Lassen wir auch wieder im neuen Jahr die Funken sprühen! Wie will man ein Plug-In für Reaktor 5.5 beschreiben, wenn man schon beim Probehören nicht weiß, in welche Kategorien man den Sound einordnen soll? Der Spark von Stephan Schmitt kann von grässlich bis überraschend homogen mystisch und sanft alles bieten, was man in diesem Synthie zuerst nicht vermutet hätte.
Mein erster Eindruck zu diesem Synthie war anfänglich: „Naja, schon wieder ein Versuch einen analog klingenden Synthie zu basteln…“ und steckte damit den Spark erst einmal wieder in die Schublade.
Wenn man Produkte wie Tassmann, Arturia oder einige andere Instrumente aus dem Komplete 7 Paket besitzt, dann ist man ja mit analogen Sounds mehr als gut bestückt – glaubte ich.
Nach einer Weile fand der Spark dann doch wieder den Weg zurück in meine DAW und weil ich zufällig ein paar Tests mit meiner Hardware machen wollte konnte ich bei dieser Gelegenheit mir den Spark dann etwas genauer anschauen.
Ich brauche kein Handbuch, echt nicht – was soll dieser Regler denn machen?
Um eines vorweg zu nehmen: wenn man glaubt, man kann alle Synthies bedienen bloß weil man schon etliches an Hard- und Software in der Hand hatte, der sollte mit diesem Player für Reaktor nicht so gutgläubig in den dunklen Parameterwald hineinspazieren, wie ich es tat. Bei dieser Kreation lauert hinter jeder Sektion eine Überraschung.
Mir hat es jedenfalls nicht den Blick in das Handbuch erspart, da ich mir beim besten Willen nicht vorstellen konnte, wie die Signalwege im Spark denn nun wirklich aussehen. Vielleicht wäre eine passendere Oberfläche doch hilfreicher gewesen, wenn diese zumindest die in den Ansätzen schon vorhandenen Signalführungswege durch zusätzliche grafische Hilfsmittel weiter verfeinert hätte.
In einigen Segmenten auf der Oberfläche ist dieses Konzept des Signalflusses ja schon zu sehen. Allerdings vermute ich mal, dass der Platzbedarf wohl wegen kleinerer Displays vorsorglich im Design nicht überschritten werden sollte und was man bei dem Spark unter der Haube findet, kann man in Worten gar nicht mehr beschreiben. Da bleiben nur Bilder, also los geht’s.
Der Spark kommt mit drei Bereichen daher, die farblich von oben nach unten abgesetzt sind. Für die Modulation über eine Matrix per LFO, Automation oder von Hand können verschiedenste Parameter im ersten Bereich genutzt werden.
Im darunterliegenden zweiten Bereich der Klangerzeugung kommen die Modulatoren des ersten Bereichs zum Einsatz, wenn man es so will. Die Klangerzeugung arbeitet das Signal von links nach rechts ab, dabei ist aber hier ein wesentliches Merkmal optisch nicht erfassbar: der Signalweg der eingebauten Feedback-Schleife.
Unter der Klangerzeugung liegt dann die Effektsektion im dritten Bereich, der die Effekte in einer Kette fest verschaltet anbietet um das anliegende Signal hinter dem Output des Mixers zu verfremden. Auch hier greifen die Modulatoren aus dem ersten Bereich auf Wunsch mit ein.
Man merkt schon, hier wird viel moduliert. Eigentlich hätte man den Synthie auch modulierender Rückkoppler, oder Rückkopplungsmodulator nennen können, aber Spark tut’s auch. Ist auch einfacher 😉
Witziger weise verfügt der Spark über eine eigene Amp-Simulation „Cabinet“, mit der man durchaus in der Lage ist, verzerrte Sounds zu erzeugen. Interessant dabei ist auch, dass diese Amp-Simulation nicht einfach durch einen nachgeschaltetes Guitar-Rig ersetzt werden kann, weil ja dieser „Amp“ das erste Glied in der Effektkette darstellt und Guitar-Rig erst am Ende der Kette eingesetzt werden könnte. Daher hat das Cabinet durchaus hier seine Daseinsberechtigung.
Nachdem also die drei Bereich grob umschrieben sind schauen wir uns erst einmal die Klangerzeugung genauer an. Auf die Modulatoren des ersten Bereiches möchte ich erst eingehen, wenn man schon weiß, wovon ich rede. Dann geht einem auch noch mehr auf, wie die Modulatoren das gesamte System beeinflussen können.
