Testbericht: ARTURIA V COLLECTION X – Die X-Akten

Ein gemeinschaftlicher Testbericht von
Perry Staltic, Andreas und Stefan Federspiel,
veröffentlicht am 21.01.2024

ARTURIA hat seine V COLLECTION nun zum x-ten Mal aufgelegt, und das ist in diesem Falle tatsächlich wörtlich zu nehmen, denn die aktuelle Version nennt sich V COLLECTION X, womit die römische Schreibweise der Zahl 10 gemeint ist. Wieder einmal wurde nicht nur eine Handvoll neuer Plugins hinzugefügt, auch ein paar der alten Recken mussten eine umfassende Renovierung über sich ergehen lassen.

Für diesen Testbericht habe ich mich mal wieder mit meinen BuenasIdeas-Kollegen Andreas und Stefan Federspiel zusammengetan und gemeinsam haben wir diese Generation X unter die Lupe genommen, genauer gesagt hat jeder von uns sich mit einigen ausgewählten Instrumenten befasst. So hat Andreas die beiden virtuellen Klimperkisten getestet, Stefan hat sich um die neuen AUGMENTED-Plugins gekümmtert und ich habe mir die Synthesizer sowie die zusätzlichen Soundbänke vorgenommen.


Literaturliste…

Die zehnte Auflage, V COLLECTION X, beinhaltet 39 einzelne Instrumente, also ein halbes Dutzend mehr als die Vorgängerversion. Die meisten davon haben wir in der Vergangenheit bereits getestet und werden dies daher jetzt nicht erneut tun, sondern uns lediglich wieder auf die Veränderungen fokussieren.

Unsere Testberichte zu früheren Versionen bzw. zu einzelnen Instrumenten findet Ihr hier:

ACID V
SQ80 V
V COLLECTION 8
V COLLECTION 7
SYNCLAVIER V
PIANO V
V COLLECTION 4 – Teil 1
V COLLECTION 4 – Teil 2
V COLLECTION 4 – Teil 3

Obacht: Ich werde Euch zwischendurch wieder stichprobenartig nach den Inhalten der vorgenannten Testberichte befragen, um zu überprüfen, ob Ihr sie auch tatsächlich ordnungsgemäß durchgearbeitet habt und damit für den nun folgenden Bericht überhaupt qualifiziert seid… 😉


Übergriffig…

Alle Instrumente in ARTURIA’s V COLLECTION verfügen über eine mehr oder minder identische Reihe an Merkmalen und Grundfunktionen, unabhängig von ihrer jeweiligen Klangerzeugung. Um uns nicht ständig wiederholen zu müssen, werden wir sie an dieser Stelle gemeinsam abhandeln.

Die V COLLECTION X läuft ausschließlich auf 64-Bit-Systemen, entweder auf WINDOWS 10 und 11 oder auf macOS ab Version 11.0 aufwärts. Ob ein inoffizieller Betrieb, also ohne jeglichen Support von Seiten ARTURIA’s, auch noch auf älteren Systemen wie etwa WINDOWS 7 möglich ist (bei den Vorgängerversionen war dies ja durchaus der Fall), haben wir aus Gründen dieses Mal nicht gesondert überprüft. Die SILICON CPUs von APPLE werden nativ unterstützt, allerdings keine ARM-Prozessoren unter WINDOWS.

ARTURIA nennt folgende Mindestvoraussetzungen von Seiten der Hardware: 4 GB RAM, Quadcore CPU mit 3.4 GHz (4.0 GHz Turbo-boost) oder APPLE SILICON CPU, 32 GB freier Festplattenspeicher, OpenGL 2.0 kompatible GPU.

Neben Standalone-Versionen, die keinen separaten Host benötigen, stehen die Plugin-Formate VST2, VST3, AAX und AU zur Verfügung, auch NKS wird für alle Instrumente mit Ausnahme von ANALOG LAB V angeboten.

Der Verfassser dieser Zeilen hat übrigens ausschließlich die VST-Varianten der Plugins getestet, zum Einsatz kam ein Rechner mit WINDOWS 10 (CPU i7-4790K mit 4 x 4,0 GHz sowie 16 GB Arbeitsspeicher).

ARTURIA V COLLECTION X
ARTURIA V COLLECTION X

Die Installationsdateien findet man für jedes Instrument getrennt auf der ARTURIA-Website. Alternativ kann man zum Download und zur Installation, aber auch auch für spätere Updates eine gesonderte Applikation namens ARTURIA SOFTWARE CENTER, kurz ASC, verwenden, dann ist auf dem Host-Rechner jedoch zumindest für das Herunterladen eine aktive Internetverbindung erforderlich.

ARTURIA SOFTWARE CENTER
ARTURIA SOFTWARE CENTER

Das ASC muss in jedem Fall auf dem Host-Rechner installiert werden, denn es dient auch zur Aktivierung der V COLLECTION X, fungiert also als Kopierschutz. Eine Lizenz lässt sich dabei auf bis zu fünf verschiedenen Rechnern aktivieren. Einzelne Rechner, die bei ARTURIA „Machine“ genannt werden, können bei Bedarf auch wieder freigegeben werden, die entsprechenden Optionen dazu findet man ebenso im ASC wie auch in seinem Account.

Übrigens, die erwähnten Aktivierungen lassen sich sowohl online als auch offline durchführen, grundsätzlich lässt sich die V COLLECTION X also ganz ohne eine Internetverbindung auf dem Host-Rechner betreiben, wenngleich dies dann ein wenig umständlicher vonstatten geht und ein zweites Endgerät mit Internetzugang erfordert.

Während bei der Installation normalerweise die gewünschten Verzeichnisse, zu installierende Plugin-Forrnate und weitere Optionen für jedes Instrumente getrennt abgefragt werden und man den Installationsfortschritt auch beobachten kann, fand genau dies bei den AUGMENTED-Plugins sowie ANALOG LAB PRO nicht statt, die genannten Instrumente wurden einfach ohne Auswahlmöglichkeit via „Silent Install“ auf die Platte geschaufelt. Bei ANALOG LAB PRO wurden ohne Nachfrage gleich alle Plugin-Formate mitinstalliert, obwohl beispielsweise AAX gar nicht erwünscht war. An eventuell falsch gesetzten Installationsoptionen im ASC lag diese jedenfalls nicht. Dieses Problem scheint ARTURIA auch schon länger bekannt zu sein, wie man einem entsprechenden Forenbeitrag bei KVR entnehmen kann. Schade, dass es immer noch nicht behoben wurde.

Alle Instrumente der V COLLECTION X bieten skalierbare Bedienoberflächen, die trotz ihres unterschiedlichen Designs allerlei Gemeinsamkeiten aufweisen. Dazu gehören neben vier Macro-Reglern, einer prozentualen Auslastungsanzeige sowie Undo/Redo-Funktionen inklusive Historie auch ein rechtsseitiges Ausklapp-Menü mit mehreren Tabs.

ARTURIA V COLLECTION X - Settings
ARTURIA V COLLECTION X – Settings

Einer davon nennt sich SETTINGS und in ihm können verschiedene grundlegende Einstellungen getätigt werden, seien es MIDI-Kanal, Pitch Bend Range oder die MPE-Optionen, sofern das jeweilige Instrument MPE auch unterstützt.

ARTURIA V COLLECTION X - MIDI-Learn-Funktion
ARTURIA V COLLECTION X – MIDI-Learn-Funktion

Der Tab MIDI erlaubt die Zuweisung eines Controllers bzw. von MIDI-CCs zu einzelnen Parametern des Plugins. Mit Hilfe der Learn-Funktion ist dies schnell erledigt, lässt sich aber jederzeit auch nachträglich noch von Hand editieren. Darüber hinaus lassen sich hier die gewünschten Minimal- und Maximalwerte für jede Parameter-Zuordnung festlegen. Wenn man dann alles angepasst hat, lässt sich das Ganze auch als separates Preset speichern und laden.

Was sich seit der Vorgängerversion immer noch nicht geändert hat, ist die fehlende Möglichkeit, die Plugin-Regler auch über das Mausrad zu bedienen, das ist jetzt nicht weiter tragisch, erscheint aber gerade deshalb kurios, weil ARTURIA’s Effekt-Plugins dies durchaus ermöglichen (dafür aber ihrerseits keine Steuerung via MIDI zulassen…).

ARTURIA V COLLECTION X - Macro-Regler
ARTURIA V COLLECTION X – Macro-Regler

Ein weiterer Tab namens MACRO erlaubt die von ARTURIA getätigten Voreinstellungen der oben erwähnten gleichnamigen Regler nach Bedarf abzuändern. Diese MACROS diesen der gleichzeitigen Steuerung eines oder mehrerer Parameter über nur einen einzigen Regler, der selbst wiederum auch einem MIDI-Controller zugewiesen werden kann.

Bei den AUGMENTED-Plugins sind diese Macro-Regler übrigens nicht in der untereren Leiste positioniert, sondern mitten auf der Bedienoberfläche (STANDARD PANEL), auch erfolgt ihre Anpassung nicht in besagtem Ausklapp-Menü (das existiert dort nämlich gar nicht), sondern im ADVANCED PANEL.

ARTURIA V COLLECTION X - In-App-Tutorials
ARTURIA V COLLECTION X – In-App-Tutorials

Zu guter Letzt finden wir auch noch den Menüpunkt TUTORIALS. Dahinter verbergen sich die englischsprachigen In-App-Tutorials, die eine schnelle Einweisung in die Funktionen des jeweiligen Plugins bieten und darüber hinaus auch mit diversen praktischen Tipps bezüglich des Sounddesigns aufwarten können. Sie sind in einzelne Kapitel unterteilt und heben die jeweils abgehandelten Sektionen auf der Bedienoberfläche hervor, während der Rest zur besseren Übersichtlichkeit dezent abgedunkelt wird.

Von den auf ARTURIA’s Website ebenfalls verfügbaren ausführlichen PDF-Anleitungen waren zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Testberichts noch nicht für alle der neuen Instrumente deutsche Übersetzungen verfügbar. Die Erfahrung lehrt jedoch, dass dies bei ARTURIA immer nur eine Frage der Zeit darstellt.

ARTURIA V COLLECTION X - Preset-Browser
ARTURIA V COLLECTION X – Preset-Browser

Der Preset-Browser befindet sich bei den Plugins der V COLLECTION X auf der Höhe der Zeit (das war er aber auch schon bei den Vorgängerversionen) und hat alles an Bord, was die Organisation und das (Wieder-)Finden von Presets einfacher gestaltet, zum Beispiel eine Einteilung in Soundbänke und Kategorien, verschiedene Suchfilterfunktionen, selbst definierbare Playlists und eine Favoriten-Funktion, mit der man seine Lieblings-Presets markieren kann. Presets lassen sich außerdem mit kurzen Kommentaren versehen, etwa für Anwendungshinweise.

