Ein Testbericht von Perry Staltic,
veröffentlicht am 14.12.2023
Nachdem D16 GROUP vor einem guten Vierteljahr mit DRUMAZON 2 ihrer TR-909-Emulation ein umfassendes Upgrade beschert hatte, war es ja eigentlich nur noch eine Frage der Zeit, bis auch das TR-808-Pendant namens NEPHETON folgen würde und ebenfalls in den Genuss der mit der Neuauflage einhergehenden Verbesserungen kommen würde. Nun ist es endlich soweit, NEPHETON 2 hat das Licht der Welt erblickt und sogleich den Weg in unser Testlabor gefunden.
Basisdemokratie…
NEPHETON 2 ist als Plugin sowohl in 32-Bit als auch in 64-Bit verfügbar, unterstützt werden PCs mit WINDOWS ab Version 7 aufwärts sowie Apfelrechner mit macOS der Versionen 10.13 bis 14, für Letztere ist auch die native Unterstützung von APPLE’s SILICON-Prozessoren gegeben. Neben den Plugin-Formaten VST2, VST3 und AAX für beide Plattformen, gibt’s beim Mac auch noch das obligatorische AU.
Ich habe nur die VST-Varianten unter WINDOWS 10 getestet (Host-Rechner: CPU i7-4790K mit 4 x 4,0 GHz und 16 GB RAM).
Einen ersten Pluspunkt gibt es bei mir immer dann, wenn eine Software zum Zwecke ihrer Aktivierung nicht ausschließlich auf eine Internetverbindung besteht, die nun mal nicht auf jedem Studio-Rechner gewünscht oder überhaupt gegeben ist. D16 GROUP gehört löblicherweise zu den Firmen, die zusätzlich immer noch eine alternative Offline-Aktivierung anbieten, in diesem Falle mittels einer Autorisierungsdatei, die man sich aus dem Account herunterladen kann und die jeweils 72 Stunden gültig ist (in dieser Zeit muss die Aktivierung damit erfolgen, ansonsten muss man sich erst eine neue Datei herunterladen). Daumen hoch!
NEPHETON 2 bietet eine neue Bedienoberfläche, die gegenüber der des Vorgängers nicht nur skalierbar ist, sondern auch mit einem wesentlich verbesserten Workflow aufwarten kann, beispielsweise beim Sequencer und beim Preset-Browser. Die Ähnlichkeiten zu DRUMAZON 2 sind hier unverkennbar, überhaupt trifft vieles, was ich in meinem Testbericht zu diesem geschrieben habe, auch auf NEPHETON 2 zu, wenn man hier einmal von der Farbgebung und natürlich vom anderen Klang absieht.
Neben rein optischen Veränderungen gibt es auch viele Verbesserungen unter der Haube. So lässt sich etwa die Qualität der Audioausgabe in vier Stufen (DRAFT, NORMAL, HIGH und ULTRA) anpassen. Diese Einstellung lässt sich für die Echtzeitausgabe und für das Offline-Rendering getrennt vornehmen. Ich muss jedoch gestehen, dass ich hier weder gehörmäßig noch noch in Bezug auf die CPU-Belastung signifikante Unterschiede zwischen den einzelnen Stufen festzustellen vermochte.
Die virtuellen Bedienelemente lassen sich bei NEPHETON 2 einerseits via Maus und Scroll Wheel bedienen, andererseits können sie auch einem beliebigen MIDI-Controller zugewiesen werden. Dazu klickt man mit der rechten Maustaste auf den gewünschten Regler, woraufhin sich jeweils ein Dialogfenster öffnet, das neben einer MIDI-Learn-Funktion auch die bedarfsweise Aktivierung der Host-Automation für eben diesen Parameter bietet.
Letzteres hat den Sinn, dass NEPHETON 2 insgesamt so viele Parameter besitzt, dass damit die Obergrenze innerhalb einer DAW sowohl hinsichtlich der möglichen automatisierbaren Parameter als auch der MIDI-CCs (jeweils 128 an der Zahl) deutlich überschritten wird.
