Testbericht: UNITED PLUGINS / JMG SOUND DROPKICK

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Ein Testbericht von Perry Staltic,
veröffentlicht am 05.02.2024

JMG SOUND, ein Mitglied der unter der gemeinsamen Flagge UNITED PLUGINS firmierenden Entwickler-Kooperative, hat ein neues Plugin namens DROPKICK am Start, dass sich zur Aufgabe gesetzt hat, müden Bassdrums ordentlich Beine zu machen. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf elektronische Musikproduktionen. Ist DROPKICK tatsächlich ein ernstzunehmendes Werkzeug oder doch bloß Schlangenöl? Wir wollen es in diesem Test herausfinden.


Einfuhrbestimmungen

DROPKICK ist für WINDOWS (8, 10 und 11, inoffiziell auch noch 7) und macOS (ab 10.10 aufwärts und inklusive Unterstützung von APPLE SILLICON CPUs) verfügbar und wird in den Plugin-Formaten AAX, AU (macOS) sowie VST und VST3 angeboten.

Die beiden Letztgenannten stehen nicht nur in 64 Bit, sondern sogar auch noch in 32 Bit bereit, das ist heutzutage ja keine Selbstverständlichkeit mehr (der Installer erwartet allerdings ausschließlich ein 64-Bit-OS).

Für diesen Test habe ich aus Gründen wieder einmal nur die VST-Varianten installiert. Der Test-Rechner beherbergt einen i7-4790K (4 x 4,0 GHz) und 16 GB RAM, darauf läuft WINDOWS 10.

JMG SOUND DROPKICK - Aktivierung
JMG SOUND DROPKICK – Aktivierung

Unmittelbar nach der Installation befindet sich DROPKICK zunächst im Demo-Modus (Laufzeit: 15 Tage ohne jegliche Beschränkungen), erkennbar an der roten ACTIVATE-Schaltfläche. Mit dieser öffnet man das Fenster des programminternen Lizenz-Manager, der sich übrigens bei allen Produkten von UNITED PLUGINS wiederfindet.

Hier kann man wahlweise eine Online- oder eine Offline-Aktivierung durchführen, um das Plugin dauerhaft freizuschalten. Während erstere logischerweise eine aktive Internet-Verbindung auf dem Host-Rechner benötigt und durch die Eingabe der persönlichen Account-Zugangsdaten geschieht, erfolgt die Offline-Aktivierung mittels einer Lizenzdatei, welche man nach dem Erwerb von DROPKICK neben den Installationsprogrammen in seinem Account findet. Diese wird entweder per Auswahldialog geladen oder via Drag & Drop auf der dafür vorgesehenen Fläche abgelegt. Anschließend ist noch ein Neustart des Plugins bzw. der gesamten DAW erforderlich.

UNITED PLUGINS weist darauf hin, dass es beim offiziell nicht unterstützten, aber dennoch möglichen Betrieb unter WINDOWS 7 eventuell zu Problemen bei der Aktivierung kommen kann. In diesem Falle soll man CTRL (STRG) drücken und gleichzeitig auf die ACTIVATE-Schaltfläche klicken, um das Plugin mit der Lizenzdatei freizuschalten.

Die bei UNITED PLUGINS erworbenen Lizenzen lassen sich übrigens nicht weiterverkaufen bzw. an andere Personen transferieren, sind also stets NFR-Lizenzen. Dafür lassen sie sich allerdings auf so vielen Computern nutzen, wie man möchte, vorausgesetzt, diese befinden sich im persönlichen Besitz.


Bedienung gesucht…

Die Bedienoberfläche von DROPKICK lässt sich frei mit der Maus oder in mehreren prozentualen Stufen über das Settings-Menü skalieren. Die Optik weist ein paar verspielte Elemente auf und erinnert ein wenig an irgendein futuristisches Cyberpunk-Device.

Diese leichte Verspieltheit wirkt sich aber löblicherweise nicht kontraproduktiv auf die Bedienung und den Workflow aus, wie es ja durchaus manchmal der Fall ist, wenn ein Designer sich zu sehr austoben durfte. Die Bedienelemente sind bei DROPKICK alle sinnvoll angeordnet und strukturiert.

