Testbericht: SAVANT AUDIO LABS QUANTUM ROOM SIMULATOR – Holodeck für die DAW

Ein Testbericht von Perry Staltic,
veröffentlicht am 11.11.2023

SAVANT AUDIO LABS ist noch nicht allzu lange auf dem Plugin-Markt vertreten. Im vergangenen Jahr bescherte uns diese mit einer Briefkastenadresse als sogenannte Delaware LLC firmierende Software-Schmiede mit ihrem Erstling QUANTUM 2772 EVOLUTION ein Reverb-Plugin, das auf der Hardware des hochgelobten deutschen Herstellers QUANTEC beruhte. Nun folgt unter dem Namen QUANTUM ROOM SIMULATOR bereits die zweite Emulation eines QUANTEC-Klassikers. Wir haben diese einmal in unser Testlabor eingeladen.


Made in Germany…

Wenn das Thema auf Hallgeräte aus der Frühzeit der Digitalära kommt, denken viele vermutlich erst einmal an die Produkte der amerikanischen Firma LEXICON. Das auch aus deutschen Landen hochwertige Vertreter dieser Gattung zu haben waren, ist vielen hingegen nicht mehr geläufig. Die Rede ist vom QUANTEC RAUM-SIMULATOR (QRS) aus dem Jahre 1982.

Als ich diesen Namen in damals zum ersten Mal hörte, klang er für mich eher nach einer futuristischen Maschine aus einem Science-Fiction-Film. In Wirklichkeit verbirgt sich dahinter ein Studiogerät der Oberklasse, sowohl klanglich als auch hinsichtlich seines Verkaufspreises, der seinerzeit 25000,- DM betrug.

QUANTEC RAUM-SIMULATOR
QUANTEC RAUM-SIMULATOR

Technisch beschritt QUANTEC einen etwas anderen Weg als seine Mitbewerber. Sehr laienhaft ausgedrückt – ich bin kein Ingenieur – versucht der RAUM-SIMULATOR (diese Schreibweise mit Bindestrich habe ich übrigens dem originalen Herstellerprospekt entnommen) keine durch Raytracing berechneten Schallrückwürfe von Wandflächen, sondern vielmehr die in einem Raum entstehenden Resonanzen und deren Schallbewegungenen durch die Luft nachzubilden.

Das Ergebnis ist eine wohlklingende Räumlichkeit ohne ein „Vermatschen“ des Originalsignals. Trotz gewisser technischer Begrenzungen (etwa eine Samplingrate von gerade mal 20kHz, allerdings schon 16-Bit-Wandler!) erscheint der Klang des QRS auch heutzutage nach wie vor konkurrenzfähig.

Da aber auch mehr als vierzig Jahre später für gebrauchte Exemplare, die nicht jünger werden und daher auch entsprechend gewartet werden wollen, immer noch vierstellige Eurobeträge fällig werden, kommt das Plugin von SAVANT AUDIO LABS natürlich wie gerufen, vorausgesetzt, dass es klanglich mit der Hardware wenigstens einigermaßen mithalten kann.


Einzugsermächtigung

Der QUANTUM ROOM SIMULATOR, den ich der Einfachheit halber nachfolgend mit QRS abkürzen werde, ist ein 64-Bit-Plugin für WINDOWS 10 und 11 sowie für macOS ab Version 10.13 (optimiert für APPLE SILLICON CPUs).

Es werden die Plugin-Formate AU (macOS), AAX und VST3 bereitgestellt, ich habe davon nur Letzteres getestet (Studio-Rechner mit i7-4790K (4 x 4,0 GHz) und 16 GB RAM, sowie Notebook mit i5-4200m (2 x 2,50 GHz) und 8 GB RAM, beide mit WINDOWS 10).

Auf meinem Studiorechner verbrauchten die für meine Klangbeispiele unter STUDIO ONE 6 neun parallel geladenen Instanzen rund 35% der verfügbaren CPU-Ressourcen, was das QRS-Plugin wohl vorrangig für einen Einsatz als Send- und weniger als multiplen Insert-Effekt empfiehlt.

