linie durch die geringere Anzahl an Beigaben unterscheidet, funktional aber ansonsten weitgehend identisch ausfällt, gleich mit ab. Auf etwaige Unterschiede zwischen den beiden Versionen werde ich dann jeweils explizit hinweisen.

ACOUSTICA MIXCRAFT 9

Und damit ich hier nicht alle bestehenden Features erneut durchkauen muss, sondern mich vorrangig auf die wesentlichen Neuigkeiten von MIXCRAFT 9 konzentrieren kann, möchte ich zum Einstieg an dieser Stelle auch noch mal auf meinen Testbericht zur Vorgängerversion verweisen:

Testbericht: ACOUSTICA MIXCRAFT 8 PRO STUDIO – Willkommen bei den Profis!


Hans Dampf…

Für alle, die den Anfang des Films verpasst haben, fasse ich hier noch mal kurz die Rahmenhandlung zusammen: ACOUSTICA hatte das nur für WINDOWS erhältliche MIXCRAFT ursprünglich als ausschließlich lineare DAW nach Art einer digitalen Bandmaschine konzipiert, seit Version 7 allerdings ist das Programm zu einer flexiblen Hybridform mutiert, die auch ein clipbasiertes Arbeiten und Performen im Stile von LIVE oder BITWIG ermöglicht.

Weitere Funktionen kamen hinzu und hoben MIXCRAFT damit zunehmend auf ein professionelles Niveau an, erwähnt sei hier etwa die seit der letzten Version verfügbaren ARA-Schnittstelle inklusive der darüber eingebundenen Tonhöhenkorrektur MELODYNE ESSENTIAL.

Neben all diesen Features hat man bei ACOUSTICA aber stets ein besonderes Augenmerk darauf gelegt, das Programm nicht mit zu vielen, häufig sogar überflüssigen Funktionen vollzustopfen, sondern eine möglichst leichte Zugänglichkeit anzubieten, denn nichts stört die Inspiration beim Musikmachen wohl mehr, als ein umständlicher und langatmiger Workflow. Hier hat MIXCRAFT aber zum Glück die Nase weit vorn, denn den Entwicklern ist wirklich ein gutes Gleichgewicht zwischen Funktionsumfang und Bedienbarkeit gelungen.

So mag der ausgemachte Erbsenzähler zwar nicht unbedingt exakt jedes einzelne Feature und jede Unterfunktion der bekannten Platzhirsche am DAW-Markt auch in MIXCRAFT wiederfinden, andererseits braucht man vieles davon aber auch selten bis gar nicht, und MIXCRAFT bringt dennoch alles mit, was man so gemeinhin zum computerbasierten Musizieren benötigt, und sogar auch noch eine ordentliche Handvoll mehr.

ACOUSTICA MIXCRAFT 9 existiert nach wie vor in Versionen für 32- und 64-bit-Systeme ab WINDOWS 7, da die 64-bit-Version jedoch eine integrierte Bit-Bridge mitbringt, ist sie problemlos in der Lage, auch 32-bit-Plugins zu laden, was selbst manche teureren Konkurrenten (zum Beispiel STUDIO ONE) leider nicht vermögen. Daher gibt es eigentlich auch nur einen einzigen Grund, NICHT die 64-bit-Variante von MIXCRAFT zu verwenden, nämlich dann, wenn man noch mit einem 32-bit-WINDOWS unterwegs ist, so wie es etwa noch auf manchen Tablets vorinstalliert ist.

Bei MIXCRAFT 9 PRO STUDIO empfiehlt sich insbesondere allein schon deshalb die Benutzung der 64-bit-Version, weil das dazu mitgelieferte VOLTAGE MODULAR IGNITE ausschließlich als 64-bit-Plugin verfügbar ist und somit dann unter der 32-bit-Version von MIXCRAFT gar nicht lauffähig ist.

Übrigens, MIXCRAFT 9 lässt sich auch problemlos neben eine schon vorhandene Vorgängerversion installieren und parallel dazu betreiben. Praktischerweise übernimmt MIXCRAFT 9 dabei dann sogar deren Voreinstellungen (etwa Audio- und MIDI-Interfaces, Plugin-Verzeichnisse usw.), sodass man sich viele sonst notwendige Einrichtungsschritte sparen kann. Daumen hoch dafür!

Das ausführliche, gut geschriebene und stellenweise sehr humorvolle Handbuch zu MIXCRAFT 9 liegt derzeit nur in englischer Sprache vor, es ist aber wieder davon auszugehen, dass der deutsche Vertrieb KLEMM MUSIC mit ein paar Monaten Verzögerung eine deutsche Version nachliefert. Übrigens, wer dem PDF-Manual eine gedruckte Variante vorzieht, der kann diese bei ACOUSTICA für 10,- US-Dollar bestellen.