Ein gesondertes Fenster gewährt die Übersicht über die jeweils zugewiesenen Parameter, man kann hier auf einen Blick sehen, welche Automations-ID und welcher MIDI-CC hier einem bestimmten Regler zugeordnet ist. Derartige Belegungen lassen sich übrigens auch separat speichern und laden, für MIDI und Automation getrennt.
D16 GROUP hat das Preset-Management von NEPHETON 2 an den hauseigenen neuen Standard angegeglichen. Ein großer, übersichtlicher Browser erleichtert die Auswahl der verschiedenen Preset-Typen sehr gegenüber der Vorgängerversion.
Neben sogenannten SCENE PRESETS, die die oberste Ebene darstellen und neben Instrumenten-, Drum Kit-, Effekt- sowie Master-Bus-Einstellungen auch Sequencer Patterns beinhalten, verfügen die gerade genannten Kategorien über eigene, unabhängige Presets, auf die sich jeweils in dem im unteren Bereich eingeblendeten Browser-Fenster zugreifen lässt. Eine Ausnahme machen hier die Patterns, deren Browser wird im oberen Teil der Bedienoberfläche dargestellt, damit er nicht den Sequencer verdeckt (siehe Screenshot unten).
Allen Preset-Browsern in NEPHETON 2 ist gemein, dass sie jeweils über diverse Tagging-, Sortier- und Suchfunktionen verfügen. Darüber hinaus gibt es Favoriten und Pinning Presets, die beide zur Aufnahme der persönlichen Lieblinge dienen. Erstere sind dabei global, sie stehen projekt- und instanzübergreifend zur Verfügung, während auf Letztere ausschließlich in der aktuell aufgerufenen Plugin-Instanz zugegriffen werden kann
Alle Funktionen von NEPHETON 2 werden in einem PDF-Manual ausführlich beschrieben, dazu muss man jedoch der englischer Sprache mächtig sein (oder einen der einschlägigen Übersetzer bemühen).
Instrumentelle Konditionierung…
Strukturell entspricht NEPHETON 2 so ziemlich dem DRUMAZON 2, auch hier besteht der obere Teil der Bedienoberfläche aus vier umschaltbaren Ansichten, die jeweils spezifische Funktionen beherbergen: SYNTH, STRIPS, MASTER und TRIGGERS/MIDI.
Das frisch geladene Plugin befindet sich in der SYNTH VIEW, die Zugriff auf die Klangparameter der 17 Drum-Instrumente gewährt. Neben den von der TR-808 bekannten Drums gibt es hier zusätzlich noch ein LASER GUN genanntes Instrument, dass allerlei Sounds von Zipps und Zapps bis hin zu eigenwilligen Perkussionsklängen bietet.
Gegenüber dem Original von ROLAND und seinem virtuellen Pendant aus der Cloud findet man bei NEPHETON 2 erweiterte Eingriffsmöglichkeiten in das Klanggeschehen, was schon an der deutlich höheren Anzahl an Parametern ersichtlich wird, Zudem bietet NEPHETON 2 stets gleichzeitigen Zugriff auf alle vorhandenen Instrumente, während bei der TR-808 einige davon lediglich alternativ verfügbar sind, nämlich Toms und Congas, Claves und Rimshot sowie Maracas und Handclap.
Im Vergleich zur Vorgängerversion hat D16 GROUP hier anscheinend keine Veränderungen vorgenommen, lediglich die Sortierung der verschiedenen Drum-Instrumente wurde zwecks besserer Übersichtlichkeit ein wenig abgeändert und mit Kategorien betitelt. Manch einer hätte sich vielleicht noch weitere Parameter gewünscht, etwa eine Tuning-Möglichkeit für die Bass Drum.
Über jedem Instrument findet man MUTE- und SOLO-Schalter, die beim ersten NEPHETON dort ebenfalls noch vorhandenen Routing-Optionen für die Audioausgänge wurden beim Nachfolger in ein separates Menü ausgelagert.
Hier finden sich sechzehn anwählbare Ausgänge, die sich beliebig den Instrumenten zuweisen lassen, auch mehreren Signalquellen gleichzeitig. Nicht nur die Drum-Instrumente, auch der Master Out, die beiden Effekt-Busse sowie die drei zusätzlich vorhandenen Triggers können auf diese Audioausgänge geroutet werden.
