Testbericht: PRESONUS ATOM DAW-Controller

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Ein Testbericht von Klaus Feurich,
veröffentlicht am 02.01.2018

Noch grade rechtzeitig vor Weihnachten hatte mich der neueste Ableger der PRESONUS Hardware-Abteilung erreicht: der DAW-Controller ATOM.

Was läge also näher, als die Feiertage mit einem ausführlichen Testlauf des kleinen Kistchens zu verbringen und Euch passend zum neuen Jahr einen entsprechenden Test zu „bescheren“. Also bitte, da haben wir die „Bescherung“ 😉

Der Controller

Kiste auf und – tadaa – liegt das neueste Stückchen Hardware von PRESONUS auch schon vor uns: der DAW-Controller ATOM.

Aber: Im Gegensatz zu den richtig massiven FADERPORTs von PRESONUS ist der ATOM tatsächlich „nur“ ein Plastikkistchen. Wirkt aber trotzdem nicht billig. Macht also nichts. Schauen wir erstmal, was wir da haben:

Der ATOM verfügt über 20 Taster, zum Teil mit Doppelbelegung, 4 Drehreglern und 16 RGB Pads. Alle Taster und Pads sind farblich in den typischen PRESONUS-Farben illuminiert und passen damit nahtlos zur restlichen Presonus Hardware.

Außerdem prangt auf der Vorderseite noch ein beleuchtetes PRESONUS-Logo, das je nach Betriebszustand in grün (on) oder blau (connected with STUDIO ONE) leuchtet.

Auf der Rückseite des ATOM finden sich dann lediglich eine USB-B-Buchse und die Aussparung für ein Kensington-Lock.

Die Pads wirken als würden die einiges an Druck und Schlägen vertragen. Sie wirken auf alle Fälle mal wertiger, als die eines AKAI LPD8 oder eines SPARKLE von ARTURIA. 

Die einzelnen Taster haben alle einen gut definierten und spürbaren Druckpunkt. Die Pads sind natürlich anschlagdynamisch und verfügen sogar über polyphonen Aftertouch. Das Repeatverhalten ist ebenfalls sehr gut, ich habe es nicht geschafft, den ATOM zum Stottern zu bekommen. Bei Auslösung ändern die Pads kurzfristig ihre Farbe, so dass man da auch eine visuelle Rückmeldung bekommt.

Richtig gut gefallen mir die extrem großen Gummifüße von dem Teil. Nicht nur die üblichen, kleinen Gummi-Nubsis, sondern richtig große und vor allem auch extrem flache Gummifüße, so dass das Teil absolut wackel- und rutschfrei auf dem Studiotisch des Testers steht. Sehr schön.

Kritik muss ich aber an den 4 Drehreglern üben. Diese sind nicht geriffelt oder gummiert, sondern bestehen aus dem gleichen Kunststoff wie das Gehäuse und wirken dadurch sehr glatt. Das sieht dadurch zwar aus wie aus einem Guss, aber da sie – zum Glück – auch sehr stramm sitzen, so dass man nicht versehentlich irgendwas verstellt, fehlt manchmal leider die Rückmeldung darüber, ob man sie sich jetzt bewegt haben oder ob man wieder  nur mit den Fingern weggerutscht ist. Hier wären geriffelte oder zumindest gummierte Drehregler meiner Meinung nach wesentlich besser gewesen.

Installation, Integration und Handhabung

Die Installation des ATOM gestaltet sich wie die Installation eigentlich aller PRESONUS-Hardware. Auch der ATOM wird über über die UNIVERSAL CONTROL von PRESONUS verwaltet und installiert. Bei meinem Testgerät wurde nach dem ersten Start dann noch gerade die Firmware aktualisiert und das war’s dann.

Die Integration des ATOM in STUDIO ONE ist bereits durch das letzte Update der DAW erfolgt. Da wird ATOM sofort erkannt und man braucht, wie bei den FADERPORTs auch, nichts weiter zu konfigurieren. Einfach im entsprechenden Track den ATOM als Eingabegerät auswählen und los gehts.

Was erwartet man denn nun von einem „DAW-Controller“?! Richtig, dass man damit die DAW kontrollieren kann. Und das kann man.

Der ATOM bietet nicht nur die zu erwartenden Transportbuttons für die DAW, sondern noch einiges mehr. Natürlich lassen sich damit auch Metronom an- und abschalten, aber auch Loops nicht nur aktivieren, sondern auch der Loopbereich festlegen und zwischen verschiedenen Loops springen.