Eine ordentliche Verwaltungsmöglichkeit wie hier ist aber auch wirklich notwendig, denn zu der an sich schon enormen Menge an Presets kommen in der V COLLECTION X noch einmal drei neue Soundbänke mit zusammen 450 Presets hinzu, diese tragen die für sich selbst sprechenden Namen HYPER RAVE, INNER CITY SOUL und INWARD UNIVERSE. Die Gesamtzahl aller mitgelieferten Presets dürfte somit inzwischen nahe an die 10.000er-Marke heranreichen.

V COLLECTION X enthaltene Instrumente

Nachfolgend findet Ihr eine alphabetische Auflistung aller Instrumente der V COLLECTION X, die Neuzugänge und die Revisionen, zusammen acht an der Zahl, sind in Fettschrift hervorgehoben:

ACID V
– ANALOG LAB V
– ARP2600 V
AUGMENTED BRASS
AUGMENTED GRAND PIANO
– AUGMENTED STRINGS
– AUGMENTED VOICES
– AUGMENTED WOODWINDS
– B-3 V
– BUCHLA EASEL V
– CLAVINET V
– CMI V
CP-70 V
– CS-80 V 4
– CZ V
– DX7 V
– EMULATOR II V
– FARFISA V
– JUN-6 V
– JUP-8 V
– KORG MS-20 V
– MATRIX-12 V
– MELLOTRON V
MINI V4
MINIFREAK V
– MODULAR V
– OP-XA V
– PIANO V
– PROPHET-5 V
– PROPHET-VS V
– SEM V
– SOLINA V
– SQ80 V
– STAGE-73 V
– SYNCLAVIER V
– SYNTHI V
– VOCODER V
– VOX CONTINENTAL V
WURLY V3


ACID V

Diesen Neuzugang im Bundle hatte bereits im vergangenen August zum Test da, hier nachzulesen. Damals fand ich den Klang wahrlich nicht übel, wenngleich dem der Platzhirsche ABL3 und PHOSCYON 2 ein klein wenig unterlegen und mindestens gleichauf mit dem der virtuellen TB-303 von ROLAND. Dafür konnte ACID V aber mit vielfältigeren Modulationsmöglichkeiten punkten.


MINIFREAK V (von Perry Staltic)

Dieses Plugin ist die erste Emulation in der Geschichte der V COLLECTION, die keine Vintage-Hardware, sondern einen aktuellen Synthesizer nachbildet (die Neuauflagen von MINIMOOG und PROPHET 5 jetzt mal außen vorgelassen…). Der MINIFREAK V kam erst im vorletzten Jahr zeitgleich mit seinem Vorbild auf den Markt und war ursprünglich auch nur den Käufern der Hardware vorbehalten, die ihn zum MINIFREAK als virtuelle Erweiterung kostenlos dazu bekamen. Etwas später war er dann aber doch für jedermann zu erwerben und nun ist er Bestandteil der V COLLECTION X.

ARTURIA MINIFREAK V - Home Panel
ARTURIA MINIFREAK V – Home Panel

Trotz eines leicht veränderten Layouts zugunsten einer bildschirmgerechteren Bedienung verhält sich der MINIFREAK V nahezu identisch zu seinem Hardware-Pendant. Während der MINIFREAK den Vorteil einer besseren Haptik bietet, kann seine Emulation mit einer übersichtlichen Darstellung von Parametern punkten (und natürlich mit multiplen Instanzen). Die einzigen technischen Unterschiede liegen in der Filtersektion, die beim MINIFREAK analog aufgebaut und beim MINIFREAK V gezwungenermaßen digital umgesetzt wurde.

Ansonsten geht die Ähnlichkeit zwischen den beiden so weit, dass die Hardware auch als Controller für das Software dienen kann und das Plugin wiederum auch als Preset-Manager und Firmware-Updater für die Hardware fungiert. Sie bilden damit eine Einheit.

Die Klangarchitektur besteht grundsätzlich aus zwei Oszillatoren, die mittels Filter subtraktiv nachbearbeitet werden, neben einigen Modulationsmöglichkeiten kommt zur Veredelung noch eine Effektsektion hinzu. Oszillatoren, Filter und Effekte befinden sich dabei im reduzierten HOME-Panel, welches die standardmäßige Ansicht darstellt, stets im direkten Zugriff.

ARTURIA MINIFREAK V - Oszillator-Modelle
ARTURIA MINIFREAK V – Oszillator-Modelle

Jeder der zwei Oszillatoren kann nicht nur die typischen Grundschwingungsformen erzeugen, sondern sich darüber hinaus auch eines von zahlreichen Modellen mit unterschiedlichen Syntheseformen bedienen, hier werden gewisse Ähnlichkeiten sowohl zum MICROFREAK als auch auch zum PIGMENTS erkennbar.

Unter diesen Modellen finden sich teils auch weniger alltägliche Typen wie etwa Karplus-Strong, Modal, Waveshaper oder eine Sprachsynthese mit fest vorgegebenen Vokalen und ganzen Wörtern (Zahlen, Buchstaben, Farben, technische Begriffe etc.). Nicht immer erschließt sich die Funktion eines Modells aus seiner bisweilen kryptischen Bezeichnung, hier hilft ein beherzter Blick ins Manual sowie Experimentieren. Ein Teil der Modelle stammt ursprünglich von MUTABLE INSTRUMENTS, ein anderer von NOISE ENGINEERING.

Eine Schnittmenge dieser Modelle ist bei beiden Oszillatoren vorhanden, andere wiederum stehen nur bei OSC 1 bzw. nur bei OSC 2 zur Verfügung. Beispielsweise sind die mit dem erst kürzlich erfolgten Update auf die Versionsnummer 2.0 hinzugekommenen Wavetables nur für den ersten Oszillator verfügbar, ebenso wie die Nutzung des Audioeingangs, während bloß der zweite Oszillator auch die Funktionen verschiedener digitaler Filtertypen annehmen kann.

ARTURIA MINIFREAK V - Osc1 Wavetables
ARTURIA MINIFREAK V – Osc1 Wavetables

Jedes Modell bietet dabei einen eigenen Satz an Parametern, der jeweils auf die vier virtuellen Drehregler unterhalb des Wellenform-Displays eines jeden Oszillators gelegt wird (bei der Hardware müssen sich die beiden Oszillatoren übrigens ein einziges, umschaltbares Set an Reglern teilen). Die Bezeichnungen dieser Regler werden dabei gegebenenfalls angepasst (bei der Hardware natürlich nicht…).

Das (bei der Hardware analoge) Hauptfilter ist laut ARTURIA von dem des OBERHEIM SEM „inspiriert“, weist eine Flankensteilheit von 12 dB pro Oktave auf und kann als Tiefpass, Bandpass oder Hochpass arbeiten. Einstellbar sind Grenzfrequenz (ca. 30 Hz bis 15 kHz), Resonanz (reicht bis in die Selbstoszillation) und Intensität der Modulation durch die Hüllkurve (eine Filtermodulation kann jedoch auch durch weitere Quellen erfolgen).

Wie oben bereits erwähnt, kann der zweite Oszillator ebenfalls als (digitales) Filter fungieren, unabhängig vom Analogfilter.

ARTURIA MINIFREAK V - Effektsektion
ARTURIA MINIFREAK V – Effektsektion

Die Effektsektion auf der rechten Seite ist ohne Wechsel der Ansicht permanent erreichbar. Sie bietet drei seriell miteinander verknüpfte Slots (FX1>FX2>FX3), in die sich jeweils einer von insgesamt elf FX-Typen laden lässt. Zur Auswahl stehen Chorus, Phaser, Flanger, Reverb, Delay, Distortion, Bit Crusher, 3 Bands EQ, Peak EQ, Multi Comp und SuperUnison. Letzterer dürfte übrigens einer Abart der REFRACTION-Sektion des separaten Plugins EFX REFRACT entsprechen.

Alle Effekte fungieren als Inserts, mit Ausnahme von Delay und Reverb, die sich bei Bedarf auch als Send-Effekte betreiben lassen (der Dry/Wet-Regler der Insert-Effekte wird dann zum Send-Level-Regler).

Bei der Auswahl der Effekte ist auch zu beachten, dass Delay, Reverb und Multi Comp jeweils nur einmal zur Verfügung stehen. Sobald einer dieser Effekte in einen der drei Slots geladen wurde, ist er in der Auswahlliste der verbleibenden zwei automatisch ausgegraut. Möglicherweise ist dies einfach ein Zugeständnis an die begrenzte Rechenkapazität des in der Hardware verbauten Prozessors, dem sich die Emulation aus Gründen der Kompatibilität ebenfalls unterordnen muss (?). Alle anderen Effekt-Typen lassen sich auch mehrfach laden.

ARTURIA MINIFREAK V - Advanced Panel - Keyboard
ARTURIA MINIFREAK V – Advanced Panel – Keyboard

Wer bisher Hüllkurven, LFOs und andere Elemente der MINIFREAK-Hardware vermisst hat, der findet diese im ADVANCED PANEL, in das ARTURIA sie der besseren Übersichtlichkeit halber ausgelagert hat.

Zu den sechs im mittleren Bereich angesiedelten Funktionsgruppen, auf die man im ADVANCED PANEL immer Zugriff hat, kommen im unteren Bereich noch weitere Abteilungen, die sich über entsprechend beschriftete Schaltflächen aufrufen lassen. Die erste davon nennt sich KEYBOARD, weil sich damit die virtuelle Klaviatur aufrufen lässt.

Wenden wir uns zunächst den darüber positionierten Funktionsgruppen zu. Ganz links befinden sich CHORD und SCALE, ihrerseits durch Tabs voneinander getrennt. CHORD erlaubt das Erstelllen von Akkorden, während man bei SCALE die gewünschte Tonleiter nebst Grundton definieren kann, jeweils mit grafischer Unterstützung.

Direkt daneben liegt der Bereich VOICES, der für die Stimmenzuweisung da ist. MICROFREAK V unterstützt die vier Modi monophon, unisono, polyphon und paraphon. In den Betriebsarten UNISON und POLY verfügt der Synthesizer über maximal sechs Stimmen, bei PARA sind es sogar zwölf (hierbei übernimmt OSC2 dann die Einstellungen von OSC1 und kann nicht mehr separat editiert werden). UNISON kann übrigens auch auf einen polyphonen oder einen paraphonen Submodus eingestellt werden, in dem die jeweils zur Verfügung stehenden Stimmen auf die gespielten Noten verteilt werden. In diesem Bereich finden wir auch eine manuelle Haltefunktion sowie einen Regler für das Portamento (GLIDE).