JMG SOUND DROPKICK - im Einsatz
JMG SOUND DROPKICK – im Einsatz

Sofern ein Audiosignal anliegt, werden dessen Frequenzbänder im unteren Bereich des Plugins nach Art eines Analyzers dargestellt, jedoch ohne Angaben der genauen Frequenzen. Der praktische Nutzen ist also nicht übermäßig hoch.

Eine direkte Kontrolle der Regler via MIDI ist nicht vorgesehen, dies funktioniert allenfalls über den Umweg entsprechender Optionen der DAW, sofern dort vorhanden.

Die Parameter lassen sich zwar auch über das Mausrad verändern, allerdings jeweils nur in homöopathischen Dosen, so dass man sich ordentlich wundkurbelt, wenn man auf diese Weise größere Werteänderungen bewerkstelligen möchte.

JMG SOUND DROPKICK - manuelle Werteeingabe
JMG SOUND DROPKICK – manuelle Werteeingabe

Dafür ist praktischerweise aber eine manuelle Direkteingabe numerischer Werte möglich, indem man per Doppelklick auf den jeweiligen Regler ein Fenster öffnet, in welchem sich exakte Eingaben entweder mit der Maus oder schnell und bequem über die Computer-Tastatur tätigen lassen. Es handelt sich übrigens tatsächlich um gesonderte Fenster, die sich auch verschieben und sogar maximieren lassen und die anschließend auch wieder geschlossen werden müssen. In der Praxis stellt dies aber kein Problem dar.

JMG SOUND DROPKICK - Parameter-Optionen
JMG SOUND DROPKICK – Parameter-Optionen

Ein Rechtsklick auf einen Regler öffnet ebenfalls ein kleines Menüfenster. Hier kann man den jeweiligen Parameter auf seinen Ausgangswert zurücksetzen und sich zudem weitere Informationen in Form von englischsprachigen Hilfetexten anzeigen lassen.

JMG SOUND DROPKICK - Hilfetexte
JMG SOUND DROPKICK – Hilfetexte

Diese entsprechen den Beschreibungen im Manual zu DROPKICK, welches sowohl bei UNITED PLUGINS online einzusehen als auch in Form einer separaten PDF-Datei verfügbar ist.

JMG SOUND DROPKICK - Bedienhilfen
JMG SOUND DROPKICK – Bedienhilfen

Zusätzliche praktische Optionen, die die Bedienung vereinfachen, finden sich mittig im oberen Bereich von DROPKICK. Dort ist zum ein kleines Display, in dem normalerweise das aktuelle Preset angezeigt wird und sich auch wechseln lässt. Alternativ wird dort bei einem Mausklick auf einen der Parameter dessen jeweiliger Wert dargestellt.

Direkt darüber finden sich fünf kleine Schaltflächen für die UNDO/REDO- sowie für die A/B-Funktionen. Letztere erlaubt es, zwischen zwei unterschiedlichen Sets an Parametereinstelllungen hin- und herzuschalten, um deren klangliche Auswirkungen besser vergleichen und beurteilen zu können. Die Werte des aktuell im Vordergrund aktiven Sets (A oder B) lassen sich bei Bedarf auch auf das jeweils andere kopieren.

Im laufenden Betrieb fand ich diese Funktionen überaus praktisch, um schneller die passendsten Einstellungen zu finden.

JMG SOUND DROPKICK - Preset-Browser
JMG SOUND DROPKICK – Preset-Browser

Die gerade schon erwähnten Presets lassen sich nicht bloß über das dafür eigentlich zu kleine Display verwalten. Per Mausklick darauf öffnet sich wiederum ein separates Fenster mit zweigeteilter Menüstruktur, der Preset-Browser.

Dieser zeigt sich zwar nicht so komfortabel ausgestattet wie bei einigen anderen Plugin-Herstellern, reicht für den von DROPKICK angestrebten Einsatzbereich jedoch prinzipiell aus, zumal man bei einem solchen Plugin sowieso nicht umhin kommt, die Einstellungen individuell an die jeweilige Bassdrum anzupassen.

Die Presets sollte man daher lediglich als Ausgangspunkt betrachten bzw. um seine persönlichen Einstellungen zu archivieren. damit man sie gegebenenfalls erneut verwenden kann.