Während unter macOS laut Anleitung offenbar ein Installationsprogramm zur Anwendung kommt, erhält man für WINDOWS eine Zip-Datei geliefert, die neben EULA und Installationsanleitung nur die nackten Plugins enthält, welche man dann manuell in das korrekte Verzeichnis kopieren muss. Mir persönlich ist das übrigens lieber als ein Installationsprogramm, da es so erstens schneller geht und ich zweitens dadurch weiß, was genau wo auf meinem Rechner landet (in meinem Fall ja nur eine einzelne VST3-Datei).

Ein nachfolgende Aktivierung jedweder Art ist übrigens nicht erforderlich, der Rechner kann offline bleiben und das Plugin kann sofort genutzt werden, sehr angenehm. So etwas ist in der heutigen Zeit eher selten, spontan fallen mir hier sonst nur die Plugins von HoRNet ein, die ebenfalls auf einen Kopierschutz verzichten.

Nichtsdestotrotz weist SAVANT AUDIO LABS in seiner EULA darauf hin, dass das Plugin nur von einer einzigen Person, eben dem rechtmäßigen Besitzer, benutzt werden darf, wobei es auf zwei verschiedenen Rechnern gleichzeitig installiert werden darf, vorausgesetzt, dass davon gerade immer nur einer in Benutzung ist.


Quantenmechanik…

Die Bedienoberfläche des QRS ist frei skalierbar und orientiert sich weitgehend an seinem Vorbild, gegenüber das Hardware hat SAVANT AUDIO LABS lediglich auf die beim Plugin überflüssigen Nummerntasten für die Preset-Speicher verzichtet und an dieser Stelle vier praktische Fader mit darunterliegender dB-Anzeige platziert, die wir uns gleich noch etwas genauer ansehen werden.

SAVANT AUDIO LABS QUANTUM ROOM SIMULATOR
SAVANT AUDIO LABS QUANTUM ROOM SIMULATOR

Die grundlegende Bedienung des QRS wurde ebenfalls nahezu unverändert von der Hardware übernommen. Die einzelnen Parameter können werden mit ihren jeweils eigenen Plus- und Minustastern eingestellt, alternativ dazu kann auch den gewünschten Parameter durch Betätigung dieser Taster anwählen und dann mit dem zentral platzierten virtuellen Drehregler verändern. Das kommt in erster Linie den Kennern der Hardware entgegen, die sich so nicht umstellen müssen, wirkt jedoch im Zeitalter moderner Bedienkonzepte ein doch wenig altbacken, man könnte natürlich auch sagen „vintage-like“… 😉

Eine direkte MIDI-Anbindung existiert nicht im QRS, allerdings sind alle Parameter, den besagten Drehregler einmal ausgenommen, über die Host-Automation zugänglich, selbst der Wechsel von Presets ist darüber möglich. Wer eine entsprechend ausgestattete DAW verwendet („Quick Controls“ u.ä.), der kann die Parameter über diesen Umweg dennoch den Reglern eines MIDI-Controllers zuweisen.

Während sich die rechtsseitigen vier Fader auch gut mit dem Mausrad steuern lassen, eignet sich diese Methode leider nicht für die übrigen Parameter, denn bei denen erfolgen dann nur sehr grobe Wertesprünge, teilweise lässt sich damit sogar nur zwischen den Minimal- und Maximalwerten umschalten, merkwürdig.

Ich persönlich verwende übrigens derzeit so einen drahtlosen Drehpuck von MICROSOFT namens SURFACE DIAL, damit habe ich dann sozusagen eine Hardware-Entsprechung des virtuellen Drehreglers beim QRS unter den Fingern.

SAVANT AUDIO LABS QUANTUM ROOM SIMULATOR - Preset-Menü
SAVANT AUDIO LABS QUANTUM ROOM SIMULATOR – Preset-Menü

Die Preset-Verwaltung ähnelt denen vieler anderer Plugins. Es gibt ein einfaches Pulldown-Menü mit zwei Ebenen, alternativ kann man die Presets auch mittels zweier Pfeiltaster in beide Richtungen durchsteppen (und wie schon erwähnt über die Automation durchscrollen). Für ein Hall-Plugin wie dieses halte ich das für völlig ausreichend, einen aufwendigen Preset-Browser à la ARTURIA oder CHERRY AUDIO habe ich jedenfalls nicht wirklich vermisst.