Tapetenwechsel…

Auffällig nach dem ersten Start von MIXCRAFT 9 erscheint zunächst mal die leicht abgewandelte Farbgebung, die Verwendung anderer Schriftarten und Symbole sowie der Wegfall der ästhetisch schon immer etwas verunglückt wirkenden virtuellen Holzseitenteile der Mixersektion. MIXCRAFT 9 wirkt dadurch rein optisch moderner als sein Vorgänger.

ACOUSTICA MIXCRAFT 9 PRO STUDIO – im neuen Look

Zum Glück bewegen sich alle diese kosmetischen Änderungen aber in einem solchen Rahmen, dass man sich nun nicht etwa wie in einem völlig fremden Programm vorkommt, sondern ohne großartige Umgewöhnung damit arbeiten kann.

ACOUSTICA MIXCRAFT 9 PRO STUDIO – Performance Panel

Wem das Standard-Design der Bedienoberfläche zu düster erscheint, der kann in den Grundeinstellungen von MIXCRAFT 9 auch eine deutlich hellere GUI-Variante auswählen, neben dem persönlichen Geschmack mag hierbei möglicherweise auch das individuelle Sehvermögen die Entscheidung beeinflussen, eben je nachdem, was man selbst als augenfreundlicher empfindet.

ACOUSTICA MIXCRAFT 9 PRO STUDIO – Oberflächen-Designs

Innenausbau…

Oftmals erst auf dem zweiten (und dritten) Blick entdeckt man dann nach und nach die zahlreichen funktionellen Verbesserungen. Die in den Vorgängerversionen noch unveränderbar positionierte Transportsektion (welche dann auch schon mal unter darüber geöffneten Plugin-Fenstern verschwand) lässt sich nun wie die verschiedenen, in Tabs angeordneten Bedienfelder ebenfalls ab- und andocken und beispielsweise ganz nach oben verschieben.

ACOUSTICA MIXCRAFT 9 PRO STUDIO – Transportsektion

Die Parameter-Automationen sind nicht mehr nur auf einen rein linearen Verlauf beschränkt, sondern können jetzt tatsächlich diverse exponentielle und logarithmische Kurvenformen annehmen. Das Einzeichnen und Verändern entsprechend komplexer Modulationen funktioniert dabei ähnlich wie in einem Grafikprogramm und ist prinzipiell ein Kinderspiel.

ACOUSTICA MIXCRAFT 9 PRO STUDIO – verbesserte Automationskurven

Darüber hinaus lässt sich bei Audio-Spuren auch die Tonhöhe der sich darauf befindlichen Clips automatisieren, was einerseits subtile Korrekturen zulässt, andererseits die Tür zu interessanten Pitch-Experimenten eröffnet. Ebenso gibt es eine Automationskurve für das gesamte Projekt-Tempo, somit stellen Accelerandi und Ritardandi innerhalb eines Songs für MIXCRAFT 9 keine Probleme dar.

ACOUSTICA MIXCRAFT 9 PRO STUDIO – Audio-, MIDI- und LFO-Steuerung

Schon MIXCRAFT 8 bot eine Steuerung von Plugin-Parametern via MIDI und/oder Audiosignalen. Dieser Bereich wurde in MIXCRAFT 9 überarbeitet und erweitert. Für mein Empfinden wirkt er nun ansprechender und deutlich zugänglicher. Man kann in jedem Plugin-Fenster einen oder auch mehrere Modulatoren aufrufen, deren Bedienfelder dann direkt über der jeweiligen GUI angezeigt werden.

Für eine bessere Übersichtlichkeit sind die verschiedenen Modulatoren farbcodiert: Audio-Steuerungen sind dabei rot, MIDI-Steuerungen sind grün und die in MIXCRAFT 9 neu hinzugekommenen LFOs sind blau. Letztere bieten verschiedene Wellenformen und Synchronisationsmöglichkeiten. Insgesamt halte ich das Ganze für eine tolle Idee, die zum Experimentieren einlädt und zudem interessante Klangmöglichkeiten eröffnet, die so manches Plugin von Hause aus gar nicht bietet. Einen Kompressor zum Beispiel könnte man damit auch ohne ein externes Sidechain-Signal rhythmisch im Takt pumpen lassen.