Zusätzlich kann bei jeder Signalquelle ein Häkchen gesetzt werden, mit dem diese auch weiterhin gemeinsamen Stereosumme zugeführt wird, anderenfalls wird das jeweilige Instrument aus der Summe entfernt, was wohl auch vorrangig gewünscht sein dürfte.
Kanalisation…
Der rohe Sound einer TR-808 ist zwar ganz nett, doch wie so oft sorgt erst eine großzügige Nachbehandlung mit Equalizer, Kompression und Effekten bei diesem Klopfgeist für wirklich amtliche Ergebnisse, wie man sie aus fertigen Produktionen kennt.
Während man dafür beim Original ein Mischpult und entsprechendes Zusatzequipment bzw. eine DAW und weitere Plugins benötigt, kann man dies bei NEPHETON 2 direkt intern erledigen, nämlich in der sogenannten STRIPS VIEW, die für jedes einzelne Drum-Instrument einen eigenen Kanalzug bereithält.
Das zu bearbeitende Instrument wird über seinen entsprechenden Auswahlschalter auf der linken Seite aufgerufen. In der Mitte finden wir neben den individuellen Klangparametern für das jeweilige Instrument (identisch zu denen in der SYNTH VIEW) zunächst ein Hoch- und ein Tiefpassfilter mit getrennter Cutoff-, jedoch gemeinsamer Resonanzregelung. Diese beiden lassen sich auch zu einem Bandpassfilter kombinieren.
Dann folgt ein zweifacher parametrischer Equalizer, mit dem Frequenzanhebungen und -absenkungen von bis zu 24 dB möglich sind. Flankiert wird dieser von einem Compressor mit zuschaltbarer Look Ahead-Funktion (1ms oder 5ms) sowie Regelmöglichkeiten für Attack, Release, Threshold und Ratio. Der Compressor kann wahlweise auch vor der Filter- und EQ-Sektion zum Einsatz kommen.
Derart nachbearbeitete Drum-Instrumente lassen sich als gesonderte Presets abspeichern und laden und auch zu eigenen Kits zusammenfassen. Die STRIPS VIEW bietet dazu einen entsprechenden Browser.
Des Weiteren kann das bearbeitete Signal nun mit frei wählbarem Pegel und Panorama direkt zum Master-Bus oder vorher noch zu einem von zwei Effekt-Bussen geroutet werden. Für letztere Option kann man noch den genauen Einstiegspunkt (also Slot 1 bis Slot 5) in der jeweiligen Effektkette festlegen.
Nur für Busse…
Auch die Effekt-Sektion von NEPHETON 2 gleicht (abgesehen von der Farbe und dem Design der Bedienelemente) der von DRUMAZON 2 wie ein Ei dem anderen. Zwei separate Busse, die man sich als unabhängige globale Send-Effekte vorstellen kann, gewähren Zugriff auf jeweils fünf FX-Slots. Auf diese beiden Effekt-Busse hat man in allen vier Ansichten von NEPHETON 2 direkten Zugriff, die einzige Ausnahme bildet der Pattern-Browser, bei dessen Aufruf ja der obere Teil der Bedienoberfläche verdeckt wird.
Die fünf FX-Slots sind seriell angeordnet und ihre Reihenfolge kann durch Ziehen mit der Maus nach Wunsch verändert werden. Jeder dieser Slots kann einen der acht vorhandenen Effekt-Algorithmen beherbergen, wobei EQ und DYNAMICS hier jeweils zweifach verfügbar sind, die anderen Effekte nur einmal, so dass insgesamt zehn Slots zu befüllen sind. Neben den schon genannten beiden Algorithmen stehen noch BITCRUSHER, CHORUS, DELAY, DISTORTION, FILTER und REVERB zur Auswahl.
Jeder dieser Effekte bietet ein eigenes Set an einstellbaren Parametern, wenn man die mit MORE betitelten Schalter betätigt, die bei beiden Effekt-Busse vorhanden sind, dann öffnet sich nach oben hin eine erweiterte Ansicht des jeweiligen Effekt-Busses, in der Zugriff auf zusätzliche Einstellmöglichkeiten in jedem Slot besteht.