JMG SOUND DROPKICK - Settings
JMG SOUND DROPKICK – Settings

Ein Rechtsklick auf irgendeine freie Stelle in der Bedienoberfläche fördert ein weiteres Menü zutage, in dem man diverse Grundeinstellungen vornehmen kann, etwa den Faktor des Oversamplings, feste Zoom-Stufen und einiges mehr. Zudem kann man von hier die Produktwebseite, den Support und das Manual erreichen (Internetverbindung vorausgesetzt), aber auch Parametereinstelllungen kopieren und einfügen oder einen Screenshot im PNG-Format anfertigen und abspeichern.

Mir ist übrigens aufgefallen, dass eine hier vorgenommene Änderung sich automatisch auf alle geladenen Instanzen von DROPKICK auswirkt und nicht nur auf die aktuell unter Maus befindliche.

Habe ich noch etwas vergessen? Ach ja, am linken Rand befindet sich ein Bypass-Schalter, dessen Farbe von blau auf rot wechselt, wenn er aktiviert wird.


Hauptsache…

Die zur Verfügung stehenden Parameter verteilen sich bei DROPKICK auf drei Sektionen, die auch optisch klar voneinander getrennt sind: MAIN SECTION, EXTRA TOOLS und LIMITER. Die Regler der beiden Erstgenannten fungieren dabei als Makros, regeln also im Hintergrund jeweils mehrere Parameter auf einmal. Daher könnte man DROPKICK durchaus auch als eine Sammlung von One-Knob-Effekten beschreiben.

Die MAIN SECTION teilt sich in die beiden Module PHASE und POWER auf (das sind nicht etwa die Bezeichnungen der großen Drehregler, diese stehen darunter).

PHASE arbeitet mit Hilfe von sogenannten Allpassfiltern, welche, wie ihr Name schon besagt, alle Frequenzen durchlassen. Das klingt erst einmal widersprüchlich, weil ein Filter ja eigentlich auch etwas filtern sollte.

Bei einem Allpassfilter werden dagegen die Phasenverhältnisse zwischen den verschiedenen Frequenzen verändert, es kommt zu Phasenverschiebungen, wie man sie auch von einem Phaser-Effekt her kennt (bei diesem werden sie aber noch zusätzlich via LFO moduliert).

JMG SOUND DROPKICK - Main Section
JMG SOUND DROPKICK – Main Section

Der große WARP-Regler verschiebt die Frequenzen zeitlich, wobei tiefere Frequenzanteile stärker verzögert werden. Niedrige Reglerwerte konzentrieren dabei die Phasenverschiebung auf den Attack der Bassdrum und formen dadurch in erster Linie deren Transienten, während höhere Werte den Charakter der gesamten Bassdrum zu verändern vermögen.

Bei DROPKICK wurden die Allpassfilter laut JMG SOUND nach analogem Vorbild modelliert und auf die vornehmlich tiefen Frequenzen einer Bassdrum abgestimmt. Über das Menü X FILTER kann man die Anzahl der eingesetzten Allpassfilter auswählen, diese reicht von einem einzigen Filter zunehmend bis hin zu vierundsechzig Filtern.

Je mehr Filter zum Einsatz kommen, desto stärker tendiert das klangliche Ergebnis (auch abhängig vom zugeführten Signal sowie der eingestellten Grenzfrequenz) in Richtung Laserbeschuss, aber auch eine resonante Zapp-Kick, wie man sie etwa aus Goa- und Psytrance-Produktionen kennt, lässt sich auf diese Weise erzeugen (zumindest die Basis dafür, die Verfeinerung erfolgt dann gegebenenfalls mit den weiteren Parametern).

JMG SOUND DROPKICK - Frequenzeingabe
JMG SOUND DROPKICK – Frequenzeingabe

Über FREQ stellt man die Filterfrequenz ein, entweder frei mit der Maus oder in einem gesonderten Fenster via Computer-Tastatur. Wer die genaue Grundnote seiner Bassdrum bereits kennt, der kann die Frequenz auch einfach mittels der virtuellen Klaviatur festlegen.

