Wer so wie ich seit Jahrzehnten Musik macht, sowohl live als auch im Studio, der fragt sich irgendwann sicherlich: „Lohnt sich das eigentlich?“. Der finanzielle Aufwand ist recht hoch, selbst, wer klein anfängt, „braucht“ schon nach kurzer Zeit weitere Hardware, wie ein neues Keyboard, einen neuen Synthesizer, eine weitere E-Gitarre, Mikrofone, bessere Abhörlautsprecher usw. Über die Jahre kommt da so einiges zusammen. OK, es macht Spaß, Musik zu produzieren, aber irgendwie muss doch da auch mal was dabei herumkommen, oder?

In all den Jahren konnte ich einige Male mit meiner Musik wie auch mit der Aufnahme und Produktion weiterer Musiker etwas Geld verdienen, einige meiner Werke wurden in Imagefilmen von Firmen eingesetzt und sind so weltweit vermarktet worden, natürlich war ich so immens schlau und habe die GEMA verachtet, daher habe ich keine Rechte auf die Tantiemen. Kurz gesagt, ich war mächtig stolz, als ich die übersetzten Filme gesehen und meine Musik darin gehört habe, allerdings war ich auch ziemlich dumm, dass ich mich nicht bereits im Vorfeld schon darum gekümmert habe, auch etwas vom Kuchen ab zubekommen.
Was bleibt, ist nur die Hoffnung, irgendwann einmal meiner Frau die Rechtfertigung für die letzten 38 Jahre Investitionen in Zeit und Geld geben zu können, in Form von ordentlichen Einnahmen. Nun ist es aber leider so, dass ich genauso wie viele andere gewisse Vorstellungen habe, wie diese ordentlich Geld verdienenden „Stars“ so weit gekommen sind, von ihrer Musik gut leben zu können.
Der Weg zum Hit
Bei einer Band wird es so sein, dass sich Gitarrist, Keyboarder, Bassist, Schlagzeuger etc. zusammensetzen und die Musik komponieren, die Sängerin und/oder der Sänger schreiben den Text, dann wird das Ergebnis zusammen mit dem Rest der Band arrangiert und geprobt. Sobald das Werk dann für das erste live Konzert taugt, wird es im Studio aufgenommen, die Demo wird an viele Verlage geschickt und mit etwas Glück kommt es daraufhin zu einer Vertragsunterzeichnung. Bei einem Solomusiker (Singer/Songwriter) passiert das Gleiche, nur dass der alles alleine macht.

Hehe 🙂 Guter Witz….
Diese romantische Vorstellung hat sich bei vielen in die Gehirnwindungen gefressen, nur Freunde, das ist leider absolut schon sehr lange nicht mehr so, denn auch in unserem heiligen Bereich der Musikproduktion regiert das Geld, nicht Harmonien und Melodien oder wertvolle aussagekräftige Texte sind der Garant für den Erfolg, sondern eine ausgeklügelte Strategie der Raffgier.
Habt Ihr Euch schon einmal gefragt, warum die aktuellen Hits fast alle gleich klingen? Über die Einfallslosigkeit der meisten Texte will ich gar nicht erst schreiben, meistens spielt sich der Inhalt nur noch unter der Gürtellinie ab. STOP, bevor sich hier jemand auf die Füße getreten fühlt, ich schreibe über den MAINSTREAM, also über den Bereich, in dem „richtig“ Kohle verdient wird.
Wie funktioniert es denn???
Tja, das ist schon seit Jahrzehnten so, dass die Verlage gar nicht auf Eure Demos warten, sondern selber Hits mit Garantie produzieren lassen, da werden einige Komponisten, Musiker und Produzenten zusammen in ein Studio gesetzt und die bekommen die Aufgabe, einen Hit zu produzieren, mit Vorgaben wie „das soll so ähnlich klingen wie XXXXXXX, aber das sollte keiner sofort merken, der Text sollte das Thema XXXXXXX aufnehmen, denn das ist gerade in den Medien hype“.
Die bekannten Bands/Künstler bekommen dann diese Werke vorgesetzt und können die Rechte daran kaufen oder sie nur interpretieren. Der Verlag kennt die Radiostationen und die spielen das dann, ob da kleine Zuwendungen fließen, weiss man nicht genau…