Hüllkurven mit Breakpoint
Wir finden zunächst zwei Hüllkurvengeneratoren (OSC ENVELOPE und MOD ENVELOPE) und ein anschließendes Segment für die Modulationsziele (MOD ENV AMOUNTS). Während die erste Hüllkurve direkt die Oszillatoren steuert, fungiert die zweite Hüllkurve als Quelle für die Modulationsziele.
Die Hüllkurven selbst bestehen aus einer erweiterten ADSR-Steuerung, nämlich ADBDSR. Hier wurde das erste Decay (D) aufgeschnitten und in zwei Teile zerlegt. Dazwischen wurde ein sogenannter Breakpoint (B) eingesetzt. B stellt den Schnittpunkt von D1 zu D2 dar, der stufenlos vom Peak bis Null geregelt werden kann.
Besonders ist an den beiden Decays, dass D1 Linear abfällt, während D2 einen exponentiellen Verlauf bis zum Sustain erzeugt. Der Verlauf von D2 kann bei D2 auf Null zu einem Rechteck verdreht werden. Stellt man jetzt Beispielsweise B auf Max wird D1 funktionslos und man bekommt einen reinen Exponentialverlauf vom Peak bis zum Sustain mit einer klassischen ADSR-Hüllkurve. Hier ist dann D2 das gewohnte D aus dem ADSR.
Ok, um das hier nur einmal zu klären: mit Peak wird die maximale Amplitude im Hüllkurvenverlauf gemeint, die nach dem Ablauf der Zeit für den eingestellten Attack erreicht wird. Auch wenn ich es nicht explizit erwähne, sind mit Angaben wie Sustain, oder Breakpoint die jeweiligen Amplitudenwerte gemeint, die im Bereich von Null bis Peak eingestellt werden können. Die Angaben zu den Decays und dem Release betreffen dann die Laufzeiten, welche im Spark von 0-10.000ms, bzw. -20-10.000ms bei Attack, geregelt werden können.
Mit dieser „gebrochenen“ Hüllkurve erzeugt man schon im Verlauf bei Bedarf abrupte Sprünge, die sich z.B. durchaus als einzelne Echos verwerten lassen. Das grafische Display der resultierenden Hüllkurve hilft dabei dann auch ungemein.
Die vier weiteren Parameter beeinflussen die Art, wie mit der Hüllkurve verfahren werden soll. Der VEL > LEVEL definiert den Einfluss der Anschlagdynamik auf Peak und Sustain. VEL > ATTACK zielt nur auf die Laufzeit des Attack in Relation zur gespielten Dynamik. Härter gespielte Noten bekommen je nach Einstellung eine schnellere, oder bei negativen Werten, längere Laufzeit zum Peak.
Mit LEVEL SCALE wird eine fiktive Gerade über die Klaviatur gelegt, mit der man bestimmen kann, wie sich Peak und Sustain in Abhängigkeit von der gespielten Tonhöhe verhalten soll. Damit stellt man ein, ob tiefere Noten lauter wiedergegeben werden sollen als höhere oder umgekehrt. Das gleiche Verfahren kommt auch bei TIME SCALE zum Einsatz. Hier wird aber der komplette zeitliche Verlauf der gesamten Hüllkurve gestaucht oder gedehnt. Interessanterweise zeigt das grafische Display diese Veränderungen von TIME SCALE und VEL > ATTACK in Echtzeit an. Da zappelt es dann schon mal ganz wild im Display.
Wo soll denn die Reise hingehen?
Jetzt, wo wir wissen wie die Hüllkurven eingestellt werden können, dürfen wir über MOD ENV AMOUNTS festlegen, wie weit der Einfluss der Hüllkurve auf die dort abgebildeten Ziele gelten darf. Die einzelnen Regler stehen ja eigentlich fast selbsterklärend für die Zielparameter der Modulationshüllkurve des Spark.
Etwas unklar war aber, was es mit FB FILT und FB OSC auf sich hat. Die Erklärungen im Handbuch zeigten mir später, dass ich mit diesen Angaben intuitiv nichts anfangen konnte. Also folgt hier jetzt die Auflösung des Rätsels.
FB OSC regelt den Einfluss der Hüllkurve auf das FM-Feedback der beiden Oszillatoren.
