Transition MIDI Sequencer Kurztest

CodeFN42 ist eine kleine Plugin-Schmiede, die seit langer Zeit wichtige Freeware Programme anbietet, wie Chordz oder CCStepper. Nun erschien neu Transition und ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Für Freeware wird hier erstaunlich viel geboten, dieses Programm bietet überraschend tiefe und einmalige Möglichkeiten Notenfolgen zu generieren, normales Step-Sequencing und völlig zufälliges Chaos und alles dazwischen. 

Das Prinzip ist Andeutungsweise aus anderen Grid-basierten Sequencern bekannt, die sich bewegende Einheiten in einem Grid verwenden um Noten auszulösen. Dabei können entweder gesetzte Zellen Noten triggern oder der Kontakt mit den Wänden. Transition gehört zur letzteren Kategorie und schickt Bots über das Grid, die miteinander und mit Hindernissen interagieren, bis sie dann gegen eine der Wände knallen und dabei eine Note auslösen, deren Tonhöhe von der Zelle bestimmt wird, die an dieser Stelle der Wand sitzt. 

Ganz einfache Sequenzen lassen sich in einem kleinen Grid schnell zusammenstellen. Die Gridgröße kann von 1×1 bis zu 16×16 Zellen reichen, schon mit 3×3 oder 4×4 oder 2×8 reicht es zwei oder drei Bots mit ein paar Klicks zu setzen und den Transport der DAW zu aktivieren und schon hat man eine einfache Notenfolge. Bewegen sich die Bots nicht nur alle parallel in die gleiche Richtung, sondern welche vertikal und andere horizontal kollidieren sie meist früher oder später, was dazu führt, dass sie ihre Richtung ändern und damit auch die Mini-Melodie. Hier kommt schon etwas Zufall ins Spiel, denn in kleinen Grids kann es schon geschehen, dass sich die Bots in einem neuen statischen Muster fest fressen und nicht mehr gegenseitig stören. Bei größeren Grids und mehr Bots wird das zunehmend unwahrscheinlich, das Ergebnis aber auch chaotischer und zufälliger. 

In dem Main GUI werden generelle Parameter wie Geschwindigkeit, Steplänge oder Synchronisation zum Host festgelegt und das Verhalten der Wände, die auch bei jedem neuen Hit ihre Notenfolge verschieben können.  

Das interessante ist nun, dass es einen ganze Reihe von Eingriffsmöglichkeiten gibt, die das Geschehen entweder wieder etwas kontrollierter machen oder im Gegenteil zufälliger. Es wird eine ganze Palette an Hindernissen angeboten, die man den arglosen Bots in den Weg legen kann, die sie in andere Richtungen ablenken, verlangsamen, pausieren lassen oder gar wild über das Grid teleportieren. Damit lässt sich schon ein einfaches kleines Muster beständig variieren. Wobei es auch hier noch vorkommen kann, dass das Muster statisch wird, alle Möglichkeiten das zu verhindern kann man gar nicht abdecken. Aber dass nur ein Teil des Musters variiert und ein anderer sich beständig wiederholt lässt sich einrichten, 

Das Verhalten der Bots selbst lasst sich individuell konfigurieren. Zum Beispiel ob sie von Kollisionen mit anderen Bots unbeeindruckt bleiben und ihren Weg fortsetzen oder mit einer einstellbaren Wahrscheinlichkeit mal einen Schritt lang stehen bleiben. Auch ob sie eine Wand ignorieren und keine Note ausgelöst werden soll oder auf einem anderen MIDI-Kanal lässt sich einstellen. Es geht auch so weit, dass man einerseits bestimmen kann, dass nur bei jedem zweiten mal eine Note ausgelöst wird und zusätzlich noch die Wahrscheinlichkeit, dass das überhaupt geschieht. Der Zufall findet hier also auch je nach Einstellung weite Scheunentore vor um alles zusätzlich durcheinander zu wirbeln. Auch ob statt einer Note ein Akkord getriggert werden soll kann man hier festlegen. Auch dien Zuweisung zu einer Bot-Gruppe findet hier statt, ein Bot kann zu einer von acht Gruppen gehören, die man auch deaktivieren und z. B. nach und nach aktivieren kann um eine Phrase zu verdichten.

Die einzelnen Zellen der Wände lassen sich auch manuell auf bestimmte Noten ändern, die innerhalb der gewählten Tonart liegen, ebenso die Oktavlage relativ bis zu drei Oktaven nach oben oder unten zur gesetzten Rootnote. Die weiteren Einstellungen zu Tonarten finden sich in dem Extra-Panel Settings, man kann zwischen 20 Skalen wählen und bei welcher Note welcher Akkord ausgelöst werden soll, wenn der Bot auf Chords eingestellt ist. Hier gibt es ebenfalls eine Auswahl auch an komplexeren Akkorden, die man zuweisen kann. Und es ist über einfache Textdateien möglich zusätzliche eigene Skalen zur Verfügung zu stellen, die sich allerdings im westlichen, temperierten 12 Halbtöne pro Oktave -Raster bewegen müssen. Mit Akkorden ist es ähnlich, bei Bedarf kann man auch hier eigene Akkorde einpflegen. Es ist auch möglich den Output von Transition per eingehender MIDI-Noten zu transponieren, an dieser Stelle legt man fest, ob die Noten in der festgelegten Tonart sein müssen oder auf die Nächstliegende gemappt wird oder ob man nicht die Transponierung nur mit den weissen Tasten relativ erledigt. Die Transponierung einfach per Keyboard oder Pianorolle vorzunehmen verschafft natürlich weiteren Spielraum, die Phrasen an das Geschehen im gesamten Track anzupassen. 

Ein schneller Durchlauf durch einige Factory-Presets von Transition, die meist Beispielhaft bestimmte Features wie Akkorde oder Muster wie Polyrhythmen vorstellen und drei eigene, die beim Ausprobieren entstanden zeigen das Potential, das in diesem gar nicht so kleinen Programm steckt. 

Transition fand ich spontan völlig begeisterungswürdig, hier wurde ein Prinzip durchdacht und in ein einfach und komfortabel bedienbares Programm umgesetzt mit mehr Features und Möglichkeiten, als man das erwarten würde und die es ermöglichen mit diesem Sequencer bei Bedarf auch sehr tief einzusteigen und Pattern zu basteln, die sich an der Grenze zwischen Kontrolle und Zufall bewegen, was ansonsten sehr schwierig ist. 

Als kommerzielles Programm könnte CodeFN42 für Transition locker 40 Euro verlangen und würde es bekommen. Um so mehr Grund diese herausragende und frei zur Verfügung gestellte Leistung zu würdigen und den „Donate“ -Button zu drücken, kaum einmal ist das verdienter als hier. 

Produktseite von Transition: https://www.codefn42.com/transition/index.html