Eine weitere Möglichkeit besteht in der Betätigung des DETECT-Buttons mit dem Lupen-Symbol, diese Funktion analysiert das eingehende Audiosignal und versucht daraus die korrekte Frequenz automatisch zu bestimmen. Der Detektor scheint aber offenbar nur mit tieftönenden Instrumenten klarzukommen, denn wenn man ihn mit anderen, bassarmen Sounds füttert, etwa Hihat oder Claves, dann verordnet er deren Basisfrequenz dennoch in Bereichen von 50 oder 60 Hz an, obwohl sie dort ganz bestimmt keine Frquenzen mehr aufweisen. Nun gut, es handelt sich ja schließlich auch um einen reinen Kick-Prozessor…

Dabei wird dann stets auch gleichzeitig die separate Frequenzkontrolle des Hochpassfilters im benachbarten POWER-Modul ermittelt. Diese beiden Frequenzeinstellungen lassen sich mittels eigener LOCK-Funktionen auch vor Veränderungen bei einem Wechsel des Presets bewahren, so dass man eine einmal gefundene korrekte Frequenz nicht wieder verliert.

Das POWER-MODUL beherbergt wie gerade erwähnt ein zusätzliches Hochpassfilter, mit dem einerseits durch die Resonanz der Bass verstärkt und andererseits unerwünschte Subbassfrequenzen ausgemerzt werden. Auch dieses Filter soll ein analoges emulieren. Die Flankensteilheit kann 12 oder 24 dB pro Oktave betragen, in beiden Modi steht neben einer eher „chirurgisch“ arbeitenden CLEAN-Version auch noch eine FAT-Version mit mehr Schmackes bereit.

Der große RESO-Regler ist für die Intensität der Filterresonanz zuständig, die Grenzfrequenz kann wie oben schon beschrieben automatisch ermittelt oder ebenfalls per Nummernblock oder virtueller Klaviatur definiert werden.


Makroökonomie…

Auf der rechten Seite sind die EXTRA TOOLS platziert. Diese bestehen aus sechs einzelnen Reglern, von denen jeder unter der Haube mehrere Parameter gleichzeitig verändert.

FIRE bearbeitet die tiefen Frequenzen mittels einer Art Exiter und mischt diese dann dem Originalsignal bei, während die mittleren und die hohen Frequenzbereiche einer Sättigung unterzogen werden. Die einstellbaren Werte reichen, wie bei den anderen Reglern ebenfalls, von 0 bis 100 Prozent.

OVER stellt einen OTT-Compressor dar, der speziell auf Bassdrums ausgerichtet wurde. OTT ist die Abkürzung von „Over the Top“ und bedeutet stark vereinfacht, dass gleichzeitig sowohl eine Aufwärts- als auch eine Abwärtskomprimierung stattfindet. In meinem Test stellte sich OVER als ein sehr essentieller Regler heraus.

SNAP führt eine Transientenbearbeitung durch und verstärkt damit die Attackphase und den Punch der Bassdrum. Die Transienten werden dabei nicht einfach nur in ihrer Lautstärke angehoben, sondern frequenzabhängig behandelt. Man kann damit den manchmal nötigen „Extra-Knacks“ erzielen, der der Bassdrum zu einer besseren Durchsetzungsfähigkeit in einem vollen Mix sowie zu einer verbesserten Wahrnehmung auf kleineren Boxen verhilft.

JMG SOUND DROPKICK - Extra Tools
JMG SOUND DROPKICK – Extra Tools

CLEAN macht, was der Name schon andeutet, er räumt den Klang von unten her auf, beseitigt unerwünschten „Frequenzmatsch“ („muddiness“) und entfernt Seitenanteile, die im Bassbereich nichts zu suchen haben. Auch dies verhilft zu mehr Durchsetzungsfähigkeit und verschafft zudem etwas zusätzlichen Headroom im Mix.

DAMP geht das Aufräumen genau von der anderen Seite aus an und entfernt mit Hilfe eines durch eine Hüllkurve modulierten Tiefpassfilters höhere Frequenzen, ohne dabei die Transienten zu unterdrücken. Der Klang der Bassdrum kann dadurch massiv verändert werden, manchmal ist hier weniger mehr, manchmal aber ist mehr hier auch mehr…

TRIM schließlich verkürzt den Ausklang der Bassdrum, macht sie dadurch knackiger und beseitigt ein Nachdröhnen. Das funktioniert hier schneller und einfacher als auf der Sample- oder der Notenebene. Selbst stark verhallte Bassdrums lassen sich so sukzessive austrocknen.