Darauf muss man erst einmal kommen! Es geht aber noch weiter…
Der Regler FB FILT stellt ein, wie weit die Modulationshüllkurve die Selbstoszillation der Oszillatoren filtern soll. Stellt man Beispielsweise in der Ring Mod /Filter Sektion den Feedback-Regler (FB) ein, fangen die Oszillatoren über eine Feedback-Schleife an zu schwingen, auch wenn keine Note gespielt wird. Um das zu vermeiden, kann man die Modulationshüllkurve über FB FILT nutzen, dieses Feedback zu unterdrücken.
Bei so etwas raucht einem dann schon mal die Birne.
Die anderen Regler bestimmen dann noch die Wirksamkeit der Hüllkurve auf den Ringmodulator (RM), mit CUTOFF wird die Eckfrequenz des Filters in der Filtersektion, mit DRIVE die Verzerrung durch den SHAPER, mit DELAY die Verzögerungszeit aus dem Delay-Effekt und jetzt kommt’s noch einmal: mit MIXER kann schließlich als Ergänzung zu den Manipulation der Feedback-Schleife festgelegt werden, in wie weit die oberen harmonischen Signalanteile über die Hüllkurve moduliert werden sollen. Dabei greift Mixer sowohl in den HP-2, als auch in den Del/FS Regler ein. Somit sind auch nur die hochfrequenten Anteile des Klanges über die Modulationshüllkurve veränderbar.
Also werfe ich mal einen scharfen Blick auf Oscillators. Diese Sektion besteht aus zwei Oszillatoren, die zum einen ein Rechteck mit Regelung der Pulsweite (PULSE) und zum anderen ein Sinus als Grundschwingung (SINE) anbieten. Beide können unterschiedliche Grundstimmungen haben, die mit P im Bereich von -20 bis +130 Halbtonschritten eingestellt werden können. Direkt darunter befindet sich der Parameter für die Temperierung (das wohltemperierte Klavier). Bei 0 wird immer die gleiche Note wiedergegeben, während bei 1 die Temperierung gleichmäßig auf der gesamten Klaviatur verteilt ist. P reicht von 0 bis 1,072 und sorgt für ziemlich schräge Tonverläufe auf der Klaviatur.
AMPL bestimmt die Lautstärke, mit der das Signal der beiden Oszillatoren sowohl auf den Mixer (PULSE und SINE Regler), als auch zu dem nachgeschalteten Ringmodulator/Filter weitergeleitet wird. Jetzt könnte man auf den Gedanken kommen: „ist ein bisschen wenig Schwingung im Oszillator…“, aber dafür wurden den beiden Oszillatoren noch ein SYNC für den PULSE, je ein FM und ein KEY SYNC geschenkt.
Der SYNC sorgt dafür, dass bei jedem Nulldurchlauf der Amplitude des Feedback-Signals ein Neustart der Wellenform des PULSE durchgeführt wird. Dabei bestimmt die Auswahl zwischen + und -, ob der positive oder negative Nulldurchgang der Feedback-Amplitude als Auslöser fungiert. Man kann sich vorstellen, dass das für ziemlich chaotische Verhaltensweisen führen kann.
Bei OFF reagiert PULSE wie gewohnt auf gespielte Noten, während über KEY SYNC bei jeder Note die Wellenform des PULSE und des SINE neu gestartet werden, werden die Wellenformen ohne KEY SYNC einfach frei laufen gelassen. Das führt dann zu knacksenden Geräuschen beim Anspielen des Sounds, da man eventuell die Wellenform gerade an einem Punkt erwischt, der nicht auf der Nulllinie liegt.
Der FM-Regler legt zudem noch fest in wie weit die zusätzlich (unsichtbar) vorhandene Feedback-Schleife des jeweiligen Oszillators für eine Frequenzmodulation herangezogen werden soll. Stellt man Beispielsweise den FM des SINE auf Max wird ein Signal erzeugt, dass einem Sägezahn ähnelt.
Zufällig war ich gerade an der richtigen Stelle
Nach dem ich ein paar Tage diesen Bericht veröffentlicht habe, fiel mir noch auf, dass eine kleine Sektion des Spark noch nicht betrachtet wurde. Im Eifer des Gefechts ist mir da doch glatt die Steuerung der einzelnen Stimmen entglitten. Hier also der Nachtrag zu diesem kleinen Teil.