ACOUSTICA MIXCRAFT 9 PRO STUDIO – graische MIDI-Events

Vereinfachte Automationsmöglichkeiten für MIDI-CCs durch diverse grafische Werkzeuge und durch vordefinierte LFO-Wellenformen finden sich übrigens auch im Editor-Tab für die Bearbeitung von MIDI-Events wieder. Indem man diese Wellenformen auf die Lautstärke (MIDI-CC 7) angewendet, kann man übrigens auf einfache Weise die beliebten temposynchronen Ducking- und Gate-Effekte ohne den Einsatz weiterer Plugins erzielen.

Darüber hinaus steht jetzt im MIDI-Editor auch eine Möglichkeit zum Step Recording zur Verfügung. Einzelnoten und auch ganze Akkorde lassen sich gemütlich einfach der Reihe nach über die MIDI-Tastatur in ein einstellbares Raster eingeben, dies geschieht ähnlich wie bei manchen Step-Sequencern, die man in verschiedenen Synthesizern vorfindet, so etwa beim ARTURIA MicroBrute. Etwaige Pausen-Events fügt man bei Bedarf mittels der rechten Pfeiltaste auf der Computer-Tastatur ein.

ACOUSTICA MIXCRAFT 9 PRO STUDIO – Step Recording

Eine weitere Neuerung betrifft lediglich MIXCRAFT 9 PRO STUDIO, nämlich die Option, von einer monophonen Audio-Spur eine MIDI-Kopie zu erstellen. Dies geschieht über das nur bei der „großen“ Version mitgelieferte und integrierte MELODYNE ESSENTIAL. MIXCRAFT 9 PRO STUDIO bietet hierzu direkt im Kontext-Menü für Audio-Clips einen entsprechende Funktion an, die umgehend eine neue Spur mit den aus dem analysierten Audiomaterial gewonnenen MIDI-Daten erzeugt. Ein Instrumentensolo oder eine mit dem Mikrofon eingesungene oder gesummte Melodie lassen sich so recht einfach mit einem MIDI-Synthesizer oder einem Plugin nachspielen, bzw. lassen sich auf diese Weise prinzipiell auch Noteneingaben ohne ein Keyboard tätigen.

ACOUSTICA MIXCRAFT 9 PRO STUDIO – Audio zu MIDI

Um tatsächlich auch melodisch verwertbare Ergebnisse zu erhalten, ist es übrigens ratsam, den Analyse-Algorithmus in MELODYNE von der Voreinstellung UNIVERSELL auch explizit auf die Erkennung melodischen Materials einzustellen. Selbstverständlich kann man aber mit dieser neuen Funktion durch die absichtliche Einstellung auf PERKUSSIV stattdessen auch Rhythmen erkennen lassen, etwa um diese dann mit eigenen Drumsounds abspielen zu lassen und/oder um davon diverse Variationen erstellen zu können.

ACOUSTICA MIXCRAFT 9 PRO STUDIO – unterstützte Audioformate

Hatte ich bereits im Testbericht zu MIXCRAFT 8 bemängelt, dass mir bei den unterstützten Audiodateien ausgerechnet die ja nicht ganz unwichtigen Formate REX bzw. RX2 (das sind die Dateiformate von PROPELLERHEAD RECYCLE) fehlen, so muss ich diesen Kritikpunkt leider bei MIXCRAFT 9 erneut aufzählen. Schade eigentlich…


Spielkonsole…

Wie weiter oben schon angedeutet, hat auch das virtuelle Mischpult in MIXCRAFT 9 eine Renovierung erhalten. Diese geht deutlich weiter als nur bis zur erwähnten Entsorgung der verspielten Holzleistenimitate der früheren Versionen, sondern bietet neben diverser Kosmetik zusätzlich auch neue Funktionen.

ACOUSTICA MIXCRAFT 9 PRO STUDIO – Der neue Mixer

Jeder Kanalzug bietet nun zum Beispiel eigene, jeweils mit einem einzigen Drehregler ausgestattete, Einstellmöglichkeiten für eine Verstärkung bzw. eine Absenkung des Eingangsignals (sinnvoll für ein korrektes Gain-Staging), für den eingebauten Kompressor sowie für den DRIVE genannten Parameter, der das typische Sättigungsverhalten analoger Mischpulte nachahmen soll.

ACOUSTICA MIXCRAFT 9 PRO STUDIO – Parametrischer EQ im Mixer-Kanal

Neben dem altbekannten einfachen Dreiband-Equalizer verfügt MIXCRAFT 9 jetzt noch über einen parametrischen EQ mit vier Bändern. Die Bänder für die Höhen und die Bässe sind dabei jeweils semi-parametrisch ausgelegt, sie lassen sich zwischen Shelf (im Deutschen auch als Kuhschwanz bekannt…) und Bell (Glocke) umschalten.