Neben Nachbildungen der originalen Werks-Presets der Hardware finden sich hier auch einige neue Simulationen verschiedener Räume aus der „echten Welt“. Auch einige binaurale Presets für den Einsatz mit Kopfhörern sind vorhanden.


Zentralkommitee…

Es gibt Reverb-Plugins, die mit einer Unmenge an Parametern aufwarten, je nach Einsatzgebiet ist so etwas manchmal gut und nützlich, aber oft genug können zu viele Wahlmöglichkeiten auch den Workflow gehörig ausbremsen, da man sich dadurch in ein „Rabbit Hole“ begibt. Beim QRS muss man dies jedoch nicht befürchten, hält sich hier die Anzahl der vorhandenen Stellschrauben doch angenehm zurück, ohne dabei zu spartanisch zu wirken.

SAVANT AUDIO LABS QUANTUM ROOM SIMULATOR - zentrales Bedienfeld
SAVANT AUDIO LABS QUANTUM ROOM SIMULATOR – zentrales Bedienfeld

Das zentrale Bedienfeld bietet linksseitig Einstellmöglichkeiten für die Verzögerungszeit und den Pegel der Erstreflexion. Diese sollte keinesfalls mit den sogenannten „Early Reflections“ verwechselt werden, die viele andere Hallprozessoren bieten und die beim QRS inhärenter Bestandteil des Reverb-Algorithmus sind, vielmehr unterstreicht sie jene mit einem einzelnen Echo-Rückwurf.

Die Vorverzögerung ist ebenfalls zusätzlich einstellbar, denn der Algorithmus beherbergt bereits Predelays bei den verschiedenen Raumgrößen, so dass dieser Parameter nur in Ausnahmefällen benötigt wird. Dazu gesellt sich dann noch der Hallpegel, der ebenso wie oben erwähnte Pegel der Erstreflexion auch mit den Schiebereglern ganz rechts gesteuert werden kann.

Rechts vom Drehregler befinden sich die Parameter für den eigentlichen Reverb-Algorithmus, bestehend aus Einstellmöglichkeiten für Ausklingzeit und Raumgröße. Tatsächlich muss man hier von Algorithmen sprechen, denn für jede der insgesamt sieben verschiedenen Raumgrößen kommt unter der Haube ein separater Algorithmus zum Einsatz, um so die unterschiedlichen physikalischen Eigenschaften wie Anschwellzeit, Vorverzögerung, frühe Reflexionen, Halldichte und Resonanzverteilung besser abbilden zu können.

Die möglichen simulierten Raumgrößen bewegen sich dabei in Zehnerpotenzen von einem Kubikmeter (m³) bis hin zu einer Million Kubikmeter, Letzteres entspräche somit einem Würfel mit 100 Metern Kantenlänge. Damit lässt sich schon eine Vielzahl an unterschiedlichen Umgebungen darstellen, einer kleiner Kofferraum ebenso wie eine Garage, ein großes Wohnzimmer, ein Hörsaal, eine Konzerthalle oder eine riesige Kirche usw.

Die Ausklingzeit der Hallfahne umfasst drei Parameter, und ihr Wertebereich ist abhängig von der ausgewählten Raumgröße. Bei einem, zehn, hundert und tausend Kubikmetern beträgt das Minimum 0,1 Sekunden, bei zehntausend Kubikmetern sind es 0,2 Sekunden, bei einhunderttausend Kubikmetern sind es 0,5 Sekunden und bei einer Million Kubikmetern beträgt es 1 Sekunde. Die maximale Länge beträgt mit jeweils aufsteigender Raumgröße 1 Sekunde, 2 Sekunden, 5 Sekunden, 10 Sekunden, 20 Sekunden, 50 Sekunden und schließlich ganze 100 Sekunden beim größten simulierten Raum.

Neben dieser MAIN REVERB TIME existieren noch zwei weitere Stellgrößen, nämlich separate Multiplikatoren für die hohen und die tiefen Frequenzanteile, die somit unabhängige Ausklingzeiten ausweisen können, was einem realistischeren Verhalten zugute kommt (hohe Frequenzen fallen in größeren Räumen nämlich deutlich schneller ab als tiefe). Bei anderen Reverbs wird so etwas häufig über zusätzliche Filter simuliert („Damping“), beim QRS sind diese überflüssig.