Die Spark-Control dient zum Einstellen des Gesamttunings und der Modulationsweite, mit der ein Pitchbend-Befehl den Synthie verstimmen soll. Das VALUE-Feld dient dabei nicht nur zum ablesen dieser Werte, sonder zeigt generell die Parameterwerte bei Änderungen an den anderen Parametern des Spark an. VOICES zeigt die Anzahl der verwendeten Stimmen an, die für den aktuellen Sound verwendet werden, wenn man eine Note spielt. Daneben wird angezeigt, wie viele der Stimmen im Unison-Mode davon wiedergegeben werden. Werden mehr Noten gespielt, als der Spark durch die verfügbaren Stimmen wiedergeben kann, wird zuerst der Unsion reduziert, bevor die Stimmen verschwinden. Möchte man die gerelle Stimmzahl des Spark erhöhen, dann muss dies in den Eigenschaften des Ensembles vom Reaktor eingestellt werden.
Interessanter sind da schon die beiden letzten Felder. SPRD stell ein, wie sich die Stimmen im Tuning verteilen sollen, wenn der Sound im Unison gespielt wird und RAND bestimmt, wie sehr sich die einzelnen Stimmen des Spark per Zufall gegen die originale Tonhöhe der gespielten Note verstimmen sollen. Hiermit wird ein Verhalten simuliert, dass den alten Analog-Synthies entspricht. Diese waren auf Grund der verwendeten Technik auch nicht immer in der Lage die Stimmung ihrer Oszillatoren korrekt gegeneinander zu halten. Das machte ja auch gerade den Charme der alten Geräte aus.
Weiter geht’s zum RING MOD / FILTER und in die Tiefen des Feedback
Hier wird das Konzept deutlich, welches auch in der Effektsektion verfolgt wurde. Das Signal fließt von links nach rechts durch die einzelnen Sektionen im Spark. Jede Sektion hat seine eigenen Parameter und beeinflusst das Signal auf eine entweder direkte und sofort erkennbare Weise, oder sehr subtil durch Veränderungen an der Wellenform über den Feedback-Weg.
Die Sektion RING MOD / FILTER bietet dem Sounddesigner erst einmal die üblichen Verdächtigen wie Eckfrequenz, Resonanz und Filtercharakteristik. Die Eckfrequenz des Filters wird über CUTOFF eingestellt, RESO sorgt für die nötige Rückkopplung und der Charakter des Filters wird stufenlos von Tiefpass (LP) zu Bandpass (BP) und Hochpass (HP) mittels TYPE verstellt. Aber Stefan Schmitt schien das nicht ausreichend zu sein und er bastelte hier noch einige Extras mit ein.
Bevor es überhaupt in den Filter geht, darf man mit FB das Signal aus der Feedback-Schleife in den Amplitudenmodulator mixen. Der dazu gehörende AM-Regler bestimmt, wie hoch eine Modulation auf das Summensignal der Oszillatoren wirken soll, welcher wiederum als Modulationsquelle das Feedbacksignal nutzt.
Diese AM-FB-Mischung wird dann dem Ringmodulator RM zugeführt, dessen Modulationsquelle stufenlos über PLS-SINE ausgewählt werden kann und mittels MIX die Intensität auf den Signalweg bestimmt. In Ordnung. Jetzt dürfen wir Filtern.
Wenn man das so liest, könnte man glatt auf die Idee kommen und sich fragen: „welche Medikamente hat der genommen? Gibt es die auch ohne Rezept?“
Bevor das hier alles noch mehr verwirrt, habe ich mir mal die Mühe gemacht und ein Diagramm erzeugt, dass den Signalverlauf im Spark verdeutlichen soll. In meinem Diagramm wird der eigentliche Teil der Feedbackschleife in Rot dargestellt. Gerade die Sektion SPECIAL sollte hier noch genauer betrachtet werden, weil dort der Mix aus der Effektkette in das Feedbacksignal einfließen kann.
Doch weiter mit dem Filter. Der Filter selbst bekommt über den TRACK-Regler die Möglichkeit die Eckfrequenz in Abhängigkeit zur gespielten Tonhöhe dynamisch zu verändern. Der FM-Regler bestimmt wie weit die Eckfrequenz des Filters über das am Eingang des Filters anliegende Signal frequenzmoduliert werden soll.
SPLIT regelt den Offset der Eckfrequenzen beider Filter, die innerhalb des Spark zum Einsatz kommen. Um ein Filter mit 24dB zu erzeugen (sog. 4. Ordnung), kann man zwei 12dB(sog. 2. Ordnung) in Reihe schalten. Das Problem der Resonanzüberhöhung bei Filtern 4. Ordnung lässt sich durch leichtes Verschieben der Eckfrequenzen beider Filter etwas entschärfen, wenn die Filtersektion im Modus 4. Ordnung arbeitet. Dazu dient der SPLIT-Regler.