Die beiden Mittenbänder hingegen sind vollparametrisch, sie weisen einen zusätzlichen Regler für die Filtergüte (Q) auf. Dieser EQ ist somit deutlich flexibler und leistungsfähiger als sein älterer Bruder, vermutlich hat man den Letzteren daher einfach nur aus Kompatibilitätsgründen zu Projekten, die noch mit der Vorgängerversion erstellt wurden, an Bord belassen.

ACOUSTICA MIXCRAFT 9 PRO STUDIO – Anzeigen im Mixer-Kanal

Auch die Anzeigemöglichkeiten im Mischpultkanal wurden aufgestockt. Zunächst einmal verfügt jeder Drehregler nun über einen grün leuchtenden Kranz, der ein Ablesen der aktuellen Reglerstellung deutlich vereinfacht. Darüber hinaus gibt es bei MIXCRAFT 9 über den obligatorischen Peak-Metern je ein Mini-Display mit einem Oszilloskop sowie einer Darstellung des Frequenzspektrums.

Ich persönlich vermisse jedoch nach wie vor kleine numerische Anzeigen mit Halte-Funktion für den Peak-Wert des jeweiligen Kanals, so wie sie einige andere DAWs vorweisen können (zum Beispiel CUBASE oder REAPER). Dies war schon einer meiner beiden Kritikpunkte bei MIXCRAFT 8 und mag auch nur eine Kleinigkeit darstellen, die man mit zusätzlichen Level-Meter-Plugins leicht beheben kann, aber praktisch fände ich es trotzdem.

ACOUSTICA MIXCRAFT 9 PRO STUDIO – Mixer-Panel-Einstellungen

Da es insbesondere mit all diesen neuen Möglichkeiten natürlich auch mal schnell unübersichtlich im Mixerkanal werden kann und sicher auch nicht jeder dauernd im Mischpult rauf- und runterscrollen möchte, ist die schon beim Vorgänger vorhandene Option zum Ein- und Ausblenden sowie zur Neuanordnung von einzelnen Elementen des Mixers gerade bei MIXCRAFT 9 sehr sinnvoll und begrüßenswert. Jeder Anwender kann sich somit seine individuelle Mixer-Darstellung anlegen und diese als Default-Einstellung abspeichern. Gut so!


Mitgift…

Traditionellerweise liefert ACOUSTICA zu MIXCRAFT ja immer einen ordentlichen Batzen an Plugins mit, überwiegend von Drittherstellern, so dass man damit zumindest prinzipiell ohne weitere Zutaten komplette Produktionen erstellen kann. Bei der Variante PRO STUDIO ist die Anzahl dabei jeweils noch mal deutlich erhöht. Auch MIXCRAFT 9 macht davon keine Ausnahme.

ACOUSTICA hat sich aber nun entschlossen, die mittlerweile doch schon sehr in die Jahre gekommenen Effekt-Plugins aus eigenem Hause sowie die von KJAERHUS stammende (Freeware-)CLASSIC-Serie über Bord zu werfen und diese dafür gegen die zeitgemäßeren und mehrheitlich auch perfomanteren Studio-Effekte von TONEBOOSTERS auszutauschen. Keine schlechte Wahl, denn die Plugins aus der Feder von Jeroen Breebart haben sich bereits längst auch außerhalb von MIXCRAFT bewährt.

ACOUSTICA MIXCRAFT 9 PRO STUDIO – Installations-Optionen

Wer nun aber noch alte Projekte laden möchte oder muss, in denen die oben genannten Legacy-Plugins Verwendung finden, den stößt ACOUSTICA nicht vor den Kopf, denn schon bei der Installation von MIXCRAFT 9 lässt sich durch das Setzen eines Häkchens bestimmen, ob diese aus Gründen der Kompatibilität noch mitinstalliert werden sollen oder eben nicht. Schön, dass man hier dem Anwender die Wahl lässt und ihn nicht einfach bevormundet!

ACOUSTICA MIXCRAFT 9 PRO STUDIO – ToneBoosters Effekt-Plugins

Ansonsten empfiehlt ACOUSTICA aber eindeutig die Verwendung der leistungsfähigeren Pendants aus der 3er-Serie von TONEBOOSTERS. Bei MIXCRAFT 9 RECORDING STUDIO sind dies TB BARRICADE, TB BUSCOMPRESSOR, TB COMPRESSOR, TB DE-ESSER, TB MULTIFX, TB PARAMETRIC EQUALIZER und TB REVERB. MIXCRAFT 9 PRO STUDIO enthält noch zusätzlich TB DITHER, TB FlX sowie TB FlX4.