Übrigens, ich hatte meinen Test mit der Version 1.0 von DROPKICK begonnen. Dabei war mir aufgefallen, dass der TRIM-Regler in Maximalstellung bei einem Signal mit sehr langem Ausklang nach dessen Ausblenden einen slap-back-artigen „Schluckauf“ erzeugte, der sicherlich nicht im Sinne des Erfinders lag. Während ich noch an diesem Testbericht schrieb und den Fehler als solchen bemängeln wollte, erschien bereits die Version 1.1. Nach der Installation dieses (leider undokumentierten) Updates, war der gerade beschriebene Fehler verschwunden und der TRIM-Regler arbeitete genau wie erwartet. Sehr schön!


Begrenzungslinie…

Direkt über den soeben vorgestellten EXTRA TOOLS befindet sich der zuschaltbare LIMITER. Verfügt über die drei Modi CLEAN, WARM und HOT. Während CLEAN erwartungsgemäß recht transparent zu Werke geht (und dabei laut Manual 1 Millisekunde zusätzliche Latenz erzeugt), arbeitet WARM als Soft-Clipper und zerrt das Audiosignal ein wenig an, HOT hingegen verpasst ihm als Hard-Clipper eine volle Breitseite, was in einigen musikalischen Stilrichtungen sicherlich angesagt ist, mir persönlich aber meistens schon zu viel des Guten ist. Trotzdem schön, dass man hier die freie Auswahl hat!

JMG SOUND DROPKICK - Limiter
JMG SOUND DROPKICK – Limiter

Neben Reglern für die Eingangs- und die Ausgangslautstärke gibt es auch noch einen für DRIVE, mit dem man die Lautstärke des Signals noch einmal um bis zu 12 dB anheben kann, um so den Limiter heißer anzufahren. Wenn WARM oder HOT aktiv ist, erzeugt man so mit Leichtigkeit diverse Gabber- oder Industrial-Kicks.

Des Weiteren gibt es in dieser Sektion noch eine dreiteilige Anzeige für den eingehenden und den ausgehenden Pegel sowie für die Gain Reduction durch den Limiter. Letztere reagiert bei eingeschaltetem Limiter übrigens auch auf die eine oder andere vorgenommene Einstellung bei den EXTRA TOOLS, sofern diese ebenfalls eine Pegelreduktion bewirkt.

Einen weiteren Regler hätte ich mir auch noch bei DROPKICK gewünscht: Eine Einstellmöglichkeit für das Mischungsverhältnis zwischen dem trockenen und dem bearbeiteten Audiosignal (Dry/Wet), damit man den Effektklang in frei wählbaren Dosen beimischen kann. Vielleicht eine Idee für ein künftiges Update…


Alive and Kicking…

Der Hauptgrund, warum ich überhaupt dazu kam, mich mit DROPKICK zu beschäftigen, war der, dass ich gerade dabei war, einen ziemlich alten Track von mir (der stammt noch aus den späten Nullerjahren) aus der Mottenkiste zu holen und diesen endlich mal richtig abzumischen.

Dabei stellte sich mir das Problem, dass sich die alte CUBASE-Projektdatei zwar auch mit CUBASE 12 öffnen ließ, allerdings das Fehlern allerlei verwendeter Samples bemängelt wurde und diverse Plugins von damals ihren Dienst nicht mehr verrichteten.

Zum Glück hatte ich damals aber schon einmal sämtliche Einzelspuren separat gerendert und konnte noch auf diese zurückgreifen. Nur grundlegende Veränderungen am Arrangement oder ein Austausch von Plugins war damit nicht mehr möglich.

Mit den meisten Spuren war ich im Großen und Ganzen auch zufrieden, aber eben nicht mit allen. Insbesondere die damals eingesetzte Bassdrum klang eher wie ein Tritt mit dem Springerstiefel vor eine Waschmittelpackung und auch die Snare erschien mir nur sehr schwachbrüstig.