Vieles wird dabei über die „Cursortaster“ auf der rechten Seite des Bedienfeldes gemacht. Ebenso lassen sich aber auch Instrumente auswählen, Pattern und Parts erstellen, lässt sich durch die Presets schalten und durch den Song scrollen und zoomen. Aber, und das finde ich dabei richtig gut, es lassen sich auch die Parts bearbeiten. Und zwar von Grund auf. Inklusive des Bearbeitens jedes einzelnen Events.

Vieles geht dabei über die kontextabhängige Belegung der Pads, die je nach Modus dann natürlich auch passend farblich unterlegt sind. Auf den folgenden Fotos könnt ihr euch die Belegung der Buttons und Pads mal anschauen.

Einige Pads und Buttons sind dabei mehrfach belegt, und zum Teil muss man auch sekundäre Funktionen über die Shift-Taste unten links aktivieren.

Nach kurzer Eingewöhnung und Studium des kurzen, aber guten Manuals geht das innerhalb kürzester Zeit richtig gut.

Zusammenarbeit mit IMPACT XT

Kommen wir aber mal eigentlich zum Highlight des ATOM und dem Einsatzzweck schlechthin: der Steuerung des in STUDIO ONE integrierten Drumsamplers IMPACT XT.

Denn das ist sicher einer der Hauptgründe, warum man sich den ATOM ins Studio stellen dürfte. Die Bedienung und die Erstellung von Drumtracks mit eben IMPACT XT.

Denn hierauf ist ATOM insbesondere ausgelegt. Die Pads übernehmen dabei auch die Farbgebung der in IMPACT XT festgelegten Farben der einzelnen Pads, wie ihr in den obigen Abbildungen erkennen könnt. Und natürlich sind mittels BANK-Taster auch sämtliche Layer von IMPACT XT erreichbar.

Also, kurz mal IMPACT XT inklusive Preset ausgewählt, dadurch eine neue Spur erzeugt, in dieser einen Part erstellt, den Loopbereich festgelegt, Klick aktiviert und dann kann es schon losgehen mit der Aufnahme eines Drumtracks. Und ja, das geht alles alleine mit dem ATOM, wir brauchen nicht ein Mal dabei die Maus oder den Trackball bemühen! Sehr gut!

Ergibt sich sicher von selbst, dass beim Playback die Pads natürlich die Lichtorgel geben, oder?! Alles andere hätte euch sicher auch gewundert.

Mittels der Drehregler lassen sich dabei natürlich auch ausgewählte Parameter des jeweiligen Pads bzw. dessen Sample verändern. Also zum Beispiel Decay oder Pitch. Und natürlich kann man auch selbst einstellen, welche Parameter pro Pad verändert werden können soll, da muss man dann aber doch einmal kurz mit der Maus nachhelfen. Aufzeichenbar sind solche Veränderungen natürlich auch.

Und was wäre ein Drumcontroller ohne Repeatfunktion?! Eben: nicht vollständig. Also bietet ATOM natürlich auch diese Funktion. Die, ihr ahntet es bereits, natürlich auch aufgezeichnet wird. Aber nicht als Controller, sondern tatsächlich entsprechend in Note on/off Befehlen.

Zack – Erstes Drumpattern fertig. Mittels ATOM den nächsten Loopbereich ausgewählt und weiter gehts mit dem nächsten Pattern. So sollte das sein.

ATOM als MIDI-Controller

Wenn man den ATOM nicht grade als Controller für Drumtracks verwendet, stellt der Controller eine chromatische Tastatur dar. Dabei sind die weißen Tasten dann quasi gelb und die schwarzen blau. Mittels der beiden roten Taster schaltet man sich dann durch die Oktaven rauf und runter.

Nun gibt es ja inzwischen etliche Producer, die ganz auf „echte“ Keyboards verzichten, und auch viele andere Controller wie NI MASCHINE verwenden dieses Eingabeprinzip – meins ist das tatsächlich nicht, ich brauch da ein „echtes“ Keyboard. Aber darum geht es hier nicht. ATOM kann es auf alle Fälle. Wer also nicht nur Drumpattern programmieren oder spielen will, man kann auch ganz normale Noten, Lines und natürlich auch Akkorde damit erzeugen.

Wenn man übrigens ein anderes Drumplugin als IMPACT XT verwendet, befindet sich ATOM bei Bearbeiten der Spur immer erst im „Keyboard“-Modus. Sobald man die entsprechende Spur jedoch im Editor als Drumspur markiert hat, indem man im Editor von Pianoroll auf Drumeditor wechselt, ändert ATOM seinen Arbeitsmodus.

Einschränkungen

Wo Licht ist, ist leider auch Schatten. So auch hier. Denn der ATOM hat leider doch einige Einschränkungen.