Als nächstes folgen die zwei identisch ausgestatteten LFOs, deren Geschwindigkeit bis 20 Hz reicht und bei Bedarf auch zum Host-Tempo synchronisiert werden kann. Die zur Verfügung stehenden Schwingungsformen sind Sinus, Dreieck, Sägezahn, Rechteck, Sample & Hold (sprunghafte Werteänderung), Slew Sample & Hold (fließende Werteänderung). Zu den gerade genannten Schwingungsformen, die allesamt bipolar sind, gesellen sich noch die beiden unipolaren Formen exponentieller Sägezahn und exponentielle Rampe. Darüber hinaus lassen sich auch noch eigenen Verlaufskurven zeichnen, doch dazu kommen wir gleich noch.

Auf der rechten Seite erhält man Zugriff auf die beiden Hüllkurven des MINIFREAK V, bestehend aus einer klassischen ADSR-Hüllkurve (per Default dem VCA zugewiesen, aber via Modulationsmatrix auch auf andere Ziele routbar) und einer sogenannten CYCLING ENVELOPE.

Letztere besitzt die drei Parameter RISE, FALL und HOLD. Sie kann entweder als weitere ADSR-Hüllkurve fungieren (FALL bestimmt dann sowohl die Decay- als auch die Release-Zeit), aber auch als eine Art zusätzlicher LFO mit drei Stufen. Hierbei wird zwischen dem RUN- und dem LOOP-Modus unterschieden. Ersterer arbeitet monophon und beeinflusst alle Stimmen gleichzeitig, LOOP hingegen steuert jede Stimme getrennt an.

Beide Hüllkurven lassen sich nicht nur durch ihre virtuellen Drehregler, sondern auch im darüber liegenden Display durch Ziehen der Punkte grafisch editieren.

ARTURIA MINIFREAK V - Advanced Panel - Macro + Matrix
ARTURIA MINIFREAK V – Advanced Panel – Macro + Matrix

Die Schaltfläche MACRO/MATRIX ersetzt das Keyboard im unteren Bereich durch Zuweisungsmöglichkeiten für die beiden Macro-Regler in Form der linksseitigen Touch Strips sowie durch eine Modulationsmatrix, die in Form und Funktion ihrem Pendant in der Hardware gleicht, mit der Ausnahme, dass im Plugin alle Ziele gleichzeitig und ohne das Umschalten von Seiten angezeigt werden. Sieben Modulationsquellen treffen hier auf dreizehn mögliche Modulationsziele, von denen neun selbst definiert werden können.

ARTURIA MINIFREAK V - Touch Strips Belegung
ARTURIA MINIFREAK V – Touch Strips Belegung

Auch für die Macros existieren eine Vielzahl an möglichen Zielen, von denen bis zu vier parallel mit einem Regler gesteuert werden können. Die erwähnten Touch Strips, die beim MINIFREAK V natürlich nur virtueller Natur sind, lassen sich übrigens nicht nur als Macro-Regler, sondern auch als Ersatz für Pitch Bender und Modulationsrad sowie zur Steuerung der Sequencer-Parameter GATE und SPICE einsetzen.

ARTURIA MINIFREAK V - Advanced Panel - LFO Shaper
ARTURIA MINIFREAK V – Advanced Panel – LFO Shaper

Ich hatte eben ja schon kurz die Option erwähnt, eigene Verlaufskurven für die beiden LFOs zeichnen zu können, dazu muss man per Schaltfläche den gesonderten LFO SHAPER im unteren Bereich einblenden.

Hier kann man für jeden LFO separat mehr oder minder komplexe Verläufe erstellen, die aus maximal sechzehn Schritten bestehen können. Dazu kann man sich diverser Zeichenwerkzeuge bedienen und mittels der Slope-Regler auch die Krümmung der einzelnen Kurven definieren. Mehrere Schritte können auch zu größeren Segmenten kombiniert werden.

Sofern der jeweilige LFO zum Host-Tempo synchronisiert wird, kann man auswählen, ob der eingestellte Teiler dabei der Länge eines einzelnen Schrittes oder aber der gesamten Verlaufskurve entsprechen soll. Letztere Option ist erst seit dem Update auf die V2.0 verfügbar und ermöglicht dadurch auch weitaus höhere LFO-Geschwindigkeiten als zuvor.

ARTURIA MINIFREAK V - Arpeggiator
ARTURIA MINIFREAK V – Arpeggiator

Sequencer und Arpeggiator sind gemeinsam in einem weiteren Panel untergebracht, in dem sowohl eine Piano-Roll für Noten als auch ein Modulations-Sequencer existieren. Der Letztgenannte erlaubt nicht nur die Automation der Anschlagsdynamik, sondern zudem auch noch die von vier auswählbaren Parametern.

Abhängig davon, welcher Modus aktiviert ist (ARP oder SEQ), ändern sich die angezeigten Symbole am oberen Rand. Die sogenannte SPICE & DICE-Sektion ist in beiden Modi verfügbar und besteht aus den drei Parametern GATE (Notendauer), SPICE (Intensität der Parametervariationen) und DICE (komplette Randomisierung diverser Parameter, wirkt sich lediglich auf die Wiedergabe aus, ohne dabei gespeicherte Sequencer-Daten zu verändern). GATE und SPICE sind, wie oben bereits erwähnt, auch über die beiden Touch Strips steuerbar.

ARTURIA MINIFREAK V - Sequencer
ARTURIA MINIFREAK V – Sequencer

Beim Arpeggiator kann man die Abspielreihenfolge auswählen, wobei hier nicht nur die herkömmlichen Up- und Down-Muster, sondern auch zufällige sowie polyphone Muster und sogar kleine Sequenzen mit bis zu bis zu sechzehn Schritten möglich sind.

Der Oktavumfang des Arpeggios ist einstellbar, ebenso sind Repeat- und Ratchet-Funktionen zur Wiederholung einzelner Schritte verfügbar, und MUTATE erlaubt das Generieren von Noten-Variationen mit verschiedenen Wahrscheinlichkeiten.

Beim Sequencer ist die Anzahl der Symbole nur halb so hoch wie beim Arpeggiator. Die Sequenz kann sowohl manuell gestartet und gestoppt werden als auch mit der Transportsteuerung der jeweiligen DAW gekoppelt werden (Letzteres funktioniert natürlich nicht in der Standalone-Version des MINIFREAK V). Eine Sequenz kann wahlweise ein bis vier Takte bzw. ein bis vierundsechzig Schritte lang sein.

Noten können nicht nur von Hand in die Piano-Roll gesetzt werden, sondern auch in Echtzeit über MIDI mit Hilfe eines Keyboards eingespielt und aufgenommen werden. Eine nachträgliche manuelle Bearbeitung ist jederzeit möglich. Das ganze Procedere lässt sich dabei ähnlich wie in einer DAW handhaben.

ARTURIA MINIFREAK V - Modulations-Sequencer
ARTURIA MINIFREAK V – Modulations-Sequencer

Der Modulation-Sequencer im unteren Bereich kann auf Knopfdruck auch auf den Raum ausgedehnt werden, den normalerweise die Piano-Roll einnimmt (diese wird dann ausgeblendet), wodurch seine Bedienung etwas vereinfacht wird. Die einzelnen Werte lassen sich dabei mittels Schieberegler (die orangen Balken) einstellen.

ARTURIA MINIFREAK V - Modulationsziele
ARTURIA MINIFREAK V – Modulationsziele

Die Modulationsziele für jede der vier Lanes lassen sich auf zwei verschiedene Weisen auswählen. Bei einem Rechtsklick auf die entsprechende Lane-Bezeichnung ganz links öffnet sich ein schnödes Ausklapp-Menü, das die jeweils verfügbaren Parameter auflistet. Bereits anderen Lanes zugewiesene Parameter werden dabei ausgegraut.

ARTURIA MINIFREAK V - Auswahl der Modulationsziele
ARTURIA MINIFREAK V – Auswahl der Modulationsziele

Ein Klick mit der linken Maustaste auf die Lane-Bezeichnung hingegen führt uns zum ADVANED PANEL, auf welchem die Bedienelemente aller zur Verfügung stehenden Parameter eingerahmt sind. Eine Farbcodierung informiert hier über die bereits zugewiesenen (orange), die noch freien (grau) und die aktuell ausgewählten (blau) Parameter.

Klanglich gehört MINIFREAK V zusammen mit PIGMENTS sicherlich zu den flexibelsten Softsynths, die ARTURIA am Start hat. Zwar sind Dank der subtraktiven Architektur auch die einen oder anderen pseudoanalogen Versatzstücke drin, doch bekommt man so etwas mit entsprechenden Emulationen in der Regel besser hin und die wirklichen Stärken liegen meiner Meinung nach auch ganz klar bei den eindeutig als „digital“ erkennbaren Klängen, die MINIFREAK V in einer überzeugenden Qualität abliefert.

Anbei ein paar Klangbeispiele, die ich mit ausgesuchten Presets des MINIFREAK V jeweils manuell eingespielt habe:

Klangbeispiele ARTURIA MINIFREAK V

Neben dem ANALOG LAB PRO ist MINIFREAK V das einzige Instrument im Bundle, dessen Preset-Browser über einen integrierten Store verfügt, über den man bei aktiver Internetverbindung aus dem Plugin heraus neue Soundbänke erwerben und herunterladen kann, sowohl kostenpflichtige als auch freie Preset-Packs. Beim MICROFREAK V ist dies nicht zuletzt auch deshalb so, weil über ihn dann auch Soundbänke für die angeschlossene Hardware bezogen werden können.

Übrigens, die klanglichen Unterschiede zwischen dem MINIFREAK mit seinem echten Analogfilter und dem MINIFREAK V sollen tatsächlich vernachlässigbar sein, wenn man verschiedenen Aussagen im Netz glauben darf, ich selbst vermag dies mangels Hardware-Exemplar leider nicht zu verifizieren.


MINI V4 (von Perry Staltic)

Eine Emulation des MINIMOOG ist nun wahrlich keine extraordinäre Ausnahmeerscheinung auf dem Markt, und auch die V COLLECTION beinhaltet eine solche bereits seit ihrer ersten Inkarnation aus dem Jahre 2005 (die damals noch unter dem Namen VINTAGE COLLECTION PACK veröffentlicht wurde und aus lediglich vier Plugins bestand).

Besagter MINI V hat im Laufe der Jahre seinen Namen mehrfach gewechselt (vermutlich aus lizenzrechtlichen Gründen) und war zuletzt als MINI V3 zu haben. Die zahlreichen Konkurrenten sind im gleichen Zeitraum aber immer mächtiger geworden und haben zu einem großen Teil ARTURIA’s Interpretation klanglich längst überholt und hinter sich gelassen.