Genau in diesem Moment erschien DROPKICK auf der Bildfläche und kam für mich wie gerufen. Schon nach einer relativ kurzen Experimentierphase fand ich eine passende Einstellung, die aus der alten mumpfigen Bassdrum eine Kick machte, die wie der sprichwörtliche Arsch auf den Eimer passte.

Aus reiner Neugier habe ich DROPKICK auch gleich mal auf der Snare ausprobiert, obwohl es dafür ja eigentlich gar nicht gemacht wurde. Es hat aber trotzdem funktioniert, und auch die vormals eher anämische Snare knallte nun gut hörbar durch den Mix.

Hier ist ein kurzer Ausschnitt aus dem Mix mit einer Länge von acht Takten. Dieser läuft ohne Unterbrechung dreimal hintereinander durch, einmal mit der originalen Bassdrum und Snare, dann mit der durch DROPKICK bearbeiteten Bassdrum (aber immer noch alter Snare) und schließlich mit bearbeiteter Bassdrum und Snare:

Klangbeispiel DROPKICK im Mix

Es lohnt sich hier also durchaus, auch mal über den Tellerrand zu blicken und DROPKICK auf Signale anzusetzen, für die es ursprünglich nicht vorgesehen war. Das Plugin funktioniert sicherlich nicht auf jedwedem perkussiven Material, aber immerhin auf deutlich mehr als nur Bassdrums.

Letzteres ist und bleibt jedoch ein vorrangiger Einsatzzweck, für das zweite Klangbeispiel habe ich daher eine nicht sonderlich aufregende Bassdrum genommen und ihr nach jeweils vier Takten eine andere Bearbeitung durch DROPKICK zuteilwerden lassen (die ersten vier Takte sind das unbearbeitete Original):

Klangbeispiele DROPKICK – Bassdrum

Interessanterweise klingt der letzte Durchlauf, bei dem ich den HOT-Modus des Limiters zusammen mit ein klein wenig DRIVE benutzt habe, am lautesten, obwohl er tatsächlich rund 3 dB leiser als alle vorangehenden Takte ist.

Diese Bearbeitungen sind außerhalb eines musikalischen Kontexts entstanden, idealerweise nach sollte man DROPKICK jedoch während des Mixes verwenden, um die Klangbearbeitung genau auf die Bedürfnisse des jeweiligen Tracks anzupassen. Selbstverständlich kann man DROPKICK aber auch für reine Sounddesign-Anwendungen einsetzen.


YPS mit Gimmick…

Übrigens, wer DROPKICK auf regulärem Wege erwirbt, erhält zum Kauf auch noch ein Sample-Paket namens KICKS COLLECTION FOR DROPKIT als kostenloses Goodie dazu. Dieses stammt von W. A. PRODUCTION, soll einen Gegenwert von 29,- Euro aufweisen und enthält 100 Bassdrums diverser Stilrichtungen der elektronischen Tanzmusik.

Ich selbst hatte diese nicht zum Test hier, aber ein Käufer von DROPKIT berichtete mir, dass er in seinem Account einen entsprechenden Redeem-Code zum Einlösen bei W. A. PRODUCTION vorgefunden hatte.

Da diese Kicks allesamt schon in weitgehend produktionsfertiger Form vorliegen, mag man sich die nicht ganz unberechtigte Frage stellen, inwieweit man hier DROPKICK wohl überhaupt noch gewinnbringend einzusetzen vermag.

Nun, ganz einfach: Um sie damit noch besser an die klanglichen Gegebenheiten des eigenen Tracks anzupassen, schließlich werden solche Samples in der Regel ja kaum auf die exakten persönlichen Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten.

Nicht völlig grundlos hat W. A. PRODUCTION daher auch selbst ein Plugin namens KICKSHAPER im Portfolio (ist dort übrigens gerade für 16,- Euronen im Angebot), das DROPKICK zumindest in Teilbereichen funktionell ähnelt. Die beiden scheinen sogar aus dem selben Stall zu stammen, was diverse identische Menü-Fenster belegen (etwa Aktivierung, numerische Werteeingabe, Preset-Browser, auch die Settings ähneln sich frappierend). Ob das wohl auch zumindest auf Teile des Programmcodes zutrifft…?