MEMORYMOON MESSIAH Version 2

Zu mitgelieferten den Klangerzeugern gesellt sich mittlerweile auch die komplett neu programmierte Version 2 des bekannten MEMORYMOON MESSIAH (Version 1 ist aber ebenfalls noch mit an Bord), einer Emulation des klassischen Analogsynthesizers SCI PROPHET 5.

Des Weiteren sind in MIXCRAFT 9 natürlich auch noch die ganzen anderen Plugins der Vorgängerversion mit dabei, allerdings habe ich hier bei einem schnellen Vergleich zumindest eine Ausnahme von der Regel bemerkt: SIDEKICK EXTENDET 6, der praktische Sidechain Compressor von BEATRIG, wird auf der Webseite des deutschen Vertriebs fälschlicherweise noch bei den mitgelieferten Plugins aufgeführt, ist tatsächlich jedoch stillschweigend und klammheimlich unter den Tisch gefallen. Nicht, dass man ihn in MIXCRAFT noch zwingend benötigte, denn die in der DAW eingebauten Sidechain-Möglichkeiten sind ja in Kombination mit einem beliebigen mit Sidechain-Eingängen ausgerüsteten Kompressor-Plugin ein mehr als hinreichender Ersatz (übrigens kann man hierbei auch wunderbar den oben erwähnten Parameter-LFO des Automationssystems zum beatsynchronen Ducking einsetzen!).

SIDEKICK EXTENDET 6

Wer jedoch SIDEKICK EXTENDET 6 in seinen MIXCRAFT 8 PRO STUDIO-Projekten verwendet hatte und diese nun in Version 9 zu laden gedenkt, der tut gut daran, die SIDEKICK6 SIDECHAIN COMPRESSOR.DLL aus dem VST-Verzeichnis von MIXCRAFT 8 PRO STUDIO in den entsprechenden Ordner von MIXCRAFT 9 zu kopieren, das Plugin läuft nämlich auch noch mit der neuen Version (allerdings nicht mit DAWs anderer Hersteller, bei einem kurzen Test mit PRESONUS STUDIO ONE und EnergyXT etwa bemäkelte SIDEKICK jeweils, dass es nicht lizensiert sei…).

Auf der Webseite des deutschen Vertriebs werden (zum Zeitpunkt dieses Tests) übrigens irrtümlich auch noch einige Plugins als Neuzugänge aufgelistet, die in Wirklichkeit schon bei MIXCRAFT 8 mit von der Partie waren, vermutlich hat man die alte Liste einfach unbesehen kopiert…


Domo arigato, Mr. Roboto…

Egal, wie klischeebeladen sie ja mittlerweile auch sein mögen, die typischen Vocoder-Stimmen fand ich schon als Kind ziemlich cool, sei es als Start-Countdown für die Raumpatrouille oder als Quasi-Markenzeichen von Kraftwerk, und bis heute hat sich daran wenig geändert (übrigens ganz im Gegenteil zum ebenso klischeehaften Autotune-Effekt, den ich damals bei Cher ja noch ganz originell fand, da er dort auch nur als dezentes Gewürz eingesetzt wurde, in seinen zeitgenössischen Inkarnationen nervt er mich aber bloß noch, wenn er mir zu Ohren kommt…).

Von daher stellt für mich persönlich auch eine der interessantesten Neuerung in MIXCRAFT 9 die sogenannte Vocoder-Spur dar, die sich aus dem Menü heraus ebenso einfach wie andere Spuren (beispielsweise eine Audio-, Instrumenten- oder Video-Spur etc.) einfügen lässt.

Genau genommen handelt es sich dabei aber eigentlich gar nicht um einen eigenen Spurentyp, sondern vielmehr um ein Template, bestehend aus einer Submix-Spur, die wiederum je eine Audio- sowie eine Instrumenten-Spur mit einer darin geladenen Instanz des neuen ACOUSTICA VOCODER beinhaltet, einem FX-Plugin, das mit 11 regelbaren Vocoder-Bändern aufwarten kann.

ACOUSTICA VOCODER

Die Audio-Spur dient hierbei als Modulator für den Vocoder und wird diesem via Sidechain-Eingang zugeführt. Als Modulatorsignal kann etwa ein Mikrofoneingang dienen (für die klassischen Roboterstimmen), ebenso gut aber natürlich auch ein Drumloop oder auch jedes beliebige andere Audiosignal bzw. Sample.

