Sneak-Preview des neuen Physical-Modeling Synths Kaivo

Als ich las, dass Madrona Labs einen neuen Synthesizer entwickelt, der auf Physikalischer Modellierung basiert, war ich wie elektrisiert (so weit man von einem virtuellen Synth elektrisiert sein kann). Ist doch ihr Aalto mit seinen modularen Verschaltungsmöglichkeiten, dem Buchla-Oszillator und dem einem SEM nachempfundenen Filter eine der ungewöhnlicheren Veröffentlichungen der letzten Jahre. Kaivo sieht Aalto sehr ähnlich, der gleiche Grundaufbau mit einer Modulatorsektion oben, dem Patch-Areal dazwischen und unten der Oszillator und Filter.

Aber in diesem Fall eben nicht, sondern den Platz des Oszillators nimmt ein granularer Sampleplayer ein, der seine Signale an einen physikalisch modellierten Resonator weiter gibt und dieser wiederum an eine Body-Simulation, die in der kurzen Demo eine Metallplatte ist, die in dem Fall durch ein Wave-Guide-Netz simuliert wird, das einfach eine zweidimensionale Fläche simuliert, welche auf äussere Einflusse in einer bestimmten Weise reagiert (was mich entfernt an den Scanned Synth Pro erinnert).

Kaivo_Screen

Das Besondere ist, wie beim Aalto, dass all die Module des Synths untereinander und vor allem die Modulatoren mit den Zielen in der Sounderzeugungs-Sektion fast beliebig mit virtuellen Patchkabeln verbunden werden können. Physikalische Modellierung eröffnet grundsätzlich einen etwas anders gelagerten Klangkosmos, als traditionelle virtuell-analoge Synthese, sie wird zwar meist eingesetzt, um akustische Instrumente zu simulieren und kommt damit recht weit, wie es beispielsweise die Saiteninstrumente von Applied Acoustic Systems belegen oder die Blasinstrumente von Wallander Instruments.

Aber richtig interessant wird es, wenn die Möglichkeiten, die diese Methoden bieten weiter gefasst und flexibler gehandhabt werden, wie bei Chromaphone, welcher eben nicht nur konventionelle Percussion- und Drumsounds erzeugt, sondern auch experimentelle Hybrid-Klänge, die viel abstrakter sind und mit gewöhnlicher Synthese nicht erreicht werden können. Dass Kaivo ähnlich wie Aalto eher ein Fall für Ambient- und experimentelle Klänge, meist weit entfernt von Brot- und Butter-Sounds sein wird ist auch zu vermuten.

Die Möglichkeiten Physikalischer Modellierung mit der Flexibilität eines so übersichtlichen modularen Synthesizers verbunden zu sehen kann schon elektrisierend wirken.

Link zu Madrona Labs

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