Wer die einzeln erhältlichen Effekt-Plugins der D16 GROUP bereits kennt, der weiß, dass einen hier keine zweitklassige Schonkost erwartet, sondern qualitativ hochwertige Algorithmen, die bei NEPHETON 2 eine zusätzliche Nachbehandlung mit externen Effekten oftmals überflüssig machen. Die Vorgängerversion war hier noch ganz anders aufgestellt, denn dort gab es schlichtweg keine Onboard-FX.
Masterplan…
In der MASTER VIEW kann man die zusammengeführten Drum-Instrumente und Effekt-Busse noch einmal nachpolieren, bevor sie als gemeinsame Stereo-Summe das Plugin endgültig verlassen. Dazu existiert hier einerseits ein Multiband-Compressor, andererseits ein Limiter.
Besagter Multiband-Compressor verfügt über drei Bänder, deren beiden Trennfrequenzen frei einstellbar sind. Auch dieser Compressor kann auf eine zuschaltbare Look Ahead-Funktion mit wahlweise 1ms oder 5ms zurückgreifen. Jedes Band besitzt die üblichen Einstellmöglichkeiten wie THRESHOLD, RATIO, ATTACK, RELEASE und MAKE UP.
Beim abschließenden Limiter mit einstellbarem THRESHOLD, ATTACK und RELEASE kann auch ein zusätzliches Soft Clipping aktiviert werden, Pegel über 0 dB werden dadurch wirkungsvoll vermieden.
In der Standard-Einstellung läuft der Master Out über den ersten Stereo-Ausgang von NEPHETON 2, die anderen Ausgänge hingegen sind zunächst deaktiviert. Wie weiter oben beschrieben, lässt sich diese Zuweisung aber jederzeit verändern und einzelne Instrumente oder Busse kann man auch komplett aus der Stereosumme entfernen, um sie in der DAW separat nachzubearbeiten.
Auslösemechanismus…
Der VIEW-Schalter TRIGGERS / MIDI ruft eine Ansicht auf, die zwei verschiedene Funktionen beinhaltet.
Die erste davon bezieht sich auf das Anlegen eigener Drum Maps, in welcher die Zuordnung von eingehenden MIDI-Noten auf die einzelnen Drum-Instrumente definiert sind. Diese Drum Maps sind nur dann von Relevanz, wenn der interne Sequencer von NEPHETON 2 ausgeschaltet ist und das Plugin auf Notenbefehle von außerhalb horcht.
Eine virtuelle Klaviatur mit simulierten LEDs und dem Kürzel des jeweiligen Instruments zeigt die aktuelle Belegung an. In der Voreinstellung folgt diese der standardisierten General MIDI Map.
Darunter findet sich für jedes Instrument ein eigener Auswahlschalter. Wenn man die Belegung der Drum Map ändern möchte, wählt man zunächst das entsprechende Instrument aus und klickt anschließend auf die neue Taste auf der Klaviatur. Alternativ dazu kann man auch die LEARN-Funktion aktivieren und dann die gewünschte MIDI-Note auf einem angeschlossenen Keyboard oder Pad-Controller anspielen.
Diese Drum Maps können separat abgespeichert und geladen werden, darüber hinaus kann die Standard-Belegung mit einem Mausklick auf den entsprechenden Menüpunkt in den Optionen auf einfache Weise wiederhergestellt werden.
Die rechtsseitigen TRIGGER OUTS, drei an der Zahl, können einerseits als eigenständige Drum-Instrumente eingesetzt werden, die dann ein markantes Knacksen von sich geben, andererseits kann man damit aber auch bei entsprechendem Ausgangsrouting und unter unter Verwendung eines geeigneten Audiointerfaces externe Hardware ansteuern. Bereits beim Test des DRUMAZON 2, der ja mit einer identischen Funktion ausgestattet ist, konnte ich damit meinen AKAI RHYTHMWOLF problemlos über dessen Gate In triggern.