SLOPE bestimmt dann wie scharf das Signal gefiltert werden soll. Ein 12db-Filter schneidet Frequenzen außerhalb der Eckfrequenz nicht so scharf ab, wie ein 24dB-Filter.
Übrigens bezeichnet 12dB eigentlich die Dämpfungseigenschaft eines Filters pro Oktave, was gleichbedeutend mit der doppelten, oder halben Frequenz ist. Je nach dem, welchen Filter man benutzt. Ein Tiefpassfilter 2. Ordnung besitzt also eine Dämpfung von 12dB bei 2 kHz, wenn die Eckfrequenz auf 1 kHz gestellt wurde und 12dB Dämpfung bedeuten in der Akustik nur noch 1/4 der Spannung. Entsprechend bedeutet es dann, dass ein 24dB Filter an der gleichen Frequenz nur noch ca. 1/16 der Spannung liefert.
Der Shaper
Waveshaping ist allgemeinhin eine gute Methode, um einem digitalen Sound etwas mehr Würze zu verleihen. Mittels DRIVE teilen wir dem Shaper mit, wie viel das Signal angereichert werden soll. Dabei entscheiden die beiden Regler SAT-SINE welche Modulationskurve (Parabolisch, oder Sinusförmig) für den Shaper herangezogen wird. 2ND H fügt dem Signal noch zusätzlich geradzahlige Oberwellen hinzu. Der damit erzeugte Sound kann als samtiger, oder härter, metallischer bezeichnet werden, da aber viele andere Faktoren aus den anderen Sektionen dabei eine Rolle spielen, ist nicht nur der Shaper allein für das Endergebnis verantwortlich, obwohl mit ihm sehr signifikante Veränderungen am Klang vorgenommen werden. Liegt aber kein obertonreiches Material (wie Beispielsweise ein Sinus) vor, kann auch der Shaper nicht zaubern. Da muss man die Regler schon entsprechend aufdrehen, damit aus einem normalen Sinus wieder etwas Obertonreicheres wird. Wenn man so möchte wird alles brillanter, oder schärfer.
Jetzt wird’s wieder sehr speziell
In der Special-Sektion wird erneut voll in die Trickkiste gegriffen. Diese Sektion bestimmt vorrangig, wie das Feedback-Signal bearbeitet werden soll.
Langeweile kommt bei diesem Synthie einfach nicht auf.
SPECIAL unterscheidet zunächst einmal 3 Bereiche: DELAY, FREQ SHIFTER und FB. Im Bereich DELAY findet sich TIME, mit dem man die Verzögerungszeit von 0-64ms innerhalb der Feedback-Schleife einstellen kann. Passend dazu gibt es mit TRACK die gleiche Möglichkeit die Verzögerungszeit in Abhängigkeit der Tonhöhe zu modifizieren, wie auch schon beim Filter.
Der Bereich FREQ SHIFTER arbeitet gleich mit 4 Kollegen zusammen. AMOUNT bestimmt wie schnell alle Frequenzen durch den Frequenz-Shifter verschoben werden sollen. Mit INV schaltet man dabei die Laufrichtung des Modulators für den Shifter um. COLOR bestimmt den Anteil eines internen Feedback-Signals, der bei hohen Werten mehr einen Effekt erzeugt, wie ein Phaser zu klingen und MIX legt fest, wie stark der Shifter zu hören sein soll.
MONO fungiert als Crossfader zwischen dem polyphonen Signal aus dem Delaybereich und dem monophonen Signalmix des Frequenzshifters und/oder der Effekt-Kette.
Der Anteil der Effekt-Kette für die Modulation des Feedbacksignals kann über INT-EXT geregelt werden. Somit ist es möglich, das Feedbacksignal des Spark durch die aktuelle Effektkette zu schicken. Wenn also irgendwelche LFO auf die Parameter in den Effekten wirken, hat das auch Auswirkungen auf den Signalmix in der Feedbackschleife. Selbst ein simples Cabinet kann das Feedbacksignal erheblich verändern und wenn man sich dabei vorstellt, dass das Feedbacksignal wiederum als Quelle für die Modulationen der Oszillatoren und AM, oder RM herangezogen werden können…
Was sich dabei für extreme Klänge erzeugen lassen, kann man eigentlich nur noch selbst probieren. Auf jeden Fall habe ich mit der Feedbackschleife viele interessante mystische und anormale sphärische Sounds erzeugen können. Ziemlich abgefahrene Sache. Einfach eine Note angespielt und den Sharp im Feedback laufen lassen. Wenn man dann an den feedbackverändernden Parametern herum schraubt, bekommt eine Vorstellung von dem, was in dem Spark eigentlich drinsteckt.