Der ACOUSTICA VOCODER besitzt im Gegensatz zu manchen ähnlichen Plugins keine eigene Klangerzeugung, die als Carrier (das ist das Trägersignal, dem der Modulator seine Klangcharakteristik aufdrückt) dient, sondern verwendet stattdessen eine beliebige externe Signalquelle. Das finde ich persönlich nicht weiter schlimm, ganz im Gegenteil, denn bei anderen Vocodern stört es mich vielmehr sogar, wenn man ausschließlich auf einen internen Synthesizer als Carrier zurückgreifen und diesen nicht frei wählen kann.

Zur Verwendung als Trägersignal ist bei der Vocoder-Spur bereits ein synthetischer String-Sound voreingestellt. Dieser lässt sich selbstverständlich austauschen, wer regelmäßig einen bestimmten Klang als Carrier verwenden möchte, der kann diesen sogar in den Grundeinstellungen von MIXCRAFT 9 definieren, sodass er dann immer automatisch bei einer neu eingefügten Vocoder-Spur geladen wird. Sehr gut!

Das bisher beschriebene Prozedere ließe sich natürlich auch komplett manuell erledigen, allerdings nimmt dieses Template dem geneigten Anwender so manche Mausklickerei ab und erspart ihm dadurch Zeit und unnötige Ablenkung, es erleichtert somit den Workflow massiv.

Das Ganze wäre jedoch wohl eher sinnfrei, wenn der Vocoder nicht auch klanglich mithalten könnte. Das kann er zum Glück jedoch, wobei die Sprachverständlichkeit nicht unwesentlich von den individuellen Einstellungen und insbesondere auch der Auswahl des geeigneten Carriers abhängig ist. Nachfolgend habe ich einmal ein synthetisch generiertes Sprachsample unterschiedlichen Trägersignalen aufgeprägt:

https://www.buenasideas.de/wp-content/uploads/2019/12/Klangbeispiel-Acoustica-Vocoder-Voice.mp3

Das Spielchen habe ich dann auch noch mal mit einem Drumloop und drei verschiedenen Carriers wiederholt:

https://www.buenasideas.de/wp-content/uploads/2019/12/Klangbeispiel-Acoustica-Vocoder-Drumloop.mp3

Insgesamt kann der neue ACOUSTICA VOCODER auf jeden Fall als eine höchst willkommene Erweiterung in MIXCRAFT 9 angesehen werden.


Bob der Baumeister…

Ein weiteres schmackhaftes Leckerli hält ACOUSTICA mit der Vollversion des VOLTAGE MODULAR IGNITE von CHERRY AUDIO bereit, allerdings exklusiv für die Käufer von MIXCRAFT 9 PRO STUDIO. Beim günstigeren MIXCRAFT 9 RECORDING STUDIO muss man also darauf verzichten, was angesichts des Preisunterschieds, zwischen den beiden Version aber durchaus verständlich erscheint, denn VOLTAGE MODULAR IGNITE kostet ja als Einzelprodukt derzeit schon rund 50,- Euronen (vorher hat es sogar das Doppelte gekostet!).

Bei VOLTAGE MODULAR handelt sich, der Name lässt es bereits vermuten, um ein virtuelles Modularsystem, ähnlich dem SOFTUBE MODULAR oder dem VCV RACK. Im Gegensatz zum Erstgenannten zeigt sich VOLTAGE MODULAR beim Einsatz aber wesentlich schonender im Umgang mit den Rechnerressourcen, während es sich durch seine Plugin-Schnittstellen gegenüber dem VCV RACK deutlich einfacher in eine typische DAW-Umgebung integrieren lässt.

ACOUSTICA MIXCRAFT 9 PRO STUDIO – VOLTAGE MODULAR IGNITE

CHERRY AUDIO bietet VOLTAGE MODULAR in verschiedenen Bundle-Versionen an, die sich durch die Anzahl der mitgelieferten Module und damit verbunden natürlich auch im Preis unterscheiden. Darüber hinaus sind auch noch zahlreiche Bundles und Einzelmodule von Drittherstellern erhältlich. Das zu MIXCRAFT 9 PRO STUDIO mitgelieferte VOLTAGE MODULAR IGNITE liegt dabei in der goldenen Mitte, beinhaltet 45 Module und bringt damit knapp mehr als die doppelte Anzahl gegenüber dem kleineren VOLTAGE MODULAR NUCLEUS mit, das es im Sommer 2019 mal für kurze Zeit gratis bei CHERRY AUDIO gab (siehe hier).