Die wichtigste Einschränkung ist sicherlich, dass der Controller tatsächlich nur an Presonus eigener DAW STUDIO ONE hundertprozentig funktioniert.

Bei anderen DAW funktioniert er zwar immer noch als MIDI-Controller, dass aber zum Teil auch nur nach längeren Konfigurationsorgien. Und leider meist auch nur als Notengeber. So ist es mir, trotz längerem versuchen, nicht gelungen, SAMPLITUDE PRO X3 dazu zu bringen, auf die Transportbuttons des ATOM zu reagieren. Auch nicht bei manueller Konfiguration mit den vom ATOM gesendeten MIDI-CC-Befehlen.

Auch sehr schade ist es, dass die farbliche Darstellung der Controllerpads bei meinem Test nur von IMPACT XT, dem STUDIO ONE eigenen Drumsampler, überhaupt verwendet werden konnten. Das liegt aber nicht so sehr an BATTERY 4 oder dem ATOM, als vielmehr an den damit getesteten VSTi, wie zum Beispiel BATTERY 4 von NI oder GEIST 2 von FXPANSION. 

Grade bei BATTERY 4 finde ich das sehr ärgerlich, da doch gerade NI selbst den NKS Standard definiert hat, den BATTERY 4 sogar versteht, nur das ausgerechnet BATTERY 4 den nicht verwendet. Obwohl man gerade da so schön mit farblichen Pads arbeiten kann, also in diesem Fall „könnte“. Aber nicht mal die NI eigenen KONTROL-Keyboards bekommen Farbcodes von BATTERY 4 gesendet und so bleibt auch ATOM einfarbig. Echt schade.

Aber – ganz wichtig – da kann der ATOM nichts für!


 

Zusammenfassung

Also: ein sinnvolles Stück Hardware – solange man die Presonus eigene DAW STUDIO ONE verwendet. Denn nur mit der funktioniert der ATOM auch genau so, wie er soll. Und so richtig eigentlich auch nur mit den Presonus eigenen Instrumenten und insbesondere dann natürlich dem IMPACT XT. 

Dennoch tut das dem Kistchen eigentlich keinen Abbruch, es schränkt lediglich den potentiellen Kundenkreis ein. Aber das kennen wir ja auch von den STEINBERG CC-Controllern, die ebenfalls nur mit den hauseigenen DAWs CUBASE und NUENDO funktionieren. Also eigentlich nicht tragisch.

Die Arbeit mit STUDIO ONE erleichtert es alle mal. Und das Arbeiten gerade mit IMPACT XT macht damit auch richtig Spaß.

Aber auch bei den restlichen Arbeiten mit STUDIO ONE macht es doch einiges angenehmer und reduziert den Zugriff auf Maus oder Trackball, wenn man das Bedienkonzept erst einmal verinnerlicht hat. Also mir gefällts. 
 

Fazit

Mit dem ATOM Controller bringt Presonus einen auf die hauseigene DAW STUDIO ONE abgestimmten Hardwarecontroller auf den Markt, der die Bedienung der DAW intuitiv vereinfachen soll. Und das ist in meinen Augen auch sehr gut gelungen.

Zwar funktioniert der Controller nur mit den DAW eigenen virtuellen Instrumenten hundertprozentig, aber das liegt tatsächlich nicht am Controller, sondern an den VSTi anderer Hersteller, deren Farbkodierungen nicht an STUDIO ONE weitergegeben werden.

Für den Preis einer hochwertigen Gaming Mouse bekommt man hier aber auf alle Fälle eine sinnvolle Ergänzung für den Workflow mit STUDIO ONE.
 

Plus
+ sehr gute Verarbeitung
+ exzellente Integration in STUDIO ONE
+ macht IMPACT XT quasi zur MPC
+ verbessert den Workflow immens

Minus
– funktioniert uneingeschränkt nur mit STUDIO ONE
– Drehregler relativ rutschig
– korrekte farbliche Darstellung der Pads nur mit IMPACT XT

Preis und Bezugsquellen

Der PRESONUS ATOM DAW-Controller ist im gut sortierten (Online-)Fachhandel zum Straßenpreis von derzeit 139,- € erhältlich.

Im Lieferumfang enthalten ist STUDIO ONE 4 in der ARTIST EDITION.

Weitere Informationen zum Controller findet ihr auf:
https://www.presonus.com/products/ATOM


Klaus Feurich Über Klaus:
Musiker und Techniker: Keyboards, Gitarre, Sounddesign, Ton- und Studiotechnik, Computertechnik
http://lunymarmusic.com

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