Diese Triggers verfügen über keine eigene Sequencer-Spur, aber für jeden der drei Trigger lässt sich getrennt einstellen, welche Instrumenten-Spur er mitbenutzen darf. Diese gibt dann jeweils den Rhythmus des mitlaufenden Triggers vor. Auch die Lautstärke und das Panorama lässt sich für jeden Trigger einzeln einstellen, ebenso wie das Routing (zum Master-Bus bzw. zum Effekt-Bus 1 oder 2, hier wieder mit der genauen Slot-Nummer als Einstiegspunkt).
Sequenzierautomat…
Der neue Step-Sequencer in NEPHETON 2 ist eine echte Verbesserung gegenüber dem in der Vorgängerversion, der sich noch an der Hardware orientiert hatte. Hier werden endlich die Vorteile genutzt, die ein moderner Computerbildschirm so mitbringt. Statt einer simplen Lauflichtprogrammierung wie bei der TR-808 gibt es einen Grid-Sequencer, bei dem man alle 18 Spuren (17 Drum-Instrumente sowie eine zusätzliche Spur für die global wirksame Accent-Funktion) stets in der Übersicht hat, ohne zwischen den einzelnen Tracks umschalten zu müssen.
Jede Instrumenten-Spur verfügt über eigene MUTE- und SOLO-Buttons und ihr Inhalt lässt sich schnell kopieren, einfügen oder auch löschen. Es gibt Funktionen zum schrittweisen Verschieben einzelner Spuren oder auch ganzer Patterns nach vorne oder nach hinten.
Da der Sequencer zudem über einen adressierbaren MIDI-Ausgang verfügt, kann man NEPHETON 2 auch als komfortablen Sequencer für externe Plugins oder Hardware einsetzen.
Einzelne Steps setzt man mit der Maus an die gewünschte Stelle im Grid. Ein rotes Rechteck stellt dabei eine normale Note und ein braunes Rechteck eine akzentuierte Note dar. Mit STEP TYPE legt man den jeweils gewünschten Modus fest und mit gedrückter STRG-Taste schaltet man dann vorübergehend in den jeweils anderen Modus.
Diese Funktion findet sich neben weiteren bei den PATTERN PROPERTIES, die sich rechts vom Grid befinden. Hier lässt sich auch definieren, mit welcher Anschlagsdynamik durch eingehende Notenbefehle normale oder akzentuierte Steps bzw. der globale Accent ausgelöst werden.
Auch die Artikulation, dargestellt durch kleine Notensymbole, lässt sich schrittweise einstellen, zudem können sogenannte Flams (kurze doppelte Anschläge) und Subdivisionen definiert werden. Letztere entsprechen einer bei einigen anderen Sequencern als „Ratchet“ bezeichneteten Funktion und können zwei, drei oder vier Noten umfassen.
Ein Pattern kann übrigens bis zu 64 Schritte lang sein (gegebenenfalls erweitert um die Anzahl der gesetzten Subdivisionen), auch wenn davon immer nur 16 Schritte gleichzeitig im Grid zu sehen sind. Darüber hinaus kann das sogenannte SHUFFLE zwischen 0 und 100 Prozent betragen, dies nennt man anderswo auch „Swing“.
Per Tab erhält man Zugriff auf eine RANDOMIZE-Funktion (Würfel-Symbol). Damit kann man zufallsgesteuert eine oder mehrere Spuren, aber auch ganze Patterns erzeugen. Für jedes der 17 Drum-Instrumente sowie für die globale Accent-Spur existiert eine eigene Stellschraube, mit der die jeweilige Ereignisdichte, also die Häufigkeit im erzeugten Muster, separat eingestellt werden kann. Auch die Akzentuierungen und die Artikulationen können auf Wunsch mittels Zufallsgenerator gesetzt werden.
Der Tab mit dem kleinen Drumsticks-Symbol öffnet den sogenannten Tap-Modus. Damit kann man alternativ zum Setzen von einzelnen Steps ins Grid auch komplette Patterns in Echtzeit einspielen. Das geht entweder mit der Maus auf über die Schaltflächen der einzelnen Drum-Instrumente oder aber mit Hilfe eines angeschlossenen MIDI-Keyboards bzw. eines Pad-Controllers. Letztere Option ist natürlich komfortabler und intuitiver.