Der Mixer
Kommen wir zum Mixer des Spark. Mich hat es am Anfang irritiert, dass ich etwas hören konnte, obwohl PULSE, oder SINE auf Null standen. Schließlich muss man ja auch erst einmal begreifen, dass das Signal parallel zum Mixer durch die einzelnen Sektionen der Klangerzeugung läuft und wenn der Shaper offen ist, kommt das Signal eben dort heraus.
Mit dem Mixer hat man nun die Möglichkeit aus jeder Sektion Signalanteile abzugreifen. Wurde beispielsweise eine komplexe Klangstruktur aufgebaut die am Ende nur vom Shaper abgegriffen wird, kann man sich immer noch überlegen ob man von den Oszillatoren noch ein wenig vom eigentlichen Sinus abgreifen will, oder nur etwas mehr aus dem Hochpass 4. Ordung des Filters um den Klang mit mehr Höhen anzureichern. Aber auch nur, wenn der CUTOFF nicht zu weit herunter geregelt ist.
Entsprechend beschreiben die einzelnen Regler die verfügbaren Ausgänge der Sektionen zum Mixer. Werden alle Regler des Mixers auf Null gestellt, kommt natürlich auch kein Signal mehr in die Effektkette hinein.
Hinter dem OUTPUT wurde noch ein Regler für CEILING verbaut. Dieser bestimmt den Grenzwert für den eingebauten Limiter. Wäre dieser nicht vorhanden, hätte ich mir längst neue Hochtöner kaufen können. Die Feedbackschleife ist ein sehr gutes Mittel um komplexe Klänge aufzubauen, aber wenn diese nicht gefiltert wird, macht die Schleife genau das, was sie am besten kann und dabei wird unweigerlich auch viel Energie freigesetzt. Also immer schön darauf achten, dass der Regler für CEILING auf einer guten Position steht.
Das hat schon einen Effekt auf mich, oder die Feedbackschleife
Die Effektkette ist eine fest verdrahtete Einheit, in der das resultierende Signal nach dem Mixer eingespeist wird. Der Signalfluss ist immer von links nach rechts und kann nicht verändert werden.
CABINET ist eine Gitarrenverstärker-Lautsprecher-Simulation, in der man neben zwei Resonanzfiltern (einmal Hochpass und einmal Tiefpass) auch den Neigungswinkel und Lautstärke der simulierten Box, sowie den Grad der Verzerrung einstellen kann. MIX legt dann fest, wie weit CABINET das eingehende Signal ersetzen soll. Für angezerrte Sounds ist das Ding wirklich gut zu gebrauchen. Erst im musikalischen Kontext erkennt man meist, dass mit ein wenig Verzerrung im Sound manchmal bessere Ergebnisse erzielt werden, als ohne. Also ruhig mal ausprobieren.
Die nächste Sektion beinhaltet einen 8-Pol Filter. Da dieser mittels GAP, CENTER und LR OFFSET das Signal für beide Stereokanäle unterschiedlich behandeln kann, werden mit diesem sehr steilflankigem Filter auch sehr verworrene Phasenauslöschungen erzeugt. Passt man hier nicht auf, ist das Ergebnis nicht mehr Monokompatibel.
GAP regelt dabei im positiven Bereich die Lücke, in der der Filter nicht mehr arbeiten soll, oder im negativen Bereich den Grad der Überlappung, in der die Trennfrequenzen ineinander verschoben werden.
CENTER legt die Frequenz fest, die als Mittelpunkt für GAP benutzt werden soll. Die beiden Bänder in der Grafik stehen demnach für den Frequenzbereich, in dem der Filter arbeitet. LR OFFSET verschiebt jetzt die beiden Mittenfrequenzen der Filter für den linken und rechten Kanal gegeneinander, so dass damit ein spiegelverkehrter Verlauf erzeugt werden kann.
Interessant wird das erst, wenn man über den ersten Bereich des Spark Modulationen auf GAP, CENTER, oder etwas anderes legt, damit diese Werte dynamisch verändert werden. Daraus resultieren sehr interessante Filterverläufe mit gegensätzlichen, oder synchronen Klangverfärbungen für beide Kanäle.
Der Tiefpass und Hochpass des Filters bekamen noch eine Regelung für die Lautstärke (LP LVL und HP LVL), sowie zusätzlich die Fähigkeit weitere Resonanzen (LP RES und HP RES) zu erzeugen. Mit ein wenig Experimentierfreude bekommt man Effekte hin, die Ähnlichkeiten mit Vokalen aufzeigen.