Ihr glaubt, ich bin bekloppt? Nee, Freunde, lest mal diesen sehr gut geschriebenen Artikel vom Deutschlandfunk: „So werden Hits gemacht – Die Pop Fabrik„
Und nu?
Ganz einfach, als Erstes solltet Ihr als Komponist und/oder Texter Eure Rechte sichern, also der GEMA oder einem anderen „Verwerter“ beitreten, somit werden Eure Werke, falls sie Erfolg haben, für den Rest Eures Lebens Geld in Eure Kasse spülen.
Als Zweites macht Ihr einfach das Gleiche wie die großen Musikverlage, also Analyse, was läuft gerade wirklich richtig oft im Radio? Und was ist gerade ein Hauptthema in den Medien, welches für den Text hinhalten kann?
Das produziert Ihr dann und macht damit ordentlich Werbung in den sozialen Netzwerken wie Youtube, Facebook, Twitter usw. Es ist sinnvoll auch alle privaten Kontakte und die Kontakte derer Kontakte (Uff, was ist denn das für ein Satzbau Andreas???) zu nutzen, keine Scham, Hemmung oder sonst was, Ihr müsst absolut von Eurem Werk überzeugt sein, nur das zählt und das merken die anderen dann auch.
Ganz wichtig sind Live-Auftritte, auch wenn Ihr damit gerade mal Eure Kosten decken könnt, je mehr Menschen Euch kennen, um so besser läuft die Mundpropaganda, ladet Zeitungen ein und lasst die über Eure Konzerte berichten, auch wenn die Kritik mal nicht so dolle ausfällt, PR ist es trotzdem.
Wichtig ist dranbleiben, nicht aufgeben und sich auf gar keinen Fall einschüchtern lassen!!!
Ist mir zu stressig
Auch kein Problem, mache Deine Musik, interessiere Dich nicht, was im Mainstream läuft und habe Spaß dabei, mit etwas Glück, insofern Du auch die sozialen Netzwerke nutzt, findest Du einige Menschen, denen es gefällt und Du bekommst etwas Anerkennung und verdienst im besten Falle auch Geld damit.
Wenn Du live auftreten kannst, dann mache es, denn das Gefühl, das die das Publikum zurückgibt (wenn denen Deine Musik gefällt 🙂 ) ist unbezahlbar.
Wie groß sind die Chancen, erfolgreich zu werden mit meiner Musik???
OK, überlegen wir mal, wie viele Musiker, Produzenten und Bands gibt es inzwischen?? Wie viele davon sind absolut talentiert? Wer hat inzwischen alles ein Homestudio? Die Verlage basteln Ihre Hits mit Profimusikern und Erfolgsproduzenten selber.
Also, eine Frag: Kennst Du 6 aus 49 mit Superzahl???

Ich denke, der Markt ist absolut übersättigt und die gierigen Ferengi haben längst das Ruder in die Hand genommen, die Habgier regiert das Geschäft der Musikverlage, die seit Jahren ihr Kratzen haben, da die Verteilung der Musik seit Erfindung von MP3 und Co. KG. Online nur sehr schwer kontrollierbar ist.
Ich mache und produziere weiter Musik, für mich und meine Freunde, einfach, weil es mir Spaß macht, ob ich da jemals Geld mit verdienen werde, vielleicht ja, vielleicht nein, es kann auch sein, dass nur noch die richtige Nische gefunden werden muss. Mainstream – nein Danke!
Have fun, make music!!!!
Euer Andreas
3 Gedanken zu “Der Weg zum Hit: Lohnt sich die Musikproduktion, welche Chance haben wir, mit unserer Musik Geld zu verdienen?”
Sehr interessanter Artikel. Das Musikbusiness ist zu einer reinen Geldmaschine geworden. Es geht wenig um die Musik, geschweige denn um Gefühle in der Musik..
Ich sehe die Situation von Musikern und Künstlern allgemein
eingebettet in das Große Ganze. Unsere Gesellschaft ist
durchkommerzialisiert bis in private Lebensbereiche hinein. In der
Praxis bedeutet das Abhängigkeit für die meisten und Macht- und
Geldkonzentration bei einigen wenigen.
Dass sich die großen Konzerne von den Bedürftnissen der Kreativen
abkoppeln ist ein altes Phänomen, nur ist es im Grunde nicht mehr
Zeitgemäß. Zeitgemäß wäre ein gleichberechtigtes nebeneinander aller
Beteiligten ohne den Einfluss und das Abschöpfen der Profite durch
Konzerne.
Eigentlich sind sie überflüssig geworden, nur haben die Kreativen das
noch nicht wirklich verstanden, das Internet genügt als
Distributionsweg, produzieren kann jeder mit der heutigen Technik
selbst. Würden von einem Tag auf den anderen alle Kreativen den
Konzernen den Rücken kehren und nicht mehr mit ihnen zusammenarbeiten
würde sie niemand vermissen, denn sie haben keine Funktion mehr.
Kollektive, die Konzerte organisieren oder gegebenenfalls mal eine
größere Produktion stemmen würden genügen.
Bleibt die Tatsache, dass sehr viele sich mit Musik beschäftigen oder
auf anderen kreativen Feldern produktiv sind. Gleich, welcher Markt sich
auch ohne Konzerne bilden würde, die meisten würden zu wenig Einkommen
generieren können, weil die Menschen nur beschränkt Geld dafür ausgeben
können. Und es wäre mit Sicherheit so, dass gerade die interessantesten
und in meinen Augen wertvollsten Projekte nie Mainstream wären.
Ein echter gesellschaftlicher Fortschritt wäre hier ein Bedingungsloses
Grundeinkommen, weil es den Kreativen das verschaffen würde, was am
wertvollsten ist: Zeit. Zeit, in der sie sich nicht für ihren bloßen
Lebensunterhalt prostituieren und an den nächstbesten Ausbeuter
verkaufen müssen.
Die Folge wäre eine kulturelle Explosion, bei der sicher auch noch mehr
Musikmüll produziert werden würde – aber die Perlen, die darunter wären
und unter den derzeitigen Bedingungen nie entstehen können wären es
wert.
Sehr interessanter Kommentar Stefan, ich denke das wir uns gerade jetzt, mitten im Umbruch nach oder noch mittendrin in der Pandemie, Gedanken machen sollten das mal alles zu ändern. Dein Ansatz ist dazu mehr als nur eine Überlegung wert.