Extrawurst…

Beim QRS finden wir noch eine Handvoll weitere Parameter vor. Wenden wir uns zunächst denen zu, die vom Original übernommen wurden, diese befinden sich auf der linken Seite.

Sechs virtuelle LED-Ketten informieren über Ein- und Ausgangspegel. Ins Auge springen hier die vier Ausgangsanzeigen, ist beim QRS doch schließlich nur ein Stereo-Ausgang verfügbar (im Gegensatz zur Hardware von QUANTEC, die über zwei Stereo-Paare verfügt und damit Quadrophonie beherrscht).

Direkt darüber finden wir eine Umschaltmöglichkeit für das sogenannte CORRELATION PATTERN, das in direktem Zusammenhang mit diesen zusätzlichen „Phantomausgängen“ steht. Normalerweise benötigt man nur das Pattern 1|2, bei bestimmten Mikrofonieanwendungen kann jedoch auch das Pattern 3|4 sinnvoll sein, um unerwünschte Phasenschweinereien zu vermeiden.

Beim QRS lassen sich quadrophonische Anwendungen über den gleichzeitigen Einsatz zweier Plugin-Instanzen realisieren, von denen eine die Korrelationseinstellung 1|2 verwendet und die andere 3|4.

SAVANT AUDIO LABS QUANTUM ROOM SIMULATOR - Pegelanzeigen und zusätzliche Parameter
SAVANT AUDIO LABS QUANTUM ROOM SIMULATOR – Pegelanzeigen und zusätzliche Parameter

Rechts von den LED-Ketten ist eine kleine Sektion namens EFFECTS, die vier vertikal angeordnete Schalter umfasst. FRE steht dabei für „Freeze Mode“ und erzeugt bei Aktivierung ein unendlich erklingende Hallfahne. Für eine exaktere Kontrolle lässt sich der Speicherpuffer mit dem MUTE-Schalter leeren, während bei Betätigung von ENT(ER) gezielt mit dem aktuell eingehenden Audiosignal gezielt gefüttert werden kann.

Der unterste Schalter (ENH) aktiviert den sogenannten „Enhance Mode“, bei dem ein alternatives Reflexionsmuster zum Einsatz kommt und keine Hallfahne erzeugt wird. Die Raumgröße lässt sich wie gewohnt einstellen, während die drei Ausklingszeit-Parameter unveränderlich sind. Dieser Modus eignet sich daher besonders gut, um einem Signal mehr Räumlichkeit und Tiefe zu verpassen, ohne dass eine nachklingende dichte Hallfahne gleich den ganzen Mix absaufen lässt.

SAVANT AUDIO LABS QUANTUM ROOM SIMULATOR - Levels
SAVANT AUDIO LABS QUANTUM ROOM SIMULATOR – Levels

Auf der rechten Seite befinden sich die schon mehrfach erwähnten virtuellen Fader, mit denen sich die Pegel des trockenen und des verhallten Signals sowie die der Erstreflexion und der Gesamtlautstärke separat einstellen lassen. Bei einer Betätigung der beiden mittleren Regler ändern sich auch die damit korrelierenden Parameter im zentralen Bedienfeld.

Der linke Regler, DIR(RECT) LEVEL, der den Pegel des trockenen Signals regelt, hat keinerlei Entsprechung in der Hardware, da diese ausschließlich als Send-Effekt konzipiert worden war. Wer jedoch das QRS-Plugin auch als Insert-Effekt nutzen möchte, kann mit Hilfe dieses Faders exakt die gewünschten Mischungsverhältnisse erzielen.

Die in dieser Sektion vorgenommene Einstellungen bleiben übrigens auch bei einem Preset-Wechsel bestehen, eine gesonderte Lock-Funktion gibt es daher nicht.

