Testbericht: NI The Giant – kommt es wirklich auf die Größe an?

Ein Uprightpiano, in unseren Breiten auch gemeinhin als Klavier bezeichnet, hat den Vorteil, dass es im Gegensatz zu einem Konzertflügel irgendwie mit mindestens 2 Menschen transportiert werden kann, also ich habe da zumindest meine Erfahrungen.

Als ich damals mein Klangwerk Tonstudio in Hagen aufgrund eines Einnahmen-Ausgaben-Disasters (leider waren es nicht die Einnahmen die höher waren… ) schließen musste, blieb mir auch das dort mitübernommene Klavier erhalten, welches ich dann zum Entsetzen unserer damaligen Vermieter über die geschwungene gerade blitzblank polierte Kirschholztreppe in die zweite Etage in unsere Wohnung beförderte, with al little help from my friends 🙂

Die Kirschholztreppe hat das Ganze schadlos überstanden, das Verhältnis Vermieter – Mieter wurde allerdings ab dem ersten Einsatz des Klaviers in der Mietwohnung arg auf die Probe gestellt und das war ein kleines, also normales Klavier.

Stellt euch vor ich hätte dem Vermieter damals einen Bauplan vorgelegt, der den Einbau des gewaltigen Klavins Pianos vorgesehen hätte, bei dem die Klaviersaiten über zwei Etagen hätten gehen müssen, tja da hätte er wohl Nein gesagt.

Und nur so nebenbei (und auch absolut war), als ich dann nach Spanien umgezogen bin, haben sich mehrere Interessenten als Nachmieter der Wohnung bemüht, der dann vom Vermieter auserkorene Nachmieter hatte zu meiner Verwunderung, wohl aufgrund eines Unfalls keine Hände mehr….. Soviel zu Klavieren und Andreas in Mietwohnungen…..

Das sollte eigentlich ein Testbericht werden also wolln wa ma:

Native Instruments The Giant basiert auf dem, wohl für Normalsterbliche kaum erschwingliche, Klavins Modell 370i bei dem es sich, wie weiter oben schon angerissen, um ein über 2 Etagen fest in das Gebäude integriertes Konzert-Klavier handelt. Dies soll gewisse Vorteile haben (wenn der Vermieter mitspielt) denn die aktive Resonanzbodenfläche ist mehr als doppelt so groß wie bei einem normalen Konzertflügel (Flügel nicht Klavier!) außerdem ist die Klangdynamik um mindestens 30 % angehoben und die Klangqualität über die gesamte Tonskala erheblich verbessert. Ich höre schon den Heimwerkerking (Hör mal wer da hämmert mit Tim Allen läuft auf RTL Nitro) grunzen HowHowHow Mehr Power!

Native Instruments The Giant

Allen, denen die entweder die geringen baulichen Veränderungen fürchten oder die gerade nicht genug Zaster in der Kaffeekasse haben, sei damit die virtuelle Umsetzung des Klavins Modell 370i, das von dem Sound-Tüftler Uli Baronowsky von Galaxy Instruments mühevoll gesampelt wurde, ans Herz gelegt. Wenn der Mega-Hit dann gemacht ist und der Rubel endlich rollt, könnt Ihr das Klavins Modell 370i ja kaufen und darum herum ein Haus konstruieren 🙂

The Giant von NI läuft sowohl in KONTAKT 5 (Bestandteil von KOMPLETE 6) wie auch im kostenlosen KONTAKT 5 Player, die Bedienoberfläche ist übersichtlich und es steht uns neben dem The Giant Konzertflügel Sound ein weiteres Instrument zur Verfügung: The Giant Cinematic aber dazu kommen wir später noch.

Zuerst widmen wir uns dem Sound von The Giant, der ist in der Standardeinstellung, zumindest mit meiner gewichteten mit Hammermechanik versehenen 88er Tastatur nicht sofort so spektakulär wie ich mir das vorgestellt habe aber ein kleiner Klick in der Presetliste lässt sofort das Haus erzittern, jawoll NI The Giant hätte ich damals in der Mietwohnung gebraucht, dann hätte mein Vermieter wenigstens tatsächlich einen Grund gehabt ewig mit dem Besen gegen die Decke zu kloppen (war mir übrigens egal ich habe dann einfach lauter gespielt 🙂 Hmm eigentlich hätte er im Takt klopfen können dann hätte ich mir das Metronom gespart, Sch%&$ ich verliere wieder den Faden, Sorry lieber Leser…

Also The Giant klingt voll und satt, in den tiefen Lagen klingen die Saiten ewig und drei Tage aus, Sustainpedal Liebhaber werden hier ihre wahre Freude finden! Einige Presets zeigen, welche Möglichkeiten in The Giant stecken, selbstverständlich dürft ihr auch selbst an den Klangeinstellungen werkeln, als da wären: Ein dreibandiger Equalizer, ein Kompressor und ein XXL Amount Regler, diese Regler befinden sich in einer Sektion, die extra geöffnet werden muss, in der normalen Bedienoberfläche finden wir nur den Regler „Tone“.