Sehr praktisch ist die Möglichkeit, ein in NEPHETON 2 erstelltes Pattern zur weiteren Bearbeitung als MIDI-CLIP in die DAW zu ziehen. Auf diese Weise lässt sich ein Pattern auch einfach auf der Festplatte speichern oder in eine andere Plugin-Instanz kopieren.
Ganz rechts finden wir den PATTERN SELECTOR, mit den beiden ebenfalls durch Tabs voneinander getrennten Trigger-Modi LIVE und HOST NOTE. Hier hat man direkten Zugriff auf vier Bänke (A bis D bzw. 0 bis 4) à zwölf Patterns (also 48 Patterns insgesamt).
Beim Start von NEPHETON 2 ist LIVE voreingestellt und man wählt das gewünschte Pattern mittels des virtuellen Tastenblocks aus, zum Beispiel „A7“ oder „C9“. Der darüberliegende Schalter startet das Pattern und hält es auch wieder an. Hinter dem kleinen Zahnradsymbol verbirgt sich eine Funktion namens HOST LINK, mit der der Sequencer von NEPHETON 2 stets taktsynchron zur aktuellen Abspielposition der DAW mitläuft.
Wenn man hingegen den alternativen Modus HOST NOTE auswählt, löst man das gewünschte Pattern durch eingehende Notenbefehle aus, die etwa von einem MIDI-Controller, aber auch von der DAW geschickt werden können. Dabei benötigt man zum Triggern aller Patterns also auch 48 unterschiedliche Notennummern. Ein Pattern spielt dann exakt so lange, wie die Notenlänge beträgt (wenn man also eine Keyboardtaste festklemmt, dann so lange, bis der Strom ausfällt…).
NEPHETON 2 erlaubt übrigens auch den Import von Patterns der anderen hauseigenen Klopfgeister. Im entsprechenden Menü steht sogar bereits das bisher noch gar nicht veröffentlichte NITHONAT 2 zur Verfügung, daher können wir uns demnächst wohl auch auf eine Neuauflage dieser virtuellen TR-606 freuen…
Wie auch bei DRUMAZON 2 schon, lässt sich der Sequencer bei NEPHETON 2 ebenfalls komplett deaktivieren. Er wird dabei ausgeblendet und die Bedienoberfläche beansprucht dann auch nur noch etwa die Hälfte ihrer Höhe. NEPHETON 2 dient in diesem Modus als reiner Klangerzeuger und gibt nur noch Laut, wenn ihm von außen die passenden MIDI-Noten zugeführt werden.
Klopffestigkeit…
Ich musste jetzt erst einmal überlegen, ob ich persönlich jemals eine originale TR-808 unter den Fingern hatte (in meiner Bekanntschaft war damals ja durchaus so manches Gerät vorhanden, das heute als begehrter Klassiker gilt), aber so weit ich mich richtig erinnere, war dies wohl nicht der Fall. Daher kann ich NEPHETON 2 im Prinzip lediglich mit den unzähligen 808-Samples vergleichen, die sich hier so auf meiner Festplatte tummeln.
Klanglich lässt sich NEPHETON 2 tatsächlich sofort als virtuelle 808-Kopie identifizieren darin besteht kein Zweifel, zumindest, wenn man sich auf die unmodifizierten Init-Sounds beschränkt. Die einzelnen Instrumente klingen dabei weitgehend authentisch, wenn man einmal von einzelnen kleineren Abweichungen absieht.
Tatsächlich unterscheidet sich NEPHETON 2 hier nicht grundlegend von der Vorgängerversion, sondern in erster Linie nur durch eine deutlich höhere Lautstärke am Audioausgang. Im folgenden Klangbeispiel hört Ihr zum Vergleich einmal abwechselnd alle Instrumente beider Plugins, dabei spielen zunächst der alte NEPHETON und anschließend NEPHETON 2 jeweils vier Schläge:
Die erwähnten Lautstärkeunterschiede habe ich übrigens nachträglich durch eine Normalisierung der Aufnahmen kompensiert.
Bis jetzt war hier ja bloß vom reinen Grundklang die Rede, also ohne Berücksichtigung all der zusätzlichen Möglichkeiten, die NEPHETON 2 so auf Lager hat. Wem es nur darum geht, der mag eventuell auch schon mit einem guten Sample-Set zufrieden sein, ist damit allerdings auch weniger flexibel aufgestellt. Wenn man nämlich erstmal die ganzen Nachbrenner in NEPHETON 2 zum Einsatz bringt, stoßen wir sehr schnell in ganz andere Bereiche vor.