Ich habe mir aus reiner Neugier mal die Demoversion besorgt, um diese mit DROPKICK zu vergleichen. Es gibt hier zwar, wie anhand des Funktionsumfangs nicht anders zu erwarten, gewisse klangliche Überschneidungen, aber es ist mir mit KICKSHAPER trotz intensiver Versuche nicht gelungen, die Bassdrum aus meinem alten Track so klingen zu lassen, wie in meinem obigen Klangbeispiel, die resonante Komponente von DROPKICK ließ mit KICKSHAPER einfach nicht erzeugen. Auch das Kompressionsmodul klingt für mich anders, ebenso die Verzerrung des Clippers.

Umgekehrt kann man mit KICKSHAPER auch ein paar Klänge erzielen, die man mit DROPKICK nicht haargenau so hinbekommt, die Unterschiede sind hier allerdings nicht ganz so frappierend. Insofern scheint es sich bei allen Ähnlichkeiten und Schnittmengen also nicht um dasselbe Tool in unterschiedlichen Verpackungen zu handeln, sondern um zwei eigenständige Plugins, die sich eher ergänzen als sich gegenseitig zu ersetzen.


Fazit:

Meine in der Einleitung gestellte Frage hinsichtlich des Nutzwertes von DROPKICK kann ich eindeutig positiv beantworten. Das Plugin zeigt müden Bassdrums tatsächlich, wo der Frosch die Locken hat und hilft sehr gut dabei, den Mix in puncto tieftönende Klopfgeister zu verbessern und durchsetzungsfähige Kicks zu erzeugen.

Vor allem, wenn man mit vorgegebenen Material arbeiten muss und die Kick nicht mehr nachträglich gegen eine passendere austauschen kann, stellt DROPKICK eine große Hilfe dar. Dass DROPKICK darüber hinaus auch noch den einen oder anderen artfremden Sound aufzumöbeln vermag (Stichwort Snare), nehmen wir gerne mit.

Sicherlich lassen sich die klanglichen Ergebnisse, die DROPKICK liefert, wohl auch mit einer Kombination aus einzelnen Plugins erreichen (Filter, Transientendesigner, Compressor, Limiter, Clipper, Verzerrer und so weiter), aber ich finde es ungleich komfortabler, diese ganzen Werkzeuge auf einer Oberfläche versammelt zu haben, als ständig zwischen mehreren verschiedenen Plugins hin- und her springen zu müssen, nur um dort kleinere Anpassungen vorzunehmen. DROPKICK hat hier in puncto Workflow eindeutig die Nase vorn.

Und mischtechnisch weniger bedarfte Anwender dürften mit der One-Knob-Sammlung von DROPKICK ebenfalls schneller zum Ziel gelangen als mit einer ellenlangen Effektkette und tausend Parametern.

DROPKICK von JMG SOUND wird bei UNITED PLUGINS derzeit noch zum Einführungspreis von schlanken 19,- Euro feilgeboten. Dieses Sonderangebot gilt noch bis zum Ende des Monats (Februar 2024), anschließend wird der reguläre Preis fällig, welcher 69,- Euro beträgt. Wie oben erwähnt, erhält man zum Plugin auch noch einen Gutschein-Code für das Kick-Sample-Paket KICKS COLLECTION FOR DROPKIT dazu.

Ein kostenlose Demoversion von DROPKICK kann man bei UNITED PLUGINS herunterladen. Diese ist fünfzehn Tage lang ohne Einschränkungen lauffähig, das sollte wohl locker ausreichen, um zu erkunden, ob DROPKICK tatsächlich etwas für den persönlichen Bedarf ist. Nachtrag: Andreas hat unten in seinem Kommentar noch eine sehr interessante Eigenschaft der Demoversionen von UNITED PLUGINS angemerkt!


Positives:
+ hohe Klangqualität
+ effektiver Nutzen
+ einfache Bedienung
+ schneller Workflow
+ übersichtliche Bedienoberfläche
+ einfache Offline-Aktivierung möglich

Negatives:
– kein Dry/Wet-Regler
– Analyzer nicht sehr aussagekräftig


Produktwebseite: https://unitedplugins.com/Dropkick/


Weitere Testberichte von uns findet Ihr übrigens hier.

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