Ein weiterer Bereich in der Bedienoberfläche von The Giant hört auf die Bezeichnung „Anatomy“ hier können wir im Normalmodus die Dynamik und die Resonanz einstellen, öffnen wir auch hier die detailliertere Ansicht dann finden wir Regler für das Obertonklangverhalten, verschiedene Regler für die von der Mechanik eines Pianos naturgemäß verursachten Nebengeräusche von den Hämmern oder dem Pedal sowie das Verhalten der Dämpfer und der Saiten.

Zusätzlich kann hier auch noch die Stereo Breite, sowie einige weitere Feineinstellungen wie die Stimmung und das Pedalverhalten, eingestellt werden. In The Giant ist auch ein Convulution Reverb enthalten das für eine authentische Raumdarstellung sorgt.

Soweit so gut, ich behaupte das The Giant einen sehr guten eigenständigen und durchsetzungsfähigen Klang besitzt, mann wird fast süchtig danach, allerdings bin ich auch der Meinung das ein „normales“ Steinway Plugin wie zum Beispiel das NI New York Concert Grand (In KOMPLETE 8 enthalten) auch vollkommen ausreicht, um ein gutes Piano in der Produktion zu haben, es kommt also nicht unbedingt auf die Größe an, sondern darauf was man daraus macht!

Genau! Denn jetzt kommt der Hammer, das zweite in The Giant enthaltene Instrument, das auf den Zusatz Cinematic hört, dürfte für alle die, welche sich mit Soundkulissen, Hörspielen oder der Vertonung von Filmen beschäftigt wahres Gold darstellen. Hier finden wir auch einige Änderungen in der Bedienoberfläche, zuerst finden wir im Equalizer nun neben dem Bass und Air Band zwei semiparametrische Mittenbänder, auch ein Low und High Cut Filter ist beim Cinematic Instrument enthalten, zudem wacht ein Limiter über die Ausgangspegel, Tipp: Nicht beim Spielen zwischen den Presets umschalten, dabei ist mir fast eine NS10M (legendäre Monitorbox von Yamaha) abgeraucht.

Native Instruments - The Giant Cinematic

Im unteren Bereich können wir die Lautstärke und die Größe der in The Giant Cinematic eingesetzten Impulse Response Signale einstellen. Die Klänge, die hier erzeugt werden, basieren auf den Schallquellen, die bei dem The Giant Instrument als Noises bezeichnet werden, also Obertöne, Resonanzen, die Ausklingphasen, das Anzupfen der Saiten und die mechanischen Geräusche des Pianos.

Diese Klangquellen werden hier eingesetzt um ganz neue Sounds zu formen, es kann eine Kombination aus allen fünf Quellen erstellt werden aber Vorsicht es handelt sich pro Klangquelle um jeweils ein Layer und jedes dieser Layer zieht euch etwas Puste aus der CPU, zudem kommen hierzu auch noch die Effekte, welche auch auf Impuls Responses, also Convolution Technologie basieren, hier sind eine ganze Menge an Impulsantworten enthalten die vom Orchesterklang bis hin zum mit dem Bogen gestrichenen oder geblasenen Mega Konzert Flügel so ziemlich alles bieten was das Sound-Tüftler Hertz höher schlagen lassen dürfte.

Auch hier finden wir natürlich wieder den Convolution Hall, der hier eigenständig ist und nichts mit der Sektion Convolution in The Giant Cinematic zu tun hat, sagen wir es so nach dem der Sound durch die Convolution Sektion gelaufen ist könnt Ihr diesen noch mit einer ordentlichen Portion Reverb aufmotzen, wobei wir weder beim Heimwerker King sind, HowHowHow mehr Power!

 

FAZIT: Der Klang von Native Instrument The Giant ist beeindruckend, der Piano Sound ist durchsetzungsfähig und einzigartig. Die Überraschung liefert NI aber mit dem Cinematic Instrument, hier sind wirklich geniale Sachen machbar, gerade für Intros, Atmos, Electro oder Filmvertonungen ist dieses Instrument bestens geeignet. Ich muss fast zugeben das mir The Giant mit dem Cinematic Instrument noch mehr Spaß gemacht hat wie der gewaltige Piano Klang! Mit Cinematic hätte ich meinen Vermieter damals geschafft und der wäre freiwillig ausgezogen 🙂

  • Idee: Super
  • Klang: Bombastisch
  • Design: Gut
  • Preis / Leistung: Gut

Gesamtnote: Gut

NI The Giant kostet derzeit 99,-Euro und ist unter anderem im NI Online Shop erhältlich, weitere Klangbeispiele und ein Video findet Ihr auf der NI Webseite

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*