Direkt über den Fadern gibt es noch eine Umschaltmöglichkeit der System-Bandweite (SYS. BW.). Beim originalen QUANTEC RAUM-SIMULATOR kam, wie oben erwähnt, eine vergleichsweise geringe Samplingrate von 20kHz zum Einsatz, was damit einhergehend auch für einen begrenzen Frequenzgang von lediglich 10kHz (Nyquist-Grenze) sorgte, wobei dieser aufgrund der notwendigen Filter bereits ab etwa 8kHz schnell abfiel, was allerdings dem Realismus des Halleffekts durchaus zuträglich war.

Beim QRS wird auch diese begrenzte Bandweite der Hardware emuliert (nur bezogen auf das Effekt-Signal, nicht auf das trockene Signal!), bei Bedarf lässt sich das Plugin jedoch auch mit einer vollen Bandbreite von 20kHZ betreiben.

Der große rote POWER-Schalter ganz rechts hat übrigens ebenfalls eine Funktion: Damit lässt auf einfache Weise der komplette Speicherpuffer des Reverbs zurücksetzen.


Raumfahrer…

Für diesen Testbericht habe ich einmal tief in die Portokasse gegriffen und mir extra einen originalen QUANTEC RAUM-SIMULATOR angeschafft, nur um diesen mit dem QUANTUM ROOM SIMULATOR zu vergleichen. Nee, das habt Ihr jetzt nicht geglaubt, oder…?! 😉

Ich besitze natürlich keine entsprechende Hardware, die bewegt sich weit außerhalb meiner Budgetgrenzen. Auch hatte ich noch nie das Vergnügen, einem QUANTEC RAUM-SIMULATOR in natura zu begegnen, sondern lediglich in Form von Aufnahmen, was selbstverständlich nicht das Gleiche ist.

Bleibt mir also nur noch übrig, das QRS-Plugin völlig unabhängig von seinem Vorbild zu bewerten, und dabei macht es in meinen Augen …ähhh… Ohren einen ausgezeichneten Job. Eingespeiste Audiosignale werden vom QRS elegant umhüllt und in eine Räumlichkeit versetzt, ohne dass es künstlich und aufgesetzt wirkt oder gar alles zugematscht wird, auch bei längeren Hallzeiten nicht.

Das originale Signal behält dabei seine eigene Klangfarbe und das Reverb verschmilzt sehr gut mit ihm, so dass man es – insbesondere bei kleinen Raumgrößen und mäßigem Hallanteil – häufig erst dann wirklich bewusst wahrnimmt, wenn man es wieder ausschaltet und nur noch das trockene Signal vernimmt.

Das QRS-Plugin macht eigentlich auf allen Arten von Audiosignalen eine gute Figur, denen man eine zusätzliche räumliche Dimension angedeihen lassen möchte. Wofür es sich weniger bis gar nicht eignet, sind surrealistische Effekte, wie sie beispielsweise EVENTIDE BLACK HOLE, STRYMON BIG SKY oder VALHALLA SUPERMASSIVE im Gepäck haben. Eine Ausnahme bildet hierbei der Freeze Mode des QRS, der durchaus Grundstoff für allerlei experimentelles Klanggut zu bieten vermag.

Um einen besseren Vergleich mit ein paar anderen, in der jüngeren Vergangenheit von mir getesteten Reverb-Plugins zu ermöglichen, nämlich STRYMON BIGSKY, ARTURIA REV LX-24 und TEGELER RAUMMASCHINE, habe ich einmal mehr die dort ebenfalls zu hörenden Audiosignale verwendet, also eine Gesangsphrase mit weiblicher Stimme, ein wenig Geklimper auf einem E-Piano sowie eine simple Notenfolge, die dem BEHRINGER MS-101 entstammt. Hinzu kommt noch ein vier Takte langer Drum Loop mit Samples der TR-808 (den hatte ich damals beim STRYMON BIGSKY noch nicht im Einsatz…).

Bei allen diesen Klangbeispielen besteht der erste Durchlauf stets aus dem trockenen Audiosignal, darauf folgen dann jeweils neun verschiedene Presets mit ansteigenden Raumgrößen und Hallzeiten. Der Pegel des Direktsignals ist dabei immer auf Maximum, der des Reverb-Signals liegt je nach Preset 8 bis 12 dB darunter.