Die Grenobler haben dies offenbar zur Kenntnis genommen und sich ihren virtuellen MINIMOOG erneut zu Brust genommen, um ihm einen zeitgemäßeren Output und damit einhergehend auch gleich eine neue Optik zu verpassen. Ob der hellere Farbton des virtuellen Holzes dem Plugin wohl auch zu mehr Brillianz im Klang verhilft…? 😉

ARTURIA MINI V3 und MINI V4 im Vergleich
ARTURIA MINI V3 und MINI V4 im Vergleich

Nostalgie hin, Nostalgie her, man kann es mit dem Fotorealismus auch übertreiben! Ich persönlich habe geradezu schon eine Antipathie gegenüber einer Pseudo-3D-Darstellung mit perspektivischer Verzerrung entwickelt, und zwar herstellerübergreifend. So etwas sieht zwar meist ganz nett aus, bei der Bedienung muss man aber fast immer gewisse Abstriche machen. So auch hier, wo mir die Ablesbarkeit der virtuellen Drehregler etwas schlechter als bei der Vorgängerversion erscheint.

ARTURIA MINI V4 - verborgene Stellschrauben
ARTURIA MINI V4 – verborgene Stellschrauben

Aber die Änderungen an der Bedienoberfläche sind nicht nur rein kosmetischer Natur. Wenn man beim neuen MINI V4 auf das rechtsseitige Namensschild klickt, dann öffnet sich ein kleines darunter verborgenes Abteil mit einigen zusätzlichen Stellschrauben, das es beim originalen MINIMOOG gar nicht gibt.

ARTURIA MINI V4 - Dispersion
ARTURIA MINI V4 – Dispersion

Dabei handelt es sich um die Parameter der sogenannten DISPERSION, die man auch bei einigen der anderen Emulationen in der V COLLECTION findet. Mit diesen lassen sich für Tonhöhe, Grenzfrequenz, Resonanz, Pulsweite, Keyboard-Tracking, Hüllkurven, Modulation und Lautstärke getrennt „altersbedingte“ Abweichungen in den virtuellen Schaltkreisen einstellen.

Mit Hilfe des VINTAGE KNOB, der beim MINI V4 ebenfalls neu hinzugekommen ist und der sich rechts unten auf dem Panel befindet, kann man dann das virtuelle Alter dann gemäß der vorgenommenen Dispersionseinstellungen von ganz neu auf bereits ziemlich verkalkt regeln.

Auch das ADVANCED PANEL des MINI V wurde grundlegend überholt und präsentiert sich nun im Stil neuerer ARTURIA-Plugins. Einige der bei der Vorgängerversion hier untergebrachten Funktionen wurden entweder ersetzt oder ganz gestrichen. Wenn man die Gesamtheit der vorhandenen Optionen betrachtet, gibt sich der Neue an dieser Stelle aber eigentlich ebenso potent.

ARTURIA MINI V4 - Advanced Pane - MOD und ARP
ARTURIA MINI V4 – Advanced Pane – MOD und ARP

Um Platz zu sparen, existieren auch hier wieder verschiedene durch vertikale und horizontale Tabs voneinander getrennte Funktionsgruppen. Unter MOD / ARP finden wir einerseits einen zusätzlichen LFO als auch einen der für ARTURIA so typischen Funktionsgeneratoren für Modulationszwecke, andererseits ist hier ein Arpeggiator mit grafischer Editiermöglichkeit untergebracht.

ARTURIA MINI V4 - Advanced Panel - Keyboard
ARTURIA MINI V4 – Advanced Panel – Keyboard

Unter KEYBOARD befindet sich eine kleine Modulationsmatrix, in der welcher sich zumindest die drei Spielhilfen Anschlagsdynamik, Aftertouch und Modulationsrad sowie das Keyboard-Tracking allerlei Parametern als Modulationsziel zuweisen lassen. Die Intensität ist dabei einstellbar und die in der Grundeinstellung linearen Verlaufskurven lassen sich hier ebenfalls nach Bedarf abändern.

ARTURIA MINI V4 - Advanced Panel - Effects
ARTURIA MINI V4 – Advanced Panel – Effects

Auch die Effeksektion verbirgt sich im ADVANCED PANEL. Sie besteht aus drei separaten Slots, in die sich jeweils einer von siebzehn Effekttypen laden lassen. Neben diversen Verzögerungs- und Modulationseffekten stehen hier auch Kompression, Verzerrung sowie Filter und EQ zur Verfügung. Die Qualität entspricht den Effekten in anderen ARTURIA-Instrumenten bzw. denen in der hauseigenen FX COLLECTION.

Was nun die Klangqualität des MINI V4 angeht, wenn ich diese mit der des MINI V3 vergleiche, so empfinde ich hier durchaus eine hörbare Verbesserung gegenüber dem Vorgänger. Diese fällt nicht bei allen Klängen sofort auf, zumal die PRESETS bei ARTURIA häufig in einer Überdosis an Effekten getränkt sind, aber bei einem direkten Vergleich wird sie offenbar. ARTURIA hat die dahinterstehende Sound-Engine also tatsächlich überarbeitet und nicht nur alten Wein in neue Schläuche gefüllt.

Nachfolgend gibt es einen Direktvergleich zwischen den beiden Presets, die bei MINI V3 und V4 als Voreinstellung geladen werden. Diese sind zwar sehr ähnlich, doch nicht identisch, so dass ich sie noch manuell etwas angeglichen habe.

Dies war weniger leicht als zunächst angenommen, da die Regelwege der beiden Versionen unterschiedlich kalibriert sind, so dass gleiche Potistellungen unterschiedliche Resultate zur Folge haben. Erstaunlich ist in diesem Zusammenhang auch, dass bei der Grenzfrequenz des Filters, die bei beiden Plugins in ja Hz angezeigt wird, so starke Diskrepanzen auftreten (entweder stimmt die Anzeige bei einem der Plugins oder bei gleich beiden nicht).

Ihr hört eine aufsteigende Folge aus doppelten Noten, von denen jeweils die erste vom MINI V3 und die zweite vom MINI V4 gespielt wird:

Klangvergleich ARTURIA MINI V3 vs MINI V4

Zum Abschluss gibt es auch noch eine kleine, willkürlich ausgewählte Selektion aus den zum MINI V4 mitgelieferten Presets. Möglicherweise kommt Euch hier ja der eine oder andere der Klänge irgendwoher bekannt vor… 😉

Klangbeispiele ARTURIA MINI V4

Alles in allem ist das Upgrade des MINI V durchaus gelungen und auch wenn ich nicht zu sagen vermag, wie sich die Version 4 den aktuellen Platzhirschen von UAD und SOFTUBE gegenüber verhält, so ist ARTURIA’s Interpretation des MINIMOOG dennoch wieder deutlich konkurrenzfähiger geworden.


ANALOG LAB PRO und zusätzliche Soundbänke (von Perry Staltic)

Zur V COLLECTION X gehört auch wieder eine Version des ANALOG LAB, das statt des früheren V nun ein PRO als Namenserweiterung trägt, wohl deshalb, um es so besser von den abgespeckten Einsteigervarianten abzugrenzen. Die eigentlichen Plugin-Dateien heißen aber nach wie vor ANALOG LAB V, so dass sie problemlos auch von älteren DAW-Projekten gefunden werden, die mit Hilfe der Vorgängerversion erstellt wurden .

ANALOG LAB ist eine Art Meta-Instrument, das die Sound-Engines aller im Bundle enthaltenen Einzelinstrumente sowie die des PIGMENTS und eine Legion an Presets unter einer Haube beherbergt, dafür aber nur vergleichsweise rudimentäre Editiermöglichkeiten bietet. Jeweils zwei dieser Sound-Engines können zu einem Split- oder Layer-Klang kombiniert und mit zusätzlichen Effekten versehen werden.

Angesichts der mittlerweile zahlreichen Emulationen auch digitaler Synthesizer sowie der ganzen AUGMENTED-Plugins, deren Sound-Engines ja ebenfalls im ANALOG LAB PRO werkeln, passt das „Analog“ im Namen eigentlich nicht mehr so wirklich, HYBRID LAB träfe es inzwischen wohl schon eher… 😉

ARTURIA ANALOG LAB PRO
ARTURIA ANALOG LAB PRO

Abgesehen von den neu hinzugekommen Sound-Engines, die von den Neuzugängen in der V COLLECTION stammen, scheinen die Veränderungen gegenüber der Vorgängerversion größtenteils kosmetischer Natur zu sein. So wurde das Layout der Kategorien ein wenig verändert, ebenso wie das Aussehen der Symbole, die virtuellen Drehregler haben nun eine Flat-Optik erhalten usw. Grundsätzlich ist aber wohl alles beim Alten geblieben, so dass den geneigten Anwender hier auch keine sonderlich steile Lernkurve erwartet. Eine detaillierte Beschreibung erspare ich mir daher und verweise stattdessen auf das entsprechende Kapitel in unserem Testbericht zur V COLLECTION 8.

ARTURIA ANALOG LAB PRO - Store
ARTURIA ANALOG LAB PRO – Store

Wie weiter oben schon erwähnt, besitzt außer dem MINIFREAK V nur das ANALOG LAB PRO einen eingebauten Store zum Kauf und Download von zusätzlichen Soundbänken mit neuen Presets. Dazu muss auf dem Host-Rechner natürlich eine aktive Internetverbindung bestehen. Neben allerlei kommerziellen Angeboten die für einen gewissen Obolus feilgeboten werden, finden sich hier auch einige frei erhältliche Soundbänke, die mit einem Mausklick heruntergeladen und installiert werden können.

ARTURIA ANALOG LAB PRO - Sound Banks
ARTURIA ANALOG LAB PRO – Sound Banks

Auch die zur V COLLECTION X gehörenden Extra-Presets lassen sich auf diesem Wege auf den Rechner bringen. Alternativ dazu findet man aber im eigenen ARTURIA-Account auch die entsprechenden Installationsdateien zum Download, das ist etwa praktisch, wenn der Host-Rechner ausschließlich offline betrieben wird. Egal, auf welche Weise man solche optionalen Soundbänke auch installiert, die darin enthaltenen Presets stehen anschließend in allen Instrumenten der V COLLECTION zur Verfügung, für die sie jeweils gedacht sind.

ARTURIA V COLLECTION X - zusätzliche Soundbänke
ARTURIA V COLLECTION X – zusätzliche Soundbänke

Zur V COLLECTION X liefert ARTURIA auch drei zusätzliche Soundbänke mit jeweils 150 Presets mit. Diese nennen sich HYPER RAVE, INNER CITY SOUL und INWARD UNIVERSE und decken unterschiedliche musikalische Genres und klangliche Stilistiken ab, wobei ihre Namen schon andeuten, wohin die Reise in etwa geht.

