Harmony Bloom

Harmony Bloom ist ein neuer MIDI-Generator von Mario Nieto, der vor allem zunächst mal schön anzuschauen ist. Da drehen sich Spiralen oder Sterne in einem Kreis, Punkte blitzen auf,  Noten werden ausgelöst und formen schöne Melodien. Für den Desktop ist ein solches auch visuell starkes Plugin sehr selten, auf dem iPad trifft man so etwas eher an. 

Im Prinzip ist das ein Arpeggiator, jedoch mit einigen Extras. Die Noten, die abgespielt werden stammen aus einer Noten-Sammlung von voreingestellten Akkorden und Skalen und produzieren direkt harmonische Arpeggien, alternativ sind auch Akkorde von außen möglich. Diese Akkorde können viele verschiedene, auch exotische Skalen gemappt werden und damit an einen harmonischen Kontext angepasst werden. 

Acht Parameter bestimmen im Wesentlichen, wie das Arpeggio abgespielt wird. Rechts des zentralen Kreises sind das die Notenanzahl, in dem Kreis können von zwei bis 82 Notenpunkte auftauchen. Jeder läuft auf einem eigenen Radius um den zentralen Punkt. Bei der Spiralförmigen Grundform sieht man am besten, dass man mit einer veränderten Notenanzahl eigentlich hinein- oder heraus zoomt. Die Notenlänge bestimmt die Länge der getriggerten Note, Loop Length die Geschwindigkeit, mit der sich die Form einmal im Kreis dreht, Probability die Wahrscheinlichkeit, mit der eine Note zufällig ausgelöst wird, bei 100% wird jede Note abgespielt. Darunter kann man die BPM Geschwindigkeit der Host DAW übernehmen oder sie frei wählen. 

Links befinden die Parameter, die zu ungewöhnlicheren Ergebnissen führen. Global Offset legt den Startpunkt der Form fest, der kann also auch im Verhältnis zum Start der DAW später stattfinden. Quantized Offset setzt gleichmäßige Abstände zwischen den Noten, 5 resultiert dann in fünf Noten entlang des gesamten Kreisumfangs, gibt es zehn Noten insgesamt, wickelt sich die Spirale zwei Mal auf. Bei einfachen Einstellungen hat man so auch immer eine direkt ersichtliche Form im Kreis. Doch dann kommt der Free Offset Parameter ins Spiel und verschiebt die Punkte aus ihrer regelmäßigen Position, was erst mal eher chaotisch aussehende Konfigurationen ergibt, alle Noten sind zum Grundtakt verschoben. Jedoch zwischendurch ergeben sich auch wieder regelmäßige Sterne. Abhängig ist das Geschehen hier auch von dem eingestellten Quantized Offset und der Notenanzahl. Speed Offset ist ein Feature, dass man so kaum in einem Arpeggiator findet, er beschleunigt oder bremst die Geschwindigkeit, mit der die Noten abgespielt werden. Also sind die Noten vom Zentrum ausgehend zunächst schneller und werden dann langsamer abgespielt oder umgekehrt. Im Zusammenwirken mit den anderen Parametern ergibt das interessante rhythmische Schwingungen oder völliges Chaos. 

Es gibt also einiges, womit man herum spielen kann.

Wichtig ist natürlich auch, womit die sich im Kreis drehenden Notenpunkte getriggert werden. Das besorgen bis zu acht, vom Zentrum ausgehende feine Balken. Es macht also einen großen Unterschied, wie viele Balken gesetzt sind, das reicht dann von brav einzeln hintereinander gespielten Noten bis zu vielen gleichzeitig, je nach Notenanzahl und Form, in der sie sich befinden. 

Die Abspielrichting im Kreis kann umgekehrt werden, das entspricht dann der Up / Down Richtung in einem Arpeggio. 

Befindet sich Harmony Bloom in dem Modus, in dem einer der internen Akkorde abgespielt wird, dann bestimmt der MIDI-Noten Input darüber, wie dieser Akkord nach oben oder unten transponiert wird. Damit kann man das Geschehen auch einer Akkord-Progression nachführen. 

Es gibt dankenswerterweise auch einen internen MIDI-Recorder, der die gesendeten Noten aufnimmt, die man dann abspeichern oder in die Pianorolle in der DAW ziehen kann.

Hier eine einfache Kombination von zwei Instanzen von Harmony Bloom, die eine Melodie- und Basstimme triggern. Die Noten für das Schlagzeug wurden aus den exportierten Bass-Noten zusammengestellt und laufen damit synchron. 

Generell erzielt man zunächst mal die besten Ergebnisse mit wenigen Noten und einfachen Formen. Auch die Zufallsfunktion ist nützlich und sorgt für etwas Abwechslung. 

Doch ein ziemlicher Knaller aus meiner Sicht ist, dass die meisten Parameter von Harmony Bloom automatisierbar sind. Man muss sich hier zwar etwas hinein vertiefen, um damit etwas Sinnvolles anzufangen. Aber man kann die Pattern während des Abspielens verändern und damit noch mehr Abwechslung oder eben Chaos hineinbringen.

Hier sind einfach so Free Offset und Speed Offset gleichzeitig automatisiert. Da springen die Noten zwar wild herum, aber ich denke, man kann grundsätzlich damit einiges anfangen. 

Ich nehme Harmony Bloom trotz aller Beschränkungen, das bleibt ein Arpeggiator und ist kein vertieft manipulierbarer Step-Sequenzer, als eine echte Neuerung wahr. Das habe ich so noch nicht gesehen. Es gibt zwar in eine andere Richtung fortgeschrittene Step-Sequenzer-Arpeggiatoren (siehe meinen Testbericht zu Animation Station) – doch speziell das hier können die alle nicht. 

Auf dem YouTube Kanal von Mario Nieto hält er längere Live-Streams mit Harmony Bloom ab, schichtet Sounds und entwickelt Anfänge von ganzen Tracks damit. Das ist interessant anzuschauen und führt die Möglichkeiten vor Augen, was mit diesem Plugin möglich ist. 

https://youtube.com/@marionietoworld

Harmony Bloom bekommt man für relativ wenig Geld (29,- Euro) bei MarioNietoWorld. 

https://marionietoworld.com/

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