VOLTAGE MODULAR IGNITE wird nicht etwa zusammen mit MIXCRAFT 9 PRO STUDIO installiert, sondern muss zunächst mit dem von ACOUSTICA zugesandten sogenannten Redeem Code direkt bei CHERRY AUDIO zum Nulltarif erworben werden, wobei ein gesonderter User-Account angelegt werden muss.

Anschließend lädt man sich die VOLTAGE MODULAR-Software herunter und installiert diese (sie ist übrigens nur für 64-bit-Systeme verfügbar!). Beim ersten Aufruf von VOLTAGE MODULAR (als Plugin oder als Standalone-Version) loggt man mit den zuvor bei der Account-Erstellung benutzten Daten (also E-Mail-Adresse und Passwort) ein und danach werden erst einmal die zum IGNITE-Bundle gehörenden Module automatisch vom CHERRY AUDIO-Server nachgeladen. Für diese Erstinstallation wird somit zwingend eine Internetverbindung auf dem DAW-Rechner vorausgesetzt, im weiteren Betrieb ist diese dann allerdings nicht mehr vonnöten.

Klanglich hat VOLTAGE MODULAR IGNITE einiges zu bieten und passionierte Soundtüftler dürften hier voll auf ihre Kosten kommen. Ich habe hier einfach mal ein paar der zahlreichen mitgelieferten Patches angespielt:

https://www.buenasideas.de/wp-content/uploads/2019/12/Klangbeispiel-Cherry-Audio-Voltage-Modular-Ignite.mp3

Wunschzettel…

MIXCRAFT 9 ist in seiner aktuellen Inkarnation bereits üppig ausgestattet, insbesondere unter Berücksichtigung des günstigen Verkaufspreises, aber ein wenig Luft nach oben gibt es ja eigentlich immer, sonst hätten wir Tester auch nichts mehr zu meckern übrig… 😉 Daher möchte ich an dieser Stelle kurz ein paar Punkte aufzählen, die ich mir für ein künftiges Update oder Upgrade wünsche:

Zunächst sei hier noch einmal die Möglichkeit genannt, auch die Audioformate REX/RX2 laden zu können, das kann doch nicht so schwer oder so teuer sein. Besonders im Zusammenspiel mit dem Performance Panel täte sich hier ein weites Feld auf.

Auch die schon erwähnten numerischen PEAK-Anzeigen in den Mixer-Kanälen wären nicht übel. Und wo wir gerade beim Mischpult sind, wie wäre es hier mit VCA-Fadern?

Die bisherige Plugin-Verwaltung von MIXCRAFT ist im Prinzip nicht schlecht und auch keineswegs kompliziert, allerdings fände ich es noch besser, wenn man dabei eine bereits vorher selbst auf der Festplatte angelegte Verzeichnisstruktur übernehmen könnte, so wie dies auch bei einigen anderen DAWs der Fall ist (zum Beispiel bei CUBASE, STUDIO ONE oder EnergyXT).

Hintergrund: Ich habe auf meiner separaten Plugin-SSD schon zahlreiche Ordner und Unterordner mit diversen Kategorien angelegt, etwa in der Art SYNTH, RHYTHMUS, ANALYZER, DELAY, EQ, DYNAMICS, MODULATION, REVERB, FILTER, VOCODER, MULTI-FX, VERZERRER und so weiter und so fort. Natürlich kann ich mir auch in der Plugin-Verwaltung von MIXCRAFT entsprechende Favoriten-Ordner nach demselben Schema anlegen und dort die jeweiligen Plugins hineinkopieren, aber das stellt zumindest bei einem größeren Plugin-Bestand, schon eine etwas längere Strafarbeit dar. Zudem muss man mit jedem neuen Plugin und Unterordner auch in MIXCRAFT wieder seine Favoriten manuell updaten. Da wäre es doch äußerst praktisch, wenn MIXCRAFT einem diese Unbill einfach abnehmen könnte.

Ich hatte diesen Punkt ACOUSTICA bereits anlässlich meines Testberichts zu MIXCRAFT 8 mitgeteilt und damals fand man das dort ebenfalls eine gute Idee, allerdings scheint das im Laufe der letzten zwei Jahre bei den Entwicklern wieder in Vergessenheit geraten zu sein, also auf ein Neues… 😉

Letztendlich befinden wir uns hier aber längst in einem Bereich des Jammerns auf hohem Niveau, denn auch in seiner jetzigen Darreichungsform bietet MIXCRAFT 9 schon sehr viel Komfort, sodass die genannten Punkte keine gravierenden Makel darstellen (von der fehlenden Unterstützung der RECYCLE-Formate eventuell mal abgesehen…), sondern eher meine kleinen Wünsche für die Zukunft.