So hat sich HYPER RAVE vorrangig dem technoiden Underground gewidmet und pflegt dabei zum Teil auch eine stilgerechte Härte, abseits weichgespülter Chart-Sounds, so dass diese Soundbank auch für EBM und artverwandte Stile taugt. Acid kommt hier ebenfalls nicht zu kurz. Neben Bässen, Leads und fertigen Sequenzen gibt es auch ein paar sehr nette Pads. Nachfolgend zehn ausgewählte Presets:

Klangbeispiele ARTURIA Soundbank HYPER RAVE

INNER CITY SOUL hat sich zeitgenössischem Urban Soul verschrieben und klingt trotz gewisser Anleihen an klassischen Jazz-, Funk- und Soul-Elementen keineswegs angestaubt, sondern vielmehr recht modern. Neben diversen Leads und ein paar Bässen sind hier auch viele pianoartige perkussive Sounds zu finden. Wieder habe ich hier zehn kleine Beispiele für Euch, seht mir bitte nach, wenn das nun nicht gerade besonders soulig klingt, ich bin weder ein Tastenvirtuose noch habe ich einen besonderen Bezug zu diesem Musikstil:

Klangbeispiele ARTURIA Soundbank INNER CITY SOUL

Bei INWARD UNIVERSE stehen atmosphärische Sounds im Vordergrund, die sich nicht nur für Ambient, Film- und Game-Soundtracks eignen, sondern sich durchaus auch in dem einen oder anderen Elektropop-Song gewinnbringend einsetzen lassen. Daher verwundert es auch wenig, dass vor allem Flächenklänge in der Überzahl sind. Hier sind zehn exemplarische Sounds:

Klangbeispiele ARTURIA Soundbank INWARD UNIVERSE

Alle drei genannten Soundbänke sind übrigens außerhalb der V COLLECTION X auch einzeln erhältlich und kosten dann jeweils 29,99 Taler pro Stück.


CP-70 V (von Andreas )

Das CP-70 wurde von der Firma YAMAHA entwickelt, das halb-akustische Klavier bzw. Flügel erzeugt den Klang mit echter Mechanik und Saiten, ist dabei aber noch transportabel (ca. 130 Kg. Es braucht also doch ein paar kräftige Helfer für den Auf- und Abbau und beim Transport), was in den Jahren 1976 – 1985 dazu führte, dass die Pianos aus der CP-Serie von YAMAHA (CP-60, CP-70 und CP-80) auf so gut wie allen Bühnen der Welt zu finden waren. Zu hören ist das CP-70 sowohl bei Joe Jackson (Steppin out) als auch bei Phil Collins (Groovy kind of love) und sehr vielen weiteren altbekannten und berühmten Bands.

Yamaha CP70 Quelle: Yamaha
YAMAHA CP-70 (Quelle: YAMAHA)

YAMAHA schreibt dazu:

Entwickelt wurde das CP-70 als elektrisches Flügelklavier, um die Ausdruckstiefe eines akustischen Instruments zu bieten und gleichzeitig auf der Bühne mit elektrischen Gitarren, die über einen Verstärker und Lautsprecher bei voller Lautstärke gespielt werden, bestehen zu können. Ähnlich einem verkleinerten akustischen Flügelklavier verfügt das CP-70 über dieselbe Rahmenkonstruktion und Rahmenmechanik wie ein akustisches Klavier. Es kann jedoch in zwei Teile zerlegt und aufbewahrt werden und verwendet ein Tonabnehmersystem im Stil einer E-Gitarre, um den Klang für die Verstärkung über einen Verstärker aufzunehmen. Sein charakteristisch heller, kantiger Klang eroberte die Musikszene, und das CP-70 wurde sowohl bei Live-Auftritten als auch in Aufnahmesituationen intensiv genutzt.

Allerdings war der Preis damals auch nicht so ganz ohne, satte 15.000,- DM (alte durchaus stabile Währung aus Deutschland) mussten 1978 dafür auf den Tisch gelegt werden. Ein gebrauchtes YAMAHA CP-70 kostet auch heute noch ca. 7.500,- Euro.

Heute haben wir die Möglichkeit, so ziemlich jedes Instrument, was musikalische Geschichte geschrieben hat, in der Rock- und Pop-Ära als Plugin bei der französischen Firma ARTURIA zu erwerben, am besten und am preiswertesten direkt im V COLLECTION-Bundle.

Das virtuelle CP-70 V von ARTURIA wiegt nicht nur deutlich weniger als das originale YAMAHA CP-70, sondern ist auch noch bedeutend preiswerter. Zudem nimmt das virtuelle CP-70 V auch weniger Platz ein im Studio, ich denke, dass auch dies ein Argument ist. Denn so kann die entweder die gesamte V COLLECTION oder einzelne virtuelle Instrumente auf das Notebook installiert werden und dort platzsparend untergebracht werden. Da Software-Instrumente heute durchaus so stabil laufen, dass sie sorgenfrei auch live eingesetzt werden können, halte ich dies für eine recht gute Lösung.

Wer bei einem Live-Auftritt ganz sicher gehen will, der gönnt sich ein zweites Notebook mit der gleichen Installation wie das erste (falls das erste Notebook mal den Dienst versagen sollte), da ARTURIA es erlaubt, die erworbenen Software-Produkte auf bis zu fünf unterschiedlichen Rechnern zu betreiben, gibt es hier auch kein Problem mit den Lizenzen. Bei mir läuft die gesamte V COLLECTION X auf einem i7-Notebook von FUJITSU mit 500 GB SSD und 16 GB RAM, völlig stolperfrei und stabil.

Um den Klang eines echten CP-70 authentisch wiederzugeben, hat ARTURIA eine Mischung aus Sampling und Authentic Modeling eingesetzt, diese Technik findet unter anderem auch beim PIANO V und dem AUGMENTED GRAND PIANO Verwendung.

ARTURIA CP-70 V
ARTURIA CP-70 V

Wie wir oben im Bild erkennen können, hat sich auch das Design weitestgehend an das Original gehalten, die sechs Drehregler für Lautstärke, Ton und Tremolo Steuerung, sowie der Ein-/Ausschalter für das Tremolo sind an der erwarteten Stelle vorhanden. Es werden exakt 73 Tasten wie auch beim Original dargestellt und tatsächlich sind auch nur diese in der DAW spielbar, ich hatte eigentlich gedacht, es würden 88 Töne bereitgestellt, aber diese Option lässt man sich bei Arturia ja vielleicht noch für ein virtuelles CP-80 offen. Schauen wir jetzt nach rechts unten, erkennen wir, dass es bei dem CP-70 V doch noch einige weitere einstellbare Parameter gibt.

Eine Parameter-Einstellungshistorie findet sich auf der linken Seite, daneben finden wir 4 Drehregler, die für das jeweilige Preset inkludierte Macros steuern, es handelt sich hier um Brightness, Timbre, Time und Modulation.

Oberhalb der Pianografik finden wir mittig die Presetauswahl, es sind 50 Presets enthalten, welche als gute Ausgangsbasis dienen, um eigene Sounds zu erstellen. Die Presets können sowohl in einer Listenansicht ausgewählt werden als auch in einer Browseransicht. In der Browseransicht werden ein Like-Symbol (ein Herz), der Presetname, der Presetstyle und der Name des Sounddesigners angezeigt. Zudem kann eingestellt werden, ob nur die selbst erstellten Presets angezeigt werden sollen, dazu dient der Schieberegler „User“. Rechts haben wir in der Browseransicht der Presets Zugriff auf die vier bereits beschriebenen Macro-Drehregler.

ARTURIA CP-70 V - Advanced Panel
ARTURIA CP-70 V – Advanced Panel

Wenn wir den Preset-Browser verlassen, sehen wir oben rechts neben der Presetauswahl den Button ADVANCED, dabei handelt es sich um eine Funktion, die ARTURIA nahezu allen Instrumenten der V COLLECTION mitgibt, jenseits der an den Originalgeräten einstellbaren Parametern können hier weitere Werte bestimmt werden, die das Klangverhalten der jeweiligen Instrumente verändern.

Im ADVANCED PANEL kann die Anschlagsdynamik mittels einer Kurvendarstellung an das eigene Spielverhalten angepasst werden, wir finden hier auch Parameter für die Stimmung des Instruments, der Dynamic Range ist einstellbar und die Ein- und Ausschwingphasen der Hüllkurve sind modifizierbar. Interessant finde ich hier die Noises-Sektion, in welcher die mechanischen Geräusche während des Spiels hervorgehoben oder abgesenkt werden können. Zudem ist auch das Klangverhalten des Direct Outputs und der virtuellen Mikrofone regelbar.

ARTURIA CP-70V - Effekte
ARTURIA CP-70V – Effekte

Rechts neben dem Button ADVANCED finden wir den Schalter FX, der dazu dient, die bordeigenen Effekte aufzurufen und einzustellen, die Effekte werden hier als Effektpedale dargestellt, welche von Gitarristen auch gerne als Tretminen bezeichnet werden (zumindest zu meiner Zeit, als ich noch live unterwegs war).

Es sind angefangen vom Equalizer bis hin zum Reverb so ziemlich alle Effekte vorhanden, welche für ein E-Piano sinnvoll sind: Distortion, Phaser, Chorus und Flanger, Tape Echo und Digital Delay und auch ein Rotary Speaker à la LESLIE darf hier nicht fehlen. Insgesamt können sechs Effekte gleichzeitig in das Audiosignal eingeschleift werden, die ersten vier Kanäle sind frei belegbar, der fünfte enthält entweder einen Amp oder eine Rotary-Emulation und der sechste ist einer Raumsimulation vorbehalten. Die Effekteinstellungen können im jeweiligen Preset mitabgespeichert werden. Durch den Einsatz der Effekte können Sounds erzeugt werden, welche nur noch sehr wenig an einen Piano- oder E-Piano Klang erinnern.

TOONTRACK EZKeys ELECTRIC GRAND
TOONTRACK EZKeys ELECTRIC GRAND

Um Euch einen Vergleich an die Hand zu geben (oder ins Ohr zu tröten…), habe ich mein TOONTRACK EZKeys in der Version 1 herangezogen, hier finden wir mit dem ELECTRIC GRAND auch eine recht gute CP-70-Emulation. Ich habe sowohl beim EZKeys als auch beim CP-70 V alle Effekte herausgenommen.

Wobei ich dazu anmerken muss, dass meine Version von TOONTRACK EZKeys schon etwas in die Jahre gekommen ist und dass es mit EZKeys 2 bereits eine Folgeversion gibt.

Klangbeispiel CP-70 1: ARTURIA CP-70 V

Klangbeispiel CP-70 1: TOONTRACK EZKeys ELECTRIC GRAND

Klangbeispiel CP-70 2: ARTURIA CP-70 V

Klangbeispiel CP-70 2: TOONTRACK EZKeys ELECTRIC GRAND

Klangbeispiel CP-70 3: ARTURIA CP-70 V

Klangbeispiel CP-70 3: TOONTRACK EZKeys ELECTRIC GRAND

Die folgenden zwei Klangbeispiele habe ich unter Einsatz der integrierten Effekte erstellt:

Klangbeispiel CP-70 4: ARTURIA CP-70 V

Klangbeispiel CP-70 4: TOONTRACK EZKeys ELECTRIC GRAND

Ich bin von dem Klang des ARTURIA CP-70 V sehr angetan, im Vergleich zum TOONTRACK EZKeys ELECTRIC GRAND klingt es etwas wärmer und kommt dem Klang des Originals noch ein wenig näher. Die Effektsektion ist umfangreich ausgestattet und das ADVANCES PANEL lässt uns auch an Parametern schrauben, die ein echtes CP-70 von YAMAHA nicht aufweist. Wie schon weiter oben erwähnt: leicht, transportabel und preiswert.