Natürlich darf auch kein DELAY fehlen, denn hier beginnt der SPARK den Sound wirklich in die Breite zu dehnen.
Das DELAY läßt sich mittels SYNC zum Host synchronisieren. Die Einstellung mittels TIME zeigt aber im Display für die aktuellen Parameterwerte nur Zahlenwerte an. So muss man eigentlich das DELAY immer ein wenig nach dem eigenen Empfinden einstellen. Erschwert wird das Ganz noch dadurch, dass der Regler für LR OFFSET hier wieder die eigentliche Delayzeit beeinflusst, so dass man immer gezwungen ist, auch TIME etwas später wieder anzupassen.
FB ist soweit ja klar und regelt wie lange das Delay laufen soll und X AMT legt fest, wie weit die beiden Kanäle für links und rechts sich gegenseitig übersprechen sollen.
DEPTH, RATE und PHASE sind dem eigebauten LFO zugeordnet. Dieser läuft permanent und bei Bedarf wird die Delayzeit über DEPTH modifiziert. RATE ist demnach die Geschwindigkeit und PHASE der Startpunkt der LFO-Schwingung. Damit nicht alle Frequenzen aus dem Ruder laufen wurden auch hier wieder zwei Filter eingesetzt, die jeweils den tieffrequenten Teil (LO FREQ), oder den hochfrequenten Teil (HI FREQ)des Signal beschneiden.
IN bestimmt, wie stark das anliegende Signal durch das DELAY geschickt werden soll. Bei IN auf Null betrifft die Signalverarbeitung nur die Feedbackschleife und nicht das Hauptsignal des Spark. MIX stellt dann den Anteil ein, mit dem das DELAY wieder in das Ausgangssignal gemixt werden soll und INVERT dreht die Phase des resultierenden Signals aus dem DELAY um. Bei kurzen Zeiten über TIME lassen sich hier Phasenauslöschungen vermeiden, oder erzwingen.
Kommen wir nun zum letzten Effekt in der Kette, das REVERB. Ich muss persönlich sagen, dass das REVERB des SPARK mich sehr überrascht hatte. Normalerweise erwartet man ja, dass die meisten Hallsimulationen von solchen Instrumenten eher dürftig ausfallen, aber dieses bildet hier wohl eine Ausnahme. Das Reverb des Spark klingt wirklich gut für ein Instrument aus dem Reaktor. Klar – hier kann man nicht viel Einstellen, aber dafür liefert es trotzdem gute Akusitk.
Modellieren, was das Zeug hält
Den ersten Bereich des Spark habe ich mir absichtlich bis hier aufgehoben, damit man sich eher vorstellen kann, was im Einzelnen die Modulationsziele bedeuten und welches Auswirklungen das auf den Sound hat.
Auffällig ist im ersten Bereich, dass sich hier vier Fader tummeln. Man ist sofort neugierig und möchte wissen, wie sich der Sound verändert, wenn man diese Fader bewegt. Dazu muss allerdings auch erst einmal klar sein, dass jeder der Fader mit der Bezeichnung MC (Macro Control) bis zu vier verschieden Parameter der Spark gleichzeitig verändern kann! Noch verrückter wird es, wenn man dann noch auf einen der Buttons vor den Fadern klickt. Dann übernimmt der dortige LFO die Steuerung der Fader in Echtzeit und das wird dann auch gleich noch grafisch angezeigt.
Die MC haben jeweils unterschiedliche Ziele, die fest im System verankert sind. Diese verfügen über keine Dropdown-Box und man kann nur den Wirkungsbereich des Faders entweder positiv zur Faderbewegung, oder entsprechend invers einstellen. Die festen Ziele der Fader sind AMPLITUDE und DRIVE für MC1, CUTOFF und RESO für MC2, sowie FB und CAB MIX zum MC3.
Interessanter sind da schon die Dropdown-Menüs, die vor diesen festen Zielen zur Verfügung stehen. Hier kann man (mit einigen Einschränkungen) fast alle Parameter des Spark als Modulationsziel auswählen. Wenn man mal eines der Ziele nicht in dem aktuellen Dropdown-Menü findet, muss das nicht heißen, dass es das nicht gibt. Es kann durchaus sein, dass man das Ziel in einem der anderen Menüs findet.