Fazit:

Mit MIXCRAFT 9 hat ACOUSTICA jetzt sicherlich das Rad nicht neu erfunden (ist das denn bei einer DAW überhaupt notwendig oder gar wünschenswert…?), die eigentlich schon gute Vorgängerversion wurde aber in vielen kleinen Punkten weiter verbessert und um interessante und praktische Details ergänzt, die den bereits flotten Workflow einmal mehr beschleunigen. Wer die Vorgängerversion besitzt, bisher damit zufrieden ist und sich nun die Frage stellt, ob er das Upgrade durchführen sollte, dem kann dies ich guten Gewissens empfehlen.

Neueinsteigern, die noch auf der Suche nach einer einfach zu bedienenden, aber dennoch sehr potenten DAW sind, sei hier ebenfalls erneut geraten, sich MIXCRAFT 9 unbedingt einmal näher anzuschauen und das Programm anzutesten. Die PRO STUDIO-Version ist hier wieder einmal aufgrund ihres erhöhten Mehrwerts (unter anderem durch die MELODYNE-Integration sowie dem beigefügten Voltage Modular Ignite) eindeutig zu bevorzugen.

Der Verkaufspreis ist trotz der zahlreichen Verbesserungen und der zusätzlichen Beigaben erfreulicherweise ebenso günstig geblieben wie bei den Vorgängern, MIXCRAFT 9 PRO STUDIO ist für 179,95 Euro erhältlich, die kleinere Version MIXCRAFT 9 RECORDING STUDIO kostet 89,95 Euro, was in beiden Fällen angesichts des gebotenen Gegenwerts mehr als fair zu bezeichnen ist. Wer übrigens dazu berechtigt ist, eine Schulversion zu erwerben, der kommt mit 129,95 Euro bzw. 64,95 Euro sogar nochmals günstiger weg.

Derjenige, der ein Update von einer älteren MIXCRAFT-Version durchführen möchte, kann dies überaus preiswert bei MIXCRAFT 9 PRO STUDIO für 39,95 Euro und bei MIXCRAFT 9 RECORDING STUDIO für 29,95 Euro tun. Ein nachträgliches Upgrade von der kleineren auf die größere Version ist übrigens ebenfalls möglich und kostet 79,95 Euro, das ist dann seltsamerweise 10,- Euronen günstiger als beim Direktkauf von MIXCRAFT 9 PRO STUDIO…

Wer MIXCRAFT 9 direkt über den Webshop auf der ACOUSTICA-Website kauft, der kann derzeit nochmals ordentlich sparen, denn zumindest bei Fertigstellung dieses Testberichts, gibt es dort beide Versionen momentan noch mit einem dicken Rabatt (149,- bzw. 75,- US-Dollar, das sind aktuell ca. 133,- bzw. 67,- Euro). Wie lange dieses Einführungsangebot noch gilt, vermag ich aber nicht zu sagen, drum sei an dieser Stelle bei Kaufinteresse etwas Eile geboten, wirklich falsch kann man hierbei ja eigentlich auch gar nichts machen!

Und ja, auch für MIXCRAFT 9 vergebe ich gerne wieder mal unseren BuenasIdeas-Tipp!

BuenasIdeas-Tipp

Ich wünsche allen unseren Lesern einen guten Rutsch in ein glückliches und erfolgreiches neues Jahr!


Positives:
+ wieder viele Detailverbesserungen
+ professioneller Funktionsumfang
+ aufgeräumte Bedienoberfläche
+ logisches Bedienungskonzept
+ guter und schneller Workflow
+ integrierte Bit-Bridge in der 64-bit-Version
+ neue Vocoder-Spuren
+ verbessertes Automationssystem inklusive Parameter-LFOs
+ MELODYNE-Integration (nur MIXCRAFT 9 PRO STUDIO)
+ VOLTAGE MODULAR IGNITE (nur MIXCRAFT 9 PRO STUDIO)
+ allerlei brauchbare Plugins
+deutsche Sprachversion
+ günstiger Preis

Negatives:
– noch immer kein REX/RX2-Support
– keine numerische Peak-Anzeige in den Mixerkanälen


Produktwebseite bei ACOUSTICA: https://acoustica.com/mixcraft/

Produktwebseite des deutschen Vertriebs: https://www.klemm-music.de/acoustica/mixcraft/index.php

MIXCRAFT Remote App: http://www.acoustica.com/mixcraft/mixcraft-remote-control.htm

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