WURLI V3 (von Andreas )

Als nächstes Instrument, das zwar nicht neu ist, dafür aber komplett von ARTURIA überarbeitet wurde, finden wir das WURLI V3. Wie die Namensgebung seitens ARTURIA bereits vermuten lässt, handelt es sich hier um ein virtuelles WURLITZER E-Piano.

Das WURLITZER ELECTRIC PIANO ist ein elektromechanisches Tasteninstrument, das die RUDOLPH WURLITZER COMPANY zwischen 1955 und 1982 herstellte. Erfunden wurde das WURLITZER E-Piano von Benjamin Meissner. Die am häufigsten verwendete Variante, das WURLITZER 200A, wurde insbesondere in den 1970er Jahren in den Musikstilen Jazz, Funk, Country und Soulmusik stark eingesetzt. Seitdem wird das WURLITZER-Piano immer wieder in verschiedenen Musikrichtungen verwendet, später zunehmend in Form von Samples. Der Klang unterscheidet sich stark von dem des Yamaha CP-70 oder FENDER RHODES und variiert je nach Spielweise zwischen einem vergleichsweise harten, hohlen und durchsetzungsfähigen Klang bei aggressivem Spiel sowie einem süßlichen, vibraphonartigen und warmen Klang bei ruhigem Spiel.

WURLITZER 200A E-Piano
WURLITZER 200A E-Piano

Hören könnt Ihr das WURLITZER E-Piano unter anderem bei einer meiner Lieblingsbands Supertramp auf dem zeitlosen Album „Chrime of the Century„. Aber auch Queen und Pink Floyd, wie auch Jamiroquai oder die Red Hot Chilli Peppers haben das WURLITZER 200A E-Piano eingesetzt.

Das WURLITZER-Piano bietet 64 Tasten, der typische Klang wird erzeugt durch das Anschlagen einer Metallzunge (Reed) mit einem befilzten Hammerkopf. Im WURLITZER wurde ein flügelähnliches System verbaut, welches auch eine Auslösung beinhaltet. Abgenommen wird der Ton über Kondensatorplatten, welche ein elektrisches Feld bilden. Zudem bietet das WURLITZER E-Piano ein mechanisches Sustain.

Arturia Wurli V3
ARTURIA WURLI V3

Auch diese Emulation eines E-Pianos ist ARTURIA absolut gelungen, wir finden neben der 64 Tasten umfassenden Tastatur einen Lautstärke- und Vibrato-Regler. Unten rechts ist die gleiche Bearbeitungshistorie samt der vier Macro Regler, Brightness, Timbre, Time und Movement wie schon beim CP-70 V zu finden.

Der Preset-Browser ist genauso aufgebaut wie der des CP-70 V, bitte lest weiter oben im Abschnitt zum CP-70 V nach, so muss ich mich hier nicht wiederholen. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass das WURLI V3 67 anstatt nur 50 Presets beinhaltet.

Das ADVANCED PANEL des WURLI V3 ist ähnlich gestaltet wie das des CP-70 V, es finden sich hier jedoch andere Parameter, neben der Modellauswahl zwischen 200, 200 Bass, 200A und 200A Bass können auch die Stimmung sowie die Hammerhärte und das Alter (!) des Instruments eingestellt werden.

Arturia Wurli Advanced Mode
ARTURIA WURLI V3 – Advanced Panel

Weiter geht es mit den unterschiedlichen Ausgangsmodi, zwischen Direct Mono oder Stereo sowie Mikrofon Mono oder Stereo kann hier ausgewählt werden. Des Weiteren finden wir auch hier wieder die Noises, also die mechanischen Geräusche, wieder, hier sind es Hammer Noise, Reeds Noise, Damper Noise und Tonebar Resonance. Aber es geht noch weiter in die Tiefen der Mechanik, denn auch die Pickup Distanz sowie das Pickup Alignment, die Damper Duration und die Dynamics allgemein sind einstellbar.

ARTURIA WURLY V3 - Effekte
ARTURIA WURLY V3 – Effekte

Wir finden hier die gleichen Effekte wie beim CP-70 V. Es sind vier Slots beliebig belegbar und der fünfte Slot kann auch hier wieder entweder einen Twin Amp oder einen Rotary Speaker enthalten, der letzte Slot ist einer Raumsimulation vorbehalten.

Ich habe auch hier die TOONTRACK EZKeys-Software zum Vergleich genutzt, diese bietet mit dem ELECTRIC 200A eine WURLITZER-Emulation.

Toontrack EZKeys Electric 200 A
TOONTRACK EZKeys ELECTRIC 200A

Klangbeispiel WURLITZER: ARTURIA WURLY V3

Klangbeispiel WURLITZER: TOONTRACK EZKeys ELECTRIC 200A

Eine sehr schöne Umsetzung des WURLITZER E-Pianos von ARTURIA, es klingt authentisch und bringt ein gutes Arsenal an Effekten mit, welche den Klang ins Extremste beeinflussen können. Klanglich tuen sich die beiden Wurlitzer Emulationen von ARTURIA und TOONTRACK nicht viel. Auch hier klingt das ARTURIA WURLI V3 etwas wärmer als das ELECTRIC 200A von TOONTRACK. Da ich leider weder über ein CP-70 von YAMAHA noch über ein WURLITZER E-Piano verfüge, kann ich den Klang nur anhand von Aufnahmen bekannter Bands beurteilen, und ja, da klingt das WURLI V3 sehr authentisch.


AUGMENTED GRAND PIANO, BRASS und WOODWINDS (von Stefan Federspiel)

Die drei neu hinzugekommenen AUGMENTED-Instrumente AUGMENTED GRAND PIANO, BRASS und WOODWINDS ergänzen die älteren Augmented STRINGS und VOICES nun zu einem kompletten virtuellen hybriden Orchester. Man könnte höchstens noch Schlagwerk/Percussion wie Pauken, Glockenspiel usw. vermissen. Das herausragende Merkmal bleibt die Kombination klassischer Instrumente mit Synthesizer-Sounds und die Überblendung zwischen diesen mit dem zentralen Morph-Regler. Solche Hybrid-Sounds sind schon seit längerer Zeit ein anhaltender Trend im Bereich der Filmmusik. Traditionell wurde das Layering und die Automation solcher Klanggebilde in der DAW erledigt und wurde hier bei den AUGMENTED-Instrumenten von ARTURIA in die Plugins hinein verlegt, was so den Aufwand deutlich reduziert. Es gibt ähnliche Hybrid-Instrumente von anderen Herstellern und es gibt als ein universelles Layering- und Automationswerkzeug UNIFY, bei dem man die klassischen Instrumente und die Synths separat zur Verfügung haben und einbinden muss.

Der Vorteil der AUGMENTED-Serie liegt vor allem darin, dass man komplexe Parameteränderungen auf Makro-Regler legen kann und das sowohl für die Eigenschaften der vier Instrumenten-Layer, als auch für die Effekte. Das Ganze lässt sich einfach in ein Preset speichern und steht in jeder Situation und jedem Projekt in der DAW zur Verfügung.

AUGMENTED GRAND PIANO

Das Hauptaugenmerk legte ich bei dieser Besprechung auf AUGMENTED GRAND PIANO, da ich das am interessantesten fand und die Oberfläche und Bedienung bei allen AUGMENTED-Instrumenten gleich ist.

Hinter dem ADVANCED-Button oben rechts verbergen sich die tiefen Editiermöglichkeiten des Instruments. Im Layer-Tab findet man die zwei Layer A und B, zwischen denen mit dem Morph-Regler überblendet wird, diese setzen sich wiederum aus je zwei Klangquellen zusammen, die sich in Sampler und Synths unterteilen.

Meist befinden sich im Layer A zwei Sampler, die die aufgenommenen Pianos/Blechinstrumente/Holzblasinstrumente enthalten (oder in den älteren beiden Instrumenten Streichinstrumente und Vocals).

Im Layer B sind die Synth-Stimmen. Diese sind ebenso wie die Modulationsquellen direkt aus dem Hauseigenen Hybrid-Synth PIGMENTS entliehen, einschließlich dem neuen Harmonic-Oszillator, jedoch mit einem stark reduzierten Satz an Parametern, mit denen man Einfluß auf den Sound nehmen kann. Man kann jedoch auch die Tabs mit den Klangquellen zwischen den beiden Layern per Drag & Drop austauschen, so dass sich in jedem Layer ein Sampleplayer und ein Synth-Oszillator befinden.

In den Sampleplayern von AUGMENTED GRAND PIANO hat man drei Kategorien, natürliche und prozessierte Samples sowie Extra-Samples von anderen Instrumenten/ Klangquellen.

Samples kommen aber auch auf der Synth-Seite in dem Granularen Oszillator vor und in einem einfachen, Simpler genannten Sampleplayer, bei dem man wiederum auf andere Einzelsamples Zugriff hat. Das entspricht dann ungefähr dem Sampler in PIGMENTS, man kann aber nur ein Sample laden, die anderen Slots sind ausgegraut und nicht zugänglich. Auch hier gilt, dass man keine externen, eigenen Samples laden kann, genau so wie bei den Sampleplayern für die Hauptinstrumente – was die AUGMENTED-Instrumente im Gegensatz zu PIGMENTS zu geschlossenen Romplern macht.

Der Überblick, welcher Modulator mit welchen Parametern verbunden ist kann zwar nicht zentral in einer Matrix ersehen werden, erschließt sich jedoch in dem unteren Bereich des ADVANCED-Dialogs mit einem Mausklick auf die animierten Wellenformen der LFOs und anderen Modulationsquellen. Oder in den einzelnen Modulations-Tabs, in denen man die LFOs, Multisegmentkurven, Random usw. editieren kann.


In dem Makro-Tab erfolgt die Zuweisung der Modulatoren zu den Makroreglern, was hier nicht verbunden ist ist nicht sichtbar, wirkt sich aber trotzdem aus. Von daher muss man manchmal zwischen den Modulatoren-Tabs und dem Makro-Tab hin und her wechseln, um herauszufinden, was jeweils wo automatisiert ist.


Was ich vermisste, war ein Init-Preset, mit dem man von Null an beginnen kann, ein eigenes Preset zu bauen, denn alle Presets enthalten viele Zuweisungen und Automationen, die man zuerst entfernen muss, um nichts Störendes, Unerwartetes mit drin zu haben.