Das hatte mich am Anfang auch etwas irritiert, weil ich von einer Gleichbelegung ausgegangen bin. Allerdings habe ich mir den Gedanken nach einer ultimativen Matrix gleich wieder abgeschminkt, nachdem ich mal einen Blick in die Struktur des Spark gegönnt habe. Was dort drin zu sehen war entspricht eher dem Stadtplan von New York. Deshalb habe ich ganz schnell die Haube wieder zugemacht und war mit den Zielen zufrieden.
Der LFO für den Modulationsbereich übernimmt die Automation der einzelnen Fader, wenn man diese nicht selbst in die Hand nehmen will. Was mir allerdings störend aufgefallen ist, war die Tatsache, dass es keine Möglichkeit gab, die Steuerung der Fader unterschiedlich zu behandeln. So schön dieser LFO auch ist, wenn alle Fader von diesem übernommen werden können, laufen die Fader alle in der gleichen Richtung hin und her. Einen Versatz des Einsatzpunktes für die Automation mittels LFO kann man zwar mit dem festhalten der Fader erreichen, aber hier hätte ich mir gewünscht, dass sich das Steuersignal vom LFO zumindest pro Fader invertieren lassen kann.
Jetzt könnte man auf die Idee kommen und behaupten, dass mit dem Arbeitsbereich einfach die Steuerungslogik des Faders umgedreht werden kann. Dagegen möchte ich aber halten, dass das Einstellen von vier verschiedenen Arbeitsbereichen pro Fader mir einfach den musikalischen Fluss zu lange unterbricht. Ein Klick mit der Maus und der Fader würde sich genau entgegengesetzt verhalten, klingt für mich nach mehr Möglichkeiten beim Sounddesign, wenn man „mal eben“ etwas anderes Probieren will.
Der LFO selbst allerdings ist ein interessantes Stück Technik. Mit LFO RATE stellt man das Tempo ein und SYNC lässt ihn zum Host synchronisieren. Mit PHASE legen wir den Startpunkt der Wellenform fest, aber mit CLIP wird die Kurve unter dem CLIP-Regler als zusätzliche Modulationskurve für den LFO herangezogen! Diese findet sich unter AMOUNT an und wird als Dreieck bereitgestellt. Wenn man aber mit der Maus in der Kurvendarstellung des CLIP die Form verändert, wird erkennbar, dass sich eine Verschiebung der Kurvensymmetrie damit einstellen lässt. Somit sind auch hier wieder komplexere Verläufe realisierbar, als es zuerst den Anschein hatte. Das Gleiche gilt auch für das Dreieck unter AMOUNT.
Fazit
Von kleinen Punkten, wie der Modulationssektion, die auch über den LFO invers angesteuert werden sollte und dem Geheimnis der Feedbackschleife ohne grafisches Diagramm auf dem Panel mal abgesehen kann ich dem Spark nur ein Lob aussprechen.
Mich hat der Spark überrascht. Ich hatte den Synthie erst nicht so recht wahrgenommen und einfach nur in eine Schublade verpackt, bis ich mal mir die Zeit und Muße nahm, den Spark genauer unter die Lupe zu nehmen. Deswegen ist auch mein Bericht ausführlicher geworden, als geplant. Aber der Aufwand hat sich für mich gelohnt.
Die Sounds, die ich während der Entdeckungsreise erzeugt habe, hatten mich spontan für einige Musikstücke inspiriert. Es macht einfach Spaß mit dem Spark auf Entdeckungsreise zu gehen und daher ist für mich die Empfehlung an alle Enthusiasten dem Spark mal eine Chance zu geben.
Der Spark reicht von der Brillanz nicht an den PRISM heran, aber dennoch liefert er klare Sounds und kann bei Bedarf auch wirklich grässlich klingen. Man sollte sich nicht davon täuschen lassen, dass er wie ein FM-Synth klingen müsste, bloß weil er mit Reglern bestückt ist, die FM heißen. Die Feedbackschleife wird einem eines besseren lehren.
Ich wünsche allen Lesern auf diesem Wege noch ein frohes neues Jahr und viel Spaß beim probieren.
Grüße aus Berlin
Michael Lührig
Mehr Informationen zu KOMPLETE 7 und zum Spark findet Ihr bei Native Instruments: www.native-instruments.com
2 Gedanken zu “Komplete 7 unter der Lupe – Reaktor Spark”
Immer wieder gerne. Ich hatte auch viel Spaß beim Ausloten der Möglichkeiten des Spark.
Grüße aus Berlin
Michael
Schöne, lange und aufschlussreiche Besprechung. Vielen Dank Michael!