Bei einem lediglich dezenten Einsatz der integrierten Effekte wirkt der Sound noch wie eine typische amtlich nachbearbeitete TR-808, bei einem vollem Einsatz der Möglichkeiten jedoch hat man so manches Mal den Eindruck, man habe es hier mit einer völlig anderen Drum Machine zu tun, so sehr lässt sich der Klang in eine neue Richtung verbiegen. Sehr schön! NEPHETON 2 kann bei alledem mit einem sehr druckvollen Sound aufwarten.
Für das nächste Klangbeispiel habe ich ein und dasselbe Pattern verwendet, dabei aber nach jeweils vier Takten von Hand das Drum Kit Preset gewechselt, so dass sich der Klang dadurch teils sehr drastisch verändert. Dabei kommt es bei den Übergängen bisweilen zu leichten Glitches, die einfach dadurch entstehen, dass die jeweiligen Klangparameter in Echtzeit auf ihren neuen Einstellungen gleiten. Die ersten vier Takte beinhalten ein unbearbeitetes Init-Preset ohne jede Effekte.
Man muss dazu erwähnen, dass die Anzahl vorgefertigter Drum Kits noch deutlich größer ist als die hier von mir präsentierte Auswahl.
Das gilt auch für die die Scene Presets, die eine Kombination von Drum Kits, Effekteinstellungen und Patterns umfassen. Nachfolgend ebenfalls nur eine kleine Auswahl, bei der ich wieder nach jeweils vier Takten manuell umschalte:
Aufgefallen ist mir übrigens, dass NEPHETON 2 teilweise über die gleichen Patterns verfügt wie DRUMAZON 2, diese ertönen hier aber durch den sehr unterschiedlichen Klang beider Plugins wiederum ganz anders.
Fazit:
Für NEPHETON 2 gilt im Prinzip dasselbe, was ich auch schon in meinem Test zu DRUMAZON 2 angemerkt habe: D16 GROUP hat gute Arbeit geleistet und das Plugin ohne wenn und aber verbessert.
Die Bedienoberfläche ist auf der Höhe der Zeit, mit dem Step-Sequencer lässt sich deutlich einfacher und schneller arbeiten und die ganzen integrierten Effekte ermöglichen produktionsfertige Klänge, die bei Bedarf auch schon mal weitab einer üblichen TR-808 ertönen können und damit neue Horizonte eröffnen.
Weitere Pluspunkte stellen die Möglichkeiten zur Ansteuerung externer Plugins oder Hardware mittels Audio-Triggers und MIDI sowie der einfache Export der in NEPHETON 2 erstellten Patterns in die DAW dar.
Dieses üppige Gesamtpaket ist mir durchaus einen BuenasIdeas-Tipp wert.
NEPHETON 2 wird von D16 GROUP momentan zu einem Einführungspreis von 69,- Euro angeboten, der anschließende reguläre Verkaufspreis wird mit 119,- Euro angegeben (zum Vergleich: die weniger umfangreich ausgestattete TR-808 aus der ROLAND Cloud kostet je nach Anbieter zwischen 165,- und 170,- Euro).
Als registrierter Kunde bei D16 GROUP erhält man derzeit sogar noch günstigere Preise, die von einem No-Brainer von 29,- Euro für Besitzer der Vorgängerversion bis hin zu 59,- Euro für Käufer anderer D16 GROUP-Produkte reichen. Eine 30 Tage lang uneingeschränkt funktionierende Demoversion ist ebenfalls verfügbar.
Positives:
+ sehr guter Grundklang
+ flexible Klanganpassung
+ einfache Bedienung
+ umfangreiche FX-Sektion(en)
+ zugänglicher Sequencer
+ Ansteuerung externer Plugins und Geräte möglich
+ Drag-Export von Patterns
+ einfache Offline-Aktivierung möglich
+ CPU-freundlich
Negatives:
– kein Flux-Kompensator
Produktwebseite: https://d16.pl/nepheton2