Ich war überrascht, wie gut das PURE PIANO in AUGMENTED GRAND PIANO klang. Da wurde offenbar ein hervorragendes Instrument gesampled, das vom Grundklang her mit meinen besten virtuellen Pianos mithalten konnte. Etwas dunkler und kräftig und wohlklingend warm, so dass ich gleich dachte, dass ich das auch gerne Solo ohne die Kombination mit anderen Klangquellen und Effekten verwenden würde.

Bald stellte sich jedoch heraus, dass es anders auf die Velocity-Werte des Keyboards oder der Pianoroll reagierte, als normalerweise ein virtuelles Piano. Selbst sehr zart angeschlagene Tasten klangen immer noch mittellaut, man musste in der Pianoroll auf 10% Velocity hinunter gehen, bei denen man andere Instrumente kaum mehr hört um einen leisen Ton zu erhalten. Das heisst, einspielen kann man damit nicht mit differenzierter Dynamik und auch schon bestehende Piano-Passagen muss man umfangreich bei der Velocity nachbearbeiten. Das ist sehr schade. Sicher ist es nicht der Zweck von AUGMENTED GRAND PIANO, damit pure Solo-Stücke zu spielen, doch diese extrem verzerrte Velocity-Kurve im Hintergrund, ohne interne Korrekturmöglichkeit verhindert, dass man das eigentlich so schöne PURE PIANO ohne hohen Aufwand solo und pur nutzen kann.

Eine Phrase mit lauten und leisen Velocity-Werten, zuerst kommt AUGMENTED GRAND PIANO PURE, dann BECHSTEIN DIGITAL, dann EZkeys GRAND PIANO. Das EZkeys ist noch eine Spur dynamischer, als der BECHSTEIN.

So extrem dürfte die intern fest verbaute Velocity-Kurve aussehen:

Velocity
verzerrte Velocity Kurve

Es stellte sich heraus, dass das für alle gesampleten Basis-Instrumente gilt und auch die Synths manchmal gar nicht auf Velocity reagieren. Professionelles Multi-Sampling sieht anders aus, wenn auch die Sounds an sich gut und oft sehr gut klingen. Bei BRASS und WOODWINDS gibt es jedoch auch Multisamples, die differenziert auf Velocity reagieren. Man kann zwar Velocity als Modulations-Parameter dem Filter-Cutoff oder dem Volumen zuweisen, das gleicht das aber nicht aus.

Hier noch ein Vergleich des Grundklangs der drei Beispiel-Pianos, die dynamisch bei der Velocity manuell angeglichen wurden – die Phrase ist ohnehin meist laut bis mittellaut, da fällt die fehlende Dynamik nicht so auf. Das AUGMENTED GRAND PIANO kommt zuerst, dann das BECHSTEIN DIGITAL, dann das EZkeys GRAND PIANO. Das AUGMENTED GRAND PIANO kann da sehr gut mithalten und hat einen schönen, kräftigen, etwas dunkleren Ton.

Es gilt, dass der Zweck der AUGMENTED-Serie vor allem darin liegt, akustische und synthetisierte Soundquellen zu überblenden und übereinander zu schichten. Hier glänzen bei AUGMENTED GRAND PIANO vor allem die Presets, die mit ACOUSTIC GRAND und UPRIGHT gelabelt sind, weil sie die hervorragenden Pianos in oft sehr gut ergänzte Synth-Stimmen morphen, was besonders gut gelingt, weil nicht nur die Volumen der Layer, sondern teilweise auch noch andere Parameter, vor allem Effekt-Einstellungen oder der Attack von Hüllkurven gleichzeitig verändert werden. In in einer DAW ist so etwas nur mit hohem Aufwand machbar.

Unabhängig von dem zentralen Morph-Regler hat auch noch der Color-Regler links darüber einen großen Einfluss auf den Klang. Oft ist das Mod-Wheel daran gekoppelt, manchmal steuert das aber auch nur einen Tremolo-Effekt. Die Parameter-Belegung ist sehr flexibel, Velocity und Aftertouch kann ebenfalls gemappt werden, aber eben dann in jedem Preset wieder etwas anders. Das einzige halbwegs durchgängige ist die Belegung des Morph-Reglers mit den Volumen der Layer-Parts und des Color-Reglers mit den Filter- Cutoff-Reglern der Layer.

Jeder Layer hat ein Multimode-Filter, aber es gibt auch eine davon unabhängige Effekt-Sektion mit EQ, Chorus usw. und die Master-Effekte Delay und Reverb. Die Qualität der Effekte ist, wie von Arturia zu erwarten sehr hoch.

Die automatisierte Überblendung der vier Klangquellen im Zusammenspiel mit der Steuerung der Effekt-Parameter bringt diese komplexen, sich verändernden Klanggebilde zwischen klassischen Instrumenten und modernen Synths hervor, die den besonderen Reiz hybriden Sound-Designs ausmachen.

Klangbeispiele AUGMENTED GRAND PIANO Acoustic:

Die Multisamples, die man in die Sampleplayer laden kann pur, ineinander übergeblendet. Das ist sozusagen das Grundmaterial (außer den Extra-One-Shot Samples) das man mit den Synth-Stimmen kombinieren kann.

GRAND PIANO Hybrid:

Hat man schon bei den akustischen Pianos viel Variation, setzt sich das bei den E-Pianos noch weiter fort, hier überwiegen dann eher die Synth-Stimmen. Die sehr mächtige Synthese von PIGMENTS mit analogen, granularen, harmonic/additiven und Wavetable-Oszillatoren spiegelt sich hier wieder und stellt weitaus genug Möglichkeiten bereit. Auch die Athmosphären/Pad-Sektion hat einige interessante Hybrid-Sounds zu bieten.

Klangbeispiele E-Pianos:

Klangbeispiele Atmosphären/Pads:

Bass-Presets:

Eine Auswahl aus den Lead-Presets:

Ein Highlight ist aber überraschenderweise der Arpeggiator, der zunächst simpel aussieht, aber einerseits werden in den entsprechenden Presets geschickt passende Sounds kombiniert und andererseits bietet er zwar keinen echten Step-Sequenzer, aber ein Chord-Mapping, das unabhängig von den eintreffenden Noten diese nur als Trigger für die die Noten in dem intern festgelegten Akkord verwendet. Mit überraschenden Ergebnissen, einige hübsche, sprudelnde Arpeggios und Sequenzen, aber in der Kategorie “Melodic Sequences” auch einige, die das ursprüngliche Notenbild völlig umkrempeln und aus Klassik Jazz machen.

Eine Auswahl aus Melodic Sequences, bei denen ein interner Akkord auf den Arpeggiator gemappt wird:

Das Preset Cycle of Pool verändert eine klassische Phrase drastisch hin zu Jazz.

Ein Wechsel von Akkorden und Melodie im Original, die für die Melodic Sequence auf einzelne Noten reduziert werden, sonst erklingt für jede Note ein übereinandergestapelter Akkord. Im mittleren Teil wird der Arpeggiator aktiviert, im letzten das Chord-Mapping.

AUGMENTED BRASS

Bei AUGMENTED BRASS ist die Sample-Auswahl in die Kategorien CHAMBER BRASS, ORCHESTRAL BRASS, PROCESSED BRASS und ADDITIONAL SAMPLES aufgeteilt. Die Presets und Sample-Quellen für die Synths sind andere, als in AUGMENTED GRAND PIANO und auf die Tonalität der Blechblasinstrumente abgestimmt. Da kommen dann auch mit analogen Oszillatoren nachgeahmte Hörner vor.

Augmented Brass
ARTURIA AUGMENTED BRASS

Was beim Anspielen irgendwann auffällt ist, dass die Samples einen eingeschränkten Spielbereich auf der Tastatur haben, der sich nach dem tatsächlichen Tonumfang des Instruments richtet. Meist auf die Noten von E2 bis D5 gemappt, insofern also wieder vereinheitlicht. Auf dem Keyboard ist das dann noch eine Oktave höher, wie in KONTAKT.

Die Samplequellen und vor allem die Presets weisen ein sehr breites Spektrum auf, das geht von LoFi-Synth-Brass bis zu natürlich klingenden Orchestersektionen und einigen wenigen Solo-Instrumenten. Die Samples liegen in verschiedenen Artikulationen pro Instrument (Trompete/Posaune/Horn/Tuba) vor und können parallel in die zwei Sampleplayer geladen werden. Auch hier gibt es wieder grundsätzlich die zwei Möglichkeiten, diese parallel zu spielen oder ineinander mit dem Morph-Regler zu überblenden.

Klangbeispiele AUGMENTED BRASS Acoustic:

Auswahl AUGMENTED BRASS Hybrid:

Preset-Auswahl Atmosphere/Pads:

AUGMENTED BRASS Arpeggio/Sequence:

AUGMENTED WOODWINDS

Das WOODWINDS-Instrument ist sehr ähnlich zu dem BRASS-Instrument aufgebaut, es sind mit Klarinette und Flöte einige Presets mehr dabei, die sich als Solo-Instrumente eignen. Das kommt natürlich genauso wenig wie bei AUGMENTED BRASS an aufwendig multigesamplete Solo-Instrumente mit per Keyswitch umschaltbaren Artikulationen und echtem Legato oder Glissando heran. Aber dennoch kann man damit in einem Gesamtkontext brauchbare Performances erreichen und dabei, je nach Preset, noch zwischen Klangfarben morphen.

Klangbeipiele AUGMENTED WOODWINDS Acoustic:

AUGMENTED WOODWINDS Hybrid:

AUGMENTED WOODWINDS Atmosphere/Pads:

AUGMENTED WOODWINDS Arpeggio/Sequence:

Jedes AUGMENTED-Instrument enthält ungefähr 300 Presets, von denen zwar etliche relativ ähnlich ausfallen, aber auch viele ungewöhnliche Hybrid-Instrumente erstellt wurden und exotische Klangfarben für viele Genres, nicht nur Filmmusik repräsentiert sind. Die Samples akustischer Instrumente werten mit ihrer Fülle und auch natürlicher Nicht-Perfektion den Grundsound auf. Etwas, womit jeder hybride Synth – wie eben auch Pigments – arbeitet. Hier bekommt man aber durch die Anzahl und Qualität der Samples, die zur Verfügung stehen, noch einmal eine weitere Palette.

Durch die Vielzahl der per Makro-Regler automatisierbaren Parameter und die Kombination und Automation der Effekte war es sicher aufwendig diese Presets zusammenzubauen und etliche sind schön oder überraschend. Da die AUGMENTED-Serie Bestandteil der V COLLECTION X von ARTURIA ist, werden diese Instrumente auf sehr unterschiedliche Musikproduzenten treffen, die sie vielleicht alleine nicht gekauft hätten, weil sie sich mehr in der reinen Synthesizer-Fraktion bewegen. Ich hoffe, dass das als eine Chance wahrgenommen wird, spannende Hybrid-Klänge in seine Produktion zu integrieren, das Potential stellen die AUGMENTED-Instrumente allemal bereit.