Klangbeispiel SAVANT AUDIO LABS QRS – Vox
Klangbeispiel SAVANT AUDIO LABS QRS – E-Piano
Klangbeispiel SAVANT AUDIO LABS QRS – MS-101
Klangbeispiel SAVANT AUDIO LABS QRS – Drum Loop

Um meine oben getätigten Aussage, dass sich mit Hilfe des Freeze Mode sehr wohl auch für den einen oder anderen experimentellen Effekt eignet, zu untermauern, habe ich einmal ein kurzes Klangfragment aus einer uralten, ziemlich verrauschten Kasettenrekorderaufnahme im QRS eingefroren, das Endergebnis lässt das ursprüngliche Signal kaum noch erahnen:

Klangbeispiel SAVANT AUDIO LABS QRS – Freeze Mode

Bei diesem Klangbeispiel habe ich aus reiner Neugier gleichzeitig noch ein weiteres kleines Experiment unternommen, nämlich den Einsatz zweier QRS-Instanzen direkt hintereinander. Die zweite Instanz verwendet identische Einstellungen, jedoch ohne aktivierten Freeze Mode, und wird erst nach einigen Sekunden hinzugeblendet. Man hört dabei deutlich, wie das Signal sowohl verdichtet wird als auch an hohen Frequenzen verliert. Daraus lässt sich bestimmt allerlei potentes Ausgangsmaterial für Drones u.ä. gewinnen.

Auf der Produktwebseite zum QRS findet Ihr übrigens zahlreiche weitere Klangbeispiele von SAVANT AUDIO LABS, die sehr aussagekräftig sind.


Fazit:

Mit QUANTUM ROOM SIMULATOR hat SAVANT AUDIO LABS ein schnörkelloses Reverb-Plugin am Start, das jedem Audiosignal auf einfache Weise zu mehr Räumlichkeit verhilft, ohne ihm seinen ursprünglichen Klangcharakter zu nehmen oder es zu verwaschen, wie es bei einigen anderen Reverbs der Fall ist. Das Originalsignal wird vom QRS geradezu umkleidet, bildet mit ihm eine Einheit und verliert dabei nicht an Transparenz.

Wer auf extreme und völlig abgefahrene Klangergebnisse aus ist, der sollte sich eher woanders umsehen. Wem allerdings an einem unaufdringlichen und natürlichen Klang gelegen ist, der braucht nicht weiter zu suchen, beim QRS wird er fündig. Das Plugin hat das Zeug dazu, zur Standard-Instanz im Send-Weg zu werden.

Der Ressourcenbedarf ist zwar nicht der allergeringste, was sicherlich der klanglichen Authentizität geschuldet ist, bewegt sich jedoch durchaus noch in einem akzeptablen Rahmen. Ich muss mir für das QRS jedenfalls keinen neuen Rechner kaufen.

Das Bedienkonzept hinkt aufgrund seiner bedingungslosen Orientierung an der Hardware vielleicht hier und da der Zeit etwas hinterher, dies ist angesichts der recht übersichtlichen Parametrisierung aber leicht zu verschmerzen.

QUANTUM ROOM SIMULATOR ist über die Webseite von SAVANT AUDIO LABS erhältlich. Derzeit ist das Plugin noch zum Einführungspreis von 74,- US-Dollar (keine 70,- Euro) zu haben, dieses Angebot gilt noch bis zum 21.11.2023, danach gilt dann der reguläre Verkaufspreis von 149,- USD (unter 140,- Euro).

Ein kostenlose Demoversion hält SAVANT AUDIO LABS ebenfalls bereit, diese schaltet sich alle 45 Sekunden für etwa 3 Sekunden stumm. Ich empfehle an dieser Stelle dem geneigten Interessenten, sich dieses einmal zu Gemüte zu führen und bei positiver Erfahrung das Einführungsangebot mitzunehmen, solange es noch gültig ist.


Positives:
+ sehr hohe Klangqualität
+ natürlich klingende Räumlichkeit
+ Freeze Mode
+ übersichtliche Bedienoberfläche
+ keine Aktivierungsprozedur notwendig

Negatives:
– etwas höherer Ressourcenbedarf


Produktwebseite: https://savantaudiolabs.com/product/quantum-room-simulator/

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