Abschließend, als Fan von PIGMENTS, kann ich nur anmerken, dass die AUGMENTED-Instrumente zeigen, was für ein Potential PIGMENTS eigentlich noch hätte, wenn man diesen Multi-Sampleplayer (mit einem Editor) in PIGMENTS integrieren würde. Die Tiefe der Synth-Engine von PIGMENTS kombiniert mit Multisamples würde diesen Synth auf die Stufe von FALCON heben – was die klanglichen Möglichkeiten angeht – ohne dass es so verschachtelt und kompliziert wäre. Und es wäre durchaus vorstellbar, dass ARTURIA dann Multisample-Bibliotheken für PIGMENTS produziert und Dritthersteller ebenso. Das wäre dann ein sehr attraktives Gesamtpaket.


Fazit:

Da wir diesen Testbericht als Trio verfasst haben, wollen wir Euch im Folgenden auch unsere jeweiligen Ansichten zur V COLLECTION X der Reihe nach kundtun. Da wir drei alle unterschiedliche Schwerpunkte und Sichtweisen haben, fallen unsere Meinungen auch nicht unbedingt homogen aus.

Perry Staltic meint:
Ich muss ja ehrlicherweise gestehen, dass ich fast schon versucht war, an dieser Stelle einfach mein Fazit zur V COLLECTION 9 zu wiederholen, zumindest in Teilen. Ich bin da nämlich wieder einmal recht zwiegespalten.

Auf der einen Seite begrüße ich die Aufnahme des MICROFREAK V in die V COLLECTION X (die des ACID V ist ja sowieso obligatorisch…), denn den finde ich interessanter als so manche der Vintage-Emulationen im Bundle. Dass der MINI V nochmals von Grund auf überarbeitet wurde und nun tatsächlich besser klingt, ist sehr löblich, war aufgrund des Konkurrenzdrucks aber wohl auch notwendig, um damit weiterhin eine Chance am Markt zu haben.

Auf der anderen Seite bin ich nach wie vor der Meinung, dass die AUGMENTED-Plugins eigentlich nichts in der V COLLECTION verloren haben und in einem separaten Bundle viel besser aufgehoben wären. Damit wir uns recht verstehen, gut klingen tun sie allemal und sie werden auch sicherlich ihren Weg in die Film- und Game-Vertonung schaffen. AUGMENTED VOICES etwa habe ich bereits da eine oder andere Mal selbst in meinen Tracks verwendet.

Dennoch finde ich, dass sie konzeptionell eine ganz andere Schiene fahren als der Rest der V COLLECTION und diese ein wenig verwässern. Ich kann ja verstehen, dass ARTURIA hier neue Märkte erschließen möchte (die eigentlich schon ausreichend von NATIVE INSTRUMENTS und einer Handvoll weiter Anbieter besetzt werden…), auch scheint die Entwicklung neuer Instrumente auf der AUGMENTED-Basis vermutlich einfacher zu sein, da man in erster Linie lediglich den Sample-Content und die Grafik austauschen muss, anstatt klangliche Eigentümlichkeiten jahrzehntealter Synthesizer emulieren zu müssen.

Und was schließlich die den ganzen Orgeln und Pianos in der V COLLECTION angeht, damit habe ich grundsätzlich nichts an der Brause. Ich würde sie nicht vermissen, wenn sie gar nicht mit dabei wären, ja, ich habe sie noch nicht mal installiert bzw. schmeiße sie nach unseren Tests regelmäßig wieder von der Platte, weil ich einfach keine musikalische Verwendung dafür habe.

Insgesamt geht dieses Upgrade zwar durchaus in Ordnung, doch haut es mich nun auch nicht direkt aus den Pantoffeln. Dazu fehlt mir eine Überraschung wie etwa der VOCODER V in der V COLLECTION 8 oder auch der MS-20 V in der V COLLECTION 9.

Ich warte übrigens immer noch auf einen MICROBRUTE V, wenn ARTURIA keinen herausbringt, könnte das ja mal ein Projekt für CHERRY AUDIO werden… 😉

Andreas meint:
59 Instrumente und 10.000 Preset für 599,- Euro, ich will gerade multiplizieren, 59 × 199,- Euro ergibt 11.741,- Euro, also macht ARTURIA bei jedem Verkauf des Komplettpakets eigentlich 11.142,- Euro Verlust? Okay, das ist eine Milchmädchenrechnung, denn der Hersteller will die Kunden dazu bringen, das Komplettpaket V COLLECTION X zu kaufen.

Wenn der eine oder andere allerdings genau diese Kaufabsicht im Auge hat, aber selbige noch durch den Haushaltsvorstand bringen muss, sollte die Rechnung, welche ich oben gemacht habe, ein gutes Argument für den Kauf sein. Das Gegenargument „Du brauchst doch nur das PIANO V und die AUGMENTED STRINGS und den MINIFREAK V Synthesizer…“ könnt Ihr damit Ruckzuck zu Fall bringen, denn die drei kosten insgesamt (3×199) 597,- Euro bei Einzelkauf, so habt Ihr 56 Instrumente weniger und 7,- Euro draufgezahlt.

Nun aber zu meinem Fazit, wir haben uns dieses Mal den Test der V COLLECTION X ein wenig aufgeteilt, der größte Part lag bei unserem Synthesizer-Spezialisten Perry Staltic, ich habe das CP-70 V und das WURLY V3 übernommen (und die Milchmädchenrechnung weiter oben, um die mich allerdings keiner gebeten hat…).

Die neuen Instrumente sind durchweg klasse, der MINIFREAK V könnte mir auch als Hardware gut gefallen, aber die Softwarevariante hat den Riesenvorteil, dass ich gleich mehrere Instanzen (so viel ich will oder die CPU verkraftet) nutzen kann, nein, ich fange jetzt nicht wieder an zu kalkulieren, was mir das an Ersparnis bringen würde…

CP-70 V und WURLY V3 habe ich ja oben bereits beschrieben, ganz besonders interessant finde ich die Instrumente aus der AUGMENTED-Serie, damit lassen sich auch Film- und Game-Vertonungen zaubern oder einfach noch nicht gehörte Morphings aus klassischem Instrument und synthetischen Klängen kreieren.

ACID V ist eine weitere Bereicherung der V COLLECTION und der inzwischen zum vierten Mal überarbeitete MINI V, was soll ich sagen, der hat mal richtig Druck. Nachdem mir ARTURIA schon zwei meiner Wünsche erfüllt hat, den CZ V und den SQ80 V, beide Synthesizer, den CZ-5000 von CASIO und den ESQ-1 von ENSONIQ, kenne ich gut in der Hardwareversion, fehlt mir nun noch der ROLAND SH-101 und der YAMAHA CS-01, wer weiß, was in Zukunft noch so kommt?

Alles in allem gebe ich hier eine ganz klare Kaufempfehlung ab, denn so viele Instrumente, die mit soviel Liebe zum Detail sowohl klang- als auch designtechnisch umgesetzt wurden, findet Ihr sonst nirgendwo. Sollte der Kunde einmal fragen, ob Ihr den FAIRLIGHT-Sound xxxy oder den SYNCLAVIER.Sound xxxv oder den JUPITER-8-Sound xxxxh und so weiter für die Produktion bereitstellen könnt, legt Ihr Euch als V COLLECTION X-Benutzer locker in Eurem Studiostuhl zurück, zaubert ein Lächeln zwischen die Wangen und sagt ganz locker und easy „Na klar“.

Ich muss mich noch mit meinem Team absprechen, denn ich möchte hier unbedingt einen BuenasIdeas-Tipp vergeben.

Stefan Federspiel meint:
Für Synthesizer-Liebhaber und -Nutzer stellt die ARTURIA V COLLECTION X eine sehr weite Spielwiese dar. Die Sammlung wird gut gepflegt, jedes Jahr kommen einige neue Instrumente dazu und ältere Modelle werden überarbeitet. Ich habe mich dieses Mal mit den AUGMENTED-Instrumenten beschäftigt, die schon etwas grundsätzlich anderes darstellen, als die Vintage-Emulationen mit denen ARTURIA bekannt wurde. Für mich stellen sie eine Bereicherung in meinem Sound-Malkasten dar.

ARTURIA strebt eine ähnliche Palette wie NATIVE INSTRUMENTS an, die in der KOMPLETE-Sammlung schon immer Sample-Bibliotheken und Synthesizer mischen. Wenn auch selten in den virtuellen Instrumenten selbst. Letztendlich hat jedoch NATIVE INSTRUMENTS mit ihrem Industriestandard KONTAKT eine sehr starke Stellung, die jedoch auf der Synthesizer-Seite wiederum von ARTURIA übertroffen wird. Deshalb glaube ich ja auch, dass ein PIGMENTS mit ausgebauter Multisample-Sektion hier dagegen halten könnte. 

MINIFREAK V ist tatsächlich eine interessante, moderne Neuankunft in der ARTURIA V COLLECTION, die eine beeindruckende Anzahl sehr unterschiedlicher Sounds zu bieten hat. Das CP-70 V eine logische und sehr brauchbare Ergänzung im Bereich E-Pianos. ACID V ist ein mit den zusätzlichen Modulationsmöglichkeiten schön ergänzter klassischer Synthesizer und hat mich begeistert, er rundet das Gesamtpaket wirklich schön ab. 

Der ARTURIA V COLLECTION X würde ich den BuenasIdeas-Tipp verleihen, sozusagen für das Gesamtwerk, der über die vielen Generationen der Sammlung erarbeiteten ausgezeichneten Synthesizer und Instrumente.


Wie Ihr oben lesen konntet, haben sowohl Andreas als auch Stefan im Gegensatz zu mir für die Vergabe unseres BuenasIdeas-Tipp plädiert und mich damit ganz demokratisch 2:1 überstimmt.

BuenasIdeas-Tipp

Der reguläre Verkaufspreis der V COLLECTION X beträgt abseits von Sonderaktionen und Stammkundenrabatten nach wie vor 599,- Euro und entspricht damit exakt dem der Vorgängerversion.


Positives:
+ MINIFREAK V nun ebenfalls Bestandteil des Bundles
+ gut klingende AUGMENTED-Plugins
+ Klangverbesserung bei den runderneuerten Emulationen
+ viele brauchbare Klassiker
+ jede Menge gute Presets
+ leicht erlernbare Bedienung
+ praktische In-App-Tutorials
+ umfangreiche MIDI-Learn-Sektion
+ Offline-Aktivierung möglich

Negatives:
– allgemein: Inkonsistenzen bei der der Installation einiger Instrumente
– allgemein: Bei den Presets keine Favoritenbewertung mit mehreren (5) Stufen/Sternen/Herzen möglich, was mittlerweile eigentlich Standard ist.
– nur MINI V4: Pseudo-3D-Regler teilweise schlecht ablesbar
– nur AUGMENTED-Plugins: konzeptionell etwas unpassend im Bundle


Produktwebseite: https://www.arturia.com/products/software-instruments/v-collection/overview#de

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